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Fanfiction

The Trial - Awakening - ~IV~ Advancement – Rendezvous with Rebecca

von Dante

---------IV---------
Advancement
»Perceived as something you cannot wish – a dream that someday you can exist.«
–PARADISE LOST: »The Last Fallen Saviour«

Rendezvous with Rebecca


Ich erwachte irgendwann am Nachmittag des nächsten Tages, nicht ganz ausgeschlafen und mit leichten Kopfschmerzen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es viertel nach zwölf war … Ich wusste nicht, wann ich den Ball gestern verlassen hatte, aber allzu spät konnte es nicht gewesen sein. Dennoch sah ein guter Morgen anders aus; als ich mich aufsetzte, spürte ich einen leichten Schwindel und mein Kopf begann zu dröhnen, sodass ich erst einmal in vornübergebeugter Haltung dasitzen und warten musste, bis das Gefühl vergangen war. Dann erst stand ich auf und trat ans Turmfenster, um hinaus auf die schneebedeckten Ländereien und ins fahle Tageslicht zu blicken. Der Himmel war wolkenverhangen, und der Anblick der sich hin- und herwiegenden Bäume des Waldes bescherte mir Gänsehaut, auch ohne, dass ich den beißenden Wind spürte. Kein guter Tag, um hinauszugehen, fand ich …
Nach einer kalten Dusche, die an meinen Kopfschmerzen auch nichts ändern konnte, begab ich mich nach unten zum Essen, ungewohnt froh, in warme Sachen gehüllt zu sein. Normalerweise machte Kälte mir nichts aus, aber nun, als ich sogar die Arme um mich schlang, fragte ich mich, ob ich vielleicht krank wurde … jedenfalls waren das und die Kopfschmerzen von vergangener Nacht keine gute Kombination.
In der Großen Halle sah ich Darius und die anderen am hinteren Ende ihres Tisches sitzen und begab mich schnurstracks zu ihnen; Rebecca entdeckte ich leider, Fleur glücklicherweise nicht am Ravenclawtisch.
»Morgen«, murmelten die drei, die ähnlich mitgenommen aussahen, wie ich mich fühlte, und Darius lächelte matt.
»Gut geschlafen?«, erkundigte er sich.
»Mehr oder weniger«, lautete meine lakonische Antwort. »Wie lief der Abend bei euch noch? Ich hab euch gesucht …«
»Ja, das dachten wir uns. Wir haben nicht nach dir gesehen, weil wir angenommen haben, dass das mit Fleur … unter Umständen haarig geworden sein könnte.«
»Ist es auch«, bemerkte ich trocken.
»Was war?«, wollte Damian wissen.
»Sie hat auf gefühlvoll getan und wollte sich aussöhnen, nur um mich dann wieder stehen zu lassen. Ich war ziemlich sauer und hab euch gesucht, konnte euch aber nicht finden, und nach ein paar Gläsern bin ich gegangen.«
»Unnötig, zu erwähnen, dass Rebecca eher … enttäuscht war, oder?«
»Ja, danke für diesen wertvollen Hinweis, Damian«, entgegnete ich sarkastisch. »Sie hat mich dann eh getroffen.«
»Und?«
»Wir gehen zusammen nach Hogsmeade.«
»Ah, zur Wiedergutmachung. Sehr gut.«
»Ja, zur Wiedergutmachung«, bestätigte ich augenrollend. »Ich weiß selbst, dass es nicht besonders nett ihr gegenüber war.« Das stimmte: Schon am vergangenen Abend hatte ich vor dem Einschlafen ein sehr schlechtes Gewissen wegen Rebecca gehabt. Als meine Wut über Fleurs Verhalten allmählich verflogen war, hatte das Bedauern darüber, der Ravenclaw nicht gebührend Aufmerksamkeit geschenkt zu haben und einen Großteil des Abends nicht für sie da gewesen zu sein, überwogen – etwas, das sie selbstverständlich mehr als nur verdient gehabt hätte.
