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1 Moment - 5 Orte - Laila -9- Die Geheimnisse der Wüstenarmee

von HauselfeLilian

In Ägypten war es Winter geworden, doch daran schien sich die Sonne nicht zu stören. Sie strahlte noch immer hell und warm über den azurblauen Horizont und erwärmte Sand und Stein. Keine Wolke stand am Himmel und spendete einen kühlen Schatten. Nur ein einsamer Milan flog in der Hoffnung auf eine Vormittagsmahlzeit seine Schleifen über der wüsten Einöde. Dumpfe Schläge und laute Schreie bemerkend, kreiste er schon bald über einer gewaltigen Festung aus Sandstein, die er noch aus früheren Zeiten als den Berg kannte, auf dem er sein Horst gebaut und seine Jungen großgezogen hatte. Mit weit ausgebreiteten Flügeln sank er tiefer und spähte über sein altes Jagdrevier. Vielleicht kam ja doch ein erschrecktes Wüstenmäuschen aus seinem Versteck...

"Was ist? Bist du schon müde, Laila?", rief Offizier Nagi mit hämischem Grinsen. Laila hockte im Sand, die Arme nach hinten abgestützt, und atmete schwer. Schon seit vier Uhr am Morgen war sie auf den Beinen und trainierte mit Offizier Nagi auf dem Innenhof des Verstecks der Wüstenarmee. Noch kein einziges Mal an diesem Morgen hatte sie geschafft ihn zu besiegen. Nicht einmal einen ordentlichen Treffer hatte sie anbringen können, dabei war es bereits später Vormittag.
Ja, sie war zur Wüstenarmee zurückgekehrt. Am letzten Schultag war sie zu Professorin Muhammad gegangen, um ihr zu melden, dass sie zu Offizier Nagi zurückgehen würde. Die Professorin hatte nur verständnisvoll lächelnd genickt und gesagt sie würde alles regeln, damit ihr Fehlen niemandem auffiele. Und dann war sie zur Karawane hinuntergegangen und hatte sich in ein Drometheria Richtung Luxor gesetzt, wo eine unglaublich freudige Thurayya bereits auf sie gewartet hatte. Die ganze Reise über hatte die Kleine gestrahlt und sich vor Freude fast überschlagen, hatte ihre Gliedmaßen kaum noch still halten können, genauso wie ihr Mundwerk. Lästig hatte es Laila fast schon nennen mögen. Doch als sie Thurayyas glitzernde Augen und das breite Lächeln gesehen hatte, hatte sie beschlossen einfach dazusitzen und zu nicken, ohne darüber zu murren. Immerhin war es Thurayya gewesen, die ihr von der Prüfung der Rückkehr erzählt hatte, obwohl sie das bestimmt nicht hätte tun sollen, und die Kleine schien eine der wenigen Personen zu sein (abgesehen von Saif und der war nun mal ein Esel), die nicht sofort verschreckt davonstolperten, wenn sie sie kennenlernten. Wegen dieser Tatsachen - und einem ungewöhnlich warmen leichten Gefühl in der Brustgegend - hatte sie beschlossen Thurayya zu ertragen, auch wenn sie wie ein aufgeregter Moabsperling vor sich hinzwitscherte.
Bei den Obsthallen von Luxor angekommen, war die Kleine schließlich lachend vom Drometheria gesprungen und hatte Offizier Amirmoez wie einen alten Freund begrüßt. Auch ein paar andere Unteroffiziere hatte Laila entdecken können, allesamt in den letzten Jahren ihrer magischen Ausbildung und bereits mit dem silberen Falken am Revers. Und dann hatte plötzlich Offizier Nagi vor ihr gestanden, mit einem wissenden aber süffisantem Grinsen auf den Lippen, das so gar nicht zu seinem narbigen, harten Gesicht passen sollte. Das hatte sie ihm mit dem Auslassen jeglicher begrüßenden Worte gleich wieder aus dem Gesicht gewischt und sie waren sofort zur Festung in der Wüste zurückgekehrt. Seitdem war alles wieder beim Alten. Noch vor der Morgendämmerung trafen sie sich auf dem Innenhof zum Training und hörten nicht auf, bis es Nachmittag war. Und dieses Training hatte sie bitter nötig. Wie schlapp war sie nur in der Schule geworden! Selbst das Training mit Thurayya war zu wenig gewesen. Nun saß sie im Sand und schaffte es nicht annähernd nahe genug an ihren Ausbilder heran. Noch immer wusste sie kaum etwas über die Wüstenarmee und noch immer machte Offizier Nagi keine Anstalten sie einzuweihen.
