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Bargaining Chip - Lockmittel

von Dr. S

„Das nennst du ein Herz, Malfoy? Ich finde, das sieht aus wie Freds Hintern. Ist das das erste Mal, dass du eine Schere in der Hand hast?“

Scorpius hatte den mörderischen Blick, den Louis sich so sehr für sich selbst wünschte, in den letzten Tagen zur Perfektion gebracht. „Ja, ist es“, zischte er. „Wenn du mich meinen Zauberstab benutzen lassen würdest –“

Louis setzte Scorpius‘ Ausrede mit einem bösartigen Lachen ein Ende. „Das hatten wir doch schon. Von dem Zauberstab lässt du lieber die Finger, sonst wirst du am Ende noch… der nächste Dunkle Lord.“ Er setzte noch ein Prusten obendrauf, hatte aber schon oft genug deutlich gemacht, wieso Scorpius dazu nicht das nötige Potential hatte. „Jetzt schneide weiter.“

Scorpius biss die Zähne aufeinander. Seine Kiefer mahlten hörbar. Er nahm die Schere wieder in die Hand. Die ungeschickte Haltung schmerzte Scorpius‘ zarte Finger sichtlich. Sie waren gerötet und an vielen Stellen tief eingedrückt. Louis hatte ihm eine Schere für Linkshänder gegeben.

Fred griff über den Tisch und schnappte sich das rosa Herz mit der etwas eingedellten linken Seite. Aus der Ferne hätte keiner das bemerkt.

„Sieht meinem Hintern wirklich ähnlich“, murmelte Fred und hielt sich das Herz zum Vergleich gegen seine Rückseite.

Louis ließ ihn damit nur durchkommen, weil sie in der Großen Halle so ziemlich alleine waren. Um diese Uhrzeit waren die meisten Schüler in der Bibliothek oder bei ihren jeweiligen Clubs. James war bei einem freiwilligen Extra-Training für seine Quidditch-Mannschaft. Nicht einmal Fred war dort aufgetaucht, allerdings schien er hier drinnen auch mehr Spaß zu haben, als draußen im Regen.

„Soll das vielleicht eine zweideutige Anspielung sein, Scorpi?“ Fred pfefferte das Pergamentherz gegen Scorpius, erwischte ihn so perfekt, dass die Schere von der vorgezeichneten Linie abrutschte und einen scharfen Schnitt bis zur Mitte riss.

Louis schnaubte empört auf. „Malfoy, pass doch auf! Das Pergament ist verdammt teuer!“

Scorpius‘ Augen blitzten gefährlich. „Dann mach es doch selbst.“

„Oh, du willst nicht mehr?“ Louis ließ die Schultern hängen. „Heißt das, dein Posten als Vertrauensschüler bedeutet dir nichts mehr? Kein Problem. Ich geh sofort zu Professor Longbottom und –“

„Ist ja gut.“ Scorpius seufzte und nahm sich ein neues der Pergamentquadrate auf die er mühselig mit einer Schablone Herzen hatte malen müssen. Er schnitt mit vor Konzentration fest zusammengezogenen Augenbrauen.

Louis tauschte ein Grinsen mit Fred, aber eigentlich war ihm danach nicht zumute. Er benahm sich nicht wie ein Arschloch, weil er sich an Scorpius‘ Verzweiflung laben konnte. Er wünschte, es würde ihm mehr Spaß machen. Stattdessen deprimierte es ihn irgendwie selbst.

Mit dieser Last negativer Gefühle war er wenigstens nicht allein.

„Keiner.“ James setzte sich ihnen gegenüber – ganz zufällig direkt neben Scorpius – hin. Seine Roben waren durchnässt und er streifte sie mürrisch ab, offenbarte einen körperbetonten Pulli mit V-Ausschnitt. Scorpius schnitt die untere Spitze des Herzens ab. Louis tat so, als hätte er das nicht gesehen.

