Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Laila -10- Totental (Freunde-Special)

von HauselfeLilian

Es war schon spät in der Nacht, unzählige Sterne funkelten wie Diamanten am samtschwarzen Himmel und warfen feines silbernes Licht auf die hohen Dünen und die zerklüfteten Felsen. Ein kalter Wind zog durch das schmale Wüstental und raunte an den bröckeligen Felsen. Leise rieselte der Staub hinunter in den Sand und wurde davon geweht. Am Talausgang tanzten wilde Sandteufel auf und ab und versperrten die Sicht auf die meilenweit unbewohnte Sandödnis. Durch den Himmel zog sich ein verschwommener, rötlicher Schleier, der den kürzlichen Sandsturm anzeigte. Kein Vogel flog durch die Luft. Im dürren Gebüsch zirpten nur wenige Grillen.
Thurayya stand an der steil abfallenden Klippe und blickte über das Tal in den Himmel. Sie suchte nach einem Sternbild, das ihr half den Weg zurück zur Festung der Wüstenarmee zu finden. Im Sandsturm hatte sie die Orientierung verloren nachdem ein paar der Unteroffiziersanwärter ihrer Gruppe in Panik geraten und kopflos durch die Gegend getrudelt waren. Sie war nicht gerade erfreut darüber. Offizier Amirmoez hatte ihr den Auftrag gegeben mit den Anwärtern einen Nachtflug zu unternehmen um zu sehen, ob der Sandsturm vielleicht etwas nützliches hinterlassen hatte. Zwei Stunden vor Sonnenaufgang sollten sie spätestens zurück sein, doch mit der zerschlagenen und mutlosen Truppe, die dort unten im Tal um ein winziges Feuer kauerte, würde sie das wahrscheinlich nie schaffen. Dann würde sie alles ausbaden dürfen, weil sie die Verantwortung für einen Haufen Idioten trug, der in einem Wüstenstaat groß geworden war und sich nicht einmal selbst helfen konnte. Und gefunden hatten sie erst nichts!
Seufzend drehte sie sich einmal um sich selbst und ließ den Blick über den Teil des Himmels schweifen, der nicht von aufgewirbelten Sandwolken verdeckt wurde. Ihren Wegweiser hatte sie schnell gefunden. Dort, wo einst der andere Ausgang von einem Steinrutsch zugeschüttet worden war, standen die Plejaden in einem bläulich schimmernden Nebel und markierten die Richtung, in die sie zu fliegen hatten. Thurayyas Augen wanderten an den zerklüfteten Felswänden entlang über tote, geisterhafte Bäume und zitterndes Wüstengras. Aus schmalen Spalten im Fels schwärmten Wüstenlangohrfledermäuse in die Nacht hinaus und zogen in kleinen Schwärmen über das Lagerfeuer, wo sich einige Insekten gesammelt hatten. Unter einer einzigen noch lebenden Akazie hatte die Gruppe ihr Gepäck zusammengelegt. Thurayya bemerkte mit einem zornigen Aufwallen in der Brust, dass keine Wache aufgestellt worden war, weder beim Gepäck noch sonst. Gerade wollte sie nach einem Stein greifen um ihn einem der Anwärter an den Kopf zu schleudern, da bemerkte sie eine Bewegung links von ihr. Tief unten im Tal war in der samtenen Dunkelheit zwar kaum etwas zu erkennen, doch mit ihren scharfen Augen nahm sie dort unten eindeutig etwas wahr. Wutentbrannt packte sie zwei scharf gezackte Steine und schleuderte sie zielgenau nach unten ans Lagerfeuer. Sofort hörte sie zwei schmerzvolle Aufschreie und die beiden Anwärter sprangen auf.
„Hesham! Yasmine! Hab ich euch nicht gesagt, ihr sollt die Umgebung gründlich absuchen?!“, brüllte sie und sprang von der Klippe über ein paar hervorstehende Felsen leichtfüßig herunter.
