Fanfiction

Das Leben der Ginny Potter - Halloween

von Loup

Hatte ich bereits Angst wegen der Geschichte mit dem Grimm, so war es nichts im Vergleich mit der Angst die mich beschlich, als ich am nächsten Schultag die Gerüchte vernahm, nach welchen Sirius Black, nicht weit entfernt von Hogwarts, von einem Muggel gesichtet worden war. Mich beschlich ein ungutes Gefühl und ich besann mich auf die Aufgabe, welche Prof. Dumbledore mir zugetragen hatte. Wann immer ich der Meinung war, ich liefe nicht Gefahr aufzufallen, suchte ich die Nähe von Harry, Ron und Hermine um herauszufinden, ob sie bereits nach Sirius Black suchten, wobei ich noch immer keine Idee hatte, warum sie dies tun sollten.

Die nächsten Wochen vergingen, ohne dass es etwas neues von Sirius Black gab, sodass ich mich fast vollständig auf meinen Unterricht konzentrieren konnte. Es war nicht überraschend, dass Verteidigung gegen die Dunklen Künste bald zum Lieblingsfach der meisten Schüler wurde, so auch bei mir. Prof. Lupin war ein sehr guter Lehrer, der es Verstand, die Stärken und Schwächen eines jeden Schülers in seine Unterrichtsstunden einzubauen. Ansonsten lief in Hogwarts alles seinen gewohnten Gang.

Erst Anfang Oktober geschah etwas, was auf den ersten Blick nicht wirklich überraschend erschien, doch im Nachhinein als Ausgangspunkt für die weiteren Geschehnisse in diesem Schuljahr angesehen werden kann.

Ich saß bereits geraume Zeit über einem Aufsatz für Zaubertränke, welcher sich als wirklich kompliziert erwies, als sich das Porträtloch öffnete und Harry den Gemeinschaftsraum betrat. Er hatte seinen Besen geschultert und wirkte ziemlich erfroren. Verwundert musterte er die kleine Menge an Schülern, welche sich bereits vor dem Aushang angesammelt hatte. Da ich nicht weit entfernt von ihm saß, konnte ich hören, wie er sich bei Hermine und Ron für den Grund des Auflaufes erkundigte.

„Das erste Wochenende in Hogsmeade, Ende Oktober an Halloween.", klärte Ron ihn auf, woraufhin sich Harrys Miene verfinsterte. Ich hatte bereits mitbekommen, dass sein Onkel und seine Tante ihm die notwendige Erlaubnis nicht unterzeichnet hatten. Einen kurzen Augenblick gab ich mich dem Traum hin, er würde sich an diesem Tag im Gemeinschaftsraum zu mir setzen und wir würden den Tag gemeinsam verbringen, da ich als Zweitklässlerin auch noch nicht nach Hogsmeade durfte. Mein Herz trommelte vor Aufregung in meiner Brust. Doch ein plötzlicher Tumult holte mich in die Realität zurück.

Krummbein, Hermines Kater, stürzte sich plötzlich ohne Vorwarnung auf Rons Schultasche, der jene laut fluchend durch die Gegend schleuderte um Krummbein abzuschütteln. Dann, ohne Vorwarnung, öffnete sich plötzlich der Deckel von seiner Tasche und seine Ratte Krätze flog in hohem Bogen durch den Gemeinschaftsraum. Sofort ließ Krummbein von der zerfetzten Tasche ab und schoss hinter Krätze her, dicht gefolgt von meinem fluchenden Bruder. George wollte ihm helfen und setzte zu einem Hechtsprung an um Krummbein festzuhalten, doch jener schlug im letzten Moment einen Haken und George schlug hart auf dem Boden auf. Derweil hatte sich Krätze unter einer alten Kommode in Sicherheit gebracht, vor welcher Krummbein schlitternd zum stehen kam und nun mit den Pfoten fauchend nach Krätze ausschlug.

Überrascht verfolgte ich die folgende Auseinandersetzung zwischen Ron und Hermine. Ron warf ihr vor, ihr Kater hätte es auf Krätze abgesehen und ließ auch Hermines Einwand nicht gelten, dass es völlig normal wäre, wenn ein Kater eine Ratte jagen würde. Dass sich Rons Vermutung im Nachhinein als wahr herausstellen würde, konnte zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch niemand erahnen.

Der Oktober verging in einem tristem Grau und schließlich stand das Halloweenwochenende vor der Tür. Am Morgen von Halloween erwachte ich sehr zeitig. Noch immer hatte ich die Hoffnung, dass, wenn ich es nur irgendwie geschickt anstellte, Harry vielleicht den Tag mit mir verbringen würde. Vor allen anderen in meinem Schlafsaal stand ich also auf und verbrachte deutlich mehr Zeit im Badezimmer um mich herzurichten, als sonst üblich.

„Guten Morgen Schwesterherz. Da hat sich aber jemand herausgeputzt, heute.", wurde ich daher auch gleich von den Zwillingen begrüßt, kaum, dass ich den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Ich spürte wie sich meine Wangen rot färbten. „Dein Aussehen hängt nicht zufällig damit zusammen, dass ein gewisser Jemand heute das Schloss nicht mit seinen Klassenkameraden verlassen darf?", neckten sie mich weiter und ich spürte wie meine Wangen von leicht rosa schlagartig zu knallrot wechselten. Fred und George grinsten mich an. „Viel Erfolg, Schwesterherz." Sie legten mir aufmunternd eine Hand auf die Schulter und gingen dann zum Frühstück.

