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1 Moment - 5 Orte - Colin -3- Eine lange Zugfahrt

von HauselfeLilian

Am nächsten Morgen erwachte Colin so jäh als hätte ihm jemand ins Gesicht geschlagen. Er wälzte sich herum um auf seinen Wecker zu sehen und spürte sofort einen stechenden Schmerz in der Schulter, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Schon die ganze Nacht hatte ihn die Bisswunde geplagt und er hatte kaum richtig geschlafen. Als seine Augen wieder klar waren, konnte er die Zeiger auf seinem Wecker sehen. Es war gerade Mal fünf Uhr in der Früh.
Colin ließ sich auf sein Kissen zurücksinken und schloss für einen Moment die Augen. Ihm war schon wieder übel vor Schmerz. Doch hatte er auch so ein Kribbeln in der Bauchgegend. Endlich war es wieder so weit. Heute ging es zurück nach Hogwarts. Hätte er jemandem erklären müssen, wie es sich jedes Jahr vor der Abreise nach King's Cross fühlte, hätte er es wohl kaum in Worte fassen können. Hogwarts war sein zweites Zuhause. In Hogwarts konnte er all die Sorgen seiner Familie vergessen. In Hogwarts musste er sich, abgesehen vom alltäglichen Unterricht, um nichts kümmern. Er konnte einfach Spaß haben und mit seinen Freunden zusammen sein. Keine Geldsorgen. Nichts. Und von allen Seiten kam nur Gutes. In Hogwarts merkte keiner, dass seine Familie arm war.
Colin biss die Zähne zusammen um nicht vor Schmerz aufzujaulen und richtete sich auf. Er schwang die Beine aus dem Bett und horchte. Seine Geschwister und seine Mutter schliefen wohl noch. So leise konnte es nur um diese Uhrzeit im Hause Nevin sein. Er öffnete leise seine Zimmertür und schaute auf den Flur. Dann holte er sich seine Klamotten und schlich sich ins Bad. Behutsam, um niemanden zu wecken, schloss er die Badezimmertür. Kopfschüttelnd sah er auf das Waschbecken. Auf dessen Rand standen Unmengen von Nagellack, Schminke und Haarspray. Seine Schwestern hatten sich wohl wieder am Schrank seiner Mutter bedient.
Er stellte sich mit dem Rücken zum Spiegel und drehte den Kopf. Das Mullpflaster, das auf seiner Schulter klebte, war erneut blutgetränkt. Colin seufzte und zog es vorsichtig ab. Sobald Luft an das rohe Fleisch kam, fing es an zu brennen. Er kniff vor Schmerz die Augen zusammen, zog die Boxershort, in der er geschlafen hatte aus, stieg in die Dusche und drehte das Wasser auf.
Nachdem er sich gewaschen, gerichtet und verarztet hatte, schlüpfte er in seine beigebraune Cargohose und zog ein schwefelgelbes Hemd darüber. Er warf noch einen Blick in den Spiegel und fuhr sich durch sein rotes Haar, dass es in alle Richtungen abstand. Dann ging er die Treppen hinunter in die Küche.

Kaum hatte er sie betreten, brachten ihn die blühenden Orchideen seiner Mutter wieder zum niesen. Verwundert schüttelte er den Kopf. Seit wann war er denn auf Pollen allergisch?
Er nahm sich ein Küchenkrepp und schnäuzte sich kräftig die Nase.
Ein Frühstück ganz in Ruhe sollte ihm heute wohl gegönnt sein. Es war erst kurz nach sechs und alle anderen lagen noch in ihren Betten. Er wollte gerade den Kühlschrank öffnen, als ihm ein anderer Geruch in die Nase stieg. Verdutzt ließ er vom Kühlschrank ab und öffnete das Schränkchen daneben. Dort drin lagerte alles mögliche essbare. Kaffee, Toastbrot, Brotaufstrich, Kakao und... grüner Tee. Den hatte er also gerochen. Er bekam richtig Lust auf eine Tasse Tee, vor allem, da er sie in Ruhe genießen konnte. Also füllte er den Wasserkocher auf und schaltete ihn ein. Dann fielen ihm ein paar verpackte italienische Schoko-Tiramisu-Küchlein ins Auge, die er sich auch gleich aus dem Schrank nahm. Er setzte dich mit seinem grünen Tee an den Esstisch und begann genüsslich seine Küchlein zu verspeisen. Die Stille war wirklich ein Geschenk an diesem Morgen. Es tat ihm unbeschreiblich gut sich den letzten Morgen nicht um seine Geschwister kümmern zu müssen. Der gestrige Abend war schon anstrengend genug gewesen. Eli war zum Grillen geblieben und Erica, Heather und Shamus hatten zumindest Colin mit ihrem aufgeregten Gekreische fast in den Wahnsinn getrieben. Eli hatte sich hingegen gut amüsiert. Er hatte mit den Kleinen gespielt bis sie ins Bett hatten gehen müssen. Colin konnte es ihm nicht verdenken. Er war ein Einzelkind und hatte sonst nie viel mit kleineren Kindern zu tun.
Colin schmunzelte. Wenn er seine Geschwister auch nur einmal im halben Jahr sehen müsste, würde er auch lieber mit ihnen spielen. Aber vor allem gestern war es anstrengend gewesen. Am Abend war der Schmerz mit aller Stärke zurückgekommen und Colin wäre beinahe am Grill umgekippt, als seine Mutter ihm liebevoll auf die Schulter geklopft hatte.