Überhaupt hatten mich ihre spontane Einladung und die damit verbundene Vorstellung eines gemütlichen Nachmittags im Dorf nachdenklich gemacht – unerwartet nachdenklich, schließlich war das nicht unser erster gemeinsamer Ausflug. Doch irgendwas war da gewesen, in diesem Moment, irgendwas in ihrem Blick vielleicht, das im Gegenzug meinen Blickwinkel für sie verändert hatte. Jetzt … jetzt erschien es mir irgendwie irrational, sie bisher so hingehalten zu haben. Sie war interessant, intelligent, schlagfertig, ging mir nicht auf die Nerven … und gestern hatte sie noch dazu phantastisch ausgesehen. Ich gab es nicht gern zu, weil ich mich für alles andere als oberflächlich hielt, aber es konnte … durchaus sein, dass es diese beinah atemberaubende Schönheit war, die mich Rebecca in neuem Licht hatte sehen, ja sie richtig bemerken lassen – nach der Sache mit Fleur, verstand sich. Vielleicht hatte die Französin tatsächlich etwas von ihrem Veela-Charme spielen lassen, nach dessen Verflüchtigung ich nun wieder freien Blick für meine langjährige Ravenclawfreundin hatte …
Fest stand jedenfalls, dass ich mich aus irgendeinem Grund ungemein darauf freute, mit Rebecca Zeit zu verbringen, und dem Nachmittag in angenehmer Erwartung entgegenblickte.
»Wo war eigentlich Alan?«, fragte ich, indes ich ein großes Stück von meiner Bruschetta abbiss. »Rebecca meinte, er war irgendwo verschollen …?«
»Der hat sich bis zum Ende noch mit dieser Durmstrang-Blondine vernügt. Oder waren es mehrere?«, feixte Damian.
»Es waren vier«, korrigierte der Angesprochene, der am fertigsten von den dreien aussah, worauf ich ungläubig die Augenbrauen hob. Der Slytherin sprach jedoch schnell weiter. »Aber was heißt vergnügt … unterhalten hab ich mich, mehr ist das nicht gewesen. Ich war auch zu betrunken, als dass was gegangen wäre … auch, wenn die eine irgendwie Anstalten gemacht hat … oder zumindest kam mir das so vor.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ich weiß auch nicht, warum ihr immer so tut als würde ich keine Gelegenheit auslassen, mir eine Dahergelaufene aufzureißen.«
»Weil‘s lustig ist«, sagte Damian.
»Weil‘s wahr ist«, sagte Darius zeitgleich, und ich musste lachen.
»Haha … mit der einen treff‘ ich mich jedenfalls heute Abend in der Bibliothek. Nadja hieß sie … glaub ich …« Ein grüblerischer Gesichtsausdruck trat auf Alans Gesicht.
»Mh, kein schlechter Name«, befand ich, während Darius und Damian unisono kicherten. Letzterer blickte schließlich unvermittelt an mir vorbei, als hätte er dort etwas entdeckt, und nickte dann in die betreffende Richtung, als er wieder mich ansah. Ich drehte mich um und entdeckte eine Rebecca, die weitaus besser und ausgeschlafener aussah als wir, wenngleich ihre Haare noch etwas zerzaust wirkten; womöglich die Nachwirkung des Zaubers, der ihr ihre exquisite Ballfrisur beschert hatte.
»In einer halben Stunde vorm Schloss?«
»Geht in Ordnung«, nickte ich. »Hast du schon gegessen?«
»Ja, schon vor einer Weile. Ich bring nur meine Haare noch ein wenig in Form.« Ich hob die Hand zum Gruß, sie winkte zurück und verschwand wieder aus der Halle.
Eine halbe Stunde später wartete ich, meinen Mantel eng um mich geschlungen, vor dem Schlosstor – wohlweislich jedoch innerhalb des Gebäudes. Ein beißender Wind heulte über die Ländereien, jener Wind, der seit heute Morgen die Fensterläden zum Klappern brachte und die Bäume schüttelte und seither nicht merklich schwächer geworden war. Es schneite nicht, das war vielleicht das einzig Positive.