„Keiner ist gekommen“, differenzierte James und klatschte die nassen Roben auf den Sitz neben sich. „Es ist nicht so einfach Extra-Stunden auf dem Quidditch-Feld zu bekommen. Ich mach mir die Mühe, rede mir den Mund bei Madam Hooch fusselig, und keiner kommt. Nicht mal du, Fred. Ich erwarte eine vernünftige…“ James war der Haufen Pergamentherzen auf dem Tisch aufgefallen. „Was macht ihr hier?“

„Erstens“, fing Louis an, ehe Fred den Mund für die falschen Worte aufbekam, „nimmst du diesen Quidditch-Kram viel zu ernst, James. Und zweitens hilft Fred mir bei den Vorbereitungen für den Valentinstag.“

James war nicht die Art Mensch, die den Valentinstag verabscheute. Im Gegenteil sogar. Manchmal könnte man meinen, er würde diesen romantischen Scheiß mittlerweile auch zu ernst nehmen. Der Grund dafür bekam gerade einen auffällig unauffälligen Seitenblick geschenkt. Seit Scorpius ihm die Nase gebrochen hatte, war James noch schärfer auf ein bisschen blaues Blut.

„Valentinstag, eh? Wobei genau hilft Fred dir denn? Ich seh nur Malfoy arbeiten.“

Louis zeigte James seinen Stapel Pergamente. „Ich arbeite an einer Präsentation über Lupercalien, um die wahren Werte dieses Festes in den Vordergrund zu stellen und die Menschen über die hässliche Fratze der Konsumgeilheit aufzuklären, die am Valentinstag ihren Höhepunkt findet.“

James lachte gestellt, ein Zeichen, dass er nur auf ein Stichwort gewartet hatte, um jetzt etwas zu sagen, das ihn hoffentlich nicht wieder in den Krankenflügel brachte. „Hey, Malfoy. Wenn du Lust hast, dann kann ich dir –“

„Jamie!“

„Oh, nein…“ James rutschte unter den Tisch, zumindest soweit, dass man seinen Bauch nicht mehr erkennen konnte. Mit den Händen versuchte er vergeblich sein Gesicht und die wieder zurechtgerückte Nase zu verstecken. „Kann bitte jemand einen Desillusionierungszauber sprechen?“

Scorpius wagte es aufzuschauen. Louis wies ihn sofort mit einem Blick zurecht, hatte die Antwort für James dabei schon auf den Lippen, aber seine Stimme wurde einfach überschrien.

„Jamie! Da bist du ja!“ Diana Rocafort schoss wie ein Pfeil durch die Große Halle und landete genau auf dem Platz neben James, knapp neben dem triefendnassen Umhang. Sie presste ihre üppige Brust gegen James, als sie ihn sofort mit beiden Armen in einen unlösbaren Klammergriff nahm.

Louis grinste zufrieden. Fred neben ihm ließ die Augenbrauen dreckig auf und ab hüpfen.

„Äh, hi.“ James hielt sein Gesicht so weit wie möglich von Diana entfernt, als wäre ihm die weiche Brust einer Frau unangenehm. „Was willst du?“

„Ich war auf dem Weg in die Bibliothek. Wir wollten doch zusammen für Geschichte lernen.“

„Oh, äh… Also, ich dachte, du hättest verstanden, dass das Sarkasmus war.“ Wieder und wieder musste James sein Gesicht wegdrehen, aber wie er sich auch drehte und windete, das Mädchen schaffte es irgendwie immer näher zu kommen. „Ich lerne nie für Geschichte.“

„Er ist Harry Potters Sohn“, warf Fred ein. „Geschichte der Zauberei war Thema seiner Gutenachtgeschichten.“

Louis gluckste, bemühte sich aber schnell ernst zu bleiben, als James ihm einen warnenden Blick zuwarf. Es war wohl sehr offensichtlich, dass das seine Schuld war. Er kannte Diana, weil sie zufällig die Tochter des Hospitalleiters des St. Mungos war. Roger hatte sie ihm einmal vorgestellt und seine Mutter hatte ihn gewarnt dieses nervtötende, ständig quietschende Ding bloß nicht ranzulassen.

