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Fanfiction

Der Phönix und die Hirschkuh - Black Death (Sommer 1996)

von SynthiaSeverin

Das Sonnenlicht stach Severus unangenehm in die Augen, als er an einem frühen Junimorgen die Schwelle zu Dumbledores Büro übertrat. Müde schritt er durch die Türe mit dem Klopfer in Greifenform, hielt inne und blickte zu Boden. Seine Stiefel waren dreckverkrustet vom Matsch aus dem Verbotenen Wald. Kaum getrocknet war er, so wenig Zeit war erst vergangen. Und doch hatte Severus das Gefühl, als läge der letzte Abend bereits Tage zurück. „Ratzeputz“ murmelte er leise, ehe er den guten Perserteppich betrat und langsam tiefer in den Raum hinein ging.

In seinem Kopf dröhnte noch immer seine eigene Stimme.
„NEIN! Er soll gefälligst am Grimmauldplatz bleiben. Jemand muss Dumbledore erzählen, was geschehen ist. Richten Sie diesem Mistkerl aus, dass ich ihn eigenhändig vergiften werde, wenn er nicht bleibt, wo er ist.“
Das waren die letzten Worte gewesen, die er dem Porträt von Phineas Nigellus Black entgegen geschleudert hatte, ehe er in den Verbotenen Wald aufgebrochen war, um Potter zu suchen. Ein Glück nur, dass Dumbledore so klug gewesen war und in weiser Voraussicht Umbridge niemals das Passwort zu seinem Büro verraten hatte. So konnte Severus Phineas‘ Porträt als sichere Verbindung zum Hauptquartier nutzen. Auch wenn er einige Hindernisse zu überwinden hatte. Mit einem Augenrollen dachte Severus daran zurück, was er dem alten Black erst aufs Brot hatte schmieren müssen, bevor dieser bereit gewesen war, für ihn den Laufburschen zu spielen. Erst Verweigerung, dann flitzen, als der liebe Urgroßneffe, oder in welcher Linie sie auch immer verwandt gewesen sein mochten, in Lebensgefahr zu schweben schien. Trottel! War wohl ein Familienfluch der Blacks.

Jetzt, am frühen Morgen, war das Porträt leer. Nur ein Stuhl stand noch im Rahmen. Doch von dem spitzbärtigen Zauberer fehlte jede Spur. Severus konnte sich denken, wo er sich herumtrieb. Und das ganz ohne dass er ihn dort hingeschickt hatte. Wahrscheinlich eilte er gerade in der Eingangshalle von Porträt zu Porträt, um sich nach seinem werten Herrn Nachfahren zu erkundigen. Vergebens. Sirius Black, der letzte und scheußlichste Spross dieser Familie, würde den Grimmauldplatz nie mehr betreten. Sein Draufgängertum, dessen Blüten Severus‘ jahrelange Qualen gewesen waren und die Arroganz, mit der Black glaubte, sich über Anweisungen hinwegsetzen zu dürfen, waren ihm selbst zum Verhängnis geworden. Welch süße Ironie des Schicksals.

Severus lächelte leise und passierte die Reihe der Porträts sich schlafend stellender Zauberer und Hexen. Mit jedem Gemälde zogen noch einmal die Erinnerungen an die vorangegangene Nacht an ihm vorüber. Das Unterholz, durch das er sich gekämpft hatte, als die Dunkelheit längst über ihn hereingebrochen war. Dann der brennende Schmerz auf seinem linken Unterarm, das Zeichen zum Auftakt und für Severus die befürchtete Gewissheit, dass seine Suche nach Potter sinnlos war. Das Schloss, zu dem er zurückgekehrt war, dann das zweite Brennen. Little Hangleton, die weißmaskierten Gestalten zwischen den Grabsteinen. Zu spät war er erschienen, doch gerade noch rechtzeitig genug, um mitzubekommen, dass der Dunkle Lord gescheitert und Black von seiner eigenen Cousine getötet worden war. Die schmerzverzerrten Gesichter der Bestraften, die Erleichterung, selbst den Befehl gehabt zu haben, im Hintergrund zu bleiben und der erste Silberstreif am Horizont, als er endlich wieder vom Friedhof disapparierte.

