von Phantomschmerz
Kapitel 2 – Zugfahrt ins Unglück
Als Rose sich wieder beruhigt hatte und Alice nur vor sich hin grinste, nahmen sie ihre kleinen Taschen – die großen Koffer waren wie immer von Hauselfen zum Zug gebracht worden – und setzten sich in ein leeres Abteil.
Da es erst 10 Uhr morgens war, gähnte Alice und streckte sich aus. Sie liebte es lange zu schlafen. Alice beobachtete ihre beste Freundin und legte den Kopf schief.
Rose war eine, die sich gerne hinter Büchern versteckte und ihre Hausaufgaben waren immer ein bisschen länger, als gefordert. Allerdings war ihr Zimmer immer total unordentlich und das passte so gar nichts in das Bild.
„Was ist?“, fragte Rose dann, betastete ihr Gesicht.
„Hab ich etwas im Gesicht?“, fragte sie dann weiter und zog eine Augenbraue hoch, was Alice kichern ließ. Dann jedoch hatte Alice ein ernstes Gesicht und setzte sich gerade auf.
„Du solltest Scorpius vergessen, okay? Der ist ein total blöder – beim Merlin nochmal.“, sagte Alice dann lauter, als gerade dieser Slytherin ins Abteil kam.
„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte er dann und sah sich im Abteil um. Sein Blick glitt kurz zu Rose und er lächelte amüsiert. Diese schaute nur mit zusammengezogenen Augenbrauen auf ihre Schuhe.
„Wie du siehst, kein Drache im Abteil. Wir foltern keine Erstklässler oder feiern irgendwelche Orgien.“, ließ Alice dann lauten und verdrehte die Augen.
„Na dann. Wir sehen uns ja.“ Bevor er ging schaute er noch einmal zu Rose, doch diese hatte ihre Schuhe immer noch fixiert und war wie versteinert. Er wollte noch etwas sagen, aber ließ es dann bleiben, als er Alices Blick begegnet war.
Rose hatte sich die ganze Zeit angespannt und starrte auf ihre Schuhe. Sie hasste sich dafür. Aber ja, sie war in ihn verknallt. Aber er garantiert nicht in sie, weshalb sie ganz schnell diese Gefühle nehmen sollte, zerknüllen und dann ganz hinten in ihrem Kopf verbannen.
Oder einfach jemand anderen finden.
Sie fuhr sich durch die Haare und setzte sich wieder normal auf und schaute aus dem Fenster und sah, wie die Landschaft in einer riesigen Geschwindigkeit an ihr vorbeieilte.
„Rose, warum sagst du es ihm nicht einfach?“, fragte Alice noch einer Weile, da ihr das Schweigen nach Scorpius‘ Auftritt zu stickig war.
„Weil ich ganz einfach ich bin.“, sagte Rose und machte eine Geste, die klar machen soll, dass das total offensichtlich gewesen sei.
„Wenn du einfach-“
Rose schüttelte nur den Kopf.
„Ich bin naiv, aber ich werde auch bald erwachsen. Ich kann mein letztes Schuljahr nicht mit so einer Ablenkung verbringen.“, sagte sie dann etwas ernster und ließ den Kopf wieder gegen das Fenster.
Danach redeten die Mädchen nur noch über die Pläne, was sie in den Sommerferien machen konnten, welche Filme sie anschauen wollten.
Rose hatte schon eine ganze Liste von Essensideen, wobei Alice nur lachend meinte, dass sie auch noch einen Sportplan bräuchten.
Rose schaute ihre Freundin nur verwundert an.
„Du bist doch gar nicht dick.“, sagte sie dann knuffte Alice in die Seite und diese quietschte kurz lachend auf.
Rose streckte sich und ließ ihre Glieder knacken. Sie hasste die lange Zugfahrt. Sie stand auf und ging ein paar Schritte und setzte sich dann gegenüber von Alice hin.
Die Gryffindor lehnte ihre Stirn gegen das kühle Glas gegen das Fenster und dachte nach. Bald würde ihr letztes Schuljahr in Hogwarts anfangen. Danach musste sie entscheiden, was sie machen sollte…
Ihre Mutter wusste anscheinend sofort, was sie machen wollte. Rose bekam Bauchschmerzen, wie immer wenn sie an die Zukunft und an ihren Job dachte.
