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Bargaining Chip - Umgekehrte Psychologie

von Dr. S

Die Weihnachtsdekoration aufzuhängen und wieder abzunehmen war Aufgabe der Vertrauensschüler. Vor den Weihnachtsferien konnte Louis all seine Untergebenen wie Hauselfen durch die Gegend scheuchen, aber in den Ferien, wenn die Deko wieder weg musste, waren nicht genug da, um seine schlechte Laune abzukriegen.

Und seine Laune war miserabel. Der misslungene Abend im St. Mungos hatte ihm einen schrecklichen Kater geschenkt, der auch Tage später nicht abzuklingen schien.

Er saß in der Großen Halle und rieb sich die Schläfen. Hinter ihm wuselte Scorpius Malfoy herum und entfernte Weihnachtskugeln, Eiszapfen und Mistelzweige, und ihn leiden und schwitzen zu sehen brachte keinerlei Genugtuung. James hatte sich erbarmt und herabgelassen Scorpius zu helfen, obwohl er kein Vertrauensschüler war. Sein großmütiges Verhalten ließ Fred einen dreckigen Kommentar nacheinander über James‘ unübersehbare Hintergedanken ablassen.

„Fred, ich schwöre dir, wenn du nicht sofort aufhörst mir auf die Nerven zu gehen, dann wird mein Zauberstab in deinem Auge die am wenigsten schmerzhafte Erfahrung des Abends sein“, presste Louis hervor. Seine heisere Stimme steigerte die Bedrohlichkeit um Längen, aber Fred war zu gut drauf um das ernst zu nehmen.

„Du bist nur mies drauf, weil Malfoy Senior dich hat abblitzen lassen“, stichelte er.

Louis wünschte, in seinen Augen würde der Todesfluch schlummern, dann hätte Fred nichts mehr zu lachen. „Er hat mich nicht abblitzen lassen.“

„Scheint wohl in der Familie zu liegen“, fuhr Fred ungerührt fort. Hinter ihnen tänzelten James und Scorpius um die Mistelzweige herum aus Angst, die ach so kindische Tradition befolgen zu müssen.

„Nur mal so am Rande, Fred, niemand auf der Welt würde mich abblitzen lassen.“ Louis streckte die Hände aus und präsentierte seinen Körper, als würde er einen Blick auf den Trimagischen Pokal gewähren. „Ich bin nur keine billige Hure und grabe Draco Malfoy an, um dir einen schönen Abend zu finanzieren, klar?“

„Natürlich, Lou“, sagte Fred langgezogen.

Louis verengte seine leider ungefährlichen Augen zu Schlitzen. „Ich weiß, was dieser Ton soll. Du versuchst mich zu heftigen Protesten zu kriegen, die indirekt bestätigen, dass ich auf kalten Stein getroffen bin.“

Fred presste die Lippen aufeinander, aber sein Grinsen zerrte seine Mundwinkel trotzdem nach oben.

Louis schloss die Augen. „Ich hasse dich, Frederick.“

„An manchen Tagen mehr als an anderen, ja, ja“, fügte Fred gelangweilt hinzu und lehnte sich zurück, die Arme hinter seinem Kopf verschränkend. „Müssen wir jetzt oben ohne Besen polieren? Oder polierst du einfach Malfoys –“

„Fred. Er hat Nein gesagt. Wir müssen uns also mit Hauselfen-Fraß und Professor Longbottoms Pflanzen als Deko begnügen.“

„Du gibst so einfach auf?“

„Ich schleich mich sicher nicht aus dem Schloss, um mich von Draco Malfoys Wachpfauen zerfleischen zu lassen. Es war purer Zufall, dass Roger mich auf diese grässlich langweilige Veranstaltung mitgenommen hat.“ Louis zuckte die Achseln. „Wenn zufällig noch eine Einladung in meiner Tasche landet…“

„So wie der jährliche Versuch von Onkel Bill dich auf die Neujahrsfeier von Gringotts zu schleppen?“

Louis hasste Fred heute wirklich mehr als sonst. Es musste an seinen Kopfschmerzen liegen, dass er so neben sich stand. Da schwirrte zu viel Malfoy in seinem Kopf herum.

