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The Trial - Awakening - Beneath the Surface

von Dante

Der Februar hielt frostig und für mich nachdenklich Einzug. Er begann, wie der Jänner geendet hatte, nämlich eisig und grau. Der Schnee war in den letzten Tagen verschwunden und hatte farblosen, harten Boden zurückgelassen, der Himmel war von einem schmztigen, unfreundlichen Weiß und die Temperaturen von früh bis spät konstant knapp unter dem Gefrierpunkt, etwas, das den Durmstrangs nicht viel auszumachen schien, mir aber durchaus den einen oder anderen Nerv raubte.
Generell dachte ich jedoch weniger daran, als an eine gewisse hübsche und äußerst scharfsinnige braunhaarige Angehörige meines Hauses, außer der ich – das musste ich zugeben – kaum noch etwas im Kopf hatte. Nicht, dass ich nicht genug Beschäftigung gehabt hätte: Hausaufgaben wurden angesichts des voranschreitenden Schuljahres nicht gerade sparsam verteilt, und auch privat gab es genug zu lesen, doch die (zugegebenermaßen noch recht vage) Möglichkeit, mich unter Umständen verliebt zu haben, brachte mich doch ein wenig aus der Fassung.
Was, wenn dem so wäre? Müsste ich mich dann mit irgendwelchen negativen Gefühlen herumschlagen und den gerade erst häufiger gewordenen, innigen Kontakt zu Rebecca abbrechen? Würde mich das bei den Prüfungsvorbereitungen hindern und letztendlich entscheidend aufhalten? Wie hoch war die Chance, dass Rebecca diese Gefühle erwidern mochte? Sie hatte klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass sie mich gern als engeren Freund haben wollte, aber das bedeutete noch nicht, dass sie auch mehr empfand.
Aber unabhängig davon, ob das zutraf, oder nicht, war die wichtigste Frage, ob ich es überhaupt tat – und gerade das war ja das Vertrackte an der Situation: Bisher war ich nie verliebt gewesen, daher hatte ich keinerlei Maßstab, an dem ich die Zuneigung für Rebecca messen konnte; wusste nicht, wie sich Verliebtsein anfühlte oder ab wann man davon hätte sprechen können.
Die Treffen mit ihr halfen jedenfalls wenig dabei, herauszufinden, woran ich bei ihr war; sie verwirrten mich eher noch. Ich verspürte eine gewisse Anziehung, das war unbestreitbar, dennoch … hatte ich nie wirklich das Bedürfnis, sie in die Arme zu schließen, anderweitig zu berühren oder gar zu küssen. Ich war einfach gern in ihrer Nähe und genoss ihre Gegenwart, ob mit oder ohne Gespräche … Gerade das wäre wohl ein unkompromittierbares Argument gegen ›mehr‹ gewesen, trotzdem glaubte ich nicht, dass es damit so einfach getan war und wartete weiter auf ein sich möglicherweise präsentieredes Zeichen.
Unterdessen rückte die zweite Aufgabe unaufhaltsam näher. Damit einher ging nicht nur Vorfreude unter den Schülern einher, die wie eine allgegenwärtige, elektrische Spannung überall in der Luft lag, wo man nur hinschaute, sondern auch eine gewisse … Feindseligkeit. Das war mir schon im Zuge des Balls aufgefallen: Einige sahen das Ganze als internationale Begegnung und Möglichkeit des Kulturaustauschs, doch viele (der Großteil der männlichen Schüler, kam mir vor) schienen einzig aufs Gewinnen des Turniers bedacht zu sein und betrachteten die Beauxbatons und Durmstrangs wie eingeschworene Feinde, die es unter allen Umständen zu bezwingen galt.
Vor und während des Balls waren offenbar einige zugunsten der ausländischen Schüler ausgeschlagene Balleinladungen der Grund des Unmuts mancher gewesen, nun war es eindeutig die kommende Aufgabe, die viele zu übersteigertem Konkurrenzdenken hinriss – etwas, das ich nicht wirklich nachvollziehen und worüber ich nur den Kopf schütteln konnte. Etwas derartig Unbedeutendes so wichtig zu nehmen … der Grund dahinter erschloss sich mir nicht.
Ich selbst war vor allem gespannt, ob die zweite Aufgabe das beeindruckende Niveau der ersten aufrecht erhalten konnte – eine Spannung allerdings, die nicht im Entferntesten groß genug war, als dass sie mich darüber hinwegsehen hätte lassen, dass ich am Tag der Aufgabe erstens viel zu früh erwachte und es zweitens verdammt kalt war. Zwar fand die Turnierrunde später statt als der Unterricht sonst, doch hatte ich das unschöne Gefühl, keine Sekunde der Nacht wirklich im Tiefschlaf verbracht zu haben. Die erdrückende Müdigkeit, die auf meinen Augen lastete, erinnerte an eines jener allzu kurzen Nickerchen, die ich im Sommersemester, wenn es warm draußen wurde, gern unter der Buche am See zu machen pflegte, zwischen Unterrichtsende und Abendessen, und aus denen bewusst zu erwachen sich immer äußerst schwierig gestaltete. Ich verspürte den Drang, mich umzudrehen und einfach weiterzudösen, widerstand der Versuchung jedoch nach einem Blick auf die Uhr – mir blieb nur mehr eine halbe Stunde.
Als ich die Decke seufzend zur Seite schlug, bekam ich Gänsehaut und musste frösteln. Ich trat ans Fenster und blickte hinaus, über die kahlen Bäume des Waldes und das bleiche Grün des Rasens … was immer die Champions würden tun müssen, sie konnten nur hoffen, dass ihnen dabei warm würde.
