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Fanfiction

Scorpius Malfoy- Die Bürde der Vergangenheit - Die nackte Wahrheit

von Schwesterherz

Hallo und willkommen zurück, meine Lieben! Ich hoffe, ihr alle hattet wunderschöne Weihnachten erlebt und seid gut ins neue Jahr gekommen! :) Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk meinerseits gibt's nun! Viel Spaß! :)

Kapitel 27

Die nackte Wahrheit


-Scorpius-

„Ich glaub es nicht! Wir hätten ihn niemals alleine lassen dürfen! Was haben die nur mit ihm angestellt?! Wir können nicht mehr auf Robards Freund warten! Wenn die Slytherins ihn das nächste Mal kriegen, finden wir nur noch seine einzelnen Leichenteile oder sowas!“ „Violetta!“ „Was?! Stimmt doch! Wir haben Glück, dass er noch lebt, Connor! Die Splitter seiner Rippen haben nur ganz knapp seine Lungenflügel gestreift... weißt du, was geschehen wäre, wenn die sich richtig dort reingebohrt hätten? Dann hätte Scorpius nicht nur leblos ausgesehen- er wäre es auch gewesen!“

Scorp stöhnte. War die Stimme seiner aufgebrachten Freundin auch zunächst noch weit entfernt gewesen, so wurde sie doch mit jedem Augenblick, der verstrich immer deutlicher- und somit lauter. Er fühlte sich grauenhaft! Wo war er? Ohne die Augen zu öffnen, tastete er mit der Hand die Unterlage ab, auf der er lag. Krankenflügel. Was hatte er eigentlich erwartet? „Hey“, meinte Oliver in dem Moment leise aber eindringlich, „seine Hand hat sich gerade bewegt! Ich glaube, er wacht auf.“ Eigentlich hatte Scorpius nicht die geringste Lust, seine Augen zu öffnen. Aber die Besorgnis seiner Freunde war nahezu greifbar und er wollte sie nicht noch länger in dieser Unwissenheit ausharren lassen. Auch, wenn er nicht vorhatte, über das Erlebte zu sprechen... Innerlich atmete er kurz tief durch- dann öffnete er die Augen und blickte in drei blasse, erwartungsvolle Gesichter.

„Scorp!“, kreischte Violetta und fiel ihm um den Hals. Erst jetzt bemerkte der verdutzte Malfoyspross, dass sie seine eine Hand gehalten hatte- nun, da sie ihre beiden Hände brauchte, um ihn zu umklammern, fehlte die Wärme an seiner Linken plötzlich. Sanft schob er Violetta ein Stück zurück. „Hey“, sagte er und erschrak selbst, wie schwach seine Stimme klang. Er begegnete Connors Blick, der etwas krampfhaft lächelte und einen Spaß versuchte: „Mensch, Junge... was machst du denn für Sachen!“ „Jaah, alleine in ein Jungenklo zu gehen kann lebensgefährlich sein, ich werde es mir merken“, erwiderte Scorpius in derselben Tonlage, obwohl er nicht zu Scherzen aufgelegt war. Sofort erlosch Connors ohnehin kaum glaubwürdiges Lächeln. „Echt jetzt, Scorp... als du da so lagst...“, Connor schien, obwohl das eigentlich gar nicht mehr möglich sein konnte, noch blasser zu werden. Er presste die Lippen aufeinander und senkte zaudernd den Blick.

Scorpius sah von ihm zu Oliver, der nicht weniger betroffen aussah. „Du hast es geschafft, diesen Geburtstag einmalig zu machen, Scorp“, sagte der Ravenclaw mit einer Stimme, die Scorpius so von ihm noch nie gehört hatte. Sie klang so... bewegt. Und das war nicht im positiven Sinne gemeint. „Dieses Bild werde ich gewiss nie vergessen...“ Scorp schluckte. Offenbar hatte der Anblick seines bewusstlosen Körpers bei seinen Freunden so einiges ausgelöst. Wenn er sich jedoch vorstellte, einen von ihnen so aufzufinden, konnte er auf der Stelle sehr gut nachempfinden, wie es ihnen wohl ergangen war.

„Was ist passiert?“, wollte Violetta mit kaum vernehmbarer Stimme wissen. Sie klang verschnupft und als Scorp ihr ins Gesicht schaute, sah er es in ihren Augen bedenklich schimmern. Er hatte nicht vorgehabt, auch nur ein Wort von dem zu erzählen, was sie ihm angetan hatten. Es war so frisch, schmerzhaft und würdelos, dass sich Scorp noch der Magen krümmte, wenn er nur daran dachte... doch hatten seine Freunde nicht verdient, zu erfahren, was geschehen war? Offenbar hatten sie, seit er gefunden worden war, einiges durchgestanden. Genauso wie er. Scorpius atmete tief durch. Er sah sich im Krankenflügel um. Die Vorhänge waren nicht ganz zugezogen, doch an die Fenster drückte sich nur die Schwärze der Nacht, von den Ländereien war rein gar nichts auszumachen. Das ganze Zimmer lag im Halbdunkel da. Auf Scorpius Nachttisch spendete eine Petroleumlampe großzügiges Licht. „Wie lange war ich weg?“

Olli seufzte. „Du wurdest etwa um halb vier Uhr nachmittags gefunden. Von Matthew Gordon, unserem Vertrauensschüler. Er wollte gerade Hilfe holen, als er uns entgegen kam- uns kam es natürlich verdächtig vor, dass du so lange wegbliebst, deshalb waren wir zum Jungenklo aufgebrochen... und... du wurdest dann von Professor Robards auf einer Trage hier hochgebracht... ein paar Schüler haben dich gesehen und inzwischen wissen alle, dass du überfallen worden bist... naja... jetzt ist es-“, er schaute auf seine neue Uhr, „-halb zehn.“ „Ich war sechs Stunden bewusstlos?!“, keuchte Scorp. „Nein, nach Dr. Sheffields Behandlung hast du von ihm einen Stärkungstrunk bekommen, in dem auch ein Schlafmittel enthalten war...“ „Und ihr... habt die ganze Zeit hier ausgeharrt? Obwohl schon wieder klar war, dass mit mir alles in Ordnung ist?“

