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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Mhairi -9- Unangenehme Weihnachtsüberraschungen

von HauselfeLilian

"Weg?! Was soll das heißen, er ist weg?!"
Mhairi stand mit vollkommen entgeistertem Gesicht vor Sergeant Cristians und Lieutenant Rickards Schreibtischen und konnte nicht fassen, was sie ihr soeben erzählt hatten. Officer Overton am Schreibtisch hinter ihr schnaubte missbilligend und sah genervt von der Tatortkarte, die sie von Captain Dukesons Team erhalten hatten, auf.
"Das heißt, er hat sich Urlaub genommen und ist verreist. Ist das denn so schwer zu begreifen, Private Sheehy?", sagte er in herablassendem Ton. Mhairi öffnete empört den Mund, doch für diese bodenlose Frechheit fehlten ihr einfach die Worte, sodass sie ihn ein paar Mal auf- und zuklappte und sich mit einem wütenden Schnauben begnügte. Wie konnte er sie nur für so dumm hinstellen und das auch noch vor ihrem Team? Langsam glaubte sie, dass es ihm Spaß machte, ihr all diese Gemeinheiten an den Kopf zu werfen.
Sie ballte die Fäuste, schüttelte ihr Haar aus der Stirn, atmete tief durch und drehte sich langsam zu ihm um.
"Und sie glauben tatsächlich, dass Captain Ahearn Mitten in diesem Fall einach mal nach Bali reist um sich zu vergnügen, Officer?", erwiderte sie giftig und sah ihn mit schmalen Augen an. Officer Overton würdigte sie kein bisschen und wandte sich wieder mit entnervter Miene den Tatortfotos zu.
"Der Boss auf Bali!", lachte der Lieutenant los und strich sich über die blonden Bartstoppeln. "Was für eine Vorstellung!"
Mhairi wandte sich wieder Rickard und Cristians zu und stützte sich mit den Armen auf der Tischplatte auf. Cristians knetete mit unbehaglichem Gesichtsausdruck ihre Hände und starrte auf die gestapelten Aufzeichnungen des magischen Rates, doch eigentlich schien sie sie überhaupt nicht wahrzunehmen.
"Kommt euch das denn nicht auch komisch vor?", wollte Mhairi mit gesenkter Stimme von ihren Kollegen wissen. "Noch heute Morgen streitet er sich mit Captain Dukeson um den Fall und schon heute Mittag ist er wie vom Erdboden verschluckt und hat angeblich beschlossen seinen Resturlaub abzufeiern?"
"Vielleicht glaubt er, wir schaffen das auch ganz gut ohne ihn", vermutete der Sergeant leise. Doch ihrer Stimme nach zu Urteilen glaubte sie sich selbst kein Wort.
"Aber doch nicht jetzt, wo wir neue Hinweise haben! Er war doch ganz heiß auf diesen Fall! Ich schlage vor, bevor wir weitermachen, finden wir ihn erstmal. Ohne ihn kommen wir doch nicht weiter!", entgegnete Mhairi. "Also? Seid ihr einverstanden?"
"Wir werden ihn nicht suchen, Private...", seufzte Lieutenant Rickard und rieb sich müde das Gesicht. Mhairi klappte die Kinnlade runter.
"Was soll das heißen, wir suchen nicht nach ihm?!", sagte sie mit hoher Stimme und blickte Rickard mit großen Augen an. Als er nicht reagierte, wandte sie sich mit flehender Miene zum Sergeant um, doch der hatte den Kopf in die Hände gelegt und starrte auf den Schreibtisch.
"Das soll heißen, dass Lieutenant Rickard als Dienstältester dieses Teams seine Leitung übernimmt, bis Captain Ahearn wieder da ist", sagte eine sanfte Stimme hinter Mhairi. Sie wirbelte herum und erkannte sofort Colonel Rounds zerzauste Frisur.
"C-Colonel?", stammelte Mhairi verständnislos. Colonel Rounds drückte Rickard eine Schriftrolle mit Befehlen in die Hand und wandte sich zum Gehen.