Wütend starrte sie zu ihm hinauf. Ihr schwarzes Haar stand nach allen Richtungen zerzaust von ihrem Kopf ab. Das zerrissene Haarband lag zwischen ihr und Offizier Nagi auf dem Boden und flatterte ab und zu leicht im lauen Wind. Ihr olivgrünes Top war so vom Staub des trockenen Bodens bedeckt, dass sie sich hätte als Sandstein tarnen können, und ihre weite militärische Tarnhose hatte bereits weite Risse an den blutenden Knien. Auf ihrer braunen Haut war kein Fleckchen mehr sauber und in ihrem Gesicht klebte der Dreck an der Stirn und den erhitzten Wangen. Sie keuchte schwer und strich sich das Haar aus der Stirn. Das Schlimmste war, dass er immerzu dieses Lachen hören ließ, dass dem der Hyänen so ähnlich war. Es konnte einen zur Weißglut bringen.
"Willst du noch bis Mittag dasitzen?", neckte der Offizier, nahm wieder seine Kampfstellung ein und winkte ihr auffordernd mit den Händen zu. Laila verengte die fast schwarzen Augen zu schlitzen. Ihm würde das Lachen schon noch vergehen. Da fehlte eindeutig etwas Dreck auf seinem schwarzen Hemd.
Mit einem wütenden Schrei stemmte sie sich auf die Beine und rannte auf ihn zu. Der Offizier lächelte nur schief, trat einen Schritt zur Seite und holte zu einem Tritt in die Bauchgegend aus, doch damit hatte sie gerechnet. Im letzten Moment warf sie sich auf den Boden, rollte sich ab, doch anstatt einfach unter seinem Bein hindurchzurollen, streckte sie die Beine aus, klemmte sein Schienbein zwischen ihre Kniekehlen und riss ihn von seinem Standbein. Offizier Nagi vollführte eine beinahe elegant wirkende Schraube in der Luft und landete rücklings im Sand. Sein Bein immer noch eingeklemmt, schlug Laila auf den Knien auf und kugelte sich zusammen, um seinem Tritt gegen ihren Kopf auszuweichen. Während sein Bein über ihren Rücken ins Leere schwang, zog sie mit der rechten Hand das Skorpionmesser aus ihrem Gürtel. Beim Aufrichten fing sie sein Bein, das schon zurückgeschwungen kam, ab, klemmte es unter ihren linken Arm und zielte mit dem Messer direkt auf seinen Schritt. Mit glühenden Augen sah sie ihn an. Seine Augen weiteten sich, während sein Verstand auf hochtouren zu arbeiten schien. Sollte er noch versuchen - doch er warf die Arme nach hinten und ließ sich auf den Rücken fallen. Zufrieden steckte sie ihr Messer in den Gürtel zurück und lockerte ihren Klammergriff um aufzustehen. Eines hatte sie nach all der Zeit bereits über Offizier Nagi herausgefunden: Wenn man seiner Stärke nicht ebenbürtig war, gab es nur zwei Arten ihn zu besiegen. Entweder überraschte man ihn, oder man schlug ihn mit seinen eigenen Waffen. Sie hatte gerade beides zugleich geschafft.
"Du wolltest mich doch nicht kastrieren, oder?", sagte Nagi und stützte sich auf die Ellbogen. Laila schüttelte den Kopf, hielt ihm die Hand hin und zog ihn auf die Beine. Er hob eine Augenbraue und musterte sie kurz. "Und was hättest du getan, wenn ich nicht aufgegeben hätte?"
"Deine Oberschenkelarterie aufgeschlitzt und dich verbluten lassen", sagte sie kalt und drehte sich weg, um in ihre Ausgangsposition zurückzukehren. Der Offizier schnaubte. Er forderte sie heute mehr heraus als an jedem anderen Tag und dass sie ihn doch noch geschlagen hatte, schien ihm überhaupt nicht zu gefallen. Sie war auf alles gefasst. Ein paar Sandkörnchen, die gegen ihre nackten Knöchel schlugen, sagten ihr, dass sie richtig vermutet hatte. Nun griff er sie hinterrücks an. Sofort ging sie in die Hocke und wich seinem Tritt aus, dass es aussah, als wäre sie gerade in ein tiefes Loch gefallen. Sie drehte sich um und verpasste ihm aus der Hocke heraus einen Schlag in die Niere. Er keuchte, taumelte ein paar Schritte zur Seite und hielt sich die Hand an die schmerzende Stelle.
"Woher diese Energie auf einmal?", rief er ihr zu und nahm seine Verteidigungsstellung ein. Laila schnaubte, schüttelte ihr Haar über die Schultern zurück und ging langsam auf ihn zu.
"Ich will es endlich wissen!", sagte sie und holte zum Schlag aus. Er wich nicht aus. Die Unterarme schützend erhoben, blockte er ihre Faust ab. Sein Stand war felsenfest.
"Was willst du wissen?", fragte er.
"Ich will das wissen, was du mir versprochen hast zu sagen, wenn ich wieder zurückkomme!", erinnerte sie ihn. Er schlug nach ihr, doch sie machte nur einen Schritt zur Seite und trat ihm in den Bauch. Hart wie Stein. Keinen Moment brachte sie ihn aus dem Gleichgewicht.