Als der Tee leer und die Küchlein gegessen waren, bemerkte er, dass er immernoch hungrig war. In letzter Zeit ging es ihm immer öfter so. Seine Mutter hatte nur gelacht, als sie den leeren Kühlschrank gesehen hatte, und hatte gemeint er wäre eben voll im Wachstum. Colin hoffte, dass er noch wuchs. Mit einsfünfundsechzig war er nicht gerade groß. Er roch, dass seine Mutter Gemüsebrühe für das Mittagessen vorgekocht hatte und tauchte ohne nachzudenken seine leere Teetasse hinein. Dazu nahm er sich noch eine Scheibe Vollkornbrot und ein einsames Brötchen fand er auch noch im Brotkorb. Gerade als er den letzten Bissen verspeiste, kam seine Mutter verschlafen dreinsehend die Treppe hinunter.
"Guten Morgen, mein Großer! Du bist ja schon früh auf!", gähnte sie und band sich die schulterlangen roten Haare zu einem Dutt. Ihr schwarzrotes Spitzennachthemd flatterte beim Gehen um ihre Beine. Colin grinste in sich hinein. Obwohl seine Mutter nach einem normalen Tag immer wahnsinnig müde und zerschlagen aussah und immer sagte, sie sei eine alte Frau, konnte er nicht leugnen, dass sie morgens, wenn sie gerade aufgestanden war, immernoch jung und gut aussah. Seine Mutter küsste ihn auf die Schläfe und sagte lächelnd: "Du bist immernoch so aufgeregt, dass du schon um fünf duschen gehst!"
"Tut mir leid, Mum, ich wollte dich nicht aufwecken!", sagte Colin entschuldigend.
"Das hast du garnicht!", gluckste seine Mutter. "Aber woher soll das ganze Wasser im Bad sonst kommen?"
Colin lachte kurz auf, zwang sich aber schnell wieder ruhig zu sein, damit seine Geschwister nicht aufwachten.
"Soll ich dir Frühstück machen?", fragte seine Mutter.
"Danke, ich hab schon gefrühstückt", antwortete Colin.
Seine Mutter gähnte erneut und streckte sich.
"Wie schade!", murmelte sie und heizte erneut den Wasserkocher auf.
Sie schüttete etwas Cappuchino-Pulver in eine Kaffeetasse und goss heißes Wasser darüber. Umrührend kam sie an den Küchentisch und setzte sich neben ihn.
"Hast du auch alle deine Sachen gepackt?", wollte seine Mutter wissen.
"Ja, ich hab alles drin!", antwortete er.
"Und du hast sicher nichts liegen lassen?", hakte seine Mutter nach.
"Bestimmt nicht!", sagte Colin zuversichtlich.
"Gut, denn wenn doch, kann ich nicht garantieren, dass es noch da ist, wenn du zurückkommst. Vor allem wenn es magisch ist und deine Geschwister es in die Finger kriegen", fügte seine Mutter hinzu.
"Ich weiß, Mum!", lächelte Colin.
"Denkst du, sie sind auch - naja - Zauberer?", fragte seine Mutter vorsichtig.
Colin sah ihr an, dass ihr diese Frage schon lange auf der Zunge brannte. Immerhin hatte sie einen riesen Schock bekommen, als Colin seinen ersten Brief von Hogwarts bekommen hatte. Heather und Erica würden im nächsten Jahr elf werden und dann würde sich zeigen, ob sie auch Zauberkräfte hatten und Hogwarts besuchen dürften, oder ob sie "nur" Muggel waren.
"Ich weiß nicht, haben sie schonmal komische Sachen passieren lassen?", überlegte Colin.
Seine Mutter kicherte leise.
"Kannst du bei diesem Chaos etwa unterscheiden, was magisch und was nichtmagisch ist?", hüstelte sie verschluckt.
Colin grinste nur. Natürlich konnte das niemand. Seine Geschwister richteten so viel Unsinn an, dass nichtmal voraussagbar war, wann die nächste mittlere Katastrophe passieren würde.
"Was ist mit Dad? Hat er mal irgendwas von Magie erwähnt? Vielleicht war er doch ein Zauberer", wollte Colin neugierig wissen.
"Nicht ein Wort, Colin... tut mir leid...", seufzte seine Mutter.
Colin sah enttäuscht zu Boden.
"Und wenn wir alle zaubern können?", sagte Colin nachdenklich.
"Ihr alle vier?", gluckste seine Mutter.
Colin nickte.
"Dann werde ich wahnsinnig!", lachte sie.
Colin musste unwillkürlich mitlachen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie seine Mutter Erica, Heather und Shamus dann noch im Zaum halten wollte.
"Nett von Elis Vater, dass er euch zum Zug bringt. Wann kommt er nochmal?", sagte seine Mutter.
"Um acht. Er muss um halb neun bei der Arbeit sein", sagte Colin.
"Naja, dann müsst ihr eben ein Weilchen am Bahnhof warten, aber ich wüsste nicht, wie ich dich sonst rechtzeitig hinbringen sollte", sagte sie bekümmert.
"Ich weiß doch, Mum", sagte Colin aufmunternd. "Und ich kann mir sowieso nichts besseres vorstellen, als mit Eli in London rumzuhängen."
