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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Junaid -6- Vorzüge des Marihat

von HauselfeLilian

Die Morgenpost traf gerade ein, als Junaid an diesem Donnerstagmorgen die Haupthalle betrat. Es war jedes Mal ein wunderbares Spektakel wie die vielfarbigen Falken, Adler, Bussarde, Habichten, Sperber, Milane und andere Raubvögel den Schülern ihre Briefe zustellten. Junaid nahm zwischen ein paar älteren Iqbals platz und tat sich gebackene Kichererbsen auf den Teller. Er hatte kaum ein paar Löffel zu sich genommen, da landete ein Sperber vor ihm. Junaid legte sofort den Löffel weg, als er das Tier seines Vaters erkannte, und nahm ihm die Papyrusrolle vom Bein. Der Sperber schüttelte kurz sein Gefieder auf und erhob sich wieder in die Luft, die immer noch vom Rascheln der vielen Flügel der Postvögel erfüllt war. Neugierig öffnete Junaid die Papyrusrolle und begann zu lesen.

Mein lieber Sohn,
wie geht es dir in der Schule? Passt du auch gut auf Duha auf? Hat sie sich gut eingelebt?
Muhammad hat uns in einem Brief geschrieben, dass sie sich letzte Woche den Knöchel verletzt hat. Ein Glück, dass es nicht schlimm war.
Wie du sicher mitbekommen hast, war Onkel Imran vergangene Woche in der Schule um das entführte Mädchen zu befragen, das wieder aufgetaucht ist. Leider haben die Auroren keinen nützlichen Hinweis auf die Wüstenarmee bekommen. Sie hat behauptet, sie hätte die Gelegenheit genutzt um aus dem Waisenhaus zu fliehen, doch Onkel Imran glaubt, die Wüstenarmee hat ihr eine Gehirnwäsche verpasst. Fariha, das Mädchen aus dem Waisenhaus, ist sich sicher, dass sie gesehen hat, wie einer der Männer der Wüstenarmee Laila weggetragen hat. Ich erzähle dir das nicht, weil ich möchte, dass du etwas auf eigene Faust herausfindest. Gerade davon will ich dich abhalten. Ich weiß, du, deine Cousins und deine Freunde seid neugierig, besonders nach dem was mit Shihab passiert ist; aber ich wünsche, dass ihr euch so gut es geht von diesem Mädchen fern haltet. Wenn dein Onkel recht hat, ist sie sehr gefährlich. Ich will verhindern, dass ihr euch in Gefahr bringt. Versprich mir bitte, dass ihr dem Mädchen keine Fragen stellt oder sie beobachtet.
Shihab geht es schon wieder etwas besser. Seine Verbrennungen heilen und er kommt allmählich zu Kräften. Da ihr nicht aufhören werdet zu fragen warum er angegriffen wurde, verrate ich euch das Wenige, das ihr erfahren dürft, noch bevor Fahims Falken unser Haus mit euren Briefen überschwemmen.
Shihab ging mit mir zur Schule und hat sich danach der Erforschung von Pharaonengräbern gewidmet. Bei seinen Grabungen in Alexandria stieß er auf Informationen, die die Wüstenarmee erlangen wollte. Sie spürten ihn auf und er musste fliehen. Mehr kann ich euch dazu nicht sagen und es ist ohnehin schon mehr als gut für euch ist. Der Rest ist Sache der Spezialeinheit und des Ministeriums.
Ich verbiete euch ausdrücklich euren Onkel Imran in dieser Sache zu belästigen. Er hat schon genug Arbeit mit dieser Sache und Tante Nura ist schon fürchterlich aufgebracht, weil er kaum noch zuhause ist. Also lasst eure Nasen da raus und beschäftigt euch mit der Schule.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Marihat-Spielen.
Grüße Duha lieb von mir und auch deinen Onkel Amal!