"Ich - will - wissen, - wofür - wir - kämpfen!", sagte sie laut und trat und schlug bei jedem Wort auf seine undurchbrechbare Deckung ein. "Wofür - bildest - du - mich - aus?!"
Einen Moment ihre Deckung vergessend, traf er sie unvorbereitet an der Schulter und sie taumelte um ihre eigene Achse. Er nahm sie von hinten in den Schwitzkasten und drückte ihr die Luft ab.
"Was -", presste sie hervor und stampfte ihm kräftig auf den Fuß.
"- tut -", japste sie und rammte ihm den Ellbogen in die Rippen.
"-die Wüstenarmee!", keuchte sie, packte ihn an den Armen um ihren Hals und warf ihn über die Schulter. Offizier Nagi landete hart auf dem Boden und endlich antwortete er: "Das erfährst du, wenn es an der Zeit ist!"
"Ich habe dich im Kampf mehr als einmal geschlagen!", rief Laila aufgebracht. "Es ist an der Zeit!"
Zornig wollte sie sich auf ihren Ausbilder stürzen, doch der richtete sich auf, schwang die Arme über den Kopf und kauerte sich zusammen. Noch im Sprung bildete sich ein Riss im trockenen Boden vor ihnen und die Fläche um Laila herum senkte sich blitzschnell nach hinten ab und schob sich wie ein riesiger Schild zwischen sie und den Offizier. Perplex wie sie war, konnte sie im Sprung nicht mehr reagieren und knallte mit Händen und Füßen auf den Schrägen Fels, der nun aus der Erde ragte. Offizier Nagi kam darunter hervor und verschränkte die Arme.
"Du bist noch nicht so weit!", sagte er streng. Laila sah mit vor Verdutzen weit geöffnetem Mund auf ihn herab und versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war. Der Fels, der sich aus dem Boden gelöst hatte, war eindeutig ein Produkt von Magie, doch keiner von Ihnen trug einen Zauberstab. Das waren die Regeln ihres Trainings. Und sie hatte auch nicht erkennen können, dass Nagi seinen Zauberstab trug, noch dass er irgendwie Magie angewendet hätte.
"Wie hast du das gemacht?", verlangte sie vollkommen überrascht zu erfahren.
"Auch das wirst du erfahren, wenn du soweit bist", entgegnete der Offizier nur wandte sich ab. Offensichtlich sah er das Training für beendet an. Doch das würde sie nicht zulassen. Sie wollte endlich in die Geheimnisse der Wüstenarmee eingeweiht werden. Sie wollte diesen Trick von Offizier Nagi lernen. Sie wollte endlich ein Teil der Armee werden, damit man sie nicht mehr behandelte wie ein Kind! Sie wollte wissen wofür er sie aus dem Kerker tief im Stein befreit hatte! Und eines wollte sie ganz besonders wissen, doch diese Frage würde sie ihm niemals stellen: Warum ausgerechnet sie?
"Aber ich bin soweit!", schrie Laila und schleuderte ihm einen Stein an den Kopf. Nagi drehte sich blitzschnell um und wie er seine Hand zu Boden bewegte, bröckelte der Fels unter ihr einfach weg und sie landete schmerzhaft im Geröllhaufen. Doch das hielt sie nicht auf. Sie würde ihm beweisen, dass sie genug gelernt hatte um zum Unteroffizier ernannt zu werden und dass sie bereit war, die Geheimnisse der Wüstenarmee kennenzulernen. Immerhin hatte sie selbst den Befragungen der Auroren standgehalten. Niemals würde sie die Wüstenarmee verraten!
