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1 Moment - 5 Orte - Mhairi -10- Der Koboldmörder (Freunde-Special)

von HauselfeLilian

Es war dunkel und kalt. Alles was die feuchten, von grünen Algen bedeckten Steine erhellte, war ein schwaches, orangenes Licht von einer entfernten Natriumdampflampe, das durch einen schmalen Schacht in der Decke viel weiter vorn hereinfiel. Von der Decke tropfte langsam das Wasser, das durch den porösen Stein drang, und plitschte in eine schwarze Pfütze, die die Hälfte des engen Raumes einnahm. Entfernt war das Rauschen des Schmelzwassers in einem Kanal zu hören. Große braune Ratten raschelten in den Ecken und stritten sich lautstark um vergammelten Abfall oder angeschwemmte Essensreste. Dazwischen drang ein Wummern aus einem Gebäude in der Nähe, wo eine Rockband ein langsames, melancholisches Lied spielte und eine Frau mit rauchiger Stimme in ein altes Mikrofon sang.
Fauliger Kanalgestank verbreitete sich in jeder Ecke, vermischt mit den Abgasen der Autos, die auf der Straße auf und ab fuhren. In einem engen, quadratischen Raum der Londoner Kanalisation, abgetrennt durch runde Schmutzfanggitter aus rostigem Eisen, regte sich ein dunkler Lumpenhaufen in der Ecke. Die Ratten, die den Mann bisher für Abfall gehalten hatten, huschten unter aufgeregtem Quieken davon. Der Mann hustete heiser und krächzend. Seine Lunge pfiff und rasselte bei jedem Atemzug. Das Atmen fiel ihm schwer. Er zog seinen nassen, verdreckten Umhang enger um sich und eines seiner wachen grauen Augen blickte zwischen Kragen und dem inzwischen länger gewachsenen, dunkelgrauen Haar hinaus und suchte den Raum ab. Kein Fluchtweg, kein Schlupfloch, rein gar nichts war zu erkennen. Nichts hatte sich in den vielen Wochen verändert, nicht einmal die stinkenden Ratten, die zwischen seinen Beinen umherschlichen. Noch immer krächzte die Sängerin ein paar Gebäude weiter in ihr Mikrofon und der Bass wummerte dröhnend durch die Kanalrohre.
Captain Ahearn brach erneut in heiseres Husten aus und spürte wie es in seiner Lunge riss und zog. Er krümmte sich zusammen und sank schwach atmend gegen die nasse Steinwand. Zu lange hatte er in der Kälte und der Nässe gesessen. Seine Kraft hatte nach wochenlangem Nahrungsmangel nachgelassen. Die Chance, dass er heil aus der ganzen Sache rauskommen würde, schien immer mehr zu schwinden. Sein Zauberstab befand sich in den Händen dieses Verbrechers und er selbst war schwach, hungrig und sehr krank. Es fröstelte ihn und er zog den nassen Umhang noch enger um seine feuchten Kleider. Alles was er hatte, war das blutige Messer, das unbemerkt in seinem Stiefelschaft steckte und ihm beim Erlegen von ein paar Ratten geholfen hatte, als er noch flink genug dazu gewesen war. Doch auch das nützte ihm wenig. Es war zu stumpf um überhaupt daran zu denken sich durch die rostigen Gitter zu sägen. Und das war der einzige Weg hinaus. Er schloss für einen Moment die Augen und lauschte dem verwaschenen Klang der Rockband. Seit er überwältigt worden war, hatte er seinen Angreifer nicht ein einziges Mal gesehen. Genau genommen hatte er ihn überhaupt nicht gesehen, so feige wie er ihn hinterrücks geschockt hatte. Doch er wusste, wer es war. Er wusste, wer es gewesen sein musste. Es gab keinen Zweifel. Keiner hätte diese Informationen sonst besitzen können. Darum war er auch allein losgezogen. Er hatte nur vorsichtig sein und kein Aufsehen erregen wollen. Nur er allein hatte darauf kommen können, wer hinter all dem steckte. Bestimmt hatte