„Ist es das?“, hakte Violetta sofort nach. „Wir waren uns da nämlich nicht so sicher“, fügte Connor mit leiser Stimme hinzu. „Deshalb wollten wir nicht, dass du in einem verlassenen Schlafsaal aufwachst“, ergänzte Oliver, „körperliche Schäden sind nicht immer alles.“ „Und denkst du wirklich, in unseren Gemeinschaftsräumen wäre es uns besser ergangen, als hier an deiner Seite? Nie im Leben!“, Connor schüttelte den Kopf. „Unser Platz ist hier“, sagte Violetta schlicht.

Scorpius sah einen nach dem anderen an. Ihre wahrhaftige Treue rührte ihn so sehr, dass es jetzt in seinen Augen verdächtig feucht wurde. Es war einer dieser Momente, in denen Scorp bewusst wurde, was für ein unschätzbares Glück er doch hatte. Er konnte sich bei Gott glücklich schätzen, solche Freunde zu haben! „Danke, Leute“, seine Worte waren nur ein Flüstern und als Antwort bekam er verständnisvolle Blicke. Sie alle sagten Scorpius nur eines: 'Wir lassen dich nicht alleine- wir sind für dich da!' Noch einmal atmete Scorpius tief ein und aus- aber dieses Mal fasste er sich ein Herz- sie hatten ein Recht darauf, alles zu erfahren...

Als er geendet hatte, machte sich eine beklemmende Stille breit. „Tut mir Leid, dass dein Geburtstag so enden musste“, wandte Scorpius sich an Oliver, „das hast du nicht verdient.“ „Und hast du etwa verdient, so von diesen abartigen Kerlen fertig gemacht zu werden?“, erwiderte Oliver ungewohnt erregt, „hör schon auf, du konntest doch gar nichts dafür!“ „Aber ich hätte nicht alleine zurückbleiben dürfen... ich hätte nicht vorschlagen sollen, dass Connor und Violetta vorgehen, dann hätten wir einen normalen, gemütlichen Abend zusammen verbringen können und alles wäre okay gewesen!“ „Schieb dir bloß nicht die Schuld zu!“, antwortete Violetta, „die Einzigen, die sich schuldig fühlen sollten, werden sich einen Dreck darum scheren, was sie da angerichtet haben. Außer Greengrass vielleicht, auch, wenn ich nicht ganz glauben kann, was du da über ihn gesagt hast...“

„Apropos Schuld, ich glaube, Robards macht sich ganz schöne Vorwürfe“, meinte Oliver. „Wieso das denn?“, fragte Connor verständnislos. „Weil er mir zugesichert hatte, dass er auf mich achtet, nehme ich an“, mutmaßte Scorpius. „Was das eigentlich für eine bekloppte Erfindung ist!“, schnappte Connor, „Schuldgefühle! Immer haben sie diejenigen, die gar nichts für die Sache konnten und die, die sie haben sollten, die fühlen nichts dergleichen! Was für eine Verarsche!“ Die anderen grinsten- Connor traf es auf den Punkt und holte mit dieser Aussage einen Hauch der Heiterkeit zurück, die sonst immer einen Teil ihrer Unterhaltungen ausmachte.

„So!“, Dr. Sheffield hatte das Zimmer, in das er sich zurückgezogen hatte, verlassen und kam nun auf die vier Freunde zu. „Sie sind erwacht! Hallo, Scorpius... wie fühlen Sie sich?“ "Hm...“, Scorp zuckte die Schultern, „nicht so schlecht als wenn ich in einem Muggelkrankenhaus aufgewacht wäre, vermute ich.“ Dr. Sheffield schmunzelte. „Das ist wohl wahr. Ihre gebrochenen Rippen und der ausgekugelte Arm sind bereits wieder verheilt. Das Gleiche gilt für sämtliche Blutergüsse... Auch die Narbe auf Ihrer Zunge konnte ich behandeln. Sie ist jetzt nicht so empfindlich wie im Normalfall, trotzdem sollten Sie heiße Getränke erst einmal vermeiden. Und auch, wenn es keine Fluchnarbe ist, kann ich sie nicht verheilen lassen. Die Zunge ist ein viel empfindlicheres Organ als zum Beispiel Ihre Haut, es ist zu viel zerstört worden. Sie wird eine Erinnerung bleiben an das, was Ihnen diese Slytherins angetan haben... tut mir Leid.“ Diese Nachricht war nicht gerade aufbauend. Scorp fuhr mit der Zunge über den Gaumen und zuckte leicht zusammen. „Kein Problem“, log er, „Sie können ja nichts dafür.“

Kurze Zeit später lag Scorpius alleine in der Dunkelheit des Krankenflügels. Dr. Sheffield hatte Vi, Connor und Olli in ihre Häuser geschickt. Scorpius sollte am nächsten Tag entlassen werden, wenn es über Nacht keine Komplikationen gab. Der blonde Erstklässler hätte viel lieber in seinem eigenen Schlafsaal geschlafen, doch alles betteln nützte ihm nichts. „Es ist ja nur zur Sicherheit“, hatte Dr. Sheffield ihn beschwichtigt. Scorp seufzte leise. Es dauerte, bis seine Gedanken zur Ruhe kamen und er einschlafen konnte. Lange geisterten die Gesichter von Malcom und Warrington vor seinem inneren Auge umher. Und er dachte an die Komplikationen, die es nach dieser Nacht wohl geben würde...

