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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Meridith -3- Der Hogwarts-Express

von HauselfeLilian

Meridiths Wecker klingelte schon um fünf Uhr an diesem Morgen. Schnell brachte sie ihn zum schweigen, damit ihre Eltern nicht aufwachten, und schlüpfte aus dem Bett. Sie öffnete die ozeanblauen Vorhänge vor ihren deckenhohen Fenstern und öffnete die Tür zum Balkon. Am Horizont erstreckte sich gerade erst ein schwacher Lichtstreif. Sie atmete den Duft der blühenden Rosen ein und schloss genussvoll die Augen, als ihr eine angnehm kühle Brise entgegenwehte. Ihr Seidennachthemd flatterte um ihre Schenkel und der Wind spielte in ihren tiefschwarzen Locken. Ein paar Vögel in den Bäumen des Anwesens waren erwacht und fingen munter an zu zwitschern.
Sie ging zurück in ihr Zimmer. Gestern Abend hatte sie nicht mehr daran gedacht zu packen. Sie war viel zu sehr von dem, was ihre Elter ihr über Casimir Travers Vance erzählt hatten, vereinnahmt gewesen. Träumend war sie den ganzen Abend noch auf ihrem Balkon gesessen und hatte das Packen völlig übergangen.
"Dagi!", rief sie lauter, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
Mit einem leisen "Plopp" erschien die Hauselfe vor ihr und verneigte sich tief.
"Sie wünschen, Miss Meridith?", piepste Dagi.
"Bring mir meine Kleider! Und danach packst du meinen Koffer für Hogwarts!", befahl Meridith.
Die Hauselfe nickte eifrig und trippelte davon. Meridith schlüpfte aus ihrem Nachthemd. Dagi kam aus dem Schrank gelaufen und hielt ihr einen opalgrünen Seidenbrokatumhang mit silbernen Stickereien hin. Meridith riss ihn ihr aus den Händen und zog sich an.
"Soll Dagi auch Miss Meridiths Schmuck bringen?", fragte die Hauselfe ehrfürchtig.
"Natürlich sollst du das! Glaubst du etwa, dass ich so kahl hinausgehe?", antwortete Meridith barsch.
"Natürlich nicht, Miss Meridith! Verzeihen Sie der gedankenlosen Dagi!", sagte Dagi hastig und lief rasch an ihre Kommode um ihr ein Opalhalsband und die dazugehörigen Ohrringe und Fingerringe, die ihr Vater ihr zum elften Geburtstag geschenkt hatte, zu bringen.
"Und jetzt den Koffer!", blaffte Meridith ihre Dienerin an.
Dagi huschte durchs Zimmer und packte alles, was Meridith für Hogwarts benötgte sorgfältig in einen Schrankkoffer. Meridith wusste, dass sie sie eigentlich nicht dabei beaufsichtigen musste, dennoch tat sie es. Sie hatte sowieso keine Idee, was sie tun sollte, denn ihre Eltern schliefen noch.
"Wünscht Miss Meridith schon vor ihren Eltern zu frühstücken?", piepste Dagi.
"Warum in Merlins Namen sollte ich das tun wollen?", fauchte sie die Hauselfe an.
"Nun, Dagi bemerkte nur, dass Miss Meridith hungrig sind...", murmelte Dagi verlegen.
Meridith funkelte sie kurz empört an. Dann bemerkte sie, dass ihr Magen knurrte.
"Na, schön! Aber ich will ein langes Frühstück, hast du gehört? Mit viel Obst!", willigte Meridith ein.
"Alles, was Miss Meridith wünschen!", sagte Dagi und verschwand.
Meridith ging ins Bad um sich zu waschen. Als sie in das Speisezimmer kam, stand der erste Teil ihres Frühstücks schon bereit. Ein Glas frischen Cranberrysafts stand neben einem Schüsselchen aus Obstsalat aus Erdbeerbaum-Früchten, Galiamelone und Grapefruits. Meridith ließ sich an ihrem Platz nieder und sah sich um, ob Dagi noch in der Nähe war. Als sie sie nirgends entdecken konnte, fing sie hastig an zu essen. Sie hatte einen wahnsinns Hunger. Den ganzen Sommer über hatte sie sich von leichten Sachen, wie Salat, Gemüse und Früchten ernährt. Das machte sich bei ihrer Aufregung jetzt bemerkbar. Ja, sie musste es sich eingestehen, sie war ein bisschen aufgeregt. Sie freute sich schon auf die Schule. Das erste Jahr allein mit Calla zu verbringen, würde sicher spannend werden.