Nach einer schnellen Dusche zog ich mich an und eilte zum Frühstück, wo Darius, Damian und Alan naturgemäß schon auf mich warteten. Ich aß einen schnellen Marmeladetoast mit ihnen, dann wurden wir auch schon aufgefordert, den Hauslehrern zum Schlossportal zu folgen.
»Bin ja gespannt, was diesmal dran ist«, meinte Darius gut gelaunt, als wir zusammen hinaus in die winterliche Kälte traten und die Treppe hinabstiegen.
»Vielleicht ein Kampf der vier Champions gegeneinander auf Leben und Tod«, kommentierte Alan in einem Tonfall, der es schwierig machte, zu beurteilen, ob er nur sarkastisch war oder das ernst meinte.
»Nah«, negierte Damian, »das heben sie sich, wenn schon, für die dritte Runde auf, wenn vielleicht nicht mehr alle übrig sind.« Ich schüttelte grinsend den Kopf über die beiden, während wir über den noch mit Reif bedeckten Rasen schritten.
Es war ein diesiger, nebelverhangener Morgen, deswegen dauerte es, bis wir die riesige Tribüne ausmachten, die am längsseitigen Seeufer aufgebaut worden war. Das war interessant … sollte die zweite Aufgabe etwa im See stattfinden? Ich und auch meine Freunde waren zugegebenermaßen neugierig, als wir das verbliebene Wegstück zurücklegten und schließlich die gewaltige Holzkonstruktion über eine kleine Treppe auf der Seite betraten, um uns, wie vorher abgesprochen und schon bei Runde eins der Fall, auf den obersten Rang zu begeben, wo wir neben den Weasley-Zwillingen sitzen würden.
Dort angekommen, hatten wir einen guten Überblick über das Ufer und etwa hundert Meter Wasser, dann wurde die Seeoberfläche vom Nebel verschluckt. Die Jury saß bereits am Richtertisch – wiederum mit Percy Weasley als Vertretung von Mr. Crouch; was hatte der denn, dass er so lange krank war? – und die Champions standen, alle bis auf Potter, ein Stück abseits. Fleur trug eine hellblaue Trainingshose und einen dazu passenden Pullover, ein ungewohnter Anblick zwar, weil ich sie mir, als ich überlegt hatte, dass die Champions womöglich in den See tauchen mussten, woran es nun kaum noch Zweifel gab, in einem modischen Bikini vor mir gesehen hatte (zugegeben, ein schöner Anblick), doch angesichts der Temperaturen, vor allem der des Wassers, war das natürlich Blödsinn und ihre Kleiderwahl die einzig richtige.
Die anderen und ich nahmen unsere Plätze ein, ließen Fred und George vorbei, deren kurzfristiges Wettangebot ich abermals ausschlug, und blickten hinunter zum Ufer, wo sich jetzt Ludo Bagman erhob und mit magisch verstärkter Stimme die zweite Runde ankündigte:
»Ladies und Gentlemen, die zweite trimagische Aufgabe wird in Kürze beginnen! Vielleicht haben es einige schon mitbekommen, doch für alle die Aufgabenstellung: Die Champions müssen innerhalb der gesetzten Zeit von einer Stunde das zurückholen, was man ihnen geraubt und zum Grund des Sees gebracht hat – die Menschen, die ihnen am meisten am Herzen liegen! Es geht los, sobald unser letzter Champion hier ist.«
Wofür es auch höchste Zeit gewesen wäre: Es war bereits halb zehn; die Aufgabe hätte eigentlich soeben begonnen haben und Potter damit schon längst hier sein sollen, dennoch war von ihm keine Spur zu sehen. Was mich allerdings weitaus eher beschäftigte, war der schale Beigeschmack, den Bagmans Worte hinterlassen hatten: Seine Beschreibung der Aufgabe ließ nicht gerade auf ein fulminantes Spektakel schließen, ganz im Gegenteil musste man nun ein eher ödes Schauspiel erwarten.
»Das ist jetzt aber nicht ihr Ernst, oder?«, fragte Damian mit ungläubigem Blick und sah abwechselnd zu uns und hinunter zum See.
»Ich fürchte schon«, sagte ich, nicht weniger unzufrieden.
»Mh, soetwas habe ich insgeheim befürchtet. Was für ein Niveauabfall …« Darius schüttelte den Kopf.
»Ich meine, kommt schon, was ist das denn bitte für eine Herausforderung?! Sie tauchen in den See hinunter, befreien jemanden, der dort vermutlich festgebunden sein wird, und tauchen mit ihm wieder auf – was soll da schon bitte passieren? Das einzig spannender daran wäre, wenn sie erfrieren und ertrinken würden.«
»Was wir von hier aus nicht einmal mitbekommen würden«, merkte Alan an und machte damit das leicht Hoffnungsvolle in Damians Stimme zunichte. »Wir schauen uns eigentlich nur die Seeoberfläche ab und warten, bis diese drei Pappnasen und Drakes Französin –«
»Sie ist nicht meine Französin«, warf ich instinktiv, aber natürlich sinnloserweise ein.
»â€“ zurück sind, das war‘s.«
»Wo er leider Recht hat«, seufzte Darius.
Alan verschränkte wie zur Bestätigung die Arme vor der Brust, ehe er resigniert den Kopf schüttelte. »Und für sowas haben sie Quidditch abgesagt …«
Ich seufzte nun ebenfalls, zwar nicht wirklich verärgert oder zornig – so viel bedeutete mir das Turnier nun auch wieder nicht, dass ich echte Emotionen daran verschwendet hätte –, ja nicht einmal wirklich enttäuscht, aber mit dem säuerlichen Ausblick darauf, dass der Vormittag eine ziemliche Verschwendung würde.