Liebe Grüße von Zuhause,
Khayyam


Junaid legte die Schriftrolle zur Seite und runzelte die Stirn. Der Freund seines Vaters war also in irgendetwas Merkwürdiges mit der Wüstenarmee verwickelt. Und Onkel Imran vermutete, dass das entführte Mädchen nun zur Wüstenarmee gehörte. Aber wieso? War sie vielleicht ein Spion? Und warum wollte die Wüstenarmee Informationen die in einem tausend Jahre alten Grab zu finden waren?
Er spürte wie sich zwei Arme auf seine Schultern stützten und dann fiel ihm eine braune Locke ins Gesicht. Langsam sah er auf und erblickte Mubinas strahlendes Gesicht.
"Guten Morgen!", begrüßte sie ihn überschwänglich und nahm neben ihm platz.
"Morgen! Was bereitet dir denn heute schon so gute Laune?", fragte Junaid milde überrascht und reichte ihr das goldene Tablett mit getrocknetem Fisch, das sie gestikulierend verlangte.
Mubina knabberte kracksend eine trockene Flosse ab und meinte grinsend: "Naja, heute ist Marihat-Training, da kann uns Mahdi in Hieroglyphen nicht die Ohren volljammern weil er Hilfe braucht!"
Junaid verschluckte sich an seinen gebackenen Kichererbsen und musste schnell ein paar Schlucke Wasser hinterher schütten damit sie sich wieder in die richtige Richtung bewegten.
"Heute ist Training?", keuchte er mit tränenden Augen.
Mubina blickte ihn vorwurfsvoll aus ihren braungrünen Augen an.
"Hätte ich mir ja denken können, dass du das nicht weißt, nachdem du und Mahdi schon das Auswahlspiel am Samstag verschlafen habt! Aber selbst er hat mitgekriegt, dass heute trainiert wird! Wir müssen die Neuen einspielen!", sagte Mubina.
"Dass Mahdi sofort mitkriegt, wann Unterricht ausfällt ist ja wohl klar!", sagte Junaid belustigt.
"Das ist ja auch das Wichtigste!", sagte eine Stimme hinter ihm.
"Morgen Mahdi!", sagten Junaid und Mubina im Chor. Mahdi ließ sich neben ihnen auf die Bank plumsen, zog sogleich eine Schüssel mit einem kalten Brei aus Weizenkörnern und Butter zu sich und goss sich einen Kelch Schafsmilch ein. Dann fing er an große Haufen mit dem Goldlöffel in seinen Mund zu schaufeln, mit dem kleinen Problem, dass die Haufen meist größer Waren als der Einlass zu seinem Verdauungssystem.
"Un' bis' 'u fid, Jun?", schmatzte Mahdi, während er seinen neuesten Trick versuchte - kauen, trinken und sprechen gleichzeitig.
"Muss ich nochmal erwähnen, dass ich die ganzen Ferien über mit Habib trainiert hab?", sagte Junaid verschmitzt und rutschte vorsichtshalber etwas von ihm weg, da auf der Tischplatte eine Armlänge um seinen besten Freund herum schon Krümel lagen, die verdächtig nach Weizen aussahen. Mubina seufzte genervt und stand vom Tisch auf.
"'o gehs'u hin 'bina?", mampfte Mahdi verdutzt und schaute an seiner Schwester empor.
"Mir 'nen Regenmantel holen, was glaubst du denn?", sagte Mubina gereizt und wischte sich naserümpfend ein paar Weizenkörner von ihrem Kleid. Dann packte sie Junaid unter dem Arm und riss ihn hoch.
"Komm jetzt, wir sind spät dran! Ich will nicht zu spät zu Geschichte kommen!", sagte sie streng und zog ihn ohne viel Federlesens mit sich. Jetzt sprang auch Mahdi entsetzt auf, warf einen wehmütigen Blick auf sein Frühstück und beschloss dann kurzerhand sich die Schüssel unter den Arm zu klemmen und ihnen zu folgen.