„Haben wir! Haben wir!“, kamen gleich die hektischen Entschuldigungen des Mädchens und des Jungen, doch sie hörte ihnen nicht zu. Schon war sie zwischen ein paar Büschen in der Dunkelheit verschwunden. Mit Genugtuung stellte sie fest, dass die beiden wenigstens diesmal so gescheit waren ihr zu folgen und hinter ihr durch die verdorrten Büsche brachen. Ein paar Schritte war sie in die Dunkelheit hineingelaufen, als sie in einiger Entfernung ein schlurfen hörte, als würde jemand über den Boden kriechen. Alarmiert zog sie ihr Messer aus der Tasche und starrte ins Dunkel. Da wollte sich wohl jemand an sie heranschleichen. Doch zwischen toten Bäumen und großen Felsen konnte sie kaum etwas erkennen. Behände wie ein junger Affe sprang sie auf den krummen Baum neben sich und kletterte bis zur Hälfte hinauf. Jetzt konnte sie weiter sehen. Doch die Dunkelheit war drückend und verschluckte alles in ein paar Metern Entfernung. Hesham und Yasmine holten sie ein und rannten direkt unter ihr hindurch. Allmählich hatten auch die anderen beiden Mädchen bemerkt, dass etwas los war, und kamen mit brennenden Stöcken hergelaufen.
„Aida! Malika! Keine Fackeln! Wollt ihr das Tal niederbrennen!?“, schrie sie die beiden an. Erschrocken blieben die Mädchen stehen und die größere von beiden trat hektisch ein paar Glutfunken aus, die im trockenen Wüstengras unter ihr gelandet waren. Doch selbst im flackernden Fackelschein konnte sie nichts erkennen. Über dem Tal lag eine unnatürliche Dunkelheit. Thurayya zog ein schwarzes, knorriges Etwas aus der Tasche ihres weißen Leinenkleids und steckte eine magische Kerze hinein. Es war ein Schrumpfarm. Ihre Hand des Ruhmes. Kaum hatte sie die Kerze entzündet, lag die Umgebung für sie in warmem Licht. Sie drehte den Kopf nach links und rechts und konnte endlich etwas erkennen. Ein paar Schritte neben dem nächsten Baum bewegte sich ein dunkles Bündel am Boden und Hesham hielt direkt darauf zu.
„Links, Hesham, dann hast du ihn!“, rief Thurayya ihm zu und sprang von ihrem Ausguck herunter. Kurz darauf hörte sie einen lauten Aufschrei und ein paar dumpfe Schläge. Dann kam Hesham keuchend angewankt, einen bewusstlosen und ziemlich verdreckten Jungen auf den Schultern. Yasmine hatte ein Bündel unter dem Arm, das nach einem kleinen Marihat-Teppich aussah. Hesham blieb ratlos vor ihr stehen.
„Keine Ahnung, wo der herkam!“, versuchte er sich erneut zu entschuldigen.
„Der war schon die ganze Zeit da!“, schimpfte Thurayya und ihre klangvolle Stimme hörte sich gar nicht mehr freundlich an. „Hättet ihr die Augen aufgemacht, hättet ihr ihn gefunden!“
Hesham und Yasmine sahen sie zerknirscht an und senkten die Köpfe.
„Jetzt steht nicht so dumm da! Bringt ihn zum Lager!“, befahl Thurayya entgeistert. Ihre Schützlinge kamen endlich in Bewegung und sie trieb sie zurück ans Lagerfeuer, wo schon ein paar junge Wüstenfüchse hoffnungsvoll an ihren Taschen schnupperten. Das Kleinere der Mädchen vertrieb sie mit einem überraschtem Aufschrei und Händegefuchtel. Hesham ließ seinen Gefangenen am Feuer ab und betrachtete ihn im warmen Licht. Thurayya hingegen baute sich vor der Gruppe auf, stemmte die Hände in die Seiten und schien vor Zorn einige Zentimeter zu wachsen.
„Malika!“, fuhr sie plötzlich das größere der Mädchen an. Malika zeigte keinerlei Reaktion. Weder Furcht noch Respekt waren ihr anzusehen. Sie nickte nur kurz mit dem Kopf zum Zeichen, dass sie sie gehört hatte. Thurayya bemerkte es mit einem kleinen Schmunzeln. Malika würde einmal eine gute Offizierin abgeben. Sie war durch nichts zu beeindrucken. Doch offenbar hatte das Mädchen bemerkt, dass sie wohl irgendetwas von ihr erwartete.
