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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Junaid -1- Fahims Falken

von HauselfeLilian

"Junaid! Junaid, wach auf!"
Junaid grummelte etwas Unverständliches und zog sich beim umdrehen die Decke über den Kopf. Jemand zerrte an seiner Decke und rüttelte ihn.
"Junaid, steh auf! Steh endlich auf! Fahims Falken sind da!", quäkte die nervige Stimme seiner kleinen Schwester. Junaid schlug entnervt die Decke zurück und schaute sie böse an. Sie würde ja doch keine Ruhe geben, wenn er nicht aufstand.
"Duha, was soll das, es ist Wochenende!", fuhr er seine kleine Schwester an.
"Aber Fahims Falken sind da! Sie sind endlich gekommen!", sagte sie mit ungezügelter Begeisterung.
"Verschwinde endlich, damit ich mich anziehen kann!", fauchte Junaid Duha an. Sie rannte schnell aus dem Zimmer. Junaid seufzte und zog sich gemächlich an. Er konnte ihre Freude ja verstehen. Als er seinen ersten Brief der Madrasa al Fahim bekommen hatte, war er genauso aufgedreht gewesen. Noch dazu waren Fahims Falken, wie die Postfalken der Schule genannt wurden, besonders schön. Ihr Gefieder glitzerte samtgolden und sie waren geradezu schneeweiß an den Bäuchen. Laut der Schullegende stammten diese Falken von dem Begleittier ihres Gründers Abraham Fahim ab und wurden schon seit Jahrtausenden aus dieser uralten Blutlinie gezüchtet. Es waren faszinierend intelligente Vögel. Junaid beeilte sich ein bisschen um noch einen kurzen Blick auf die Falken werfen zu können, bevor sie wegflogen.
Als er in die Küche kam, saßen beide noch auf der Fensterbank. Er betrachtete die Briefe.

Duha Najwa Kader

Nein, das war der seiner Schwester.

Junaid Imram Kader
Großareal Abu Simbil
Peripherie-Kataster 3
Oase am Nasser See NNO
Aswan Weg 5


Das war sein Brief. Junaid schmunzelte. Dekan Abujamal war wirklich ein äußerst genauer Mensch. Er band den Brief vom Bein des Vogels los, Duha nahm dem anderen ebenfalls ihren Brief ab, und die beiden goldenen Falken erhoben sich in die Lüfte und verschwanden bald im Blau des Himmels.
"Guten Morgen, mein kleiner Prinz!", begrüßte ihn seine Mutter, die soeben die Küche betrat. Sie wuschelte durch sein dunkelbraunes Haar. Ihr Blick fiel auf den Brief in seiner Hand.
"Oh, wie schade, jetzt habe ich Fahims Falken verpasst!", sagte seine Mutter milde enttäuscht. Sie stellte einen Korb frischer Datteln auf die Arbeitsplatte und gab ihm und Duha eine Handvoll davon. Die Kinder aßen im Stehen und sahen ihrer Mutter zu, wie sie die Einkäufe vom heutigen Morgen verstaute. Sie gab ihnen noch einen Becher Ziegenmilch und fachte die Feuerstelle an.
"Wo ist Vater?", wollte Junaid wissen.
"In seiner Werkstatt, mein Schatz", antwortete seine Mutter lächelnd.
"Darf ich ihm helfen?", fragte Junaid.
"Natürlich, wenn du möchtest. Dann kannst du ihm auch gleich ausrichten, dass wir heute noch nach Kairo müssen um eure Schulsachen einzukaufen", sagte seine Mutter. "Was brauchen wir denn dieses Jahr?"
Junaid öffnete hastig seinen Brief. Er begann nun sein viertes Jahr an der Madrasa al Fahim und die Schulbriefe fand er mittlerweile so langweilig, dass er fast vergessen hätte seinen zu öffnen. Duha hingegen saß schon seit einer Weile im Schneidersitz auf dem Boden und hatte sich in den Brief vergraben.