Kurz vor halb vier erhoben sich Junaid, Mubina und Mahdi von ihren Plätzen im Klassenzimmer für Hieroglyphen und gingen zum Pult von Professor Abdulrashid um ihre Übersetzungen abzugeben.
"Professor, wir müssen jetzt zum Marihat-Training!", sagte Mubina leise.
Der alte Professor sah auf und lächelte sanft.
"Na, dann wollen wir mal hoffen, dass es was nützt und uns die Muhammads den Schild nicht wieder vor der Nase wegschnappen! Strengen Sie sich an!", krächzte Professor Abdulrashid und entließ sie aus dem Unterricht.
Ein paar Minuten später waren die Drei schon auf dem Weg den bewachsenen Hügel des Palastes hinab. Sie gingen nach Norden durch die Kräuterkundegärten hindurch, wo gerade eine Klasse capriblau gekleideter Muhammads eine Pause unter den Kronen der Weihrauchbäume einlegte, bis ganz hinunter auf die sandige Straße, die die Drometheria-Karawane zum Schulbeginn benutzte. Von dort führte ein fackelbeleuchteter Tunnel direkt in das Felsmassiv hinein.
Mahdi grinste und legte die Arme in den Nacken, während sie durch den kühlen Tunnel liefen.
"Hach, es ist einfach klasse ein Marihat-Spieler zu sein!", seufzte er vergnügt.
"Es hat schon seine Vorteile!", stimmte Junaid zu.
Ein Vorteil daran in der Marihat-Mannschaft zu sein, war beispielsweise, dass man für das Training den Unterricht zweimal im der Monat für drei Stunden ausfallen lassen durfte. Da die meisten Schüler der Madrasa al Fahim an eigenen Projekten arbeiteten, war es nicht weiter dramatisch acht Schüler pro Flügel für das Training freizustellen und die Lehrer vertrauten darauf, dass sie den versäumten Unterricht wieder nachholten. Vier Wochen vor einem Spiel hatten sie sogar die Erlaubnis jede Woche drei Stunden während der Schulzeit zu trainieren.
Das Marihat-Feld lag im nördlichen Gebirge der Madrasa al Fahim, eingeschlossen von hohen Felsen, damit die Spieler vor der Sonne geschützt waren und nicht mit einem Hitzschlag vom Teppich kippten. Sie bogen in einen Tunnelgang nach rechts ab und kamen in die Umkleidekabinen. Der Rest des Teams war bereits da.
"JUNAID!"
Junaid hatte die Türschwelle kaum übertreten, da ging er auch schon in einem Wirbel dunkelbrauner Locken unter. Er fing an zu lachen und wirbelte seine Marihat-Partnerin im Kreis herum. Dann setzte er sie ab und sah ihr in die dunkelgrünen Augen.
"Hiba!", lächelte er. Sie klopfte ihm auf die Brust und zwinkerte ihm zu.
"Du hast trainiert in den Ferien!", bemerkte sie.
"Und du bist gewachsen!", schmunzelte er.
Hiba Karim war eine Drittklässlerin, mit der er schon seit zwei Jahren in der Mannschaft spielte, und ging ihm nun nicht mehr bis zum Kinn, sondern war mit ihm bereits fast auf Augenhöhe. Außerdem musste er zugeben, dass sie sich in den Ferien wirklich verändert hatte. Sie war noch viel hübscher geworden als sie vorher schon gewesen war.
"Mehr als zehn Zentimeter!", sagte Hiba stolz.
Junaid sah sich in der Kabine um. Mahdi schaffte es kaum von seiner Partnerin Farida, einer kleinen Fünftklässlerin, loszukommen, die sich so an ihm festklammerte, dass sein Kopf aus Luftmangel schon rot anlief. Und Mubina wurde von Rafiq, dem Kapitän der Mannschaft, der gleichzeitig auch ihr Partner war und sein letztes Jahr in der Madrasa al Fahim begann, in die Luft geworfen. Daneben stand das neue Spielerpaar, die der Kapitän ihnen als Salima und Ibraheem vorstellte.