Auf den Leinwänden ringsumher reflektierte sich blass das frühe Sonnenlicht. Die Morgenröte tauchte das Schulleiterbüro in einen fahlen, zartrosa Schein und nur die hochgewachsene Gestalt Albus Dumbledores, der ruhig und reglos vor dem Fenster stand, warf einen langen Schatten ins Zimmer, als Severus sich ihm näherte.
„Dumbledore?“, sprach er ihn endlich leise an und der alte Mann wandte sich um. Auf seiner Stirn standen Sorgenfalten. Doch das war nicht das Erste, was Severus auffiel. Was er als Erstes bemerkte, war der feuchte Schimmer in seinen Augen. Ein Schimmer wie von kürzlich erst geweinten Tränen. Ein Rest, der noch nicht getrocknet war.
„Ah, Severus, Sie sind es“, sagte er mit matter Stimme und wandte sich unter den verwunderten Blicken seines Verbündeten vom Fenster ab.

Erst wenige Minuten waren vergangen, seitdem Albus Harry endlich aus seinem Büro entlassen und in Fawkes‘ Begleitung zur Krankenstation geschickt hatte, damit er sich von Madame Pomfrey ein Beruhigungsmittel geben lassen konnte. Ihm zumindest sollten ein paar Stunden Schlaf beschert sein. Albus selbst jedoch würde keine Ruhe finden, solange die Splitter in seiner Brust noch stachen. Die Splitter eines Herzens, das zersprungen war, als er auf den Jungen, den er wie einen Sohn liebte, hinab geblickt und ihn so hart mit seiner Wut und Trauer kämpfen gesehen hatte. Der Trauer um einen der wichtigsten Menschen in seinem Leben, an dessen Tod Albus die Schuld trug…

Starr blickte er in Severus‘ Richtung. Doch er sah seinen Verbündeten nicht wirklich an. Vielmehr schaute er durch ihn hindurch. Zu viele bleischwere Gedanken verschleierten seinen Blick und nur am Rande seines Bewusstseins nahm er die dunkle Silhouette wahr, von der sich als blass leuchtendes Oval nur das Gesicht abhob, weil das Licht direkt darauf fiel. Die Welt schien von Sonnenschein erfüllt. Doch in Albus war alles trüb und grau. Grundgütiger, hörte es denn nie auf, dass seine Fehler so schreckliche Folgen hatten? Höre es nie auf, dass sie Anderen das Leben kosteten? „Sie kommen von Voldemort, nehme ich an? Gibt es etwas Neues?“

„Nein“, antwortete Severus, „zumindest nichts, was Sie nicht schon wüssten“. Und er warf seinem Mentor einen finsteren Blick zu. Dieser feuchte Schimmer in den blauen Augen schmeckte ihm nicht und sein Magen rumorte, als er den Anblick herunterwürgte. Albus Dumbledore hatte geweint. Er hatte um Black geweint! Ein Gift aus sonderbarer Befangenheit und Wut breitete sich in Severus‘ Adern aus und begann seine Gedanken zu vernebeln. Albus Dumbledore, sein einziger Vertrauter, weinte um den Menschen, der ihn einst hatte umbringen wollen! Es war Severus, als hätte ihm gerade jemand einen Reducio verpasst, der ihn auf die Größe einer Kakerlake schrumpfen ließ, die man ohne schlechtes Gewissen in den Boden treten durfte. Doch spürte Severus das Verlangen, ehe der Fuß ihm dem Todesstoß versetzen würde, Gift und Galle zu speien, damit diese Tat ein Mal hinterließe. Würde Albus um ihn weinen, wenn es ihn getroffen hätte? Würde er auch nur eine Träne für ihn vergießen? Würde er? Wie so oft wollte Severus ihn wieder einmal packen, gegen die Wand werfen und ihm diese Fragen ins Gesicht brüllen. Doch er schwieg.
„Ich wollte nur wissen, ob es wahr ist, dass die Prophezeiung zerbrochen ist“, war alles, was ihm über die Lippen kam, „Man hat in Little Hangleton gewisse Gerüchte darüber gehört.“