Meinen Blick wieder dem See zuwendend, entdeckte ich, dass die Richter scheinbar irgendetwas miteinander besprachen, wohl, wie lange man noch auf Potter warten würde, und die drei Champions erwartungsvoll in ihre Richtung blickten. Ich sah eine Hand, die den dreien gebot, sich noch zu gedulden, und nahm an, dass es Dumbledores war … Diggory wandte sich schulterzuckend ab, Krum verharrte regungslos und wie immer scheinbar völlig desinteressiert an Ort und Stelle und Fleur hob den Kopf, um zur Tribüne hochzusehen. Ich überlegte bei mir, ob sie meinetwegen hierherblickte, vielleicht erwartete, mich zu sehen oder einfach geistesabwesend nach mir suchte … doch selbst wenn, hätte ich ihr nicht den Gefallen getan, zu winken.
Plötzlich ging ein erleichtertes Raunen durch das Publikum, gefolgt von lautem Applaus, und als ich den Kopf wandte, erkannte ich, dass Potter, die Hände auf die Knie gestützt und atemringend beim Podiumstisch angekommen war. Ludo Bagmans magisch verstärkte Stimme schallte wenig später noch einmal über die Tribünen und entschuldigte sich für die kleine Verspätung, die sich nicht habe vermeiden lassen; nichtsdestoweniger freue er sich jetzt, das Startkommando für die zweite Runde des Turniers geben zu dürfen und wünsche allen Anwesenden gute Unterhaltung. Bei letzterer Aussage umspielte unwillkürlich ein ironisches Lächeln meine Mundwinkel. Wer‘s glaubt …
Ich beobachtete, wie die Champions vortraten und sich im Abstand von mehreren Metern am Ufer aufstellten, Fleur ganz links, in der Luftlinie fast direkt vor mir, dazwischen Krum, Diggory und Potter ganz rechts, am anderen Ende der Tribüne.
Dann gab Bagman das Zeichen und es ging los. Alle Champions zogen ohne zu zögern ihre Zauberstäbe – abgesehen von Potter, der sich seiner Schuhe entledigte, etwas aus seiner Hosentasche zog und geradewegs in den See watete. Meine Stirn legte sich in Falten … ich beobachtete, wie Fleur und Diggory jeweils einen Kopfblasenzauber sprachen, und sah der Französin bei ihrem anmutig Kopfsprung zu; ihre Beine ragten noch für kurze Zeit aus dem Wasser, ehe sie untertauchte und verschwand. Diggory keine weitere Beachtung zollend, richtete ich mein Augenmerk auf Krum, dessen Anblick mich unwillkürlich die Augenbrauen hochziehen ließ: Er schien eine Teilverwandlung angewandt zu haben und war nun im Besitz eines Haikopfs, was, wie ich annahm, recht nützlich sein würde.
Auch er verschwand rasch im Wasser, sodass nur Potter zurückblieb, dessen Anblick bei den Zuschauern in den Reihen unmittelbar unter mir für einige Lacher sorgte. Er hatte seinen Standort seither nicht gewechselt, sondern befand sich immernoch an ebenjenem Punkt einige Meter vom Ufer entfernt, an dem er zuvor Halt gemacht hatte. Sein Zittern war selbst bis hier oben deutlich zu erkennen und ich stellte mir unfreiwillig die Frage, was um alles in der Welt er dort tat.
Als hätte der vierte Champion diesen Gedankengang vernommen, lief plötzlich ein krampfhaftes Zucken durch seinen Körper, unter dem er sich zu winden begann: Seine Hände fanden den Weg an den Hals, den er sich mehrere Sekunden lang – offenbar vor Schmerzen – hielt – dann warf er sich ohne Vorwarnung in die Fluten und war im nächsten Augenblick verschwunden.
»Diese verdammte, gerissene kleine Ratte«, murmelte Damian neben mir. »Dianthuskraut, das ist echt nicht ohne …«
»Wer sagt, dass er darauf alleine gekommen ist?«, sagte Alan mit abfälligem Tonfall.
»Ja, sicher … aber wenn er dafür nicht die volle Punktzahl bekommt, weiß ich auch nicht.«
Das stimmte natürlich: Dianthuskraut zählte zu den exotischsten und außergewöhnlichsten Gewächsen überhaupt, die im Unterricht Potters Jahrgangsstufe höchstens marginal erwähnt worden sein konnte. Allein, dass er diesen Weg gewählt hatte, würde entsprechend honoriert werden müssen – von den Vorteilen, die sie ihm einbrachte, ganz zu schweigen. Die zusätzliche Geschwindigkeit durch Schwimmhäute war alles andere als zu unterschätzen …
Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun waren also alle Champions unter Wasser … das war es faktisch gewesen, denn bis der erste der vier wieder aus den dunklen, eisigen Wogen auftauchte, würde es nichts zu sehen geben. Allein diesen Umstand fand ich enttäuschend, es wäre sicherlich ein leichtes gewesen, die Vorgänge unter Wasser mit einem Zauber für alle sichtbar in einigen Metern Höhe über den See zu projizieren … so gab es nichts weiter zu tun und die restliche Zeit war eine Angelegenheit von rein körperlicher Anwesenheit; bis die Champions zurückkehrten, konnte ich genausogut dösen, anstatt das sich minimal bewegende Wasser anzustarren, das Rufen der anderen Zuschauer würde mich in jedem Falle wecken. Gut, ich hätte mit Darius und den anderen reden können, oder den Zwillingen dabei zuhören, wie sie andere dazu zu bringen versuchten, noch mit einer Wette einzusteigen, doch mir war nicht wirklich danach … stattdessen schweiften meine Gedanken zu der Sache mit Rebecca, bei der ich noch immer nich weitergekommen war.