„Nun…“ Louis seufzte, als wäre die Vorstellung einen ganzen Abend seinem Vater ausgesetzt zu sein, der versuchte ihn in die abenteuerliche Welt der Bankgeschäfte zu zerren, pure Folter. „Es ist ein Opfer für die Gemeinschaft, für eine gute Sache.“

Fred grinste breit. „Also, du bist schon ein bisschen verknallt, ne?“

Auf so eine dreiste Frage, fast schon Feststellung, gab es diverse passende Antworten. Als erstes kam Louis in den Sinn Fred in die hässliche Kröte zu verwandeln, der er beim Lachen Konkurrenz machte. Die Wahrscheinlichkeit, dass seine Brutalität als Bestätigung der Tatsache, die er abstreiten wollte, dienen könnte, hielt ihn allerdings davon ab. Die andere und viel bessere Möglichkeit wäre ganz gelassen zu antworten, dass er nicht so erbärmlich war auf weißblondes Haar und eine versnobte Attitüde reinzufallen.

Louis öffnete den Mund: „Halt’s Maul“, war, was herauskam.

Fred kicherte, wie ein gieriger Kobold aus Gringotts. Louis hatte die Hand schon in der Umhangtasche um seinen Zauberstab zu ziehen, als er abgelenkt wurde.

James plumpste auf die gegenüberliegende Bank. Er war scharlachrot angelaufen, sogar sein Scheitel glühte wortwörtlich. In seinem Haar hing ein zerquetschter Mistelzweig.

„Kein Wort“, presste James mit vor Scham zitternder Stimme hervor.

Und so schnell hatte Fred ein anderes Thema, über das er sich seinen hohlen Kopf zerbrechen konnte.

~*~

Gringotts‘ Sylvesterparty war genauso offensichtlich ein Weg an Gold zu kommen, wie die Feier des St. Mungos, außer vielleicht, dass die Goblins nicht sehr froh über so viel aufgesetzte Fröhlichkeit waren und sich neben ihren menschlichen Angestellten schwer taten. Wie Louis tausendmal von seinem Vater erklärt worden war, hatten sie aber keine Wahl, als ihre Kunden mit solchen Aufmerksamkeiten zu halten. Seit dem Krieg waren Goblins auf der Liste der unbeliebtesten Geschöpfe ganz weit nach oben gerutscht und die Konkurrenz im Bankwesen wuchs gefährlich.

Traditionsbewusste Menschen wie Draco Malfoy hingen allerdings an ihren mittelalterlichen Verliesen in den Katakomben unter London. Louis hatte ihn in der dichten Masse von Menschen aus allen Ländern sofort erkannt, was ihn erst beunruhigte, als er genauer darüber nachdachte. Jetzt musste er nur noch einen Weg finden, seinen Vater loszuwerden, der ihm schon zum gefühlt tausendsten Mal die Geschichte erzählte, wie er von dem riesigen Kristallkronleuchter, der die Halle aus weißem Marmor erleuchtete, fast zerquetscht worden war, und wie dieses Ereignis seine Sucht nach Abenteuern in fremden Ländern wieder entfacht hatte.

Louis nahm einen Schluck Champagner, um seine Gedanken nicht in diese Richtung schweifen zu lassen. Sein Vater nahm ihm das Glas gleich grinsend weg, behandelte ihn sowieso schon den ganzen Abend wie ein Kind, und genau das konnte Louis ausnutzen, um sich in der wütenden Rauchwolke eines Teenagers zu verdrücken.

Draco hatte sich, ähnlich wie im St. Mungos, in einer Ecke des weitläufigen Raumes in der Nähe des Büffets versteckt. Louis tat so, als würde er ihn nicht sehen, beobachtete Draco aber aus dem Augenwinkel. Er wollte nicht aussehen, als wäre er ein Stalker, aber so wie Draco ihn ansah, machte er seinen Job nicht sehr gut. Vielleicht war genau das der richtige Ansatz, denn während Louis noch mit dem Blick seines Vaters im Rücken in der Bowle herumrührte, näherte Draco sich mit vorsichtigen Schritten.

