Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Meridith -10- Mr Salas Haus (Freunde-Special)

von HauselfeLilian

Ein leise knisterndes Feuer im Kamin erhellte als Einziges den dunklen Raum. Flackernde, verzerrte Schatten huschten an den Wänden entlang, tanzten an den zugezogenen, schweren Vorhängen und verdunkelten den massiven, handgeschnitzten Eichentisch um den zwei verschlissene, mit dunkelgrünem Samt bezogene, Ohrensessel standen. Auf dem steinernen Sims des Kamins standen merkwürdige Dinge nebeneinander: eine staubige Flasche voll dunkelroter Flüssigkeit, daneben ein Kelch aus Kristall, beschlagen mit Goldverzierungen, eine flache Schale aus Edelsteinen, verbunden mit Streben aus schimmerndem Silber, ein Kandelaber aus Gebeinen, dessen schwarze Kerzen in Kaninchenschädeln steckten, ein gerahmtes Portrait und ein Stapel in schwarzes Leder gebundener, alter Bücher. Unter den Holzbalken der schindelgedeckten Decke hing das Geweih eines Zwölfenders an der rohen Kalksteinwand, jede Spitze beschlagen mit Metall und Edelsteinen. Vor dem Kamin lag ein brandfleckiger Teppich aus handgeknüpfter, brauner Wolle.
Die schweren Holzdielen knarrten, als die zwei stabilen, hochgewachsenen Männer in die Mitte des Zimmers traten und sich um den, mit Pergamenten und Schriftrollen beladenen, dunklen Eichentisch niederließen. Pergamente raschelten und dann war Gemurmel zu hören. Die Männer unterhielten sich in gedämpftem Ton.
"Und wenn wir den Trank verstärken?", murmelte der Eine.
"Das würde nichts ändern. Wir übersehen etwas. Ein Fehler in der Rezeptur oder in der Vorangehensweise. Wir müssen etwas anderes versuchen", gab der Andere heiser flüsternd zurück. Der größere von Beiden, der zuerst gesprochen hatte, schüttelte den Kopf und schob die schwere Kapuze seines verschlissenen, dunkelbraunen Umhangs zurück. Ein Mann mitte vierzig mit kantigem Gesicht, tiefliegenden, verschatteten Augen, blasser Haut und ungepflegtem Dreitagebart kam zum Vorschein. Er wirkte angespannt und erschöpft.
"Wir können am Vorgehen nichts ändern", widersprach er. Nun legte auch der Andere seinen Umhang ab. Er war Schwarz und mit edlem dunkelgrünen Satin eingefasst. Jeder Knopf an seinem Revers zeigte eine kleine Königskrone aus Silber. Der Mann mochte genauso alt sein wie der andere, nur wesentlich breiter gebaut, mit rundem Gesicht, dessen Seiten ein prächtiger, rötlicher Backenbart zierte. Er wirkte autoritär und entschlossen. Seine Mimik war hart, ohne jegliche Gefühlsregung.
"Du weißt, dass uns dieser Fehlschlag nie hätte passieren dürfen, Stelian!", protestierte der Mann mit dem Backenbart heiser. Der ungepflegte Stelian verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn finster an.
"Das war nicht meine Schuld, Pancras! Du wolltest es versuchen! Ich hatte dich gewarnt, dass es schief gehen kann, wenn du dir mit dem Ritual und den Zutaten nicht sicher bist. Gib mir nicht die Schuld dafür, dass dein Experiment missglückt ist. Ich bin kein Zauberer, Pancras. Ich kann dir in diesem Punkt nicht helfen", antwortete Stelian, der sich zügeln musste, die Stimme nicht zu erheben. Pancras ballte die Fäuste und machte den Eindruck, als hätte er die Finger am liebsten in seine buschigen Koteletten gekrallt.
"Sie kann ihre Magie noch einsetzen, das ist mehr, als wir bisher erreicht haben", versuchte Pancras sich einzureden.
"Aber nur schwach, Pancras!", widersprach Stelian.
"Das ist mehr, als bei dir!", entgegnete Pancras wütend.
