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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Laila -6- Sternenhimmel

von HauselfeLilian

Laila saß an diesem Donnerstagmorgen schon um halb sechs in der Haupthalle und frühstückte. Kurz zuvor war sie in ihrem Bett so jäh erwacht, als hätte ihr jemand ins Ohr geschrien, doch im Schlafsaal der Muhammad-Mädchen der fünften Klasse war es vollkommen ruhig gewesen. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie aufgewacht war, aber das flaue Gefühl in ihrem Magen hielt immer noch an. Vielleicht war es die Befragung der Auroren vor einer Woche, die ihr noch zu schaffen machte. Sie erinnerte sich noch an jedes Wort der Unterhaltung. In Professorin Muhammads Büro hatten sie gleich drei der Auroren aus dem Zaubereiministerium erwartet. Selbst Dekan Abujamal hatte für diese Stunde von seinen schulleiterischen Pflichten abgesehen und dem Verhör beigewohnt. Professorin Muhammad war auch mit im Raum gewesen, denn ohne eine Lehrkraft, die während der Schulzeit die Verantwortung für die Schüler der Madrasa al Fahim übernahm, durften minderjährige Schüler nicht befragt werden. Ein kleiner Teil von Laila war froh gewesen, dass die Professorin dabei gewesen war, denn sie hatte darauf geachtet, dass die Auroren sie nicht mit unzulässigen Mitteln zum Reden brachten, obwohl sich Laila sicher war, dass sie das auch ohne sie gut überstanden hätte.
Ihre Befragung hatte der Älteste der Auroren übernommen. Der alte Ägypter hatte schon graue Strähnen in seinem Haar gehabt und langsam und deutlich mit ihr gesprochen. Während sie ihm seine Fragen beantwortet und ihm ihre Geschichte von der Flucht aus dem Waisenhaus aufgetischt hatte, hatte sie stets darauf geachtet ihren Blickkontakt nach einer kurzen Weile wieder zu unterbrechen, damit er keine Legilimentik einsetzen konnte. Er hatte nicht den Mut dazu gehabt, sie härter anzupacken, da sich die Auroren nicht sicher waren, ob sie wirklich zur Wüstenarmee gehörte. Immerhin hatten sie noch nie davon gehört, dass eines der entführten Kinder wieder freigelassen worden war. Und dann war immer noch Professorin Muhammad zur Stelle gewesen, die das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte und eingegriffen hätte, hätten sie etwas ungesetzliches versucht. Eine noch sehr junge Aurorin war ebenfalls dabei gewesen. Sie hatte mit einer verzauberten Kranichfeder alles auf Papyrus niedergeschrieben und ihr ständig etwas zu trinken angeboten. Laila hatte unerbittlich abgeleht, obwohl sie durch die Hitze im Kräuterkundegarten sehr durstig geworden war. Sie hatte die Mahnung von Professorin Muhammad nicht vergessen. Der Versuch ihr Veritaserum unterzujubeln war erfolglos geblieben. Und dann war da noch der andere Auror gewesen, der die ganze Zeit über mit Dekan Abujamal getuschelt hatte. Laila war das Gefühl nicht los geworden, dass sich die beiden kannten. Wenn es wirklich so war, würde es für die Wüstenarmee nicht so einfach werden, ihre Kindersoldaten weiterhin zur Schule zu schicken und wenn einer von ihnen dumm genug war um aufzufliegen, würden sie alle in große Schwierigkeiten geraten. Glücklicherweise war Laila keines dieser naiven, ängstlichen Kinder. Den Auroren war schlussendlich nichts anderes übrig geblieben, als ihre Geschichte als wahr anzusehen und sie waren, wie Laila an der Miene der jungen Aurorin hatte ablesen können, ziemlich niedergeschlagen abgezogen. Wahrscheinlich hatten sie die Hoffnung gehabt, endlich einen verwendbaren Hinweis auf die Wüstenarmee zu bekommen.