„Bist du nicht ein bisschen zu sauer, um hier vor dich hinzubrodeln?“

Louis war nicht sauer, trotzdem brachte er es fertig genervt zu klingen: „Sie sind wohl gelangweilt genug, um sich mit mir abzugeben.“

Draco hatte sich über seine Schulter gelehnt und trat zurück, als Louis sich zu ihm umdrehte. Er sah zugänglicher aus, noch nicht freundlich, aber im Vergleich zu dem arroganten, herablassenden Gesichtsausdruck, den Louis ständig vor Augen hatte, war das hier schon eine 180 Grad Wendung.

„Verfolgst du mich, oder ist das hier purer Zufall?“, fragte Draco.

„Mein Vater hat mich mitgeschleppt.“ Louis schaute sich nach Bill um, der sich von Onkel George in ein Gespräch hatte verwickeln lassen – und auch wenn George sicherlich kurz davor war sich in aller Öffentlichkeit einfach schlafen zu legen, hatte er genug Geschäftssinn, um seinen vergnügungssüchtigen Sohn nicht auf so eine Veranstaltung mitzunehmen. „Er denkt wohl, mit Snobs wie Ihnen rumzuhängen würde mich dazu bewegen irgendwann unter den verurteilenden Blicken von Goblins im Bankwesen arbeiten zu wollen.“

„Oh, haben wir heute die scharfe Variante unserer Zunge mitgebracht?“

„Es gibt hier leider keinen Mistelzweig, unter dem Sie das nachprüfen könnten.“ Louis lächelte, und Draco hob durchaus amüsiert eine Augenbraue. „Keine Sorge. Ich will Ihnen nicht mehr die Hose ausziehen. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“

„Du hast einen Sponsor für deine kleine Party gefunden?“ Draco war gut darin Interesse zu heucheln. Louis bildete sich nicht so viel auf sich ein, um ihm das abzukaufen.

„Klein ist wohl ein bisschen untertrieben“, sagte er und füllte sich desinteressiert ein Glas mit Bowle. „Das wird die Party des Jahrhunderts, und Sie werden es noch bereuen, dass Ihr Name damit nicht in Verbindung gebracht wird.“

„Ach, werde ich das?“ Draco interessierte sich überhaupt nicht für Louis‘ Versuch ihn aus Reue doch noch an Bord springen zu lassen. Er machte sich nicht einmal über den offensichtlichen Versuch lustig. Draco nahm ein Champagnerglas von der immer kleiner werdenden Pyramide auf dem Tisch und wedelte damit vor Louis‘ Glas mit fruchtiger Bowle herum. „Ist dir das hier nicht billig genug, hm?“

„Für einen Weasley kann es nie billig genug sein“, gab Louis zurück. „Und mein Vater behält streng im Auge, dass ich nichts von den teuren Sachen anfasse.“

Draco behielt das Glas in der Hand, schwenkte es leicht hin und her wie bei einem Cognac. „Dann bist du entweder jünger, als du aussiehst, oder dein Vater ist etwas… überbeschützend.“

Louis verdrehte die Augen. „Er versucht wieder gutzumachen, dass er zwischen meinem vierzehnten und sechzehnten Lebensjahr nicht da war, um irgendwelche Schätze in Tiahuanaco auszugraben. Besonders gut ist er darin nicht, aber wenn ich ihm verrate, dass mir seine Midlife-Crisis nichts ausgemacht hat, dann krieg ich keine Gratis-Quidditch-Karten mehr.“

Draco konnte sich nicht verkneifen darüber zu lächeln, erlaubte Louis aber nicht, das mehr als einen Moment zu genießen und verbarg die Lippen hinter dem Champagnerglas, als er einen Schluck trank. Louis leerte sein Glas und stellte es weg, zufriedener mit sich, als er mit immer noch leeren Taschen sein sollte.