"Colonel Rounds!", rief Mhairi und hastete ihr hinterher. Rounds blieb neben Overtons Schreibtisch stehen und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu.
"Captain Ahearn hat nicht wirklich Urlaub eingereicht, oder?", fragte sie ohne Umschweife.
"Er sagte, er müsse noch etwas erledigen und wisse nicht, wann er zurückkomme, Private. Dann hat er das Ministerium verlassen", antwortete der Colonel. "Machen Sie sich keine Sorgen. Er ist bestimmt bald wieder hier."
Mit diesen Worten verließ sie das Büro und Mhairi blieb, sich hilflos nach den Anderen umsehend, zurück.
"Und wie soll es jetzt weitergehen? Was tun wir?", wandte sie sich an ihren neuen Boss, Lieutenant Rickard.
"Wir fangen den Koboldmörder!", sagte dieser nur und es klang eindeutig nach dem Ende des Gesprächs.

"Er sagte, er müsse noch etwas erledigen...", murmelte Mhairi und öffnete die Augen. "Er müsse noch etwas erledigen und wisse nicht, wann er zurückkomme..."
Sie starrte von ihrem Bett aus an die Decke und faltete die Hände über dem Bauch. Aeron kam vom Fußende zu ihr gerobbt und steckte den Kopf unter ihrem Arm hindurch. Nachdenklich streichelte sie dem großen Albinobluthund über den Kopf, während er ihr rot, lila und orange geringeltes Strickkleid besabberte.
"Er müsse noch etwas erledigen..."
Mhairi zermartete sich schon zum hundertsten mal den Kopf über die Worte des Colonels. Wo Ahearn wohl stecken mochte? Am ersten November war er einfach verschwunden und sie hatten nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Fast zwei Monate war es her, dass Lieutenant Rickard die vorübergehende Leitung des Teams übernommen hatte. Trotz der letzten Angriffe während dieser Monate und der Unterstützung durch Captain Dukeson waren sie dem Koboldmörder nur ein paar winzige Schritte näher gekommen. Und niemand suchte nach Captain Ahearn, der bestimmt mehr herausgefunden hätte.
Mhairi drückte die Handballen auf die Augen und setzte sich auf. Vielleicht war er ja der Kobolmörder. Woher wusste er sonst über die Einzelheiten eines Falles, der vor Jahrhunderten passiert war, bescheid? Hatte er vielleicht geahnt, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war und war deshalb geflohen? Oder hatte er womöglich in anderer Weise mit dem Fall zu tun? Oder war es wirklich nur eine Familienangelegenheit, wie Sergeant Cristians zuletzt vermutet hatte? Mhairi fiel auf, dass sie überhaupt nichts über Captain Ahearns Familie wusste. Hatte er vielleicht Kinder und eines war schwer erkrankt? Ja, Ahearn war wirklich ein väterlicher Typ. Kinder würden ganz bestimmt zu ihm passen. Deshalb konnte sie sich nicht vorstellen, dass er ein Mörder sein sollte. Doch mit dem Fall hatte sein Verschwinden ganz bestimmt zu tun. Vielleicht hatte er ja etwas bemerkt, das sie nicht gesehen hatten...
Mhairi schüttelte ihre blonden Engelslocken auf und stieg aus dem Bett. Sie war in ihrem Jugendzimmer, wo sie heute übernachtet hatte, um den Weihnachtsmorgen mit ihrer Familie zu verbringen. Mit nackten Füßen trat sie an das eisblumenbedeckte Fenster und rieb eine der sechs Scheiben frei, damit sie hinausschauen konnte. Das fahle Licht der Wintersonne kam hier und da an den dicken schweren Wolken vorbei und ließ das eingeschneite Hogsmeade wie im Wintermärchen glitzern und blinken. Von der Küche wehte schon der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee und gebackenen Weihnachtsplätzchen herauf und freudige Stimmen waren zu hören. Kenna und Grant mussten auch schon wach sein.
