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Fanfiction

Von roten Rosen, gelben Nelken und vielen, vielen Narzissen - Katzen jagen im Dunklen besser

von summer_123

°°KAPITEL 20°°
Katzen jagen im Dunklen besser


Hermine und Malfoy wirbelten herum.

Sie hatte ihn nie gemocht. Immer nur hatte sie tiefen Hass verspürt, hin und wieder sogar etwas Angst vor ihm gehabt, doch war sie sich noch nie so erschrocken ihn zu sehen.
Er hatte sie ertappt.

Nachdem keiner ein Wort sagte, ging er einen Schritt nach vorne.

„Sie versuchen nicht mit irgendwelchen Ausreden aus der Situation zu entkommen?“, fragte Snape höhnisch. „Nicht einmal Sie, Miss Granger?“

Hermine wich einen Schritt zurück, in eine Ecke des Raumes. Sie war in einer wirklichen Horrorsituation. Rechts von ihr Malfoy, dem sie im Moment keinen Schritt näher als nötig kommen wollte, und vor ihr Snape, den sie am liebsten in sein Kellerloch zurück gewünscht hätte. Und in so einem bedrohlichen Moment wich die intelligente Hermine ausgerechnet wie ein verängstigtes Tier in eine Ecke des Raumes zurück.

Aber Snape drehte sich um und marschierte zu der Tür zurück.

„Folgen Sie mir!“, befahl er barsch über die Schulter hinweg und Hermine hatte keine andere Wahl als sich Malfoy anzuschließen und Snape aus Dumbledores Büro in die kalten Gänge zu folgen. Heimlich lies sie noch das Reagenzglas mit den Erinnerungen, die Hermine noch hastig aus dem Denkarium gefischt und in dem Glasfläschchen verstaut hatte, in ihren Umhang gleiten.

Snapes Büro schien seine hässliche Persönlichkeit perfekt nachgebildet zu haben. Es war furchtbar ungemütlich, dunkel, gruselig und angsteinflößend, genau wie Hermine den Raum in Erinnerung hatte. In Regalen standen Glaskolben in denen glitschige Dinge hin und her schwammen. Von hier hatte Hermine im zweiten Jahr Baumschlangenhaut für den Vielsafttrank gestohlen. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt dieses Büro noch ein Mal zu betreten.

Snape ging um seinen Schreibtisch herum, ließ sich jedoch nicht auf seinem Stuhl nieder.
Da er Malfoy und ihr keine Sitze anbot, waren auch sie gezwungen stehen zu bleiben.

Ein paar Sekunden lang herrschte eine unangenehme Stille zwischen ihnen, doch dann hob zu Hermines Überraschung Malfoy die Stimme.

„Hatte ich nicht gesagt sie sollen mich nicht verfolgen?“, zischte er.

Hermine hätte ihn gerne gefragt, wieso in aller Welt Snape ihn verfolgen sollte und weshalb er es wagte in so einem Ton mit seinem Lehrer zu sprechen aber in Betracht der Umstände hielt sie lieber ihren Mund.

„Ob sie glauben oder nicht, Draco, es ging hier ausnahmsweise nicht nur um sie.“, antwortete Snape emotionslos. „Ich könnte noch lange um den heißen Brei reden, aber kurz gesagt, ihr kleines Geheimnis ist keines mehr. Ich weiß über sie beide bescheit.“

Hermine spürte wie ihr Herz kurz aussetze. Sie starrte ihren Lehrer fassungslos an. Wie konnte ausgerechnet er, von all den Menschen auf Hogwarts, wie konnte ausgerechnet er über sie beide erfahren haben?
Hermines Kopf drohte zu zerspringen. In der letzten Stunde war einfach zu viel passiert. Viel zu viel, als dass sie über alles hätte nachdenken können. Die Nacht. Das Tattoo, dessen Idee ihre gewesen war. Der Obliviatezauber. Und jetzt auch noch Snape, der alles aufgedeckt hatte. Der ihr Geheimnis kannte. Der wusste, das Malfoy und sie sich seit Wochen trafen. Aber was ging ihn das an? Es war eine persönliche Beziehung die keinen Lehrer zu interessieren hatten. Auch nicht Snape. Vor allem nicht Snape.

Hermine hatte das große Bedürfnis in das Vetrauensschülerbad zu rennen, sich ein Bad einzulassen und einfach unterzutauchen damit sie rein gar nichts mehr hörte, nicht einmal ihre Gedanken.
Stattdessen fing Snape wieder an mit seiner unangenehmen, schnarrenden Stimme zu sprechen.

