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Fanfiction

Der Phönix und die Hirschkuh - Unauslöschliche Flecken (Winter 1994)

von SynthiaSeverin

„Natürlich traut Dumbledore Ihnen. Verliert nie den Glauben an das Gute im Zauberer, nicht wahr? Gibt jedem `ne zweite Chance. Ich aber – ich sage, es gibt Flecken, die gehen nicht mehr raus, Snape. Flecken, die nie mehr rausgehen.“

Die Stimme Alastor Moodys wiederholte die Worte in einem endlosen Band. Sie wollte einfach nicht schweigen, obwohl kein Ton mehr zu hören war. In seinem Kopf sprach sie einfach weiter, unaufhörlich und quälend, als wollten seine eigenen Gedanken ihn bestrafen.

Severus holte Luft. Ein bitterkalter Strom füllte seine Lungen. Der Frost hielt die Welt noch immer in seinem eisigen Griff gefangen. Doch an der rotglühenden Membran seines zornerfüllten Gesichts zerbrach seine Gewalt. Wütend stapfte Snape vorwärts. Schnee knirschte unter seinen schweren Stiefeln, Sterne besprenkelten über seinem Kopf einen klaren Himmel mit kaltem Licht. Er hatte sich in die Unwirtlichkeit einer Februarnacht geflohen, um seinen Groll abzukühlen. Seinen Groll auf Alastor Moody, diesem verfluchten Hund von Ex-Auror, der seinem Ruf, ehemalige Schwarzmagier zu jagen, alle Ehre machte. Der Snapes Büro durchwühlte, der ihm auflauerte und ihn demütigte, der ihm sogar drohte, ihn bei Dumbledore anzuschwärzen und - gegen den sich Severus nicht wehren konnte. So wenig, dass es Moody sogar gelungen war, ihn dazu zu bringen, sich mit einer unbedachten Geste, einer spontanen Reaktion vor versammelter Mannschaft zu verraten. Wie sehr schämte Severus sich für diese Schwäche, sich preisgegeben zu haben. Wie sehr ärgerte er sich über sich selbst. Darüber, diesem ausgekochten Fuchs eine solche Macht über sich eingeräumt zu haben. Und noch viel mehr dafür, dass - so unangenehm Severus seine Anwesenheit in Hogwarts auch war, so tief die Antipathie und groß der Wunsch, ihn loszuwerden – er recht hatte. Recht hatte damit, dass es Flecken gab, die nie mehr herausgingen …

Langsam wandte Snape sich um. Er war weit gekommen. Das Schloss war nur noch als kleiner, dunkler Schatten vor einem leuchtenden Mond in der Ferne zu erkennen und die Ländereien um ihn her still und menschenleer. Er war alleine und das war gut so. Denn Severus hatte nicht die geringste Lust, auch noch hier draußen von irgendwem gestört zu werden. Er ließ den leuchtenden Zauberstab sinken wie ein blendendes Licht, das jeden Beobachter über sein wahres Antlitz täuschte und flüsterte „Nox“. Nun war er von Dunkelheit umgeben.

Noch immer kreisten seine Gedanken um die Begegnung mit Moody. Er sah das Gesicht vor sich, das ihn höhnisch angegrinst hatte und dann leise erklärte, dass es das Vorrecht der Auroren sei, Büros zu durchsuchen und fortfahren wollte, dass Dumbledore ihn, Alastor Moody, beauftragt hätte, verdächtige Personen im Auge zu behalten. Snape schnaubte. Verdächtige Personen. Gehörte etwa auch er zu diesem erlauchten Kreis? Er hatte Moody sofort angefahren, dass er sich weigere, dies zu glauben, dass der Schulleiter ihm vertraue. Und doch, führte die Kette nicht bis zu ihm? Verdächtige Personen, schwarze Magier… ehemalige Todesser. Snape warf einen Blick auf seinen linken Mantelärmel, den er im düsteren Mondlicht kaum sehen konnte.