Rose schloss ihre Augen und döste vor sich hin.
„Rose?“, fragte sie jemand und sie zuckte zusammen. Sie wischte sich über den Mund, denn sie sabberte meist, wenn sie eingeschlafen war, aber das war zum Glück nicht der Fall. Sie öffnete die Augen und starrte in grau-blau.
Zuerst nahm Rose auch gar nichts anderes wahr, nur diesen Mischmasch aus grau und blau, dann gewöhnten sich ihre Augen wieder an das Licht und sie erkannte ein Gesicht. Scorpius Malfoy’s Gesicht.
„Malfoy, was machst du denn hier?“, fragte sie dann und war stolz auf sich, als sie genervt klang. Sie rieb sich die Augen und vergas, dass sie Wimperntusche drauf hatte.
„Mist!“, fluchte sie leise. Die Tür ging wieder auf und Albus kam rein.
„Sind raus gekickt worden.“, meinte er schulterzuckend und lächelte entschuldigend. Er ließ sich auf den Sitz vor Alice fallen und fuhr sich durch die schwarzen Locken.
Scorpius hatte sich wieder entfernt und saß ihr nun gegenüber. Rose biss sich auf die Unterlippe und schaute konzentriert aus dem Fenster, sie wollte nun nicht reden. Besonders nicht mit oder über Scorpius.
Alice lächelte Albus zu. Sie wusste, dass es so oder so nur auf ihrer Seite war, aber sie konnte es trotzdem nicht lassen. Albus war dafür bekannt ein Herzensbrecher zu sein, allerdings tat er dies geschickter als Scorpius. Außerdem war Albus mit Rose verwandt, also konnte der Potter-Spross doch nicht so schlimm sein.
Rose zog ihre Beine an ihren Körper und schlang ihre Arme um diese. Scorpius schaute sie nicht mehr an, sondern hatte die Augen geschlossen. Sie seufzte und wandte sich zu Alice und Albus um, die waren aber beide in ein Gespräch vertieft und sie wandte sich wieder zum Fenster.
Wow, diese Zugfahrt ist echt total interessant.
Ich glaube diese Gespräche sind einfach bereichernd für die Welt. Ich meine, ich hätte gedacht, ich und Alice würden uns über die Ferien unterhalten und über das, was wir machen würden…
„Rose? Rose?“, fragte Scorpius sie auf einmal und sie schreckte zusammen. Was wollte er denn jetzt?
„Was ist denn, Malfoy?“, fragte sie ihn dann und er grinste nur. Mehr machte er nicht und Rose war etwas überfordert. Was wollte er denn. Er schaute sie einfach nur an. Sie setzte sich auf ihre Hände und kaute auf ihrer Unterlippe.
„Was ist?“, fragte sie zunehmend zickiger und zappelte wie ein Fisch an der Angel. Leider begann sie nun auch nervös zu kichern, was sie an sich hasste. Aber Rose lachte oft wenn Scorpius etwas machte, sogar wenn es auch gegen sie war.
„Lass den Mist.“, forderte sie ihn nun auf und versuchte wieder etwas ernster zu sein. Doch es klappte nicht. Genervt verdrehte sie die Augen und schaute zu Alice und Albus, die sie etwas verwirrt ansehen.
„Was?“, fragte Rose nun an die beiden gerichtet und lehnte sich wieder zurück.
„Ich hab gewonnen.“, sagte Scorpius auf einmal und Albus schüttelte nur den Kopf, während Alice missbilligend die Lippen verzog.
Sie konnte Rose nicht verstehen. Was fand sie an dem Kerl? Ja er sah gut aus, aber was nützte ein gutes Aussehen, wenn man ein Vollzeit-Arsch war? Sie konnte sich noch gut an die erste Begegnung zwischen den Dreien denken:
„Alice, beeil dich! Wir kommen noch zu spät zu Zaubertränke!“, schrie Rose panisch und zog ihre – schnell entschiedene – beste Freundin an der Robe und versuchte nicht über ihre eigenen Füße zu stolpern.
Ihre erste Woche an Hogwarts hatte begonnen und nun würden sie zu spät kommen.
„Wir haben noch mindestens 5 Minuten Zeit, außerdem sind wir schon im Keller. Es gibt nichts, was uns irgendwie Sorgen machen müsste.“, versuchte Alice zu beruhigen, aber auf sie wurde natürlich nicht gehört.