sich der Nachahmer in Sicherheit gewogen. Hatte gedacht, keiner würde ihm je auf die Schliche kommen. Doch er hatte ihn entdeckt und versucht ihn zu stellen. Beinahe wäre es ihm gelungen, wenn er doch nur nicht so unvorsichtig gewesen wäre. Und nun saß er in der Falle. Seiner Zauberkräfte und Energie beraubt und vermutlich schon längst tot, wenn er sich nicht von Kanalratten ernähren und dreckiges Schmelzwasser von den Wänden trinken würde. Nicht ein einziges Mal hatte sein Angreifer vorbei gesehen. Wahrscheinlich hoffte er, er würde hier unten verrotten und sein Geheimnis mit ins Grab nehmen. Doch diesen Gefallen würde er ihm nicht tun. Er würde aushalten. Er würde einen Weg hinaus finden, wenn es auch noch so aussichtslos schien. Und es war aussichtslos. Er hatte versucht zu rufen, damit ihn die Leute auf der Straße hörten. Mit heiserer Stimme hatte er am Ende aufgegeben. Niemand hatte ihn gehört, niemand war gekommen. Jede Wand, jedes Gitter, den Boden und die Decke hatte er abgesucht, doch auch dort hatte er nichts gefunden, das ihm zur Flucht verhelfen würde. Im Moment blieb ihm nichts anderes, als seine noch verbliebenen Kräfte zu schonen, der Krankheit, die er ohne seinen Zauberstab nicht heilen konnte, zu trotzen, und in der Kälte auszuharren.
Flach atmend starrte er in zum fahlen Licht hin und lauschte nach Geräuschen die auf Hilfe hindeuteten. Noch nie hatte er sich in solch einer misslichen Lage befunden. Bei jedem Fall, jedem Einsatz und jedem noch so halsbrecherischem Auftrag hatte er immer einen Ausweg gefunden. Selbst wenn er allein unterwegs gewesen war, hatte er sich zu helfen gewusst. Und auch wenn es einmal aussichtslos erschienen war, war doch im rechten Moment Hilfe gekommen. Doch nun, da er auf eigene Faust unterwegs war, alle Vorsicht und Vernunft in den Wind geschlagen hatte, konnte er nicht einmal mehr hoffen, dass irgendjemand aus der Magischen Strafverfolgungspatrouille ihn suchen würde.
Etwas raschelte in der Ecke und Ahearn linste unter dem halb geschlossenen Auge hervor. Es war nur eine graue Ratte aus dem nächsten Abwasserkanal, die unter den matschigen, nassen Blättern im Schmutzfang nach etwas essbarem suchte. Doch sie war zu weit weg und es lohnte sich nicht sich anzustrengen, weil er mittlerweile zu langsam war um sie zu fangen. Seufzend wandte Ahearn den Blick zur Decke und zog die Knie an seinen Körper.
Wenn General Chadwick gewusst hätte, dass jemand aus seiner Abteilung entführt worden oder verschwunden wäre, hätte er wohl sofort mit Getöse und Geschrei von seinem zitternden Zierginsterbüschchen abgelassen und wäre höchstpersönlich mit einem ganzen Platoon seiner besten Leute ausgerückt um seinen Aufenthaltsort zu finden und ihn so gründlich auseinanderzunehmen, dass sie selbst die kleinste Assel darin entdeckt hatten. Ja, der General mochte vielleicht ein Hitzkopf und äußerst schwierig im Umgang sein, doch er sorgte sich um seine Untergebenen und wenn einem etwas zugestoßen war, dann kannte er für den Täter kein Erbarmen. Doch General Chadwick wusste nichts von der ganzen Misere, die eigentlich ein Erfolg im schwierigsten Fall des Jahrhunderts sein sollte. Und General Chadwick kümmerte sich auch nicht darum in Erfahrung zu bringen, wo Captain Ahearn abgeblieben war, denn der Colonel hatte ihm sicher nur einen Antrag auf Resturlaub gegeben, um sein Fehlen zu genehmigen.
Ahearn pustete ihn seine klammen Hände und rieb sie gegeneinander, doch viel Wärme wollte nicht in sie kommen. Wäre es doch nur nicht Winter!