Am nächsten Morgen wurde er von einem köstlichen Geruch geweckt. Er schlug die Augen auf. Der Duft von Rührei, frischen Brötchen und Kaffee tränkte den Krankenflügel und kam direkt aus dem Zimmer des Krankenpflegers. Scorpius hatte kaum die Zeit, zu gähnen und sich über seinen knurrenden Magen zu streichen, da erschien Dr. Sheffield auch schon. Den limonengrünen Mantel hatte er nur übergeworfen und so erkannte Scorp unter dem offenen Umhang ein dunkelgrünes T-Shirt und eine blaue Jeans. In den Händen trug Sheffield ein vollbeladenes Tablett. Er lächelte Scorpius zu. „Guten Morgen, junger Mann. Haben Sie gut geschlafen?“ Scorp zuckte die Schultern. „Es ging so“, sagte er ehrlich. „Meine Gedanken hielten mich noch lange wach.“ Da knurrte sein Magen erneut, noch lauter als vorhin und Dr. Sheffield lachte: „Du hast ja einen Bärenhunger. Da ist es ja gut, dass ich dir bereits ein Frühstück habe zurechtmachen lassen! Lass es dir schmecken, Scorpius!“

Der Krankenpfleger stellte das Tablett auf Scorpius unter der Decke verborgenen Beinen ab. Mit einem kurzen, sehnsüchtigen Blick sah der jüngste Malfoy auf drei Brötchen, Marmeladen, Rührei, Salami, Käse und eine lauwarme Tasse Kakao herab. Ein flüchtiges „Danke!“, dann stürzte Scorp sich auf sein Frühstück. „Wenn du fertig bist, darfst du dich umziehen und den Krankenflügel verlassen“, sagte Dr. Sheffield vertraulich. Scorp nickte, denn fürs Sprechen hatte er den Mund zu voll.

Er biss gerade herzhaft in sein letztes mit Käse belegtes Brötchen, als die Tür des Krankensaales aufging und ausgerechnet Grace Kennedy erschien! Noch während sie freundlich lächelnd auf ihn zuschritt, wurde Scorpius bewusst, wie er aussah: fettige, ungekämmte Haare, er trug einen Schlafanzug, der mit Krümeln überseht war und frisch gewaschen war er auch nicht... er kämpfte mit seinem Bissen und errötete, als Grace ihn ansprach: „Hey, Morgen, Kurzer! Du siehst ja schon wieder ganz fidel aus! Mensch, nach dem, was seit gestern Abend wie ein Lauffeuer die Runde gemacht hatte, hatte ich Schlimmeres erwartet...“ Sie atmete- offensichtlich erleichtert- durch und musste grinsen, als sie auf das beinahe leergegessene Tablett hinabsah. „Wenn du so ein Appetit hast, kann es dir jedenfalls nicht mehr sooo schlecht gehen!“ Scorpius hustete, weil sich ein Krümel in seine Luftröhre geschlichen hatte und spürte noch immer die Hitze in seinem Gesicht. Demnach zu urteilen, musste sein Gesicht schon dunkelrot vor Verlegenheit sein!

Als er endlich in der Lage war, zu sprechen, krächzte er: „Ich darf gleich gehen. Dr. Sheffield hat alles verarztet.“ 'Außer die Narbe', schoss es ihm durch den Kopf und er fuhr mit der Zunge den Gaumen entlang. „Das trifft sich gut, dann kann ich dich ja in den Gemeinschaftsraum zurück begleiten! Und ich verspreche dir, ab jetzt wird immer einer meiner Leute aus meinem Jahrgang mit dir kommen, um dir diese Widerlinge vom Hals zu halten!“ „Oh, das muss doch nicht sein“, stammelte Scorpius peinlich berührt. „Oh doch, Scorp! Das muss sein!“ Grace ließ da nicht mit sich Reden und eigentlich war der Hufflepuff-Erstklässler ihr dankbar, dass sie ihm so helfen wollte... das hieß nämlich auch, dass sie sich um ihn sorgte. Vielleicht nicht so, wie er es gerne gehabt hätte... aber dennoch freute er sich über ihre Anteilnahme.

Immerhin, mit ihren grausamen Schikanen auf Scorpius hatten sich die Slytherins selbst ein Bein gestellt. Denn nun konnten sie ihm unmöglich ein zweites Mal auflauern. Durch das Geschehene war der Malfoyspross das Thema schlechthin und so wurde er von morgens bis abends von Bewunderern und Sensationslüsternen umlagert. Zudem hielt Grace ihr Versprechen- mindestens einer aus ihrem Jahrgang geleitete Scorp unabhängig vom ganzen Rest, der ihm folgte, von einer Unterrichtseinheit zur nächsten. Manchmal war es auch Grace höchstpersönlich, die ihn begleitete und wenn dies der Fall war, machte Scorp ihre Anwesenheit nervöser als all der Trubel zusammen. Wenn Scorp abends mit seinen Freunden in die Bibliothek wollte, kam meistens Joseph mit, denn er hatte seiner Mutter fest versprochen, mindestens vier Ohnegleichen im Abschlusszeugnis zu schaffen. Und damit er dieses Ziel erreichen konnte, musste er jetzt schon anfangen, zu büffeln.

In der ersten Verwandlungsstunde nach dem Überfall bemerkte Scorpius ohne Schwierigkeiten, dass Ollis Vermutung, was Robards Vorwürfe betraf, zutraf. Der Lehrer schaute ihm kaum in die Augen, sah blass und unausgeruht aus und wenn er hinter Scorp's Rücken war, so spürte dieser doch die schuldbewussten Blicke. Kurz entschlossen trat Scorpius nach dem Unterricht zu Robards nach vorne ans Pult. Violetta warf ihm einen fragenden Blick zu, doch er winkte ab. Seit dem Angriff wich sie ihm kaum noch von der Seite. Doch nun nickte sie bloß und verließ den Klassenraum. Scorpius war sich sicher, dass sie und die anderen draußen auf ihn warten würden. Außerdem würde er nicht lange brauchen. „Ähm... Professor?“, nur zögernd sprach Scorp seinen Lehrer an, denn vielleicht hatte dessen Auftreten ja auch gar nichts mit ihm selbst, Scorp, zu tun, sondern mit etwas gänzlich anderem. Professor Robards schaute auf und ein lasches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, das jedoch sofort wieder verschwand. „Ah, Scorpius. Was führt Sie zu mir?“ „Ich weiß ja nicht, also...“, druckste der jüngste Malfoyspross herum.