Konnte er es denn wirklich wissen? Konnte er sich sicher sein, dass Dumbledore ihm tatsächlich vertraute? Er hatte es geglaubt als Albus ihn nach dem Weihnachtsball mutig genannt hatte. Und doch… es gab Flecken, die nie mehr herausgingen. Das Dunkle Mal war in seine Haut eingebrannt und würde es den Rest seines Lebens bleiben. Und misstraute Albus Dumbledore nicht auch Igor Karkaroff? Vielleicht waren Moodys Worte ein Wink mit dem Zaunpfahl, vielleicht wusste er mehr als Snape, vielleicht war Dumbledores Frage auf dem Weihnachtsball ganz anders gemeint gewesen, als Severus gedacht hatte? Wäre es nicht merkwürdig, wenn der Einzige, den ER je fürchtete, die Lichtgestalt Albus Dumbledore, ihm, Severus Snape, der so tief gesunken war, wirklich für vertrauenswürdig und nicht nur für nützlich hielt? Seine Schande war zu tief, viel zu tief. Oh Lily! Was für eine grässliche Kreatur musste derjenige sein, der sie verraten hatte.

Severus sank in auf einen vereisten Baumstumpf nieder und blickte finster in die nachtschwarzen Weiten der Schlossgründe als er plötzlich… da, ein Licht schimmerte durchs Geäst des Verbotenen Waldes! Es hatte die Größe einer Fee, doch bewegte sich viel zu langsam und gleichmäßig. Es musste… es musste ein Zauberstab sein. Sofort stand Snape kerzengrade, schlich sich hinter einen Baumstamm, den Zauberstab fest in der Hand. Das Licht kam näher, wurde größer, bis Snape im Schein das Gesicht eines Mannes erkennen konnte – und einen langen, silbernen Bart, der in einer Gürtelschnalle steckte.

Snape schloss für eine Sekunde die Augen und atmete aus. Und in diesem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit trat er auf einen vereisten Ast auf dem frostigen Boden, der laut klirrend zersprang. Sofort fuhr die Gestalt Albus Dumbledores zu ihm um und das Zauberstablicht fiel durch die kahlen Äste direkt auf Snapes Gesicht.

„Ah, sind Sie das, Severus?“, sagte der Schulleiter halb beruhigt, halb verwundert und ließ den Zauberstab sinken.
„Guten Abend, Dumbledore“, knirschte der Tränkemeister, entfachte seinen Zauberstab und trat hinter dem Baumstamm hervor.
Für eine Sekunde blickte Dumbledore ihn prüfend an als ob er im Begriff stände, Snape zu fragen, was dieser zu nachtschlafender Zeit, mit gezogenem Zauberstab im Freien hinter einem Baum versteckt zu suchen hatte.
Doch dann beäugte er Snapes noch immer zornverzerrtes Gesicht genauer und seine Lippen kräuselten sich zu einem breiten Grinsen: „Zugegeben, das Vergnügen, dass meine eigenen Lehrer mir auflauern, hatte ich bisher recht selten. Haben Sie nicht Lust, mich ein Stückchen zu begleiten?“

Severus biss die Zähne zusammen. Er kannte Albus inzwischen gut genug, um zu wissen, dass dieser auf eine solche Frage kein Nein als Antwort hinnehmen würde. Gemeinsam zogen sie fröstelnd durch die winterlichen Ländereien, während um sie Schneeflocken fielen.