„Die Prophezeiung“, antwortete Albus und schaute noch immer an seinem Schützling wie an einer gläsernen Figur vorbei in unbestimmte Fernen. Die Prophezeiung… Was war er blind gewesen! Er hatte geglaubt, dass er Harry beschützen könnte, wenn er dem Jungen die Wahrheit vorenthielte. Er wollte ihn schonen und hatte dabei doch vergessen, dass junge Geister von Natur aus neugierig waren. Und dass Harry, der ein so gutes Herz besaß, nicht eine Sekunde zögern würde, jedes Risiko auf sich zu nehmen, wenn er einen Mensch, den er liebte, in Gefahr glaubte. Der Okklumentikunterricht mit Severus konnte gar nicht gelingen. Umsonst hatte Albus sie beide dazu verdonnert. Hatte er dem Jungen doch alles genommen, was dieser gebraucht hätte, um die Notwendigkeit dazu einzusehen. Und ohne Einsicht lernten Menschen nur halbe Lektionen. Severus hatte es vorausgesehen. Er hatte ihn gewarnt. Doch Albus hatte die Warnung in den Wind geschlagen. Er hatte vergessen, dass es noch mehr Menschen als ihn selbst gab, die Tom Riddle als Köder benutzen konnte.
„Die Prophezeiung“, wiederholte Albus sich leise, „ja, sie ist zerbrochen.“

Völlig ruhig stand Severus vor Dumbledore und hörte ihm mit gespitzten Ohren zu. In seine wutpulsierenden Adern schoss nun ein Kribbeln vor Aufregung. Für einen Moment vergaß er die Tränen in den blauen Augen. Die Neuigkeiten, die er in Little Hangleton gehört und nun von Albus bestätigt bekommen hatten, waren die Antwort auf eine lang verschwiegene Frage, die Erfüllung einer lang gehegten Hoffnung. Es war Severus, als wäre mit dem Zerbrechen der Prophezeiung auch eines der vielen Glieder der Eisenkette, das ihn an die Schande seiner Vergangenheit band, zersprungen. Als wäre einer der zahllosen unauslöschlichen Flecken auf seiner Weste plötzlich doch getilgt worden.
„Dann ist es also wahr? Die Prophezeiung ist zerstört? Der Dunkle Lord wird Sie nie in ihrer Vollständigkeit hören können?“
„Nur, wenn er die wenigen Menschen, die sie kennen, in seine Gewalt bringt. Doch solange ich lebe, wird er dazu wenig Gelegenheit haben.“
Severus atmete auf. Trelawney, die unter Dumbledores Schutz in Hogwarts lebte, war zwar noch immer eine Gefahr. Doch eine weitaus geringere als die Mysterienabteilung. Und Dumbledore selbst in seine Gewalt bekommen, darauf konnte der Dunkle Lord bis zum Sankt Nimmerleinstag warten.
„Dann hat Blacks kleiner Alleingang also doch nicht alles vermasselt. Wahrlich großes Glück - bei seinem Talent“. Severus zischte die Worte fast, so viel Häme legte er in seine Stimme. Doch er konnte nicht anders. Mit dem Verblassen der Frage nach der Prophezeiung, drängten sich die Tränen in den blauen Augen wieder in sein Bewusstsein. Und erneut stieg das bittere Gefühl der Missachtung in ihm auf, gegen das er sich nur mit einer Beleidigung zu wehren wusste.