„Sie haben es mir leicht gemacht. Erst habe ich Miss Granger an dem Morgen dieser kindischen Party in den Kerkern getroffen. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Tatsächlich war die gesamte verblödete Schülerschaft in den Gängen der Schule verteilt.
Dann wurden Sie“, er blickte zu Hermine „aus meinem Unterricht gerufen. Und Sie,“ nun wandte er sich Malfoy zu „Sie fanden es auch nicht für nötig meinen Unterricht mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Dass dieser angebliche Brief von Professor McGonagall eine Fälschung war, wurde mir später klar, da sie mir höchstpersönlich von ihrem Gespräch mit Professor Dumbledore berichtete. Und nach ein paar Überlegungen, kam mir die Erkenntnis, dass unsere brave Miss Granger niemals in Schwierigkeiten geraten würde.“

Hermine löste ihre Augen von ihrem verhassten Lehrer und wagte einen Blick zu Malfoy. Er stand stocksteif da. Sein Schulumhang fiel schwer an ihm herunter und wirkte in dem dunklen Raum noch schwärzer und selbst seine Haare wurden durch die Dunkelheit erdrückt und leuchteten nicht so wie sonst.
Hermine, der die gesamte Situation höchst unangenehm war, entschied sich auf ihre Hände zu starren. Das war am Sichersten.

„Diese ganzen Blicke.“, fuhr Snape fort und es schien ihm viel Vergnügen zu bereiten ihnen Stück für Stück ihre Fehler vor der Nase auszubreiten. „Mal wütend, mal verträumt, waren zu auffällig um sie zu ignorieren. Und doch habe ich dies getan: ich habe Sie ignoriert. Um ehrlich zu sein hat es mich kein Stück interessiert, was dort zwischen ihnen los war.
Und dann hat Potter Sie angegriffen, Draco. Nachdem ich sie in den Krankenflügel gebracht habe, bin ich zu ihm zurückgekehrt, mit der Aussicht, er würde mir Rede und Antwort stehen. Da ich aus seinem Mund wie gewöhnlich nur Lügen zu hören bekam, habe ich Okklumentik angewandt.“

„Das ist verboten!“, wandte Hermine zornig ein aber Snape ignoriert sie gewissentlich.

„Und raten sie mal, was ich in seinen Erinnerungen entdeckt habe. Ein Bild von einer Karte von Hogwarts. Eine Karte von Hogwarts auf der sie beide abgezeichnet waren. Sie beide wie sie beieinander waren.“

Wenn Snape nur wüsste, dass Hermine genau diese Karte gerade bei sich trug.

„Und Potter hat sie darauf angesprochen, nicht Miss Granger? Aber Sie haben alles abgestritten. Und dieser Dummkopf hat ihnen einfach so geglaubt.
Und zuletzt konnte mir ein Mitschüler von Ihnen beiden meine Vermutungen bestätigen.“

Hermine blicke ruckartig von ihren Händen auf. Sie sah in Snapes selbstgefälliges Gesicht und sie spürte Galle aufkommen.

„Blaise Zabini war nur zu gewillt zu reden. Er wollte gar nicht mehr damit aufhören. Er erzählte wie er Sie beide damals in dem Gemeinschaftsraum erwischte.“

Hermine spürte wie ihr ein Stein vom Herzen fiel und gleichzeitig Hass in ihr aufstieg. Ein Teil von ihr war unglaublich erleichtert, dass Ginny oder Kathleen nichts gesagt hatten. Und der andere Teil heckte Mordpläne für Zabini aus.

„Ihre gesamte Beziehung hätte mir komplett egal sein können.“, unterbrach Snape Hermines Gedanken. „Sie hätten sich ins Verderben stürzen können, was hätte mich das gekümmert?“

Dann sah er Malfoy an. Er sah nur ihn an. Malfoy blickte bei diesem intensiven Blick nicht weg, sondern starrte emotionslos zurück.

