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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Junaid -4- Der Palast des Wissens

von HauselfeLilian

Die dunklen Holztore schwangen knarzend auf und gaben den Blick auf den Durchgang des Südturms frei. Hinter dem Tor stand eine ganz in lachsrot gewandete, junge Professorin. In ihr langes schwarzes Wellenhaar war ein gleichfarbiges Tuch kunstvoll eingeflochten. Ihre hochgewachsene Gestalt warf einen langen Schatten in den Durchgang und ihr Blick war hochmütig.
"Bitte folgt mir!", sagte die Professorin mit einer dramatischen Handbewegung.
Junaid, Mubina und Mahdi setzten sich an die Spitze der Schülerschar und liefen der Professorin hinterher.
"Schön, Sie zu sehen, Professorin Ali!", begrüßte Mahdi die junge Frau.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich das gleiche behaupten kann. Es ist ein Wunder, dass Dekan Abujamal Sie jedes Jahr wiederkommen lässt, Mahdi!", erwiderte Professorin Ali schmunzelnd.
"Schön, dass Sie Ihre Liebenswürdigkeit auch dieses Jahr nicht verloren haben, Professorin!", gab Mahdi verschmitzt zurück.
"Was würde ich nur ohne Sie drei tun!", sagte Professorin Ali mit einem kurzen Blick auf Junaid und Mubina. "Allerdings wäre ich Ihnen dieses Jahr sehr verbunden, wenn Sie die Finger von meinen Farbvorräten ließen!"
"Da können wir Ihnen noch nichts versprechen, Professorin Ali!", gab Mubina grinsend zurück.
"Das dachte ich mir!", nickte Professorin Ali. "Vielleicht sollten wir Junaid und seinem Cousin gleich Nachsitzen verpassen... präventiv würde ich meinen."
"Und Sie denken, das würde etwas bringen?", erwiderte Junaid belustigt.
Professorin Ali sah ihn nachdenklich an.
"Nein, Sie müssen ja bis jetzt schon mehr Nachsitzen gehabt haben, als alle Viertklässler zusammen!", erwiderte die Professorin.
Professorin Ali war die Aufseherin des Mu'tamid-Flügels, wo Junaids Vater einst gelernt hatte, und unterrichtete Kunst. Er wusste nicht viel über sie. Sie war erst nach der Zeit seines Vaters ins Lehramt gekommen und die Schüler der Madrasa al Fahim hatten recht wenig Kontakt zu den Lehrern außerhalb ihres Flügels.
Sie führte sie auf dem, mit geschwungenen Bögen und Säulen überdachten, Plasterweg zum Palast. Junaid warf einen Blick auf die riesigen Innenhöfe der Schule. Sie waren mit feingewelltem Wüstensand bedeckt. Die marmornen Sitzbänke, die auf den Höfen verteilt standen, leuchteten im Licht der unendlich vielen Sterne über ihnen. Vor ihnen wuchsen die mächtigen Flügel des Palastes in die Höhe. Die Fassaden waren aus Sandstein und die Fenster waren mit fünfeckigen Säulen umrahmt, die in einer tropfenförmigen Spitze über die Dächer hinausragten. Aus den Fenstern drang warmes Licht.
Die Überdachung des Durchgangs zog sich allmählich immer weiter in die Höhe, bis sie an einem gewaltigen, reich verzierten Marmorbogen anschloss, der in das Innere des Hauptflügels führte. Sie durchliefen den fackelbeleuchteten Gang des Hauptgebäudes, wo die Portraits der berühmtesten Absolventen der Magierschule hingen und ihnen munter zuwinkten. In der Mitte des Gangs befand sich eine riesige Flügeltür aus purem Silber.

Jeder Schüler, der die Haupthalle der Madrasa al Fahim betrat, war stets von neuem überwältigt. So gewaltig wie sich die goldene Kuppel außen in den Himmel erhob, so weit ragte sie von der Decke der Halle hinunter. Sie strahlte in hellsilbernem Licht und große Perlen dieses Lichts schienen an der Wölbung der umgekehrten Kuppel herunterzurinnen, bis in ihre Spitze, die etwa fünf Meter über dem Boden zu schweben schien. Allein die Außmaße der Halle waren gewaltig. Sie barg genug Platz für die fast 3000 Schüler der Madrasa al Fahim. Doch noch überwältigender war ihre Höhe. Die Wände maßen bestimmt dreißig Meter und verschwanden fast außer Sicht, wenn man hinaufblickte. Unter der Decke schwebten hunderttausende von kristallenen Sphären, die mit demselben Silberlicht gefüllt waren, das die Kuppel einzufangen schien.
Junaid wusste, dass nur die Schüler des Farghani-Flügels das Geheimnis der Kuppel kannten und bisher niemandem etwas davon erzählt hatten. Er hatte seinen neugewonnenen Onkel so oft versucht darüber auszuquetschen, doch als Dekan hatte er geschworen die Geheimnisse der Schule zu hüten. Er musste es also selbst herausfinden.
Junaid, Mubina und Mahdi gingen nach links in die westliche Ecke der Halle, wo die Iqbal-Schüler ihre Tische hatten. Sofort erkannten sie eine Menge bekannter Gesichter unter den dahliengelb gekleideten Kindern. Langsam füllte sich die Halle und nachdem alle Schüler an ihren Tischen saßen, kamen die Lehrer durch die Türen. Jeweils drei Lehrer traten durch eine der vier Flügeltüren. Sie waren in farngrün, lachsrot, dahliengelb und capriblau gewandet, je nach dem welchen Flügel sie unterrichteten. Als nächstes traten die Lehrer der allgemeinen Fächer in taubenblauen Gewändern aus einer der Türen, angeführt von Dekan Abujamal, der ein wasserblaues, mit silberfäden besticktes, Gewand trug.