"Und dennoch reicht es nur für kleine Zauber!", erwiderte Stelian in strengem Ton. Pancras atmete aus und fiel in sich zusammen. Er stütze das Gesicht in die Arme und murmelte wild vor sich hin.
"Du bist ein hervorragender Zauberer, Pancras, und ein exzellenter Wissenschaftler!", versuchte Stelian ihn zu beruhigen. "Irgendwann wirst du deine Vision verwirklichen können."
"Es ist noch zu früh um ein endgültiges Urteil zu fällen!", sagte Pancras und seine Stimme klang hart. Er straffte die Schultern und blickte Stelian beinahe strafend an. "Vielleicht sammelt sich ihre Magie mit der Zeit wieder."
"Oder sie wird sie komplett verlieren", gab Stelian zu bedenken.
"Sag das nicht!", rief Pancras und zog seinen Zauberstab. Stelian schreckte zurück. "Sie ist immer noch meine Frau!"
"Und jetzt ist sie tot. Du hast sie umgebracht, alter Freund", erwiderte Stelian schlicht. Pancras ließ den Stab sinken und legte ihn auf dem Tisch ab.
"Lyndsea war einverstanden. Sie wollte es so", versuchte Pancras sich zu verteidigen. "Sie wollte das ewige Leben. Ihr war bewusst, dass sie Opfer bringen muss."
"Lyndsea glaubte aber, dass es funktioniert", warf Stelian ruhig ein.
"Nun, es hat funktioniert", sagte Pancras. "Nur nicht in dem Ausmaß wie wir hofften. Aber sie ist immer noch eine Hexe."
Stelian nickte anerkennend, hob sich aus dem Sessel, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ging zum Kamin hinüber, wo er die Flasche und den beschlagenen Kristallkelch herunter nahm. Er nahm wieder platz und goss sich etwas der roten Flüssigkeit ein. Pancras schlug ein Bein über das Andere und lehnte sich in seinem Ohrensessel zurück. Stelian hob das Glas an die Augen und prostete ihm zu. Bevor er trank, betrachtete er das Getränk mit zärtlichem Blick und sah über den Kelchrand zu seinem Partner hinüber.
"Ich mag es gern warm!", sagte er und lächelte verschlagen, wobei ein langer, gebogener Fangzahn unter seiner Oberlippe hervorblitzte. "Das ewige Leben genährt vom Leben selbst! Was für eine Ironie, nicht wahr, alter Freund? - Oh, wo wir schon davon reden - was wird Lyndsea zu sich nehmen, wenn sie wieder auf den Beinen ist?"
"Sie wird sich schon zu helfen wissen, Stelian. Vergiss nicht, dass nicht nur ich die Vampire Jahrzehnte lang studiert habe", erinnerte Pancras seinen Gegenüber mit zusammengezogenen Augenbrauen. Stelian trank einen genüsslichen Schluck, stellte den Kelch auf dem dunklen Eichentisch ab und lehnte sich ebenfalls in seinem Sessel zurück. Er nahm einen tiefen Atemzug und seine Pupillen verengten sich für einen Augenblick.

"Komm nur herein, junge Dame!", sagte er etwas lauter und richtete die dunklen Augen auf den Flur. Calla merkte auf, klappte das reich verzierte Fabergé-Ei aus purem Gold zu, das Meridith ihr zu Weihnachten geschickt hatte und mit dem sie während des Belauschens ihres Vaters und dessen vampirischen Freunds am Sekretär lehnend gespielt hatte, und ging aufrecht und mit bemessenen Schritten ins Wohnzimmer hinein. Das Licht des Kaminfeuers fiel auf den weit ausladenden schwarzen Samtumhang mit langer Schleppe und geklöppelter Spitzenbordüre an Ärmeln und Kragen den sie trug. Vor dem Teppich blieb sie stehen, neigte den Kopf, knickste tief und schloss das goldene Ei wieder behutsam in die Hände. Der Mann mit dem verwegenen Dreitagebart klatschte anerkennend in die Hände und betrachtete sie mit wachsamen Augen.