Die Worte erreichten Albus wie das Klingeln eines Weckers, wie das plötzliche Erwachsen aus einem Traum. Jäh wandte er seinen Blick und die Gestalt seines Verbündeten nahm endlich scharfe Konturen an. Severus war mit in diesem Raum und er sprach von Sirius. Sirius, der nur wenige Stunden zuvor in seinen Tod gelaufen war. Noch einmal dachte Dumbledore an Harry zurück, der so wütend auf seinen Lehrer gewesen war und im seinem Misstrauen kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Albus hatte versucht, die Wogen zu glätten. Er hatte versucht, dem Jungen zu erklären, welche Rolle sein Okklumentiklehrer in dem Ganzen gespielt hatte, was er alles für den Orden des Phönix und für ihn getan hatte. Doch wieder einmal hatte er Harry nur eine halbe Lektion lehren dürfen. Wieder einmal hatte er das Stück, das zur Einsicht notwendig war, zurückbehalten müssen. Nicht aus eigenem Willen, sondern weil ein Versprechen ihn band. Alle Schuld auf sich genommen hatte Albus, um Severus vor ihm in Schutz zu nehmen und dessen Sticheleien heruntergespielt.


„Sirius war viel zu alt und viel zu klug, um sich durch solch schwächliche Provokationen verletzten zu lassen.“


War es die Wahrheit oder eine Lüge gewesen? Wie gerne wollte Albus seinen eigenen Worten Glauben schenken können. Doch die Gräben, die der Hass und der Schmerz Hand in Hand gezogen hatten, waren tief. Und er hatte nur wenig Sand in der Hand, um ihn in die Schlucht rieseln zu lassen. Jetzt regte sich Ärger in ihm. Wusste Severus denn nicht, dass sein Hass ein Gift war, das alles ringsherum vernichtete? Heilpflanze wie Unkraut? Manchmal hatte Albus es satt, Dünger auf die verbrannte Erde streuen zu müssen, die er hinterließ.

„Sirius Black ist tot“, sagte er streng und blickte Severus direkt in die schwarzen Augen. Er wollte die Wahrheit wissen und er wollte, dass Severus seine Worte bereute.
„Das ist mir bereits bekannt. Ich hoffe, Sie erwarten nicht von mir, dass ich sonderlich um ihn trauere“.
Die Antwort kam kalt. Doch Albus wich keinen Millimeter von Severus ab. Er trat einen Schritt vor und fixierte das ausdruckslose Gesicht, während der Ärger auf seinen Verbündeten weiter anschwoll.
„Der Junge macht Sie dafür verantwortlich, Severus. Er glaubt, Sie hätten Sirius dazu angestachelt…“
In Snapes Gesicht rührte sich noch immer kein Muskel. Oh, er war ein guter, stolzer Kämpfer, fast wie Albus selbst.
„Black hatte den Befehl, im Grimmauldplatz zurückzubleiben. Sie können es mir nicht anlasten, wenn er es vorzieht, sich in Gefahr zu begeben“
„Sie möchten mir also sagen, Sie hätten Sirius nicht provoziert?“
Endlich. Endlich schnaubte Snape noch einmal auf, wich seinem scharfem Blick aus und rauschte zum Fenster. Die Wehrmauer war eingebrochen. Lange genug kannte Albus Severus, um seine Reaktionen zu verstehen.

Der Himmel über den Schlossgründen färbte sich von einem gräulichen Violett allmählich zu einem satten Hellblau. Severus starrte die Wolkenformationen an, als wären sie das Interessanteste der Welt. Der Morgen begann einmal wieder glänzend, wahrlich glänzend. Erst hatte er mit ansehen müssen, wie sein engster Vertrauter um seinen Quasimörder weinte und dann hatte er sich von ihm auch noch eine Standpauke eingehandelt. Warum? Es war ungerecht. Hatte er etwa Black ermordet? Hieß er etwa seit Neuestem Bellatrix Lestrange? Nein. Alles, was er getan hatte, war es, diesem Hund mit gleicher Münze zurückzuzahlen, was dieser einst ihm angetan hatte. Ja, noch nicht einmal das, wenn man es genau nahm. Denn Black hätte ihn in den sicheren Tod geschickt. Er hingegen… er hatte ihn nur ein bisschen gestichelt, ein bisschen provoziert. War das etwa Unrecht? Hatte der Mistkerl es nicht verdient? War es nicht das, was man ausgleichende Gerechtigkeit nannte? Was konnte er denn dafür, dass dieser Dummkopf sich Blindlinks in die Gefahr stürzen musste? Ja, Severus hatte sogar versucht, ihn davon abzubringen. Nicht um seiner selbst willen. Seinetwegen konnte Black ohne Zauberstab in das Hauptquartier des Dunklen Lords laufen, ihn auslachen und Dumbledore haushoch überlegen nennen. Er würde dieser Kröte nicht eine Träne nachweinen, ausnahmsweise dem Dunklen Lord zu einem gewählten Avada Kedavra gratulieren. Aber Black war dabei mit seiner Aktion Potter und einen Haufen jugendlicher Dummköpfe in Gefahr zu bringen und jemand musste Dumbledore informieren. Und Severus hatte darauf bestanden, dass dieser Hund im Grimmauldplatz bleibt, verdammt, er hatte es befohlen. Und was macht dieser Vollidiot? In die Mysterienabteilung rennen. Es war seine eigene Schuld, dass er dort starb, ganz allein seine.