Seine Mutter lächelte sanft.
"Aber ich möchte nicht, dass ihr den Zug verpasst, weil ihr zu lange durch London lauft! Bleibt in der Nähe vom King's Cross", ermahnte ihn seine Mutter.
"Keine Sogre, Mum! Eli passt schon auf!", grinste Colin.
Seine Mutter verschluckte sich an ihrem Kaffee und prustete über den ganzen Tisch. Während sie den Tisch abputzte ging Colin ins Wohnzimmer. Es war schon nach sieben und Eli hatte versprochen, dass er mit seinem Vater um acht vorbeikommen würde um ihn abzuholen. Er hatte sich vorher nochmal melden wollen, doch bisher hatte er das nicht. Colin zog den alten Handspiegel aus seiner hinteren Hosentasche und sah hinein.
"Eli!", sagte er laut.
Für einen Moment leuchteten ihm noch seine blauen Augen entgegen, aber dann erschien eine weißgefließte Wand im Spiegel. Er sah einen Vorhang wackeln und hörte ein: "Ja?"
Dann trat Eli nass und vollkommen nackt aus der Dusche.
"Um Gottes Willen, Eli! Bedeck dich!", rief Colin mit gespieltem Entsetzen.
"Sieh ja nicht zu genau hin, sonst wirst du noch neidisch!", gluckste Eli.
Elis tropfenbedecktes Gesicht erschien mit einem breiten Grinsen kurz von dem Spiegel. Dann sah er ihn weglaufen und sich ein Handtuch umbinden.
"Wieso zum Teufel nimmst du mich mit in die Dusche, du Perversling?!", lachte Colin.
"Ich wollte dich nur nicht verpassen!", meinte Eli schulterzuckend und grinste verlegen.
"Wann kommt ihr?", wollte Colin wissen.
"Wir sind pünktlich um acht da, aber gehen gleich weiter. Bist du schonmal appariert?", antwortete Eli.
"Nein", erwiderte Colin.
"Dann mach dich auf was gefasst, das ist nicht angenehm, kann ich dir sagen!", sagte Eli.
"Wird schon schiefgehen!", sagte Colin gelassen.
"Bestimmt. Hey, ich zieh mich jetzt an, dann sind wir bald da!", sagte Eli. "Bis gleich!"
"Ja, bis bald!", sagte Colin noch, dann wurde der Spiegel wieder normal.

Zehn Minuten vor acht ging Colin in das abgedunkelte Zimmer, das sich seine Zwillingsschwestern teilten. Erica und Heather lagen noch in ihren Betten und schliefen. Für Colin war das ziemlich erleichternd, denn sonst war es immer ein Drama gewesen, wenn er seine Familie wieder hatte verlassen müssen. Er küsste die Zwillinge auf den Kopf und ging dann weiter in Shamus' Zimmer. Sein kleiner Bruder lag alle Viere von sich gestreckt im Bett und sabberte. Wie es aussah, hatte er eben einen ganz wunderbaren Traum. Colin strich ihm über den Kopf und nach einem kurzen Schmunzeln drückte er auch ihm einen Schmatzer auf die Wange.
"Colin...", schmatze Shamus im Schlaf und drehte sich auf den Bauch.
Colin ging rasch aus dem Zimmer.
"Sind sie aufgewacht?", fragte Colins Mutter als er die Treppe herunterkam.
"Nicht einer!", antwortete Colin zufrieden.
Er schleppte den Koffer mit dem gesunden rechten Arm vor die Tür. Seine Mutter sah erwartungsvoll die Straße auf und ab. Colin grinste in sich hinein. Eli und sein Vater würden wohl kaum mit dem großen Schrankkoffer die Straße heraufkommen. Er war zwar noch nie appariert und hatte auch noch keinen Zauberer dabei beobachten können, doch er wusste aus dem Unterricht, dass Apparieren eine der meist verwendetsten magischen Fortbewegungsarten war. Ein Zauberer verschwand an einem Ort ins Nichts und tauchte fast zur selben Zeit an einem anderen Ort wieder auf. Eli hatte zwar erwähnt, dass es sehr unangenehm war, aber er war trotzdem schon ganz gespannt darauf, wie es sich anfühlen würde.
"Wir verabschieden uns besser", sagte Colin mit einem Blick auf seine Armbaduhr. "Sie sind sicher bald da."
"Ich sehe sie aber noch garnicht!", meinte seine Mutter erstaunt.
"Das kannst du auch nicht!", lachte Colin. "Sie apparieren hier her. Das heißt, sie verschwinden am einen Ort und am anderen-"
"Plopp!"
Colins Mutter ließ ein überraschtes Quieken hören. Direkt vor ihren Augen waren eben Eli und sein Vater aufgetaucht, mitsamt einem großen Schrankkoffer.
Eli sah, wenn man es genau nahm, nie nach einem Zauberer aus, außer wenn sie in der Schule waren. Heute trug er ein ganz normales brilliantblaues T-Shirt und eine Bluejeans, dazu weiße Turnschuhe. Sein Vater hingegen war in einen schilfgrünen Zaubererumhang gewandet.
"Morgen, Colin! Hi Miss Nevin!", grinste Elin sie an.
"Tag, Eli! Hallo Mr Wyatt!", sagte Colin.