Mhairi ging zu ihrer alten Kommode und steckte sich ihre Silberarmreifen und den großen Lederreif mit den Silbernieten an den Arm. Dann pfiff sie Aeron zu, der mit donnerndem Gebell aufsprang und ihr aus der Tür folgte. Kaum hatte Mhairi ein paar Schritte auf die Treppe zu gemacht, stolperte er auch schon über ihre Notfall-Einsatztasche, die sie am Abend zuvor vor der Tür abgestellt hatte, und rumpelte ihr mit vollem Gewicht in die Kniekehlen. Mit einem ersticktem Schrei und einigen Jaulern Aerons purzelten sie die Treppe hinunter und kamen mit einem dumpfen Schlag vor der Tür zum Esszimmer auf.
"Aauuuh...", stöhnte Mhairi und versuchte sich auf die Arme zu stemmen, da hatte Grant auch schon die Tür aufgerissen. Aeron sprang auf die Pfoten und begrüßte ihn springend und schwanzwedelnd, wobei er Mhairi auf den Rücken hüpfte und sie mit voller Wucht mit der Nase auf den Dielenboden klatschte.
"Ooooh...", murmelte sie dumpf.
"Guten Morgen, Schwesterchen!", grüßte Grant überfröhlich, fasste sie an der Hüfte und hob sie auf alle Viere.
"Hmmpf...", machte sie nur geknickt und musterte ihn beleidigt. Dann fing sie an zu lachen. "Wieso bist du denn halbnackt?!"
Grant sah verlegen an sich hinunter. Er trug einen bedruckten weißen Pullover und sonst nur seine blassblau karierten Webboxershorts. Mhairi trat lachend ins Wohnzimmer und wurde sofort von ihrem Vater, der zu Weihnachten in einem seiner üblichen dicken, kuscheligen Norwegerpullover steckte, in den Arm genommen.
"Fröhliche Weihnachten, Mhairi!", sagte nun auch Kenna, die mit Grants braunkarierter Schlafhose am Frühstückstisch saß und mit dem Zauberstab im Schritt flickte. Wieder musste Mhairi feststellen, was für ein Glück Grant doch mit seiner Freundin hatte. Selbst in der schwarzen Leggins und dem schwarzen Pullover mit Wasserfallkragen über den ihre langen roten Wellen fielen, sah sie bezaubernd aus. Und ihre Haushaltszauber waren unvergleichlich, selbst ihre Aufräum- und Putzzauber waren besser als die von Zonko, und das mochte etwas heißen, wenn man mit Mhairi zusammengelebt hatte.

Nach einem köstlichen Frühstück von Kenna und Zonko und einem ausgiebigem Spatziergang mit Aeron durch das bergige Umland von Hogsmeade saßen sie schließlich unter dem gewaltigen, mit den Zweigen schlagenden und Nadeln pieksenden Weihnachtsbaum in Zonkos Wohnzimmer und packten strahlend ihre Geschenke aus. Mhairi zog einen magischen Fotoapparat aus einer goldenen Schachtel und sah ihren Bruder verdattert an.
"Oh, Grant! Du - du -", stotterte sie. Grant sah sie erwartungsvoll an. "Jaaa?"
"Du hast mir ausnahmsweise mal nichts Bescheuertes geschenkt? Wie komm ich denn zu dieser Ehre?", fragte sie erstaunt. Zonko fing dröhnend an zu lachen. "Hat Kenna die ausgesucht?"
Grant sah sie wegen des Seitenhiebs einen Moment lang beleidigt an, fing dann aber an zu glucksen. "Ich dachte mir, jetzt wo du bei der Strafverfolgung bist, solltest du immer eine dabei haben. Für Beweisfotos, Tatorte, Observationen in Tante Elspeths Wohnung..."
Mhairi warf ihm sein Geschenk an den Kopf und lachte: "Die ist toll! Danke, großer Bruder!"
Grant riss sofort das Einwickelpapier von seinem Geschenk und grinste sie an.
"Explodierende Spielkarten? Für wie alt hältst du mich denn?"
Mhairi und Kenna tauschten kichernd ein paar Blicke.