„Nette Teenager-Tragödie“, sagte Draco. „Rührt daher dein Verlangen dich mit einer riesigen Party in den Vordergrund zu spielen? Geltungsdrangs, hm?“

Louis wusste nicht wirklich, was er mit diesem Anflug von Interesse, wenn es das denn war, anfangen sollte. Es fiel ihm normalerweise nicht so schwer, Menschen einzuschätzen, und vielleicht, sogar sehr wahrscheinlich, war das der Grund, warum er ein ungesundes Interesse an diesem Mann entwickelte.

„Mir liegt einfach etwas an meinen Freunden und meiner Pflicht als Schulsprecher“, beteuerte Louis. „Ich bin ein ganz normaler Junge.“

„Und ich bin ein Philanthrop“, sagte Draco und sparte nicht mit dem Sarkasmus.

„Oh, Mr. Malfoy, soll das heißen, Sie halten mich für etwas Besonderes?“

„Für besonders größenwahnsinnig.“

Louis lächelte trotzdem, als wäre das ein Kompliment.

„Hogwarts ist ganz alleine in der Lage eine mehr als passable Abschlussfeier zu organisieren“, sagte Draco, wollte Louis damit sicherlich nicht trösten, sondern ihm nur deutlich machen, dass sein Vorhaben dämlich war. „Ihr werdet einen schönen Abend haben, etwas trinken, tanzen, und dann mit den Booten über den See fahren, als eine Art Brick-Joke. All das ist tausendmal besser, als mit einem Tritt in den Hintern aus einem Ruinenhaufen geworfen zu werden.“

„Nette Teenager-Tragödie“, konterte Louis kühl. „Aber was kümmert Sie das? Ich habe meinen Sponsor.“

Draco lächelte, und diesmal hob er sein Glas nicht schnell genug, um es zu verbergen. „Wenn du meinst.“ Er nahm einen kleinen Schluck und drückte Louis den Rest in die Hand. „Rutsch nicht aus, wenn du ins neue Jahr stolperst.“

Louis schaute ihm nach, als Draco geschickt durch die Menge schlenderte und sich durch die offenstehenden Fronttüren verabschiedete. Er trauerte mehr Dracos Anwesenheit als seinem Goldbeutel nach, was keine gute Sache war. Auch umgekehrte Psychologie hatte nicht funktioniert und seine magische Abschlussnacht rückte in weite Ferne. Draco spielte mit ihm, als wäre er ein dummes Schulmädchen, und normalerweise sollte das gehörig an seinem Ego kratzen. Louis ahnte, wieso es ihm fast egal war. Draco hatte mit ihm geredet, freiwillig und fast normal.

Louis merkte erst, dass er lächelte, als er Dracos Champagnerglas gegen seine Lippen drückte.

„Na, wolltest du nicht bei Bowle bleiben?“ Sein Vater schnappte ihm das Glas weg und trank es aus, noch schlimmer, raubte ihm seinen indirekten Kuss – nicht, dass Louis an so etwas gedacht hatte. Er war kein romantisches Schneeflöckchen, wie James.

„Du wolltest, dass ich bei Bowle bleibe, Papa“, raunte Louis. „Ich wollte wie jeder andere normale Mensch nicht mitkriegen, wann das neue Jahr anfängt. Ein Jahr, das jetzt schon den Bach runtergeht.“

„Immer noch diese Party, hm?“, heuchelte Bill ihm Interesse vor, um gleich darauf unsensibel auf den Punkt zu kommen: „Hey, was wollte Draco Malfoy von dir?“

„Mir an dir Wäsche“, sagte Louis seufzend. Bill wusste offensichtlich nicht, ob er das glauben sollte. Sein Gesicht schwankte zwischen Grinsen und Sorgenfalten.

„Du solltest besser nicht mit jemandem wie Malfoy reden“, meinte Bill schließlich.