Laila vermutete, dass Professorin Muhammad direkt nach dem Gespräch eine Botschaft an Offizier Nagi geschickt hatte. Doch es wurmte sie, dass sie nicht die geringste Nachricht von ihm erhalten hatte, nach der letzten Woche. War es denn zu viel verlangt, dass er sie wenigstens darüber unterrichtete, ob alles in Ordnung war, oder ob die Auroren Verdacht geschöpft hatten? Konnte er ihr nicht einen kleinen Hinweis schicken, dass ihr niemand auf die Schliche gekommen war, wenn sie doch einen Spion im Ministerium hatten, der es herausfinden konnte? Oder war sie für die Wüstenarmee so unwichtig, dass er es nicht für nötig hielt? Doch von Offizier Nagi hatte sie Anderes erwartet.
Laila riss sich aus ihren Gedanken und sah sich in der Halle um. Es waren kaum Schüler beim Frühstück. Die meisten Kinder standen erst um sechs Uhr auf. Ihren Frühstückstisch hatte sie ganz für sich allein, da die anderen Muhammads sich von ihr fern hielten. Sie fanden sie zu seltsam. Manche fürchteten sich sogar vor ihr. Ein Umstand der Laila erfreute. Sie wollte von niemandem belästigt werden. Und sie wollte mit niemandem reden. Dafür hatte sie jetzt die Wüstenarmee - eigentlich. Doch was sollte das für eine Familie sein, wie Offizier Nagi sie genannt hatte, wenn sie sich nicht um ihre Mitglieder kümmerte?
Laila erhob sich und ging aus der goldenen Nordtür der Halle. Für die Schönheit des Palastes hatte sie kaum einen Blick übrig. Sie mochte den Palast, ja. Sie fühlte sich hier zuhause. Aber sie hätte sich genau so gut mit einer einfachen Hütte aus Lehmziegeln zufrieden gegeben. Den Prunk verachtete sie regelrecht. Ihr reichte das Nötigste, das man zum Leben brauchte.
Sie ging schnellen Schrittes durch den Säulengang auf den Nordturm zu. In der Nacht hatte sie einen Brief an Offizier Nagi geschrieben. Er hatte sie als seine beste Schülerin betitelt und als diese hatte sie das Recht zu erfahren, was in der Armee, in der Schule und im Ministerium vor sich ging. Sie würde sich nicht mit Ignoranz abspeisen lassen. Schon gar nicht, wenn sie in den Ferien wieder zu Offizier Nagi zurückkehren sollte.
Sie spurtete beinahe die Treppen des nördlichen Falkenturms hinauf. Einer der Schulfalken würde ihm ihren Brief überbringen. Jeder Andere hätte sie vermutlich für töricht gehalten, einen unverschlüsselten Brief zu verschicken, doch sie wusste es besser. Fahims Falken waren dafür bekannt die schnellsten und sichersten Boten auf dem ganzen afrikanischen Kontinent zu sein. Es war unmöglich sie abzufangen und sie stellten ihre Post einzig und allein dem bedachten Empfänger zu, wo auch immer er war.
Lailas suchte sich einen der kleinsten goldgefiederten Falken aus, die auf den Dachbalken saßen und lockte ihn zu sich hinunter. Sie band die Papyrusrolle an seinem Bein fest und schaute ihm hinterher, als er mit gespannten Flügeln in das Blau des Wüstenhimmels hineinsegelte. Sie hoffte, dass Offizier Nagi ihr bald eine Antwort schicken würde. Die Unwissenheit und das Warten war sie endgültig leid.

Um halb vier war bereits die Hälfte des heutigen Kräutekundeunterrichts vorbei. Die Weihrauchbäume, die sie eine Woche zuvor angeritzt hatten um an ihr Harz zu kommen, waren soweit, dass sie das Harz sammeln konnten und die Schnitte der Bäume verschließen konnten, damit sie sich etwas erholen konnten, bevor sie in der kommenden Woche wieder angeritzt wurden. Professorin El-Ghazzawy hatte sie in Paaren eingeteilt, damit sie gemeinsam an ein paar Bäumen arbeiteten. Laila arbeitete mit Saif zusammen. Vermutlich hatte die palästinensiche Professorin bemerkt, dass kein anderer sich in ihre Nähe begeben wollte.