Sobald sie den ersten Gang beendet hatte, brachte Dagi den nächsten. Himbeer-Hyuganatsu-Marmelade auf frischem Toast. Aber erst als sie schließlich beim Naturjoghurt mit Jostabeeren angekommen war, betraten ihre Eltern das Speisezimmer.
"Guten Morgen, Mutter! Guten Morgen, Vater!", grüßte Meridith.
"Guten Morgen, Liebes! Hast du gut geschlafen?", fragte ihr Vater.
"Sehr gut, danke!", lächelte Meridith.
"Und bist du bereit für die Abreise? Hast du alles dabei? Der Hogwarts-Express fährt um elf!", sagte ihre Mutter.
"Ja, Dagi hat all meine Sachen eingepackt", antwortete Meridith. "Wir können pünktlich gehen."

Um viertel vor elf stand Meridith mit ihren Eltern auf Gleis neundreiviertel. Vor ihr stand die knallrote Lok des Hogwarts-Expresses und auf dem Bahnsteig herrschte schon reges Treiben. Von der Lok war sie, zugegebenermaßen, beeindruckt. Doch dieser zustand hielt nicht lange an. Als sie einen dunkelroten Haarschopf erblickte, waren alle ihre Gedanken wie weggeblasen.
Jedes andere Mädchen hätte wohl nach seiner besten Freundin gerufen, doch nicht Meridith. Sie ging zu Calla hinüber und tippte auf ihre Schulter.
"Miss Calla?", sagte sie höflich.
Calla drehte sich um und ein Strahlen breitete sich auf ihrem sommersprossigen Gesicht aus.
"Miss Meridith!", sagte sie erfreut.
Hinter ihr kamen Mr und Mrs Derrikson in Sicht, die Meridith und ihre Eltern standesgemäß begrüßten.
"Erlauben die Damen, dass ich ihre Koffer in den Zug bringe?", fragte Mr Derrickson.
Meridith und Calla lächelten zustimmend. Mr Derrickson zog seinen Zauberstab und mit einem Schnipsen hoben sich die Koffer eine Handbreit in die Luft, sodass er sie mühelos zu den Waggongs dirigieren konnte.
"So, das ist es also...", schniefte Callas Mutter.
"Ja, das ist es wohl..", seufzte auch Meridiths Mutter.
"Was denn?", fragten Meridith und Calla im Chor.
"Das erste Mal, dass ihr ganz allein sein werdet", sagte Callas Mutter betrübt.
"Ich kann es kaum glauben, dass ihr schon so groß seid...", meinte Meridiths Mutter bedrückt.
"Aber, aber, meine Damen, wir wollen doch keine schlechte Stimmung verbreiten!", sagte Meridiths Vater munter. "Ich wünsche euch beiden viel Spaß in Hogwarts. Meridith, ich erwarte, dass du mich über alles in Kenntnis setzt, was im Schloss passiert."
Er zwinkerte ihr zu.
In den Augen von Callas Mutter standen Tränen und keinen Augenblick später hatte sie sich ihrer Tochter um den Hals geworfen. Meridith drückte ihren Vater fest, der ihr sanft übers Haar streichelte und ihr alles Gute wünschte. Ihre Mutter stand unschlüssig vor ihr und schien mit sich selbst zu ringen. Auch ihre Augen waren feucht.
"Auf Wiedersehen, Mutter!", sagte Meridith sanft und nahm ihre Hände.
"Oh, mein liebes kleines Mädchen! Ich werde dich so vermissen!", schluchzte ihre Mutter plötzlich und küsste sie auf den Kopf. "Ich kann kaum glauben, dass ich dich auf eine Schule gehen lasse, die ich garnicht kenne! Bei Durmstrang wäre ich wenigstens sicher, dass du in guten Händen bist!"
"Keine Sorge, Mutter. Ich kann schon ganz gut auf mich aufpassen! Und ich werde euch jede Woche Apollo mit einem Brief vorbeischicken!", versprach Meridith.
Ihre Mutter ließ sie los und betrachtete sie mit trauriger Miene. Dann kam auch Callas Vater um sich von ihr zu verabschieden.