„Ich bewache die Vorräte“, sagte sie nur und ging dann auf Thurayyas zunicken zu den Taschen hinüber, die sie kurz kontrollierte und sich dann vor ihnen aufstellte. Thurayya wandte sich wieder den anderen zu.
„Aida, such die Umgebung nochmal ab und sieh nach, ob du noch mehr Besucher findest!“, gab sie an und stupste den Jungen mit dem Fuß. „Wenn du jemanden bemerkst, komm sofort zurück. Versuch nicht allein zu kämpfen. Und mach es richtig!“
Sie warf Yasmine und Hesham einen verächtlichen Blick zu. Aida ging sofort los und war nach ein paar Schritten in der Dunkelheit verschwunden. Die verbliebenen Anwärter starrten schuldbewusst zu Boden und trauten sich nicht aufzusehen.
„Und ihr beide“, fauchte Thurayya und steckte ihr Messer zurück in die Tasche. „Ihr sorgt für das Essen. Ich bin hungrig.“
Yasmine und Hesham machten sich dumpf murmelnd am Feuer zu schaffen. Da fiel Thurayya ein, was Offizier Amirmoez ihr beigebracht hatte: Ohne eine Strafe wird niemand seine Lektion lernen. Thurayya sah auf und beobachtete die beiden, die sich gerade ein paar Vorräte von Malika geben ließen.
„Ihr beide bekommt nichts zu essen“, fügte sie streng hinzu, als sie wieder ans Feuer traten. Yasmine und Hesham machten bestürzte Gesichter. „Ihr hättet beinahe dafür gesorgt, dass unsere Vorräte verloren gehen, wenn wir nicht sogar umgebracht worden wären!“
Yasmine und Hesham sahen entsetzt drein, doch sie senkten ohne zu Murren unterwürfig die Köpfe. Nun wandte sich Thurayya dem Jungen zu. Sie tastete seine zerrissenen Kleider ab, konnte aber keine Waffen finden. Dann drehte sie ihn auf den Rücken und sah ihm ins Gesicht. Er sah schwach aus. In seinem Gesicht und an seinen Armen und Beinen fanden sich überall Kratzer und Schürfwunden und über seine Schläfe zog sich eine blutverkrustete Platzwunde. Sein Gesicht kam ihr bekannt vor, doch sie wusste nicht, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte. Vermutlich war er in den Sandsturm geraten und abgestürzt. Genauso unbeholfen wie sich die Anwärter angestellt hatten, dachte Thurayya kopfschüttelnd. Sie untersuchte ihn kurz und als sie feststellte, dass er nicht schwer verletzt war, rief sie Hesham herbei, der ihm Handgelenke und Füße mit ein paar Seilen fesselte. Thurayya ließ sich von Yasmine einen Wasserschlauch geben und spritzte etwas Wasser über das Gesicht des Jungen. Sofort fing er an zu blinzeln und zu husten. Er öffnete langsam die Augen und versuchte sich aufzusetzen.
„Still! Bleib liegen!“, sagte Thurayya fast sanft und drückte seine Schultern auf den sandigen Boden. Die Pupillen des Jungen weiteten sich, als er sie sah. Furcht blitzte in seinen Augen auf. Er wollte sich aufrappeln, da bemerkte er, dass er Fesseln an Armen und Beinen hatte.
„Was wollt ihr von mir? Wo bin ich?“, rief er erschrocken und zerrte an den Seilen.
„Du sollst still sein, sagte ich!“, erwiderte Thurayya nun um einiges härter und bedachte ihn mit einem drohenden Blick. „Wenn du dich nicht wehrst, wird dir nichts geschehen.“
Es dauerte einen Moment bis ihre Worte Wirkung zeigten. Allmählich ließ der Junge die Arme fallen und sank auf den Boden zurück.
„Ich weiß, wer ihr seid!“, keuchte der Junge entsetzt. „Ihr seid von der Wüstenarmee!“
„Sieh an, du bist wohl ein kluger Kopf!“, schmunzelte Thurayya und beugte sich über ihn. „Wie lautet dein Name?“
Der Junge fixierte sie mit seinen dunkelbraunen Augen und schloss den Mund und presste die Lippen fest aufeinander. Thurayya hob eine Augenbraue.