Die Lehrer nahmen ihre Plätze am Lehrertisch ein. Dieser befand sich in der Mitte der Halle, in einem vierfach unterbrochenem Kreis um die Spitze der nach Innen zeigenden Kuppel herum. In der Mitte des Tisches, direkt unter der Spitze der Kuppel befad sich ein rundes Podest auf dem ein buntes Glasmosaik eingelassen war, das den Falken auf dem Dach der Kuppel zeigte.
Plötzlich hob lautes Fußgetrappel an. Die fast vierhundert Erstklässler wurden von den Flügelaufsehern in die Haupthalle gefühlt und rissen die Münder und glitzernden Augen auf.
Junaid erkannte das strahlende Gesicht seiner Cousine Safiya in der Menge. Direkt daneben stand seine Schwester Duha, die der Ohnmacht nahe schien.
Die Flügelaufseher brachten die Erstklässler dazu, sich in Kreisen um den Lehrertisch aufzustellen, bevor sie selbst am Tisch platznahmen.

Dekan Abujamal sprang leichtfüßig auf das Podest, das sich sogleich langsam zu drehen begann, und breitete mit einem herzlichen Lächeln die Arme aus.
"Willkommen!", rief er inbrünstig. "Ein herzliches Willkommen an meine alten Schüler! Und ein ganz besonders herzliches Willkommen an all die neuen wissbegierigen Köpfe, die hier vor mir stehen!"
Die Schüler applaudierten alle begeistert.
"Ich hoffe, ihr fühlt euch alle noch genauso wohl wie letztes Jahr in unserem vertrauten Wissensbunker!"
Einige der Schüler lachten.
"Wie unsere alten Bankdrücker wissen, sind wir hier alle eine große Familie!"
"Herzlichen Glückwunsch zur Vermählung, Dekan!", rief ein farngrün gewandeter Siebtklässler der Farghanis durch die Halle.
"Danke, Danke, Imram!", lachte der Dekan. "Meine Güte, bin ich froh, wenn du endlich deinen Abschluss hast und ich dich los bin!"
Die Schüler brachen in Gelächter aus.
"Und ich erst, Sir!", rief der Junge gackernd.
Dekan Abujamal hob die Hände und das Lachen erstarm. Die Erstklässler blickten grinsend auf das Podest.
"Nun zu euch, meine Kleinen!", sagte der Dekan und sah lächelnd auf die Erstklässler herab. Das Licht in der Halle dimmte ein bisschen ab, sodass die Silberkuppel im Zentrum alle Blicke auf sich zog.
Er räusperte sich und versuchte einen ehrenvollen Ton anzuschlagen."Wie ich schon sagte, wir sind alle eine große Familie. So verschieden ihr alle auch sein mögt, was immer ihr für Talente haben mögt, verbindet euch doch eines: die Gier nach Wissen. Schon vor Jahrtausenden wussten einige Magier, wie wichtig und vor allem mächtig dieses geistige Kapital sein kann. Doch in diesen Zeiten wurde es nicht geduldet, dass das Wissen um die wichtigsten Dinge in einer Person vereint wurden. Die Machthaber wollten das Volk dumm halten, um es beherrschen zu können. Hexen und Zauberer die zu viel Kenntnis hatten, wurden verfolgt, gejagt und sogar ermordet, denn die Herrscher waren gierig. Und sie hatten Angst. Denn sie fürchteten sich vor einem klugen Volk, das ihre Fehlentscheidungen aufdecken könnte!
Doch einige Hexen und Zauberer entkamen den Hinrichtungskommandos und flohen. Sie flohen in ein Tal, weit entfernt von jeglichem Leben, inmitten der Gluthitze der Sahara. Das Tal der magischen Urväter. Dieses Tal. Sie fanden zu Tausenden hier zusammen und schützten sich gemeinsam vor ihren Häschern. Die gebündelte Magie aller dieser Leute findet sich im Tor der magischen Urväter wieder, das ein jeder durchqueren muss um an diesen Ort zu gelangen.
Und unter diesen vielen Leuten fand sich ein Mann, der erkannte, wie nötig es war, dieses uralte Wissen an alle Hexen und Zauberer weiterzugeben. Der Name dieses Mannes war Abraham Fahim."
In der Halle war es mucksmäußchen still geworden. Das silberne Licht der Kuppel und der Sphären war noch etwas schwächer geworden und warf einen glitzernden Schein auf die neugierigen Gesichter der Schüler.
"Abraham Fahim hatte vier Töchter, die wunderschön und klug waren. Jede der Töchter nahm einen Gelehrten aus dem Tal zum Mann. Die Männer hießen Farghani, Mu'tamid, Iqbal und Muhammad. Als die vier Töchter Kinder gebaren, fand Abraham Fahim es an der Zeit, das Wissen weiterzugeben und zu lehren. Er beschloss diesen Palast des Wissens zu errichten und die ersten Lehrmeister sollten seine gelehrten Schwiegersöhne sein. Zusammen mit allen Magiern, die sich im Tal versteckten, und die uns heute als die magischen Urväter und Urmütter bekannt sind, bauten sie diese Schule auf. Jeder der Gelehrten trug etwas zu diesem gewaltigen Palast bei und er wuchs immer mehr. Von überallher kamen Hexen und Zauberer um dieses Wissen zu erlernen und die die alles gelernt hatten, was es zu lernen gab, gingen in die Welt hinaus und riefen von überallher die Zaubererkinder zusammen um ihnen ihr Wissen weiterzureichen. Doch war es kaum möglich, dass eine einzige Person alles Wissen lernte, das die Gelehrten preiszugeben hatten. So musste dieses Wissen eingeengt werden.