"Ausgezeichtet, Calla! Ich wünschte, es hätte in meiner Jugend mehr dieser bezaubernden Damen gegeben, die einen so perfekten Hofknicks beherrschten", lobte er. Calla nahm das Kompliment bescheiden an und drehte sich verlegen weg.
"Calla!", ertönte nun die strenge Stimme ihres Vaters, der sich in dem samtgrünen Ohrensessel aufrichtete. "Wir belauschen unsere Gastgeber nicht!"
Calla zuckte leicht zusammen und senkte sofort schuldbewusst den Kopf, dass ihre langen roten Locken über den grünen Spitzenkragen fielen. Sie hätte sich denken können, dass ihr Vater wusste, dass sie ihre Gespräche zu belauschen versuchte. Noch mehr hätte sie wissen müssen, dass der Vampir sie wahrscheinlich schon die ganze Zeit über im Auge gehabt hatte.
"Natürlich nicht, Vater!", sagte sie verschluckt und verneigte sich tief vor dem Bärtigen. "Verzeihung, Mr Sala!"
Mr Sala winkte gelassen ab, trank schmunzelnd einen Schluck und wies auf einen samtbezogegen Polsterhocker neben ihm.
"Ja, die Neugier...", lächelte Mr Sala, dass seine Fangzähne zu sehen waren. "Wo wären wir nur ohne sie."
Calla ließ sich mit einem entschuldigendem Blick für ihren Fehltritt zwischen Mr Sala und ihrem Vater nieder und legte das Fabergé-Ei in ihren Schoß. Mr Derrickson entzündete mit einem lockeren Schwung seines Zauberstabs einige Kerzen, die in Kandelabern auf Beistelltischen verteilt standen, und beschwor ein Glas schwer duftenden Single Malt Whiskeys herauf. Mr Sala trank seinen Kelch leer und stellte ihn vorsichtig auf dem Eichenholztisch ab. Calla sah den Bluttropfen zu, wie sie an dem unebenen Kristall herabrannen und sich am Boden des Kelchs zu einem großen Tropfen formten.
Sie mochte Mr Sala sehr gerne. Das kleine Kalksteinhaus inmitten der Karpatenwälder am Rande Transsilvaniens hatte ihr schon gefallen, als sie noch ein Kind gewesen war. Es lag halb verborgen zwischen großen Tannen und nahe am Felsmassiv. Hier war es selbst bei Tag dunkel und in der Nacht war alles in tiefste Schwärze getaucht, so wie jetzt. Alles war so klein, rustikal und wenig prunkvoll, zumindest schien es so, obwohl Mr Sala in der Einrichtung seines Hauses ausgezeichneten Geschmack bewies. Er besaß echte Teppiche aus Persien und Afghanistan, goldgeschmiedete Statuen aus Ägypten und Israel, Diamanten und Edelsteine aus Afrika und Jadearbeiten aus China. Sein Haus war eine kleine Schatzgrube von wertvollen und seltenen Dingen, die er über Jahrzehnte hinweg gesammelt hatte, wenn man nur wusste, wo sie standen. Sein abgerissener Umhang und der ungepflegte Bart täuschten oft über seine Macht und seinen Wohlstand hinweg, denn Mr Sala war einer der Anführer der drei großen transsilvanischen Vampirstämme. Seit sie sich erinnern konnte, waren ihr Vater und Mr Sala befreundet und sie hatten ihn jedes Jahr mindestens zwei Mal besucht. Er hatte sie schon als Baby gehalten und gefüttert und war als Kind mit ihr durch die dunklen Wälder gelaufen. Mr Sala war der Verbündete ihres Vaters bei seinen Experimenten, deren Ziel es war, soweit sie es erklären konnte, einen Zauberer zum Vampir zu machen, ohne dass er bei seinem Tod seine Zauberkraft verlor. So weit hatte sie es immerhin verstanden und dieses Familiengeheimnis hütete sie schon seit sie denken konnte.