Nach der Begrüßung zogen sie sich rasch um. Zum Spielen trugen kurze luftige Hosenanzüge in gelb-weiß mit dem Wappen des Flügel Iqbal, einer Feder auf einem Buch, auf dem Rücken. Die Mädchen flochten sich ihre Haare zu Zöpfen und zogen sich ellenbogenlange Kettenhandschuhe über, während die Jungen die fliegenden Teppiche schulterten.
"Bereit?", sagte Rafiq und klatschte in die Hände. "Salima? Ibraheem?"
Alle nickten.
"Dann los!"
Er stieß das Tor zum Spielfeld auf und sie liefen eine in den Fels gehauene Treppe hinunter auf das sandige Spielfeld.
Es war überwältigend. Um das quadratische Spielfeld waren hunderte Stufen in Stein gehauen auf denen die Zuschauer sitzen konnten. Sie reichten bis zu den Spitzen der Felsen hinauf. In zwei gegenüberliegenden Ecken schwebten jeweils sieben große Holztafeln mit Zielscheiben.
"Also, ihr kennt die Marihat-Regeln?", fragte Rafiq die beiden Neuzugänge, als sie in der Mitte des Feldes standen. Ibraheem nickte unsicher, doch Salima schüttelte leicht den Kopf. Rafiq hob erstaunt die Augenbrauen.
"Ihr habt doch so gut zusammen gespielt am Samstag!", sagte er verwundert.
"Naja, Ibraheem hat mich gewissermaßen dazu überredet, weil er keine Partnerin hatte. Ich hab mal ein paar Spiele gesehen und fand es spannend...", sagte Salima schüchtern. Mubina fing an zu lachen und stieß Rafiq an.
"Auch gut! Die Regeln haben wir schon ewig nicht mehr aufgefrischt!", gluckste sie.
Rafiq seufzte, sah aber amüsiert aus. Es war schon ewig nicht mehr vorgekommen, dass bei so vielen Schülern jemand in die Mannschaft aufgenommen worden war, der die Regeln nicht kannte und trotzdem besser als alle anderen gespielt hatte.
"Gut, dann passt mal auf! Und zwar ihr alle, das schadet euch nicht!", sagte Rafiq laut. "Zuerst die Spielerpositionen. Fangen wir mit den Basisspielern an, das sind die Jungen. Die Basisspieler stehen auf den Teppichen und lenken sie, das heißt sie bestimmen die meisten Spielzüge und die Taktik. Es ist wichtig, dass sich die Basisspieler gut aufeinander abstimmen, damit sie gleichzeitig verteidigen, aber auch in gute Positionen für den Angriff kommen können. Als Basisspieler braucht man einen festen Stand und ein gutes Gleichgewicht. Ihr müsst den Teppich durch eure Gewichtverlagerung lenken, aber gleichzeitig die Bewegungen ausgleichen, die eure Partnerin auf eurem Rücken macht. Außerdem dürft ihr nicht stürzen oder gar eure Partnerin fallen lassen, wenn ihr oder sie angegriffen werdet. Klar soweit?"
Die Jungen nickten. Für sie war es nichts neues, doch nach zwei Jahren die Regeln mal wieder durchzugehen war sicher nicht kontraproduktiv.
"Gut, als Basisspieler dürft ihr keinen Ballkontakt haben, es sei denn, ihr müsst ihn abwehren. Eure Hauptaufgabe ist die gegnerischen Spieler zu blocken. Dafür dürft ihr sie auf jegliche nichtmagische Art angreifen. Besonders vorteilhaft ist es, den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen oder aber das Fluggerät zu stoppen. Darüberhinaus dürft ihr aber keinesfalls vergessen eure Partner zu schützen - die Spitzenspielerinnen."