„Du willst wohl nicht reden, was?“, sagte sie zu sich selbst und betrachtete sein Gesicht eingehend. Sie bemerkte zwei kleine rote Punkte an seinem Hals, wie von einem Schlangenbiss. Langsam dämmerte ihr, woher sie ihn kannte. Es war der Junge, der im Krankenflügel gelegen hatte, als sie sich beim Training mit Laila den Fußknöchel verstaucht hatte. Eine Amphitère aus den Weihrauchbäumen im Schulgarten hatte ihn gebissen. Damals waren seine Freunde an seinem Bett gesessen. Wie hatte ihn das Mädchen noch gleich genannt?
„Macht nichts, ich weiß auch so, wer du bist“, sagte sie schulterzuckend. „Du heißt Junaid, oder nicht?“
Dem Jungen klappte der Mund auf und er starrte sie mit unverhohlener Bestürzung an. Thurayya lächelte verschmitzt.
„Dachte ich's mir doch...“, sagte sie nur und wandte sich wieder von ihm ab. Yasmine kam zu ihr herüber und bot ihr eine Tasse heißen Tees an. Thurayya nahm sie ihr ab und beobachtete weiterhin ihren Gefangenen, der nun flach atmend vor Panik auf dem Boden lag und in den Himmel schaute.
Etwas knackte im trockenen Gebüsch. Alle zuckten zusammen und Thurayya war sofort auf den Beinen, doch es war nur Aida, die recht zerkratzt aus der Dunkelheit gestolpert kam.
„Ich hab niemand sonst gefunden, Unteroffizierin Nejem!“, meldete sie, die Hände auf die Seiten gepresst. „Ich hab jeden Winkel gründlich durchsucht. Wir sind allein hier.“
„Gut“, nickte Thurayya. „Dann setzt dich und iss mit mir, das hast du dir verdient. Und du auch, Malika!“
Malika merkte auf und kam ans Feuer gelaufen.
„Yasmine wird deine Wache übernehmen“, ordnete Thurayya an. Sie reichte Tee und Brot herum und die Mädchen ließen sich neben ihr nieder. Hesham hatte sich unterdessen neben Junaid niedergelassen und betrachtete ihn aus sorgenvollen Augen.
„Da haben wir einen guten Fang gemacht!“, erklärte Thurayya den Anwärtern. „Das ist ein Schüler aus der Madrasa al Fahim. Er muss wohl irgendwo bei den südlichen Oasen in den Sandsturm gekommen und hier ausgespuckt worden sein.“
„Woher weißt du das? Hat er das erzählt?“, wollte Malika wissen.
„Nein, aber ich erkenne ihn. Seinen Namen weiß ich aus der Schule“, antwortete sie.
„Mir ist immer noch nicht klar, was einen guten Fang aus ihm machen soll“, dachte Aida laut. Thurayyas Augen blitzten auf. Sie schluckte ihren Bissen Fladenbrot hinunter und warf ihr Haar über die Schulter zurück.
„Wenn ich mich nicht sehr täusche, ist er nicht nur ein einfacher Schüler, sondern auch der Neffe des Dekans...“, sagte Thurayya bedächtig und ließ den Blick zur Seite schweifen. Die beiden Mädchen neben ihr machten große Augen. Junaid erschrak so heftig, dass er zusammenzuckte.
„Aber wie kommt er dann hierher?“, fragte Malika zweifelnd.
„Weißt du das nicht? Der Dekan wohnt in einer Oase am Assuan. Von dort kam er vermutlich und ist direkt in den Sandsturm geraten“, erläuterte Thurayya zwischen zwei Happen.
„Er sieht nicht gut aus, Unteroffizierin!“, meldete sich Hesham zu Wort. „Bestimmt ist er hungrig und durstig!“
Thurayya wandte sich ihm stirnrunzelnd zu.
„Und haben wir genug Vorräte um ihn auch noch durchzufüttern, Hesham?“, entgegnete Thurayya barsch.