"Warum bist du zu dieser nachtschlafenden Zeit noch nicht im Bett, junge Dame?", wollte Mr Sala amüsiert lächelnd von ihr wissen. Calla antwortete nicht ihm, sondern wandte sich ihrem Vater zu.
"Ich möchte wissen, wie es Mutter geht", sagte sie leise. Ihr Vater strich sich über die Koteletten und lächelte milde.
"Sie ist gerade dabei sich zu erholen", berichtete er. "Ein paar Tage und sie ist wieder auf den Beinen..."
Es klopfte an der schweren Holztür des Hauses. Mr Derrickson zuckte leicht zusammen, doch Calla zeigte keine Regung. Mr Sala erhob sich um zu öffnen.

Durch die Tür traten zwei Männer. Der Erste, der hereintrat, war in einen sauberen, braunen Umhang gekleidet, doch wie er hineinlief, konnte man die traditionelle transsilvanische Bauerntracht darunter erkennen. Der junge Mann, der ihm folgte, war kleiner, schmächtiger als der Stämmige vor ihm, und viel unscheinbarer. Er hielt sich im Hintergrund und drückte sich in die Schatten an den Wänden, sobald er in eingetreten war.
"Mitica!", begrüßte Mr Sala den Besucher freudig und schüttelte ihm die Hände. "Schön, dass du es hergeschafft hast!"
"Der Schnee hält mich nicht auf, Stelian!", erwiderte der Besucher und sah sich im Raum um. "Ist Serafim noch nicht hier?"
"Er wird sicher gleich eintreffen", versicherte Mr Sala und bot ihm einen weiteren Ohrensessel um den Eichentisch an. Der Herr legte seinen Umhang ab und gab ihm dem schmächtigen jungen Mann hinter ihm, der ihn sofort auf den Kleiderständer hängte. Calla kam der Gedanke, dass er sein Diener sein könnte.
Der Mann namens Mitica trat in den Schein des Feuers und Calla konnte ihn betrachten. Er war stämmig und nicht so groß wie Mr Sala und ihr Vater und seine lederne Weste spannte sich über seinen beträchtlichen Wohlstandsbauch. Sein Gesicht war kaum zu sehen, denn ein dichter, aber gepflegter Vollbart, dunkelbraun wie sein Haar und bis zum Brustbein reichend, verdeckte es.
Nun erhob sich auch Mr Derrickson aus seinem Sessel.
"Mitica, wenn ich dir vorstellen darf: Mr Derrickson, mein alter Freund. Pancras, das ist Mr Vladimirescu, Oberhaupt des Vampirclans der Bauren aus dem Olt-Tal", stellte sie Mr Sala einander vor. Mr Derrickson und der vollbärtige Vampir reichten sich die Hände, während sich der schmale, jüngere Mann ohne Begrüßung und Vorstellung diskret im Dunkel hielt.
"Aah, der magische Wissenschaftler!", nickte Mr Vladimirescu. "Ich hörte, sie machen gute Fortschritte?"
"Der neue Versuch ist noch nicht abgeschlossen, aber wir sind zuversichtlich", sagte Mr Derrickson und nahm wieder platz. Mr Vladimirescus Augen waren durch den Raum gewandert und an Calla hängen geblieben.
"Meine Tochter", stellte Mr Derrickson sie vor und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Calla senkte den Kopf und schlug die Augen nieder. Mr Vladimirescu ergriff ihre Hand und berührte sie mit gespitzten Lippen.
"Ein wunderschönes Kind!", komplimentierte er und ließ sich endlich im Sessel neben Mr Sala nieder, der gerade etwas zu trinken anbieten wollte, als es erneut an der Tür pochte.
"Sergiu!", bellte Mr Vladimirescu nur. Der junge Vampir im Dunkel zuckte zusammen und sprang sofort an die Tür. Erneut erhoben sich die Männer, als ein weiterer Mann mit Kapuzenumhang ins Haus trat.
"Serafim, mein Lieber, hat dir der Schnee zu schaffen gemacht?", dröhnte Mr Vladimirescu mit seiner tiefen Bass-Stimme und fing an zu lachen. Der Mann legte seinen Kapuzenumhang ab und warf ihn dem jungen Vampir namens Sergiu achtlos in die Hände.