Rafiq machte eine kleine Pause und lächelte die Mädchen an. Besonders Salima hörte jetzt gespannt zu.
"Die Spitze ist dafür da um die Tore zu schießen und zwar mit diesem Ball!", erklärte er. Er griff in eine Truhe, die er aus dem Mannschaftsraum mitgenommen hatte und zog den Marihat-Ball heraus. Salimas Augen weiteten sich erschrocken. Wahrscheinlich hatte Ibraheem ihr verschwiegen, dass es beim Marihat nicht wie beim Ponyreiten zuging. Der Marihat-Ball war in etwa so groß wie ein Muggel-Basketball, doch aus schwerem schwarzem Leder und von zwei sich überkreuzenden Eisenbändern umspannt, auf denen gut zwanzig Zentimeter lange eiserne Stacheln saßen.
"Die Tore-", sagte er und zeigte zu den sieben Zielscheiben in der Ecke zu ihrer rechten hinauf. "zählen jeweils zehn Punkte. Ihr müsst den Ball hart genug schlagen, dass er in den Brettern steckenbleibt. Schafft ihr das, klappt das Ziel um und das Tor wird angerechnet."
"Klasse, jetzt weiß ich auch, wofür diese Handschuhe sind...", murmelte Salima.
"Es gibt gewisse Regeln, die das Tore schießen betreffen", fuhr Rafiq fort. "Zum einen dürfen sie natürlich nur von den Spitzen geschossen werden, da wir Basisspieler keinen Ballkontakt haben dürfen. Dabei ist es wichtig, dass die Spitze den Teppich nicht berührt. Schießt ihr das Tor, während ihr auf dem Teppich steht, ist es ungültig. Das ist auch der Grund dafür, dass die Mädchen meistens auf unseren Schultern sitzen. Eine weitere Möglichkeit ist es, das Tor aus der Luft zu schießen, allerdings ist das erst zu empfehlen, wenn ihr so fortgeschritten seid, dass das ohne Stürze und Verletzungen klappt. Bis jetzt alles verstanden, Salima?"
"Ja, ich denke schon", nickte sie.
"Gut, dann schlage ich vor, wir fangen erstmal an und üben ein bisschen. Ihr könnt euch von den anderen einiges abschauen und wenn ihr dann richtig fit seid auch selbst ein paar Züge trainieren", sagte Rafiq und breitete mit Schwung seinen Teppich aus. Er blieb eine Handbreit über dem Sand schweben.
"Ach ja, eins noch!", fiel dem Kapitän ein, nachdem Mubina ihn in die Seite gestupst hatte. "Die Spitzenspieler haben noch ein Privileg, das die Basis nicht hat. Ihr dürft den Teppich verlassen. Das heißt, ihr könnt auch von einem Mannschaftskameraden zum anderen springen, wenn es nötig ist, oder zum Angriff auf den Teppich der Gegner um ihnen den Ball abzunehmen. Wir üben das später noch!"
Junaid kniete sich auf seinem Teppich. Hiba positionierte sich in der Hocke hinter ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Also, habt ihr euer Mädchen?", rief Rafiq.
"Unser Mädchen?", sagte Ibraheem verdutzt.
"An den Marihat-Jargon wirst du dich wohl noch gewöhnen müssen!", zwinkerte Junaid ihm zu. Wie auf Kommando nahmen die Jungen die Hände ihrer Partnerinnen und zogen sie mit einem Ruck an sich. Die drei Mädchen grinsten und lehnten sich an ihre Rücken. Sie konnten beobachten, wie Ibraheem und Salima leicht rot anliefen und mussten noch breiter grinsen. Am Anfang war jedes Marihat-Paar scheu.