„N...nein...“, stammelte Hesham. „Aber sollten wir ihn nicht bei Kräften halten, wenn er so wichtig ist?“
„Du bist viel zu weich, Hesham!“, schnaubte Thurayya und erhob sich. „Trotzdem hast du vielleicht recht. Dann wäre er leichter zu transportieren. Immerhin hat er auch einen Teppich.“
„Ich gebe ihm auch von meinem Brot, wenn es sein muss. Aber bitte lasst ihn essen!“, bat Hesham und half Junaid sich aufzusetzen. Thurayya schnaubte missbilligend über seine Fürsorge, ließ sich aber dennoch erweichen. Sie hatten schon genug Zeit verloren. Vor Sonnenaufgang würden sie niemals in der Festung zurück sein, dafür würde es von Offizier Amirmoez schon genug Ärger geben. Dann wollte sie ihm wenigstens etwas mitbringen, das den ganzen Ärger wert war. Hesham hatte bereits einen Brotfladen geteilt und war neben Junaid niedergekniet.
„Du hast bei dem Gefangenen nichts mehr verloren, Hesham!“, sagte sie barsch und ließ sich neben Junaid auf die Erde fallen. Hesham sah sie irritiert an. „Wahrscheinlich wirst du noch so weich, dass du ihn gehen lässt! Das kannst du vergessen! Malika, sieh zu, dass sich Hesham von ihm fernhält!“
Damit scheuchte sie Hesham davon und begann kleine Fetzen von dem halben Laib zu zupfen. Sie hielt sie Junaid vor das Gesicht, doch er wollte nicht essen. Thurayya seufzte resigniert, rutschte zu ihm auf und sah in seine dunklen Augen. Sie hatte kein Mitleid mit ihm, aber trotzdem konnte sie nachfühlen, wie es war, sich zu fürchten. Und obwohl er einem gleichaltrigen Mädchen gegenüber saß, schien er genau das zu tun.
„Nun iss schon!“, forderte sie ihn etwas freundlicher auf und hielt ihm das Brotstück vor die Nase. Junaid schüttelte heftig den Kopf. Thurayya versuchte es mit einem sanften Lächeln.
„Wir haben einen langen Weg durch die Wüste vor uns. Du bist lange ohne Wasser und Nahrung ausgekommen, aber unter der heißen Sonne wirst du dich nicht lange halten können. Du musst etwas zu dir nehmen“, redete sie auf ihn ein. Junaid machte immer noch keine Anstalten zu essen, sondern schloss den Mund nur noch fester.
„Sei kein Dummkopf, ich bitte dich!“, drängte Thurayya. „Du hast keine Wahl! Du kannst mit uns kommen, ohne dich zu wehren. Wir werden dich an einen Ort bringen, wo du versorgt wirst. Oder aber du versuchst zu fliehen und wir werden dich mit Gewalt dorthin bringen. Und wenn du dich dort noch immer so benimmst, wirst du in einem der Kerker verhungern.“
Sie sah ihm tief in die Augen. Es schien als wäre ein schwaches Flackern hinter seine Augen getreten. Sie konnte fast zusehen, wie sein Wille erstarb.
„Glaub mir, ich schere mich nicht darum, wenn du verhungerst. Ich will dich nur zu meinem Offizier bringen, damit du uns nützlich sein kannst. Aber glaub bloß nicht, tot wärst du uns weniger nützlich. Wir können auch so noch viel mit dir anstellen. Es liegt also an dir. Falls du die Hoffnung hast zu entkommen oder deine Familie wiederzusehen, dann solltest du auch etwas dafür tun“, sagte sie leise und eindringlich. Junaid erwiderte ihren Blick und schluckte schwer. Sie konnte dabei zusehen, wie er langsam unter ihrem Gerede einlenkte, einen Entschluss fasste und langsam den Mund öffnete. Thurayya schob ihm das Brot hinein und er fing langsam und genüsslich an zu kauen.
„Sehr gut, das war schon mal ein Anfang!“, schmunzelte sie. Sie fütterte ihn weiter, bis er sich am trockenen Brot verschluckte und hielt ihm etwas zu trinken hin. Als er endlich fertig war, sagte sie ihm, er sollte ein wenig schlafen und ließ Malika als Wache bei ihm zurück. Selbst wickelte sie sich in eine dünne Decke ein, setzte sich ans Feuer und zog eine Papyrusrolle aus der Tasche.