Wenn es doch eine eindeutige Antwort darauf gegeben hätte …
... dann säßest du längst nicht mehr hier. Das stimmte. Die Frage war: Gab es die überhaupt? Selbstverständlich, dachte ich gleich darauf. Warum sollte es sie nicht geben? Deine eigentliche Sorge ist, ob sie auch kompromisslos sein wird.
War sie das? Welche Kompromisse würde ich schon eingehen müssen?
Du müsstest für sie da sein, wenn sie dich sehen will, müsstest dich nach ihr richten, müsstest dir Dinge anhören, die dich nicht interessieren … Aber ich mochte es, mit ihr zusammen zu sein, und sie interessierte mich auch. Insofern würde mir das nichts machen.
Auf sie Rücksicht nehmen wirst du dennoch manchmal müssen. Es wäre das kaum nennenswerte Eingeständnis eines neuen Gefühls, das dich nachfolgend nicht weiter beschäftigen wird, aber dein Problem ist, dass du keinen Kompromiss eingehen willst.
Nein, das war es nicht … natürlich spielten all diese Dinge eine Rolle, und ja, ich richtete mich nicht gern nach anderen, aber all das waren Dinge, um die ich mich kümmern konnte – und erst kümmern sollte! – wenn zwischen Rebecca und mir tatsächlich etwas entstünde. Zuerst einmal wollte ich endlich Klarheit, ob ich für sie mehr empfand oder nicht … und in weiterer Folge, wie sie das sah. Das galt es, herauszufinden … aber vermutlich ging das nur durch wiederholte Konfrontation, indem ich sie noch öfter traf.
Ein lautstarkes »Oohhh« des Publikums sowie ein deutlich vernehmbares Platschgeräusch lenkten meine Aufmerksamkeit augenblicklich wieder auf den See, dessen stoische Oberfläche soeben jemand durchbrochen hatte – als ich mich vorbeugte, um genauer hinsehen zu können, erblickte ich silbrig-blondes Haar und kurz darauf Fleurs ungewöhnlich blass wirkendes Gesicht.
Meine Stirn legte sich in Falten, während die Französin die wenigen Meter bis zum Ufer schwamm und dann an Land ging – eindeutig mit leeren Händen. Jetzt erst registrierte ich die zahlreichen Schnitt- und Kratzwunden an ihren Armen sowie den langen Schnitt auf ihrer linken Wange, und ich kratzte mich nachdenklich am Kinn. Madam Pomfrey eilte heran und versuchte vergeblich, Fleur ein Handtuch umzuwickeln, diese schien ihren Blessuren jedoch kaum Beachtung beizumessen und wimmelte die Schulkrankenschwester mit herrischen Gesten ab, um anschließend intensiv gestikulierend und sichtlich aufgeregt bei den Richtern am Podium vorzusprechen.
»Ist wohl in ein paar Grindelohs geschwommen, die Gute«, vermutete Alan, nicht ohne eine gewisse Spur Schadenfreude in der Stimme, die ich jedoch nicht teilen konnte.
»Mhh, und ihren Schatz hat sie auch nicht dabei«, bemerkte Damian aufmerksam.
»Wer soll das eigentlich sein? Ihr französischer Lover?«, fragte Alan, woraufhin ihm Darius und Damian sofort strafende Blicke zuwarfen.
»Das war unangebracht«, sagte ersterer, und nun wandte auch ich den Blick von der Jury ab, mit der Fleur noch immer sprach, und sah meinen Freunden entgegen.
»Könntet ihr das bitte sein lassen? Wir haben nichts miteinander, wir hatten nichts, und ich trauere ihr auch nicht nach oder so einen Blödsinn … ich hab‘ keine Ahnung, ob sie einen Freund hat, aber selbst wenn, ist mir das egal, also hört auf, so zu tun als … wär‘ ich traurig darüber und ihr müsstet Rücksicht nehmen. Das ist doch lächerlich …«
Die drei schwiegen mehrere Momente lang, scheinbar betroffen und ein wenig beschämt, dass sie die Situation falsch interpretiert hatten – dann fragte Damian:
»Warum starrst du sie dann so angestrengt an?«
»Weil ich wissen will, was da unten passiert ist und warum sie jetzt wieder hier ist …«
»Aha …«
Auf die Antwort musste ich noch eine Weile warten. Es vergingen geschätzte zwanzig Minuten, bis der nächste Champion aus dem Wasser auftauchte und meine Überlegungen unterbrach. Auf den Rängen brach Jubel aus, als sich die Gestalt, die inmitten des Sees zum Vorschein gekommen war, als Cedric Diggory entpuppte, der zusammen mit einem dunkelhaarigen Mädchen auf das Ufer zuhielt. Seine Chancen auf den Gewinn der Runde standen gut … Fleur fiel aufgrund ihrer frühzeitigen, erfolglosen Rückkehr wohl aus dem Rennen, und die anderen hatten kaum Möglichkeiten, ihm den Sieg noch irgendwie streitig zu machen …
Unter tosendem Applaus wandte sich der gerade an Land gegangene Diggory dem Publikum zu und hob die Hände in Siegerpose, woraufhin das Geschrei der Hogwartsschüler noch lauter zu werden schien. Gelangweilt ließ ich den Blick von ihm auf seine Begleitung schweifen und versuchte herauszufinden, wer sie war, um ihn nicht ansehen zu müssen, und glaubte, sie als eine Fünftklässlerin aus meinem Haus identifizieren zu können; sicher war ich jedoch nicht.