„Aber Sie sind zu weit gegangen.“, schloss Snape, während er Hermine keines Blickes würdigte und sie hatte das Gefühl, das er nun nur noch mit Malfoy sprach. „Zu weit, als dass ich weiterhin so tun könnte, dass es mittlerweile nicht auch mich betreffe.“

Ihre Hände bebten etwas. Hermine löste ihren Blick von ihren verknoteten Fingern, die sie nur so fest umschlungen hatte, damit sie das Zittern unterdrücken konnte.
Hermine wusste nicht was sie jetzt noch sagen sollte. Ein paar Fragen hatte sie. Aber lieber würde sie die ganze Nacht Snapes Blicken ausgesetzt sein, als eine dieser Fragen zu stellen. Ob er zum Beispiel noch anderen Lehrern von ihnen berichtet hatte.
Oder ob sie von der Schule geschmissen werden würden.
Oder letztendlich ob er von dem Kind wusste.
Aber Hermine vermutete stark, dass er das Baby als Erstes als weiteres Demütigungsmittel eingesetzt hätte und nicht das Ende des Gespräches abwarten würde. Und was den Schulverweis anging glaubte Hermine nicht, dass er genug Beweise und Argumente hatte, die sie letztendlich aus der Schule schmeißen würde. Sie waren Teenager. Es war nicht verboten eine Beziehung mit jemandem anzufangen. Das Baby, ja, das war vielleicht ein Grund, aber davon wusste er nichts.
Aber dann war da noch die Sache von heute Nacht.

Snape lehnte sich mit seinen Handflächen auf seinen Schreibtisch und fixierte nun wieder beide Schüler.

„Da wir größtenteils alles geregelt haben, frage ich sie noch einmal: Was haben sie in dem Büro des Schulleiters getan?“

Da sie von Malfoy dieses Mal wie es schien keine Hilfe zu erwarten hatte, begann Hermine zu sprechen.

„Wir waren auf der Suche nach dem Schulleiter.“, erklärte sie. „Was hätten wir sonst in seinem Büro machen sollen? Wir, oder eher ich, wollten ihn auf nächstes Jahr ansprechen. Da wir Siebtklässler sein werden, werden zwei Schüler aus unserer Jahrgangsstufe zu Schulsprecher und Schulsprecherin ernannt. Vor dem Prüfungsstress wollte ich mich informieren, was die vorausgesetzten Fähigkeiten und Eigenschaften einer Schulsprecherin sind.“
Hermine stand aufrecht da und wartete auf eine Antwort ihres Lehrers.

„Für Informationen sind die jeweiligen Hauslehrer zuständig, das sollten Sie als Vertrauensschülerin wissen, Miss Granger.“

„Aber es ist Professor Dumbledore, der die Schülersprecher ernennt.“, warf Hermine ein, wurde jedoch von Snape ignoriert, der ungestört fortfuhr:

„Dennoch ist es für mich keine große Überraschung, dass Sie sich wieder einmal das ganz große Los herausfischen müssen und ein Gespräch mit dem Schulleiter höchstpersönlich erwarten.“

Hermine wollte etwas erwidern, doch Snape brachte sie mit einer strengen Geste zum Schweigen.
Schließlich setzte er sich auf seinen Stuhl, griff nach einem Pergament, das zusammengerollt auf seinem Schreibtisch gelegen hatte, und begann auf ihm zu schreiben.

„Verschwinden Sie jetzt.“, zischte er schließlich ohne von seinem Pergament hoch zu blicken.
Malfoy griff die immer noch erzürnte Hermine am Arm und zog sie hastig hinter sich aus der Tür.

Hermine hörte wie die Tür zu Snapes Büro hinter ihrem Rücken ins Schloss fiel. Und plötzlich war es ganz still.
Hermine wollte sich nicht umdrehen. Sie wollte ihm nicht in die Augen sehen.
Sie dachte nur an die Wochen der Ungewissheit, and die Verzweiflung, an die Stunden, die sie damit verbracht hatte herauszufinden was passiert war und schon flammte der Zorn erneut in ihr auf.

Malfoy trat um sie herum, sodass er direkt vor ihr stand und Hermine hob zögern den Kopf und sah ihn an.
Er sah sie emotionslos an. Keine Spur mehr von Fassungslosigkeit oder von Entsetzten. Nicht einmal Beklemmung. Und das Schlimmste war, dass er nicht einmal mehr wirkte, als würde er Reue oder Schuld verspüren. Er blickte sie einfach nur an.

Hermine spürte wie ihre Hand automatisch zu der Wölbung in ihrem Unterleib wanderte.
Die Tränen stiegen in ihr auf und sie wandte ihren Kopf von ihm ab um das verräterische Glitzern in ihren Augen zu verstecken. Schließlich drehte sie sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Nach ein paar Schritten hielt sie kurz inne.
Sie erwartete eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte oder eine Stimme die sie zurückhielt.
Doch er tat nichts.
Und so ging sie. Er hielt sie nicht auf.