Im Moment saßen die Schüler unter ihren Bäumen im Schatten und ruhten sich etwas aus. Die Professorin hatte ihnen eine kurze Pause zugesprochen, denn obwohl sie auf der Nordseite des Hügels arbeiteten, machte den Meisten die Hitze schwer zu schaffen. Laila machte die Arbeit in der Hitze nichts aus. Das war keineswegs vergleichar mit dem, was sie während des Trainings mit Offizier Nagi durchgemacht hatte. Doch Saif war bereits am Schwächeln. Er saß mit geschlossenen Augen am Stamm des Weihrauchbaums und strich sich den Schweiß aus der Stirn. Laila konnte ihm ansehen, dass er sich am liebsten den Turban vom Kopf gerissen und die Kleider ausgezogen hätte. Er nahm seinen Wasserschlauch, den die meisten Schüler mit sich trugen, öffnete ihn und trank genüsslich ein paar Schlucke. Laila hatte sich auf der anderen Seite des Hügels eine Orange gepflückt und lutschte an der übriggebliebenen Schale. Saif schaute immer mal wieder einen neugierig zu ihr hinüber. Irgendwann kreuzten sich ihre Blicke.
"Ich werde dir nicht sagen wie das Verhör mit den Auroren war", sagte Laila unvermittelt.
Saifs Augen wurden groß.
"Ich hab doch garnichts gesagt!", verteidigte er sich sofort.
"Nein, aber daran gedacht!", erwiderte Laila mit kühler Miene. Sie hatte eigentlich erwartet, dass der nervige Kerl sich gleich zu Anfang des Kräuterkundeunterrichts mit Fragen auf sie stürzen würde. Zugegebenermaßen war sie überrascht, dass er es nicht getan hatte. Immerhin war er der Einzige aus ihrem Jahrgang, der genügend Mut besaß ihr auf die Nerven zu gehen. Sie wunderte sich manchmal, dass sie ihn in den fünf Jahren immer noch nicht verschreckt hatte.
Saif fing an zu glucksen.
"So, du redest also wieder mit mir?", sagte er verschmitzt.
Laila zog die Augenbrauen zusammen und musterte ihn eine Weile. Dann drehte sie den Kopf weg und beobachtete die Schüler ein paar Bäume weiter.
"Nein!", sagte sie tonlos. Und nach einem Augenblick fügte sie noch hinzu: "Ich bin nur erstaunt, dass du endlich gelernt hast mich in Ruhe zu lassen."
Saif lachte auf und ließ sich mit einer eleganten Drehung nach hinten ins trockene Gras fallen.
"Gib es doch zu, du magst es, wenn ich dich nerve!", kicherte er.
"Bestimmt nicht!", schnaubte Laila. Allmählich fragte sie sich, ob Saif wirklich so mutig war, oder einfach nur blöde. Sie hätte ihm wie jedem anderen schon längst einen Fluch auf den Hals jagen sollen, doch bisher war immer etwas an ihm gewesen, dass sie davon abgehalten hatte. Vielleicht war es seine bewundernswerte Frechheit gewesen. Niemand hatte es mit ihr länger als drei Stunden ausgehalten, ohne zu flüchten. Meistens lag es auch daran, dass sie es mit niemandem länger ausshielt und die Leute dazu brachte, sie allein zu lassen und ihr nicht mehr zu nahe zu kommen, bevor sie die Nerven verlor. Sie drehte den Kopf wieder zu ihm. Er sah sie von unten an und hatte ein so schamloses Grinsen im Gesicht, dass sie fast wild wurde. Wie konnte dieser dämliche Idiot einfach so daliegen, sie unverhohlen anstarren und sich sicher sein, dass sie ihm nicht im nächsten Moment einfach eine auf die Nase haute, wenn er sie so provozierte.
"Ich dachte, du kommst schon und erzählst mir die Geschichte mit den Auroren, wenn du soweit bist", sagte er leichthin.
"Warum sollte ich das wollen?", fragte sie kalt und warf ihm einen bösen Blick zu, doch er grinste nur noch mehr.
"Weil du mich magst!", antwortete Saif schelmisch.
"Nein, tu ich nicht!", entgegnete Laila barsch.