Sehr geehrter Mr Kader,

das neue Schuljahr beginnt, wie jedes Jahr, am 1. September.
Bitte beachten Sie, dass die Karawanen an drei verschiedenen Orten zur Abholung der Schüler bereitstehen und zu verschiedenen Zeiten ihre Stationen verlassen. Die Karawane von Kairo zum Tal der magischen Urväter verlässt die Station um sieben Uhr morgens, die Karawane von Luxor aus geht um elf Uhr und die Karawane des Nasser Sees verlässt das Ufer um vierzehn Uhr am Nachmittag.
Nehmen Sie außerdem zur Kenntnis, dass es Schülern, die das vierzehnte Lebensjahr erreicht haben, erlaubt ist, an ausgewählten Wochenenden die Oase von Abu Minqar zu Besuchen, sowie, mit der Erklärung der Erziehungsberechtigten, die Katakomben des Toth zu nutzen.
Beiliegend erhalten Sie die Listen der für das Schuljahr erforderlichen Bücher. Enthalten ist außerdem die Einverständniserklärung zur Nutzung der Katakomben.

Mit freundlichen Grüßen

Professorin Akilah Hakim
Flügelaufseherin - Umm Iqbal


Junaid legte den Brief auf den Küchentisch und zog die Liste für die neuen Bücher heraus.

Benötigte Unterrichtsmaterialien - Flügel Iqbal

-Metamorphosen und Transmutationen
von Asaph Sherazi
-Zaubersprüche und Formeln von Asim Rostami
-Schilder und Waffen von Haggai Alinejad
-Die wirklichen Fragen von Maeleth Ali
-Das alte Ägypten von Bityah El-Ghazzawy
-Hiroglyphen: Die Bildsprache von Shahrazad Attar
-Instinktives Verhalten von Alphaios Bousaid