Abraham Fahim bat seine Schwiegersöhne diejenigen Auszuwählen, die am geeignetsten für ihr Fachgebiet waren. So entstanden die vier Flügel, die noch heute die Namen von Fahims Schwiegersöhnen tragen. Doch die Gelehrten sind nicht mehr.
Dennoch haben sie eine Möglichkeit hinterlassen, weiterhin eure Talente zu erkennen und euch dem Flügel zuzuteilen, in dem ihr am meisten wachsen könnt. Sie verschmolzen mit ihren wichtigsten Lehrmitteln, die noch heute - gut gehütet - im Besitz der Schule sind und mit ihrer starken Magie befähigt sind euch in ihre Flügel einzuladen."
"Ich weiß, wo sie sind!", flüsterte Mubina aufgeregt in Junaids Ohr.
"Woher weißt du das? Bishar hat sie noch keiner zu Gesicht bekommen!", sagte Junaid leise.
"Der uralte Professor Saab hat es mir letzes Jahr erzählt, als ich bei ihm Nachsitzen musste! Er sagt sie sind in dem Turm an der Spitze der Goldkuppel eingegossen!", zischte Mubina ihm zu.
"Nicht dein ernst!", wisperte Mahdi, der mitgehört hatte. "Hast du garnicht erwähnt!"
"Ist mir auch eben erst wieder eingefallen!", flüsterte Mubina.
Die drei verstummten schnell wieder, als Dekan Abujamal weitersprach.
"Doch welche Talente waren es, die die Schwiegersöhne des Gründers an ihren Schützlingen schätzten?
Vielleicht seid ihr Kinder von Farghani, dem Astronomen und Mathematiker. Bewahrt ihr einen kühlen Kopf im Angesicht der komplexen Planetenbahnen und schwierigen Formeln und könnt über den Rand des Weltlichen hinaussehen, so könnt ihr sicher sein, von ihm erwählt zu werden und in seinem Flügel die Kunst der Astronomie, der Arithmantik, der Architektur und des Wahsagens zu erlernen.
Eventuell werdet ihr Mu'tamids Schützlinge, die Kinder des Poeten und Künstlers. Seid ihr an Schönheit und Wohlklang interessiert? Kennt ihr die Macht der Gedanken? Dann wird Mu'tamid euch zu sich rufen und ihr werdet in Kunst, Literatur, Musik und dem Umgang mit den feinfühligen Tierwesen ausgebildet.
Möglicherweise seid ihr Freigeister und versteht das tiefgründige Wesen der Menschen, und wisst die Macht der Worte nicht zu unterschätzen, dann wird Iqbal euch in seinen Kreis aufnehmen und euch in Psychologie, Philosophie, Geschichte und der Hiroglyphenschrift lehren.
Oder ihr werdet von Muhammad, dem Wissenschaftler und Erfinder, berufen, wenn ihr das Talent habt kleinste Feinheiten zu erkennen und selbst komplizierteste Wechselwirkungen zu verstehen. Seid ihr selbstständig genug um Neues selbst zu entwickeln? Im Flügel Muhammads werdet ihr in das Wissen der Alchemie, Heilkunde, Kräuterkunde und der magischen Technik eingeführt.
Wir werden es in kurzer Zeit herausfinden. Doch vergesst eines nicht. So verschieden die vier Gelehrten auch waren, sie waren unter Abraham Fahim immer als liebende Familie vereint. Selbst wenn der eine nichts von der Kunst des Anderen verstand, oder sie manchmal nicht billigte, war das nie eine Veranlassung für Streit und das ist es noch heute nicht. Wir sind eine Familie, egal auf welchem Gebiet wir bewandert sind. Wir sind eine Familie und es gibt keinen Grund der Welt, der es wert wäre sie auseinanderzureißen. Wir sind eine Familie, die sich um jedes unserer Mitglieder kümmert. Wir sind Abraham Fahims Familie und heute werden wir wieder um einige hundert wachsen. Ich bitte euch, jedes neue Kind so herzlich und liebevoll wie jedes Jahr in unseren Kreis aufzunehmen. Und ich vertraue euch, dass ihr es, wie immer, in eurer wunderbaren Selbstverständlichkeit tun werdet.
Lasst die Auswahl beginnen!"
Nach dieser bewegenden Ansprache artete der Beifall der Schüler fast in einen Tumult aus. Sie klatschten so laut in die Hände, wie es ihnen nur möglich war, und stampften mit ihren Füßen donnernd auf den weißen Marmorboden der Halle.
"Wenn ich eure Namen aufrufe, tretet ihr bitte auf das Podest. Fürchtet euch nicht, die Auswahlprozedur ist vollkommen ungefährlich. Das Einzige, das ihr womöglich spüren werdet, ist ein leichtes Kribbeln von der fließenden Magie! Sobald euer Haus bestimmt ist, begrüßt ihr euren Flügelaufseher und setzt euch zu den anderen Schülern eures Flügels. Vorneweg stelle ich euch die Flügelaufseher kurz vor. Die sehr weise Professorin Hakim vor dem dahliengelben Meer aus Schülern dort in der Westecke, ist die Flügelaufseherin von Iqbal. Die junge, ganz in lachsrot gewandete Dame in der Südecke heißt Professorin Ali und ist die Aufseherin des Mu'tamid-Flügels. Der gutmütig dreinsehende Herr mit dem dichten Bart in der Nordecke ist Professor Saqqaf, zuständig für den Flügel Muhammad. Dort hinten in der Ostecke seht ihr den breit lächelnden Professor Ahmed, den Flügelaufseher des Farhgani-Flügels.
