von Viola Lily
Die folgende Woche wurde für Ashley so anstrengend, dass sie das Gefühl bekam, zuvor noch nie Unterricht gehabt zu haben - ihr Privatlehrer hatte alles so einfach gemacht und sie hatte eben ihre Gewohnheit des Lernens, und diese wurde im Hogwartsunterricht völlig auf den Kopf gestellt.
„Ich werde es nie raffen“, sagte sie verzweifelt, als sie verschiedene Zauber für Verwandlung lernen und merken sollte.
Lily saß ihr gegenüber und hatte sie abgefragt, legte das Buch allerdings beiseite, als sie Ashleys Gesicht sah.
„Hey Ash, das sind doch nur die Zauber, die du bei deinem Privatlehrer halt nicht gelernt hast.“
„Es sind viel zu viele.“
„Dafür kannst du schon andere Zauber, die wir noch nicht können. Den Patronus zum Beispiel. Den können die meisten von uns immer noch nicht.“
„Der Patronus. Den brauchen wir auch unbedingt, hier in Hogwarts“, sagte Ashley sarkastisch und packte ihre Sachen ein, „Lass uns in den Schlafsaal gehen. Es gibt gleich Abendessen und davor möchte ich meine Sachen gern noch weg bringen.“
Lily stimmte zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. Dort nannten sie der Fetten Dame das Passwort und traten ein. Gleich als erstes viel ihnen eine Traube Schüler auf, die um das schwarze Brett herum stand.
„Was da wohl los ist?“, fragte Lily neugierig.
Sam und Kate bahnten sich einen Weg aus den drängelnden Schülern heraus und gingen auf Lily und Ashley zu.
„Das ist die Liste, in die sich die Schüler eintragen sollen, die sich als neue Quidditch-Spieler fürs Hausteam bewerben möchten“, antwortete Kate und hatte plötzlich einen verträumten Ausdruck in den Augen.
„Echt? Cool, dann muss ich mich gleich eintragen“, meinte Ashley und stürmte los.
„Und Kate hat sich natürlich auch gleich eintragen“, meinte Sam und verdrehte die Augen.
„Wieso denn das? Seit wann willst du Quidditch spielen?“, fragte Lily.
„Weil Black und Potter doch auch im Quidditch-Team sind.“
Lily klatschte sich mit der flachen Hand auf die Stirn: „Stimmt ja. Deswegen wollte ich auch nie mitmachen. Hoffentlich hat Ash sich noch nicht eingetragen, sonst-.“
„Was sonst?“
Ashley war wieder zurückgekehrt, mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht: „Ich bin so froh, dass sie einen neuen Jäger suchen. Das ist die Position, die ich am besten kann.“
„Hör mal Ash, da gibt es etwas, was ich dir noch nicht gesagt habe. Potter und Black spielen ebenfalls in unserem Hausteam mit.“
Ashley klappte der Mund auf: „Nicht ernsthaft, oder?“
„Doch“, seufzte Kate verträumt.
„Na toll, da habe ich mich schon auf Quidditch gefreut. Wehe der Kerl ist auch Jäger, dann geh ich gar nicht erst hin“, ärgerte sich Ashley.
„Was ist mit mir?“
Erschrocken wirbelte sie herum und blickte direkt in das Gesicht von Sirius.
„Nichts ist mit dir“, erwiderte sie trocken.
„Nichts? So... rein gar nichts?“
Ashley merkte, wie sein Gesicht ihrem immer näher kam, so nah, dass sie ihm so tief in die Augen sehen konnte, dass sie Angst bekam, in dieses Grau hinein zu fallen. Ohne länger zu überlegen griffen ihre Hände ein und schubsten den Jungen von ihrem Gesicht weg. Sirius fiel hinten über und stolperte direkt in James rein, der hinter im gestanden hatte. Er musste wohl Lily wieder angestarrt haben, sonst hätte er gesehen, dass Sirius auf ihn rauf fiel.
„Nun ja, ganz besonders helle scheint ihr ja nicht zu sein“, meinte Ashley triumphierend und blickte auf die beiden Jungen hinab.
„Wenn wir davon das Gegenteil behaupten dürften? Falls dir aufgefallen sein sollte, wir sind gar nicht mal so schlecht im Unterricht“, bemerkte James.
„Dafür aber kassiert ihr Massenweise Trolls im Unterricht für Liebe und Zuneigung“, konterte Lily kalt.