Junaid hielt seiner Mutter den Brief hin. Sie las sich kurz alles durch und nickte dann.
"Gut, das ist nicht viel. Wir brauchen aber noch Duhas Grundausrüstung. Alles andere schicke ich ihr nach, sobald sie ihrem Flügel zugeteilt wurde", meinte seine Mutter.
In der Madrasa al Fahim hatten die Schüler nur drei allgemeine Schulfächer. Die anderen Fächer, die sie belegten, wurden nach dem Flügel, dem sie zugeteilt wurden, ausgesucht. In der Madrasa al Fahim gab es vier Flügel, die die Schüler nach ihren geistigen Fähigkeiten und Interessen aufteilten. Sie waren alle nach berühmten ägyptischen Zauberern oder Hexen benannt, die Meister dieser Gebiete gewesen waren. Die Flügel hießen Iqbal, Mu'tamid, Muhammad und Farghani.
Junaid gehörte zum Flügel Iqbal. Er konnte nicht leugnen, dass er neugierig war in welchen Flügel seine kleine Schwester gesteckt werden würde.
Wie von der Hummel gestochen rannte er plötzlich aus dem Haus. Die Werkstatt seines Vaters befand sich in einem Anbau des Hauses.
"Papa!", rief er freudig, als er durch die offene Tür kam. Sein Vater, ein großer schlanker Mann mit schwarzem Haar und langen Bartstoppeln, sah interessiert auf.
"Guten Morgen!", begrüßte er seinen Sohn. Junaid sah sich in der Werkstatt um. Neben seinem Vater in der Luft schwebte eine große Stoffbahn, die sich mit einer dicken Nähnadel von selbst vernähte.
"Woran arbeitest du?", fragte Junaid neugierig.
"An einem Zwei-Familien-Zelt für die Nomaden aus der schwarzen Wüste", antwortete sein Vater. "Was gibt es? Du strahlst so, kleiner Mann."
"Fahims Falken sind gekommen! Duha hat ihren Brief bekommen!", sagte Junaid. Auf dem Gesicht seines Vaters breitete sich ein Lächeln aus.
"Dann kommt sie auch endlich auf die Madrasa al Fahim", sagte sein Vater glücklich. "Da wird sie sich aber freuen."
In diesem Moment kam das kleine schwarzhaarige Mädchen verhalten lächelnd durch die Tür.
"Herzlichen Glückwunsch, meine Morgensonne!", rief er und sprang auf um seine Tochter sogleich zu umarmen.
"Danke...", murmelte Duha.
"Was ist los, mein Sonnenschein? Bist du nicht glücklich, dass du endlich zur Schule gehen wirst?", fragte sein Vater verdutzt, als er Duhas Miene sah.
"Doch schon...", nuschelte Duha.
"Aber?", schaltete sich Junaid neugierig ein.
"Was, wenn ich in einen anderen Flügel als Junaid komme? Dann bin ich ganz alleine und habe niemanden der auf mich aufpasst! Oder wenn ich in einen Flügel komme, der mir nicht gefällt?", sagte Duha kleinlaut.
"Duha, die Flügel in der al Fahim sind alle wundervoll und du würdest dich mit Sicherheit in allen Flügeln zurechtfinden. Außerdem könnte es je sein, dass du zu deinem Bruder nach Iqbal kommst. Deine beiden Cousins sind in Muhammad und deine Cousine Safiya kommt dieses Jahr auch an die Schule", sagte ihr Vater beruhigend.
"Aber wenn ich nach Mu'tamid oder Farghani komme?", piepste Duha ängstlich.
"Du bist doch vernünftig und klug genug um auf dich allein aufpassen zu können", redete ihr Vater auf sie ein. "Denkst du wirklich, Junaid müsste auf dich aufpassen. Der würde dir doch nur auf die Nerven gehen!"
Duha fing an zu kichern.
"Na, siehst du? Und nun geh zu deiner Mutter und sag ihr, dass ich nicht mit nach Kairo komme. Ich habe viel zu tun", sagte ihr Vater und strich ihr übers Haar. Duha wollte die Werkstatt gerade verlassen, als die Tür krachend aufschlug und ein Junge mit ebenso schwarzem Haar hereingestürmt kam. Er hatte knallrote Wangen, war völlig außer Atem und fuchtelte aufgeregt mit einem Brief.
"Junaid! - Der Brief! - Kairo!", brachte er noch heraus bevor er in die Hocke ging und tief durchatmete. Junaids Vater fing dröhnend an zu lachen. Auch er selbst musste über beide Backen grinsen. Der Junge, der um Luft ringend auf der Erde saß, war sein gleichaltriger Cousin Habib. Er wohnte mit Junaids Onkel, Tante, Cousin und Cousine am Marktplatz der Oase, keine drei Straßen weiter. Sie waren im selben Jahrgang an der Madrasa al Fahim, allerdings in verschiedenen Flügeln.
"Wir gehen heute - ihr doch auch?", schnaufte Habib.
"Sicher!", grinste Junaid und half seinem Cousin auf die Beine.
"Gut - Mutter ist mit Safiya und Muhammad schon auf dem Weg!", keuchte Habib.
Junaid und Habib gingen zurück ins Haus, wo er auch von seiner Mutter und seiner kleinen Schwester begrüßt wurde. Sie hatten kaum Zeit um sich umzuziehen, denn kaum zehn Minuten später stand fast die komplette Familie Sultan abreisebereit vor der Tür. Nachdem Junaid seine Tante Nura - die seiner Mutter Nimat, also ihrer Schwester, zum verwechseln ähnlich war, wenn sie nicht eine Nuance hellere Haare hätte - seinen zwei Jahre älteren Cousin Muhammad, der ebenso groß und schlank gebaut war wie er, und seine kleinen zarten Cousine Safiya begrüßt hatte, traten sie gemeinsam auf die Straße. Sie hielten sich alle an den Händen fest und mit einer Drehung ihrer Mütter waren sie alle im drückenden, dunklen Nichts verschwunden.