"Eure Koffer sind im dritten Abteil ganz hinten. Ihr werdet eine ruhige Fahrt haben, so weit weg von der Lok", sagte Mr Derrickson und küsste seine Tochter ein letztes Mal aufs Haar.
Meridith und Calla sahen sich an, sagten nocheinmal auf Wiedersehen und stiegen in den Zug. Das Abteil, das Mr Derrickson für sie ausgesucht hatte, war abgesehen von Meridiths Uhu Apollo in seinem Eulenkäfig und Callas Knieselkätzchen Naenia, das laut in seinem Korb miaute, komplett leer. Die beiden Mädchen stellten sich ans Fenster um ihren Eltern noch ein letztes Mal zum Abschied zu winken. Dann ertönte ein lauter Pfiff und der Hogwarts-Express setzte sich in Bewegung. Sie sahen ihre Eltern am Fenster vorbeiziehen und immer kleiner werden. Dann fuhr der Zug um eine Kurve und sie waren außer Sicht.

Meridith und Calla ließen sich auf die Sitze am Fenster fallen. Sie grinsten sich an. Zum ersten Mal waren sie allein. Keine Eltern, die auf sie aufpassten, keine Leute mit denen sie sich zwangsweise abgeben mussten, keine Pflichten, die sie zu erfüllen hatten. Es war ein tolles Gefühl, sich einfach mal um seine beste Freundin kümmern zu können und sich nicht nur gegenseitig Briefe zu schreiben. Meridith bekam langsam ein Kribbeln im Bauch. Hogwarts - Schule - Unabhängigkeit. Die Ungewissheit, was kommen würde, machte ihr nichts aus. Auch Calla war deswegen nicht nervös. Sie saß völlig entspannt auf dem Sitz gegenüber und musterte das Abteil.
"Ein bisschen schäbig wirkt es ja schon, findest du nicht?", bemerkte Calla spitz.
"Ja, bei der hübschen Lok hatte ich auch mehr erwartet", gab Meridith zu.
"Hier sollte mal ein ordentlicher Trupp Hauselfen durchgeschickt werden!", meinte Calla.
"Da hast du recht, es ist wirklich enttäuschend auf diese Art zur Schule gebracht zu werden", nickte Meridith.
"Na, wenigstens seid ihr direkt auf den Bahnsteig appariert. Ich musste durch den Bahnhof mit den ganzen Muggeln!", sagte Calla und hob zweifelnd eine Aubenbraue.
"Durch die Muggel? Wirklich?", sagte Meridith und rümpfte die Nase. Calla nickte verstört.
"Du Ärmste!", schnaubte Meridith.
Naenia, das Knieselkätzchen miaute ängstlich in ihrem Korb.
"Denkst du, ich kann sie rauslassen? Sie mag es nicht, eingesperrt zu sein. Ich hab sie nur mit aller Mühe in den Korb gekriegt", sagte Calla.
"Ja, lass sie raus, mehr als die ohnehin zerschlissenen Sitze zu zerkratzen kann sie sowieso nicht tun. Wer weiß, vielleicht leisten sie sich dann nächstes Jahr neue", sagte Meridith.
Calla schnaubte belustigt. Sie nestelte am Verschluss des Korbes herum und als sie ihn aufbekam, kam das schwarze Kätzchen sofort herausgehüpft. Es stolzierte mit hoch erhobenem Schwanz auf der Stizbank herum und ließ sich dann neben Calla nieder um sich die weißen Pfötchen zu lecken.
"Siehe da, sie ist dir sogar ähnlich!", lächelte Meridith.
Calla grinste verlegen und streichelte über den schönen Kopf des Kätzchens.
"Jetzt erzähl schon, wie war dein Urlaub?", fragte Meridith neugierig.
"Heiß!", stöhnte Calla. "Und die Luft war unglaublich freucht, man konnte kaum atmen!"
Meridith kicherte vergnügt. Das war typisch Calla. Zuerst kamen die Beschwerden und dann alles andere.
"Aber sonst kann ich eigentlich nicht klagen. Ich konnte den ganzen Tag in der Wärme liegen und lesen, ohne dass sich jemand beschwert hat. Mutter und Vater haben sich die wilden Tiere angesehen und mich aus Vorsicht bei Großtante Rowan gelassen. Und die hat sich in ihrem Haus versteckt. Ich hatte also einen ganzen Monat lang meine Ruhe", erzählte Calla.