* * *


Eine Stunde lang irrte Hermine durch das Schloss auf der Suche nach einem Ort, an dem sie weder Harry und Ron noch Ginny und Kathleen antreffen würde.
Als Versteck fielen ihr nur Orte ein, die sie einst mit ihm aufgesucht hatte. Verstecke, die es ihm einfach zu leicht machen würde sie zu finden.
Der kleine Balkon auf der Nordseite des Schlosses, die verlassene Toilette in der Nähe der Bibliothek, die Nische in einem einsamen Winkel des großen Schlosses, die Heulende Hütte.
Und so versteckte sie sich auf den Korridoren. Als bewegliches Ziel war sie weniger leicht auszumachen.

Irgendwann fiel ihr schlagartig auf, dass es ja mitten in der Nacht war. Wie hatte sie das vergessen können? Sie war doch sicher an ein paar Dutzend Fenstern vorbei gelaufen. So abgestumpft war sie mittlerweile. Abgestumpft durch den Schmerz, die Verzweiflung und die immer wieder kehrende Enttäuschung.
Wenigstens würde sie auf den Gängen keine anderen Schüler antreffen. Ob sie hier wirklich vor Malfoy sicher war, konnte sie sich nicht beantworten, schließlich strich auch sie durch das Schloss. Und da fiel ihr auf, dass sie nicht wusste, was er tun würde. Sie konnte sich nicht in ihn hineinversetzten. Sie kannte ihn nicht gut genug.

Hermine blickte immer wieder auf die Karte des Rumtreibers, die sie sich von Harry ausgeliehen hatte um ohne Schwierigkeiten in Dumbledores Büro zu kommen.
Sie vergewisserte sich, dass sie immer in die Korridore einbog, in denen sich weder Filch oder Mrs. Norris noch ein anderes Schulpersonal aufhielt.

Irgendwann jedoch hatte sie es satt durch diese einsamen Gänge zu streichen, immer wieder an den gleichen Stellen vorbei, und von den Bewohnern der Portraits schief angeguckt zu werden und so schlich sie sich durch den Geheimgang der Statue der buckeligen Hexe im dritten Stock in den Honigtopf. Da es mitten in der Nacht war, war der Laden komplett verlassen.
Hermine schlich sich zu einer Hintertür.

Mit klopfenden Herzen flüsterte sie: „Alohomora!“
Zu ihrer großen Freude war diese Hintertür nicht mit einem Sicherheitszauber belegt und Hermine schlüpfte so leise wie möglich aus dem Laden in die dunkle Nacht und peilte die Peitschende Weide an.

Dieses Schuljahr wurden die Sicherheitsvorkehrungen aufgrund von du-weißt-schon-wem um ein vielfaches verstärkt und es war beinahe unmöglich unbemerkt aus dem Schloss zu gelangen.
Über den Geheimgang durch den Honigtopf und dann von Hogsmeade wieder hoch zum Schloss war ein riesiger Umweg aber ob Hermine durch das Schloss strich oder sich über die Wege hoch nach Hogwarts kämpfte, machte eigentlich keinen großen Unterschied.
Außerdem tat ihr diese undurchdringliche Dunkelheit gut. Sie konnte ganz sie selbst sein. Hier konnte sie sich notfalls besser verstecken. Im Dunkeln konnte sie ihre Mitmenschen besser durchschauen, weil sie sich nicht hinter ihren Grimassen verstecken konnten.
Im Dunkeln zählten die Masken die man sich am Tag auflegte nicht mehr. Die Dunkelheit war ehrlicher.

Ohne Probleme schlüpfte sie in den Geheimgang, der ihr viel länger und dunkler vorkam als das letzte Mal. Aber das letztes Mal hatte auch jemand ihre Hand gehalten.

Das Haus wirkte irgendwie anders als das vorherige Mal, als sie durch diese Tür getreten war.
Die Vorhänge wirkten staubiger, die belegten Farben trister, die Möbel zerstörter. Hermine wagte nicht sich in das Zimmer mit dem großen Himmelbett zu begeben auf dem wahrscheinlich noch immer ihr weißes durchwühltes Bettzeug lag.
Stattdessen ging sie zu dem Zimmer mit den Büchern. Auf dem Weg erkannte sie eine Spur in dem Staub, die sie damals mit ihrer Bettdecke gemacht hatte, als sie, das Tuch hinter sich herschleifend, durch genau diesen Flur gegangen war. Die Staubschicht auf dieser Linie war viel dünner und die Farben intensiver.