Auf einem lauten stickigen Platz tauchten die sieben Personen wieder auf. Sie standen mitten auf der Al Bargasi. Vor ihnen lag ein weitläufiger Platz mit vielen Marktständen und noch mehr Menschen.
"Und wieder ist der Basar voll...", beschwerte sich Junaids Tante Nura nach einem Rundumblick.
"Na, dann, mal sehen, was wir brauchen!", sagte Junaids Mutter und zog die Briefe aus der Tasche. Weit sollte sie allerdings nicht kommen.
"Oooh!", riefen Safiya und Duha, die zum ersten Mal auf dem Basar in Kairo waren, als sie einen Obststand erblickten.
"Mama, kann ich eine Orange haben?", fragte Safiya und zog Tante Nura an der Hand zum Stand.
"Mutti, bekomme ich ein paar Feigen?", bettelte Duha mit großen Augen.
Die Mütter wollten gerade nachgeben, als der Obsthändler mit einem empötem Schrei einem jungen Mädchen hinterher rannte. Das Mädchen hatte ihm eine Frucht gestohlen und er verfolgte sie mit wütenden "Du kleine Diebin!"-Rufen.
"Wohl besser nicht...", murmelte Tante Nura.
"Dann besorgen wir mal die Grundausrüstung für Duha und Safiya und ihr drei könnt euch ein wenig umsehen", schlug Junaids Mutter vor.
"Muhammad, pass bitte auf Junaid und Habib auf!", sagte Tante Nura.
Muhammad verdrehte genervt die Augen.
"Mum, können die beiden nicht bei euch bleiben?", erwiderte Muhammad verstört.
"Ich will keine Widerrede hören, mein Großer. Bleib einfach in ihrer Nähe und sieh zu dass sie keinen Unsinn machen", sagte Tante Nura verschmitzt.
"Wie soll ich das denn anstellen?!", fragte Muhammad entgeistert, aber Tante Nura lief mit Nimat, Safiya und Duha einfach davon. Muhammad drehte sich augenrollend zu Junaid und Habib um.
"Wenn ihr beiden-", setzte er mürrisch an, doch im selben Moment rief Habib auch schon: "Junaid, schau! Ein Scherzartikelstand!"
Habib und Junaid rannten an den Stand und Muhammad blieb nichts anderes als ihnen, wenn auch lautstark schimpfend und unter Protest, zu folgen. Die beiden Cousins verbrachten die ganze Zeit während ihre Mütter die Besorgungen machten damit, sich an Scherzartikelständen, Tierhändlern und Marihat-Ausrüstungs-Verkäufen aufhielten. Marihat war ein beliebtes arabisches Spiel, das auf fliegenden Teppichen, dem altbewährten Fortbewegungsmittel der ägyptischen Zauberer, gespielt wurde. Es war fast ein Nationalsport.
"Woah, schau mal Junaid, die haben den neuen Orient-Express zweihundert!", hauchte Habib begeistert, als er einen zusammengerollten kieselgrauen Teppich neben einem paar orangebrauner Ziegenlederfanghandschuhe entdeckte. Junaid drängte sich sofort an den anderen Jungen, die mit verträumtem Blick am selben Stand standen, vorbei um einen Blick darauf werfen zu können.
"-der neueste Prototyp aus der Alfarsi Knüpferei!", gab der Händler den staunenden Jungen bekannt. "Jeder einzelne wird handgeknüpft und verzaubert. Sie sind extra windschnittig und haben einen neuen Stabilitätszauber eingebaut! Die Gewichtsverlagerungssensibilität wurde ebenfalls verfeinert und beim neuen Orient-Express zweihundert wurden extra leichte Wollmischungen verknüpft um sie noch wendiger zu machen! Man kann sie sogar in Wunschfarbe bestellen. Der Standard-Teppich besteht allerdings aus kieselgrauer und heller elfenbeinfarbener Wolle."
Junaid und Habib sahen mit offenen Mündern zu wie der Händler den Teppich entrollte. Muhammad schnalzte genervt mit der Zunge. Er versuchte die beiden weiterzuziehen, doch er hatte keine Chance. Der hellgraue Teppich mit den elfenbeinfarbenen Ornamenten und Fransen sah atemberaubend aus. Er war sehr dünn und ungewöhnlich leicht. Außerdem war er schmaler als die sonstigen fliegenden Teppiche und nicht ganz so lang.
"Wow, wenn ich den zum Marihat spielen hätte!", seufzte Junaid und strich über den weichen Teppich.
"Meinst du, mein Vater kauft mir so einen?", überlegte Habib mit glitzernden Augen.
"Hoffentlich nicht!", meinte Muhammad eingeschnappt. "Jetzt kommt endlich weiter! Ich muss auch noch ein paar Sachen besorgen!"
"Ach, Muha, wenn du Marihat spielen würdest, würdest du es verstehen!", grinste Junaid.
"Tu ich aber nicht, ich habe Höhenangst! Und jetzt kommt endlich! Ich hab auch nicht den ganzen Tag Zeit!", pfiff sein Cousin ihn an und schleppte beide an ihren Kitteln davon.
Junaid und Habib sahen missmutig zueinander auf und ließen sich von Muhammad weiterziehen.
Muhammad schien heilfroh zu sein, ihre Mütter mit den kleinen Schwestern zurückkehrten. Junaid und Habib erging es nicht anders. Muhammad hatte sie zum Schluss beinahe gezwungen an einem Stand für alchemistische Essenzen anzuhalten und danach noch Papyrus und Kranichsfedern zu kaufen. Und sie hatten es wahnsinnig langweilig gefunden. So war auch Muhammad in ihren Augen. Zum Gähnen. Alles was er tat war lernen und lesen, lernen und lesen, lernen und...