Rebecca war pünktlich, kaum drei Minuten nach mir kam sie die Marmortreppe hinuntergehüpft und näherte sich mir lächelnd. Nach der obligatorischen Frage, ob wir loskönnten, die ich bejahte, machten wir uns zusammen auf den Weg. Gemeinsam spazierten wir über die Ländereien und den Fußweg hinab ins Dorf, wo außer uns noch einige andere Schüler vom Schloss den Tag zu verbringen gedachten, und sprachen über den Ball, wenngleich mir dieses Thema nicht gerade lieb war. Rebecca schien es jedoch nur als Überleitung zu gebrauchen, um mich auf meine längere Abwesenheit anzusprechen:
»Ich verzeihe dir übrigens, dass du mich hast stehen lassen und gegangen wärst, ohne dich zu verabschieden. Nur fürs Protokoll.«
Ich seufzte. »Ich hätte mich noch dafür entschuldigt … ehrlich. Ich weiß, dass das nicht okay war … aber ich hab dich dann nirgendwo mehr gesehen, und ich war ohnehin schlecht drauf.«
»Darum geht es mir auch gar nicht. Wenn das am Ende gewesen wäre, okay, kann ja passieren. Ich frag mich nur … warum gehst du mit mir auf den Ball, wenn du dann doch lieber mit ihr Zeit verbringst? Nur, damit du überhaupt hin kannst? Da hättest du auch gleich sie fragen können.«
»Hab ich; sie hatte schon jemanden.« Der Gesichtsausdruck, der jetzt mit einem Mal auf Rebeccas Gesicht trat, ließ keinen Zweifel daran, dass diese Worte sie verletzt hatten. Sie schien etwas sagen zu wollen, schüttelte dann aber nur den Kopf und steckte in einer Geste der Resignation die Hände in ihre Manteltaschen.
Meine Frage, was genau Rebecca für das Treffen geplant hatte, erübrigte sich nun, als mir die Route bewusst wurde, die sie eingeschlagen hatte. Mittlerweile waren wir am Fuße des kleinen Hügels angekommen, auf dem die Heulende Hütte stand, und Rebecca folgte dem kleinen Pfad, der auf die schneebedeckte Kuppe führte.
»Manchmal kannst du echt ein Arschloch sein, Valentine, ist dir das bewusst?«, fragte sie, als wir das obere Ende erreicht hatten und sie mit undefinierbarer Miene über das Dorf blickte. Ich nahm neben ihr Aufstellung.
»Nein. Nachdem mich im Allgemeinen nicht kümmert, was andere über mich denken, habe ich darüber noch nicht so genau nachgedacht. Was dich betrifft«, sagte ich, ehe die Ravenclaw etwas erwidern konnte, »du warst kein … Billigersatz für mich.«
»Ach? Ist das so?«, fragte sie, ohne mich anzusehen.
»Ja. Ich hab dich gefragt, weil ich mit dir hin wollte. Einen netten Abend verbringen … das ganze Zeug eben. Ich hätte dich auch sonst in jedem Fall gefragt.«
»Und warum hast du dann zuerst sie gefragt?« Rebecca wandte sich mir zu, ihr Blick herausfordernd.
»Weil ich sie interessant fand und dachte … keine Ahnung, dass das eine Gelegenheit oder soetwas wäre. Wir beide bleiben vermutlich nach der Schule in Kontakt; wir können auf jeden beliebigen Ball zusammen gehen, Damian allein schmeißt wahrscheinlich zehn verschiedene im Jahr … sie werd‘ ich wohl nie wiedersehen. Ich dachte, ich … müsste das ausnutzen oder so.«
»Hm …« Ich bemerkte, wie ihr Blick und ihre Züge weicher wurden.
»Außerdem wollte ich keine Zeit mit ihr verbringen. Ich hab‘ nur ein wenig gestichelt, weil sie mit diesem Deppen zum Ball gekommen ist, und sie hat begonnen, auf lieb zu tun und sich zu entschuldigen.«
»Wofür?«
»Dafür, dass sie nicht besonders nett zu mir war. Was sie dann im Anschluss gleich noch einmal getan hat.«
»Was, hat sie dich etwa stehen lassen?«, spöttelte Rebecca mit funkelnden Augen.