"Wir üben erstmal aufspringen, sicher seid ihr aus der Übung!", rief Rafiq und schoss mit seinem Teppich in die Höhe. Junaid zog seinen Teppich vorne nach oben und er erhob sich sofort in die Lüfte. Er drückte Hibas Hand und sie sprang mit einem kleinen Hüpfer auf seine Schultern. Sie stützte sich mit den Schienbeinen auf und er umklammerte ihre Fußgelenke. Dann stemmte er sich auf die Beine, nutzte den Schwung um sie hochzuheben und sie konnte die Beine strecken um mit den Schenkeln auf seinen Schultern zu landen.
"Sehr gut, Hiba, Junaid!", rief Rafiq, als er an ihnen vorbeiflog. Mubina stand komplett ausgstreckt auf seinen Schultern, er hielt sie nur an den Fußknöcheln fest, und ließ einen Jubelschrei hören, der einem Falken Konkurrenz machte. Hiba fing an zu lachen. Junaid klemmte ihre Unterschenkel unter die Arme, damit sie sicheren Halt hatte, und dann hatte der Kapitän auch schon den Ball freigegeben und sie wärmten sich mit ein paar Pässen auf.

"Dann lasst mal sehen, wie die Großen spielen!", forderte Ibraheem, als die Nacht hereinbrach. Die Mannschaft hatte den gesamten Nachmittag damit verbracht den beiden Neuzugängen die Standardspielzüge beizubringen. Ibraheem und Salina machten sich wirklich gut. Sie lernten schnell und obwohl Salima nicht für Marihat trainiert hatte, war sie sehr wendig und kräftig.
"Ihr wollt was sehen? Also gut, alle zu den Toren!", rief Rafiq.
Junaid riss seinen Teppich herum, flog eine steile Kurve und hielt auf das Tor zu. Hiba stand hinter ihm und hielt sich an seiner Hüfte fest.
"Gute Position, Junaid! Ihr zuerst!", donnerte Rafiq. Er flog parallel neben den beiden her. Junaid kniete sich nieder, Hiba stellte einen Fuß auf seine Schulter und den anderen auf seinen Rücken, dann kam der Pass von Mubina. Hiba drückte sich ab, sprang in einem hohen Bogen vom Teppich weg und schlug mit voller Wucht auf den Ball. Der Ball krachte in die mittlere Zielscheibe direkt in der Ecke und sie drehte sich knarzend um. Junaid lenkte seinen Teppich nach unten und Hiba fiel ihm direkt in die Arme. Er schwang sie einmal um seine Mitte und schon saß sie wieder Huckepack auf seinem Rücken. Salima und Ibraheem applaudierten begeistert.
"Wir versuchen's!", rief Mahdi Junaid zu. Junaid ließ Hiba wieder auf seine Schultern steigen. Sie bekam den Ball und Junaid lenkte auf Farida zu, die auf Mahdis Schultern kniete. Diesmal versuchten sie es von schräg oben. Hiba passte ihnen den Ball zu. In dem Moment zog Mahdi Farida quer über sich und drehte sich im Kreis. Farida streckte die Arme aus, schlug auf den Ball und donnerte ihn in die äußerste linke Zielscheibe.
"Ja!", rief Salima begeistert und Ibraheem klatschte wieder.
"Lasst mich auch mal!", schrie Mubina.
"Schon gut, schon gut!", lachte Junaid. Er holte mit Hiba den Ball und fing an über den Toren zu kreisen. Rafiq und Mubina kamen von rechts angerauscht. Sie stand mit gebeugten Knien auf seinen Schultern um das Gleichgewicht besser halten zu können. Hiba gab den Ball an sie ab. Rafiq korrigierte ein wenig nach links, dann stieß sich Mubina von Rafiqs Schultern ab, er warf sie zusätzlich nach vorn, und sie flog gestreckt auf den Ball zu. Sie schlug mit aller Kraft mit beiden Kettenhandschuhen darauf und der Ball krachte direkt in die in die linke mittlere Zielscheibe oben. Das Holz splitterte und das Brett, das in dem der Ball mit den Zacken stecken geblieben war, brach einfach heraus.