"Dooooch, ich weiß es!", trällerte er und stupste ihr leicht in die Seite. Laila war so schnell aufgesprungen, dass er es beinahe nicht mitbekommen hatte. Das war zu viel des Guten. Mochte Saif sie auch noch so nerven können, ohne dass sie ihn in ein Glühwürmchen verwandelte, anfassen durfte er sie nicht. Sie griff in ihre Tasche und wollte den Zauberstab auf ihn richten, doch da ertönte schon Professorin El-Ghazzawys Ruf: "So, ihr Lieben! Genug ausgeruht! Arbeitet bitte an euren Bäumen weiter!"
Laila knirschte mit den Zähnen und starrte Saif wütend an. Der war nämlich mit einem großen Satz hinter den Stamm des Weihrauchbaums gesprungen und strahlte sie so breit an, dass sie jeden seiner weißen Zähne sehen konnte. Laila sah sich kurz nach Professorin El-Ghazzawy um, die in Hörweite ein paar Bäume entfernt stand, dann ging sie drohend auf Saif zu und zischte: "Wenn du mich noch mal anfasst, hex ich dir das Rückgrat raus!"
Saif wich ein paar Schritte um den Stamm zurück. Jedem anderen wäre das Grinsen augenblicklich vergangen, doch nicht ihm. Er zwinkerte ihr schalkhaft zu und meinte: "Ach, komm schon, Laila! Du siehst vielleicht furchteinflößend aus, aber so böse bist du doch auch nicht!"
"Brauchst du einen Beweis?", fauchte Laila zornig und richtete den Zauberstab auf ihn.
"Was? Hier und jetzt? ", lachte Saif. "Du bist doch viel zu intelligent, als dass du mich vor einem Lehrer verfluchen würdest!"
Laila hielt die Luft an, während es in ihr zu brodeln begann. Jetzt war er auch noch so dreist sie für dumm hinzustellen! Was erlaubte er sich eigentlich? Er hielt sich wohl für unangreifbar, so wie er da den Kopf hinter dem Baum hervorstreckte. Am liebsten hätte sie einfach den Baum zu Asche zerfallen lassen und Saif in eine Wüstenrennmaus verwandelt, damit einer der Schulfalken oder eine alte Klapperschlange ihn sich holte; aber dieses eine Mal hatte er recht. Sie war nicht so leichtsinnig und fing einen Streit vor der Nase eines Professors an. Sie atmete tief durch und steckte ihren Zauberstab zurück in ihr Kleid.
"Na, also!", sagte Saif, ging um den Baum herum und lehnte sich gelassen an den Baumstamm. Laila trat näher an ihn heran, vergewisserte sich nochmals, ob Professorin El-Ghazzawy in der Nähe war und flüsterte dann: "Wenn du das noch mal versuchst, liegst du im Hospitalflügel - in Fetzen!"
"Ja, sicher!", lächelte Saif. Laila hob eine Augenbraue. Es machte sie rasend, dass Saif ihrer Drohung keinerlei Beachtung schenkte. Bisher hatte das immer Wirkung gezeigt, aber jetzt stand er völlig entspannt vor ihr. Und wie er sie dabei ansah! Als würde er einen jungen Wüstenfuchs betrachten!
Blitzschnell schoss ihre Hand vor und zwei ihrer Finger stießen in den Nervenknoten zwischen Saifs Brust und Schulter. Er jaulte auf und hielt sich die schmerzende Stelle fest.
"Au! Warum tust du mir denn immer weh?", jammerte er und schaute sie beleidigt an.
"Wage es nicht mich noch einmal anzufassen!", sagte Laila kalt und ging zu einem der Äste um die Schale unter dem Riss abzuhängen. Saif machte sich murrend daran es ihr gleich zu tun.
"Du hast wirklich eine seltsame Art deine Zuneigung zu zeigen, Laila!", schmollte er und rieb sich die Schulter. Laila blickte ihn durch die Äste an.
"Ich empfinde keine Zuneigung, Saif!", sagte sie abweisend. "Schon gar nicht für dich!"
"Klar!", sagte er tonlos und zuckte mit den Schultern. Dann entfernte er eine Schale vom Ast neben ihr. Sie kratze mühsam das Harz in eine Schüssel, ging zum nächsten Ast und machte weiter. Saif folgte ihr. Nach dem ungefähr fünften Ast sah sie genervt auf.
"Kannst du nicht auf der anderen Seite des Baums arbeiten?", giftete sie ihn an.