„Was machen Sie eigentlich so spät noch hier draußen, Dumbledore?“, fragte Snape schließlich.
„Ich? Ich schätze ein Spaziergang an der kühlen Nachtluft hat noch keinem vollen Kopf geschadet.“ Er warf Severus ein kurzes Lächeln zu und fuhr fort.
„Alastor würde mich wegen dieser Unbekümmertheit wohl einen alten Narren nennen. Immer wachsam! Nun, ich denke, ich kann ganz gut auf mich auf-.“
„M-o-o-d-y“, knirschte Snape leise.
Er hatte eigentlich zu sich selbst gesprochen. Doch Albus schien ihn gehört zu haben, denn er blieb stehen, wandte ihm sein Gesicht zu und blinzelte.
„Gibt es etwas, das Sie mir sagen möchten, Severus?“, fragte er neugierig.
Snape zog die markanten Augenbrauen zusammen und beschloss dem Ärger, der seit Monaten in ihm kochte, endlich Luft zu machen.
„Oh, nicht im Geringsten, Dumbledore“, sagte er höhnisch, „Nur dass Moody der Ansicht ist, zur Erfüllung seiner Pflicht sei es notwendig, mein Büro auf schwarzmagische Artefakte zu durchsuchen.“
„Du meine Güte!“, gluckste Albus und wandte sich wieder dem Weg zu, „Alastor scheint seine Aufgabe wohl doch ein wenig zu ernst zu nehmen“
„Sie haben ihn also nicht beauftragt?“, fragte Snape.
„Natürlich nicht“, antwortete Dumbledore prompt, „Ich könnte Alastor genauso gut angewiesen haben, mein eigenes Büro zu durchsuchen. Wenn er wüsste, dass ich es nachts alleine lasse, würde er vermutlich schon aus Sicherheitsgründen darauf bestehen.“

Plötzlich blieb Snape stehen. Albus bemerkte nicht sofort, dass sein Begleiter nicht mehr Gleichschritt hielt. Doch als er sich endlich umwandte, erfassten seine hellblauen Augen schnell den harten Ausdruck auf dem Gesicht des Tränkemeisters. Für eine Sekunde blickte er ihn verwundert an.
„Sie haben das doch nicht etwa wirklich geglaubt?!?“, fragte er ruhig.
Im fahlen Licht des Zauberstabs schauten Snapes dunkle Augen ihn leidvoll an.
„Ich…“, murmelte er leise und brach ab. Ein Ausdruck von Ärger spiegelte sich in den Zügen seines Gesichts.
Albus atmete tief durch, warf einen kurzen Blick zum Himmel und wandte sich dann wieder seinem Begleiter zu.

„Severus, hören Sie“, begann er ruhig und sehr deutlich zu erklären, „Sie genießen mein vollstes Vertrauen. Wenn Alastor Moody Ihr Büro durchsucht, weil er glaubt, Sie versteckten verbotene Gegenstände dort, so handelt er auf eigene Verantwortung, nicht auf meine Anweisung hin. Haben Sie mich verstanden?“
Snape schwieg, nickte nur knapp. Seine Mimik verriet etwas von Scham, wie jemand, der mehr von sich offenbart hatte, als er wollte.
„Entschuldigen Sie, Dumbledore, dass ich Ihren Spaziergang gestört habe“, sagte er schließlich und zog in die Gegenrichtung davon. Die nachtblaue Luft hatte schon bald seine Silhouette verschluckt.

In einem Wirbel aus Schneeflocken stand in seinem königsblauen Wintercape Albus Dumbledore allein in den Ländereien und blickte nachdenklich der entschwundenen Gestalt hinterher. Ein tiefes Stöhnen durchfuhr die Nachtstille. Armer Severus. Albus hatte nicht lange darüber grübeln müssen, was die Zeichen bedeuten. Und er verstand Snape nur zu gut, mehr als er sich selbst gewünscht hätte. Tief atmete Albus durch, schloss für einen Moment die eisblauen Augen.

Zweifel - Zweifel an sich selbst, an seinem Wert, an etwas Gutes in sich im Angesicht der bleiernen Schwere der Schuld. Wie gut kannte er sie - diese Gefühle, die ihn wie Vertraute durch so viele Jahre begleitet hatten. Es schien, als ob Eis und Schnee die Zeit eingefroren hätten, knapp hundert Jahre niemals vergangen wären.