"Und was hat deinen wissbegierigen Geist einen ganzen Monat lang so sehr befriedigen können, dass du diese Hitze einfach so ausgehalten hast?", wollte Meridith verschmitz wissen.
Calla lächelte verhalten und fing dann an in ihrem Koffer zu kramen, der oben im Gepäcknetz verstaut war.
"Wo ist es denn?", murmelte sie vor sich hin, während sie den ganzen Koffer durchstöberte. "Wenn Donny es vergessen hat - sag bloß dieser dämliche Hauself hat es nicht eingepackt! Ah, nein, da ist es ja!"
Sie zog ein dickes Buch heraus, auf dessen Titel ein gutaussehender blonder Zauberer mit strahlendem Lächeln zu sehen war. Sein Foto zwinkerte ihnen zu und er winkte freundlich in die Kamera.
"Zauberisches Ich - die Biographie von Gilderoy Lockhart!", strahlte Calla.
"Wo hast du das denn her?", fragte Meridith verdutzt.
"Tja... eigentlich ist es ja noch garnicht veröffentlicht, aber mein Vater kennt jemanden, der in Lockharts Verlag arbeitet und dieser jemand hat sich mit einer klitzekleinen Spende dazu überreden lassen, mir eine Kopie der Rohfassung zu machen", zwinkerte Calla.
"Ist nicht wahr!", sagte Meridith verdutzt.
Sie blickte sehnsüchtig auf das dicke Buch in Callas Hand. Sie hatten schon viele Ratgeber von Gilderoy Lockhart in die Finger bekommen und waren seither hellauf begeistert von ihm. Bei dem, was dieser gutaussehende Mann alles geleistet hatte, konnte man ihnen das auch nicht verdenken. Werwölfe, Todesfeen und Vampire hatte er schon besiegt und hatte sogar ein ganzes Jahr bei einem Yeti verbracht. Am liebsten hätte sie Calla das Buch sofort aus der Hand gerissen um sich darin zu vergraben, aber das gehörte sich schließlich nicht. Ihre beste Freundin hatte ihren Blick längst bemerkt. Sie steckte das Buch wieder in den Koffer zurück, lächelte und meinte: "Du bekommst es, sobald wir im Slytherin-Gemeinschaftsraum sind, dann kannst du jeden Abend darin lesen."
"Oh, danke-", setzte Meridith gerade an, als die Abteiltür aufgerissen wurde.
"Habe ich da gerade Slytherin gehört?", schnarrte eine Stimme.
Dann trat ein Junge mit weißblondem Haar in ihr Abteil. Im Schlepptau hatte er zwei breite, recht dümmlich aussehende Jungen.
"Master Draco!", sagte Meridith empört über dieses rüpelhafte Auftreten.
"Miss Meridith, Miss Calla! Verzeiht diese unpassende Begrüßung!", sagte Draco Malfoy hastig und neigte den Kopf.
"Das will ich wohl meinen!", sagte Calla entgeistert.
"Um mein Verhalten zu entschuldigen, ich hatte heute noch nicht das Glück, so reizenden Personen wie euch zu begegnen!", erwiderte Draco schnell.
Meridith und Calla fühlten sich dadruch etwas milder gestimmt.
"Wie geht es den Ladys?", fragte Draco höflich.
"Sehr gut, Miss Calla erzählt gerade von ihrem Urlaub in Zentralafrika. Möchtest du zuhören, Master Draco?", antwortete Meridith kühl.
"Miss Meridith!", rief Calla verärgert.
"So sehr mich Miss Callas Urlaubserlebnisse auch reizen, leider muss ich die Damen nun verlassen. Es gibt noch viel für mich zu tun. Ich hoffe, wir sehen uns heute Abend im Gemeinschaftsraum! Bis bald!", entgegnete Draco und wandte sich zur Tür.
"Selbstverständlich, Master Draco! Bis bald!", lächelte Meridith verschmitzt.
"Crabbe! Goyle!", rief Draco und die beiden Jungen dackelten ihm hinterher.
Meridith ließ die Abteiltür zufallen und setzte sich dann wieder Calla gegenüber.
"Du kannst ihn doch nicht einfach dazu einladen hierzubleiben! Ich will ihm doch nicht von meinem Urlaub erzählen!", sagte Calla entsetzt und funkelte sie böse an.