"Guten Tag, Mr Wyatt!", sagte Colins Mutter immernoch leicht verschreckt. "Schön dich wiederzusehen, Eli!"
"Guten Morgen, Miss Nevin! Nett, dass wir uns mal kennenlernen!", grüßte Mr Wyatt und streckte ihr die Hand entgegen.
"Vielen Dank, dass Sie meinen Sohn mitnehmen, Mr Wyatt. Ich wüsste nicht, wie ich ihn sonst nach King's Cross bringen sollte, wo doch jemand auf seine drei Geschwister aufpassen muss", bedankte sich seine Mutter bei Elis Vater.
"Ist doch nicht der Rede wert!", meinte Mr Wyatt und winkte lächelnd ab.
Jetzt schüttelte er auch Colin die Hand. Colin hatte Elis Vater erst einmal gesehen und kennengelernt hatten sie sich auch noch nicht, da er und Eli die meiste Zeit wenn sie sich trafen draußen verbrachten. Er war noch nichtmal im Haus der Wyatts gewesen. Gestern war auch das erste Mal gewesen, dass Eli zu ihm gekommen war.
"Gut, wollen wir dann? Ich will ja nicht hetzen, aber wenn ich zu spät zur Arbeit komme...", meinte Elis Vater zerstreut.
Er fuhr sich durch das schütterne braune Haar und lächelte verlegen.
"Oh, natürlich Mr Wyatt! Ich wollte Sie nicht aufhalten!", sagte Colins Mutter rasch.
Sie nahm Colin in den Arm und küsste ihn auf die Schläfe.
"Pass gut auf dich auf mein Junge! Ich werde dich vermissen! Stell keinen Unsinn an und lerne fleißig, in Ordnung?"
Colin sah lächelnd zu seiner Mutter auf. Ihre Augen glitzerten freudig, als würde nicht er, sondern sie nach Hogwarts fahren.
"Keine Sorge, Mum! Eli ist ja immer in meiner Nähe um aufzupassen!", sagte er beruhigend.
Seine Mutter prustete wieder los. Er brachte sie immer zum lachen, wenn er darauf hinwies, dass Eli der Vernünftigere von ihnen beiden war. Sie ließ ihn los und bedankte sich nocheinmal bei Mr Wyatt. Dann verabschiedeten sie sich von ihr.
"Also gut, Jungs, dann kann's ja losgehen!", sagte Mr Wyatt schwungvoll. "Colin, du bist bestimmt noch nie Seit-an-Seit-appariert, aber keine Sorge. Alles was du tun musst ist, dich gut an meinem Arm festzuhalten und deinen Koffer nicht loszulassen. Dann wollen wir mal!"
Colin warf Eli einen kurzen Blick zu. Sein bester Freund nickte aufmunternd und Colin schloss die Hand fest um Mr Wyatts Arm. Zu seiner anderen Seite tat Eli dasselbe. Er packte seinen Koffer und dann war es auch schon passiert. Mr Wyatt hatte sich auf der Stelle gedreht und plötzlich wurde er in dunkles schwarzes Nichts gezogen. Colin blieb die Luft weg. Eiserne Bänder schienen sich um seine Brust zu schließen. Seine Augen drehten sich nach innen. Der Druck drückte seine Trommelfelle nach tief in seinen Kopf hinein. Ihm wurde leicht schwindelig. Gerade als er zu ersticken drohte, war schon wieder alles vorbei. Er sog die frische Luft tief in seine Lungen und öffnete langsam die Augen. Sie waren direkt auf dem leeren Gleis neundreiviertel aufgetaucht.
"Gut, ihr beiden! Ich muss gleich weiter! Habt Spaß in der Schule!", sagte Mr Wyatt hastig und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. "Bis bald, Eli!"
Eli konnte kaum antworten, da war sein Vater schon wieder verschwunden.

Eli ließ seinen Koffer auf den Boden krachen und setzte sich darauf.
"Und, wie war's?", grinste Eli.
Colin wusste sofort, auf was er hinauswollte.
"Furchtbar! Du hast gesagt, es wäre nicht sehr angenehm! Wolltest du mich verarschen, oder hast du gedacht, besser wenn ich mich nicht gleich weigere? Das war so ziemlich das Schlimmste, das ich je erlebt habe!", erwiderte Colin entrüstet.
"Ach, komm schon! So schlimm kann es nicht gewesen sein! Die Meisten kotzen sich nach dem ersten Mal die Seele aus dem Leib!", gluckste Eli.
Colin gab ihm einen recht unsanften Stoß in die Seite.
"Wenn du sowas noch mal mit mir machst-", knurrte er.
"Ich bitte dich, mittlerweile kennst du dich doch gut genug mit Magie aus, oder?", redete ihm Eli dazwischen.
"Haha!", lachte Colin trocken. "Soll das heißen, du willst mich nicht mehr vorwarnen?"
Eli lachte nur und zuckte die Schultern. Dann seufzte er laut und stützte den Kopf in die Hände.
"Jetzt heißt es also zweieinhalb Stunden warten!", murrte er.
"Was sollen wir solange tun?", überlegte Colin.
"Warten?", sagte Eli genervt.
Colin knuffte ihn in die Seite.
"Warten, tolle Idee, Eli! Mensch, wir sind in London! Können wir uns nicht wenigstens ein bisschen umsehen?", drängte Colin.