An einem der Regale lies sie sich langsam hinunter gleiten. Hermine spürte die Bücher an ihrem Hinterkopf. In Bibliotheken hatte sie immer am besten nachdenken können. Nicht nur wegen der Stille, die keiner wagte zu durchbrechen, sondern auch wegen der bloßen Anwesenheit der Bücher. In ihnen selbst waren die Gedanken aufbewahrt, die ein Einzelner Mensch einmal aufs Papier gebracht hatte. Schon als Kind war sie sich sicher gewesen: Dass man in einer Bibliothek nie mit erhobener Stimme sprach war aufgrund der Bücher, nicht der Leser.

Normalerweise hätte sie ihre Probleme mit Harry und Ron beredet. Oder mit Ginny. Und nun, da sie sich nicht einmal mehr an ihre Freunde wenden konnte, hatte sie auch denjenigen verloren, der immer ihr Ersatz gewesen war. Wobei das ganze ziemlich ironisch war, wenn man bedachte, dass er in erster Linie der Grund war, wieso sie nicht mit ihren Freunden reden konnte.

Sie holte tief Luft und lies den Sauerstoff durch ihre Lungen strömen, lies ihren Körper die Energie und die Kraft aufnehmen, die sie für die nächsten Minuten brauchte.

Sie würde die gesamte Nacht noch einmal Schritt für Schritt durchgehen. Alles Schritt für Schritt zu verstehen versuchen. Und Schritt für Schritt mit der Erinnerung abschließen, die sie seit Monaten gesucht hatte.

Sie beide hatten Liebestrank intus gehabt, Hermine noch etwas mehr Alkohol, und waren in den Jungenschlafsaal gegangen. Alles war so abgelaufen, wie Hermine und Malfoy es sich schon im Kopf zusammengesetzt hatten. Hermine hatte die Kette an Malfoys Hals entdeckt und er hatte ihr die Geschichte von ihr erzählt. Als nächstes hatten sie geredet. Dann kam sie mit der Idee, ein Tattoo zu machen. Es war ihr Einfall gewesen. Seit dem Morgen, als sie die Schlange und die Löwin auf ihrem Schulterblatt entdeckt hatte, seit diesem Morgen, war sie sich zu Hundertprozent sicher gewesen, dass Malfoy diesen Zauber ausgeführt hatte. Dass es seine Idee gewesen war. Dieses Tattoo hatte so viel schwarze Magie an sich, wie hatte Hermine von so einem Zauber wissen können?

Um ehrlich zu sein, schämte sie sich ein wenig. Sie hatte ihn wegen diesem Bild angeschrieen, hatte ihm die komplette Schuld gegeben, und nun stellte sich heraus, das sie mindestens so viel, wenn nicht viel mehr, Verantwortung über dieses Bild übernehmen musste.
Wenigstens wusste sie nun die Zauberformel. Inurotius.

Als nächstes, erinnerte sich Hermine, war sie eingeschlafen. Da hätten auch ihre Erinnerungen aufgehört, aber die Erinnerungen aus dem Denkarium waren nicht ihre eigenen gewesen. Es waren die von Malfoy.
Kaum hatte sie geschlafen, hatte Malfoy sie vergessen lassen. Als Zweites hatte er ihr die goldene Kette untergeschoben. Als Drittes seine Erinnerungen in einem Reagenzglas verstaut und als Viertes sich ebenfalls jegliche Erinnerungen an diese Nacht genommen.


Sie wusste nicht was ihn getrieben hatte. Wieso er sie hatte vergessen lassen, wieso er ihr dennoch die Kette gegeben hatte, wieso er trotzdem eine Erinnerung aufgehoben hatte und wieso er anschließend auch noch den Obliviate bei sich selbst ausgeführt hatte.
All dies machte keinen Sinn, denn es hätte doch irgendwann rauskommen müssen. Und ob sie zu dieser Zeit eine Beziehung gehabt hätten, hätte keinerlei Rolle gespielt wenn man beachtete, dass sie so beide furchtbar verletzt waren.
Oder wäre er gar nicht zu ihr gekommen? Hätte er das alleine geregelt?
All das würde wahrscheinlich immer das bleiben was sie waren: Fragen. Sie konnte sie sich nicht beantworten und er würde es auch nicht tun können. Sein Wissensstand war in etwa so groß wie der Ihre.