„Papa, hast du jemals daran gedacht, dass mich gerade solche Aussagen nur neugieriger machen würden?“

Bills Sorgenfalten vertieften sich in ein Stirnrunzeln. „Draco Malfoy ist die interessanteste Person auf der Welt. Freunde dich mit ihm an.“

Louis verdrehte extra langsam die Augen, damit es seinem Vater ja nicht entging. „Umgekehrte Psychologie? Das hat schon nicht mehr funktioniert, als du noch jung warst.“

„Oi, man kann es dir nicht rechtmachen, oder?“

„Ich finde immer einen Weg, um zu kriegen was ich will“, sagte Louis schulterzuckend. „Apropos, ich wollte nicht mitkriegen, wie dieses Jahr anfängt, also entschuldige mich…“

Bill griff erfolglos nach Louis‘ Schulter und beschwerte sich genauso vergeblich, dass Louis doch erst neunzig Prozent seiner Arbeitskollegen kennengelernt hatte. Bei den anderen wichtigen Menschen hatte seine Schleimerei übrigens so perfekt gezogen, dass er jetzt Angst hatte auszurutschen, als er sich auf den Weg zum Ausgang machte.

Die Nacht war kalt, aber warm erleuchtet, selbst zu so später Stunde wuselten noch ein paar Kinder durch die Winkelgasse. Eine hauchzarte Schnee- und Eisschicht überzog das Kopfsteinpflaster, und morgen früh würde das alles mit den Überbleibseln von Feuerwerkskörpern übersät sein. Genauso wie die Ländereien von Hogwarts, wo Louis‘ Feuerwerk auf ihn wartete, und wenn er sich beeilte, würde er es noch rechtzeitig schaffen, um Fred davon abzuhalten alles in die Luft zu jagen.

„Allmählich mutierst du wirklich zum Stalker.“

Louis blieb auf den weißen Marmortreppen von Gringotts stehen und drehte sich zu der Stimme um. Hinter ihm lehnte Draco gegen eine schneeweiße Steinsäule, verschwand dank seines schwarzen Umhangs aber dennoch größtenteils in den Schatten. Seine grauen Augen blitzten unter dem weißblonden Haar hervor, das ihm in die Stirn fiel.

„Oder Sie bilden sich einfach nur verdammt fiel auf sich ein“, sagte Louis, stieg die Stufen aber wieder hoch, bis er Dracos Schmunzeln ausmachen konnte.

„Man wirft mir das in der Tat öfter vor“, erwiderte Draco. „Aber hier draußen ist es zu kalt, um das als Zufall abzustempeln.“

Louis konnte nicht glauben, was er da hörte. Draco bildete sich tatsächlich ein, dass Louis ihm gefolgt war, und das war nicht der Fall. Wenn er daraus nicht Kapital schlagen konnte, dann würde er wohl zu kleineren Malfoys überlaufen müssen.

„Gerade, wegen der Kälte, ist es merkwürdig, dass Sie hier draußen herumstehen. Wenn ich mir etwas auf mich einbilden würde, könnte ich vermuten, dass Sie auf mich gewartet haben.“

„Na, glücklicherweise bildest du dir überhaupt nichts auf dich ein.“ Draco musterte ihn, ließ die Augen aufmerksam über Louis‘ ganzen Körper wandern. „Besonders subtil war das nicht gerade, Louis.“

Er hatte mit vielem gerechnet, und wenn schon ein Titel, dann etwas wie „Kleiner“ oder „Junge“ oder etwas Beleidigendes, aber nicht mit seinem Namen. Es war nur ein Name, zwei Silben, die nichts Besonderes an sich hatten. Louis errötete. Das war albern. Draco hielt ihn nicht für etwas Besonderes, nicht einmal seinen Namen, also konnte es sich gar nicht so anhören.