Wutentbrannt sprang sie aus den Steinen und rannte auf ihn zu. Erneut setzte er seinen merkwürdigen Trick ein. Die Hände nach oben schiebend, bildete sich vor seinen Füßen ein Riss und der Boden hob sich an seiner Seite aus der Erde, dass Laila nun bergauf rennen musste und auf der glatten, sandigen Oberfläche schrittweise mehr nach unten rutschte, als voranzukommen. Doch der Ehrgeiz hatte sie gepackt. Mit einem Satz sprang sie zur Seite, hielt sich mit den Händen an der gezackten, breiten Kante fest und kletterte wie ein Bergsteiger an dem, sich immernoch stetig hebenden Fels, hinauf. Sie wollte wissen, wie er das machte. Sie wollte lernen. Sie wollte alles lernen, was er sie lehren konnte. Und er musste enorme magische Fähigkeiten besitzen, um soetwas zu vollbringen. Auf der oberen Kante angekommen, zückte sie ihr kleines Silbermesser und sprang mit einem Kampfschrei auf ihn herab. Er sprang zur Seite und im selben Moment wuchs an seiner Stelle ein neuer, scharf gezackter Fels aus dem Boden empor. Laila konnte nur knapp ausweichen. Mit einem der Löcher in ihrer Hose blieb sie an einer Felszacke hängen und riss sich das komplette Hosenbein ab. Sie landete der Länge nach im Sand, aber jetzt war sie fast bei ihm, nur würde er es ihr nicht einfach machen. In Sekundenschnelle begannen weitere Felssäulen um ihn herum aus dem Boden zu wachsen, als würde er sich einen Schutzwall bauen. Mit gezücktem Messer setzte sie zum Sprint an. Im Slalom rannte sie durch die sich aufbauenden Sandsteinfelsen, während die Zischenräume immmer enger wurden. Im letzten Moment sprang sie zwischen zwei sich schließenden Felswänden hindurch und rammte ihn. Er stolperte nach vorn, was ihr die Zeit gab sich aufzurappeln. Doch als er sich umdrehte, hatte auch er sein Messer gezückt und sie umschlichen sich wie zwei Löwen vor dem Kampf. Er war es, der zuerst angriff. Sein Messer zischte an ihrem linken Ohr knapp vorbei, sie drehte sich mit ausgestrecktem Arm zur Seite, während sie sich duckte und ein lautes Reissen von Stoff war zu hören. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie, wie Nagi sein Hemd untersuchte, das nun einen langen Riss zwischen rechter Brust und linker Hüfte aufwies. Neben Laila schwebten ein paar schwarze Haarsträhnen zu Boden. Sofort nahm sie wieder ihre Angriffsstellung ein, doch Offizier Nagi donnerte so laut "GENUG!", dass sie unwillkürlich zusammenzuckte, ihr Messer einsteckte und ihn böse anfunkelte. Darauf folgte eine lange Pause, in der sie einfach nur dastanden und sich taxierten.
"Das Training ist beendet! Geh!", befahl Offizier Nagi streng. Dann wandte er sich ab, holte sein Handtuch und seinen Wasserschlauch von der Steinbank im offenen Durchgang und ging davon. Laila starrte ihm hinterher und zitterte vor Wut. Nie hatte sie jemand einfach so stehen lassen. Noch kein einziges Mal hatte er sie so streng behandelt. Trotzig wie sie war, wollte sie ihm nicht gehorchen, doch einen so direkten Befehl durfte sie nicht missachten. Sich schüttelnd vor Zorn stapfte sie auf die Bank zu, riss ihr Handtuch herunter und packte ihren Wasserschlauch so grob, dass der Verschluss oben absprang und auf dem Weg zu ihrer Wohnung eine Spur aus Pfützen hinterließ. Ihre Wangen glühten rot vor Zorn und Enttäuschung. Sie hatte ihm doch gezeigt, dass sie ihm ebenbürtig war, dass ihr Wille stark war und dass sie alles für ihr Training gab! Trotzdem hatte er sie einfach abgewiesen! Dabei war sie wieder zurückgekommen, hatte die Prüfung bestanden und ihr ganzes Vertrauen in ihn gesetzt! Eigentlich hätte sie es wissen müssen!
"Vertraue niemandem, nicht mal dir selbst!", hatte der alte blinde Bettler auf dem Al Bargasi Basar immer gesagt. Vielleicht hätte sie besser daran getan, auf ihn zu hören.

Es war bereits dunkel, als Laila aus dem Bad kam. Nur in ein Handtuch geschlungen setzte sie sich auf ihren Balkon und behandelte ihre geschundenen Knie mit einer frisch angerührten Heilpaste aus Kräutern und Ziegenmilch. Die Nacht war kühl und windig, doch Kälte hatte ihr nie etwas ausgemacht. Als Waisenkind war man daran gewöhnt, dass es durch die Ritzen im Gemäuer zog, dass man nur Laken statt einer Decke hatte und nur die billigsten und somit dünnsten Gewänder für Sommer wie Winter.
Nachdem die Paste eingezogen war, ging sie wieder hinein. Auf dem Bett im Schlafzimmer lagen noch immer ihre zerrissenen Trainingsklamotten. Was Offizier Nagi nun wohl mit ihr anstellen würde? Würde er sie aus der Wüstenarmee werfen? Dann würde er sie wieder in den Kerker sperren müssen, wo die anderen Kinder waren, an die sie nie einen Gedanken verschwendete. Und weil sie gut genug trainiert war, um aus dem Kerker zu entkommen, müsste er sie wohl eher umbringen. Ob er das wirklich tun würde? Ob sie dabei eine Chance hatte zu fliehen? Sollte sie ihre Chance nicht besser jetzt nutzen, wo sie es noch konnte? Doch Laila war niemand der einfach davonlief.