Voll bepackt und mit strahlenden Gesichtern reisten sie zurück in ihre kleine Oase.
Da Safiya und Duha am Nachmittag nichts besseres zu tun hatten, als ihre neuen Schuluniformen anzuprobieren, und Junaids Mutter, seine Tante Nura und Muhammad ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Brauen von Zaubertränken, nachgingen, verzog sich Junaid mit Habib zu seinem Vater in die Werkstatt. Für die beiden gab es nichts besseres, als mit Junaids Vater in dem kleinen sauberen Raum zu sitzen, kühle Limonade aus frischen Zitronen zu schlürfen und sich Geschichten über die Nomaden, die ihre Zelte bei Junaids Vater kauften, anzuhören.
Am späten Nachmittag betrat Tante Nura die Werkstatt.
"Khayyam, kommt ihr zum Tee? Imran kommt in ein paar Minuten", sagte Tante Nura.
"Eine Minute noch!", sagte Junaids Vater mit einem Blick auf das sich selbst nähende Zelt. Tante Nura nickte kurz und ging hinaus. Nachdem sich das Zelt zu Ende genäht hatte, nahm Junaids Varter die zwei Jungen mit ins Haus.
Als Junaid seinen Onkel Imran erblickte, stürmte er sofort auf ihn zu. Onkel Imran lachte auf dieselbe dröhnende Art, wie sein Vater, und schloss ihn in die Arme. Sein Onkel war für Junaid das größte Vorbild. Er war Auror im ägyptischen Zaubereiministerium und erzählte oft von hitzigen Kämpfen und verzwickten Einsätzen. Junaid wollte nach seinem Schulabschluss unbedingt Auror werden und Onkel Imran hatte ihm angeboten, ihm dabei zu helfen. Sie setzten sich alle ins Wohnzimmer, an den niederen Tisch, der aus weinrotem Glas bestand. Jeder nahm sich ein gleichfarbiges Strickkissen zum Sitzen. Junaids Mutter kam mit der goldenen Teekanne herein und holte magisch ein paar Tassen herbei. Onkel Imran ließ sich stöhnend auf sein Kissen fallen und rieb sich sein Gesicht. Er sah müde aus. Viel müder als sonst.
"Was war denn heute los, Onkel Imran?", wollte Junaid neugierig wissen.
"War etwas Schlimmes?", fragte Tante Nura besorgt.
So zerschlagen kam Onkel Imran normalerweise nie von der Arbeit.
"Ihr werdet es in der Abendausgabe des Nilsehers lesen können", seufzte Onkel Imran.
"So schlimm?", fragte Nimat entsetzt und hob die Hände an den Mund. Onkel Imran nickte betrübt.
"Geht es um die Wüstenarmee?", wollte Khayyam wissen.
"Das tut es. Sie werden immer stärker. Immer brutaler. Und immer gefährlicher. Wir kommen kaum noch mit der Arbeit nach. Heute wurde die Spezialeinheit "Roter Turban" gegründet. Ich wurde zu ihrem Leiter ernannt", antwortete Onkel Imran.
"Das ist ja großartig, Liebling", sagte Tante Nura überrascht.
