Like horses on a carousel
Never win but always keep racing
Standing here got time to kill
watching them a little
oh they don't know
Hilflosigkeit drohte sie zu übermannen. Hilflose Wut und Trauer in einem. Verzweiflung, die sie zu zerreißen schien. Schmerz, so viel Schmerz. Die quälend schöne Erinnerung an ihren gemeinsamen Tanz auf der Hochzeit von Bill und Fleur durchzuckte ihr Gedächtnis, erschreckend lebendig, gestochen scharf und umso unerträglicher. Wieder schluchzte sie auf und noch mehr Tränen rannen in das Kissen. Hätte sie gekonnt, sie hätte geschrien, sich all ihre Gefühle, die sie beherrschten, aus der Seele gebrüllt. Doch sie schwieg still, bekam keine Kontrolle über sich, konnte sich nicht aufraffen, irgendetwas zu tun, war nicht einmal imstande, den Kopf zu heben. Wie gerne hätte sie jetzt das Zelt und die Schutzzauber verlassen, wie gerne würde sie einfach davonlaufen. Nicht vor der Aufgabe, die sie und Harry jetzt alleine bewältigen würden … nur weg, weg von ihren Gefühlen, weg vor sich selbst, irgendwo hin, wo sie sie nicht erreichten, wo sie nicht zu denken und nicht zu fühlen brauchte.
All that I want is always to push forward
But since you've been gone,
I just wanna push rewind.
If yesterday could only be tomorrow
What ever I do, I always run behind.
Sie fühlte sich gefangen, gefangen in sich selbst. Ihre Gedanken irrten ziellos herum, suchten Halt und fanden doch keinen. Dann überkam sie plötzlich Angst, wovor, wusste sie selbst nicht. Es musste weitergehen, auch ohne Ron. Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, waren da schon wieder neue Tränen, und auch das Schluchzen, das sie in den letzten Minuten hatte unterdrücken können, schüttelte sie wieder. Wie konnte es denn weitergehen, wenn Ron nicht mehr da war? Wieder dieser Gedanke. Schmerzhaft und verzweifelt wie schon beim letzten Mal. Wieso tust du mir das an? Wieso?!
It's always the same
I'm staring at the ceiling
Don't know where to begin
Der Gedanke, dass sie ihn für immer verloren hatte, ließ sie erneut aufschluchzen und machte sie fast wahnsinnig. Er würde nicht zurückkommen, selbst, wenn er könnte. Es tat ihm nicht leid. Wie, um sich selbst Mut zu machen, klammerte sie sich an die schwachen Vorbehalte, die sie hatte. Als er sich damals, während des Trimagischen Turniers, mit Harry gestritten hat … es tat ihm schlussendlich leid. Doch sie schüttelte den Kopf, der immer noch auf ihrem Kissen lag. Das war etwas anderes gewesen.
All that I see
Just symbols with no meaning
They could mean anything
Selbst wenn, wenn es Ron denn leidtäte und er zurückkommen wollte – er würde es ja nicht können. Sie würden am nächsten Tag disapparieren und ihr Lager an einem anderen Ort aufschlagen. Und Ron wäre für immer aus ihrem Leben verschwunden.
Like echoes in a hallway
My thoughts are always reflecting
Bouncing of the walls
of our cold and empty house
And I still don't know
Zwischen ihrer unendlichen Traurigkeit machte sich ohnmächtige Wut breit. Sie schlug mit den geballten Fäusten in ihr Kissen, versuchte, den plötzlichen Zorn unter Kontrolle zu bekommen.
All that I want
Is always to push forward
But since you've been gone
I just wanna push rewind
If yesterday could only be tomorrow
What ever I do, I always run behind
Zitternd kletterte sie aus ihrem Bett und wankte zum Zelteingang. Sie musste hier raus. Weg, nur weg von hier, wo Rons leeres Bett sie klagend anstarrte und auch sonst sie alles an ihn erinnerte. Harry schien fest zu schlafen.
Als sie aus dem Zelt trat und die kühle Nachtluft einsog, übermannten sie ihre Gefühle erneut. Tränen strömten in ihre sowieso schon nassen Haare und sie schluchzte wieder auf. Wie gerne wäre sie jetzt losgestürmt, doch sie wusste, dass sie die Schutzzauber nicht verlassen durfte. Sie schlug mit der Faust gegen den nächsten Baum und schrie auf, als zu dem unerträglichen Schmerz in ihrem Herzen auch noch der in ihrer Hand hinzukam. Doch die Schramme an an ihrer Hand, die zu bluten begann, kümmerte sie nicht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wandte sie sich in der Nacht um zum Zelt. Harry schien sie nicht gehört zu haben. Was tust du mir nur an?
„Ron!“, brüllte sie in die Dunkelheit. Tränen stürzten auf den Boden vor ihrem Füßen und versickerten lautlos in der Erde.
If you could see
How my world is tumbling down
Oh how it hurts
When you're not around
All that I want is always to push forward
Der Schmerz in ihrer Hand machte all das grauenhaft lebendig. Sie hatte sich verzweifelt an die schwache und unglaubwürdige Hoffnung geklammert, alles sei nur ein böser Traum; obwohl sie wusste, dass es das nicht war. Es war real. Er war weg.
All that I want
Is always to push forward
But since you've been gone
I just wanna push rewind
Sie hatte über all die Jahre schon gemerkt, dass es so war, dass sie sich in Ron verliebt hatte. Doch jetzt erst, da er weg war, wurde ihr es wirklich klar, jetzt erst rauschten der Gedanke mit aller Wucht durch ihren Kopf, endgültig und völlig unwiderruflich. Wieso bemerkte man erst, wie wichtig einem manche Menschen waren, wenn man sie nicht mehr erreichen konnte?
Schon seit sie Harry aus dem Ligusterweg geholt hatten, hatte sie Gelegenheiten gesucht, es ihm zu sagen. Sie hatte sich während ihres Tanzes Worte zurechtlegen wollen, hatte schon fast den Mut gehabt, als die Todesser ihr die Möglichkeit genommen hatten. In den letzten Tagen war sie immer wieder kurz davor gewesen, ihn beiseite zu nehmen … „Und du, Ron, gehst einfach!“, schrie sie und schlug erneut gegen den Baum, woraufhin ihre Schramme noch schlimmer blutete und ein stechender Schmerz darin pochte. Er war weg. Er hatte sie im Stich gelassen. Fort. Fort für immer. Bin ich dir nichts wert?
Wie festgefroren stand sie neben dem Baum, an dem sie sich verletzt hatte. Quälte sich mit den Tränen herum und litt so sehr unter seinem Verlust. Sie wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Die Sehnsucht nach Ron folterte sie.
If yesterday could only be tomorrow
What ever I do, I always run behind
Wie gut sie sich an ihn erinnern konnte. Sein Gesicht tauchte in ihrem Kopf auf und sie schrie erneut leise auf. Es tat so weh. Jedes Detail war fest in ihr Gedächtnis gebrannt, die Sommersprossen, die roten Haare, die lange Nase, die hellblauen Augen, die rot glühenden Ohren, wenn er aufgeregt oder verlegen war. Was tust du mir nur an? Haltlos zitternd sank sie auf den Erdboden, wünschte sich den Morgen herbei.
What ever I do, I always run behind.
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Dieser Oneshot ist für Ginevra Tonks.
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