Er dachte an Ena und wusste gleich, dass auch sie nicht nach ihm suchen würde. Der Colonel war zwar jung, aber sie war eine kluge Frau und so wie sie ihn mit ihren grünen Mandelaugen durchbohrt hatte, war ihr selbst in der Hektik des Tages aufgefallen, dass er versuchen würde den Koboldmörder außerhalb des regulären Dienstwegs zu fassen. Colonel Rounds war schon immer gut darin gewesen, Dinge zu vertuschen, die im Rahmen des Dienstes nicht vorkommen durften. Das würde sie auch diesmal für ihn tun, wie sie es schon so oft getan hatte. Doch schon so oft war alles gut gegangen. Er hätte ahnen müssen, dass etwas faul war! Er hätte sehen müssen, dass die Lösung dieses schwierigen Falls keinesfalls so einfach sein konnte!
Die Gedanken schweiften zu seinem Team, das er schon so viele Jahre führte. Sie vertrauten ihm, auch wenn er oft gegen die Regeln verstieß. Er hatte sie gelehrt, dass es manchmal nur einen Weg gab um ans Ziel zu kommen und das war, den Dienstweg zu umgehen. Bestimmt dachten sie, dass es dieses Mal auch so war und dass er sie nicht mit hineinziehen wollte, um ihre Karrieren nicht zu gefährden.
Freilich, und das dachte er mit einem unzufriedenen Brummen, Overton würde ihn weder suchen wenn es um sein Leben, noch um seine Karriere ginge. Wahrscheinlich wäre es ihm ganz recht, wenn er einfach von der Bildfläche verschwand. Nicht dass er sich die Blöße geben wollte, sich gerade von ihm aus dieser Lage befreien zu lassen, geschweige denn, dass sich Overton überhaupt an einen Ort wie diesen begeben würde mit seinen protzigen Drachenlederschuhen und der sauberen Krawatte, die ihm des öfteren die Sauerstoffzufuhr zu seinem kleingeistigen Gehirn abzuschnüren drohte. Aber Ahearn wäre trotzdem nicht abgeneigt jetzt seine hässliche Hornbrille vor sich auftauchen zu sehen.
Ahearn unterdrückte ein Husten, das ihn in den Seiten schmerzte, und überlegte, ob sein Team dem Nachahmer von Yardley Platt bereits auf die Spur gekommen war. Er traute Lieutenant Rickard viel zu, wenn es um die Leitung seines Teams ging, auch wenn er sich des Öfteren pubertär verhielt und penetrant sein konnte. Seine Methoden waren vielleicht etwas unorthodox, bis jetzt hatten sie ihn jedoch immer ans Ziel geführt. Womöglich war es genau das, was Captain Ahearn an ihm schätzte. Gut, er war oft etwas zu sehr von sich überzeugt und wenn ihm eine hübsche Dame unter die Augen kam, konnte er schnell mal den Faden verlieren, doch wenn er etwas war, dann war er einfach Rickard: unbeugsam, starrköpfig und nicht von seinem Vorhaben abzubringen. Er war keiner vor diesen bürokratischen Sesselfurzern wie Overton einer war, der allen in den Hintern kroch soweit er hineinkam, falls es ihm etwas nützen konnte. Genutzt hatte Rickard die Starrköpfigkeit zwar nicht viel, so oft wie er in den Abteilungen des Zaubereiministeriums hin und her geschoben worden war, doch schlussendlich war er am rechten Platz gelandet. Und Ahearn konnte stolz behaupten, dass Rickard sich genauso wenig den Regeln beugen würde, wie er selbst es tat. Eventuell wäre das sein Glück gewesen und Rickard hätte ihn trotz der Dienstpflicht lieber gesucht, statt am Fall zu arbeiten, wenn er doch nur nicht so ein treuer Bernhardiner wäre! Denn wenn es etwas wichtigeres für den Lieutenant gab, als darüber nachzudenken, ob sein Captain bei seiner geradezu hoch geheimen Mission Erfolg gehabt hatte, dann war es, dafür zu sorgen, dass das Team unter ihm genauso hart arbeitete, wie unter ihm, damit er zufrieden war, wenn er zurückkehrte. An jedem anderen Tag hätte sich Ahearn darüber gefreut, doch nun hoffte er mehr denn je, dass Lieutenant Rickard allmählich daran zweifelte, ob alles gut gegangen war.