"Es ist eine große Ehre, ja...", sagte Onkel Imran. "Aber es ist auch ein hartes Stück Arbeit. Der Minister will Ergebnisse sehen, nur deshalb wurde die Abteilung eröffnet. Wir sollen Tariq Saddam Zaman - den Anführer der Wüstenarmee - und seine obersten Generäle aufspüren und festnehmen. Aber das ist nahezu unmöglich. Sie sind alle versteckt. Über Zaman ist nur bekannt, dass er Paranoid ist. Wir kennen nichtmal sein Gesicht! Einen Sohn hat er, soviel wissen wir, aber da enden unsere Informationen auch schon. Es gibt Gemunkel über einen versteckten Palast, in dem sich Zaman unter Schutz seiner Generäle aufhalten soll... Nun ja, ich sage ja,... Gemunkel."
"Aber was ist denn heute so schlimmes geschehen, dass sie gleich eine neue Spezialeinheit gründen?", drängte Khayyam.
"Sie haben ein Waisenhaus für junge Hexen und Zauberer in Kairo angegriffen", antwortete Onkel Imran endlich.
Die Mütter Nimat und Nura schlugen entsetzt die Hände vor den Mund. In diesem Moment schienen sie froh zu sein, dass Duha und Safiya oben im Haus spielten.
"Wir haben sie gewaltig unterschätzt. Jetzt machen sie wirklich ernst. Normalerweise haben sie immer nur die Kinder der Leute entführt, die sich ihnen entgegensetzen, aber nun haben sie erstmals eine staatliche Einrichtung angegriffen. Der Minister hat endlich eingesehen, dass wir härter gegen sie vorgehen müssen...", erzählte Onkel Imran weiter.
Junaid blieb der Mund offen stehen. Von der Wüstenarmee hatte er schon viel gehört. Besonders die kleinen Oasen, wie ihre hier im Süden, hatten schwer mit der Wüstenarmee zu kämpfen. Kinder aus wohlhabenden oder hochgestellten Familien wurden entführt um als Druckmittel gegen ihre Eltern benutzt zu werden. Kleine Oasen oder Nomadensiedlungen wurden angegriffen und zerstört. Bisher war das recht selten vorgekommen, aber in letzter Zeit häuften sich die Artikel in den Zaubererzeitungen.
"Und ist jemand- es wurde doch niemand- oder?", stammelte Nimat aufgeregt.
"Nein, glücklicherweise gab es nur Sachschaden und ein paar Verletzte", sagte Onkel Imran kopfschüttelnd. "Leider waren wir erst vor Ort als alles längst vorbei war. Wir haben keinen einzigen geschnappt."
"Hat sich denn niemand gewehrt? Das Waisenhaus liegt doch in einem Zaubererviertel!", rief Tante Nura entgeistert.
"Nein, es muss alles höllisch schnell gegangen sein. Ich habe die Hausmutter des Waisenhauses, Mrs Sultan - ja, auch eine Sultan - befragt. Sie sagte, sie hätte nichts bemerkt, bis mit einem riesen Knall die Hauswand des Waisenhauses gesprengt worden war", redete Onkel Imran weiter.
"Nein, wie furchtbar!", keuchte Tante Nura.
"Ja, durch die herunterfallenden Brocken sind einige der Kinder verletzt worden. Aber das schlimmste ist, dass vier der Kinder von ihnen entführt wurden. Ein Mädchen namens Fariha hat mir gesagt, dass es fünf Männer waren, die das Waisenhaus angegriffen haben. Ich habe hier die Fahndungsbilder der Kinder. Sie heißen Malik, Zaid, Soraya und Laila. Die vier sind gerade zwischen dreizehn und fünfzehn", sagte Onkel Imran und legte vier Blätter aus. Darauf waren die vier Kinder in schwarz-weiss zu sehen.