Manchmal, in Stunden, in denen er in den Räumen über dem kreisrunden Büro alleine war, die Augen schloss und seinen müden Kopf auf die Brokatkissen senkte, kehrten sie zurück wie neblige Gestalten - die Bilder aus Godric’s Hollow. Aberforth, der ihn anschrie, Grindelwald, der aus dem Haus floh und am Boden… Arianas Leiche, das blonde Haar zerzaust, die starren Augen unmenschlich weit aufgerissen. Niemals hatten diese Bilder je das Zimmer über dem Schulleiterbüro verlassen und doch verfolgten sie Albus manchmal bis in den Tag. Hinter seinem freundlichen Lächeln auf dem faltigen Gesicht, hinter den Lippen, die fröhliche Liedchen trällerten, hinter den Händen, die so oft verstohlen in eine Schale mit Brausedrops griffen, gab es einen Fleck in ihm, der nichts als Düsternis war. Unauslöschlich, so viele Jahre auch vergangen sein mochten.

Albus seufzte schwer. Etwas in seiner Brust zog sich zusammen. So tief verachtete er sich selbst dafür, was vor so langer Zeit, vor fast einem Jahrhundert, seiner geliebten, kleinen Schwester, zugestoßen war. Er war nie mehr frei gewesen seit diesem Tag, so oft er vor sich selbst zu fliehen versucht hatte. Er hatte sich niemals vergeben können. Und auch nie wieder bei irgendwem diese Vergebung für sich gesucht, seitdem die Augen seines Bruders sich hasserfüllt von ihm abgewandt hatten, seitdem die Fäuste ihm – zutiefst verdient- die Nase zertrümmert hatten. Seit jenen dunklen Stunden seiner Jugend, in der er mit seiner Schuld und Trauer allein geblieben war und statt einer Hand, die ihn hielt, statt Trost und Zuspruch, nur Kälte und Einsamkeit fand.

Menschen, die Albus‘ Lebensweg seit jenem Tag gekreuzt hatten, schienen ihn instinktiv zu mögen. Menschen, die ihm Bücher, die er längst besaß, zu Weihnachten schenkten statt Wollsocken für seine immer fröstelnden, alten Füße. Eine falsche Liebe, erkauft durch jahrzehntelanges Schweigen. Nie hatte er jemandem von Arianas Schicksal erzählt, nie. Ihm fehlte der Mut zur Wahrheit. Es war nicht der Tod, vor dem er sich fürchtete, auch nicht in erster Linie sein guter Ruf in der Zaubererwelt, an dem ihm wohl etwas lag, doch den er jederzeit für den Kampf gegen Voldemort aufs Spiel setzen würde.

Nein, seine größte Angst war es, noch einmal in Augen wie die Aberforths blicken zu müssen. Kalte Augen, die ihm unmissverständlich sagten, dass es für ihn keine Vergebung, keine Erlösung von seiner Schuld gab. Augen, in denen jeder Glanz von Achtung und Liebe erloschen war und kalter Hass ihm die Türe in die Einsamkeit wies. Augen, die Minerva oder Hagrid, Elphias oder Alastor. Wie könnten sie etwas Anderes tun, als Albus so tief zu verachten, wie er sich selbst verachtete? Ja sogar Severus. Severus, den Albus einst in einem Anflug spontaner Empörung über dessen Gleichgültigkeit widerlich genannt hatte, obwohl er selbst doch genauso tief gesunken war, seine eigene Vernachlässigung Arianas Leben gekostet hatte.