"Deine Späße sind unangebracht, Mitica! Ich wurde in einer wichtigen Angelegenheit aufgehalten!", entgegnete er barsch und trat an den Tisch. "Nicht alle Clans sind so friedlich wie der Deine, bei dem du dir erlauben kannst, nichts zu tun und fett und faul zu werden!"
"Serafim, ich bitte dich, zügle dich!", rief Mr Sala erschrocken dazwischen und verstellte ihm den Weg, damit er nicht auf Mr Vladimirescu zustürzen konnte.
Calla sah an dem wutschnaubenden Vampir auf und bekam eine leichte Gänsehaut. Er war muskulös und schien jünger zu sein als die drei Männer am Tisch, doch hatte er den längsten Bart von allen. Er trug seinen schwarzen Rauschebart bis zum Bauchnabel, verworren und ungekämmt. Seine schwarzen, fettigen Locken reichten bis auf die Schultern und seine Kleider entsprachen mehr denen eines mittelalterlichen Kriegers mit schwarzer Lederweste, hohen Stiefeln und um die Hüfte gebundenem Dussak. Sein Gesicht war schmal und hochwangig und seine schwarzen Augen glitzerten wie Perlen unter den buschigen Augenbrauen. Er roch leicht nach Schweiß und Blut. Auf seinem weißen Hemdkragen waren sogar noch einige rote Flecken feucht.
"Deine wichtige Angelegenheit war hoffentlich... ähm... sättigend, Serafim?", bemerkte Mr Vladimirescu mit einem Blick auf seinen Kragen. Der schwarzhaarige Vampir wischte mit einer Hand darüber und erwiderte schnaubend: "Es ist vollkommen anders, als du es dir ausmalst, Mitica!"
"Genug des Kräftemessens, Herrschaften!", beendete Mr Sala den Streit endgültig. "Wir wollen nicht unsere Gäste vergraulen!"
Der Vampir, der sich schon zornig an Mr Sala vorbeigelehnt hatte, ließ endlich von seinem beleibten Gegenüber ab und wandte sich interessiert Mr Derrickson zu.
"Serafim Negrescu, Clanvorsteher der Apusen-Vampire", sagte Mr Sala und wies mit einer kleinen Verbeugung auf den blutbefleckten Vampir. "Pancras Derrickson, Vampirforscher und magischer Wissenschaftler."
Er deutete auf Mr Derrickson und nickte ihm zu. Mr Negrescu strich sich eine Zeit lang über den wirren Bart, trat dann einen Schritt vor und drückte kurz Mr Derricksons Hand.
"Es ist mir eine Ehre sie kennenzulernen, Mr Negrescu!", begrüßte ihn Mr Derrickson und bot ihm den Sessel neben sich an. Mr Negrescu ließ sich dankend nieder.
"Eine Ehre? Wohl eher ein Wunder!", lachte Mr Vladimirescu und klopfte sich auf den fetten Oberschenkel. "Den Schnee der Karpaten nicht gewohnt, was, Serafim?"
Mr Negrescu warf dem dicken Vampir einen vernichtenden Blick zu.
"An deiner Stelle würde ich mein Mundwerk zügeln, Mitica! Im Gegensatz zu eurem Winz-Tal, bleibt der Schnee in den Apusen liegen!", gab Mr Negrescu nur überheblich zurück und ließ sich von Mr Sala einen Kelch reichen, wobei sein Blick auf Calla fiel, die sich die ganze Zeit über unbewegt und still verhalten hatte.
"Und diese junge Dame ist -?", fragte er interessiert.
"Calla, meine Tochter", antwortete Mr Derrickson und stellte sie einander vor. "Aber kommen wir nun zu den Forschungen. Calla, wenn du..."
"Ich würde gerne nach Mutter sehen", bat Calla ihren Vater im Flüsterton. Mr Derrickson brach ab und überlegte einen Moment.