Sie nahm ihre Militärhose vom Bett und musterte die ungleichen Längen der Hosenbeine. Kurzerhand trennte sie auch noch das Zweite ab und schlüpfte wieder in die staubige Hose hinein, nur ein frisches schwarzes Top zog sie aus dem Schrank. Nicht wissend, was sie nun tun sollte, lief sie wieder zurück ins Wohnzimmer und nahm das jaulende Jojo, das Offizier Nagi ihr zum Geschicklichkeitstraining gegeben hatte, vom Tisch. Sie betrachtete es eine Weile und zuckte dann die Schultern. Was sollte sie auch sonst anderes machen? Das Nichtstun würde sie ohnehin wieder wütend machen. Gerade wollte sie sich wieder auf den Weg zum Balkon machen, da zog etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es waren ein paar der Antiobskuranten, die sie bei ihrer Ankunft auf dem kleinen Schränkchen vorgefunden hatte. Geschenke der Wüstenarmee wegen der Wiederkehr, wegen der Ernennung zum Unteroffizier. Doch noch war sie nicht ernannt worden. Das Spickoskop hatte ihren Blick zuerst auf sich gezogen. Es hatte begonnen zu kreiseln, zu leuchten und zu pfeifen. Dann bemerkte sie, dass auch das Pendel ihres alles überblickenden Glaspyramidenauges zur Tür hin ausschwang und ihr somit anzeigte, von wo aus sie Besuch zu erwarten hatte. Allein das Feindglas war milchig weiß geblieben. Wer konnte das sein, der an ihre Tür kam, kein Feind war, dem aber auch nicht zu trauen war?
Sich auf alles vorbereitend, was für sie nur denkbar war, trat sie an die Tür und riss sie schwungvoll auf. Es war niemand dort. Nur die Lichter des gegenüberliegendes Gebäudes flackerten zu ihr herüber und die Sterne blinkten vom samtschwarzen Himmel.
"Solltest du um diese Uhrzeit nicht schon im Bett sein?", fragte die unverkennbare Stimme von Offizier Nagi. Laila streckte den Kopf aus der Tür und blickte nach rechts. Dort lehnte er mit verschränkten Armen an der Sandsteinmauer, hatte einen Fuß angewinkelt um sich daran abzustürzen und blickte in den Sternenhimmel. Das silbrige Licht ließ die unzähligen kleinen Narben in seinem Gesicht und auf den Armen blass hervortreten und spiegelte sich in seinen dunklen Augen.
"Solltest du nicht etwas Besseres zu tun haben, als vor meiner Tür herumzulungern?", entgegnete Laila kühl und verschränkte ebenfalls die Arme. Offizier Nagi zeigte ein jungenhaftes Grinsen und wandte ihr den Kopf zu.
"Du könntest mich reinbitten!", zwinkerte er. Laila hob beide Augenbrauen und schnaubte. Es war schon ungewöhnlich, dass er vor ihrer Tür herumstand, aber dass er auch noch grinste und zwinkerte wie einer dieser Schuljungen, kam ihr wirklich seltsam vor.
"Gibt es nicht andere, die dich auch freiwillig reinbitten würden?", entgegnete sie. Nagi ließ ein leises Lachen hören.
"Schön, du willst mich nicht drinnen haben. Kommst du dann wenigstens nach draußen?", fragte er amüsiert. Laila runzelte leicht die Stirn und warf einen kurzen Blick in ihre Wohnung. Eigentlich war sie noch unheimlich wütend auf ihn, aber so seltsam fröhlich wie er sich verhielt, musste ihm schon einer seiner Steine vom Morgen auf den Kopf gefallen sein, wenn es keinen anderen plausiblen Grund für seine Freude gab. Schließlich zuckte sie einwilligend mit den Schultern und schloss die Tür. Nagi hob sich langsam von der Wand ab und zeigte ein verschmitztes Lächeln. Mit einer Handbewegung forderte er sie dazu auf ihm zu folgen und ging zum Treppenabgang hinunter, der in den paradiesischen Innenhof des Wohntraktes führte, den Laila immer von ihrem Balkon betrachtete. Er führte sie zwischen den Palmen hindurch, direkt in die saftige Wiese, die sich unter ihren nackten Füßen wunderbar weich anfühlte. Der Brunnen in der Mitte des Hofes bließ hohe Wasserfächer in die Luft, die im Sternenlicht wie Diamanten glitzernd wieder in das Becken schwebten und die blauen Lilien wogten sanft im Abendwind. Laila jagte es einen Schauer über den Rücken. Was er wohl vorhatte?
"Die Wüstenarmee...", setzte Offizier Nagi an und ging langsam unter den Palmen hindurch. Laila merkte auf und starrte ihn an. Würde nun das kommen, was sie sich so lange ersehnt hatte?
"... entstand aus einer sehr alten Bruderschaft. Einer Bruderschaft, die vor allem eine Gabe zu schätzen wusste: Die Wahrsagerei. Ja, es mag sich verwunderlich anhören. Die meisten Magier bezeichnen diesen Zweig der Magie mittlerweile als Hirngespinste und Humbug, doch damals war es den Ordensbrüdern vergönnt, einem wahren Seher seine Kräfte anzusehen. Aus diesem Grund zogen sie durch das Land und brachten alle Seher an einem Ort zusammen, sodass immer wenn eine Prophezeihung ausgesprochen wurde, einer der Ordensbrüder zugegen war um sie aufnehmen zu können, damit sie unter dem Volk verbreitet und beachtet werden konnte."