Ich wünsche euch alles Gute und eine aufregende Zeit in eurer kleinen Familie."
Wieder klatschten die Schüler Beifall. Der Dekan trat vom Podest und aus seinem Gewand zog er eine dicke Pergamentrolle. Er öffnete sie und warf einen Blick darauf. Die Liste der Erstklässler war nicht alphabetisch geordnet sondern nach dem Geburtsdatum der Kinder.
Es gab zwei Besonderheiten bei der Auswahl der Schüler. Die Erste war, dass Dekan Abujamal sie jedes Jahr selbst übernahm, und die Zweite, dass sich in der Madrasa al Fahim alle nur mit Vornamen ansprachen um das familiäre Gefühl noch zu steigern (abgesehen von den Lehrern natürlich).

"Abbas!", rief Dekan Abujamal und schaute einladend in den Kreis.
Ein kleiner Junge trat vor. Es schien ihm garnicht zu behagen, der Erste zu sein, doch der Dekan legte ihm väterlich eine Hand auf die Schulter und schob ihn auf das Podest hinauf. Der Junge stellte sich in den Kreis des gläsernen Mosaiks und sah ängstlich in die Runde.
Er stand genau unter der Spitze der Kuppel. Plötzlich veränderten sich die Strömungen der Lichtperlen. Sie strömten nichtmehr nach unten, sondern in die Mitte der Kuppelwölbung zusammen. Dort wo sie verschwanden war nur tiefes Nachtblau zu erkennen, doch die Lichtperlen bildeten in jede Himmelsrichtung ein ganz besonderes Zeichen. Es war ein Teleskop neben einem Rechenschieber.
"FARGHANI!", riefen die farngrüngekleideten Schüler euphorisch und fingen an zu klatschen. Der Junge wollte schon vom Podest verschwinden, doch Dekan Abujamal bat ihn noch einen Moment stillzuhalten. Auf einmal erstrahlte das Mosaik unter seinen Füßen in grün und grüne Funken wirbelten um ihn herum. Einen Moment später war seine reinweiße Schuluniform farngrün eingefärbt. Der Junge rannte strahlend vom Podest in die Ostecke hinüber, begrüßte Professor Ahmed und wurde unter Jubel von der grüngekleideten Schülerschar empfangen.
"Marwa!"
Ein schüchtern aussehendes Mädchen trat vor Dekan Abujamal und stieg nach einem aufmunternden Zwinkern seinerseits das Podest. Das Zeichen Farghanis war kaum verschwunden, da fingen die Lichtperlen wieder an zu strömen. Sie bildeten die Form eines Kessels über dem ein Zahnrad schwebte.
"MUHAMMAD!", schrie die capriblaue Schar und brach in Beifall aus. Mit einem blauen Leuchten und einem zischenden Funkenschauer wurden die Kleider des Mädchens capriblau. Sie ging hinunter um Professor Saqqaf zu begrüßen und nahm bei den klatschenden Schülern platz.
"Jamil!", war ein schlacksiger Junge der mit geschwollener Brust auf das Podest stieg. Erneut bildete sich das Zeichen mit dem Teleskop und dem Rechenschieber und die Farghani-Schüler nahmen ihn herzlich in Empfang.
"Midhat!"
Ein zitternder, schmächtiger Junge trat in das Mosaik und sah mit unsicherem Gesicht zur Spitze, als hätte er Angst er würde aufgespießt. Dieses Mal flossen die Lichtperlen zu einem Kreuz aus Pinsel und Meißel zusammen und noch bevor die lachsrote Fraktion hatte "MU'TAMID!" brüllen können, wurde er von einem rotleuchtenden Funkenschauer verschluckt, der seine Uniform lachsrot färbte.
Junaid, Mubina und Mahdi verfolgten die spektakuläre Zeremonie mit großer Freude.
"Shakira!", war die nächste auf der Liste. Das Mädchen sprang mit strahlendem Gesicht auf das Podest. Die Lichtperlen bildeten ein Buch über dem eine Feder stand.
"IQBAL!", donnerten Junaid, Mubina, Mahdi und ihre anderen Mitschüler und nahmen das Mädchen, dessen Uniform sich in einem gelben Funkenschauer dahliengelb eingefärbt hatte, schulterklopfend in Empfang.
"Tarik!"
Ein zitternder Junge betrat das Podest. Er machte den Eindruck als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Auch er kam in den Flügel Iqbal und Junaid, Mubina und Mahdi klatschten, dass ihre Hände prickelten.
"Duha!"
Junaid reckte den Kopf. Mubina und Mahdi merkten ebenfalls auf. Junaids Schwester sprang lächelnd auf das Podest hinauf und schloss abwartend die Augen. Junaid beobachtete gespannt den Fluss der Lichtperlen auf der Kuppel. Er hoffte, Duha würde in sein Haus kommen. Aber es war auch gut möglich, dass sie in das Haus seiner Mutter oder seines Vaters kam.