Als schräg unter mir abermals Jubel ertönte, blickte ich wieder zum See und erkannte einen Augenaufschlag später den grauen Haischädel Krums, der sich mit einem Mädchen im Arm durch das Wasser pflügte, das ich als Begleitung Potters zu erkennen glaubte. Der Durmstrang und die Gryffindor erreichten das Ufer, und während sie, wie auch Diggory und dessen Trophäe, von Madam Pomfrey in warme Decken gewickelt wurden, machte ersterer seine Teilverwandlung mit dem Zauberstab rückgängig.
Dann geschah wiederum eine Weile lang nichts – so lange, dass ich mich zu fragen begann, was jemand, der mit einer Kugel Dianthuskraut auftauchte, nur alles falsch machen konnte, um derart spät dran zu sein –, bis schließlich drei Gestalten aus den eiskalten Fluten hervorbrachen und nach kurzer Verzögerung aufs Ufer zuschwammen. Natürlich war einer davon Potter, den anderen erkannte ich anhand seines feuerroten Haares als Bruder der Zwillinge, und die dritte Gestalt … natürlich, dachte ich, sie muss zu Fleur gehören … Als sie an Land ging, bemerkte ich ihr ebenfalls silbrig-blondes Haar, was die Sache eindeutig machte, außerdem ließ ihre Größe einen Rückschluss auf ihr noch geringes Alter zu, weswegen als gesichert gelten konnte, dass Fleurs ihre jüngere Schwester war, und nicht etwa eine gute Freundin oder gar eine Geliebte, wie ich im ersten Moment überlegt hatte.
Die Französin rannte zum Ufer und umarmte sowohl ihre Schwester, als auch Potter, dem sie überschwänglich zu danken schien; dann wurden sie alle von Madam Pomfrey versorgt und die Richter berieten sich für die Punktevergabe, wobei Dumbledore, wie ich feststellte, als ich nach einer Weile wieder zum See blickte, am Rande des Wassers kniete offensichtlich mit einer … Meerjungfrau sprach, zu der er sich herabgebeugt hatte und die ihm Genaueres über die Vorfälle unter Wasser zu berichten schien. Lustig, dachte ich bei mir, ich hatte nicht einmal gewusst, dass es im See Meerjungfrauen gab …
Im Grunde war jetzt jedoch klar, was passiert war: Fleur hatte es aus irgendeinem Grund nicht bis ganz nach unten geschafft und war umgekehrt, und Potter hatte ihre Schwester für sie gerettet, darum war er zu spät gekommen. Und genauso wurde es auch erklärt: Bagman verkündete zunächste die Punkte für die anderen Champions; Fleur bekam fünfundzwanzig von fünfzig möglichen, weil sie ihre Schwester nicht gerettet hatte, Diggory wegen einer kleinen Verspätung siebenundvierzig, und Krum als zweiter Zurückgekehrter vierzig, dann wandte er sich Potter zu.
»Zwar kam Mr. Potter erst weit nach Ende des gesetzten Zeitlimits zurück, doch hat er einerseits mit Dianthuskraut die mit Abstand beste Lösung für die Aufgabenstellung gefunden, und darüberhinaus am Grunde des Sees Edelmut und Rücksichtnahme bewiesen, indem er sich entschlossen dafür eingesetzt hat, auch die Geisel von Miss Delacour zu retten, als diese nicht rechtzeitig erschien. Wir erteilen ihm dafür fünfundvierzig Punkte.«
Gewaltiger Applaus erklang von den Tribünen, Damian neben mir verzog jedoch nur den Mund zu einem abfälligen Lächeln und schnaubte, während er sarkastisch mitklatschte.
»Tz, von wegen Edelmut und Rücksichtnahme … dieser Idiot hat gedacht, die meinen das ernst mit der Stunde, und dass sie die anderen nach Ablauf der Zeit töten, und diese Dummheit wird auch noch belohnt. Was für ein Schwachsinn …«
»Mhh«, machten Darius und Alan im Einklang, und auch ich bestätigte mit einem Nicken, obwohl mich das nicht wirklich kümmerte. Dann war die zweite Runde eben lächerlich gewesen, hatte man Potter eben seine Blödheit belohnt … na und? Das interessierte mich nicht. Dabei wäre das sonst anders gewesen; sonst hätte ich mich gern mit meinen Freunden darüber echauffiert, aber Fleur zu sehen … das hatte mich irgendwie nachdenklich gemacht.
Und das blieb ich auch auf dem Rückweg zum Schloss. Kurz wurde erwähnt, dass die dritte und letzte Aufgabe des Turniers Ende Juni stattfinden und man den Champions einen Monat zuvor bekanntgeben würde, was auf sie zukäme – dann verabschiedete sich Ludo Bagman im Namen aller Richter, die Tribüne begann, sich zu leeren, und die Slytherins und ich erhoben uns, um nach unten zu gelangen. Gemeinsam scherten wir aus dem Strom der Schüler aus, der sich aufs Schloss zubewegte, und marschierten etwas abseits und in unserem eigenen Tempo zurück; der Wind pfiff mir eisig um die Ohren, als ich gedankenverloren über das Gras schlenderte, biss mir in die Wangen und zerzauste meine Haare, doch ich bemerkte es kaum. Tatsächlich war ich so gedankenverloren, dass ich erst merkte, dass wir bereits in der Eingangshalle standen, als Alan mir einen Schlag mit der flachen Hand auf den Rücken gab.