Saif sah von seiner Arbeit auf und hatte schon wieder ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
"Nein!", sagte er schlicht und stellte sich auch bei den nächsten drei Ästen neben sie.
Schließlich hatten sie die unteren Äste bearbeitet und mussten nur noch die restlichen Schalen aus den Kronen holen. Die meisten der Schüler behalfen sich dabei mit einem Schwebezauber. Einige andere, die in Zauberkunst weniger begabt waren, nahmen sich lange Stöcke um die Schalen herunter zu angeln. Manche kletterten sogar in die Bäume hinauf.
"Ich kann das machen, dann musst du dich nicht anstrengen", schlug Saif vor und machte Anstalten auf den Baum zu klettern.
"Ich brauche keine Pause!", sagte Laila erbost. Zuerst stellte er sie für dumm hin und jetzt machte er aus ihr ein kleines schwaches Mädchen. Er war wohl der Meinung, sie ließe sich alles von ihm gefallen.
"Ich wollte nur nett sein!", entgegnete er aufgebracht.
"Von dir brauche ich keine Nettigkeiten! Sonst gehst du mir doch auch nur auf die Nerven!", sagte sie gereizt und schubste ihn weg. Sie hielt sich an einem Ast fest, schwang sich geschmeidig hinauf und kletterte wie eine Katze durch die Krone. Saif beobachtete sie von unten. Eine Schale nach der anderen warf sie zu ihm hinunter und er fing sie auf.
"Du solltest dringend an deinen Aggressionen arbeiten!", murmelte Saif kopfschüttelnd.

An diesem Abend kam Laila erst sehr spät dazu auf das Dach des Muhammad-Flügels zu klettern. Sie hatte den Alchemieaufsatz für Professor Saqqaf geschrieben und dafür die Anwesenheit der anderen Schüler im Gemeinschaftsraum in Kauf genommen und war als Letzte duschen gegangen. Glücklicherweise hatte sie dann nicht mehr lang warten müssen, bis die Mädchen in der Nähe des Fensters eingeschlafen waren, damit sie unbemerkt aus dem Fenster klettern konnte. So traf es sich auch, dass sie heute zum ersten Mal die Person sah, die auf dem Dach des Nordost-Flügels saß und in den Sternenhimmel starrte.
Laila war sofort alarmiert. Eine Person, die nachts ebenfalls auf dem Dach saß, musste auf demselben Weg hinaufgekommen sein wie sie und dafür musste sie auch dieselbe Kondition wie sie haben. Das hieß entweder war sie eine Verbündete aus der Wüstenarmee oder sie war es nicht und in diesem Fall war sie sehr gefährlich.
Laila rannte geduckt über das Dach zur riesigen goldenen Kuppel der Haupthalle, lief auf dem schmalen Sims hinüber zum anderen Flügel und schlich sich vorsichtig an. Sie erkannte im Licht des Mondes, dass es ein Mädchen war, das dort am Ende des Gebäudes saß. Sie trug ein grünes Kopftuch, also gehörte sie zu den Farghanis. Die letzten paar Schritte wagte Laila kaum zu atmen. Sie zog das silberne Messer, das Offizier Nagi ihr geschenkt hatte, aus der Tasche. Mit einem Satz sprang sie vor, schlang den Arm um ihre Brust und hielt ihr das Messer an die Kehle. Das Mädchen packte ihre Hand mit dem Messer und drehte ihr den Arm um. Laila spürte einen stechenden Schmerz im Handgelenk, kurz darauf folgte ein Schlag in ihre Rippen, dann warf sich das Mädchen gegen sie und Laila landete auf dem sandigen Dach. Sie setzte sich auf ihren Rücken und hielt ihren Arm in einem Hebel fest, der ihr fast die Schulter auskugelte und schlug ihr das Messer aus der Hand. Laila gab trotz der Schmerzen keinen Laut von sich. Sie trat dem Mädchen in den Rücken. Als sie nach vorne fiel, griff Laila nach hinten, bekam ihre Haare zu fassen und zog sie mit einem Ruck neben sich. Sie landete bäuchlings auf dem Dach. Laila rappelte sich auf, setzte sich verkehrtherum auf sie und hielt ihre zappelnden Füße fest, doch das Mädchen stemmte sich auf die Hände und Laila runtschte herunter. Sie konnte sich noch abrollen, sprang auf die Beine und riss den Arm hoch um den Tritt abzuwehren, den sie ihr aus der Drehung heraus verpasste. Sie packte ihren Fuß und schubste sie zurück. Das Mädchen fiel auf den Hintern und sah keuchend an ihr hoch. Dann fiel ihr der Mund auf.