Die Lichtperlen fügten sich langsam zu einer erkennbaren Form zusammen. Es war ein Teleskop neben einem Rechenschieber.
Junaid riss erstaunt die Augen auf, als sich Duhas Kleid in einem Leuchten farngrün färbte und es "FARGHANI!" durch die Halle dröhnte.
Im Farghani-Flügel war noch keiner aus ihrer Familie gewesen. Er hätte jedes andere Haus erwartet, aber nicht dieses. Junaid sah der, jetzt grün gekleideten, Duha hinterher, die mit unsicherem Blick auf die Farghani-Schüler zuging und von ihnen strahlend und jubelnd empfangen wurde.
Die Auswahl ging weiter. Sie dauerte sehr lang, doch wie immer während der Zeremonie, schien die Zeit langsamer zu laufen. Viele Schüler glaubten, dass das auch wirklich so war, doch bisher hatte keiner beweisen können ob das auch stimmte.
Die leeren Plätze an den Tischen füllten sich langsam.
"Abd-al-Karim!"
"MU'TAMID!"
"Hassan!"
"MUHAMMAD!"
"Atallah!"
"IQBAL!"
"Mehmood!"
"FARGHANI!"
"Israa!"
Ein Mädchen stolperte auf das Podest und landete fast auf der Nase. Verlegen richtete sie sich auf und blickte in die Menge. Die Lichtperlen über ihr bildeten ein Teleskop neben einem Rechenschieber und wieder brach die farngrüne Fraktion in Beifall aus.
Die nächsten drei Erstklässler kamen nach Muhammad, drei weitere nach Farghani und zwei andere nach Mu'tamid. Dann rief Dekan Abujamal: "Safiya!"
Junaids Cousine Safiya trat mit schüchternem Gesichtsausdruck auf das Podest und sofort hatte sie Junaids ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Lichtperlen wirbelten über ihr herum und fanden sich in der From des Kreuzes aus Pinsel und Meißel zusammen.
"MU'TAMID!", jubelte es aus der Südecke.
Safiya bekam einen kurzen Schreck als der rote Funkenwirbel um sie herumbrauste und ihre Uniform lachsrot wurde. Aber es war nicht wegen der Funken, das wusste Junaid. Es war, weil ihre gesamte Familie im Flügel Muhammad gewesen war. Sie war sie erste, die diese Tradition brach. Safiya verließ lächelnd das Podest in Richtung Südecke. Irgendwie kam sie Junaid sogar erleichtert vor.
Nach Safiya folgten zwei weitere Mu'tamid-Schüler und ein Iqbal. Der Rest der Auswahl ging recht schnell vorrüber. Die letzte Erstklässlerin, Jamila, wurde nach Farghani geschickt.
Dekan Abujamal wartete bis Ruhe eingekehrt war und stellte sich wieder auf das Podest.
"Nun, da ihr alle zu euren Flügeln gefunden habt, wünsche ich euch allen eine herrliche und lehrreiche Zeit an der Madrasa al Fahim! Es gibt noch ein paar wenige Ankündigungen, die ich zu machen habe.
Erstens - wohl das Wichtigste für viele von euch: Die Auswahlspiele für die Marihat-Mannschaften finden in der zweiten Woche des Schuljahrs statt. Wer sich bewerben möchte, wendet sich bitte an die jeweiligen Mannschaftskapitäne seines Flügels.
Zweitens: Ich möchte alle Schüler darauf hinweisen, dass die Katakomben des Thot nur mit dem Einverständnis eures gesetzlichen Vormunds betreten werden dürfen. Sollte sich jemand hineinschleichen, wird das nicht nur Nachsitzen zur Folge haben!
Drittens: Allen Schülern, die das vierzehnte Lebensjahr vollendet haben, ist es erlaubt, an einigen Wochenenden die Oase von Abu Minqar zu besuchen. Auch hier meine Bitte an alle Schüler unter dem erforderlichen Alter. Solltet ihr unerlaubt in Abu Minqar sein und erwischt werden, kann das in den strengsten Fällen einen Schulverweis nach sich ziehen.
Und zu Guterletzt: Das Verlassen der Ländereien ist allen Schülern strengstens verboten. In der Sahara lauern Gefahren, denen ihr nicht gewachsen seid und ich möchte nicht, dass ihr zu Schaden kommt. Allein das Verlassen des geschützten Tals kann euch durch die magischen Schutzeinrichtungen erheblichen Schaden zufügen. Bitte beachtet diese wenigen wichtigen Regeln, wir wollen keines unserer Mitglieder der Madrasa al Fahim verlieren.
Und nun richtet eure Augen nach oben um das wohl schönste Geschenk unseres Gründers zu erleben! Fahims Falken!"

Auf Dekan Abujamals Ruf hin öffneten sich vier Luken in den Ecken der Halle und gaben den Blick in den Nachthimmel frei. Er sprang vom Podest und setzte sich auf seinen Platz. Dann wurde ein Rauschen laut und mit lauten Jagdschreien kamen die goldgefiederten Falken der Schule durch die Luken gerauscht. Sie flogen in vier großen Schwärmen durch die Halle, fanden sich in der Mitte der Halle zusammen und begannen die Kuppel zu umkreisen, deren silberne Lichtperlen mittlerweile in ihrer sanften beruhigenden Weise in der Spitze zusammenlaufen zu schienen.
Ein berührtes Seufzen ging durch die Schülerschar, als sie das wunderbare Spektakel beobachteten. Manchen stiegen sogar Tränen in die Augen. Sogar Mubina, die sonst überhaupt nicht nah am Wasser gebaut war, liefen dank dieses wunderschönen Anblicks Tränen über die Wangen.