Laila sah interessiert an dem jungen Offizier auf, während sie langsam den Innenhof umrundeten. Er blickte sie nicht an, sondern ging stur seinen Weg, während er erzählte.
"Doch nicht jede der Prophezeihungen war erfreulich. Sie handelten von Krieg, Krankheit und sogar vom Untergang des Volkes. Trotz allem wurden sie verbreitet, was dazu führte, dass Krieg ausbrach, wo keiner hätte zustande kommen müssen, weil die Menschen in Panik ausbrachen und anderen zuvorkommen wollten. Auf diese Weise wurden die Kriege nicht verhindert, wie die Bruderschaft es erhoffte, sondern brachen oft nur deswegen aus. So traf es sich, dass die Bruderschaft beschloss, die schrecklichsten und schlimmsten Prophezeihungen vor dem Volk geheimzuhalten und zu versuchen sie abzuwenden. Die Bruderschaft und die Seher schlossen sich zusammen um das Land zu schützen, doch sie mussten auch sich selbst schützen. Weil sie dem Volk nicht mehr preisgeben konnten, welche schlimme Prophezeihung wahr zu werden drohte, konnten sie nur mit den Eingeweihten darüber sprechen und dagegen ankämpfen. Nur waren ihre Mittel von der herrschenden Regierung nicht gebilligt und einige wurden gefangen genommen, doch sie taten das alles zum Schutz des Volkes. Von den Prophezeihungen, die ihre Handlungen erklären würden, durften sie nicht sprechen, denn so würde wieder Angst und Schrecken verbreitet werden, die sie abzuwenden versucht hatten. Also mussten sie Stillschweigen bewahren, im Verborgenen gegen die Vorsehung kämpfen und auf der Flucht leben. Dennoch taten sie es freiwillig zum Wohle des Volkes. Keiner feierte die Helden, die den Untergang wieder einmal abgewendet hatten, weil keiner davon wissen durfte. Sie gaben alles für die Menschheit und starben unbekannt und ohne die gebührende Anerkennung.
Nach vielen Jahrhunderten wurde die Bruderschaft immer kleiner. Eingeweihte starben im Kampf oder an Altersschwäche, Würdige ließen sich kaum noch finden, um das Fortbestehen der Bruderschaft zu sichern, und weil alles in Vergessenheit geraten war, ließen sich auch keine Seher mehr freiwillig von ihnen schützen. Das letzte Mitglied dieser Bruderschaft war Saddam Zaman, der Großvater unseres Anführers. Er wusste bald, dass die Ära der Bruderschaft beendet war, und gab den Orden auf. Zusammen mit der letzten großen Seherin Karima verließ er die Festung. Schon seit Jahren waren sie ineinander verliebt, doch die Regeln der Bruderschaft hatten es ihnen immer verboten sich anzunähern. In einem kleinen Dorf am Nil ließen sie sich schließlich nieder und gründeten eine Familie. Sie gebaren einen Sohn, den sie Jinan tauften, nach dem kleinen Paradies, die sie sich in dem Bauerndorf geschaffen hatten. Saddam erzählte seinem Sohn von der Bruderschaft in der Hoffnung, er würde sie eines Tages wieder aufbauen, und das tat er."
Sie waren bereits zum zweiten Mal durch den Hof gegangen. Offizier Nagi blieb stehen und wandte sich ihr zu.
"Diese Bruderschaft sind wir", sagte er und sah sie endlich an. Sie nickte leicht und verschlang die Finger ineinander. Die Wüstenarmee hörte sich gar nicht so schlecht an, wie die Leute von ihr dachten. Sie wollte sie ja nur schützen und zu ihrem Schutz durften sie nicht wissen, warum die Wüstenarmee etwas tat, das nach außen hin böse wirkte, in Wirklichkeit aber eine gute Tat war. Das hatte sie verstanden.
"Wie kam es, dass Jinan Zaman die Bruderschaft wieder aufgebaut hat? Und warum hat er sie Wüstenarmee genannt und nicht wie die frühere Bruderschaft?", wollte Laila interessiert wissen.
"Zwei sehr kluge Fragen, Laila", sagte Offizier Nagi lächelnd und wies sie zu dem Springbrunnen. Sie gingen durch die blauen Lilien hindurch und er ließ sich auf dem Brunnenrand nieder. Nach einigem Zögern setzte sich Laila neben ihn.
"Karima war kein langes Leben vergönnt und sie starb noch bevor Jinan ins Mannesalter kam. Doch vor ihrem Tod sprach sie noch eine letzte Prophezeihung. Eine Prophezeihung, die so schrecklich war, dass sie abgewendet werden musste. Doch die Bruderschaft existierte nicht mehr und es gab keine Kämpfer für das Wohl der Menschheit. Durch die Trauer und den Schmerz über den Verlust seiner Frau Karima neigte sich auch Saddams Leben dem Ende zu und er beging eine allerletzte Verzweiflungstat. Er stellte sich auf den Marktplatz von Kairo, verkündete dort lauthals Karimas Prophezeihung und dass die Bruderschaft der Hüter der Prophezeihungen wieder aufgebaut werden müsse. Der damalige Regent der Zaubererbevölkerung schenkte ihm jedoch keinen Glauben, erklärte ihn zum Staatsfeind, weil er die Zaubererschaft in Panik hatte versetzen wollen, und ließ ihn kurzerhand hinrichten..."
