von käfer
Vorab: @harry.draco: Genau!
@an alle: schau an, wer begegnet uns denn heute?
Binnen einer Sekunde prüfte Severus die Geister der Anwesenden. Diese Gewohnheit aus alten, längst vergangenen Tagen konnte und wollte er nicht ablegen, hatte sie ihm doch mehr als nur einmal das Leben gerettet. Jetzt betrieb er es eher als Sport; die Muggel hier waren harmlos. Bei den Liebesromanen stand die alte Miss Hutchinson, die genau wie die in den Kochbüchern wühlende Emma Cunniggs zu einer Gruppe alter Jungfern gehörte, die einem das Leben im Dorf verleiden konnten. Weiter hinten suchte ein Junge aus der Nachbarschaft nach Abenteuergeschichten und der Mann, der zum Ausgang strebte, war verärgert, weil seine Ehefrau ein rechter Drachen war.
Nur die Präsenz des neuen Bibliothekars verwirrte Severus für einen Moment. Er war dem Mann hier noch nie begegnet und doch kannte er dessen Aura. Dann erinnerte sich Severus. Er war 15 gewesen, als er seinen Cousin Richard, den großkotzigen Sohn von seines Vaters großkotzigem Bruder, das letzte Mal getroffen hatte. Jetzt war er über 40 und das Leben hatte in seinem Gesicht tiefe Spuren hinterlassen, die ihn um einiges älter erscheinen ließen.
Richard dagegen sah jünger aus, er hatte das glatte, rosige Gesicht und die leicht schwammige Figur eines Mannes, dem Entbehrungen, Stress und Bewegung im Freien fremd sind.
Als Severus näher trat, ließ der Bibliothekar rasch ein Buch unter dem Tisch verschwinden. Nicht rasch genug für Severus, der „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ erkannte.
Schweigend legte Severus die Bücher zur Rückgabe auf den Tisch. Richard tippte die Buchnummern in den Computer ein und erstarrte. „Severus Snape?“, murmelte er halb fragend und sah Severus mit offenem Mund und geweiteten Augen an, was diesen zum Lachen reizte. „Guten Tag, Cousin! Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns einmal wiedersehen, erst recht nicht in diesem Kaff. Hast eine tolle Karriere gemacht, meinen Glückwunsch! Und der Herr Dorfbüchereidirektor liest während seiner vom Staat hochbezahlten Arbeitszeit in Büchern, die er den Ferienkindern weggenommen hat.“ Severus schüttelte den Kopf und machte „Ts, ts, ts“ wie einst seine Tante, wenn sie ihren Liebling ganz schlimm ausschimpfen musste.
„Wenn´s doch so spannend ist!“ Richard lief rosa an. „Und stell dir vor, Severus, da kommt jemand vor, der so heißt wie du und so aussieht wie Onkel Toby.“
„Ich kenne die Bücher.“ Ohne Übergang fragte Severus: „Was hat dich eigentlich hierher in den hintersten Winkel der Welt verschlagen? In deinem letzten Brief hast du doch geschrieben, dass du ein hohes Tier im staatlichen Kulturbetrieb wirst?“
Richard wurde einer Antwort enthoben, die beiden alten Jungfern traten heran und Severus ergriff die Flucht.
Als die Luft an der Ausleihe wieder rein war, fragte Richard mit nicht geringer Schadenfreude in der Stimme: „Und was machst du hier in der tiefsten Provinz?“
„Ferien. Ansonsten bin ich Lehrer an einer der renommiertesten britischen Internatsschulen.“
„Ach?!“
„Ich unterrichte in Hogwarts Zaubertränke.“
PS und ein bisschen Werbung in eigener Sache: Severus´ Cousin Richard "Ricky" ist eine Erfindung von mir und taucht in meiner FF "Kindertage" auf.
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