Die Falken flogen in der hohen Halle auf und ab, durchbrachen die schwebenden Kristallsphären und tauchten wieder hinab. Sie flogen Schleifen und Wellen durch die ganze Halle, schossen im Tiefflug über ihre Köpfe und zeichneten weiche Formen in die Luft. Dann blieben sie im Schwebflug unter den Kristallsphären in der Luft stehen und blickten mit ihren goldenen Augen auf die Schüler hinab. Mit einem kollektiven Jagdschrei gingen sie in den Sturzflug, zogen sich Millimeter über den Köpfen der Schüler wieder nach oben und verschwanden mit mächtigen Flügelschlägen durch die gegenüberliegenden Luken an der Decke der Halle in die Nacht hinein.
Die Schüler jubelten, klatschten, sprangen sogar auf die Bänke und schrieen um ihre Emotionen auszudrücken. Selbst die Lehrer waren begeistert und machten ihrer Freude Luft. Mit strahlenden und teilweise tränenbenetzten Gesichtern ließen sie sich wieder auf ihre Plätze fallen und allmählich kehrte wieder Ruhe ein.

Plötzlich öffnete sich eine der Flügeltüren und die junge Professorin Muhammad kam herein. Sie lief rasch zum Lehrertisch, murmelte Dekan Abujamal etwas zu und nahm ihren Platz ein. Junaid war überhaupt nicht aufgefallen, dass sie gefehlt hatte. Keine Minute später kam noch jemand in die Halle. Es war ein Mädchen, die musste ungefähr in der fünften Klasse sein und Junaid war, als hätte er sie irgendwo schonmal gesehen. Doch ihm wollte einfach nicht einfallen, woher sie ihm bekannt vorkam.
Dekan Abujamal erhob sich erneut und trat wieder auf das Podest.
"Willkommen, meine Kinder! Willkommen zu einem neuen Schuljahr in der Madrasa al Fahim! Es ist bereits alles gesagt, was gesagt werden musste! Nun möchte ich euch nur noch ein gelehrsames und spannendes Schuljahr wünschen! Genießt das Festmahl!", rief er in die Halle hinein.
Die Schüler spendeten erneut Beifall. Sobald er das Podest verlassen hatte, erschien das Festmahl auf den Silbertellern mit denen die hellen Holztische gedeckt waren. Es gab Platten mit gebratenen Hühnchen, Teller voll gegrillten Lammsteaks, Schüsseln voll gebackenen Kichererbsen, Terrinen mit Bohnensuppe, Krüge voll Buttermilch, Kannen mit Ziegenmilch, Auflaufschalen voll gebackenem Ziegenfleisch und Suppenschüsseln mit Kameleintopf.
Junaid tat sich gebratenes Hühnchen auf und leerte sich Bohnensuppe in eine der Silberschüsseln. Irgendwie schaffte er es noch etwas von dem Auflauf mit Ziegenfleisch auf seinen Teller zu packen. Dann fing er an zu essen. Nach dem langen Drometheria-Ritt hatte er immer einen wahnsinns Hunger. Neben ihm spritzten bereits Lammsteakstückchen, Buttermilchtropfen und Kamelfleischstücke auf den Tisch. Mahdi hatte wirklich sehr gewöhnungsbedürftige Essgewohnheiten.
Mubina konnte darüber wiedereinmal nur lächelnd den Kopf schütteln.
"Mubina, dein Schneidezahn ist ja wieder da!", sagte Junaid verdutzt.
Mubina schenkte ihm ein breites perfektes Grinsen. Letztes Jahr hatte sie sich bei einem ziemlich wilden Marihat-Endspiel gegen den Muhammad-Flügel einen Schneidezahn ausgeschlagen, als Habib sie mit einem harten Angriff überrumpelt hatte.
"Ja, war halb so wild. Mum hat mir einen Zahnkorrekturzauber verpasst und schon war alles wieder in Ordnung", meinte sie gelassen. "Ich hab ihn mir von ihr zeigen lassen. Nur für den Fall, dass das nochmal jemandem aus unserem Team passiert!"
"Du solltest Medimagier werden, Mubina!", gluckste Junaid.
Mubina zeigte ihm den Vogel.
"Bin ich etwa ein Muhammad? Siehst du irgendwo capriblau an mir?", gab sie sarkastisch zurück und beschäftigte sich mit ihren gebackenen Kichererbsen bevor sie kalt wurden.
Mahdi erstickte fast bei ihrem Gespräch, weil sich sein Gehrin nicht dazu in der Lage sah, sich auf seinen außergewöhnlichen Stil der Nahrungsaufnahme und sein gackerndes Lachen zur selben Zeit einzulassen. Junaid klopfte ihm kräftig auf den Rücken und er hustete einen Brocken Kamelfleisch aus, bei dem Junaid sich fragte, wie er überhaupt in seinen Mund gepasst hatte.
"Danke!", keuchte Mahdi mit Tränen in den Augen. Ob diese nun vom Luftmangel oder vom unterdrückten Lachen kamen, wussten wieder einmal nur die Seelen der Gründerväter.

Dann kam der Nachtisch mit süßem Couscous und der alljährlichen Freude des Zauberknallbonbon ziehens. Junaid, Mubina und Mahdi griffen begeistert nach dem bunten Einwickelpapier und alsbald war die Halle erfüllt vom donnernden Krachen der Bonbons und dem bunten Rauch den sie verströmten. Als alle Schüler mit vollen Mägen und müdem Stöhnen zum Lehrertisch aufsahen, erhob sich der Dekan noch ein letztes Mal für diesen Abend.