"Er ließ ihn hinrichten?", wiederholte Laila überrascht. Offizier Nagi nickte ernst.
"Das war selbst vor deiner Geburt noch Gang und Gebe. Auch heute machen sie noch in seltenen Fällen davon Gebrauch. Tariq Saddam Zaman ist dem Tode geweiht, wenn die Auroren ihn festnehmen, und deshalb brauchen er und sein Sohn unseren Schutz", erklärte er.
"Und die Wüstenarmee? Wie hat Jinan es geschafft sie aufzubauen? Wie hat er es geschafft, so viele um sich zu scharen?", fragte Laila neugierig. Offizier Nagi lächelte verschmitzt.
"Jinan war ein außergewöhnlich guter Redner. Wo er auch hinkam, zog er die Leute in seinen Bann und sie hörten ihm zu. Es brauchte nicht lange, da hatte er schon einen kleinen Kreis gewonnen, der würdig war eingeweiht zu werden. Sie zogen in alle Himmelsrichtungen davon und brachten immer mehr Kämpfer zu sich, die bereit waren, ihr Leben dem Kampf gegen die schreckliche Vorsehung zu widmen und der Wüstenarmee beizutreten", erklärte der Offizier.
"Aber wieso Wüstenarmee? Warum nicht der alte Name?", hakte Laila nach.
"Vielleicht weil Bruderschaft so alt und verstaubt klingt?", schnaubte Nagi belustigt. "Weil man dort nur alte Männer erwartet, die Tee trinken? Oder weil der Name zeigen sollte, dass sie Kämpfer sind und keine friedlichen Würdenträger? Vielleicht sollte er furchteinflößend klingen, damit sich ihnen niemand in den Weg stellte?"
"Vielleicht?", sagte Laila ungläubig.
"Ich kenne das Geheimnis um die Namensgebung nicht. Wahrscheinlich ging die Geschichte irgendwann verloren", sagte er verschmitzt und bemerkte dabei, wie sie aus neugier immer weiter aufgerückt war, damit sie kein einziges Wort verpasste. Auch Laila fiel das auf und sie rutschte schnell wieder zurück.
"Und Tariq hat die Wüstenarmee dann weitergeführt?", fragte sie verlegen.
"Das hat er. Und Tariq bekam ein ganz besonderes Geschenk, bevor sein Vater starb. Seine Frau gebar ihm einen Sohn. Sein Vater erkannte sofort mit seinen Fähigkeiten, die Tariq erst noch erlernen musste, dass es ein besonderes Kind war. Denn Karim Jinan, Tariqs Sohn und Nachfolger, ist ein wahrer Seher. Leider geschah das, was bei solchen Geburten von außergewöhnlichen Kinder häufig passiert. Karims Mutter überlebte sie nicht", erzählte Offizier Nagi. "Deshab braucht so ein besonderes Kind auch besonderen Schutz. Bevor ich Offizier wurde, war es meine Aufgabe Karim zu schützen. Ich bilde dich aus, damit du diese Aufgabe übernehmen kannst. Tariq vertraut keinem von Karims Beschützern. Er traut ihnen auch nicht zu ihn schützen zu können, wenn es zu einer solchen Situation kommen sollte. Und Karim ist noch jung. Ein junger Mann lässt sich nicht in einem Palast einsperren und wenn er noch so schön ist. Er braucht jemanden, der ihn unauffällig begleiten, aber im Notfall gegen alles verteidigen kann. Ich war so jemand. Du wirst es werden. Nun, und die Anderen... die sind es eben nicht."
Er schnaubte belustigt und Laila sah schmunzelnd zu ihm auf.
"Und was ist mit der Prophezeihung? Wie lautet sie? Wie konntest du ohne Zauberstab zaubern? Warum entführt ihr Waisenkinder? Warum entführt ihr andere Kinder?", redete Laila auf ihn ein. Nagi hob abwehrend die Hände und lachte heiser.
"Ich denke, das waren doch genug Informationen für heute!", sagte er und blickte in den Himmel. Laila verzog unzufrieden den Mund und spielte nervös mit den Fingern im Wasser.
"Wieso willst du nicht weitererzählen? Ich lasse mich nicht mit halben Sachen abspeisen!", sagte sie fordernd.
"Alles zu seiner Zeit!", sagte er und beobachtete sie dabei, wie sie mit dem Finger Kreise ins Wasser malte. Sie sah in mürrisch an. "Du wirst alles erfahren, aber heute ist es schon spät. Morgen erzähle ich dir mehr."