Roses Herz klopfte. Sie hasste es, wenn sie zu spät kam. Die Schritte der beiden hallten von den Wänden wieder und Alice und auch Rose begannen zu keuchen.
„Das wird mir zu blöd.“, sagte Alice dann und stoppte. Rose warf ihren Kopf zur Seite, als sie gerade um eine Kurve wollte und rannte in jemanden. Sie schrie kurz auf und landete auf ihren Hintern.
„Kannst du nicht besser aufpa-“ Als Scorpius das Mädchen sah, zog er eine Augenbraue hoch. Das war doch die Cousine von Albus…
„Du solltest deine Brille putzen.“, sagte er dann nur kühl, nachdem er sich gefangen hatte. Er musste sogar den Impuls ihr auf zu helfen. Er schaute zu dem anderen Mädchen. Sie war pummelig.
„Was guckst du denn so?“, fragte er sie dann und schaute wieder zu Rose.
„Du solltest besser aufpassen in den Kerkern. Das hier ist nichts für kleine Mädchen.“, sagte er dann und ließ die beiden dann einfach stehen.
„Sie träumt schon wieder.“, sagte Scorpius lachend und Rose verdrehte einfach nur die Augen.
„Habt ihr eigentlich was für die Ferien geplant?“, fragte Alice die beiden Jungs dann, damit ein anderes Thema eingeschlagen werden konnte.
Albus und Scorpius lächelten sich gegenseitig an und begannen dann zu reden.
„Victoria kommt auf jeden Fall. Außerdem wollen wir deine Geburtstagfeier feiern.“, sagte Scorpius.
„Immerhin wirst du endlich 17!“, sagte Albus.
Scorpius und Albus waren ein Jahr älter als sie, was sie letztes Jahr ziemlich genervt hatte, weil sie andauernd raushängen ließen, dass sie volljährig waren. Rose konnte nur die Augen verdrehen, wenn sie daran dachte.
In einer Woche und 3 Tagen wäre sie dann auch endlich 17 Jahre alt. Sie schaute zu Alice.
„Gehen wir schwimmen, wenn es noch warm ist?“, fragte sie sie dann.
Direkt neben dem Anwesen war ein schöner, blauer See, der dank ihrer Mutter immer sauber war. Es war wie ein kleines Meer, da feiner, weißer Sand am Grund war und nicht Steine und Schlamm wie vorher. Außerdem konnte man dort prima in der Sonne braun werden.
Alice liebte den See genauso wie Rose, weshalb sie nur begeistert nickte und Rose sich zufrieden zurück lehnte. Sie schaute zu Scorpius.
„Wer ist Victoria?“ Rose kannte nur Victoire – ihre Cousine.
„Meine neue Freundin.“, sagte Scorpius stolz und musterte Rose dabei.
Alice hielt die Luft an und sah, wie die Gesichtszüge ihrer entglitten. Sie nahm Roses Hand.
Rose wusste nicht, was sie machen sollte. Noch heute Morgen hatte sie überlegt, ob sie Scorpius aufgeben sollte oder ihre Gefühle offenbaren. Schon seit sie in der dritten Klasse war, fand sie ihn toll. Er behandelte sie zwar blöd, aber sie konnte auch nicht anders.
Und als sie dann Quidditsch spielten, hatte sie das Gefühl, dass er sie wirklich interessant fand, dann fingen die Freundinnen von Scorpius an und Rose konnte abtreten. Und dann ab der vierten hatten sie sich eh nur fertig gemacht.
Rose seufzte tief und lächelte gequält.
„Wie viel zahlst du ihr denn?“, fragte sie und war froh, dass sie etwas darauf antworten konnte.
Scorpius grinste. „Mit meinen Liebesdiensten.“, sagte er und Albus grinste mit.
„Oh, doch so erwachsen.“
***
Rose hatte den Rest der Fahrt nichts mehr gesagt. Sie war einfach – es war einfach so klar. Sie hätte es wissen sollen. Sie nahm ihre Tasche und war froh, dass sie sich nicht ums Gepäck kümmern musste. Sie hakte sich bei Alice unter.
Das würden tolle Ferien werden… das wusste sie.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