"Ich halte es für keine gute Idee, wenn du allein zu ihr hinunter gehst. Sie könnte noch verwirrt und unkontrolliert sein. Du würdest dich unnötig in Gefahr bringen, Calla", antwortete er nachdenklich. Calla sah schmollend zur Seite. Mr Vladimirescu fing ihren Blick auf und schien aus dem Kontext heraus begriffen zu haben worum es ging.
"Sergiu kann sie begleiten. Er wird auf sie aufpassen", bot Mr Vladimirescu an. Calla sah ihren Vater um Erlaubnis bittend an. Sie wusste, er konnte ihr keinen Wunsch abschlagen. Schließlich stimmte er nickend zu.
"Sergiu!", bellte Mr Vladimirescu erneut. Der junge Mann sprang sofort aus dem Schatten und bot Calla die Hand an. Sie ließ sich von ihm aufhelfen. "Bring Miss Derrickson hinunter zu ihrer Mutter und sieh zu, dass ihr nichts passiert!"
"Sehr wohl, Herr!", murmelte Sergiu hastig und führte Calla den dunklen Flur bis zur Mitte, wo er ihr die schwere Eichentür öffnete, die zum Keller hinabführte.

Sergiu ging die fackelbeleuchtete Wendeltreppe neben ihr hinunter und strich endlich die schwere Kapuze zurück. Zum Vorschein kam ein blasses, mageres Gesicht mit dunkelblauen, geröteten Augen und blondem Haar. Die Haut schien pergamentartig und spannte sich über seinen Wangenknochen und dem Kinn, wo einige blonde Barthaare dicht hervorsprossen.
"Du siehst aus, als hättest du lange nicht gegessen", stellte Calla fest und betrachtete ihren Begleiter aus dem Augenwinkel. Sie war sich sicher, dass er Mr Vladimirescus Diener war und sie ihn nicht förmlich ansprechen musste. Außerdem schien er noch sehr jung zu sein. Sie schätzte ihn auf vielleicht siebzehn, natürlich vor seinem Tod. Wie alt er nun wirklich war, konnte sie nicht einmal erahnen.
Sergiu warf ihr einen kurzen Blick zu und sah dann beim Gehen auf die Treppen vor ihm.
"Nicht viel in letzter Zeit", gab er zu. Er strich über seinen Kinnbart und sah sie von der Seite her an. Etwas hungriges lag in seinen Augen. "Aber wenn das ein Angebot sein soll..."
Calla fuhr herum und funkelte Sergiu so böse an, dass er zusammenzuckte und beinahe gegen die Steinwand stolperte.
"Wir - nähren - keine - Vampire!", zischte sie wütend.
"Verzeihung, das war nicht so gemeint!", entschuldigte sich Sergiu rasch.
"Das will ich auch hoffen!", fauchte sie.
Sie kamen um die letzte Windung der Wendeltreppe und fanden sich in einem gewölbten Kellerraum tief im Fels wieder. Der vordere Teil war mit Fackeln beleuchtet, die ihr flackerndes Licht auf Tische voller Bücher und Pergamente, Kessel und schauerliche Metallinstrumente warfen. Calla und Sergiu gingen durch die Tische hindurch und zu dem dunkelroten Vorhang, der den Raum teilte und den Teil dahinter in dämmriges Licht warf. Eine Liege mit weichem Kissen und ornamentverzierter Decke stand hinten an der Wand. Daneben standen weitere Tische voller Fläschchen und Instrumente und ein paar brandfleckiger Holzhocker. In den Laken regte sich etwas und ein schwaches Stöhnen ertönte. Calla steuerte auf die Liege zu und setzte sich auf den Hocker, der direkt davor stand. Das schwarze Haar ihrer Mutter lag verworren über dem roten Kissen und wirkte stumpf und trocken. Ihre Haut war so weiß wie der Schnee, der die Wipfel der Tannen um Mr Salas Haus zierte, und unter ihren geschlossenen Augen lagen dunkle Ringe.