„Wenn ich subtil sein will, dann bin ich subtil“, sagte Louis, ließ etwas Spott in seine Stimme und hoffte sehr, dass sein Rotschimmer aussah, als hätte die Kälte ihn verursacht, besonders, als er sich noch näher an Draco heran traute. Er lehnte sich gegen die Front der Säule, die Draco seitlich beanspruchte. „Es ist eine schöne Nacht und bald gibt es ein Feuerwerk. Allein das sind schon plausible Gründe für einen Spaziergang, von der dicken Luft da drin mal abgesehen.“

Draco sah ihn an, das konnte Louis spüren. „Vermiest dein Vater dir den Spaß an deinen kleinen Spielchen?“

„Er verbietet mir den Alkohol, also erübrigt sich die Frage wohl.“ Louis warf ein flüchtiges Lächeln über die Schulter und wunderte sich darüber, dass es erwidert wurde. Das verstärkte seinen Rotschimmer. Louis wandte den Blick wieder nach vorne, wo er ein paar Kinder dabei beobachtete regelrechte Massen an Knallfrösche zu verpulvern. „Was sind Ihre Gründe? Ich hab Sie doch nicht vertrieben, oder?“

„Nehmen wir die… dicke Luft“, antwortete Draco.

„Mir ist schon aufgefallen, dass Sie diese Art Veranstaltung nicht zu mögen scheinen.“

„Sie sind wichtig für… die äußere Hülle meiner Reputation. Innerlich bleibt sie allerdings auf ewig schwarz wie die Nacht.“

Louis drehte sich herum, weil er unbedingt sehen wollte, wie Dracos Gesicht bei diesen Worten aussah. Er konnte die blassen Züge auch in den Schatten gut erkennen, aber nicht besser lesen.

Draco zuckte die Achseln, aber Louis konnte nicht glauben, dass ihm das Getuschel eines ganzen Saals voller Menschen nichts ausmachte. „Man tänzelt umeinander herum, ohne jemals auf den Punkt zu kommen und einander zu sagen, was man wirklich voneinander hält. Davon kannst du ja ein Lied siegen, nicht wahr?“

„Ich bin eigentlich lieber direkt“, sagte Louis. Und auch jetzt wäre er lieber direkt. Er stand ganz gelassen kaum fünf Zentimeter von Draco entfernt. Das gehörte sich nicht, erlaubte ihm aber Dracos Duft endlich einmal genießen konnte, anstatt ihn nur an sich vorbeiziehen zu lassen. Mitten im Winter fühlte er sich so an Regen erinnert.

„Davon hab ich noch nicht viel gemerkt“, gab Draco zurück.

Louis schmunzelte. „Vielleicht macht es Spaß sich ein verbales Tänzchen mit Ihnen zu liefern, Mr. Malfoy.“ Er streckte die Hand aus und zeichnete mit dem Zeigefinger eine perfekte Naht auf Dracos Robe nach. Maßgeschneiderte, vielschichtige Roben; sowas hätte er sich nicht einmal mit Budget zur Abschlussfeier leisten können. Und darunter wartete ein genauso unerreichbarer, aber vielversprechender Körper.

„Einen anderen Grund gäbe es für dich ja nicht mehr, da du mein Gold nicht mehr brauchst“, sagte Draco, und vielleicht bildete er sich das nur ein, aber Dracos Stimme schien heiserer geworden zu sein.

„Vielleicht…“ Louis hob das Kinn, beugte sich noch weiter vor. „Andererseits ist da noch etwas, das ich unbedingt ausprobieren möchte.“

Draco legte fragend den Kopf schief, der perfekte Winkel um Louis‘ Kuss aufzufangen. Louis drückte seine Lippen gegen Dracos, bis das überraschte Versteifen verklang, und auch wenn sein Kuss unerwidert blieb, stieß Draco ihn nicht zurück.

Es knallte über ihnen, und gerade als Dracos Lippen weicher wurden, zog Louis sich erschrocken zurück. Ein schneller Blick zum Nachthimmel und das dort aufleuchtende Feuerwerk beruhigten ihn wieder. Vielleicht klopfte sein Herz aber auch so wild, weil er sich gerade lächerlich gemacht hatte. Oder einfach, weil er Draco einen Kuss gestohlen hatte – und jetzt klang er schon wieder wie James.

„Frohes Neues“, brachte Louis mit einer mickrigen, heiseren Version seiner Stimme hervor. Er drehte sich um, ehe er mehr als das Aufblitzen von Dracos fiesem Grinsen sehen konnte.