Aber er hatte sie nicht auf James gehetzt, um sie loszuwerden. Er hatte dabei an Scorpius gedacht, der sich gerade so sehr auf das Pergamentherz konzentrierte, dass Louis fast nichts zu meckern fand. In Scorpius‘ grauen Augen glitzerte süße Eifersucht, tagelang geschürt und kurz davor sich in puren Schmerz zu verwandeln, und das war bereits Tortur genug. Louis war zufrieden.

Scorpius schrieb seinen beiden Elternteilen regelmäßig, in letzter Zeit gingen aber seltener Eulen heraus, und wenn Scorpius einen Brief schrieb, dann musste er die Feder regelrecht über das Pergament schleifen. Draco würde das auffallen, da war Louis sich sicher. Erste Erfolge konnte er schon verbuchen.

Draco hatte ihm geschrieben. Mehrmals. Louis hatte die Briefe nicht geöffnet, auch wenn es ihm schwergefallen war. Er war neugierig, ob er sich in die richtige Richtung bewegte. Allerdings musste er Draco glauben lassen, dass er ihn ignorierte, und dafür musste er ihn leider wirklich ignorieren. Louis kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass er nicht widerstehen könnte sich auf ein schriftliches verbales Tänzchen mit Draco einzulassen.

Ein Hogsmeade-Wochenende näherte sich. Bis dahin sollte es Scorpius mies genug, dass Draco persönlich angekrochen kommen würde.

Louis musste nur geduldig weiter an Scorpius‘ Psyche kratzen.

Zwar hatte er sich fest vorgenommen der Böse in dieser Geschichte zu werden, aber eine gute Nebensache hatte das hier doch. Eifersucht half manchen Menschen auf die Sprünge. Sie lernten zu verstehen, dass ihr Objekt der Begierde auch bei anderen Menschen gefragt war, was sie zum Handeln zwang.

Und wenn Louis seinen Malfoy schon nicht kriegen konnte, sollte wenigstens James seinen bekommen…

Allerdings würde es besser laufen, wenn James nicht so ein romantisches Schneeflöckchen wäre.

„Äh, nein, ich hab dich nicht beim Quidditch-Training gesehen. Ich hab mich aufs Spielen konzentriert. Kannst du bitte…“ James schob das Mädchen vehement von sich weg, zeichnete dann einen runden Schild um sich herum. „Das hier ist meine Privatsphäre. Eine Sphäre um mich herum, die mir alleine gehört. Verstanden?“

„Du bist so ein…“ Diana seufzte. „…Poet.“ Sie faltete die Hände um James‘ geballte Faust herum und schmachtete ihn an, wie in diesen schlechten Romanzen, die sich Louis‘ Schwestern immer bei Liebeskummer antaten, nur um sich dann über die antifeministischen Tendenzen zu beschweren.

James grinste steif. „Äh, danke.“

Louis musste Fred unter dem Tisch in den Oberschenkel kneifen, damit er nicht zu prusten anfing, und er war froh, dass Fred das Gleiche bei ihm tat.

„Weißt du, wir sollten unbedingt zusammen nach Hogsmeade gehen“, sagte Diana, ließ James aber gar nicht zu Wort kommen. „Nächstes Wochenende, in Ordnung? Ich warte in der Eingangshalle auf dich.“ Sie drückte James an sich und seufzte ihm ins Ohr. „Ich geh jetzt besser. Ich bin ganz durchnässt. Meine Bluse ist richtig durchsichtig geworden… oje…“ Sie öffnete ihre Robe und Fred verging jedes Lachen. Er war nah dran sich mit seinem Sabber selbst zu durchnässen. „Bis dann, Jamie!“

James konnte den gespitzten Lippen gerade noch rechtzeitig ausweichen, sodass sie den rosigen Lipgloss nur auf seiner Wange verteilten. Dann trippelte Diana auch schon wieder davon.

