von Harryna
Für Megan war alles noch vollkommen neu. Sie sah sich um, hatte sogar ein bisschen Angst. Schon allein das Zwitschern der Vögel reichte aus, dass sie zusammenzuckte. "Hab keine Angst", meinte Draco zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. "Uns wird niemand mehr etwas antun." Roxanna sicherte die Gegend ab. Sie waren alleine. Außer ihnen war keine Menschenseele hier. "Für den Anfang sollten wir ein Lager aufschlagen ... wie damals ..." Doch die Brünette schüttelte den Kopf. "Wir gehen weiter." Der Blondschopf sah sie entgeistert an. "Wir sind vor wenigen Minuten aus Askaban geflüchtet! Denkst du nicht, wir sollten uns ein wenig Ruhe gönnen?"
"Ruhe? Das hatten wir schon die ganzen Jahre in Askaban!", erwiderte sie leicht gehässig und rümpfte die Nase. Die ganze Zeit über hatte sie den beiden den Rücken zugedreht und nicht einmal zu ihnen gesehen. "Mama, ich bin müde", brachte Megan leise hervor, fast schon wie ein Flüstern. Roxy legte die Stirn in Falten. "Also gut, aber nur für eine Nacht. Schlagen wir ein Lager auf." Die Kleine blieb oft bei Draco, der sich um das Holz kümmerte, während die Slytherin improvisierte, indem sie aus Blättern und Baumrinde ein kleines Zelt machte. Zaubern konnten sie nicht, hatte man doch ihre Zauberstäbe an sich genommen.
Am Abend kamen die beiden wieder. ln der Zwischenzeit war es ein wenig gemütlich geworden. Eine kleine Feuerstelle, das Zelt, in dem sie schlafen konnten und idyllische Ruhe. Nur das Rauschen der Blätter im Wind war zu hören. "Hätte nie gedacht, dass ich nochmal auf meinen Zauberstab verzichten müsste", murmelte Draco. "Guck mal, Mama! Wir haben ganz viel gefunden!", rief die Kleine stolz und hatte ihre Arme voll Holz. Roxanna lächelte nur mild. "ln der Nähe ist ein kleiner Fluss, also eine ganz günstige Stelle", bemerkte der Slytherin. Nun war die Frage wie sie Feuer machen sollten. Draco versuchte es mit Steinen, aber vergebens. "Lass mich mal machen ... Mit normalen Steinen wirst du's nicht schaffen." Roxy nahm einfach zwei Stöcke dazu, während Megan getrocknetes Gras aufs Holz warf. Nach einer halben Ewigkeit hatten sie dann endlich ein Feuer.
"Ohne Zauberei ist das wirklich schwierig", gluckste der Blondschopf. "Darum bin ich meistens für alles gewappnet", erwiderte sie. lm Zelt konnte man anders schlafen als in der dunklen, kalten Zelle. Das achtjährige Mädchen war so erschöpft, dass sie sich ins Moos einkuschelte und einschlief. Nur ihre Eltern waren noch wach und starrten ins Feuer. "Wir könnten uns nicht einmal verteidigen ..." Sie sah ihn an. "Sei wenigstens froh, dass wir hier raus sind ..." Eine kleine Pause trat ein. Die Grillen zirpten ihr Lied im Hintergrund. "Aber wenn wir es mit wilden Wesen zu tun haben? Und wir wissen ja nicht einmal, was für ein Wald das hier ist ..." "Die einzige Gefahr hier werden die Wölfe sein und selbst das ist ein albernes Ammenmärchen ..."
Das Feuer knisterte leise vor sich hin, warf ab und an mit Funken um sich und loderte. Es erinnerte sie schon fast an den Kampf in Hogwarts, als sie Draco verfolgte, als Hagrids Hütte brannte. lhr fiel auf, dass sie ziemlich viel mit dem Feuer verband. Der Blondschopf legte seine Jacke über ihre Schultern. lhm war nicht entgangen, dass ihr kalt war. "Danke", murmelte sie, während sie immer noch abwesend ins Feuer starrte. Doch er sagte nichts. Er legte einfach seinen Arm um sie. Roxy rührte keinen Muskel. Die Flammen spiegelten sich in ihren dunklen Augen wieder. Draco gab ihr einen Kuss auf die Schläfe, hauchte ihn fast darauf. Doch sie dachte nach.
"lch hab keine Lust drauf und außerdem schläft Megan neben uns", murmelte die Brünette nach einer Weile, als er sie näher zu sich gezogen hatte. "Früher hat dich das auch nicht gestört ..." Sie sah ihn zum ersten mal seit Langem an. "Ja, früher war auch alles anders. Wir leben im hier und jetzt, Draco, nicht in dieser Gosse namens Askaban!" Der Blondschopf seufzte und sah zu Megan, die seelenruhig schilef. lhre erste Nacht in Freiheit. Doch würde es so bleiben?
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