"Fariha erzählte mir, dass Laila die Wüstensoldaten wohl schon früher bemerkt hatte und eine Warnung zu den Jungen im Garten rief, aber die konnten nicht mehr flüchten. Außerdem will sie gesehen haben, dass Laila sich vehement gegen die Soldaten gewehrt hat... Vielleicht besteht noch Hoffnung für die vier. Bisher haben wir noch keines der entführten Kinder wiedergefunden", sagte Onkel Imran.
"Wirklich kein Einziges?", fragte Junaid verdutzt.
"Kein Einziges", seufzte Onkel Imran niedergeschlagen. "Wir haben eine Sonderkommision für die verschwundenen Kinder eingerichtet, aber die liefert bisher auch keine Hinweise. Die Wüstensoldaten verschwinden so schnell wie sie auftauchen. Wir bräuchten schon ein Frühwarnsystem um sie zu fassen zu kriegen."
Junaid und Habib, ja sogar Mohammad, lauschten mit offenen Mündern dem was Imran zu sagen hatte.
"Wir sollten in nächster Zeit sehr wachsam sein. Ich glaube, dass sie auch bald hier auftauchen werden, sobald die Großstädte mit Auroren und Strafverfolgungspatrouillen besetzt sind", merkte Onkel Imran an. Khayyam nickte langsam und Junaid fiel auf wie Tante Nura sofort näher an Habib heranrückte und ihm den Arm umlegte.
"Aber in der Schule sind wir doch sicher, oder?", wollte Muhammad wissen.
"Ich glaube, ihr seid nirgends sicherer als dort", antwortete Junaids Vater für Onkel Imran. Muhammad lächelte erleichtert.
"Nun aber zu etwas Erfreulicherem!", sagte Junaids Mutter streng und wischte das Thema damit vom Tisch. "Lujayn und Amal heiraten nächste Woche! Nura und ich haben das Meiste schon vorbereitet, aber wir brauchen noch Hilfe mit den Zelten und dem Essen!"
Junaid und Habib stöhnten auf. Seit Monaten gab es kein wichtigeres Thema für ihre Mütter als die Hochzeit von Tante Lujayn und ihrem Verlobten Amal Abujamal.
Habib und Junaid stürmten hinaus in den Garten. Ihre Väter schmunzelten, aber die Jungen wussten, wenn sie könnten, würden sie auch davonlaufen.
Junaid hörte Duha und Safiya durch das offene Fenster Kichern. Er holte tief Luft und sah in den nachtschwarzen Himmel. Der Vollmond stand hoch oben und wurde von ein paar Wolken überzogen.
"Gibt es auch noch was anderes als diese Hochzeit?", kommentierte Junaid belustigt das kindische Verhalten ihrer Mütter.
"So sind sie eben", sagte Habib und fing an zu grinsen. "Was meinst du, Jun, wer tanzt besser? Großcousine Shulammit oder Amals Nichte Debra?"
Junaid lachte auf und gab Habib einen Stoß.
"Debra gehört mir!", zwinkerte er.
"Na, das werden wir ja sehen!", gab Habib herausfordernd zurück.


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