Dann atmete er kurz tief durch und meinte ruhig: „Mir ist aufgefallen, dass es Ihnen nicht gut geht, Sir... und ich möchte nur klarstellen, dass Sie sich, falls Ihre Verfassung mit dem Überfall auf mich zusammen hängt, da bitte nicht schuldig fühlen sollen oder so. Wenn überhaupt, dann ist das meine schuld, immerhin war ich so blöd, und habe den anderen gesagt, sie sollen vorlaufen. Ich hätte mir denken können, dass die Slytherins sich diese Chance nicht entgehen lassen würden. Aber nun ist es passiert und ich habe es überstanden und stehe wieder gesund vor Ihnen. Und in fünf Tagen machen wir die Typen platt und sie bekommen ihre gerechte Strafe!“ Bei diesem Gedanken glitt ein zufriedenes Lächeln über Scorpius Gesicht. Auch sein Gegenüber lächelte nun. „Sie haben wohl Recht... ich war nur... irgendwie haben mich diese Vorwürfe zerfressen... denn auch, wenn Sie schon wieder ganz fidel aussehen und mir glaubhaft machen wollen, dass das alles ja nicht weiter schlimm war, so denke ich doch, dass diese Fieslinge Ihnen so einiges angetan haben. Und das hätte ich verhindern können, gerade, wo ich Ihnen doch versprach, ein Auge auf Sie zu haben!“ Scorpius runzelte nachdenklich die Stirn. „Aber Sie können mich ja nicht auf Schritt und Tritt verfolgen, Sir. Sie haben mich ein Dutzend Mal vor den Übergriffen gerettet- einmal nun kamen Sie zu spät. Aber da können Sie gar nichts für! Und wie gesagt: In fünf Tagen...“, er beendete den halbfertigen Satz mit bedeutungsvollem Schweigen und sein Lehrer verstand in. „In fünf Tagen“, erwiderte er, „Sie können sich auf mich verlassen, Scorpius!“ Scorpius lächelte. „Ich weiß, Sir. Das kann ich.“

Stille. Scorpius hatte das ganze Badezimmer für sich. Er drehte den Hahn auf, wusch sich mit eiskaltem Wasser. Griff nach dem Handtuch, rubbelte die Tropfen von Gesicht und Körper. Er schaute in den Spiegel. Ein schmächtiger, elfjähriger Junge mit hellblonden Haaren, gerötetem Gesicht und eisgrauen Augen schaute zurück. Scorp öffnete seinen Mund. Streckte die Zunge heraus. Die Narbe hob sich scharf von der sonst glatten Oberfläche ab. 'Körperliche Schäden sind nicht immer alles...', hallte Ollis Stimme in ihm nach. Scorpius schmiss das Handtuch über den Haltering, zog sich wortlos den blutroten Kapuzenpullover über den Kopf und verließ das Bad.

Kälte. Atemluft, die sich vor den Mündern vieler rasch auflöste. Unrythmisches Fußgestampfe. Jubelrufe, als rot- und blaugewandte Gestalten das Stadion betraten. Scorpius fühlte sich inmitten dieser aufgeheizten Stimmung fremd. Ravenclaw sollte heute gegen Gryffindor antreten, doch er konnte sich nicht auf das Match einlassen. Er konnte sich nicht auf die Quidditchspieler konzentrieren, die in die Lüfte jagten und sich gewiss nichts schenkten, sondern die auf beiden Seiten um den Triumph kämpften, dem Quidditchpokal ein Stückchen näher zu kommen. Seine Gedanken wurden von einem ganz anderen Anliegen beherrscht... 'Scorpius, mein Freund, Professor Henderson, ist soeben eingetroffen. Bitte komme nach dem Spiel mit Violetta, Connor und Oliver zu mir in mein Büro! Bis gleich, Stephen Robards' . Die Wörter, die ihm der Lehrer beim Frühstück geschickt hatte, ließen ihn nicht los, er hatte sie glasklar vor Augen.

Einerseits wollte er am liebsten sofort in das Büro seines Verwandlungslehrers stürmen- immerhin hatte er lange genug gewartet! Doch andererseits zeigte ihm sein flaues Gefühl, dass er vor dem bevorstehenden Konflikt auch etwas Furcht hatte. Denn sobald die ganze Sache ausgestanden war, würden ihn bestimmt weitere Komplikationen erwarten... Professor Warrington war schon jetzt nicht sehr gut auf ihn zu sprechen, gleichsam sämtliche Slytherins... wenn er die Schuld dafür tragen würde, dass zwei oder drei Slytherins von der Schule verwiesen würden... dann würde wohl alles von vorne losgehen, wie damals, als alle gedacht hatten, er hätte die Gryffindors Chris und Ray für einen harmlosen Streich verpetzt. Nur dass es dieses Mal wahrscheinlich ausschließlich Slytherins sein würden, die... ja, die ihn schikanieren würden. Ob das Ganze jemals ein Ende haben würde?