Es war so einfach ihm die gesamte Schuld zu geben. Hermine musste sich eingestehen, dass sie ihm sogar die Schuld für die Nacht gab, dessen Erinnerung sie nur durch ihn nicht gehabt hatte. Es war so einfach, so unglaublich leicht.

Hermine erhob sich langsam. Jede Bewegung tat ihr weh. Sie hatte keine Ahnung wie lange sie dort zwischen den Büchern gekauert hatte.
Draußen begann es langsam zu dämmern. Die vorherige Nacht verzog schnell, ihre Probleme jedoch, die lies sie da.

Sie löste die goldene Kette mit dem goldenen Kreis von ihrem Hals. Sie hatte sie in letzter Zeit beinahe immer getragen. Eine Weile lang betrachtete Hermine sie in ihrer Hand, dann ging sie zu dem Regal, in dem sie einst das Märchen der Gebrüder Grimm gefunden hatte.
Sie zog das Buch mit der Aufschrift „Die sechs Diener“ zwischen den anderen, magischen Büchern hervor und wunderte sich, wie sie sich trotzdem so ähnlich sehen konnten.
Sie enthielten doch so verschiedene Welten und trotz allem konnte man das nicht magische so gut zwischen den Zauberbüchern verstecken wie einen Baum in einem Wald.

Hermine öffnete den Buchumschlag. Hier wollte sie die Kette lassen. Die Worte, die A.B in dieses Buch geschrieben hatte, passten einfach zu perfekt zu ihnen. Es waren ihre Worte.
Sie hatte die Kette schon auf die schwarzen Buchstaben gelegt, da stutzte die plötzlich.

„Wofür steht es?“ Hermine fuhr mit ihren Finger die Konturen des Kreuzes entlang. Es war schlicht gehalten und genau in der Mitte war ein kleines Herz eingeritzt.

„Für Arcturus Black stand es als Zeichen für den Tod. Seine Verlobte trug das Gegenstück mit einem Kreis, was für 'Unendlichkeit' steht.

Arcturus Black. A.B!

Arcturus Black hatte in dieses Buch geschrieben? Draco Malfoys Ur-Ur Großvater? Arcturus Black hatte dieses Buch hier platziert?

Hermine legte das Buch geöffnet auf die anderen drauf und ging durch das Zimmer.
Jetzt wo sie es wusste, fragte sie sich wieso sie nicht früher darauf gekommen war.
Der Spruch der in das Buch geschrieben wurde erzählte ja gerade zu die Geschichte des Reinblutes der ein Halbblut heiraten wollte. Ein Verräter der Familie.
Wo sollte er sich besser verstecken, als in einem abgelegenem Haus? Wo sollte er sich sicherer fühlen, als in der Nähe seiner früheren Schule?

Von der Neugier gepackt strich Hermine durch das Haus und rieb mit der Hand über Gemälde um die Staubschicht zu entfernen und zu entdecken was sich unter ihr befand. Sie zog Schubladen heraus und untersuchte ihren Inhalt. Schranktüren wurden geöffnet, Teppiche angehoben, Wände, auf der Suche nach Geheimverstecken, abgetastet.
Nachdem sie beinahe das gesamte Haus ohne Erfolg auf den Kopf gestellt hatte, beschloss Hermine schließlich über ihren Schatten zu springen und betrat das Zimmer mit dem Himmelbett.
Wie Hermine befürchtet hatte, sah alles noch genauso aus, wie Malfoy und sie es hinterlassen hatten.

Hermine tastete auch hier die Wände ab und durchwühlte die Schubladen. Doch sie fand nicht mehr als mindestens eine Tonne voll Haustaub und zwei tote Mäuse. Frustriert lies Hermine sich auf dem Bett nieder. Sie legte sich mit dem Rücken auf das Deckendurcheinander. Doch als sie mit der Hand erschöpft über das weiche Laken fuhr, hörte sie plötzlich ein Knistern. Es klang als hätte sie über ein Pergament gestrichen.
Schlagartig lies sie sich neben dem Bett auf die Knie fallen und stülpte das weiße Laken ab.
Und dort lag ein Stück vergilbtes Pergament, ausgerollt und platt gedrückt durch das Gewicht des großen weißen Tuches.