Ich folgte ihnen in einigem Abstand und erblickte schließlich in der Eingangshalle Harry, der sich ziemlich niedergeschlagen von Hermine und Ron verabschiedete. Ich sah, wie er sich allein auf den Weg zurück in Richtung unseres Gemeinschaftsraumes machte und hatte schlagartig das Frühstück vergessen. Unauffällig folgte ich ihm. Ich sah wie das Porträt der fetten Dame zur Seite schwang und er den Gemeinschaftsraum betrat. Wenn ich es clever anstellte, so könnte ich mich einfach zu ihm setzen und ihn in ein Gespräch verwickeln. Vielleicht gelang es mir ja sogar, ihn etwas aufzumuntern?

Mein Herz trommelte in meiner Brust, als ich hastig in Richtung des Porträts lief. Ich war kurz davor, als es sich erneut öffnete und urplötzlich Harry vor mir stand. Er wirkte leicht genervt.
„H-hi, Harry.", stammelte ich verlegen. Erschrocken blickte er auf und als er mich erkannte lächelte er entschuldigend. „Hi.", begrüßte er mich. „D-du darfst also doch nicht nach Hogsmeade?", war das einzige, was mir in diesem Moment einfiel und sein Lächeln verebbte. „Nein, ich bin gerade auf dem Weg in die Bibliothek, muss noch ein paar Sachen nachschlagen." Er hob entschuldigend die Hand und ließ mich stehen. In diesem Moment hätte ich heulen können!

Enttäuscht betrat ich also den Gemeinschaftsraum und setzte mich zu Colin und seinen Freunden in der Hoffnung, dass deren Gesellschaft mich etwas aufmuntern würde. Noch immer ziemlich enttäuscht sah ich schließlich am Nachmittag, wie Hermine und Ron Harry aufgeregt von ihrem Ausflug berichteten.

„Kopf hoch, Schwesterherz.", setzten sich plötzlich Fred und George zu mir. „Deine Zeit wird kommen.", zwinkerten sie mir zu. „Wenn du willst können wir dich beim nächsten Mal mit nach Hogsmeade nehmen." Ungläubig blickte ich die Beiden an. „Und wie wollt ihr das bewerkstelligen?" „Das lass mal unsere Sorge sein.", war ihre rätselhafte Antwort. „Also überleg es dir, ob du lieber hier alleine sitzen und ihn anschmachten oder ob du lieber mit uns Spaß haben willst. Doch jetzt entschuldige uns bitte, wir haben mächtig Kohldampf.", mit einem breiten Grinsen auf den Gesichtern ließen sie mich alleine zurück.

Noch immer enttäuscht darüber, dass Harry mich gewissermaßen hatte links liegen lassen, saß ich während des Festmahls in einiger Entfernung zu ihm zwischen Demelza und Vicky. Das Essen war köstlich und mit prall gefüllten Bäuchen machten wir uns schließlich wieder auf den Weg zurück zum Gryffindorturm. Doch auf dem Gang zum Porträt der fetten Dame stockte der Strom aus Schülern schließlich. „Warum gehen sie denn nicht rein?", hörte ich plötzlich Rons Stimme hinter mir. Ich wandte mich um und erblickte auch Hermine und Harry, die sich verwundert umblickten. Keine Sekunde später kam Percy angewuselt. „Lasst mich bitte durch! Warum blockiert ihr hier den Gang? Ihr könnt doch nicht alle das Passwort vergessen haben!"

Doch plötzlich verstummte das aufgeregte Stimmengewirr und ich hörte Percy mit hastiger Stimme durch den Gang rufen: „Jemand muss Prof. Dumbledore holen, schnell!"
„Was ist denn los?", riss mir schließlich der Geduldsfaden und ich blickte fragend zu Ron, der deutlich größer war, als die Umstehenden und sich nun auf Zehenspitzen den Hals verrenkte um etwas zu sehen. Doch er zuckte nur mit den Schultern.

Nur Augenblicke später erschien auch schon Prof. Dumbledore. Während er sich einen Weg durch die wartenden Menge bahnte, gelang es uns weiter nach vorne zu gelangen und schließlich konnten wir die Ursache für diese Aufregung sehen! Das Bild der fetten Dame war mit brutaler Wucht zerfetzt worden. Von ihr selbst war jedoch weit und breit nichts zu sehen. Dumbledore musterte das Gemälde eingehend, als auch schon die Professoren McGonagall, Lupin und Snape erschienen.

„Wir müssen Sie suchen!", wandte sich der Schulleiter ernst an seine Kollegen, wurde jedoch von einem heiteren Glucksen unterbrochen. Peeves, der Poltergeist hing kopfüber von der Decke und gackerte wild vor sich hin. Erst, als Prof. Dumbledore ihn ansprach und er ihn erkannte, bemühte er sich um ein angemesseneres Verhalten. Der Schulleiter war der einzige, vor welchem der Poltergeist je eine Spur von Respekt gezeigt hatte. „Was meinst du damit, Peeves?", blickte Dumbledore ihn ernst an. „Sie geniert sich und will nicht gesehen werden.", antwortete Peeves in einem schleimigen Tonfall und deutete eine Verbeugung an.

„Hat sie gesagt, wer es war?", fuhr Dumbledore mit leiser Stimme fort, wobei ich den Eindruck hatte, als kenne er die Antwort auf diese Frage bereits. „Ja, Prof. Dr. Dumbledore. Er wurde sehr zornig, als sie ihn nicht hereinlassen wollte. Hat ein übles Temperament, dieser Sirius Black!"
Ich spürte wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Rasch blickte ich zu Prof. Dumbledore und Prof. Lupin, doch ich mochte ihre Gedanken aus ihren ernsten Gesichtern nicht zu deuten.