Severus, der seitdem in Verbitterung versunken war... Dumbledore runzelte die Stirn. Manchmal, in ganz seltenen Momenten, hatte er nicht nur Mitleid mit ihm. Dann, wenn er nach einer Nacht, in der Ariana und Grindelwald und Aberforth ihn einmal wieder in seinen Träumen heimgesucht hatten, in den Spiegel schaute und seine krumme Nase sah, wünschte er sich, er hätte jemals die Freiheit gehabt, den inneren Stürmen der Wut auf sich selbst freie Bahn lassen zu können. Doch er hatte sich einst verboten, sich dem Selbsthass zu überlassen, sich aufzugeben und zu richten. Er hatte sich gezwungen, die Schmach seiner Schuld zu tragen und mit sich selbst leben zu müssen – die größte aller Strafen. Kein Grollen gegen sein Schicksal, keine Tränen…kein Selbstmitleid. Die Bürde tragen und versuchen, trotz der Last noch aufrecht zu stehen. Allein diese Härte gegen sich selbst war der Grund, warum er noch lebte, den Moment überlebt hatte, als Aberforth verkündet hatte, keinen Bruder mehr zu haben.

Letztendlich hatte Albus einen Weg gefunden, mit sich selbst zu leben, ja sogar Lebensfreude zu finden. Doch der Preis war hoch. Sich mit all seiner Kraft für Andere einsetzen, wo er Ariana einst vergessen hatte; zu verhindern, dass Andere dem falschen Weg folgten, den er als junger Mann einst eingeschlagen hatte; zum Fürsprecher der Muggle werden, die er einst unterdrücken wollte. Tausend Versuche, etwas wiedergutzumachen. Es war der einzige Weg. Und doch war er tausend Mal gescheitert. Ariana war tot. Für immer. Nichts konnte er für sie mehr tun, nichts konnte die Toten zurückbringen. So sehr in mancher dunklen Stunde, wenn die Schuld sich auf ihn niedersenke, etwas in ihm sich danach flehte, wie Verdurstender nach dem Wasser, nur um sie ein Mal, ein einziges Mal um Vergebung bitten zu können. Er würde nicht vergessen, was er sah, als er einst in der Zeit bevor er nach Hogwarts zurückkehrte, einem Irrwicht begegnete oder was das Silberglas von ERISED ihm zeigte. Für Andere da sein, sich für das Allgemeinwohl einsetzen, Hogwarts zu einem Ort gelebter Toleranz machen, war alles, was er tun konnte, um seine Schuld zu sühnen.

Ein Weg, auf dem die Menschen um ihn herum begannen, ein Vorbild in ihm zu sehen. Sie suchten bei ihm Rat, Hilfe und… moralische Führung. Ausgerechnet bei ihm, der so tief gesunken war. Doch konnte er es ablehnen, wenn er sah, dass er gebraucht wurde? Dass Menschen nach seinen weisen Worten, nach seinem Verstand und nach seinen Fähigkeiten verlangten? Er war geworden, was er war, weil Andere es wollten. Als Grindelwald an Macht gewann, rief die Zaubererwelt nach ihm, der sich Hogwarts vor der Macht versteckt hatte. Er hatte so oft abgelehnt, Zaubereiminister zu werden und doch ersuchte Fudge tagtäglich seinen Rat. Als Voldemorts erster Aufstieg begann, war er es, der den Widerstand in Leben gerufen hatte, weil er der Einzige gewesen war, der Tom Riddle schon als Schüler durchschaut hatte. Inzwischen war die Mauer zu hoch gewachsen, um über sie zu klettern. Er konnte das Licht, das er Anderen war, nicht mehr löschen, ohne zu riskieren, sie in die Finsternis fallen zu sehen. Er war ein Gefangener seines eigenen Scheins geworden und konnte in seiner Fessel nicht mehr tun als ein Fürsprecher für den Glauben an das Gute im Menschen, für zweite Chancen und die Macht von Schuld, Reue und Umkehr zu werden. So wie für Severus.