Ein laut ratternder Lastwagen fuhr über den Schacht in der Straße und verursachte ein Brummen, das ohrenbetäubend laut in den Rohren und Kanälen widerhallte. Ahearn stellte den Kragen seines Umhangs auf und fuhr sich durch sein viel zu lang gewordenes, nass an seinem Schädel klebenden Haar. Fast wünschte er sich, dass er sein Team nicht so sehr auf Gehorsam getrimmt hätte. Natürlich war es schon vorgekommen, dass er die Aufklärung eines Falls selbst in die Hand genommen hatte, doch so lang hatte er sie nie allein gelassen.
Sergeant Cristians, unsicher und naiv wie sie war, hielt sich bestimmt an Lieutenant Rickards Anweisungen, wenn sie sie nicht schon wieder zwischen den Laken von ihm bekam, so unkonzentriert und fahrig wie sie in letzter Zeit arbeitete. Dass sie sich an ihn hielt, hatte er immerhin sich selbst zu verdanken. Hatte er ihr nicht gesagt, im Zweifelsfall sollte sie sich einfach an Lieutenant Rickard wenden? Hatte er nicht sie zu seiner Partnerin gemacht, obwohl er hätte wissen sollen, dass Rickard als abteilungsberühmter Schürzenjäger nicht bei einem jungen Frischling scheitern würde? War es nicht seine Schuld, dass gerade alles so fürchterlich schief lief, wie es nur schief laufen konnte?
Doch einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es noch tief dort unten in der Londoner Kanalisation: Private Mhairi Sheehy. Jung war sie, gerade erst von Hogwarts gekommen und noch kein halbes Jahr bei der Magischen Strafverfolgungspatrouille dabei. Sie war noch eigensinnig und hitzköpfig. Nicht einmal von Rickard ließ sie sich in Verlegenheit bringen und war dagegen noch so frech wie sie klug war. Selbst wenn sie noch nicht gut ausgebildet war, versuchte sie sich doch durchzusetzen und bisher waren ihre Ideen nicht von schlechten Eltern gewesen. Wie sollten sie auch, bei einem Scherzartikelhersteller als Vater? Womöglich nahm sie sein Verschwinden nicht einfach als Tatsache hin. Immerhin war sie eigentlich seine Partnerin. Und eventuell schaffte sie es auch an Cristians zu appellieren, damit sie sich mit ihr auf die Suche machte? Dass sie Rickard mit auf ihre Seite ziehen konnte, da hatte er keinen Zweifel. Er fragte sich nur, ob er in der kurzen Zeit genug Einfluss auf sie genommen hatte, dass sie ohne Furcht vor den dienstlichen Konsequenzen nach ihm suchen würde, wie es Rickard und Cristians für ihn tun würden.

Ein metallenes Kreischen ließ Ahearn zusammenzucken. Ein paar aufgeschreckte Ratten kamen vom Kanal vor ihm herein gehuscht. Er spitzte die Ohren und seine grauen Augen blitzen in der Dunkelheit zwischen seinem Umhangkragen und dem dunkelgrauen Haar hervor. Mit einer Hand fuhr er an seinem Stiefelschaft hinunter und umklammerte den Griff des Messers. Viel würde es ihm wahrscheinlich nicht nützen. Er konnte es weder unbemerkt, noch treffsicher durch das Eisengitter werfen, noch konnte er damit einen Kampf gegen einen Zauberer aufnehmen.
Hinten im Kanal hörte er ein schwerfälliges Schnaufen. Ein breiter Schatten zitterte über die veralgte Wand. Ein Schlurfen und Schleppen wurde laut. Es klang angestrengt, als würde ein nicht allzu kräftiger Mann einen schweren Gegenstand über den feuchten Boden schleifen. Langsam kam ein verdreckter brauner Umhang in Sicht, dessen Rücken grüne Schlieren von den veralgten Wänden zierten. Der Rücken des Mannes war breit und er wirkte von weitem nicht sehr groß. Er keuchte, wie er da an seiner Last zog und schleppte und sie doch nur sehr langsam von der Stelle bekam. Es musste etwas sehr Schweres sein, das er herzubringen versuchte.
Womöglich, dachte Ahearn und kauerte sich so gut er konnte in seine dunkle Ecke, womöglich ist es noch ein Gefangener, der hinter das Geheimnis gekommen war und nun in Londons stinkender Kanalisation verrecken soll. Hoffentlich niemand aus der magischen Strafverfolgungspatrouille...