James lief bis zum Haaransatz rosarot an. „Wieso ich?“, fragte er, den Blick wie zum Gebet zur Decke gerichtet. Es regnete, dunkle Wolken schoben sich vor jeden Strahl der Sonne und irgendwo hinter der Wolkendecke leuchtete ein entfernter Blitz auf. James seufzte, als wäre dies das Abbild seines Innenlebens.

„Alter…“ Fred ließ endlich Louis‘ Oberschenkel los, aber es fühlte sich an, als würden seine Fingernägel für immer ihre Abdrücke hinterlassen haben. „Wenn wir Miss Rocafort dazu kriegen oben ohne Besen zu polieren, dann haben wir in Windeseile das Gold für die Abschlussfeier und Louis‘ goldene Statue zusammen.“

„Ich weiß nicht, Fred“, sagte Louis nachdenklich. „Sie ist wahrscheinlich zu beschäftigt James‘ Besen zu polieren.“

„Autsch!“ Scorpius hatte sich in den Finger geschnitten. Er blutete auf die Herzen.

Louis wartete vergeblich auf die Schadenfreude.

~*~

„Danke, Rosie, du hilfst mir wirklich aus der Klemme.“ Louis lehnte lächelnd an der Theke der Drei Besen. Es war ein Hogsmeade-Wochenende, aber der strömende Regen hielt viele Schüler im Schloss. Der Schnee war zu einer matschigen Pampe verwaschen und klebte am Saum von Louis‘ Hose.

„Kein Ding, Louis.“ Madam Rosmerta, die schon etwas betagte Bardame der Drei Besen, tauchte hinter den Tresen ab. Sie hob ein kleines Fass, fünf Liter vielleicht, auf die Theke. „Ich kann dir einfach nichts abschlagen. Du hast den Charme deines Vaters geerbt.“ Sie tauchte erneut ab und kam mit noch einem Fass und einem verträumten Blick wieder hoch. „Ach, ja. Bill hat mich immer gut unterhalten.“

Louis hatte das gar nicht hören wollen. Sein Vater hatte bekanntlich eine Schwäche für Blondinen. „Du meinst im Unterricht, oder?“

Rosmerta kicherte. „Oh, Merlins Bart, nicht doch. Ich hab hier schon mindestens zehn Jahre gearbeitet, als er das erste Mal vorbeikam.“

„Nein, das glaub ich nicht.“ Louis lächelte Rosmerta an, die sich mit roten Wangen in ihren Lagerraum verabschiedete. Er erlaubte sich kurz ein Grinsen, das er sich schnell verkniff, als Rosmerta mit einem zwanzig Liter Fass zurückkam.

„Du bist so widerlich“, raunte Scorpius ihm zu. Er saß neben Louis auf einem Barhocker und hatte eigentlich ausgesehen, als würde er gar nicht zuhören.

„Und du bist erbärmlich“, gab Louis zurück. „Hör auf James anzustarren und hilf mir tragen.“

Scorpius rutschte empört schnaubend von seinem Hocker. Egal, wie er jetzt versuchte sich zu rechtfertigen, er hatte bis eben wie ein kleiner Teekessel gekocht und war um die süße Nase auch ganz rot angelaufen.

James saß mit dem Rücken zum Tresen am anderen Ende der Kneipe und ruinierte sein ‚Date‘ damit, dass er Fred mitgebracht hatte und nur lauthals über Quidditch philosophierte.

„Was ist los, Scorp? Kriegst du den Schwebezauber hin, oder muss ich dich erst zurück in die erste Klasse schicken?“ Louis imitierte Professor Flitwicks pre-Arthritis Lieblingsgeste. „Wutschen und Wedeln.“

Scorpius sah einen Moment aus, als würde er mit seinem Zauberstab in Louis‘ Gesicht ‚wutschen‘ wollen. Stattdessen richtete er den Stab auf das zwanzig Liter Fass und sagte extra betont: „Wingardium Leviosa.“

Das Fass wurde wie von einem unsichtbaren Fahrstuhl in die Luft gehoben.