"Wenn du glaubst, ich schleppe die ganze Zeit diesen dämlichen Koffer mit mir rum-", zeterte Eli.
"Ach, quatsch, Koffer! Wir können sie doch hier stehen lassen!", schlug Colin vor.
"Hier? Ganz allein? Und wenn sie nachher jemand klaut?", sagte Eli entgeistert.
"Klauen? Der Bahnsteig ist völlig leer! Außerdem, wer soll denn bitte meinen Koffer klauen? So wie der aussieht?", prustete Colin. "Und hier kommen nur Zauberer her. Glaubst du, die sind wirklich so dreist und klauen einem die Sachen für Hogwarts? Oder hast du Angst, dass nachher noch zwei dastehen, die wir mit uns rumschleppen müssen?"
"Ach, naja, was soll's! Hast ja recht!", stimmte Eli zu und stand auf.
Sie stellten ihre Koffer an eine Sitzbank und gingen auf das schmiedeeiserne Tor zu, das zum Muggelbahnhof führte. Unbeobachtet kamen sie zwischen den Gleisen neun und zehn heraus und sahen sich neugierig um. Auf dem Muggelbahnhof herrschte schon reges Treiben. Überall standen Züge bereit, Passagiere stiegen ein und aus, zischend fuhren Züge ab und manche fuhren mit quietschenden Bremsen ein.
"Wohin jetzt?", fragte Eli.
"Ich weiß nicht, aber allzu weit sollten wir nicht weggehen", meinte Colin.
Sie durchquerten den Bahnhof und schlenderten eine Weile zwischen den Zügen umher. Dann gingen sie ins Hauptgebäude und stiegen die Treppen hinauf. Im oberen Stock war ein kleines Café von dessen Fenstern man einen wunderbaren Ausblick auf die Gleise hatte. Als sie an dem Café vorbeiliefen, stieg Colin sofort der Geruch aller möglichen Backwaren in die Nase. Eli hielt ihn am Arm fest.
"Komm mit, ich hab hunger!", sagte Eli und zerrte ihn in das Café.
Er lief mit ihm an der Auslage vorbei und blieb vor der großen Glastheke stehen, wo sich haufenweise Kuchen und anderes Gebäck stapelte.
"Such uns mal 'nen Tisch!", sagte Eli und zog seinen Geldbeutel aus der Hosentasche.
Colin sah sich im Café um und entdeckte einen freien Tisch am Fenster. Er ging schnell hinüber und besetzte die Plätze. Sehnsüchtig starrte er auf die prall gefüllten Theken. Trotz des großen Frühstücks hatte er schon wieder Hunger. Doch hatte er kein Geld mit dem er sich etwas hätte kaufen können. Er würde später im Hogwarts-Express essen. Seine Mutter hatte ihm etwas eingepackt.
Eli kam mit einem Teller zu ihm herübergelaufen und stellte ihn auf den Tisch. Ein riesen Stück safrangelber Käsekuchen lag darauf. Colin lief beinahe das Wasser im Mund zusammen. Manchmal hasste er es wirklich arm zu sein.
Eli zog noch einen zweiten Teller hinter dem Rücken hervor.
"Du hast aber großen Hunger!", gluckste Colin.
Eli hob eine Augenbraue und stellte den anderen Teller mit schokoladenüberzogenen Stück Baumkuchen auf den Tisch.
"Der ist doch nicht für mich! Den hab ich dir mitgebracht! Denkst du allen ernstes, dass ich so verfressen bin?", sagte Eli belustigt.
Colin wusste einen Moment nicht, was er antworten sollte. Es machte ihn verlegen, dass Eli sein Essen bezahlte. Vor allem jetzt, da er bemerkt hatte, dass seine Familie kein Geld hatte. Schon fühlte er die Hitze in seinem Gesicht aufsteigen.
"Du hättest mir nichts mitbringen müssen", nuschelte er peinlich berührt.
"Pff!", schnaubte Eli. "Ich hab doch keine Lust allein zu essen!"
Colin sah verdutzt auf. Genau das war es, was Eli so besonders machte. Er gab einem immer das Gefühl, als wäre alles nicht der Rede wert. Man konnte sich einfach nicht schlecht dabei fühlen, wenn er soetwas tat. Außerdem gab es genug Gelegenheiten sich dafür zu revanchieren.
"Was ist? Sag bloß, du hast deine Schwäche für Baumkuchen verloren?", sagte Eli verwirrt, als Colin ihn nur anstarrte.
Colin fing sich rasch wieder und sie fingen an ihre Kuchen zu verspeisen.
"Danke", murmelte Colin.
Eli winkte nur gelassen ab. Sie sahen den Zügen beim Ein- und Ausfahren zu und beobachteten die Muggel in dem kleinen Café.
"Sag mal, was arbeitet dein Vater eigentlich im Zaubereiministerium?", fragte Colin zwischen zwei Gabeln.
"Oh, er ischd- alscho er- ", mampfte Eli und musste erstmal seinen Bissen runterschlucken. "Er arbeitet beim Zaubergamot-Verwaltungsdienst."
"Zaubergamot-Verwaltungsdienst?", wiederholte Colin langsam.
"Oh, Mann, manchmal vergesse ich echt, wie wenig du weißt!", kicherte Eli.
"Na, danke auch! Mach mich halt fertig...", murrte Colin.
"Bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Zaubereigesetze, insbesondere bei schwarz-magischen Verbrechen, beruft der Zaubergamot-Verwaltungsdienst den Zaubergamot, das Hohe Gericht der Zauberergemeinschaft, ein", erklärte Eli im Ton eines Lehrmeisters. "Mein Dad ist dafür zuständig die Termine für die Gerichtsverhandlungen festzulegen, die Mitgleider des Zaubergamots darüber zu informieren und dafür zu sorgen, dass die Zeugen vorgeladen sind."
"Oh, hört sich ja cool an!", meinte Colin erstaunt und erinnerte sich unwillkürlich an die Gerichtssendung, die seine Mutter immer im Fernsehen verfolgte.
"So cool auch wieder nicht", tat Eli das ab, aber Colin bemerkte einen Hauch von Stolz in seinem Gesichtsausdruck.
Er wollte nichts weiter sagen, denn Eli ließ ihn auch immer in Ruhe, wenn sie auf Dinge zu sprechen kamen, die ihm unangenehm waren. Stattdessen nahm er ihre leeren Teller und brachte sie der jungen Muggelbedienung zurück, die hinter der Kasse stand.
Als es endlich Zeit war, machten sie sich auf den Weg zum Gleis neundreiviertel. Weil gerade eine Gruppe ausländischer Muggeltouristen vorbeikam, lehnten sie sich lässig gegen die Mauer am Pfeiler zwischen Gleis neun und Gleis zehn und im nächsten Moment kippten sie durch die massive Backsteinmauer. Ihre Koffer lagen noch unberührt an der Stelle, wo sie sie zurückgelassen hatten. Der Hogwarts-Express war bereits eingefahren und auf dem Gleis liefen schon aufgeregte Zaubererkinder, aufgelöste Hexen-Mütter und genervte Zauberer-Väter umher. Colin konnte das Kribbeln in seiner Magengegend nun ganz deutlich spüren - und es lag sicher nicht an dem Kuchen. Freude durchströmte ihn.
'Hogwarts, ich komme!', dachte er bei sich.
Die beiden Jungen schnappten sich ihre Koffer und schleiften sie zum Zug. Colin fiel es dieses Jahr besonders schwer. Seine Schulter schmerzte immernoch und wollte einfach nicht verheilen. Eli sprang als erster in den Zug und Colin half mit der rechten Hand seinen Koffer hineinzudrücken. Zum Glück packte Eli dann auch bei seinem mit an und zog ihn in den Waggon. Da es erst kurz nach zehn war, waren die wenigsten Abteile belegt. Eli, der vorrausging, suchte ihnen ein Abteil in der Mitte des Zuges aus und gemeinsam hievten sie ihre Koffer in die Gepäcknetze. Danach ließen sie sich auf die Sitzpolster plumsen.

Um elf ertönte endlich ein lauter Pfiff und der Hogwarts-Express setzte sich in Bewegung. Eli und Colin hatten sich die Zeit damit vertrieben, die Leute auf dem Bahnsteig zu beobachten. Nicht weit von ihnen hatte ein ganzes Pack reicher Zauberer gestanden, das sich von seinen Erstklässler-Töchtern verabschiedete.
"Wette die zwei kommen nach Slytherin!", hatte Eli gebrummt, als er die Leute betrachtet hatte. "Sieht man denen doch gleich an, dass das welche von diesen Reinblutfanatikern sind."
Colin hatte daraufhin betreten auf seine Schuhe gestarrt. Manche Zauberer in der magischen Welt hielten sich einfach für besser als andere. Vor allem solche, die aus Muggelfamilien stammten, waren bei ihnen nicht sehr gut angesehen. Colin hatte oft genug erlebt wie ihn einer - meistens ein Slytherin - als Schlammblut beschimpft hatte, was so ziemlich das schlimmste Wort in den Ohren eines anständigen Zauberers war.
Ein saftiger Tritt von Eli beförterte ihn wieder zurück ins Hier und Jetzt.
"- nicht tausendmal gesagt, dass du garnicht erst über diesen Schwachsinn nachdenken sollst?", hörte er den letzten Teil von Elis Satz.
Sein bester Freund sah ihn mit grimmigem Ausdruck an.
"'tschuldige...", nuschelte Colin abwesend.
"Dein 'tschuldige kannst du dir sonstwohin stecken! Keinen interessiert's mehr, ob man muggelstämmig, halbblütig oder reinblütig ist! Hör auf, dir 'nen Kopf darüber zu machen! Du bist viel besser, als diese Slytherin-Idioten! Außerdem bist du einer der besten Quidditch-Spieler in Hogwarts! Du bist bekannter als die meisten von diesen inzestuösen Geldsäcken!", sagte Eli empört.
Colin fing an zu lachen.
"Inzestuöse Geldsäcke?", wieherte er. "Das hab ich ja noch nie gehört!"
"Wieso nicht? Musst nur mal schauen, wie die alle aussehen! Da kann doch nur Inzest dahinterstecken!", prustete Eli.
Plötzlich krachte die Abteiltür auf und die beiden verschluckten sich an ihrem Lachen.
"Endlich hab ich euch gefunden!", rief eine Mädchenstimme.
Colin merkte auf. Das Mädchen, das da mit einem riesigen Schrankkoffer in der Tür stand, kam ihm eindeutig bekannt vor. Sie trug eine basaltgraue Jeans, die völlig in Fetzen hing und eine rehbraune Lederjacke. Ihre glatten schwarzen Haare waren zu einem Bob geschnitten, er hatte dgrüne Augen erwartet, aber sie hatte braune. Trotzdem... diese Stimme...