Das Team brach in Jubel aus. Mahdi und Farida waren bereits zur Stelle um Mubina aufzufangen und Rafiq flog direkt zu ihr hinunter um sie wieder auf seinen Teppich springen zu lassen.
"Habt ihr gesehen wie das gemacht wird?", rief Rafiq und flog auf Salima und Ibraheem zu, die die Mannschaft bewundernd anschauten.
"Bringt ihr uns das auch bei?", wollte Ibraheem begeistert wissen.
"Klar!", sagte Mahdi und reckte den Daumen in die Höhe.
"Gut, das war genug für heute! Reparieren wir das und dann ab in die Duschen!", ordnete Rafiq an.

"Ihr seid ja absolute Spitzenklasse!", sagte Salima begeistert, während sie ihre Haare wusch.
"Ach, quatsch, du solltest mal die Muhammads spielen sehen!", meinte Farida und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften.
"Ja, die haben uns letztes Jahr im Endspiel total fertiggemacht", sagte Rafiq, solange er sich einseifte.
"Naja, Habib ist ja auch ein super Spieler!", sagte Mubina, drehte das Wasser auf und streckte sich den Tropfen entgegen.
"Habib ist ja auch ein super Spieler!", äffte Mahdi seine Schwester nach und zog eine Grimasse. "So toll isser auch nicht, dein Habib!"
"Boah, Mahdi, was hast du nur gegen ihn? Er ist Junaids Cousin! Was meinst du, wieso die beiden so gut sind? Weil sie ständig zusammen trainieren!", erwiderte Mubina aufgebracht.
"Ach, jaah, er ist ja nur Junaids Cousin!", sagte Mahdi ironisch und verdrehte die Augen. Mubina reagierte blitzschnell. Sie packte ein Stück Seife und wollte es auf ihren Zwilling schleudern, doch es rutschte ihr aus der nassen Hand und traf stattdessen Junaid direkt in den Magen.
"Uuuh!", keuchte Junaid und ging in die Knie. Hiba, die unter der Dusche neben ihm stand, griff ihm sofort unter den Arm um ihn zu stützen. Mubina schrie entsetzt auf und rannte auf ihn zu.
"Ach du meine Güte, Junaid! Tut mir leid, das wollte ich wirklich nicht!", entschuldigte sie sich rasch. "Tut es sehr weh? Junaid, jetzt sag doch was!"
"Natürlich tut es weh!", keuchte Junaid, schaffte es aber zu lächeln. "Da schaffen wir es einmal uns beim Training nicht zu verletzen und du machst mich in der Duche platt?"
Rafiq fing an zu lachen und stellte seine Dusche aus.
"Mubina, du sollst unsere Gegner angreifen, nicht unser Team!", dröhnte er und es hallte von den kahlen Steinwänden wieder.
Mubina lachte erleichtert auf und wuschelte durch Junaids nasse braune Locken. Er zog sich am Rohr der Dusche hoch und bedankte sich bei Hiba, die ihn besorgt und mit einem leichten rosa Schatten auf den Wangen ansah. Mubina umarmte ihn zur Entschuldigung und meinte: "Ich würde dir nie absichtlich weh tun. Du bist wie ein Bruder für mich!"
Mahdi wirbelte herum und starrte sie entgeistert an.
"Was bin ich denn dann für dich?! Du misshandelst mich die ganze Zeit!", rief er empört.
Junaid grinste seinen besten Freund an, drückte Mubina etwas von sich weg und sagte verlegen: "Nimm's mir nicht übel, aber ich glaube, ich wäre lieber nicht dein Bruder!"