Auf dem Pergament war mit Farbe eine Person abgebildet worden. Die Frau war hübsch und lächelte fröhlich. Hin und wieder fuhr sie sich mit der Hand durch ihre Haare und strich sich ein paar widerspenstige Strähnen hinter das Ohr. Am unteren Bildrand stand in kleinen Druckbuchstaben ein Name geschrieben: Elizabeth.
Dieses Bild war mit den gleichen Initialen signiert wie auch der Text in dem Märchenbuch.
Und bei genauerem Hinsehen, sah man eine goldene Kette, die die Frau um ihren zierlichen Hals trug. Der Anhänger war ein goldener Kreis.

Hermine schnappte sich das Bild und ging zügig zurück in das Zimmer mit den Büchern. Dort nahm sie die Kette, die immer noch auf der ersten Seite des Buches lag und lies sie in eine Innentasche ihres Umhanges gleiten. Dann platzierte sie das Bild vorsichtig zwischen den Seiten und verstaute auch das Buch in ihrem Umhang. Mithilfe der Karte schlich sie sich durch den Honigtopf zurück in das Schloss. Als sie aus dem Geheimgang trat, sah, sie, dass es schon hell war.

Zum ersten Mal in ihrem Leben war Hermine froh, dass sie heute keinen Unterricht hatte.
Und so beschloss Hermine gar nicht erst in ihren Schlafsaal zu gehen. Mit müden Schritten ging sie durch die große Halle und lies sich gegenüber von Harry nieder, der um einiges wacher wirkte als sie selber.

„Wo ist Ron?“, fragte sie gähnend.

„Der schläft noch.“, antwortete Harry und schenkte sich Kürbissaft ein.

Da es ein Samstag war, befand sich ein Großteil der Schüler noch in ihren Betten und Hermine war froh darüber.

„Schon wieder eine Muggelfamilie ermordet.“, berichtete sie Harry während sie ihren Tagespropheten überflog. Dann schob sie die Zeitung beiseite und sah Harry ernst an.

„Es wird immer schlimmer. Ich glaube nicht, dass es noch lange dauert bist du-weißt-schon-wer auch das Ministerium übernimmt und dann ist der Orden auf sich allein gestellt.“

Harry nickte nur und trank aus seinem Glas.

„Wir kommen nicht drum herum.“

* * *

Als Hermine gerade die große Halle verlies, fand sie sich plötzlich Angesicht zu Angesicht Ginny gegenüber.

„Kathleen meint du hättest heute nicht in deinem Bett geschlafen.“, giftete sie Hermine an.
„Hat er dich wieder herbestellt? Wo habt ihr es diesmal getrieben? In einem Klassenzimmer?“

Plötzlich erspähte Hermine Malfoy. Er ging gerade die Steintreppe zum siebten Stock hinauf. Er hatte Hermine nicht gesehen. Jedoch glaubte sie nicht, dass er in den siebten Stock ging um sie aufzusuchen.

„Ich war nicht bei ihm, Ginny.“, meinte Hermine eindringlich und zum größten Teil stimmte das ja auch.

„Verdammt Hermine, ich hoffe für dich, dass es wirklich vorbei ist.“

Hermine sah immer wieder die Treppe hoch, wo Malfoy gerade um die Ecke verschwand.

„Es ist vorbei, wirklich.“, versprach sie. „Ginny können wir nachher reden? Ich muss schnell mit jemanden reden“

Mit diesen Worten lies sie Ginny stehen und rannte die Treppe hoch. Sie wusste nicht welchen Weg Malfoy nehmen würde, und aus diesem Grund machte sie sich einfach auf den Weg zum Raum der Wünsche. Im siebten Stock fand sie ihn dann endlich. Er lief ein paar Schritte vor ihr. Ohne Rücksicht auf ihn zu nehmen, stürmte Hermine auf ihn zu und schleuderte ihn gegen die Steinwand auf seiner Rechten.

„Draco Malfoy.“, schrie sie während sie ihn zornig gegen die Wand drückte. „Wieso ist eigentlich das einzige was du hervorragend kannst zu heucheln und zu lügen!“

Kurz sah er sie überrumpelt an. Dann schubste er sie grob von sich weg.

„Wer hatte denn die Idee eines magischen Tattoos?“

„Ich weiß nicht.“, fauchte sie und fuhr mit einem ironischen Unterton fort: „Ich kann mich seltsamerweise nicht mehr erinnern!“

„Schon vergessen? Ich konnte mich auch nicht mehr an die Nacht erinnern!“ Malfoy strich sich seinen Umhang glatt und funkelte sie zornig an.