"Was denkst du, Kenna? Elf? Zwölf?", überlegte Mhairi feixend.
"Mmmh, ich würde eher sagen... acht!", kiekste Kenna und strubbelte Grant durch den Blondschopf, nicht ohne ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken.
Während der Stapel aus Geschenken immer kleiner wurde, wurde das Lächeln aller Anwesenden immer breiter. Von ihrem Vater bekam Mhairi wie jedes Jahr das neueste Produkt aus seinem Scherzartikelsortiment. Dieses Mal waren es leuchtende Luftballons, die nicht platzten. Kenna schenkte ihr eine weite rote Bluse, über die sie sich unheimlich freute. Kenna war unterdessen ganz begeistert von dem Lunaskop, das Mhairi ihr gekauft hatte. Und selbst Aeron freute sich über das Würstchen, dessen rote Schleife er beinahe mitverputzte.
"Mhairi? Mhairi, was hast du?", fragte Zonko verdutzt, als sie beim Auspacken innehielt und auf ein grün glitzerndes Geschenkpapier starrte, aus dem etwas unförmiges Weißes herausschaute.
"Was ist das denn?", prustete Grant und zog es heraus. Kenna fing an wie verrückt zu gackern. "Du meine Güte, ist das - ist das -?"
"Tante Elspeth hat mir einen Pulli gestrickt!", stellte Mhairi mit gequälter Miene fest, woraufhin sie alle in Gelächter ausbrachen.
"Oho! Vielen Dank, Mhairi!", rief Zonko, als er den magischen Rasierer auspackte. Sofort drückte er sie an sich und hielt ihr ein weiteres Päckchen unter die Nase.
"Mach das hier auf!", sagte er freudig. "Das ist bestimmt von Sines Mutter. Kam mit der Muggelpost. Mr Hightower, der Zauberer aus der Postverteilstation, hat es bei Madam Rosmerta in den Drei Besen für dich abgegeben."
Mhairi öffnete das Päckchen und zog eine graue Jeans mit Leopardenmuster heraus.
"Ugh! Die ist ja grauenvoll!"
"Die ist bestimmt nicht von Sines Mum!", sagte Kenna stirnrunzelnd. Grant grapschte ihr die Hose sofort aus den Händen und schüttelte sie auf, wobei eine kleine Weihnachtskarte herausfiel. Mhairi griff danach und besah sich die Innenseite.
"Die steht dir bestimmt gut, Mhairi! Könntest du zu deiner Dienstuniform tragen!", witzelte Grant. "Und mindestens zwei Nummern zu groß ist sie auch! Da wächst du sicher noch -! MHAIRI! Was bei Merlins Bart-?!"
Mhairi hatte Grant die grauenvolle Jeans aus den Händen gerissen und quer durch den ganzen Raum geschleudert. Sie landete direkt auf Aerons Kopf, der die ganze Zeit über auf der Couch gedöst hatte und nun panisch aufsprang und blind durch das Zimmer jagte. Er rannte ängstlich fiepsend durch das Esszimmer, warf die Stühle am Tisch um und schleuderte Kenna zu Boden, die aufgesprungen war und versucht hatte, ihm die Leopardenjeans vom Kopf zu reissen, rummste gegen den Wohnzimmerschrank, woraufhin Tante Elspeths gutes Geschirr aus der Vitrine fiel und auf den Holzdielen zerschellte, und knallte zweimal gegen die gegenüberliegende Wand, bis er endlich die Richtung wechselte, Grant beinahe zertrampelte und schließlich in den Weihnachtsbaum krachte, der umstürzte und ihm mit den schlagenden Zweigen die Hose von den roten Augen riss. Fiepsend und mit eingezogenem Schwanz verzog sich Aeron unter den Wohnzimmertisch, während die Leopardenhose zwischen die spitzen Tannennadeln geriet und regelrecht zerfetzt wurde.