"Beruhige dich! Ich wusste, dass er nicht bleibt!", grinste Meridith.
"Woher konntest du das wissen!?", empörte sich Calla.
Meridith zuckte mit den Schultern.
"Ich wusste es eben", schmunzelte sie.
Calla bekam rote Flecken auf den Wangen und schaute immernoch verärgert, aber dann wich alle Luft aus ihr und sie war wieder ganz die Alte.

Die Landschaft wurde allmählich immer wilder und draußen wurde es zunehmend dunkler. Gegen Mittag war eine Hexe mit einem Imbisswagen vorbeigekommen. Meridith und Calla hatten sich Kesselkuchen, Kürbissaft und Schokofrösche gekauft und packten jetzt genüsslich die Schokolade zum Nachtisch aus. Im Zug flammten die Lichter auf. Erst jetzt bemerkte Meridith wie lange sie eigentlich schon unterwegs waren.
"Wir sollten uns umziehen!", bemerkte Meridith mit einem Blick auf Callas zementgrauen Damastumhang, den sie ihr letztes Jahr als Mitbringsel aus Ägypten geschenkt hatte.
Sie öffneten ihre Koffer und kleideten sich in ihre schwarzen Schulumhänge.
"Da fällt mir ein, ich hab dir noch was mitgebracht!", sagte Calla und griff in ihren Koffer.
Sie zog ein mit Seidenpapier umwickeltes Geschenk heraus und hielt es ihr hin. Meridith nahm es erfreut an. Sie wickelte das Päckchen aus. Heraus kam ein kleines Männchen, das aus dunklem Baumholz geschnitzt war, eine furchtbare Grimasse zog und "Haare" aus Schlangenschwänzen hatte.
"Was ist das denn?", fragte Meridith zwischen Belustigung und Ekel.
"Das ist ein Woodoo-Püppchen von einem pygmäischen Medizinmann. Es soll bei Verwünschungen und Flüchen helfen. Meine Großtante Rowan sagte, damit kann man jemanden sogar über einen ganzen Kontinent hinweg verfluchen!", erklärte Calla begeistert. "Ich dachte, sowas interessantes gefällt dir bestimmt!"
"Das tut es!", sagte Meridith nun vollauf begeistert. "Das tut es wirklich!"
Calla lächelte verlegen.
Der Hogwarts-Express fuhr immer weiter in die Nacht hinein und dann fiel Meridith ein was sie vergessen hatte. Im Nachhinein konnte sie garnicht sagen, wie sie es so lange nicht hatte erwähnen können. Doch jetzt musste es einfach raus.
"Ich muss dir unbedingt noch was erzählen, Calla! Meine Eltern haben mich gestern Mittag in den Salon gerufen und, du wirst es nicht glauben, aber sie haben schon jemanden für mich gefunden. Ich werde nach der Schule heiraten!", platzte Meridith heraus.
Callas Gesichtsausdruck war unbeschreiblich. Zuerst riss sie die Augen auf, dann wanderten ihre Brauen in ungeahnte Höhen, danach bekam sie einen Hauch rosa auf den Wangen und schließlich bogen sich ihre Lippen zu einem strahlenden Lächeln.
"Nicht dein ernst!", hauchte Calla.
Meridith nickte aufgeregt.
"Bei Merlin! Ich kann es nich fassen!", keuchte Calla.
Einen Moment später hatte sie sich Meridith um den Hals geworfen und gratulierte ihr aus tiefstem Herzen.
"Ich kann nicht glauben, dass du so ein Glück hast!", sagte sie ganz verdattert.
"Meinst du wirklich?", lächelte Meridith verlegen.
"Natürlich! Ihr werdet so viel Zeit haben um einander kennenzulernen! Denk nur dran, was ihr alles schon zusammen erleben könnt, bevor ihr heiratet! Ich wünschte, meine Eltern würden auch bald jemanden für mich finden!", sagte Calla fast neidisch.
Meridith atmete erleichtert auf. Sie und Calla waren sich doch ähnlicher, als sie immer zugeben wollten. Sie hatte nicht erwartet, dass Calla sich darüber beschweren würde, doch darauf dass sie sich so für sie freute, war sie auch nicht vorbereitet gewesen.
"Erzähl mich alles, Meridith! Ich will jedes Detail wissen!", fordete Calla.
