von SynthiaSeverin
Viele Stockwerke über Snapes Kerkerzimmer lag noch immer die Brille mit den Halbmondgläsern unangetastet auf dem Pult. Der alte Mann auf dem Stuhl dahinter wirkte erschöpft. Mit zusammengekniffenen Augen rieb er sich die Stirn. Manchmal konnte das Amt des Schulleiters einem schon ziemliche Kopfschmerzen bereiten, dachte Albus Dumbledore. Seine Aufgabe war es, für all seine Lehrer und Schüler da zu sein. Doch wie sollte er dieser Aufgabe gerecht werden, wenn so viel Hass und Verbitterung zwischen zwei Menschen lag? Nicht nur, dass sich zwischen Severus Snape und Harry Potter seit zwei Schuljahren alles in eine andere Richtung entwickelte, als Albus es sich vorgestellt hätte. Nun kündigte sich auch noch Zwist unter den Lehrern an. Natürlich traf Lupin keine Schuld an den Geschehnissen vor fast zwölf Jahren. Er war ein alter Kämpfer des Orden des Phönix und ein guter Freund der Potters und Pettigrews. Ein sanfter, gutmütiger Mensch, der leider ein großes Problem hatte, das ihn zum Außenseiter der magischen Welt werden ließ. Albus konnte, durfte ihn nicht einfach im Regen stehen lassen – und er brauchte jemanden mit seiner Erfahrung und Kompetenz auf dem Posten des Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Und doch verstand er irgendwo auch Severus Snape. Obwohl so viele Jahre vergangen waren, schien er noch immer tief verletzt zu sein. Doch wie sollte Albus ihm dabei helfen? Er durfte sich nicht auf die Sorgen eines Einzelnen einlassen. Er musste für alle in Hogwarts da sein. Gerade war Dumbledore im Begriff seine Brille wieder aufzusetzen, als auf einmal ein vertrautes Gesicht in der Türe erschien.
„Albus, ist alles in Ordnung?“, fragte die Hexe mit den streng zusammengebundenen schwarzen Haaren, „Ich traf gerade Severus in der Eingangshalle und er war äußerst ungehalten. Ist denn etwas passiert?“.
„Nein, Nein, es ist alles in Ordnung, Minerva“, antwortete der Schulleiter, „eine kleine Meinungsverschiedenheit. Er wird sich wieder beruhigen. Magst du ein Zitronendrop? Ich könnte jedenfalls eines vertragen.“
„Nein, Danke, Albus“, sprach Professor McGonagall, „Wie ich hörte, hast du jemanden für die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste gefunden?“
„Ja, er hat heute den Vertrag unterzeichnet. Du wirst dich freuen, es ist ein alter Schüler von dir.“
„Das sagte mir Severus bereits. Wer ist es denn?“
„Remus Lupin“, antwortete der Schulleiter.
Seine Stellvertreterin blickte ihn mit einem Gesichtsausdruck an, der gemischte Gefühle verriet.
„Freust du dich etwa nicht? Ich dachte, ein altes Mitglied des Ordens wäre eine doch eher angenehme Abwechslung zu den Kollegen der letzten Jahre“, erklärte Dumbledore.
„Doch gewiss“, antwortete Professor McGonagall und runzelte die Stirn,
„Es ist nur… Ach Albus, wir werden Remus doch nicht wieder mit Madame Pomfreys Hilfe in der Heulenden Hütte verstecken können wie früher. Und erst die Kinder. Wir müssen doch auf ihre Sicherheit achten, gerade jetzt…“
„Darüber mach dir mal keine Sorgen, Minerva“, sagte Dumbledore ruhig, „Für jedes Problem gibt es eine Lösung… sicherlich“
Mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck warf Albus einen Blick durch die Scheiben hinaus auf die Schlossgründe. Minvera folgte ihm stumm. Vor dem Fenster versank die Abendsonne im See.
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