Die Zwillinge brachen in Gelächter aus und stellten sich wieder unter ihre Duschen. Junaid warf einen vorsichtigen Seitenblick auf Hiba. Sie war wirklich hübsch geworden in den Ferien. Hübscher noch als Hadil wenn er recht überlegte. Und sie war lustig und wahnsinnig klug. Zwei Jahre kannten sie sich jetzt schon.
Hiba sah zu ihm hinüber. Rasch wandte er den Blick ab und schloss die Augen. Er spürte ein Prickeln in den Wangen und drehte das Wasser etwas kälter. Nach einer Weile wagte er es nocheinmal hinüber zu sehen. Hiba sah ihn geradewegs an und lächelte leicht. Verlegen drehte er den Kopf wieder weg. Dann spürte er die Hitze in seinen Wangen aufsteigen. Er wusch sich die Haare und da kam ihm in den Sinn mit welchem Blick sie ihn vor ein paar Minuten betrachtet hatte, als Mubina ihn mit der Seife niedergeschossen hatte. Sie hatte sich tatsächlich um ihn gesorgt. Nicht dass es falsch wäre, sich um jemanden zu sorgen, der etwas von Mubina abbekam, aber...
"Junaid, kommst du?"
Junaid riss sich aus seinen Gedanken und sah sich in der Dusche um. Nur noch er und Mahdi waren übrig. Es war Hiba, die eingewickelt in ein Handtuch in der Tür zur Umkleidekabine stand.
"Ähm - ich - ich warte noch auf Mahdi!", stammelte er.
"Oh, ich dachte, wir gehen zusammen zum Palast zurück", sagte Hiba enttäuscht.
"Nein, ja, klar doch! Ich - ich beeil mich!", stotterte Junaid und nickte heftig. Er langte fahrig mit der Hand hinter sich und drehte die Dusche ab. Was war denn nur plötzlich mit ihm los? Sonst brachte er es doch auch auf die Reihe ganz normal mit ihr zu reden!
"Gut!", lächelte Hiba. "Aber vorher solltest du dir den Schaum aus den Haaren waschen!"
Sie zwinkerte ihm zu und ging hinaus.
"Sicher!", hauchte Junaid und starrte ihr mit glasigen Augen hinterher. Plötzlich brach Mahdi neben ihm in lautes Prusten aus.
"Junaid, sabberst du?", wieherte er. Junaid drehte sich erschrocken zu ihm um.
"Sag mal, hat dich 'ne Kobra gebissen? Was war denn das eben? Hast du mitbekommen, was du da eben für Kamelscheiße gebrabbelt hast?", prustete er und krümmte sich vor Lachen.
"War's echt so schlimm?", fragte Junaid belämmert.
"Was ist los mit dir, Mann? Das ist nur Hiba! Die tut dir doch nichts!", gackerte Mahdi und patschte ihm auf den Rücken. Junaid starrte auf den leeren Durchgang zur Umkleidekabine und sah dann seinen besten Freund an. Ein Kribbeln stieg in seinem Bauch auf.
"Ich glaub, ich hab mich grad verknallt!", hauchte er.
"Wie? Du meinst in Hiba?", sagte Mahdi verdutzt.
Junaid nickte langsam.
"So richtig verknallt?", fragte Mahdi.
Junaid nickte erneut.
"Und das ist nicht so ein Sie-ist-ja-so-süß-Ding wie bei Hadil?", vergewisserte sich Mahdi.
Junaid schüttelte energisch den Kopf. Mahdi ging um ihn herum und musterte ihn.
"Glasige Augen, schmachtender Blick, rosa Wangen, zittrige Knie, schnulzige Stimme... dich hat's eindeutig erwischt, Mann!", stellte Mahdi fest und rüttelte ihn an der Schulter.
Junaid schluckte und flüsterte: "Total erwischt..."
"Was machst du dann noch hier? Sie wartet doch auf dich!", sagte Mahdi und beförderte ihn energisch aus der Dusche.


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