"Also gut, hör zu: Es hat schon ganz komisch angefangen, als Mutter mich zu Vater in den Salon gebeten hat...", fing Meridith an zu erzählen. Und sie endete erst, als der Hogwarts-Express immer langsamer wurde und in einen dunklen Bahnhof einfuhr. Calla schaffte es kaum noch den Mund zu schließen, bis eine Stimme durch die Waggons schallte: "In fünf Minuten kommen wir in Hogwars an. Bitte lassen Sie ihn Gepäck im Zug, es wird für Sie zur Schule gebracht."

Nachdem Calla den Mund wieder zugeklappt hatte, packte sie ihr Knieselkätzchen wieder in den Korb und erhob sich. Naenia sah ihrer Herrin mit großen gelben Augen hinterher, als sie mit Meridith das Abteil verließ. Sie sprangen aus dem Waggon auf den dunklen Bahnsteig und sahen sich neugierig um.
"Was glaubst du, wo müssen wir hin?", wollte Meridith gerade fragen, als auch schon der erste Ruf ertönte: "Erstklässler! Erstklässler hier rüber!"
"Du meine Güte! Was ist das denn für ein Wilder?!", piepste Calla erschrocken, als sie den riesigen Mann mit dem haarigen Gesicht sah. Über seinem Kopf schwenkte er eine Lampe. Meridith fiel der Mund auf. Der Mann musste mindestens drei Meter in der Länge messen und von seinem Umfang wollte sie garnicht erst anfangen. Vorsichtig traten sie ein paar Schritte näher an den Mann heran.
"Nu mal los, mir nach - noch mehr Erstklässler da? Passt auf, wo ihr hintretet! Erstklässler mir nach!", dröhnte der Mann und setzte sich in Bewegung.
Meridith und Calla folgten in einigem Abstand den anderen Erstklässlern, die ihm folgsam hinterhertrotteten. Sie gingen einen steilen Pfad zwischen Bäumen hinunter, die in der Dunkelheit kaum zu erkennen waren. Überall war Schlamm, was Meridith die Nase rümpfen ließ. Den ganzen Weg lang redeten sie kein Wort, nur Calla sagte einmal: "Bei Merlins Bart, können die sich hier keine ordentlichen Wege leisten? Mutter sagte, wir würden von Kutschen abgeholt!"
"Augenblick noch, und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts", rief der Wilde über die Schulter. "Nur noch um diese Biegung hier."
"Ooooooooh!", schallte es plötzlich von allen Seiten.
Sie waren am Ufer eines großen Sees angelangt. Auf der anderen Seite auf einem hohen Berg thronte ein riesieges Schloss mit vielen Zinnen und Türmen, dessen beleuchtete Fenster zu ihnen herüberfunkelten.
"Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt!", sagte Meridith überrascht.
Ihr Vater war nach Hogwarts gegangen und hatte ihr schon viel davon erzählt, aber dass das Schloss so riesig war, hatte er mit keinem Wort erwähnt.
"Nicht mehr als vier in einem Boot!", rief der riesenhafte Mann und deutete auf eine Flotte kleiner Boote, die am Ufer dümpelten.
Meridith und Calla stiegen vorsichtig in ein Boot. Zu ihnen setzten sich Draco Malfoy und ein blasses Mädchen mit langen blonden Wellen und großen blauen Augen.
"Alle drin?", rief der Wilde. "Nun denn - VORWÄRTS!"
Die kelinen Boote zogen alle gleichzeitig an und so fuhren sie über den schwarzen See. Sie näherten sich den Felsen auf denen das Schloss gebaut war.
"Köpfe runter!", rief der Riese, als die Boote durch einen Vorhang aus Efeu glitten, der von den Felsen herabhing. Jetzt fuhren sie durch einen dunklen Tunnel, der sie tief in den Berg hinein zu einem unterirdischen Hafen führte. Draco Malfoy war so freundlich den drei Mädchen aus dem Boot zu helfen und sie sprangen leichtfüßig auf die Anlegestelle. Dann folgten sie dem großen Mann einen Felsgang hinauf, der auf einer feuchten Wiese im Schatten des Schlosses endete. Sie stiegen eine lange Steintreppe empor und sammelten sich vor dem riesigen Eichenportal des Schlosses. Der Wilde sagte noch irgendetwas zu einem Jungen, dann hob er die Hand und pochte laut gegen das Holz.


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