Der Mann japste vor Anstrengung nach Luft und stützte sich einen Moment lang an der glitschigen grünen Wand ab, wobei er noch mehr Dreck auf seinen Umhang schmierte. Er richtete sich auf um tief durchzuatmen und nun war auch ein brauner Hut mit breiter Krempe zu sehen, der sich gegen das Licht der Natriumdampflampe oben auf der Straße abhob. Endlich kam er mit pfeifender Lunge auf dem breiteren Vorsprung vor dem Eisengitter an und legte einen grauen Sack darauf ab. Ahearn erkannte sofort, was darin lag, und es verhieß nichts Gutes. Aus der Öffnung ragten ein Paar langer, haariger Füße.
Mit rasselndem Atem wandte sich der Mann dem kleinen Raum, in dem Ahearn saß, zu und spähte hinein. Ahearn glaubte, wenn er sich still verhielt, hatte er vielleicht eine Chance zu entkommen, sobald der Mörder eines der Gitter öffnete um den Gefangenen hereinzubringen. Wenn er ihn für tot hielt, würde er ihn nicht beachten und -
„Aah, Brion, Brion … immer noch ein zäher Hund, ja?“, ertönte eine raue Stimme. Ahearn zuckte beim Klang seines Vornamens zusammen und hob den Kopf ein wenig. Eine Gänsehaut breitete sich von seinem Nacken über seinen Rücken aus, als er die Stimme erkannte. Er hatte sie schon seit langer Zeit nicht mehr gehört. Der Koboldmörder ließ ein heiseres Kichern hören und trat näher an die rostigen Eisenstäbe. Obwohl er es nicht gebraucht hätte, um es festzustellen, konnte er jetzt sein Gesicht erkennen. Sein schmutziges hellbraunes Haar hing in feuchten, welligen Strähnen bis zu seinem Kinn hinunter und schimmerte grünlich vom Algenschmutz, der darin klebte. Seine Haut war fahl und sein Gesicht war beinahe so weiß wie Kreidestaub. Die schlammgrünen, kleinen Augen stachen fies schimmernd aus den Tiefen der verschatteten Augenhöhlen hervor. Unter seinen Augen lagen schwarze Ringe und die dicken Tränensäcke schimmerten dunkel. Seine hohe Stirn lag in Falten, doch die dicken Wangen waren noch immer voll und gerötet. Über seiner weißen Haut hob sich sein Mund fast unnatürlich rot hervor und die vor Kälte gesprungenen Lippen verstärkten dies noch hier und da mit einem Tropfen Blut. Doch das schrecklichste Detail hatte er niemals vergessen. Die wulstige, gezackte Narbe, die sich schimmernd weiß quer über sein ganzes, breites Gesicht zog und seine Gesichtszüge furchtbar entstellte.
Hinter ihm war er her gewesen. Er hatte es schon geahnt, bevor sie die Unterlagen des magischen Rates bekommen hatten, sobald er Spuren von Platts glühendem Schwert an den Leichen der Kobolde entdeckt hatte.
„Muldoon!“, knurrte Ahearn und starrte ihn böse an.
„Stets zu Diensten!“, erwiderte Muldoon amüsiert und hob den Hut. „Oder auch nicht. Bist ja mein Gefangener.“
Er wandte sich ab und machte sich wieder an dem Sack zu schaffen. Ahearn richtete sich auf und beobachtete ihn aufmerksam. Er bemerkte, dass sich der Sack an seinem Ende langsam vollgesogen hatte und ein unangenehmes Gefühl, dass der Kobold längst tot war, machte sich in ihm breit. Doch warum hatte er ihn mit hergebracht? Sonst ließ er seine Opfer doch immer am Tatort liegen.
„Warum hast du ihn mit hergebracht, Muldoon?“, krächzte Ahearn, obwohl ihm bei jedem kleinsten Geräusch der Hals schmerzte. Doch Muldoon reagierte nicht. Er nestelte fahrig an dem Sack herum und schien nicht recht zu wissen, ob er den toten Kobold nun herausholen oder ihn drin lassen sollte.
„Wirst du langsam nachlässig?“, drängte Ahearn heiser. Muldoon hielt inne und starrte ihn aus seinen fiesen, kleinen Augen an.