»So in der Art, ja. Zum wiederholten Mal. Ich mein‘, ich … wollte eigentlich nur kurz mit ihr tanzen. Zur Versöhnung … mehr oder weniger. Aber offenbar macht es ihr Spaß, Leute ins kalte Wasser zu stoßen, nachdem sie freundlich zu ihnen war.« Ich zog die Achseln hoch. »Sie hat etwas seltsame Prinzipien, wie‘s scheint.«
»Und dann warst du so wütend, dass du unmöglich noch hättest Zeit mit mir verbringen können?«
»Wütend, angetrunken, und finden konnte ich euch auch nicht. Ich hatte die Nase ziemlich voll von dem Abend. Aber deshalb bin ich jetzt hier. Um‘s wiedergutzumachen.«
»Soso«, machte Rebecca und verschränkte die Arme vor der Brust. »Um‘s wiedergutzumachen.«
»Weil ich … gern mit dir rumhänge. Ist es das, was du hören willst? Ich will‘s mir nicht mit dir verscherzen, McAdams.«
»Schon in Ordnung«, sagte sie mit einem Lächeln, ehe sie mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken gab. »Vergeben und vergessen.« Sie blickte wieder geradeaus, hinab auf die Hauptstraße Hogsmeades, auf der sich gerade jetzt, am Feiertag, einige Leute tummelten, von denen jedoch niemand in die Nähe unseres Standortes kam. Ich überlegte mir, dass es von unten wohl interessant aussah, wir beide hier oben, zwei schwarz gekleidete Gestalten, die wie stumme Wächter über dem Dorf thronten … ich war jedenfalls immer gern hier heraufgekommen, um den Ausblick zu genießen, und Rebecca offensichtlich ebenfalls.
»Drake, kann ich dich was fragen?«, erklang unvermittelt die Stimme der Ravenclaw neben mir, und ich hob eine Augenbraue.
»Und was?«
»Oder eher um etwas bitten. Ich kenn‘ dich jetzt schon seit vier Jahren, aber irgendwie … weiß ich so wenig über dich, kommt mir vor. Erzähl mir irgendwas … wo du herkommst, von deiner Familie …«
Ich bedachte sie mit einem verständnislosen Blick. »Erinnere ich mich falsch oder hab ich was verpasst? Das Thema hatten wir doch schon mal … Ich hab dir vor vier Jahren schon gesagt, dass das nichts ist, worüber ich gern rede, und das gilt auch heute noch.« Ich schüttelte andeutungsweise den Kopf. »Außerdem hättest du auch meine Freunde fragen können, wenn dich das interessiert.«
»Die hätten mir das nicht gesagt, so wie ich sie kenne; dazu sind sie zu loyal.«
»Ja … da hast du vermutlich recht«, räumte ich ein, um schließlich mit den Schultern zu zucken. »Aber ich kann ihnen sagen, dass sie dir die Geschichte erzählen können, wenn‘s dich so sehr interessiert … ich hab einfach keine Lust, drüber zu reden, tut mir Leid.«
»Nein … schon in Ordnung, du wirst sicher deine Gründe haben. Ich … wollte dich einfach nur ein bisschen besser kennenlernen.«
»Ich dachte, das tätest du längst.«
»Nein, nicht wirklich. Ich dachte es auch … ich weiß, wie du Dinge meinst, wenn du sie sagst, weiß, was es heißt, wenn du so und so auf etwas reagierst, oder auf die und die Art dreinschaust, weiß in etwa, was du magst, aber …«
»Aber das reicht dir nicht?«, vermutete ich mehr, als dass ich wirklich fragte.
»Na ja, frag doch mal Darius und die anderen, ob ihnen das reichen würde«, meinte Rebecca und sah mich erwartungsvoll an.
»Ich weiß nicht, was das damit zu tun haben soll … Ich hab dich bisher immer nur als Kollegin gesehen, und ich dachte, das wär‘ okay für dich. Aber offenbar hat sich da etwas geändert.«
»Das war es … es war okay, bis dieses Jahr. Da bist du wichtiger für mich geworden als deine Intelligenz und dein magisches Talent. Ich will deine Freundin sein, das ist alles, was jetzt anders ist.«
Ich zögerte einen Moment, in dem ich mir der Ironie ihrer Aussage bewusst wurde – dann musste ich lächeln.