Ein schweres Seufzen ließ Severus aufhorchen, gefolgt von Schritten auf dem Teppichboden.
„Das war es also, Severus? Das war Ihre Rache?“, fragte Dumbledore leise.
Severus schwieg. Dem Schulleiter noch immer den Rücken zugekehrt, presste er für eine Sekunde die Augen zusammen. Dumbledores Reden hatten immer etwas von einem Pfeil, der sich langsam durch jede Abwehr bohren konnte. Er musste die Schutzschilde hochfahren.
„Ich hatte Sie und Black gebeten, einander zu vertrauen“, fuhr Dumbledore fort und in seiner Stimme lag etwas von Enttäuschung, „Ich hatte geglaubt, dass Sie Ihre Arbeit für den Orden des Phönix über Ihre Feindschaft stellen könnten. Ich hatte gehofft, dass es nicht zu einer solchen Katastrophe kommen würde. Der Fehler eines Menschen, der an das Gute im Menschen, an Vergebung und Versöhnung glaubt. Ich sehe nun, wie sehr ich mich geirrt habe, wie tief Ihr Hass aufeinander wirklich war. Sagen sie mir warum Severus, warum konnte ich mich so täuschen?“

Noch fester presste Severus die Augen zu und verzog das Gesicht zu einer säuerlichen Miene. Doch es half nichts, der Pfeil kam durch. Er hatte Black gehasst, so sehr gehasst, genau wie James Potter. Abgrundtief. Doch Dumbledore an ihm zweifeln zu hören, war etwas, das selbst die kälteste Fassade aus Hass noch durchdringen konnte. Bei jedem anderem Menschen auf der Welt hätte Snape sich umgedreht und wäre mit einem zynischen Spruch auf den Lippen gegangen. Aber bei ihm? Zu gut erinnerte er sich noch an den Tag, an dem er aufgelöst in diesem Zimmer gesessen hatte und Dumbledore in seinem Glauben an das Gute im Menschen für ihn einen letzten seidenen Faden zum Leben gesponnen hatte. Der Gedanke, dass dieser Faden reißen könnte, war unendlich schlimm, schlimmer als jede Träne in diesen blauen Augen für Black. Er war wie ein Messer, das auf einen Nerv traf, den Severus schon lange für abgestorben hielt.