Kenna rappelte sich stöhnend auf und besah sich entgeistert das zerstörte Wohnzimmer. Dann schwankte sie auf Grant zu, der sich aufgesetzt hatte und ein paar blutende Kratzer von Aerons Pfoten an seinem Oberarm betrachtete. Zonko musterte seine Tochter, der alle Farbe aus dem Gesicht gewichen war und noch immer unberührt da saß und auf die Weihnachtskarte starrte.
"Um Himmels Willen, Mhairi! Was ist nur mit dir los? Du bist wirklich eine einzige Katastrophe!", brauste Grant auf und sprang auf die Beine. Doch schon war Kenna zur Stelle, die Mhairis Miene bemerkt hatte, schüttelte das lange Haar über die Schultern zurück und legte ihm eine Hand in die Armbeuge.
"Nicht jetzt, Darling...", flüsterte sie Grant bedeutungsvoll zu und nickte zu Mhairi hinüber. Grant sah seine nun auch noch mit den Händen zitternde kleine Schwester an und ließ die Arme verwundert sinken.
"Was ist denn in dich gefahren, Schätzchen?", fragte Zonko besorgt und rutschte näher zu ihr auf.
"Die hat Mum hergeschickt...", sagte Mhairi mit belegter Stimme und sah mit glasigen Augen zu ihm auf. Grant riss die Augen auf und schluckte schwer. Dann drehte er sich langsam um, schüttelte Kennas Hand ab und trottete in die Küche. Mhairi erhob sich ebenfalls vollkommen wortlos, warf weder ihrem Vater, dessen Miene unlesbar war, noch der Freundin ihres Bruders einen Blick zu, und ging hinauf in ihr altes Zimmer, wo sie sich einschloss.

"Mhairi, willst du nicht mal darüber reden?"
Mhairi setzte sich auf der Fensterbank zurecht. Kenna stand schon zum bestimmt zwanzigsten Mal seit dem Geschenkeauspacken vor ihrer Tür und klopfte. Noch nicht ein Mal hatte sie ihr geantwortet. Bis vor ein paar Minuten hatte sie nur dagelegen und die Decke angestarrt. Hatte das getan, was sie schon seit ihrer Kindheit tat: Alles verdrängen und die Tatsache, dass sie eine Mutter hatte, ignorieren.
"Mhairi, du solltest wenigstens eine Kleinigkeit essen!", rief Kenna flehend durch die Tür. Mhairi seufzte leise und lehnte die Schläfe gegen die kalte Fensterscheibe. In Hogsmeade war es bereits dunkel und in den Lichtkegeln der Straßenlaternen waren nur noch Schattengestalten zu erkennen, die von ihren Häusern in die Drei Besen wanderten. Jedes Mal wenn sie jemanden in Hut und Mantel sah, zuckte sie zusammen und bekam ein flaues Gefühl im Magen. Jeder dieser Männer konnte der Koboldmörder sein, dem sie vor zwei Monaten gegenübergestanden war. Während dieser Zeit hatte er noch vier weitere Male zugeschlagen und mit jedem toten Kobold den sie sah, fühlte sie sich noch ein großes Stück schuldiger, weil es ihr misslungen war, den Täter festzunehmen. Und dann fanden sie nichtmal verwertbare Hinweise, selbst mit der Hilfe von Captain Dukesons Team. Sie wünschte sich Captain Ahearn herbei. Obwohl sie vermutete, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte, wusste sie, dass er nicht der Mörder sein konnte. Sie hatte sich in seiner Nähe immer sicher gefühlt. Dieses Gefühl hatte sie noch nie getäuscht.
"Er wusste etwas!", sagte sie laut zu sich selbst und sprang so schnell vom Fensterbrett, dass sie das Gleichgewicht verlor. Sie stolperte rücklings über ihre Notfall-Einsatztasche und landete mit Schwung auf dem Bett.
"Was hast du gesagt?", fragte Kenna vor der Tür. Mhairi klatschte sich mit der Hand ins Gesicht. Jetzt stand die immer noch da draußen!