»Du hast Glück«, sagte ich und wandte meinen bis dato auf das verschneite Dorf zu unseren Füßen gerichteten Blick wieder der Ravenclaw zu. »Ich hab‘ mir gestern Abend dasselbe gedacht. Du bist echt cool, McAdams … nicht nur, weil du so verdammt klug bist.« Ich nickte die Böschung hinab. »Und jetzt lass uns irgendwo reingehen, es ist verflucht kalt hier …«

Die ›Wiedergutmachung‹, wie Damian es genannt hatte, verlief äußerst positiv, nicht nur an diesem Nachmittag. Es war interessant, einmal auf andere Art und Weise mit Rebecca zu reden, als das bisher der Fall gewesen war: nicht immer nur über Schulisches, sondern nun auch und sogar größtenteils über Privates. Ich erzählte nichts über meine Familie – diese Geschichte einmal zum Besten zu geben, hatte völlig ausgereicht –, und ich wusste auch nicht, ob Rebecca mein Angebot angenommen und bei meinen Freunden diesbezüglich nachgefragt hatte (wenn, so ließ sie sich nichts anmerken und verbarg ihr Wissen gut), doch ich erfuhr etwas über sie und ihre Herkunft, so zum Beispiel, dass sie wie ich ein Einzelkind war und in ihrer Kindheit sehr viel allein in der Landschaft um ihr Heimatdorf unterwegs gewesen war, um es zu erkunden oder an abgelegenen Orten zu lesen.
Das wiederum brachte uns auf Bücher allgemein zu sprechen, und ich musste zugeben, dass sie keinen schlechten Geschmack hatte: Von den Paradebeispielen der Horrorgeschichten, Abenteuerromane und Krimis, die ich ihr nannte, hatte sie fast alle gelesen, was zusammen mit den Büchern, die sie mir empfahl, eine sehr gute Gesprächsbasis bildete. Außerdem erzählte Rebecca Geschichten aus ihrem Leben, aus ihrer Heimat: Von ihrem frühen Interesse an komplizierten Zauberformeln und verpatzten Versuchen, diese auszuführen, wie sie einmal einen vermeintlichen Mordfall in ihrem Heimatdorf aufgeklärt hatte, und von jenen Sommern, in denen sie am dörflichen Tanzkurs von Knightsbane teilgenommen und ihre erste Liebe gefunden hatte.
»Verzeih mir, wenn das jetzt etwas … indiskret ist«, sagte sie bei dieser Gelegenheit und einem Glas Butterbier und sah mich mit einem schelmischen Grinsen an, »aber hattest du schon eine Freundin? Doch bestimmt, oder?«
»Ausnahmsweise: Nein, hatte ich nicht. Auch, wenn es nett ist, dass du mir eine attestierst, aufgrund von … meiner Art, oder was auch immer.«
»Oh … na ja, ich hätte angenommen, dass ein so intelligenter, gutaussehender junger Gentleman wie du schon einmal jemanden getroffen hat …«
»Da, wo ich herkomme, gab es niemanden zu treffen«, sagte ich mit einem schiefen Grinsen. »Und hier an der Schule … na, du weißt ja, wie das ist.«
Rebecca nickte. »Aber bei dir zuhause … wie ist es dort? Ich meine … wo ist es überhaupt? Wo kommst du eigentlich her?«
»Es … gibt im Grunde zwei Orte, bevor ich nach London gezogen bin –«
»Du wohnst in London?«
»Ja. Seit zwei Jahren.«
»Oh, wusst‘ ich nicht. Cool.«
»So auf die Art, ja. Also, zwei Orte: Das Dorf, in dem ich geboren worden bin, und meine Heimat. Nur, weil du ›zuhause‹ gesagt hast. Das erste ist ein Kaff in Nordengland, das zweite ein wunderschöner Ort südlich der Highlands.«
»Verstehe. Und dort, wo du zur Welt gekommen bist … hast du dich nie zuhause gefühlt?«
»Aus nachvollziehbaren Gründen nicht, nein.« Ich sah sie mit einem Blick an, der deutlich machte, dass es dazu nichts weiter zu sagen gab, und Rebecca deutete mit einem leichten Nicken an, dass sie verstand.