"Mutter, ich bin es!", sprach Calla sie leise an. Mrs Derrickson hüstelte leise, röchelte nach Luft und schob sich langsam ein paar Fingerbreit nach oben. Sergiu hielt sich vorsichtshalber an Callas Seite.
"Calla?", flüsterte ihre Mutter heiser. "Mein kleines Mädchen?"
Calla verzog keine Miene, legte ihre Hand aber auf die ihrer Mutter. Sie war eiskalt. Als sie sie berührte flackerten Mrs Derricksons Augen und nach einigen Versuchen schlug sie sie auf und ließ den Kopf in ihre Richtung kippen. Ihre grauen Augen waren blutunterlaufen und die Lippen ganz blau.
"Wie geht es dir, Mutter?", fragte Calla neugierig. Oh, ja, sie war nicht aus bloßer Sorge hier herunter gekommen. Sie wollte wissen, wie es sich anfühlte. Sie wollte wissen, wie es war. Wie es sein würde. Ob das Experiment funktioniert hatte.
Ihre Mutter brachte ein schwaches Lächeln zustande und wisperte: "Ich fühle mich, als hätte ein Blitz in mich eingeschlagen..."
Calla wusste, dass es in Wirklichkeit der Todesfluch gewesen war, der sie getroffen hatte, doch darüber wollte sie sich jetzt nicht unterhalten. Sie fragte sich mehr, wie man sich denn nun wirklich dabei fühlte. Elektrisiert? Kribbelig? Oder doch mehr erschlagen?
"Und ich bin unglaublich hungrig!", krächzte Mrs Derrickson und ihre roten Augen weiteten sich. Sie versuchte Callas Handgelenk zu fassen zu kriegen, doch noch bevor Sergiu reagieren konnte, hatte Calla sich schon erhoben und war zu einer Kommode an der Wand gegangen, wo eine große Flasche und einige Kelche bereit standen. Calla befüllte einen Kelch mit dem Blut aus der Flasche und musterte Sergiu, der ganz zappelig wurde, als sie damit herumhantierte. Sie entschloss sich noch einen weiteren zu füllen. Unbeeindruckt kehrte sie zur Liege zurück, sah ihm in die Augen und streckte ihm einen der Kelche hin. Ihm klappte kurz der Mund auf, dass seine langen, gebogenen Fangzähne zu sehen waren, dann schloss er ihn schnell wieder, nahm ihr den Kelch mit einer dankbaren Verbeugung ab und trank in gierigen Schlucken, dass ein paar Blutstropfen an seinem Kinn hinabrannen und die blonden Barthaare rot färbten. Calla setzte sich wieder zu ihrer Mutter und hielt ihr den Kelch an die Lippen. Mrs Derrickson schlürfte mit geschlossenen Augen ein paar Tropfen und ließ sich dann wieder in die Kissen sinken. Sie schluckte genüsslich - und fing an zu husten.
"Bei Merlins Bart, das ist ja kalt!", keuchte sie und wischte sich den Mund ab. Sie starrte Calla mit wildem Ausdruck in den Augen an. "Wieso gibst du mir so etwas grässliches? Willst du mich vergiften?!"
Calla betrachtete sie aus schmalen Augen und ihre Miene wurde glatt und undurchdringlich.
"Du bist schon gestorben, Mutter, niemand kann dich mehr vergiften. Nicht, dass das jemals jemand gewollt hätte", sagte Calla kalt und erhob sich. Sie wandte sich Sergiu zu, der nun mit wachem Blick am Fuß der Liege stand. "Bitte bring mich nach oben, ich möchte zu Bett gehen!"
Sergiu nickte und wies mit einer kleinen Bewegung zum Vorhang. Calla ging erhobenen Hauptes mit steifen Schritten darauf zu. Der junge Vampir zog den Vorhang zur Seite, damit sie hindurchtreten konnte. Calla hielt inne und drehte sich noch einmal zu der Liege.
"Gute Nacht, Mutter!", sagte sie kühl und verschwand dann mit Sergiu auf der Wendeltreppe.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Game of Thrones - 4. Staffel
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
Ralph Fiennes über Daniel Radcliffe