"Kinder, es gibt eine Zeit zum Lernen und es gibt eine Zeit zum Reden schwingen, doch diese ist sie nicht. Ab mit euch in eure Betten, damit wir uns morgen frisch und voll Tatendrang zum Frühstück sehen! Schlaft gut!"
Die Schüler erhoben sich in aller vollgefressenen Gemächlichkeit und machten sich auf, die Halle zu verlassen.
"Erstklässler! Erstklässler, kommt bitte hier rüber, damit wir euch den Weg zu eurem Gemeinschaftsraum zeigen können!", erhoben sich die Stimmen der Schülerbeauftragten. Die Erstklässler sammelten sich bei ihnen, während Junaid, Mubina und Mahdi die Halle verließen. Junaid hatte eigentlich noch seiner Schwester und seiner Cousine zuwinken wollen, doch die hatte er jetzt im Getümmel aus den Augen verloren.
Die Drei liefen in den Südwest-Flügel, wo sich ihre Quartiere befanden. Sie stiegen die sich drehenden Treppen über dem Abgrund bis nach ganz oben in den fünften Stock, auf dessen rechter Seite sich ihr Gemeinschaftsraum befand. Im Erdgeschoss befanden sich die Räume der Lehrer. Alle anderen Stockwerke des äußeren Rings dienten als Schülerquartiere. Nur die Hälfte der jeweiligen ersten Stockwerke hatten einen anderen Nutzen. Im Flügel der Farghanis befand sich das Pokalzimmer mit allen Auszeichnungen, die die Schüler der Madrasa al Fahim jemals erhalten hatten. Im Flügel Mu'tamid war die Kunstgalerie eigerichtet worden. Im Iqbal-Flügel war an selber Stelle die Bibliothek und im Flügel der Muhammads war der Hospitalflügel stationiert.
Junaid, Mubina und Mahdi erreichten die Balustrade des obersten Stockwerks und gingen vor bis zur Mitte, wo sich der Zugang zu ihrem Gemeinschaftsraum befand.
Für das erste Jahr hatte Professorin Hakim, die Lehrerin für Philosophie die Sicherung eingerichtet. Es war die Büste einer alten Hexe, die zum Leben erwachte, als die Drei nähertraten.
"Wenn jemand in einem dunklen, luftleeren Raum steht und in die Hände klatscht, woher weiß er dann, dass er geklatscht hat, wenn er es weder sehen noch hören konnte?", sprach die Büste mit krächzender Stimme.
"Er kann es nicht sicher wissen", antwortete Junaid.
"Er weiß nur, was sein Geist seinem Körper zu tun befohlen hat", fuhr Mubina fort.
"Und was er zu spüren geglaubt hat", erweiterte Mahdi.
"Doch er kann nicht beweisen, dass es nicht nur in seinem Kopf stattgefunden hat", beendete Junaid.
"Eine sehr überlegte Antwort, meine Lieben! Bitte tretet ein!", krächzte die Büste und drehte den Kopf zur Seite.
Mit einem lauten Ächzen löste sich die steinerne Tür in der Wand und drehte sich um die Achse der Büste. Junaid, Mubina und Mahdi traten durch die Öffnung. Im Gemeinschaftsraum der Iqbal-Viertklässler befanden sich schon ein paar Schüler, die es schneller als die Drei nach oben geschafft hatten. Junaid, Mubina und Mahdi rannten sofort in eine Ecken, wo sie eine der großen dahliengelb bespannten Liegen in Beschlag nahmen. Mubina hüpfte kichernd darauf und ließ sich gegen die Lehne sinken. Mahdi nahm sich ein gelbes Kissen und klemmte es sich in den Rücken, damit die Wand nicht so unbequem war und Junaid setzte sich im Schneidersitz an die Kante.

Der Gemeinschaftsraum der Iqbal-Schüler war der bequemste Gemeinschaftsraum der ganzen Schule und genau auf die Bedürfnisse seiner Schüler ausgerichtet. Die dahliengelben Liegen waren so groß, dass es sich fünf Schüler auf jedliche Art und Weise darauf bequem machen konnten. Die gelb-weißen Knüpfteppiche waren so weich und fluffig, dass man sogar dort bequem liegen konnte, wenn alle anderen Plätze besetzt waren. Vor den Liegen standen Tische aus großen Sandsteinblöcken in die Hiroglyphen eingemeißelt waren. Unter der Decke schwebten gelbliche Kristallsphären, die ihr warmes Licht im ganzen Raum verströmten, und an den Wänden reihten sich meterhohe offene Regale bis knapp unter die Decke, die mit Büchern und Papyrusrollen vollgestopft waren.
"Duha ist also eine Bint Farghani?", sagte Mubina und stupste Junaid mit den Zehenspitzen an.
Junaid wandte ihr mit traurigem Lächeln den Kopf zu.
"Ich hatte gehofft, sie wird eine Bint Iqbal...", gab er zu.
"Ich weiß. Naja, mach dir nichts draus. Das ist der Flügel deines Vaters oder nicht?", meinte Mahdi.
"Ja, schon... aber Duha hat sich in den Ferien schon Sorgen gemacht, dass sie in einen Flügel kommt, in dem keiner aus unserer Familie ist. Und jetzt ist sie nichtmal mit Cousine Safiya zusammen...", murmelte Junaid.