Scorp seufzte und als würde sie sich selbstständig machen, fuhr seine Zungenspitze über die oberen Schneidezähne. Wie gut konnte er sie fühlen. Sie, die zu einer Art Symbol geworden war für all das, was Miles Warrington, Richard Mulciber und auch sein eigener Cousin Alexander Greengrass ihm angetan hatten... doch heute würde sich alles rächen! Er, Scorpius, könnte endlich Beweise hervorbringen! Dank dieses Professors namens Henderson... und dann würden die Sechzehnjährigen ganz bestimmt fliegen! Und Greengrass? Scorpius erschrak über die Welle an Groll und Ablehnung, die ihn überspülte, als er Greengrass vor sich sah. Wie er sich im Jungen-WC herumgedrückt hatte... wie er nicht bloß zugesehen hatte, nein, sogar selbst mitgemacht hatte, wenn auch nicht mit dem richtigen Willen... obwohl zwischen ihnen eine Feindseligkeit herrschte, seit Scorpius ein Hufflepuff geworden war, so konnte er dennoch nicht kapieren, dass sein eigener Cousin ihm in so einer Lage nicht zur Hilfe gekommen war. Dagegen war das, was er sich vorher geleistet hatte, nichts! Scorp hatte üble Lust, auch Alexander von der Schule schmeißen zu lassen! So einer konnte doch unmöglich das Privileg erhalten, eine Zaubererausbildung zu erhalten, oder etwa doch?!

„Und wieder hat Ravenclaw getroffen!“, johlte der Stadionsprecher und katapultierte den jüngsten Malfoy damit wieder unsanft ins aktuelle Geschehen hinein. Neben ihm war Oliver aufgesprungen und wedelte freudig mit einer blausilbernen Fahne herum. Violetta saß an Scorp's anderer Seite. Sie war ebenfalls nicht sehr auf das Spiel fixiert und der blonde Erstklässler dachte, dass er wohl der Grund der Ablenkung war. Ein Blick in die mandelförmigen Augen seiner besten Freundin bestätigte ihm diesen Verdacht. Sie musste seine Abwesenheit bemerkt haben. Sie lächelte leicht und drückte seine Hand. „Denkst du an das, was dich erwartet?“, flüsterte sie. „Auch“, gab Scorpius zu, „und ob ich zulassen soll, dass Greengrass ebenso von Hogwarts verschwindet, wie zwei gewisse Slytherins, denen das ganz bestimmt blühen wird...“ „Das wäre angebracht“, stimmte Violetta zu. „Auch, wenn...“ „Auch wenn was?“ „Er ist noch immer dein Cousin und auch, wenn er nichts mehr darauf zu geben scheint, weiß ich, dass du es tust. Obwohl er dir schon so viel angetan hat.“ Scorp biss sich auf die Unterlippe. Er wusste genau, was Violetta meinte. „Wir werden sehen“, meinte er ausweichend.

„Gryffindor hat so einige Sturmangriffe auf Lager, da können sich die anderen Teams so einiges abschauen! Was für ein sagenhaftes Spiel! Die Mannschaften sind vollkommen ausgeglichen, und holen den Rückstand zueinander stets wieder auf- aber nur einer von ihnen kann heute als Sieger das Feld verlassen! Welches Team wird das sein?!“, fragte der Stadionsprecher in sein Mikrophon. „Ravenclaw!“, rief Olli und verfolgte den Sucher seiner Hausmannschaft mit den Augen. „Wie viel steht's eigentlich?“, fragte Scorpius Connor, der in der Reihe vor ihm saß. „Die beballern ihre Tore echt gegenseitig! Gerade ist Ravenclaw mit 24 zu 23 Treffern in Führung, aber ich bin mir sicher- ja, seht euch das an!“ Er deutete auf Gryffindors Jäger- Victoire, Fred und Dominique Weasley. Sie hatten die Falkenkopf-Angriffsformation eingenommen, die aus der Form einer Pfeilspitze bestand, um den Toren der gegnerischen Mannschaft so nah wie möglich zu kommen.

Victoire hielt den Quaffel fest in der Hand. Ihre roten Haare hatte sie zu einem geflochtenen Zopf zusammen gebunden, damit sie ihr nicht die Sicht verhinderten. Scorpius sah, wie der Hüter sich mit hochrotem Kopf vorbereitete, doch gerade, als er die Arme hob, da er dachte, sie würde werfen, verwandelte sie einen Rückpass, der doch tatsächlich gelang- Fred fasste den Quaffel gekonnt und zischte in die Höhe, der Hüter folgte ihm, um die Ringe oberhalb zu decken- da ließ der Gryffindor den Quaffel fallen und dieser landete in den Händen der schon wartenden Dominique, die blitzschnell auf das rechte Tor zielte und schmetterte- dieses wurde nur noch durch den Fuß des Hüters „geschützt“ und der Quaffel sauste an diesem vorbei und durch den Ring. Das alles passierte binnen Sekunden! „Und Gryffindor hat mit einer phänomenalen Vorstellung den Ausgleich geschafft! Wie die spielen können, es ist unglaublich!“, die Stimme des Kommentators überschlug sich beinahe.

Doch auch Scorpius und Violetta staunten. „Weißt du noch, wie wir den Rückpass in meinem Garten geübt hatten?“, fragte Scorpius sie. Violetta nickte. „Victoires Zielgenauigkeit bei dieser Aktion hat mich am Stärksten beeindruckt! Immerhin musste sie den Ball zurück und über die eigene Schulter schleudern- und das dann noch mit einer so präzisen Genauigkeit auszuführen- unfassbar!“ Olli sah nicht glücklich über die Begleichung des Löwenhauses aus. „Ravenclaw hatte schon letztes Mal verloren!“, moserte er. „Dieses Mal soll mein Haus gewinnen!“

Doch zunächst sah es ganz danach aus, als würden die Gryffindors den Sieg davontragen. Innerhalb kürzester Zeit stand es 290 zu 310 für sie. „Wie sieht das eigentlich aus mit dem Punktestand? Also insgesamt?“, fragte Violetta. Scorpius zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht einmal mehr die Punktestände der vergangenen Spiele“, gestand er. „Wenn ich den aktuellen Punktestand ohne eventuellen Schnatzfang mitzähle, liegt Gryffindor gerade mit 790 Punkten in Führung“, berichtete Oliver wie aus dem Zauberstab geschossen, „ihnen folgen bei gleichen Voraussetzungen mein Haus mit 690 Punkten, dann kommt Slytherin mit 540 Punkten und zum Schluss euer Haus, wobei es ja bisher auch nur einmal gespielt hat. Nach dem heutigen folgen ja noch zwei Spiele.“ Connor, Violetta und Scorpius sahen den Ravenclaw geplättet an. „Ich bin sehr gut im Kopfrechnen und habe ein gutes Gedächtnis“, brachte der zu seiner Verteidigung hervor.