Louis klatschte lächelnd in die Hände. „Yay! Das war super, Scorpius. Jetzt breite die Arme aus.“

Scorpius guckte etwas verwirrt. „Wieso das denn?“ Normale Menschen hätten nach wochenlanger Tortur mittlerweile aufgegeben Louis mit dämlichen Fragen zu nerven, aber in Scorpius brannte das Feuer eines revoltierenden Teenagers.

„Weil du die anderen Fässer auch tragen muss.“ Louis hob eines der kleineren Fässer hoch und lud es auf Scorpius‘ ausgestreckte Unterarme. „Und ich trau deinen Zauberkünsten nicht genug, dass du drei unterschiedliche Objekte simultan schweben lassen könntest.“ Damit lud er auch das letzte Fass auf Scorpius‘ Arme. Die insgesamt zehn Liter Butterbier waren so schwer, dass Scorpius statt einer patzigen Antwort nur ächzte. Seine Finger, immer noch geschwollen von der Schneideaktion, verkrampften sich um den Zauberstab.

„Oh, du hast doch mit den paar Kilo keine Schwierigkeiten, Darling…“ Louis seufzte. „Es wäre so peinlich, wenn du alles fallenlässt. Vor den Augen aller hier anwesenden Schüler würdest du als Schwächling dastehen.“ Er implizierte damit vor allem James, denn der starrte gerade sehr offensichtlich zu ihnen herüber, und Scorpius bemerkte das auch über seine Sicht einschränkende Fassladung hinweg.

„Es geht schon“, presste Scorpius hervor.

„Dann auf, auf!“ Louis winkte Rosmerta und stolzierte lächelnd voraus zum Ausgang. Scorpius schleppte sich hinterher.

Draußen wartete glitschiges Kopfsteinpflaster auf sie. Es regnete immer noch in Strömen. Dicke Tropfen, die einen innerhalb eines Wimpernschlages durchnässt hatten. Pure Folter für Scorpius. Und der Anblick seines schuftenden Sohnes war pure Folter für Draco.

Louis war sich bereits auf dem Hinweg ziemlich sicher gewesen, dass er ein- oder zweimal einen weißblonden Haarschopf aus einer Seitengasse hatte lugen sehen. Jetzt gab Draco sich gar keine Mühe mehr unauffällig zu sein. Er lehnte zwei Gebäude weiter an der Ecke einer solchen Seitengasse und bedeutete Louis mit einem Kopfnicken zu ihm zu kommen.

Louis konnte sich sein Grinsen nur schwer verkneifen. Er hatte gewusst, dass er Draco an der richtigen Stelle gepackt hatte.

„Scorpius, entschuldige mich ganz kurz. Ich hab da beim Honigtopf ein paar widerlich rosafarbene Herztörtchen entdeckt. Die wären wunderbar passend…“

Scorpius stöhnte. „Ganz kurz… Je nachdem, wie lange du brauchst, um dich einzuschleimen“, murmelte er noch laut genug, damit Louis darauf reagieren konnte, wenn er wollte. Louis wollte nicht. Er wollte ernten, was auch immer er gesät hatte.

„Sieh mal einer an… Ich hab mir einen Stalker angelacht“, grüßte Louis, als er die Seitengasse betrat. Draco hatte sich gegen die Wand gelehnt, stand so dicht unter dem hervorstehenden Teil des spitzen Dachs, dass er nicht nass wurde. Louis behielt seine Kapuze auf. „Oder willst du mir sagen, dass das hier ein Zufall ist?“

„Was treibst du mit meinem Sohn?“, kam Draco gleich auf den Punkt, kein amüsantes verbales Tänzchen. Anscheinend hatte er sich zu gut gemerkt, dass Louis keine Lust mehr darauf hatte.