»Hm?«, machte ich abwesend.
»Bis später, haben wir gesagt«, meinte Darius und deutete mit dem Daumen hinter sich in Richtung Kerkertreppe, um anzuzeigen, dass sie bis zum Essen noch in ihren Gemeinschaftsraum gehen würden.
»Achso, ja … bis später.« Ich hob die Hand zum Abschied und begab mich zur Marmortreppe; als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich, wie Alan den Kopf über mich schüttelte.
Auch den restlichen Tag über kam ich aus dieser Gedankenversunkenheit nicht heraus, sei es beim Essen oder im Unterricht oder danach. Ich versuchte, ein wenig zu lesen, konnte mich aber nicht so recht konzentrieren, und so kam es, dass ich am späten Nachmittag mit einem Seufzen von meinem Bett aufstand und unschlüssig ein paar Meter im Schlafsaal auf- und abging, weil ich nicht wusste, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte. Schließlich stellte ich mich ans Fenster und blickte hinaus auf die kargen Ländereien; hinüber zum See, dessen Oberfläche sich sanft kräuselte und der mich an den Vormittag zurückdenken ließ, dann in die Ferne, in Richtung Hogsmeade, das ich der Bäume wegen, die das jenseitige Seeufer begrenzten, nicht sehen konnte, und schließlich zum Verbotenen Wald, dessen kahle, schwarze Bäume seltsam leblos wirkten.
Und dann entdeckte ich sie, mitten in meinem ziellosen Nachdenken, wie sie, scheinbar gerade von der dunkelblauen Beauxbatonskutsche gekommen, die aus dem Graugrünen des Rasens aufragte, in Richtung Wald ging, das silbrige Haar im Wind hinter ihr hertänzelnd. Ich beobachtete, wie sie ein gutes Stück am Waldrand entlangging, ehe sie sich schließlich mit angezogenen Beinen zwischen den Bäumen niederließ â€¦ und dann saß sie einfach dort und rührte sich nicht.
Ich konnte nicht sagen, was es war, das mich dazu veranlasste, mich von einer Sekunde auf die andere umzudrehen und kurzerhand aus dem Schlafsaal zu stürmen, um anschließend durch das halbe Schloss hinunter zur Eingangshalle zu eilen – auf die wenigen, denen ich begegnete, musste es so wirken, als sei ich wild entschlossen irgendetwas zu tun oder hätte einen genauen Plan davon, was ich nun tun wollte, und wenn auch ersteres stimmte, so hatte ich doch keine Ahnung, weshalb ich jetzt spontan zu Fleur ging oder was ich tun wollte, wenn ich bei ihr angekommen wäre.
Das geschah ohne großes Nachdenken; irgendetwas drängte mich, ein spontaner Impuls, über den ich nicht einmal richtig nachdenken konnte, weil er sich mir entzog, wenn ich nach dem Warum fragte. Es war eben so: Ich hatte mich plötzlich dafür entschieden, zu ihr zu gehen, also tat ich das.
Schnell sprang ich die Schlosstreppe hinab und bewegte mich mit weit ausgreifenden Schritten über den Rasen auf die Umzäunung zu, wo die Palominos der Beauxbatons grasten und die überdimensionale Kutsche stand, die mit Vorhängen verhangenen Seitenfenster sichtbar erleuchtet. Ich schritt zwischen den Gewächshäusern hindurch und in einigem Abstand an der Kutsche vorbei, in etwa den Abschnitt des Waldrandes anpeilend, an dem ich Fleur vom Turmfenster aus gesehen hatte, ehe ich losmarschiert war.
Und tatsächlich: Sie saß noch immer im Unterholz, kaum ein paar Meter hinter der ersten Baumreihe, gegen einen Stamm gelehnt und die Knie angezogen … ich hatte Glück gehabt. Im nächsten Moment fragte ich mich, warum zum Teufel ich überhaupt auf die Idee gekommen war, zu ihr zu gehen, nur, weil ich sie hier spazieren hatte sehen – was sollte ich sagen, wenn ich bei ihr war? Du bist wütend auf sie, schon vergessen? Willst du sie dazu bringen, dass sie sich entschuldigt, oder was? Das hat schon einmal nicht richtig funktioniert …
Nein, das hatte ich nicht im Sinn gehabt, als ich mich auf den Weg gemacht hatte. Tatsache war, dass mein Zorn für sie momentan irgendwie weit, weit weg zu sein schien, wie in einer anderen, fernen Dimension, hinter irgendeinen unsichtbaren Grenze und kaum spürbar … und dann waren all diese Gedanken plötzlich ausgelöscht, als ich merkte, dass Fleur weinte.
Ich hielt inne in meinem Näherkommen, betrachtete die Französin unschlüssig, doch in diesem Augenblick hatte sie schon den Kopf gehoben und mich entdeckt. Eine Sekunde lang sahen wir einander nur an – wortlos, tatenlos – dann wurde Fleurs Blick feindselig und sie wandte ihn ab.