Langsam wandte er sich wieder vom Fenster ab und blickte Albus gequält an.
„Sie wissen so gut wie ich wie Black und Potter waren, Dumbledore. Rumtreiber, die das Risiko liebten, die sich niemals an Anweisungen oder Regeln hielten. Die die Gefahr geradezu suchten. Black sollte auf Sie warten. Ich dachte nicht, dass er so dumm sein würde, direkt ins Ministerium zu rennen und alle in Gefahr zu bringen.“
Für eine unerträglich lange Sekunde schwieg Dumbledore und schien zu überlegen.
„Ja, Sie haben wohl Recht, Severus“, sagte er schließlich, „Sirius Black war ein Abenteurer. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen war es Unrecht, ihn zu provozieren. Genau wie es Unrecht war, einen ahnungslosen Jungen zu einem Werwolf schicken zu wollen. Ein Unrecht lässt sich nicht durch das andere aufwiegen. Es bringt kein Ende in den Kreis. Das kann nur Gnade.“
Severus verharrte vor dem Fenster. Noch immer blickte er Albus an, aber verstummte. Die einzige Erwiderung, die ihm einfiel, wollte ihm einfach nicht von der Zunge gehen. Zu sehr versiegelte der Hass seine Lippen.
„Nun, gibt es noch etwas, das wir jetzt sofort besprechen sollten?“, ergriff Albus das Wort und machte zu Severus‘ Erleichterung keine Andeutungen, das Thema fortführen zu wollen.
Für einen Moment musterte Severus das Gesicht mit dem Silberbart. Gewiss waren in der letzten Nacht tausend Dinge geschehen, die noch ein eingehendes Gespräch erforderten. Doch die Augen in dem alten Gesicht waren klein vor Müdigkeit. Tiefe Ringe hingen darunter und der Tag hatte erst begonnen.
„Nein“, antwortete Severus und hörte Albus tief ausatmen.
„Gut, dann bis später“, sagte dieser erschöpft.
Severus erwiderte es, nickte knapp und verließ das Schulleiterbüro.

Als die Türe sich hinter ihm geschlossen hatte, hielt er noch einmal inne und legte nachdenklich die Hand auf den Türklopfer. Ein seltsames Gefühl der Leere überkam ihn, als er die Ereignisse der Nacht und das Gespräch mit Dumbledore Revue passieren ließ. Black war tot. Eine Nachricht, die ihn weder mit Entsetzen noch Trauer, vielmehr mit einer verbotenen Freude, dem Gefühl des Triumpfs und der Genugtuung später Gerechtigkeit erfüllt hatte. Potter und Black hatten sein Leben vergiftet. Wie eine Seuche waren sie gewesen, wie die Pest. Doch obwohl die Pest endlich ausgerottet war, war es doch ein merkwürdiges Gefühl. So oft hatte Severus Black heimlich den Tod an den Hals gewünscht. Jetzt aber, wo ihn tatsächlich das Zeitliche gesegnet hatte, wünschte sich eine kleine, leise Stimme in ihm fast die Zeiten zurück, in denen er Black noch in Gedanken verwünschen konnte. Die Reihen seiner Erzfeinde dünnten sich allmählich aus und mit jedem, der ging, schien auch einer der Fäden zu reißen, die Severus ans Leben band. Als wäre es die Rache allein, die ihm noch Sinn verlieh.

Tief atmete Severus durch und kniff abermals die Augen zusammen, als eine bittere Wahrheit in ihm aufstieg. Eine Wahrheit, die er so gut unter Verschluss zu halten versuchte, wie es nur ging. Eigentlich wollte er keine Rache, keinen Hass. Eigentlich wollte er Vergebung und Liebe. Vergebung für all das, wofür er sich selbst hasste und Lilys Liebe, die er weder bekommen würde, noch verdient hatte. Die er so früh verspielt hatte in seiner Blindheit. Und Freundschaft. Dumbledores Freundschaft. Nur einmal in diese blauen Augen zu sehen und zu wissen, dass der feuchte Schimmer darin ihm galt. Ihm und nicht Potter oder gar diesem Widerling von Black. Wie sehr brannte es in ihm, zurückzugehen, sich wie vor vielen, vielen Jahren auf den Stuhl vor dem Pult zu werfen und vor Dumbledore seine ganze Misere auszuspeien. Doch Severus rührte sich nicht, bis seine Hand endlich den Greifen losließ. Er hatte schon früh zwischen verdreckten Backsteinen und stickigem Fabrikqualm gelernt, dass Liebe etwas war, mit dem er für sich besser nicht rechnen sollte. Vor allem nicht von den Menschen, in denen er ein Vorbild suchte, die er selbst liebte. Mit dem Gedanken an den Tränenschleier in Dumbledores Augen verließ Severus das Schulleiterbüro. Wann er es das nächste Mal betreten würde, wusste er nicht.


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