„Wo du gerade von Liebe und Zuneigung redest, Evans. Möchtest du nicht mit mir ausgehen?“
„Niemals James, wie oft soll ich es dir denn noch sagen?“, schrie sie ihn an, drehte sich wütend um und rauschte, mit Ashley im Schlepptau, in den Mädchenschlafsaal.
„Was bildet der sich eigentlich ein?“
Aufgebracht rannte Lily im Schlafsaal auf und ab, Ashley saß auf ihrem Bett und beobachtete sie.
„Versuch ihn das nächste Mal einfach zu ignorieren“, schlug sie vor.
Lily seufzte.
„Wenn das nur so einfach wäre. Als Schulsprecherin muss ich aufpassen, dass andere Schüler gegen keine Regeln verstoßen. Und das machen Black und Potter am laufendem Band. Remus ist zwar Vertrauensschüler, aber er hat es auch nicht geschafft, die beiden zu bändigen.“
Lily ließ ich erschöpft auf ihr Bett fallen: „Warum können die beiden nicht einfach erwachsen werden? Die anderen Jungs aus unserem Jahrgang habens doch auch geschafft.“
Ashley zuckte nur die Schultern.
„Mal ein anderes Thema. Jetzt wo die anderen weg sind“, Lily krabbelte auf Ashleys Bett hinüber, „Kannst du mir dann nicht erklären, warum du bei deiner Ankunft unbedingt diesen Umhang tragen musstest?“
Ashley sah Lily lange und durchdringend an.
„Du darfst es aber wirklich niemand anderem weiter sagen. Nicht mal deiner Eule oder Katze.“
„Ist es so geheim?“ fragte Lily grinsend. „Ok, ich verprech's.“
Ashley atmete tief ein und wollte gerade beginnen, zu erzählen, als die Schlafsaaltür aufgestoßen wurde und Samantha bis zu beiden Ohren grinsend eintrat.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Ashley, nachdem Samantha auch noch angefangen hatte, Liebeslieder zu singen.
Sie grinste die beiden nur an und ging dann, weiter singend, ins Bad. Lily und Ashley sahen ihr mit geöffneten Mündern hinterher.
„Was war das denn für ein Akt?“, fragte Lily
„Ich glaub, da hat Amor wieder mit seinen Pfeilen um sich geschossen“, meinte Ash kopfschüttelnd.
„Hoffentlich ist es nicht wieder Black“, murmelte Lily.
„Wieso nicht wieder Black?“, fragte Ashley entsetzt.
„Oh. Nun ja, Sam war schon mal mit Sirius zusammen. 4 Wochen lang, seine bis jetzt längste Beziehung. Das war letztes Jahr im Winter“, erklärte Lily rasch.
„Nein nein, Black ist es diesmal nicht“, sagte Samantha und guckte aus dem Badezimmer, „Sondern Josh Steward.“
„Der Gut-aussehende Junge aus Hufflepuff? Oh Sam, ich wünsche dir alles Gute“, quiekte Lily und fiel ihrer Freundin in die Arme.
„Hey, mal mal halblang, ich bin noch nicht mal mit ihm zusammen und du redest schon so, als würden wir in 3 Wochen heiraten - hm, keine schlechte Idee.“
„Was hat er denn gesagt?“, fragte Ashley neugierig.
„Nun ja, ihr wisst ja, oder eher Lily weiß es, dass ich schon seit längerem auf Josh stehe. Und jetzt ist er eben im Korridor auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht mit ihm nächstes Wochenende nach Hogsmeade gehen möchte.“
„Und du hast ja gesagt?“
Das war vielmehr eine Feststellung von Lily, als eine Frage.
„Natürlich ja, ich bin doch nicht doof.“
„Weiß Kate schon davon?“, wollte Lily wissen.
„Nein, lass es uns ihr beim Abendessen erzählen.“ sagte Samantha.
„Prima, lass' uns sofort hingehen. Doch vorher muss ich mir noch was anderes anziehen“, sagte Ashley, worauf Lily und Sam zustimmten.
„Ich muss wenigstens für heute Abend noch mal aus dieser Schuluniform raus“, kommentierte Ashley, als sie den Schrank aufriss.
Heraus holte sie eine dunkelblaue Röhrenjeans und ein hellblaues T-shirt, das gut zu ihren Augen passte. Samantha zog sich eine ¾-Jenas an und ein rotes Top mit Pailettenmuster, dazu frisierte sie ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz. Lily zog sich eine hellblaue, enge Jeans an und dazu ein tiefschwarzes Top, das einen tollen Kontrast zu ihren langen, roten Haaren gab. Dann machten sie sich auf den Weg zum Abendessen.
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