Zögerlich trat ich näher, in den spärlichen Schatten der winterlichen Bäume. »Was ist passiert?«, fragte ich vorsichtig. Ich wusste nicht recht, wie ich auf ihr tränenverschmiertes Gesicht und die geröteten Augen reagieren sollte – nachzufragen erschien mir immer noch am besten, auch, wenn das natürlich keine wirkliche Referenz darstellte. Ich war wohl einfach nicht gut in diesen Dingen … das bestätgte auch Fleurs Reaktion:
»Lass misch in Ru‘e, Drake«, sagte sie verschnupft, und das war wohl auch nur verständlich. Vermutlich ging es mich nichts an, sie wollte nicht darüber reden, ich hätte genauso reagiert, und überhaupt war das etwas, das ich respektieren musste und wollte, sagte mir mein Verstand. Dennoch rührte ich mich nicht von der Stelle, betrachtete die Französin nur umso eingehender. Ihr Haar war vom Wind zerzaust, und auf ihrer Haut ließen sich noch leicht die Schnitte und Kratzer erahnen, die sie sich am Vormittag im See zugezogen hatte; um den Hals trug sie einen hellblauen Schal, und ihre Wangen waren rot von der Kälte, fast wie ein noch nicht ganz reifer Apfel, der sonst blass und nur zum Teil von süßer, roter Farbe ist.
Ich stand also noch immer da und blickte auf Fleur herab, und das schien auch der Championesse aufzufallen.
»Was ist? Isch ‘ab gesagt, du sollst misch lassen … geh und mach disch wann anders über misch lustig.«
»Was …«, machte ich verdutzt. »Ich bin doch nicht hier, um …«
Nun wirkte auch Fleur leicht unsicher, wenngleich sie das mit Spott in der Stimme zu übertönen suchte. »Achso?«
»Ja, ich …« Ich stockte kurz, dann zog ich die Achseln hoch. »Ich weiß nicht, weswegen ich hier bin. Ich hab dich gesehen und dachte einfach, ich … geh‘ zu dir.«
Fleur schwieg und sah mich an, als wäre sie nicht sicher, ob hinter diesen Worten nicht etwas anderes steckte. »Solltest du nischt wütend auf mich sein?«, fragte sie nach einigen Augenblicken zweifelnd.
»Ja … bin ich auch. Eigentlich. Dass du mich wieder so abserviert hast, war nicht besonders nett. Ich hätte gern noch mit dir getanzt und … und so.«
»Ja, isch weiß â€¦ isch auch«, fügte sie nach einer kurzen Pause kleinlaut hinzu. »Aber isch konnte ja nischt so einfach die Abend mit dir verbringen … isch meine, das geht doch nischt! Wir ‘atten beide unsere Begleitung, und die ‘ätten wir nischt einfach so links liegen lassen und nischt mehr anschauen können, das wäre un‘öflisch gewesen.«
»So … siehst du das? Das war der Grund dafür?«, fragte ich überrascht.
»Ja … was dachtest du denn?«
»Keine Ahnung … das Übliche eben. Dass du mir eins auswischen willst, dass du mich blöd dastehen lassen und als Gewinnern vom Platz gehen willst –«
»Also wirklisch Drake«, schniefte sie und sah mich aufgebracht an. »Was denkst du denn nur von mir? Darum geht es mir nischt. Also, manchmal schon, aber … nischt so! So wie dir ‘alt auch, das letzte Wort ‘aben und so. Und dass du misch nischt gefragt ‘ast, darüber war isch wütend, aber das ‘aben wir an dem Abend doch geklärt. Nur dann … isch konnte nischt einfach so mit dir den Rest vom Ball … wie ‘ätte das denn ausgese‘en?«
»Ein oder zwei Tänze hätten dich nicht umgebracht.«
»Ja, da ‘ast du Recht. Isch ‘ab dann auch die ganze Seit darüber nachgedacht, disch noch su fragen … isch wollte disch fragen, unbedingt …«
»Du hättest sowieso nicht viel Glück gehabt. Ich war zornig und angetrunken, und dann bin ich abgehaut.«
»Oh«, machte Fleur nur.
»Ja. Willst du mir jetzt vielleicht sagen, warum du hier sitzt und heulst?«, fragte ich, bewusst harsch. Mit einem Mal waren der Trotz und der Zorn aus der Ballnacht zurückgekehrt, aber ich wollte nicht genauer darüber nachdenken, wollte mich jetzt nicht damit befassen, dass sie vielleicht keine Gültigkeit mehr besaßen. Auf Fleur grundsätzlich noch immer wütend zu sein, gefiel mir im Moment besser.
Sie zögerte einen Moment – natürlich war das nicht gerade eine angenehme Art, wieder an den Grund ihres Weinens erinnert zu werden, und auch nicht besonders taktvoll von mir, was mir aber im Augenblick egal war –, dann begann sie, wiederum den Tränen nahe, zu sprechen, den Blick auf irgendeinen Punkt neben meinen Füßen gerichtet.
»Meine Schwester … da unten … isch ’ab’s nischt geschafft«, erklärte sie leise, ehe sie eine unwirsche Handbewegung machte, die wohl dem See gelten sollte. »Du hast es doch gese‘en.«
Ich hob die Augenbrauen. »Deswegen … weinst du? Wegen dieser dämlichen Aufgabe?«
»Weil isch meine kleine Schwester nischt retten konnte, ja!«, giftete die Beauxbatons zurück.
»Es war doch nur eine Turnieraufgabe … sie war ja nicht wirklich in Gefahr; nach Ablauf der Stunde hätte man sie nicht umgebracht oder soetwas«, gab ich zu bedenken, was Fleur erwartungsgemäß überhaupt nicht beruhigte; ganz im Gegenteil.