"Mhairi, bitte komm nach unten! Ich hab Essen gemacht! Du verhungerst noch da drin!", sagte Kenna und lief endlich die Treppen hinunter. Mhairi hüpfte vom Bett, richtete ihre blonden Locken halbwegs ordentlich vor dem Spiegel, bevor sie ihren Zauberstab vom Nachttisch schnappte, die Notfall-Einsatztasche über die Schulter schwang und die Treppen hinabstieg. Captain Ahearn musste gewusst haben, wer der Koboldmörder war, und hatte versuchen wollen ihn aufzuhalten; dessen war sie sich jetzt sicher.
"Na, bist du doch noch gekommen?", lächelte Kenna, als sie ins Wohnzimmer trat. Mhairi ging an ihr vorbei und kniete sich vor dem Wohnzimmertisch nieder, wo sie Aeron entschuldigend über den Kopf streichelte. Sie sah zu ihrem Vater und Bruder auf. Grant war ganz blass und klammerte sich an ein Glas Feuerwhiskey. Ihn hatte die unerwartete Nachricht ihrer Mutter wohl genauso aus der Bahn geworfen.
"Ich muss noch etwas erledigen", sagte Mhairi zu ihrem Vater. "Aeron lasse ich hier. Vergesst nicht, ihn zu füttern."
Zonko nickte stumm. Mhairi erhob und machte sich auf den Weg hinaus.
"Wo - wo gehst du denn hin?", stammelte Kenna, als sie an ihr vorbeiging.
"Erwartet mich nicht vor morgen Abend zurück", fügte Mhairi noch hinzu und verließ das Haus. Als sie auf der Staße im Schnee stand, hätte sie sich für ihre Vergesslichkeit am liebsten geohrfeigt. Nicht einmal an ihren Umhang hatte sie gedacht und in ihrem kurzen Strickkleid war ihr fürchterlich kalt. Doch lange würde sie sich sowieso nicht draußen aufhalten. Entschlossen drehte sie sich auf der Stelle und verschwand ins dunkle Nichts.

Als sie in einer hell beleuchteten schmalen Straße wieder auftauchte, bekam sie sofort eine Gänsehaut an den nackten Armen und Beinen. Rasch sah sie sich um, ob nicht irgendein Muggel gesehen hatte, wie sie - überaus fahrlässig - Mitten auf der Straße appariert war, doch glücklicherweise war so spät niemand mehr unterwegs. Sie ging auf das kleinste und schmuddeligste der Reihenhäuser der Straße zu und drückte auf den messingfarbenen Klingelknopf mit dem Namen Cristians, der in den Klinkersteinen eingelassen war. Ein kleines Glöckchen war in der unteren Wohnung zu hören. Kurz darauf wurde auch schon die Tür, deren grüner Lack bereits abblätterte, geöffnet.
"M-Mhairi, wa- was ma- machst du denn h-hier?", stotterte Sergeant Cristians und ihre Augen weiteten sich erschrocken, als sie Mhairi erkannte.
"Tut mir leid, dass ich dich an Weihnachten störe, Miriam, aber ich muss dir unbedingt etwas Wichtiges erzählen", entschuldigte sich Mhairi und drängte sich an ihr vorbei in den schmalen Flur. Miriam schloss leise die Tür.
"Also, ich - im Moment ist es wirklich etwas ungünstig!", sagte sie verlegen.
"Es kann aber nicht warten!", entgegnete Mhairi energisch und drehte sich um. "Am besten bittest du gleich Rickard her, ich brauche euch bei... de..."
Erst beim letzten Wort bemerkte Mhairi, dass sie schon wieder der dämlichsten Zeitpunkt erwischt hatte, um irgendwo aufzutauchen. Miriams Haare waren klatschnass, sie trug nur ein graues Spitzentop und den dazu passenden Slip und ihre nackten Füße steckten in ungeschnürten Lammfellstiefeletten, damit sie nicht barfuß auf den kalten Kacheln stehen musste.
"Du... kommst gerade aus der Dusche, oder?", sagte Mhairi langsam und biss sich auf die Unterlippe. Miriam schoss die Schamesröte in die Wangen und sie blickte an ihren langen schlanken Beinen hinab, an denen noch feine Wasserperlen glitzerten.