„Aah, was schert dich das, Brion, heh? Dass überall Patrouillen rumschwirren wird dir nicht helfen! Kommst hier sowieso nicht mehr raus! Keinem von diesen fiesen, dreckigen, haarigen Biestern wirst noch helfen können! Bald wird London von diesen Viechern gesäubert sein!“, entgegnete Muldoon, wobei seine Stimme vor Euphorie schwankte und zu einem lauten Quäken wurde. Ahearn rappelte sich auf, musste sich aber vornübergebeugt an der Wand abstützen um stehen zu können.
„Aber zu welchem Zweck?“, hustete Ahearn und kniff die Augen zusammen um Muldoon im Halbdunkel besser erkennen zu können. Muldoon, der hinter dem Sack hockte, sah auf und grinste auf schreckliche Art und Weise. In seinen Augen blitzte der Irrsinn auf.
„Zweck? Zweck?“, wiederholte er laut und fing gackernd an zu lachen, was seine Gesichtszüge zu einer fürchterlichen Fratze entstellte. „Was geht’s dich an, Brion, heh? Was geht’s dich an?“
„Ich will nur wissen, wieso du das tust“, keuchte Ahearn und wankte an der Wand entlang auf das Gitter zu. „Wo doch dein Vorfahr sich so sehr für diese Wesen eingesetzt hat...“
„Hat er ja... hat er...“, murmelte Muldoon in sich hinein, während er beschlossen zu haben schien, dass der Kobold nun doch im Sack bleiben sollte. Dann ruckte er erneut mit dem Kopf hoch und rief: „Was hat's ihm denn genützt? Bloßgestellt haben sie ihn! Bloßgestellt und blamiert! Undankbare Biester, die sie sind!“
„Dann ist das also die Rache für das, was vor fast fünfhundertfünfzig Jahren passiert ist?“, fragte Ahearn heiser und schüttelte sich vor Kälte. Muldoons Augen wurden zu kleinen Schlitzen, doch sein feistes Grinsen blieb.
„Hältst mich für durchgeknallt, was? Aber ich bin's nicht, Brion! Ganz und gar nicht!“, keckerte er, während er versuchte den zu kurzen Sack über die Beine des Kobolds zu ziehen. „Rache ist süß, oh ja! Aber nicht von vor einem halben Jahrtausend. Viel kürzer ist's her!“
Ahearn runzelte die Stirn und beobachtete, wie Muldoon die Koboldbeine achtlos in den Sack zurück steckte und die Öffnung mit einem dicken Seil verschnürte. Eindeutig war er übergeschnappt. Er kannte Muldoon noch von besuchen seines Vaters und seines Großvaters die alle mit seinen Großeltern bekannt gewesen waren, weil sie seit jeher in der Magischen Strafverfolgung gearbeitet hatten. Als Junge war er noch eifrig und rechtschaffen gewesen. Er hatte in die Fußstapfen seiner vielen Großväter treten wollen und hatte sich um eine Stelle in der magischen Strafverfolgung beworben. Doch das war viele Jahre her und seit Muldoon mit dem großen Riss quer über dem Gesicht im St. Mungo Hospital gelegen hatte, hatten sie sich weder gesehen, noch gesprochen.
„Kürzer? Was ist passiert, dass du so geworden bist?“, wollte Ahearn nun interessiert und wacher wissen.
„Aah, noch immer naseweis wie du als Bengel warst, Brion!“, zischte er und verfrachtete den Sack nun in einer Ecke vor Ahearns Gefängnis. „Was geht’s dich an? Sterben wirst du sowieso!“
„Also hast du vor mich zu töten“, stellte Ahearn fest. Muldoon ließ ein schnaubendes Lachen hören.
„Zweifellos tue ich das früher oder später“, erwiderte Muldoon und kam schnaufend wieder zum Vorschein.
„Dann kannst du es mir doch erzählen. Ich werde wohl kaum mehr Gelegenheit haben, es jemandem zu verraten“, hustete Ahearn und musste sich an einen rostigen Stab klammern um nicht umzufallen. Muldoon kam ganz nah an das Gitter heran und erneut verzog ein Lächeln sein entstelltes Gesicht. „Sag die Wahrheit, Heath. Was hätten die Kobolde dir antun können, dass du jetzt losziehst um sie zu töten?“
Muldoon schnaubte abfällig.