»Und deine … deine Heimat? So, wie du es sagst, klingt es, als wäre es sehr schön dort.«
»Ist es.«
»Ist es eine reine Zauberergemeinde?«
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, nein, wir waren in der Unterzahl; die meisten Leute dort sind Muggel. Nur ein paar waren Zauberer … der Wirt zum Beispiel.«
»Und gibt es auch Geschichten von dort? Solche, wie ich sie erzählt habe? Das würde mich wahnsinnig interessieren …«, sagte Rebecca mit funkelnden Augen, Zeichen ihrer Aufrichtigkeit.
Ich kramte kurz in meinen Erinnerungen nach einem denkwürdigen Ereignis, das zu erzählen sich lohnen würde – jene Erinnerungen hatten schließlich wenig mit dem Belang zu tun, über den ich nicht gerne sprach –, und hatte nach mehreren Momenten sogar etwas gefunden. »Ja … es gibt da sogar was. Das war einige Zeit, nachdem ich dorthin gezogen bin …« Ich musste lächeln, als die Erinnerung an damals vor meinem inneren Auge Gestalt annahm.
»Was ist passiert?«, fragte Rebecca neugierig.
»Na ja, pass auf: Es gab diesen Obstbauern, dem die große Apfelplantage in der Senke neben dem Dorf gehört hat. Er hat die recht gut verkauft; ich kann dir keine Zahlen nennen, wie groß die Erntemenge war, aber einige Bäume sind das schon gewesen … er hat jedenfalls den Dorfbewohnern erlaubt, sich ruhig nach Belieben welche für den Eigenbedarf zu pflücken, und das war kein Problem für ihn, was die Verkäufe betraf. War ein recht netter Kerl, etwas zurückgezogen, aber immer freundlich, wenn er im Dorf war.
Irgendwann dann sind ihm plötzlich aus dem Schuppen, wo er die Äpfel gelagert hat, über Nacht welche abhanden gekommen. Er hat im Dorf herumgefragt, aber niemand wollte etwas davon wissen.«
»Was ist dabei rausgekommen?«, wollte eine grinsende Rebecca wissen, sie sich wohl schon ein Szenario ausgemalt hatte.
»Zuerst nichts. Er hat nie herausgefunden, was mit den Beständen passiert ist; allzu viel war‘s auch nicht, das verschwunden ist, und es ist bei dem einen Mal geblieben. Aber nach ein paar Jahren, ich war dann … sechzehn, glaube ich, ist das wieder passiert, und diesmal ist noch mehr abhanden gekommen, vor allem in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten. Im Dorf haben sie sich umgehört, aber ohne Erfolg … das Ganze ging so weit, dass ich begonnen habe, zu ermitteln.«
Rebecca lachte ungläubig auf. »Warum gerade du?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich hatte einen guten Ruf als talentierter, intelligenter junger Zauberer und der Besitzer der Plantage war ein Muggel. Die Hexen und Zauberer im Dorf meinten, dass am besten jemand von uns das rausfindet, und mir haben alle vertraut.«
»Ah, verstehe. Und? Hast du die Sache aufgeklärt?«
»Nein, das hat die Verkäuferin vom Gemischtwarenladen durch Zufall rausgefunden.«
»Wie das?«
»Sie war mit ihrem Date auf einem Mondscheinspaziergang unterwegs und hat den Dieb auf frischer Tat ertappt.«
»Oh … und wer war‘s?«
»Ein älterer Zauberer. Ist schlafgewandelt und hat dabei immer einige Äpfel aus dem Schuppen fliegen lassen. Die dürften dann irgendwie im Wald gelandet sein, wo niemand nachgesehen hat. Sie hat ihm das diskret mitgeteilt, damit er was dagegen unternehmen konnte; dem Besitzer haben wir nichts gesagt, um einen Konflikt zu vermeiden.« Ich schüttelte den Kopf; auch Jahre danach belustigte mich die Geschichte noch.