"Naja, also dann ... dann ziehst du dich am besten an und ... und ich benutze mal eben deinen Kamin, damit der Lieutenant bald herkommt", sagte Mhairi und ging ins Wohnzimmer. Sie war nicht zum ersten Mal in Sergeant Cristians kleiner Wohnung und fand das schlecht beleuchtete Zimmer am Ende des Flurs ohne Probleme. Miriam kam ihr auf klappernden Schuhen hinterhergehastet und setzte schon zum Sprechen an, als eine andere Stimme aus dem Bad ertönte.
"Hey, Miri-Schätzchen, wenn du noch länger mit den Bettlern flirtest, dann werde ich noch ganz eifersüchtig! Oder ist dir die Lust auf mehr vergangen?"
Mhairi drehte sich verdutzt zur Badezimmertür um und blickte auf jemand sehr nassen und sehr nackten, der sich gerade die Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte. Mhairi wechselte perplex mit den Blicken zwischen Miriam und ihrem nackten Freund und fühlte sich plötzlich ziemlich fehl am Platz. Offensichtlich hätte sie Miriam in keiner peinlicheren Situation überraschen können. Dann zog der Nackte sein Handtuch vom Kopf und Mhairi klappte die Kinnlade runter. Miriam vergrub das Gesicht in den Händen. Mhairi musste sich ein Lachen verkneifen, verschluckte sich, dass sie husten musste und sagte dann heiser: "Gut, dass du schon hier bist, Terell, dann kann ich ja gleich anfangen!"
Lieutenant Rickard ließ einen mädchenhaften Schrei hören, riss sich das Handtuch von den Schultern und bedeckte schnellstens sein Gemächt damit.
"Bei Merlins Unterhose, Mhairi!", rief er entsetzt und bekam einen hochroten Kopf. "Du hier?"
"Ah... ja, ich... ich muss etwas mit euch besprechen, es ist unheimlich wichtig! Setzt euch doch!", sagte Mhairi und wies auf den Esszimmertisch, auf dem zwei leere Gläser und eine halbvolle Flasche Elfenwein standen. Außerdem sah es aus, als wäre das restliche Geschirr ziemlich unsanft zur Seite geschoben worden, um für etwas anderes Platz zu schaffen. Miriam und Terell sahen sich verlegen an.
"Ähem... vielleicht zieht ihr euch besser erst an...", murmelte Mhairi und setzte sich auf einen der wackeligen Stühle, während die beiden ins Schlafzimmer gingen, wobei sie noch einen ungewollten Blick auf Terells blanke Kehrseite erhaschte.
Miriam kam als Erste zurück und ihr war eindeutig anzusehen, dass sie noch vollkommen durch den Wind war. Über ihr Top hatte sie einen weißen Strickpullover gezogen, ähnlich dem, den Tante Elspeth gestrickt hatte, und war in einen weißen Rüschenminirock geschlüpft. Dazu trug sie einen grauen Strickschal und über die Stiefeletten hatte sie hohe Fellstulpen gezogen. Mhairi hätte über ihren Anblick am liebsten laut losgelacht, doch sie hielt sich zurück. Es war ihr ja schon peinlich genug. Einen besseren Eindruck machte Terell, der weitaus mehr anhatte als vor ein paar Minuten und in dem weißen Shirt, der Bluejeans und der schwarzen Steppweste nun um einiges ansehnlicher war.
"Tja, also dann... will ich mich mal auf den Weg machen...", sagte er unschlüssig und patschte sich auf die Schenkel. Mhairi hob eine Augenbraue.
"Ich sagte doch, ich muss mit euch beiden sprechen! Also - setz - dich - hin!", sagte sie beinahe im Befehlston und schob einen Stuhl mit dem Fuß in seine Richtung. Terell und Miriam tauschten kurz Blicke aus, zuckten mit den Schultern und nahmen Platz.
"Was ist denn nun so wichtig?", fragte Miriam, nachdem die unangenehme Situation endlich überwunden war, und neigte sich am Tisch vor.
"Es geht um Captain Ahearn-", setzte Mhairi an.