„Noch eine kindische Tradition?“ Draco fasste ihn am Arm und zog Louis wieder herum. „Und dann ist das alles, was du da rausholen willst?“

„Ähm…“ Louis wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

Draco zog ihn mit einem Ruck gegen sich, so dicht, dass kein Hauch kalter Winterluft zwischen sie passte. Dann drückte er ihm einen Kuss auf, hart und hungrig, und Louis versteifte sich keine Sekunde lang. Er küsste Draco, als würde er ihn verschlingen wollen, jeden Zentimeter von ihm, egal wie herabwürdigend und sarkastisch er war. So hatte er noch nie jemanden geküsst oder auch nur küssen wollen.

Das machte ihm ein bisschen Angst. Besonders, weil sein Kopf dabei war abzuschalten.

Er legte eine Hand vorsichtig auf Dracos Hüfte, klammerte sich mit der anderen an Dracos Unterarm. Der Umhang war weich unter seinen Fingern, der Körper darunter hart und warm. Er wollte seinen Fingern zu gerne erlauben unter die Robe zu schlüpfen, und sie machten sich schon ganz von alleine auf den Weg dorthin.

„Hey.“ Draco strafte sein wagemutiges Vortasten mit dem Verlust seiner Lippen. Sein Atem ging schwer, aber nicht so schwer wie Louis‘, der in kleinen Wölkchen gen Himmel schwebte. „Einen Zentimeter weiter und ich kann deine Party nicht mehr finanzieren.“

„Das ist es wert“, raunte Louis und lehnte sich für einen neuen Kuss vor. Draco verwehrte ihm den auch. Durch halbgeschlossene Augen sah Louis ihn grinsen.

„So, so… Du hast mich angelogen.“

„Was?“ Louis war verwirrt. Ein schreckliches Gefühl, besonders unangenehm, wenn man sich gegen denjenigen mit dem allwissenden, überlegenen Gesichtsausdruck presste.

„Als du mir sagtest, du hättest einen Sponsor“, erklärte Draco, „da hast du bloß Spielchen mit mir getrieben. Schlechte Spielchen.“

Louis ließ nur kurz locker, aber das reichte, damit Draco von ihm zurücktrat, sich die Robe glatt strich und jede Spur eliminierte, die jemals auf engeren Kontakt hingewiesen hätte.

„Ich glaube, ich werde viel mehr Spaß dabei haben, deine Party ins Wasser fallen zu sehen.“ Draco hob Louis‘ Kinn mit dem Zeigefinger an. „Ich gehe jetzt wieder mit den Erwachsenen spielen. Das ist selbst bei dieser gehirnlosen Masse anspruchsvoller.“

Louis hatte das Gefühl in Flammen zu stehen. In unangenehmen, beschämenden Flammen. „Aber…“

„Vielleicht“, unterbrach Draco ihn und grinste so fies, dass die Bösartigkeit seine Augen erreichte und zum Strahlen brachte, „werde ich reingehen und deinem Vater erzählen, was sein Sohn alles für eine Party tun würde. Einmal im Jahr darf man sich so einen Spaß gönnen.“

Ziemlich vergnügt und schadenfroh ließ Draco ihn stehen. Louis hatte Schwierigkeiten zu atmen. Es breitete sich eine Kälte in ihm aus, die nicht einmal das kunterbunte Farbenmeer am Nachthimmel wärmen konnte. Er drehte sich um und ging los, auf der Suche nach der nächstbesten Stelle, wo er Disapparieren konnte. Nur, ob zurück nach Hogwarts und direkt ins Nichts wusste er noch nicht. Vielleicht verschluckte ihn ja vorher der Boden und ersparte ihm die Entscheidung.


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Wie genau ich auf das Denkarium, eine Verbindung von "denken" und "Aquarium" gekommen bin, lässt sich schwer rekonstruieren, das geschieht nur zum Teil bewusst, manchmal muss man drüber schlafen. Aber in diesem Fall bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Klaus Fritz