"Laila?"
Laila zuckte kurz zusammen, als sie ihren Namen hörte. Dann lehnte sich das Mädchen so weit nach hinten, dass das Licht des Vollmonds auf ihr Gesicht fiel. Sofort erkannte sie sie.
"Thurayya!"
"Was machst du denn hier?", sagten sie wie aus einem Mund. Thurayya kicherte und rückte sich ihr Kopftuch zurecht. Sie stand auf und gab Laila ihr Silbermesser zurück.
"Ich schau mir die Sterne an", beantwortete Thurayya die Frage zuerst. "Und du?"
"Das ist der einzige Ort an dem ich allein sein kann", meinte Laila schulterzuckend.
"Naja, jetzt nicht mehr!", lächelte Thurayya.
"Hm...", machte Laila nur und ging langsam am Rand des Dachs entlang. Thurayya sprang leichtfüßig auf die niedere Mauer, die das Dach umrahmte und balancierte mit ausgestreckten Armen neben ihr her.
"Du bist wirklich stark", sagte Thurayya mit ehrfürchtigem Gesichtsausdruck. "Offizier Amirmoez hat nicht gelogen mit dem was er erzählt hat."
"Kann sein...", sagte Laila tonlos.
"Warum hast du mich mit dir kämpfen lassen?", wollte Thurayya wissen.
"Ich wollte dich nicht umbringen, nur herausfinden ob du Freund oder Feind bist", antwortete Laila. Sie stellte sich auf die Mauer und sah hinunter in die Tiefe. Thurayya setzte sich neben ihr auf die Mauer.
"Aber wenn du es geschafft hast Offizier Nagi zu besiegen, dann hättest du mich doch mit Leichtigkeit festsetzen können!", meinte Thurayya verwundert.
"Zu langweilig...", brummte Laila und ließ sich ebenfalls auf der Mauer nieder.
"Ich könnte auch mal wieder etwas Training vertragen", seufzte Thurayya.
Laila musterte sie und versuchte sie abzuschätzen.
"Worauf willst du hinaus?", fragte sie.
"Nun...", sagte Thurayya und blickte sie unsicher an. "...wenn ich mit dir trainieren würde, könnte ich in den Ferien alle Unteroffiziere von Amirmoez besiegen."
"Bist du dir da sicher?", erwiderte Laila überrascht. Thurayya nickte.
"Ich werde keine Rücksicht auf dich nehmen", sagte Laila kühl.
"Soll das heißen du bist einverstanden?", freute sich Thurayya.
"Wenn du es willst", nickte Laila.
Thurayya lächelte sie breit an und lehnte sich auf der Mauer zurück. Sie schaute in den Himmel und schwieg. Laila tat es ihr gleich. Sie fand es angenehm mit ihr so zusammenzusitzen. Sie war ruhig und wenn sie redete keinesfalls nervend. Ihre Stimme erinnerte sie immer noch an den Gesang eines Singvogels. Eine ganze Weile saßen sie da und starrten wortlos hinauf zu den Sternen.
"Ich wäre so gern ein Stern!", durchbrach Thurayya die Stille.
Laila schnaubte.
"Warum denn das?", fragte sie.
"Sie sehen wunderschön aus! Und sie strahlen so hell, funkeln und blinken und es gibt so viele von ihnen!", antwortete Thurayya verlegen lächelnd.
"Ja, und sie schweben tausende Kilometer entfernt voneinander im Nichts, völlig allein in der Stille und der Dunkelheit!", brummte Laila.
"Warum sagst du denn jetzt sowas?", sagte Thurayya enttäuscht.
Laila rutschte nach hinten und ließ sich auf das Dach fallen. Sie betrachtete das Meer aus Sternen, die sich so nah schienen, aber doch so weit voneinander entfernt waren.
"Wenn das so ist, wäre ich auch gerne ein Stern!", sagte Laila leise.


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