Severus … kaum einen Anderen hatte Albus so sehr an die Hand genommen wie ihn, wissend, dass sein Schützling ohne ihn in seiner eigenen Dunkelheit eingehen würde. Wie sehr erinnerte ihn der blasse Mann mit dem schwarzen, fettigen Haar zuweilen an sich selbst. Als die Potters gestorben waren und Albus zugleich die Verantwortung für einen kleinen Jungen, der in größter Gefahr schwebte, zufiel, wie auch die für einen jungen Mann, der in seinem Büro zusammenbrach und unter Tränen erzählte, sich den Tod zu wünschen… war es in all seiner Grausamkeit nicht wie eine zweite Chance?

Nie war Albus verdächtigt worden, ein Monster aus der Kammer des Schreckens befreit zu haben. Er war auch kein Werwolf, dem der Schulbesuch ohne Hilfe versagt geblieben wäre oder ein Wahrsager, der von Voldemort aufgrund seiner Prophezeiung gejagt wurde. Doch er war schuldig geworden am Tod eines geliebten Menschen. Genau wie Severus. Wie Kendra für Ariana war Lily für Harry gestorben. Doch Ariana war tot und Harry lebte. Und Severus hatte eine Chance, die Albus nie hatte: An dem Kind und der Mutter selbst, gegen die er schuldig geworden war, etwas wieder gut zu machen.

Vielleicht, so dachte Albus damals heimlich, konnte er etwas wieder gutmachen, sich selbst helfen, indem er einem Anderen half, den Weg durch die Schuld zu gehen. Und vielleicht würde sein Schützling die Tore passieren, die Albus selbst durch sein Schicksal, seine Feigheit und die Rolle, die er übernommen hatte, verschlossen blieben. Er hatte Severus fest an die Hand genommen, ihn dazu gedrängt, Verantwortung für Harry zu übernehmen, wo er selbst Ariana so sträflich vernachlässigt hatte. Denn er wollte vermeiden, dass sein junger Schicksalsgenosse seinen Fehler wiederholen würde. War er zu streng mit Severus gewesen? Würde sein Schützling sich nach all diesen Jahren wirklich aus freiem Entschluss entscheiden, die gemeinsame Mission weiterzutragen? Hatte er wirklich verstanden, dass er frei war? Für einen Moment erschauderte Albus über die Macht, die er über andere Menschen haben konnte. Macht – seine Verführung, seine Schwäche.

Und doch brauchte Severus seine Führung nicht mehr als alle anderen Schützlinge? Wie gerne hätte Albus gesehen, dass er Harry in sein Herz schließen würde, im dem Kind seiner einstigen Liebe ebenso einen Sohn erblicken würde wie er selbst. Dass nicht mehr Schuld, sondern Liebe das Band zwischen beiden war, die Snape ans Leben band und um den Jungen kämpfen ließ. Wie gerne hätte Albus gesehen, dass sein Schützling Offenheit walten lassen würde, wo Albus über sein Geheimnis schwieg. Wie sehr hatte er gehofft, Severus möge mit seiner Fürsprache, die Anerkennung und Vergebung finden würde, um die Albus selbst nie gebeten hatte, nicht bitten konnte. Wie sehr hatte er sich gewünscht, dass Severus einen Weg finden würde. Einen Weg, sich selbst zu verzeihen… etwas, das ihm, Albus Dumbledore, in knapp 100 Jahren niemals gelungen war. Severus zu retten vor dem Abgrund seiner Schuld… es war die größte Chance etwas wieder gutzumachen, die er je erhalten hatte und vielleicht… die letzte in seinem Leben!

Betrübt blickten zwei glasig helle, eisblaue Augen zu den dunklen Umrissen eines Schlosses auf. Irgendwo in der Ferne stieg eine schwarze Gestalt gramvoll die Treppen zu den Kerkern hinab. Eisiger Wind blies Schneeflocken in den silberweißen Bart eines alten Mannes. Die einstigen Spuren vor ihm im Schnee – waren verschwunden.


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