„Wir werden ein wenig ausruhen und bei Tagesanbruch fliegen wir zurück“, sagte Thurayya, während sie die Papyrusrolle öffnete und über ihren Knien glattstrich. „Offizier Amirmoez wird wütend sein, wenn wir uns verspäten. Der Gefangene wird ihn besänftigen, also seht zu, dass ihr ihn nicht verliert.“
Sie betrachtete das leere Papyrus in ihrem Schoß eine Weile und zog dann ihr Silbermesser aus der Tasche. Aida und Hesham hatten sich schon interessiert vorgebeugt um einen Blick erhaschen zu können, waren aber enttäuscht wieder zurückgesunken, als sie bemerkt hatten, dass rein gar nichts darauf geschrieben war. Nun hob Thurayya ihre Hände über das Papier, umschloss die Klinge fest mit der linken Hand und mit einem silbernen Blitzen fuhr die Klinge durch ihre Handfläche. Sofort spritzte Blut und fiel sanft tröpfelnd auf die Schriftrolle. Doch dort blieb es nicht liegen und durchnässte sie. Es breitete sich wie Spinnweben über das ganze Papier aus, formte sich zu Linien und Kreisen, verschlang sich zu Schriftzügen und zeichnete einen Stern in die obere Ecke, der sich unablässig drehte.
Thurayya beugte sich über die Karte der Wüstenarmee und ließ die Augen forschend über das abgezeichnete Gebiet wandern. Sie hatte ein getreues Miniaturabbild der Schlucht vor sich. Fünf kleine rote Punkte scharten sich an dem Platz, an dem sie in Wirklichkeit ihr Feuer entfacht hatten. Auch ein schwarzer war unter ihnen und zeigte einen Feind an: Junaid, der gefesselt am Boden lag und vorgab zu schlafen. Hätte sie die Karte früher zu Rate gezogen, hätte sie gewusst, dass er dagewesen war. Doch sie hatte so viel anderes zu tun gehabt. Sie fuhr mit dem Finger die gezeichnete Schlucht entlang, bis zu dem Punkt, der den versperrten Ausgang markierte. Doch etwas Seltsames war mit der sonst so zuverlässigen Karte passiert. Dort, wo sich die undurchdringliche Dunkelheit auftat, schien sie verwischt und verwaschen zu sein. Irgendein Zauber musste hier am Werk sein. Vielleicht befand sich doch noch mehr in der Schlucht, als sie vermutet hatte. Am Morgen wollte sie sich noch einmal genau umsehen. Etwas stimmte hier nicht.
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie merkte auf. Aida und Hesham saßen mit Decken und um die Knie geschlungenen Armen ihr gegenüber und starrten mit trüben Augen ins Feuer. Yasmine war noch bei den Rucksäcken und Malika wachte über den Jungen. Sie sah wieder auf die Karte und der sternförmige Kompass fiel ihr ins Auge. Er drehte sich stetig um sich selbst und konnte keine Ausrichtung finden. Sie zog die Brauen zusammen und starrte in die Dunkelheit hinter sich. Es musste schon ein starker Zauber nötig sein, um die Karte so zu verwirren. Zamans Vorfahren selbst hatten sie angefertigt, hieß es, und mit uralter Magie belegt. Es musste Magie hier herrschen, die kein einfacher Zauberer vollbringen konnte. Wo waren sie nur gelandet? Was hatte es zu bedeuten, dass sie und der Junge vom Sandsturm ausgerechnet hierhin getragen wurden?
Thurayya nahm einen tiefen Atemzug und murmelte der Papyrusrolle einige altägyptische Worte zu. Die Karte verschwand, das Papyrus wurde wieder weiß und rollte sich von selbst zusammen. Thurayya verstaute Messer und Rolle wieder in ihrer Tasche und stand auf.
„Versucht zu schlafen, ihr alle!“, sagte sie zu ihren Untergebenen. „Ich bewache den Jungen!“
Sie warf Junaid eine Decke zu, in die er sich schnell einrollte, und setzte sich auf einen umgestürzten, alten Baumstumpf, von dem sie Blick über das Lager und die Vorräte hatte. Die Anwärter legten sich mit den Beinen zum Feuer und deckten sich mit den dünnen Tüchern zu. Thurayya hatte den Talausgang fest im Blick, doch obwohl die Karte nichts gezeigt hatte, war ihr nicht wohl mit der drückenden Dunkelheit im Rücken.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Er kann ausgezeichnet mit Schauspielern umgehen und schafft es, all seinen Filmen und Figuren viel Menschlichkeit einzuhauchen. Ich bin begeistert.
David Heyman über Mike Newell