Das Mädchen ließ ihren Koffer zwischen ihre Füße knallen und warf sich auf den Sitz neben Colin. Verwundert starrte er sie an.
"Wer - bist du?", fragte er verdattert.
"Oh, ich hab ganz vergessen -", kicherte das Mädchen und kniff die Augen zusammen. Als sie sie einen Moment später wieder öffnete, waren sie grün. Verblüffend grün. "- ich glaube, ihr kennt mich eher so!"
"Trixie!", riefen Colin und Eli gleichzeitig, als sie die kleine Hexe erkannten.
Trixie schmunzelte amüsiert.
"Wie- wie- wie hast du-", stammelte Colin, doch Eli redete ihn dazwischen: "Ich wusste garnicht, dass du eine Metamorphmaga bist!"
Colin sah verwirrt zwischend den beiden hin und her.
"Metamorp - was für 'n Ding? Wie hast du das mit den Augen gemacht?", stotterte er.
Trixie lachte vergnügt.
"Ich bin eine Metamorphmaga - das heißt, ich kann mein Aussehen allein mit Willenskraft verändern!", erklärte Trixie verschmitzt.
"Wo hast du das denn gelernt?", fragte Colin verständnislos.
Trixie lachte erneut auf.
"Das kann man nicht lernen, Colin! Das ist angeboren!", kicherte sie.
"Das ist so cool! Wieso hast du nichts gesagt?", sagte Eli bewundernd.
Trixie seufzte.
"Ach, weißt du, das ist doch immer dasselbe. Wenn du sagst, du bist ein Metamorphmagus, wollen sofort alle sehen, was für verrückte Sachen du mit deinem Gesicht anstellen kannst. Ich hab da echt keine Lust mehr drauf. Das ging die ganzen drei Jahre so und ich mag nicht ständig mein Aussehen verändern, nur weil die Leute es so toll finden. Ich hab eine Lieblingsnase, einen Lieblingsmund und selbst meine Frisur trag ich fast immer gleich. Ab und zu verändere ich mal meine Augen, aber naja...", erzählte Trixie und in ihrer Stimme schwang etwas Bitterkeit mit. "Ich will doch nicht, wie ein Zwilling rumlaufen, nur weil ich's eben kann und manche Leute das so abgefahren finden, nein danke!"
"Kein Wunder bist du uns im Gemeinschaftsraum nie aufgefallen, wenn du immer andes aussahst!", bemerkte Eli belustigt.
"Du kannst dich aber nicht in einen Jungen verwandeln, oder?", fragte Colin.
"Nein, kann ich nicht!", antwortete Trixie brüsk.
"Wo ist dann dein Problem? Du musst sicher nicht als mein oder Colins Zwilling rumlaufen!", gackerte Eli.
"Ja, und du musst auch sicher nicht deine Augen grün lassen, nur wegen uns. Keine Angst, wir verlangen keine Kunststückchen von dir, Trixie", sagte Colin einfühlsam.
Trixie sah erleichtert auf.
"Sieht wohl so aus, als hätte ich mir diesmal die reife Fraktion ausgesucht", lächelte sie.
Sie schloss ihre Augen und machte sie wieder auf. Nun waren sie wieder rehbraun. Colin und Eli sahen sie begeistert an.

Der Zug fuhr immer weiter nach Norden und Colin, Eli und Trixie unterhielten sich angeregt über Metamorphmagi. Anscheinend musste diese Fähigkeit sehr dominant vererbbar sein, denn wie Trixie erzählte waren sowohl ihre Mutter, als auch ihr Großvater mit dieser Gabe beschenkt. Gegen drei Uhr kam die Hexe mit dem Imbisswagen an ihrem Abteil vorbei.
"Darf es was für euch sein?", fragte sie breit lächelnd, als sie die Abteiltür öffnete.
"Nein, danke, ich bin versorgt...", murmelte Colin verlegen und dachte an das Essenspaket seiner Mutter, das in seinem Koffer lag. Trixie jedoch war sofort aufgesprungen.
"Ich geb euch was aus!", rief sie und stolperte auf die Hexe zu.
Ihr Koffer lag nämlich immernoch mitten im Abteil. Mit verzückter Miene musterte sie den Immbisswagen.
"Alsoooo... ich nehme drei Schachteln Berite Botts Bohnen, fünfzehn Schokofrösche, sechs Kesselkuchen, sechs Flaschen Kürbissaft, ääähmmm... dann noch von diesen Zuckerfederhaltern drei Stück und drei Packungen Bubbels Blaskaugummi", sagte Trixie. Die Hexe sah sie verdutzt an.
"Ist das alles?", fragte die Imbisswagenhexe.
"Ich denke schon... vielleicht nehme ich doch noch ein paar Flaschen Kürbissaft mehr!", meinte Trixie und schüttete der Hexe einen ganzen Schauer Silbermünzen in die Hand.
Die Hexe gab ihr alles, was sie gekauft hatte und Trixie warf es neben Eli auf den leeren Sitz.
"Bedient euch!", strahlte sie, nahm sich eine Schachtel Berite Botts Bohnen und ließ sich wieder neben Colin fallen.