„Kennst also doch noch meinen Namen“, murrte er und wandte sich ab. Da witterte Ahearn seine Gelegenheit. Viel schneller als man es von einem Mann in seinem Zustand erwartet hätte, zog er sein Messer aus dem Stiefelschaft und stieß es Muldoon in den massigen Rücken. Er hörte ein widerliches Knacken und spürte, wie eine seiner Rippen unter dem Druck brach. Muldoon stieß einen Schrei aus, wirbelte herum und zog seinen Zauberstab. Es gab einen gelben Lichtblitz und einen Knall und Ahearn wurde zurück auf den Boden geschleudert. Der harte Aufprall presste ihm die Luft aus den schmerzenden Lungen und er blieb nach Luft schnappend rücklings liegen.
„Du!“, kreischte Muldoon und versuchte das Messer aus seinem Rücken zu ziehen, doch mit seinen kurzen Armen konnte er es nicht erreichen. „Duuu!“
„Ich war dir schon immer überlegen, Heath!“, keuchte Ahearn und musste fast lachen.
„Ja? Warst du?“, schrie Muldoon und schlug gegen die Gitterstäbe. „Was hat's dir gebracht? Wer sitzt gefangen im Kanal? Nicht ich! Du!“
Ahearn lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Er konnte hören, wie Muldoon langsam anfing zu röcheln und das Gluckern des Bluts, das langsam in seine Lunge drang. Seine Waffe hatte er jetzt natürlich verloren und auch die Chance zu entkommen, denn Muldoons Zauberstab hatte er nicht erlangen können und der würde sich jetzt sicher nicht noch ein zweites Mal in der Kanalisation blicken lassen. Trotzdem war Muldoon jetzt verletzt. Er würde ins St. Mungo apparieren müssen, wenn er noch länger hier stand, und vielleicht würde es ihm irgendetwas nützen. Vielleicht würde jemand bemerkten, dass etwas an ihm faul war. Nun musste er nur noch dazu bringen eine Weile zu bleiben.
„Wieso verrätst du mir nicht, wieso du grundlos Kobolde tötest, bevor du zurückkommst um mich zu töten?“, schnaufte er und versuchte sich aufzurichten, doch der Lähmzauber hielt ihn noch immer am Boden.
„Grundlos?!“, polterte Muldoon und drohte mit dem Zauberstab. Ahearn schloss die Augen und lächelte dankbar. Wenn Muldoon aufgebracht war, würde er bestimmt nicht sofort verschwinden. Womöglich würde er sogar sein Tatmotiv einfach ausplaudern. Und so war es.
„Siehst du das hier?!“, rief er und deutete mit einem Stummelfinger auf die hässliche Narbe quer über seinem Gesicht. „Das haben mir diese Biester angetan! Nachts kamen sie in unser Haus! Getrieben von Gier und Machthunger! Sie hassen die Zauberer! Das haben sie immer getan! Und dann kamen sie in der Dunkelheit! Zu Dutzenden schlichen sie in unser Haus! Meinem Vater und meinen Großeltern schnitten sie die Kehlen durch, dass das Blut nur so an die Wände spritzte, und stahlen ihre Zauberstäbe! Meine Mutter fesselten sie und trugen sie davon, um an ihr Zauberkunststücke zu üben! Und mir – mir taten sie das an! Mein Gesicht zerschnitten sie mit ihren Silberklingen, weil ich ihnen nicht verriet wo mein Stab versteckt war! Das sind sie! Feige Mörder und Schänder! Und wenn ich fertig bin, dann wird jeder es wissen! Jeder wird mir danken! Alle werden diese Biester vertreiben!“
Muldoon fing an heftig zu husten und ein paar Tropfen Blut sprühten durch die Luft. Er wankte leicht und sein Blick flackerte über Ahearn.
„Mieser Trick, ganz mieser Trick!“, fauchte er und noch mehr feiner Blutnebel sprühte aus seinem Mund. „Dafür bezahlst du mir, Brion! Warte nur ab!“
Muldoon drehte sich auf der Stelle, es gab einen Knall und er war verschwunden. Ahearn lag flach atmend in der schwarzen Pfütze seiner Zelle und starrte an die nasse Decke. Wenn es jetzt niemand herausfand, dann würde er zweifellos bei Muldoons nächstem Besuch sterben.


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