Rebecca kicherte. »Witzige Story.«
»Ja, sowas gab es gelegentlich … ein andermal ist ein Muggel vom Dorf auf die Kirche geklettert; ob er betrunken war oder einfach nur geistig umnachtet, hat keiner so genau gewusst. Er ist den halben Tag da oben gesessen und hat geschworen, dass er nicht mehr runterkommt. Die Frau aus dem Gemischtwarenladen hat ihn dann mit einem Schwebezauber unauffällig nach unten befördert, als gerade kein Muggel hingesehen hat. Daraufhin war der Kerl zwar noch verwirrter, aber man hat seinem Gerade nicht wirklich … Gehör geschenkt. Ein denkwürdiges Osterwochenende.«
»Na, die Lady scheint echt cool gewesen zu sein.« Ich nickte bestätigend. »Hört sich jedenfalls wie ein interessantes Fleckchen mit einer sehr sympathischen Dorfgemeinschaft an; da würd‘ ich gern mal hin«, gestand die Ravenclaw lächelnd.
»Ja … das war es …«, sagte ich abwesend, in Gedanken noch immer bei den Geschichten, die ich erzählt hatte, ehe ich mich davon losriss und schief grinste.
Ich verbrachte den Rest der Ferien über viel Zeit mit Rebecca und unternahm auch nach Beginn des zweiten Trimesters öfter als sonst etwas mit ihr – Fleur dagegen mied ich, war mein Interesse für sie doch recht gründlich verschwunden, wobei es ›meiden‹ nicht einmal wirklich gut traf: Die Französin, die ja eigentlich keinen wirklichen Grund gehabt hätte, mir aus dem Weg zu gehen, war unsere Aussprache doch ganz nach ihrem Geschmack verlaufen, kam auch von sich aus nicht auf mich zu und sprach mich an. Beim Essen saß sie mit ihren Freundinnen zusammen und sah nicht einmal in meine Richtung, und meistens war sie gar nicht da, wenn ich in die Große Halle kam, und auch sonst liefen wir einander so gut wie nie über den Weg. Entweder, mutmaßte ich, sie hatte doch begriffen, dass ihr Verhalten bei mir nicht unbedingt vollstes Verständnis gefunden hatte und wollte erst einmal Gras über die Situation wachsen lassen, oder sie bereitete sich schlichtweg auf die zweite Aufgabe vor und hatte deshalb keine Zeit.
Was auch immer zutreffend war, Rebecca stand im Vordergrund und mir fiel auf, wie sehr ich ihre Gegenwart schätzte – etwas, das vorher zwar zweifelsohne auch zugetroffen hatte, das mir aber jetzt viel eher bewusst wurde. Ich mochte es, wie sie sprach, den Klang ihrer Stimme, mochte die Scherze, die sie machte; ich hörte ihr gern zu, wenn sie erzählte, fand ich doch, dass sie eine unglaublich gute Geschichtenerzählerin war und Situationen mit ungeahntem Detailreichtum für den Zuhörer inszenieren konnte. Mit einem Mal fand ich ihren Geruch sehr anziehend und entdeckte, dass ich ihr Lächeln ungemein hübsch fand – wie auch alles andere an ihr.
Kurzum: Ich war einfach gern bei ihr, fühlte mich auf eine neuartige Weise … zu ihr hingezogen … und gegen Ende des Monats stellte ich mir zum ersten Mal unwillkürlich die vorsichtige Frage, ob ich mich vielleicht in Rebecca verliebt haben konnte.

*

»Darius? Kann ich euch drei etwas fragen?«
»Immer.«
»Es geht um Drake. Er … ich habe ihm eine Frage gestellt, die ich ihm vor vier Jahren schon einmal gestellt habe und die er heute wie damals nicht beantwortet hat. Er meinte, ich könnte ruhig euch fragen … dass ihr wissen würdet …«
»Geht es um seine Familie?«
»Ja … nach der hab‘ ich gefragt. Wisst ihr–?«
»Ja … wir wissen. Es ist ein Unglück geschehen, bei ihm zuhause … damals, vor dreizehn Jahren …«


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