„Nicht das, was du dir in deinem perversen Köpfchen ausgemalt hast, Draco“, erwiderte Louis und schaute über die Schulter. Er musste sich strecken, um auch nur einen schlechten Blick auf Scorpius werfen zu können. Der prasselnde Regen machte es Scorpius noch schwerer die Kontrolle über drei Fässer Butterbier zu behalten. Die Anstrengung hatte ihm die Röte ins Gesicht getrieben. „Obwohl er ganz süß ist… So verbissen und stolz… da würde ich nicht Nein sagen.“

Draco verengte die Augen leicht. Sein Haar hatte ein paar Regentropfen abgekriegt und hing ihm strähnig in die Stirn. Die graue, regnerische Atmosphäre ließ sein blasses Gesicht und das auffällig blonde Haar noch kräftiger hervorstechen.

„Mein Sohn schreibt mir“, sagte Draco, als würde das alles erklären.

„Oh, hat er sich beschwert wie hart das Leben als Malfoy ist?“ Louis schob geheuchelt mitleidig die Lippen vor.

„Nein.“ Draco schaute ihm stur in die Augen, als wolle er jeden provozierten Blick auf Louis‘ Lippen vermeiden. „Aber ich kenne meinen Sohn. Und er klingt, als würdest du jeden Funken Glück aus ihm herauspressen.“

„Nein, wirklich?“ Louis verschränkte die Arme, legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Das ist ja merkwürdig. Ich dachte, er hätte Spaß daran mein Fußabtreter zu sein.“

„Ich verstehe Sarkasmus, wenn er frontal gegen meine Stirn kracht“, sagte Draco kalt.

Louis zuckte die Schultern. „Wenn du das nicht verträgst, dann wirf nicht solche Phrasen in den Raum. Du wusstest, auf was du dich einlässt.“

„Ach? Ich wusste gar nicht, dass man sich neuerdings auch unfreiwillig auf etwas einlassen kann“, sagte Draco, und das traf Louis wirklich messerscharf in der Brust. „Sag mir, was du willst, damit du meinen Sohn in Ruhe lässt.“

„Nun, ja…“ Louis trat vor, näherte sich Draco, bis auch er unter dem Vorsprung vor dem Regen geschützt war. Er streckte die Hand aus und fuhr nur hauchzart über eine helle Naht auf Dracos schwarzem Umhang. „Ich glaube, du weißt, was ich von dir will.“

Draco hielt festen Blickkontakt, als er Louis‘ Handgelenk packte. Er zog ihn erst näher und schob ihn dann mit dem Rücken gegen die Wand. Louis rutschte die Kapuze vom Kopf. Nasse Ponysträhnen hingen ihm in die Augen, tropften auf seine glühenden Wangen. Draco beugte sich vor. Louis‘ Herz schlug ihm bis zum Hals.

Ein lautes Rumpeln lenkte Dracos Aufmerksamkeit kurz ab. Ein Fluch drang über den Regen hinweg nur unverständlich in die Seitengasse, aber Scorpius‘ Stimme war deutlich zu erkennen. Und Dracos Blick verfinsterte sich, als er Louis wieder ansah.

Er hatte mit einer Hand immer noch Louis‘ Handgelenk umklammert, griff mit der anderen jetzt in seine Umhangtasche. Louis lächelte herausfordernd. Draco zog nicht seinen Zauberstab, sondern ein Stück Pergament aus seiner Tasche. Er presste das schmale Rechteck neben Louis‘ Kopf und ließ Louis‘ Hand los, um eine Feder aus seiner anderen Tasche zu ziehen. Er schrieb etwas auf das Pergament.

„Das hier ist ein Check –“ Dracos Stimme war heiser und leise, aber das Rauschen des Regens konnte ihn trotzdem nicht übertönen. „– über eine mehr als großzügige Summe.“

Louis schaute auf das Pergament, das Draco ihm in die Hand drückte, als er einen Schritt zurücktat. Er schaute auf die Zahl. Entweder waren das Sickel oder mindestens eine Null zu viel.

„Da ist alles drin, was du dir wünschen könntest“, sagte Draco. „Sogar eine richtige Band und keine billige Cover-Truppe. Davon könntest du in der Zeit zurückreisen und dir die Schwestern des Schicksals holen, als sie noch gut waren.“

Louis‘ Haar tropfte auf das Pergament, verwischte die tiefschwarze Tinte und ruinierte die perfekten Schnörkel von Dracos Unterschrift. Er hielt den Check etwas weiter von sich weg, traute sich kaum ihn fest anzufassen aus Angst, er würde knicken oder reißen.