Der Kommentator lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder aufs Spielfeld, indem er verkündete, dass der Sucher der Ravenclaws den Schnatz gesichtet hatte- sie hatten ihn gerade erst erspäht, da riss der Spieler bereits seinen Arm nach oben. „Das Spiel ist aus!“, brüllte der Stadionsprecher, „Ravenclaw gewinnt mit 440 zu 310 Punkten!“ Olli stieß einen Freudenschrei aus: „Dann liegt Ravenclaw gerade beim Kampf um den Pokal vorne!“ Doch Scorpius war augenblicklich mit seinen Gedanken woanders. „Kommt schon“, meinte er, „bestimmt warten Professor Henderson und Professor Robards bereits auf uns.“

So war es. Und sie warteten nicht alleine. Richard Mulcibers Augen wurden schmal, als er Scorpius erkannte. „Was wird das hier?!“, fragte er schroff. Und Miles Warrington meinte garstig: „Wenn ich das meinem Vater erzähle!“ „Du wirst gar nicht mehr die Gelegenheit bekommen, deinem Vater irgendetwas zu erzählen!“, blaffte Professor Robards den Slytherin ungewohnt roh an und dieser wurde tatsächlich ein wenig blass- das hieß, noch blasser, als er ohnehin schon war. Neben ihm saß Greengrass, still und wie ein Häufchen Elend. Er starrte auf seine ineinander verkrampften Hände. Professor Henderson, der sich bisher schweigend im Hintergrund gehalten hatte, begrüßte die vier Neuankömmlinge nun mit einem Handschlag.

„Sie müssen-“, er musterte sie der Reihe nach und sah ihnen fest in die Augen, „-Scorpius Malfoy, Violetta Stevenson, Connor McGowan und Oliver Evans sein. Sehr erfreut, ich heiße Callum Henderson.“ Scorp blinzelte. Für eine Sekunde hatte er das Bild seiner Mutter vor Augen gehabt, die ihm bei seinem Namen genannt hatte. Ohne, dass diese Erinnerung auch nur annähernd einen Bezug zur aktuellen Situation besaß. Und plötzlich wusste er, aus was die 'Kraft' seines Gegenübers bestand. Er tauschte einen halb-beunruhigten, halb-hoffnungsvollen Blick mit Violetta, der ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf zu schießen schienen.

Eine unbehagliche, lauernde Atmosphäre legte sich über die Anwesenden. Einen Moment lang sagte niemand ein Wort. Schweigend setzten sich die vier Erstklässler auf die letzten, leeren Plätze. Dann unterbrach Professor Robards die Stille. Er stand in der Mitte des Raumes und wandte sich hauptsächlich an die Slytherins. „Ich habe euch hierher bestellt, weil ich gerne den Vorwurf geklärt haben würde, ob Sie, Mr. Warrington, Mr. Greengrass und Mr. Mulciber, hinter den Attacken auf Mr. Malfoy stecken. Bisher konnte dies ja nicht bewiesen werden.“ Die Betonung auf dem Wort 'bisher' ließ Greengrass ruckartig den Kopf heben. Seine schreckensgeweiteten, moosgrünen Augen huschten von seinem Verwandlungslehrer zu dessen Freund und von diesem zu Scorpius. Las der junge Hufflepuff da etwa etwas Flehentliches aus den Augen seines Cousins heraus? Das würde ihm doch jetzt auch nichts mehr nützen! Trotzdem sorgte der betroffene Blick Greengrass' dafür, dass sich ein dicker Kloß in Scorpius Hals bildete.

Mulciber jedoch schnaubte nur verächtlich. „Deshalb sind wir hier?“, stieß er gereizt hervor, „die Pappnasen haben doch keinerlei Belege für ihre Beschuldigung! Und wir haben Alibis!“ „Trotzdem ist die komplette Lage in meinen Augen unstimmig.“, erwiderte Professor Robards. „Warum zum Beispiel, Mr. Mulciber, belasten Scorpius und die anderen Sie noch weiter, trotz der Alibis? Die Schikanen haben in jedem Fall stattgefunden, sie haben also nicht fantasiert...“, er machte eine Pause und drehte sich dem großgewachsenen Mann im weinroten Umhang zu, „...um Sie, meine Herren, nun endgültig zu entlasten oder zu beschuldigen, habe ich meinen Freund Professor Henderson eingeladen. Vielleicht haben Sie es schon bei seiner Begrüßung bemerkt: Er beherrscht die Kunst der Legilimentik. Vereinfacht gesagt- er kann Ihre Gedanken lesen. Wenn Sie also unschuldig sind, wie Sie behaupten, dann dürften sich in Ihrem Kopf ja keinerlei Szenen befinden, die auch nur im Entferntesten Sinne etwas mit den Überfällen auf Mr. Malfoy zu tun haben. Richtig?“ Der Verwandlungslehrer sah die Slytherins scharf an. Diese schwiegen. Sie starrten nur mit einer Mischung aus Entsetzen und Trotz in das Gesicht des fremden Mannes.