"Das hatten wir doch schon, Mhairi!", stöhnte Terell auf. "Wenn der Captain getan hat, wofür er Urlaub genommen hat, wird er auch wieder zurückkommen!"
"Jetzt hört doch erst mal zu!", sagte Mhairi aufgebracht. Miriam und Terell verstummten sofort und sahen sie argwöhnisch an. "Findet ihr es wirklich nicht im Geringsten seltsam, dass der Boss seit zwei Monaten weg ist, ohne etwas von sich hören zu lassen?"
"Er sagte doch, er bräuchte Urlaub!", sagte Miriam unsicher.
"Nein, was er zum Colonel sagte, war, er hätte etwas zu erledigen!", widersprach Mhairi. "Und ich sage es nochmal: Mitten im Fall?! Er war doch ganz scharf drauf, diesen Koboldmörder zu schnappen!"
"Naja, vielleicht musste er wirklich etwas dringendes klären", überlegte Terell. "Und die Angelegenheit dauert eben länger."
"Ja, er dachte wohl, mit den ganzen Hinweisen würden wir den Kerl schon kriegen", stimmte Miriam nickend zu.
"Und woher stammten die ganzen Hinweise? Doch nur von ihm! Er wusste über alles Bescheid, noch bevor wir die Aufzeichnungen des Magischen Rates hatten! Das muss euch doch aufgefallen sein!", sagte Mhairi ganz fiebrig.
"Mhairi, wenn du damit sagen willst, Captain Ahearn wäre der Koboldmörder-", warf Terell ein.
"Ach, rede doch keinen Unsinn!", redete Mhairi ihm dazwischen. "Aber er wusste von dem Fall, der schon seit Jahrhunderten geheim gehalten wird, und das kann nur bedeuten-"
"-dass er wusste, wer es getan hat!", beendete Miriam ihren Satz. "Aber wieso hat er uns dann nicht mit einbezogen?"
Terell schien plötzlich ein Licht aufzugehen. Er schlug auf den Tisch und rief: "Weil er den Koboldmörder kennt! Und er ist ohne uns losgezogen, um ihn allein zu fassen!"
"Nein, nein, das würde er nicht tun. Vielleicht denkt er, er kann ihn zur Vernunft bringen und eine freidliche Lösung finden!", meinte Miriam. "Das würde zu ihm passen..."
"Wieso braucht er dann so lange?", überlegte Terell.
"Überlegt doch nur! Wenn Ahearn den Täter kennt, dann kennt der Koboldmörder den Captain wahrscheinlich auch! Und wenn der Koboldmörder ihm zuvorgekommen ist und ihn zuerst geschnappt hat, dann ist er vielleicht jetzt irgendwo eingesperrt und wartet auf Hilfe!", rief Mhairi.
"Oder Schlimmeres...", fügte Miriam mit besorgter Miene hinzu. Sie sahen sich an und schluckten.
"Gut, dann werden wir ihn suchen!", beschloss Terell.
"Na, endlich!", seufzte Mhairi erleichtert und klatschte in die Hände.
"Sollten wir nicht eine Fahndung nach ihm rausgeben?", fragte Miriam vorsichtig. Terell schüttelte den Kopf. "Er handelt auf eigene Faust, das gibt nur Ärger!"
"Und wenn wir ins Buckleys gehen? Die werden uns sicher helfen! Je mehr wir sind, desto schneller finden wir ihn!", schlug Miriam vor.
"Eine super Idee!", stimmte Mhairi zu und sprang auf. "Lasst uns gleich gehen!"
Die beiden erhoben sich ebenfalls und sie sahen sich mit entschlossenen Mienen an. Auf einmal prustete Terell los und legte Miriam den Arm um die Schultern.
"Vielleicht solltest du dich besser noch umziehen, Betthäschen!"
Miriam sprang wie elektrisiert von ihm weg und verpasste ihm einen Tritt gegen das Schienbein.
"Nenn mich - nie - wieder - Betthäschen!", fauchte sie und stapfte in ihr Schlafzimmer.


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