„Lass meinen Sohn in Ruhe und er gehört dir.“ Draco seufzte. „Lass mich in Ruhe.“

Louis blickte von dem Check auf. „Weißt du was? Dein Sohn ist nicht deprimiert, weil ich ihn unfair behandele. Von ein paar Sticheleien lässt er sich nicht kleinkriegen. Du hast ihm ja scheinbar jahrelang eingebläut, dass er bloß keine Schwäche zeigen soll. Und genau wegen dieser phantastischen Ratschläge, ist er jetzt zu feige sich zu nehmen, was er will. Das zieht ihn runter.“

Draco blickte ihn wie ein verstörtes Rehkitz an.

Louis schnaubte. „Wie soll er’s auch besser machen? Er hatte ja nur dich als Vorbild.“

Draco wollte etwas sagen, aber das plötzliche Ratschen verschlug ihm die Sprache. Louis zerriss den Check in zwei Hälften. Dann noch einmal, und noch einmal, bis er viele kleine Pergamentschnipsel auf das nasse Kopfsteinpflaster segeln lassen konnte.

„Ich… Ich schreib dir nicht noch einen.“

Louis wusste nicht, ob er lachen oder sich weinend an Draco klammern sollte. „Ich will dein Gold nicht, du verdammter Idiot.“ Er stieß Draco gegen die Brust, nicht, um ihn aus dem Weg zu schubsen, sondern einfach deshalb, weil er das tun musste, um nicht Amok zu laufen, so wie James es ihm immer androhte.

„Wo willst du hin?“, fragte Draco, als Louis davonstapfte und bei jedem zweiten Schritt eine Pfütze erwischte, Wasser in alle Richtungen spritzen ließ. „Louis, komm zurück. Sag mir, was du haben willst.“

„Keine Sorge.“ Louis hob die Hand und winkte, ohne sich umzudrehen. „Ich werd dich nicht mehr nerven.“

Er hoffte auf einen ernsthafteren Versuch ihn zurückzuhalten, aber am Ende der Gasse angekommen blieb ihm nur das Geräusch, als Draco disapparierte.

Louis atmete tief durch. Es fiel ihm irgendwie schwer. Seine Lungenflügel fühlten sich an, als hätten sie sich ineinander verknotet. Das musste das Gefühl sein in allen Bereichen versagt zu haben. Es durfte bitte nichts anderes sein.

Louis trat zurück auf die Hauptstraße und sah dort, wo er Scorpius zurückgelassen hatte, zwei Menschen auf dem Boden hocken. James hatte seinen Mantel ausgezogen und hielt ihn über seinen und Scorpius‘ Kopf, um sie vor dem Regen zu schützen. Eins der kleinen Butterbierfässer lag zerschlagen auf dem Pflaster, eine Pfütze aus goldorangener Flüssigkeit wurde vom Regen in die Rillen des Asphalts gespült. Das andere kleine Fass war über die halbe Straße gerollt und das große Fass stand sicher neben Scorpius und James.

Louis ging darauf zu und warf einen Blick unter das schützende Mantelzelt. „Merlins Bart…“ In ihrer eigenen kleinen, ziemlich reellen privaten Sphäre knutschten James und Scorpius hemmungslos rum. Louis wandte sich angewidert ab. „Nehmt euch ein Zimmer.“ Mit einem Schlenker seines Zauberstabes hob er die beiden heilen Fässer in die Luft und ließ sie auf seinem Rückweg zum Schloss hinter sich herschweben.

Der Regen fiel unbarmherzig danieder, und Louis war dankbar dafür. Er konnte den Himmel für die Rinnsale an Wasser, die über sein Gesicht liefen, verantwortlich machen und nicht das Brennen in seinen Augen.

Wenigstens James hatte seinen Malfoy bekommen. Das nannte man dann wohl Happy End…


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