"Bringst du mir bei, wie ich ohne Zauberstab zaubern kann?", sagte sie. Sie klang nicht bittend. Es war eine Aufforderung. Offizier Nagi nickte langsam.
"Als Unteroffizierin gehört das nun zu deiner Ausbildung", erwiderte er. Laila hörte sofort auf im Wasser herumzuspielen und sah beinahe ungläubig zu ihm auf.
'Unteroffizierin?', formte sie stumm mit den Lippen. In seinem Gesicht spiegelte sich Genugtuung. Wieder nickte er langsam. Laila bekam große Augen und konnte einfach nicht anders, als ihn weiterhin anzustarren, als würde er Kamellaute von sich geben.
"Gewöhnlich bekommen die Unteroffiziere bei ihrer Ernennung ihr Messer", sagte Offizier Nagi und streckte seine Hand aus. Laila zog das silberne Skorpionmesser aus ihrem Gürtel und betrachtete es. War sie also schon die ganze Zeit über Unteroffizierin gewesen? Hatte er mit den Geheimnissen der Wüstenarmee nur ihre Geduld auf die Probe gestellt? Hatte er gewusst, dass sie wieder zurückkommen würde? Wieso hatte sie Thurayya denn nie mit dem Messer angegriffen, dabei wäre es ihr doch sicher aufgefallen?
Offizier Nagi nahm ihr das Messer vorsichtig aus der Hand. Aus seiner Tasche zog er ein schwarzes Lederband und schlang es in die Unterste von drei schmalen Rillen zwischen Griff und Klinge.
"Schwarzes Leder für deine Vergangenheit, die ab heute im Dunkeln bleiben wird. Für die Wüstenarmee zählt nicht, wer du warst, nur wer du bist. Doch bedenke, auch deine Heldentaten werden auf ewig im Dunkeln bleiben, Unteroffizierin Laila", sagte er feierlich und reichte ihr das Messer zurück. Laila nahm es und drehte es in den Händen um die schwarze Lederschlaufe von allen Seiten ansehen zu können. Jetzt war sie also offiziell Unteroffizierin der Wüstenarmee. Offizier Nagi würde ihr beibringen, wie man ohne Zauberstab Magie einsetzte. Sie würde den Seher, den Sohn des Anführers beschützen. Sie konnte Offizierin werden, so wie Nagi. Sie hatte endlich etwas, wofür sich das Lernen in der Madrasa al Fahim lohnte. Sie sah Offizier Nagi in die Augen, fand aber kein Wort, das auch nur irgendetwas auszudrücken vermochte. Als sie keine Anstalten machte, irgendetwas zu tun, zog er noch etwas aus der Tasche. Es war eine silberne Halskette mit einem großen silbernen Anhänger. Ein Skorpion, der einen großen, glitzernden Schwarzopal umrahmte.
"Was soll ich mit diesem Firlefanz?", fragte Laila und zog die Brauen zusammen. Offizier Nagi blinzelte verdutzt und ließ seinen Arm niedriger sinken.
"Das ist für festliche Anlässe!", antwortete er und konnte einfach nicht glauben, wie sie das Schmuckstück eben bezeichnet hatte.
"Das brauche ich nicht!", erwiderte sie stur und steckte ihr Messer in den Gürtel.
"Das ist Pflicht bei den Festivitäten zur Ernennung der Offiziere und Generäle! Alle müssen ihren Schmuck und ihre Festroben tragen! Und beim Offiziersball muss das auch getragen werden!", sagte Offizier Nagi empört. Laila zog eine Grimasse und streckte widerwillig die Hand danach aus. Nagi fing an zu glucksen, als er ihre Miene sah, und ließ die Kette in ihre Handfläche rutschen. Laila schloss die Finger und plötzlich boxte sie ihm so kräftig auf die Brust, dass er das Gleichgewicht verlor und mit lautem Klatschen in den Brunnen fiel. Ein breites Grinsen zog sich über ihre Lippen, als der Offizier prustend und spuckend wieder aus den Fluten auftauchte, doch das konnte er zum Glück nicht sehen. Das Lachen schien ihm aber noch immer nicht vergangen zu sein, so wie er dort drin saß und wie ein planschendes Kind Wasser nach ihr spritzte.
"Zeigst du etwa so deine Dankbarkeit?", prustete er und schlug hart ins Wasser, dass sie ein kalter Schwall klatschend im Nacken traf. Schmunzelnd wandte sie den Kopf zu ihm.
"Muss wohl so sein...", sagte sie verschmitzt und ließ die schwere Kette in ihre Hosentasche gleiten. Damit stand sie auf und machte sich auf den Weg zurück in ihre kleine Wohnung. Offizier Nagi ließ sie in seinem guten Glauben. Ob er jetzt wusste, dass das die Revanche für das eine Mal vor der Schulzeit gewesen war, oder ob er etwas anderes dachte; im kalten Wasser lag er jetzt trotzdem. Und das hatte er, wenn man sie fragte, bei seinem kindischen Benehmen heute wirklich verdient.


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