„Das ist nicht erlaubt“, sagte Miles Warrington tonlos. „Doch- im Gegensatz zu grober Gewalt und Verfluchungen, noch dazu auf Anweisung hin und mit dem Hintergrund, dafür bezahlt zu werden, ist das 'Gedankenlesen' nicht verboten!“, widersprach Robards energisch. „Legilimentik ist nicht illegal, nur dringt der Zauber tief in die Privatsphäre ein! Die Betroffenen erleben einen Legilimentik- Angriff als eine rasche Folge von Erinnerungssequenzen. Doch je tiefer der Angriff geht, desto unangenehmer wird es für die 'Opfer' und es kann sogar passieren, dass sie das Bewusstsein verlieren. Die Erinnerungen jedenfalls kommen ans Tageslicht und das auf ziemlich ungemütliche Art und Weise. Natürlich kann Legilimentik leicht unverantwortlich gegen andere eingesetzt werden- ich habe aber Grund zur Annahme, dass Sie drei unverantwortlich mit Scorpius umgegangen sind und das ist für mich Rechtfertigung genug. Wenn Scorpius Anschuldigung zutrifft, dann haben Sie einen Fluch, also eine üble schwarz-magische Anwendung, mehrmals dazu verwendet, um ihm zu schaden. Mehr noch, Sie haben ihn mit unerträglichen Schmerzen gefoltert, indem Sie ihm eine Zigarette auf der Zunge ausdrückten! Das ist noch ein viel größeres Vergehen an der Privatsphäre, als unsere kleine Kontrolle hier“, Professor Robards hielt einen Augenblick inne, um den Slytherins die Möglichkeit zu geben, das Gehörte zu verdauen. Dann fuhr er eindringlich fort: „Die Wahrheit wird in Kürze so oder so ans Licht kommen. Falls Sie doch etwas mit den Angriffen auf Mr. Malfoy zu tun haben, dann sagen Sie es lieber gleich.“

Da saßen sie nun, drei riesengroße Angsthasen. Doch sie gaben kein Geständnis preis. Wobei Greengrass schon den Mund öffnete, aber die Blicke der zwei anderen, die ihn zwischen sich sitzen hatten und wohl einengten- wenn auch nicht auf körperlicher Basis- ließen seine Worte im Keim ersticken. Professor Robards seufzte. „Schade. Ich hatte gehofft, es würde vielleicht nicht nötig sein.“ „Wenn wir es doch gar nicht waren!“, knurrte Warrington halblaut. „Das“, entgegnete Robards, „werden wir nun feststellen.“ Er gab seinem Freund ein Zeichen. Dieser stellte sich vor Warrington auf und fixierte ihn. „Wieso setzt er dieses Legilmentikzeugs eigentlich nicht bei dem da ein?!“, fragte Mulciber erbost und zeigte auf Scorpius, der die Szene mit gemischten Gefühlen beobachtete. „Ihr seid die Angeklagten“, erwiderte Professor Henderson schlicht. Warrington kniff reflexartig die Augen zu. „Sei doch nicht so ein Waschlappen!“, fuhr Mulciber ihn an.

„Dann machen wir es doch bei Ihnen, wenn Sie uns die Arbeit schon so erleichtern wollen, Mr. Mulciber“, sagte Professor Robards kalt. Professor Henderson trat nun vor den vorlauten Slytherin, doch dieser, obgleich in der ersten Sekunde erschrocken, starrte seinen Gegenüber nur provokativ an. „Versuchen Sie es nur“, forderte er ihn auf, „ich beherrsche Okklumentik!“ Allein die Tatsache, dass er dieses Wort korrekt aussprach, ließ vermuten, dass er tatsächlich darin gelehrt worden war. Professor Henderson seufzte. „Ich habe wirklich keine Zeit, es lange vor mir herzuschieben, Jungs... bevor ich mit Blockaden kämpfen muss-“, er stellte sich vor Greengrass auf, „mache ich lieber beim schwächsten Glied weiter... Mr. Greengrass, wenn Sie nichts ausgefressen haben, dann müssen Sie auch gar nichts befürchten.“ Scorpius sah, wie flach der Slytherin-Erstklässler atmete. Seine Augen waren angsterfüllt. Aber er hielt sie offen, gerade so, als wollte er, dass das alles jetzt ein Ende hatte... dann verschummerte sein Blick.

Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn und er begann, zu zittern. Ein leises Stöhnen entfloh seinen Lippen. Die beiden Sechzehnjährigen betrachteten den Erstklässler in ihrer Mitte voller Unbehagen. Und dennoch konnte Scorpius ihre Erleichterung darüber erkennen, dass es nicht sie waren, die den Legilimentik-Angriff zu spüren bekamen. Schön auf den Jüngsten abgeschoben, na, da konnten sie stolz drauf sein! Wie edel! Scorpius schnaubte wütend und fing sich einen irritierten Blick von Connor ein. Violetta und Oliver waren ganz in das sich ihnen bietende Szenario vertieft, auch, wenn auf ihren Gesichtern ein Ausdruck purer Erschütterung zu lesen war.