»Na und?! Es ge‘t ums Prinzip! Sie war da unten und ‘at misch gebraucht, und isch – isch –«
»Okay, okay, schon gut«, beschwichtigte ich sie. »Was ist überhaupt passiert?«
»Die Grindelohs ’aben misch angegriffen. Isch war fast unten, da sind sie von rechts gekommen, isch ‘ab sie su spät gese‘en, um auszuweichen. Es waren su viele, isch wär‘ nie an denen vorbei nach unten gekommen … misch su befreien, war schon schwer genug, diese … Biester lassen einen nischt mehr freiwillig los wenn sie einen ‘aben. Isch wollte eine andere Weg suchen, aber sie ’aben misch verfolgt und isch ’atte Angst, dass sie Gabrielle etwas antun, wenn isch su ihr schwimme … besiegen konnte isch sie alleine nischt.«
»Also hast du kehrt gemacht?«
»Ja … isch wusste nischt, wie viel Zeit isch noch habe und isch wollte nischt riskieren, dass sie ihr etwas tun … also bin isch surückgekommen.« Sie schüttelte den Kopf. »Isch ‘ab versagt, das steht fest. Wäre ‘Arry nischt gewesen –«
»Dann hätte eben jemand anders sie von da unten geholt«, fuhr ich ihr dazwischen, weil mir die Richtung, in die ihr Lamentieren ging, gar nicht gefiel. »Darum geht es nicht. Sie war niemals wirklich in Gefahr, ihr wäre nichts passiert nach Ablauf der Stunde … ihr ist nichts passiert.«
»Isch weiß â€¦ aber –«
»Alles, worum es dabei ging, ist das, was du selbst gerade erklärt hast. Die Entscheidung, das Risiko … ob du dich in einer Zwickmühle für das entscheiden kannst, was dich ans Ziel bringt. So gesehen … hast du versagt.«
»Und was ‘ätte isch bitte deiner Meinung nach tun sollen?!«, herrschte Fleur mich mit Tränen in den Augen an.
Ich zuckte mit den Schultern. »Die Grindelohs töten. Oder sie nach unten zu den anderen Champions locken, damit die auch mit ihnen kämpfen müssen, und in der Zwischenzeit mit deiner Schwester zurückschwimmen.«
Fleur funkelte mich an, jedoch ohne etwas darauf zu erwidern. Dann wurde ihr Blick weich und sie schüttelte abermals den Kopf. »Wenn das ’ier kein Wettkampf gewesen wäre … wenn sie wirklisch in Gefa’r gewesen wäre …« Es war ein ungewohnter Anblick, sie so niedergeschlagen zu sehen, einer, von dem ich nicht gerade sagen konnte, dass er mir gefiel, wenngleich ich zugeben musste, dass Fleur selbst jetzt (oder vielleicht auch gerade jetzt?), da sie traurig war, sehr schön aussah. Ich hatte längst begriffen, dass es der Blondine nicht um verletzten Stolz ging, sondern darum, ihre Schwester ›im Stich gelassen‹ zu haben … dabei war es ja nun um nichts gegangen, ihre Schwester war nie in realer Gefahr gewesen; in einer vergleichbaren reellen Situation hätte Fleur sicher mehr unternommen, hätte sich auf die Grindelohs gestürzt und alles gegeben. So hatte sie das Wissen, dass ihre Schwester nicht wirklich nach einer Stunde verloren war, unbewusst an derartigem Verhalten gehindert. Eigentlich hätte daran niemanden etwas stören müssen.
Das war mein erster Gedanke, dass ihre Klage unbegründet und unnötig war. Aber dann dachte ich bei mir, dass sie wohl auch irgendwie nachvollziehbar war. Dass die Zweifel, die ihr kamen, sich auch trotz des größten Selbstvertrauens vielleicht nicht hatten verhindern lassen. Dass sie nicht mehr sicher war, ihre Schwester retten zu können, wenn es darauf ankam. Natürlich wäre mir nie passiert, was ihr passiert war – was waren schon ein Haufen Grindelohs? –, aber wäre ich an die Grenzen meiner magischen Fähigkeiten gestoßen oder an einer Aufgabe gescheitert, dann … hätte ich vielleicht auch begonnen, an mir zu zweifeln. Das war ein unangenehmer Gedanke …
»Dass du heute nicht bis zu ihr gekommen bist, heißt nicht, dass du unfähig bist, sie zu beschützen«, sagte ich in dem Versuch, sie aufzumuntern.
»Sondern?«, schniefte Fleur.
»Dass es heute … blöd gelaufen ist.«
Sie seufzte abermals. »Isch … isch weiß es ja eigentlisch. Dass isch das kann. Dass du Recht ‘ast. Es macht mir nur so su schaffen, der Gedanke daran … dieses ganze Turnier macht mir su schaffen … Isch ‘ab das Gefühl, mir wird das alles su viel, Drake, jetzt schon, dass isch‘s nischt schaffe, dass isch su wenig Punkte habe, und alles … isch …« Sie brach ab, warf die Arme hoch und ließ ihren Kopf auf die Knie sinken. Dann vernahm ich ihr unterdrücktes Schluchzen und sah, wie es sie schüttelte. Und dann, wiederum, ohne, dass ich so richtig wusste, weshalb, setzte ich mich neben Fleur und nahm sie in den Arm. Sofort fiel sie mir um den Hals, legte den Kopf gegen meine Schulter, und ich, so lächerlich und pathetisch das auch sein mochte, ließ zu, dass sie sich an mir ausweinte, tätschelte sie hie und da und strich ihr schließlich sogar beruhigend über den Rücken.
Aber natürlich half das kein bisschen. Nicht im Geringsten.


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