"Das wird sie schon durchstehen! Du hast es schließlich auch ohne Habib geschafft, oder?", sagte Mubina beruhigend.
"Ja, nur Duha ist... sie ist so gutmütig und lieb. Ich hatte gehofft, ich könnte wenigstens ein bisschen auf sie aufpassen...", erwiderte Junaid.
"Auf Duha muss man doch nicht aufpassen, das hab ich schon in der Karawane bemerkt!", sagte Mahdi aufmunternd und klopfte ihm auf die Schulter. "Ich passe doch auch nicht auf Mubina auf!"
"Doch tust du!", lachte Mubina.
"Tu ich garnicht!", verteidigte sich Mahdi.
"Und warum hängt ihr dann ständig zusammen?", grinste Junaid.
"Na, wegen dir! Du bist unser beider Freund!", erwiderte Mahdi lächelnd. "Außerdem, Mubina, lasse ich dich sehr wohl auch mal allein! Zum Beispiel wenn du mit Hadil rumhängst!"
"Jaah, das passiert aber auch nur selten!", gab Mubina verschmitzt zurück.
"Na und, ich bin vier Minuten älter als du! Ich muss auf dich Acht geben!", sagte Mahdi trotzig.
Mubina boxte ihm auf den Arm.
"Das musst du mir auch immer vorhalten!", sagte sie verschmitzt.
Junaid blickte die Geschwister schmunzelnd an. Der Gemeinschaftsraum füllte sich allmählich mit lärmenden und lachenden Iqbal-Schülern. Die Meisten von ihnen gingen gleich in den Schlafsaal, doch einige andere machten es sich ebenfalls auf den Liegen bequem.
"Was ist los, Junaid? Du bist so schweigsam!", sagte Mubina verwundert.
"Ja, normalerweise hörst du nicht auf uns die Ohren vollzuquatschen, wenn du aus den Ferien kommst!", sagte Mahdi.
"Ach, ich weiß nicht... Meine Schwester, meine Cousine... dieses Jahr ist eben alles etwas anders...", seufzte Junaid.
"Ach jaah, Safiya... Komisch, dass sie eine Bint Mu'tamid geworden ist...", sagte Mahdi.
"Wie kann das denn sein? Ihre ganze Familie war im Flügel Muhammad!", überlegte Mubina.
"Naja, Safiya ist schon etwas anders als der Rest der Sultans", gab Junaid zu. "Sie war nie so analytisch, sondern eher eine Träumerin. Ich weiß, dass sie begabt in Kunst und solchen Dingen ist. Immerhin hat sie ihre Zeit am liebsten mit meinem Vater in der Werkstatt verbracht. Nur mache ich mir ein bisschen Sorgen um sie. Sie ist so scheu und ängstlich. Jetzt hat sie nichtmal ihre Brüder, die sich um sie kümmern."
"Also mir kam es vor, als hätte sie sich gefreut nicht in ihren Flügel zu kommen", sagte Mubina.
Junaid sah sie prüfend an. Auch ihm war Safiya vorher erleichtert vorgekommen. Konnte das Mubina auch so empfunden haben?
"Wisst ihr was, Jungs? Ich geh jetzt ins Bett!", sagte Mubina und stand auf. "Gute Nacht, Mahdi! Schlaf gut, Junaid!"
"Was? Junaid bekommt ein Schlaf-gut und ich nur ein popeliges Gute-Nacht?", sagte Mahdi gespielt empört.
"Tja, Junaid mag ich eben lieber als dich, Bruder!", lachte Mubina.
Dann musste sie sich schnell wegducken, weil Mahdi sein Kissen nach ihr warf. Kichernd rannte sie in den Mädchenschlafsaal.
"Ich bin auch müde. Lass uns schlafen gehen, Mahdi", sagte Junaid und stand auf.
Mahdi streckte sich und gähnte ausgiebig.
"Ja, dieses Festessen macht mich auch jedes Jahr platt!", nuschelte Mahdi, wofür er von Junaid ein belustigtes Schnauben erntete.

Die Jungen betraten ihren Schlafsaal. Ihre Betten standen nebeneinander direkt an der Tür. Ihre Bettwäsche und die Mückennetze waren in der Farbe des Iqbal-Flügels gehalten. Genauso wie die Sphären auf ihren Nachttischen.
Junaid war viel zu müde um seinen Sack noch in die Truhe am Fußende seines Bettes zu räumen. Allein seine Schlafhose zog er heraus, zog sich um und legte sich ins Bett. Er hatte noch nichtmal das Licht der Sphäre gelöscht, da drang schon lautes Schnarchen vom Bett neben ihm. Grinsend schüttelte er den Kopf über seinen besten Freund, zog die Decke über sich und schloss die Augen. Seine Gedanken kreisten noch eine Weile um seine Schwester und seine Cousine, bis er zum Schluss kam, dass es garnicht so schlecht für die beiden kleinen Mädchen war, etwas selbstständiger zu werden. Irgendwann schlief er schließlich, dem Takt von Mahdis lautem Schnarchen lauschend, ein.

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Hallo, ihr lieben Leser und auch Schwarzleser! =)
Ich hoffe, euch hat das ausfühliche Kapitel über die Madrasa al Fahim gefallen!
Wie immer, gibt es im Thread ein Charakter-Special-Rätsel über die Hauptperson dieses Kapitels. Wer das Rätsel richtig beantworten kann, bekommt exklusive Infos über Junaid.

Ich würde mich sehr über Kommis freuen.

Liebste Grüße,
eure HauselfeLilian


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