Die ganze Prozedur dauerte nur wenige Minuten, doch sie kam allen Anwesenden wesentlich länger vor. Schließlich zog sich Professor Henderson aus Greengrass Kopf zurück und meinte mit einer Stimme, die ruhig klingen sollte, aber aus der eine unterdrückte Wut zu identifizieren war: „Ich weiß nicht, was sie erwartet hatten... ich habe alles gesehen, ich habe gefunden, wonach ich gesucht habe... wie können Sie nur so grausam sein?! Das ist wirklich unglaublich! Mr. Warrington, da nützt es Ihnen auch nichts, dass Ihr Vater Lehrer an Hogwarts ist! Sie werden beide von der Schule verwiesen werden- noch heute nehmen Sie den Zug nach Hause, das versichere ich Ihnen! Professor Warrington kann diese Beweise einfach nicht ignorieren! Gehen Sie jetzt! Sie werden ebenfalls noch heute eine Unterredung mit der Schulleiterin führen müssen...!“ Professor Robards schüttelte fassungslos den Kopf. „Es ist Ihr Glück, dass Sie noch minderjährig sind! So bleibt Ihnen zumindest Askaban erspart und eventuell können Sie Ihre Ausbildung an einer anderen Schule beenden. Wenn Sie so viel Glück haben sollten, vergeuden Sie nicht Ihre zweite Chance!“ Wie betäubt standen Miles Warrington und Richard Mulciber auf. Sie warfen einen letzten Blick auf Scorpius, der ihn nur stumm erwiderte. Sie brauchten keine Worte, ihr Blickaustausch sagte ihnen alles. 'Wer zuletzt lacht, lacht am Besten', dachte Scorpius mit einem triumphalen Gefühl. Endlich gab die Gerechtigkeit ihm Recht!

Die Jungen verließen das Büro. Kurz herrschte Schweigen zwischen den Zurückgebliebenen. Professor Robards wandte sich an seinen Freund. „Was ist mit Mr. Greengrass? Und hatte Lucius Malfoy tatsächlich seine Finger im Spiel?“ „Ja“, antwortete Henderson, „er hat Greengrass an den Fluch gebracht. Mit diesen Beweisen sind Sie, Mr. Malfoy, Ihren Großvater erst einmal los. Er wird gewiss nicht lebenslänglich dafür kriegen, aber vorerst haben Sie Ihre Ruhe.“ „Ehrlich?“, Scorp konnte es gar nicht fassen. „Natürlich. Er hat die Schüler zu diesen Straftaten angestiftet und sich damit selber strafbar gemacht.“ Professor Henderson schaute auf Alexander Greengrass hinab. „Was den Jungen betrifft... ich habe seine Gefühle gespürt und seine Betroffenheit bemerkt... er ist noch jung und konnte die ganze Angelegenheit nicht so einschätzen, wie die Älteren. Ich bin der Meinung, dass man ihm noch eine Chance geben sollte.“ Greengrass schluckte. Noch immer sah er ziemlich benommen aus.

„Hm“, Professor Robards musterte ihn. „Verdient hat er es ja nicht... und ganz ohne Strafe-“ „-Das wäre natürlich fatal“, fiel Henderson seinem Freund ins Wort, „selbstverständlich muss sein Vergehen bestraft werden... ich denke nur, dass...“, er zuckte die Schultern, „er ist noch so jung und lernfähiger als die anderen.“ Professor Robards rieb sich nachdenklich das Kinn. „Professor Warrington kann das nicht neutral bestimmen, er würde Greengrass ohne Zögern rausschmeißen...“, murmelte er und atmete kurz durch. „Unsere Schulleiterin soll sich überlegen, wie es mit ihm weitergehen soll. Ist das auch in Ihrem Sinne, Mr. Malfoy?“

Scorpius zuckte zusammen, er hatte nicht erwartet, in dieser Angelegenheit angesprochen zu werden. „Äh“, murmelte er und sah zu seinem Cousin hinüber, der seinem Blick auswich. „Professor McGonagall... ja... gut. Unterlassende Hilfeleistung ist noch etwas anderes als... naja, was Mulciber und Warrington taten.“ Er wusste nicht, weshalb er das sagte, mit dem Bewusstsein, dass es Greengrass dabei helfen würde, an der Schule zu bleiben. Vielleicht hing es ja doch irgendwie damit zusammen, dass sie eben trotz Feindschaft immer noch aus einer Familie stammten. Vielleicht hatte Violetta mit ihrer Aussage genau ins Schwarze getroffen. Jedenfalls widerrief er seine Äußerung nicht, auch nicht, als er und seine Freunde sich von Professor Henderson verabschiedeten und ihm mit Professor Warrington und Alexander im Rücken zur Tür hinaus folgten. Als Scorp zwischen Connor und Violetta aufbrach, um seinen Gemeinschaftsraum aufzusuchen, spürte er den Blick des Slytherins im Rücken- doch er widerstand dem Verlangen, ihn zu erwidern und ging ohne ein Wort mit seinen Freunden davon.

Es war vorbei.

TBC

Und? :)

@Annaly: Entschuldige, die Fortsetzung dauerte etwas, ich bin momentan irgendwie in einer kleinen Schaffenspause. Aber wie du siehst, geht es trotzdem weiter! ;) Und wie schlimm schätzt du mich bitte ein? - ich werde doch meinen Hauptcharakter nicht einfach so sterben lassen! :o ;). Und danke, dasselbe wünsche ich dir, beziehungsweise hoffe, dass du auch schöne Weihnachtstage hattest und einen guten Rutsch :). Hab dich gern:).

@ElsbethHP: Herzlich Willkommen! :) Vielen Dank für dein Lob, ich hab mich sehr darüber gefreut :). Ich schreibe schon seit mehreren Jahren nur noch über die Next-Generation, weil man da einfach viel mehr Freiheiten hat :). Eine abgeschlossene FF von mir handelt von Harrys Tochter Lily. Für die schreibe ich auch gerade an einer Fortsetzung (schleppend zwar, aber es geht trotzdem noch vorwärtsxD). Vielleicht hast du ja Lust, dort hineinzuschauen, wenn du schon auf der Suche nach dieser Kategorie bist? Sie heißt "Roses in the rain". Bis dann und danke nochmals:).


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Emma ist eine natürliche Schönheit – wenn sie also die ,normale‘ Hermine in ihrer Schuluniform spielt, müssen wir ihr Aussehen unter dem Make-up eher herunterspielen. Aber der Weihnachtsball erfordert natürlich das genaue Gegenteil – da konnten wir uns mit dem Make-up richtig austoben.
Amanda Knight, Maskenbildnerin