Dadurch, dass er sich selber nicht erinnern konnte, machte es ihr schwerer ihn für seine Tat zu hassen. Für sie, und wahrscheinlich noch mehr für ihn, war es, als hätte jemand vollkommen anderes diese Erinnerungen in diesem Reagenzglas verstaut. Hermine ahnte, dass das alles noch schwerer für Malfoy sein musste, aber in diesem Moment konnte sie an nichts anderes als ihren Schmerz denken.
Und trotz allem war er es gewesen. Er hatte diesen Zauber ausgesprochen.

„Du konntest dich nicht erinnern?“, erwiderte sie schroff. „Wessen Schuld war das wohl?“

„Verdammt Granger!“, schimpfte er „Ich weiß doch auch nicht wieso ich das getan habe, okay? Ich war einfach jemand anders damals. Heute würde ich anders handeln.“

„Würdest du?“, fragte sie kühl. „Würdest du wirklich Malfoy?“
Hermine hielt ihm das Buch vor die Nase.
„Nein Malfoy. Du hättest nicht anders gehandelt.“

Er riss ihr das Buch aus der Hand. „Was ist das?“
Leise las er den Spruch und beäugte das Bild, das daneben lag.

„Wag es nicht zu behaupten du wüsstest nicht wer die Frau ist.“, sagte Hermine. Sie war erschöpft. Von den Ereignissen der letzten Nacht, von dem Schlafmangel aber besonders von Malfoys Unehrlichkeit. „Ich habe es satt, dass du mit mir machen kannst was du willst. Und wenn ich einmal Ehrlichkeit erwarte, dann lässt du mich im Stich.“

„Ich kenne das Bild wirklich nicht, aber ich weiß wer die Frau ist.“, antwortete er mit dem Blick auf das Pergament. „Sie heißt-“

„-Elizabeth. Ich weiß. Und sie war mit Arcturus Black verlobt.“

Als er nichts antwortete, keimte in Hermine der Zorn erneut auf.

„Wir sind in dieses Haus gegangen und du hast nichts gesagt! Kein Wort. Du hast mich einfach wieder belogen.“

„Das ging dich nichts an!“, meinte er kalt. „Muss ich dir meine Familiengeschichten erzählen? Nein.“

„Achso. Ich darf mich nicht in dein Leben einmischen, aber du darfst mir meine Erinnerungen stehlen?“, schrie sie empört. „Ich versuche seit Wochen diese Beziehung irgendwie am Leben zu halten und alles was du dazusteuerst sind Lügen.“

„Beziehung?“ Malfoy lachte auf. „Das nennst du Beziehung? Alles was wir tun ist ein bisschen rummachen.“

Hermine strauchelte ein paar Schritte zurück. Sie sah ihn fassungslos an.
„Das bisschen Rummachen hat sich damit auch erledig. Sprich mich nie wieder an, komm nie wieder zu mir. Lass mich einfach für den Rest deines erbärmlichen Lebens in Ruhe.“

Hermine drehte sich auf ihrem Absatz und ging davon.
Sie hasste ihn! Sie hasste ihn wie die Pest!

Als sie um die Ecke trat, stand plötzlich Ginny vor ihr. Sie musste einen teil ihres Gesprächs mitgehört haben.
Sie lächelte. Hermine hatte dieses Lächeln vermisst.
Plötzlich hörten sie einen wütenden Aufschrei und sie glaubte zu hören wie jemand aus Zorn mit der Handfläche gegen die Steinmauer schlug. Dann hörte sie Schritte die schnell auf sie zugingen.
Ginny berührte sie kurz an der Schulter und verschwand schließlich Richtung Gemeinschaftsraum.

„Granger.“
Hermine wirbelte herum.

„Verschwinde doch einf-“

„So war das nicht gemeint.“, brachte er hervor und hielt sie fest.
Hermine versuchte sich zu befreien. Aber er drückte sie gegen die Steinmauer.

„Ich brauche dich.“ Es war nur ein flüstern aber es entwaffnete Hermine schlagartig.
„Ich werde ehrlich sein.“

Hermine sah ihn skeptisch an. „Keine weiteren Lügen?“

„Keine weiteren Lügen.“, bestätigte er.

Als er sich nach vorne lehnte und sie küsste bemerkte sie nur, dass Draco Malfoy ein sehr ausgeprägtes Talent hatte, alles was er hatte zu vermasseln.


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