"Du kannst doch das unmöglich alles für uns bezahlen!", sagte Colin geschockt.
"Na klar! Ich hab von meinem Opa ein bisschen Taschengeld für's Aushelfen bekommen!", grinste Trixie und steckte sich eine Handvoll Bohnen aller Geschmacksrichtungen in den Mund.
"Na, das muss ja schmecken!", sagte Eli mit angewidertem Blick.
Trixie streckte ihm frech die Zunge raus. Eli nahm sich ein Stück Kesselkuchen und reichte Colin einen Zuckerfederhalter. Mit schlechtem Gewissen an die Marmeladentoasts seiner Mutter und den Orangensaft in seinem Koffer nahm er auch noch ein paar Schokofrösche entgegen. Mit immer besserer Laune sahen sie aus dem Fenster, wo die wilde grüne Landschaft vorbeizog, und futterten sich quer durchs Sortiment.
"Also, ich freu mich schon auf Quidditch!", sagte Trixie begeistert. "Dieses Jahr machen wir Slytherin platt!"
"Wolltest du dich nicht für unser Team bewerben, Trixie?", fragte Eli.
"Jaah, ich dachte, ich könnte es mal als Jägerin versuchen..." nuschelte Trixie. "Aber große Hoffnungen mache ich mir nicht..."
"Wieso nicht? Du kannst dich bei den Auswahlspielen bewerben, Angie Maccoughlan hat letztes Jahr ihren Abschluss gemacht und Delilah Phillips ist letztes Jahr aus der Mannschaft ausgetreten, weil sie meinte, der Stress mit dem ganzen Quidditchtraining ist ihr dieses Jahr für die UTZ-Prüfungen zu groß. Der Einzige der noch in als Jäger spielt, ist Roger Davies, eine Klasse unter uns", ermutigte sie Colin. "Wenn du anständig fliegst, kann ich ein gutes Wort bei Betsy für dich einlegen!"
"Betsy?!", fragte Trixie verdutzt.
"Betsy Hamilton! Die Sucherin aus dem letzten Jahr! Sie ist zur Mannschaftskapitänin ernannt worden!", sagte Colin mit Nachdruck. "Hat mir gleich 'ne Eule geschickt, als ihr Brief kam!"
Bei Trixie schien es allmählich klick gemacht zu haben.
"Betsy, diese Fünftklässlerin, dieses winzige Mädchen, das fast kleiner ist, als ihr Besen?", lachte Trixie.
"Genau die!", nickte Eli.
Trixie wurde nachdenklich.
"Wisst ihr was? Vielleicht lohnt es sich ja wirklich, wenn ich es mal versuche!", meinte sie.
"Auf jeden Fall!", grinste Colin.

Allmählich wurde es dunkel draußen. Colin und Eli hielten es für an der Zeit sich umzuziehen und Trixie ließ sich - wenn auch murrend - ebenfalls dazu bringen.
"Ich hasse diese Schulumhänge! Die sind so langweilig!", maulte sie, während sie den Jungs den Rücken zuwandte und sich ohne Scham umzog. Colin und Eli grinsten sich verschmitzt zu und tauschten ihre Muggelkleidung in Zaubererumhänge.
"Kann's kaum glauben, dass ich wieder ein ganzes Jahr lang diese schrecklichen Zicken ertragen muss!", nörgelte Trixie und pfefferte ihre Klamotten in den offenen Koffer.
Eli und Colin sahen sie erstaunt an. Das zierliche Mädchen moserte ungehindert weiter, wobei sie unaufhörlich weitere Kleidungsstücke und auch ihre bunten Schuhe in den Koffer schleuderte.
"Würde mich ja wundern, wenn sie mir ausnahmsweise mal nicht auf die Nerven gehen würden!", zeterte sie.
Die zwei Jungen fingen an zu lachen. So hatten sie noch nie ein Mädchen über seinesgleichen sprechen hören.
Endlich fuhr der Hogwarts-Express im Bahnhof von Hogsmeade ein. Sie sprangen aus dem Zug und gingen rasch den Weg hinauf, wo sie von den pferdelosen Kutschen abgeholt wurden. Die Drei nahmen sich eine Kutsche und gleich sprang ein Mädchen aus ihrem Jahrgang herein. Es war eine Hufflepuff namens Davena Hume.
"Hi Eli! Hi Colin!", strahlte sie die Jungs an. Mit einem nicht zu verkennenden Naserümpfen fügte sie noch hinzu: "Hallo Trixie."
"Tag!", brummte Trixie mit einer solchen Ablehnung in der Stimme, dass sich Colin wunderte, warum Davena die Kutsche nicht sofort fluchtartig verließ.
"Na, wie waren eure Ferien?", fragte Davena munter.
Aber eigentlich wollte sie garnicht hören, wie sie die Ferien verbracht hatten. Kaum einen Atemzug später fing sie an ohne Luft zu holen von ihrem Urlaub in Vietnam zu erzählen. Und erzählte... und erzählte...
Colin, Eli und Trixie tauschten genervte Blicke aus. Kaum einer von ihnen kannte Davena gut und dieses Geplapper ohne Punkt und Komma war geradezu grauenhaft. Jeder der drei war gottfroh, als die Kutsche endlich vor dem Schloss anhielt. Und Davena - Davena dachte vermutlich, sie wären appariert, so schnell hatten sie die Kutsche verlassen.


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