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Fanfiction

1 Moment - 5 Orte - Colin -9- Eisenhut und Silber

von HauselfeLilian

Endlich war es so weit und Weihnachten stand vor der Tür. Hogwarts war seit Mitte Dezember in eine dicke Schneeschicht gehüllt und noch immer schneite es jeden Tag ein paar Fingerbreit dazu. Im ganzen Schloss roch es nach Pfefferkuchen, Bratäpfeln, Zimtstangen und anderen Leckereien und Colin wurde ganz verrückt, weil er von nun an nicht nur ständig hungrig war, sondern sich auch am liebsten die ganze Zeit mit Weihnachtssüßigkeiten hätte vollstopfen können.
Das Schloss war herrlich zu Weihnachten geschmückt worden, überall hingen ewige Eiszapfen und immer währende Kerzen schwebten in den Korridoren und Gängen, wo die aufpolierten Rüstungen Weihnachtslieder blechern vor sich hinpfiffen. Selbst die Lehrer waren bester Laune, trugen ihre ordentlichsten Klamotten und Professor Sprout trug ulkige Mistelohrringe und einen Mistelkranz auf dem Hut, während Professor Sinistra einen hohen Hexenhut mit glitzernden Sternen auf dem Kopf hatte und Professor Burbage den ihren mit Christbaumkugeln beladen hatte, dass sie aussah als trüge sie einen Adventskranz auf dem Kopf. Selbst Professor Snape, wenn er denn mal aus seinem Kerker kroch, war beinahe weniger ekelhaft zu den über die Ferien in Hogwarts gebliebenen Schülern und machte damit beinahe Professor McGonagall Konkurrenz, deren Mundwinkel tatsächlich nach oben gebogen waren. Professor Dumbledore trällerte, wann immer man ihn sah, fröhliche Weihnachtslieder, während Hagrid jeden Morgen beim Frühstück auftauchte wie ein lebendiger Schneemann und Professor Flitwick, der aussah als hätte er sich absichtlich als Weihnachtswichtel verkleidet, erstmal den Schnee von ihm entfernte und auf den Ästen der zwölf geschmückten Weihnachtsbäume in der Halle verteilte.
Doch das Beste war immer noch, dass Eli zu ihm hielt, obwohl er wusste, was er war. Er schien ihn nicht im Geringsten abstoßend zu finden, noch fürchtete er sich vor ihm. Er war einfach der alte beste Freund, der er schon immer gewesen war. Fast nichts hatte sich geändert. Fast nichts. Denn seit der Vollmondnacht an Halloween waren sie fester zusammengewachsen, als sie es ohnehin schon waren. Eli ließ ihn kaum mehr eine Minute aus den Augen, nicht weil er fürchtete, er könnte plötzlich durchdrehen, sondern weil er für ihn da sein wollte, sich um ihn kümmerte und ihm half, wenn es ihm schlecht ging. Das hatte er auch vor gut einem Monat getan, als wieder Vollmond gewesen war. Obwohl Colin sich schon am Nachmittag davongeschlichen hatte und in den Wald gegangen war, damit er in verwandeltem Zustand niemanden verletzen konnte, - bis auf die Bewohner des Verbotenen Waldes und die wussten sich zu wehren -, war sein bester Freund am nächsten Morgen wieder auf den Ländereien gewesen und hatte ihn gesucht, hatte seine Kleider dabei gehabt und seine kleine Notfallapotheke, um ihn zu versorgen, und hatte nicht ein Wort darüber fallen lassen, dass er splitternackt vor ihm lag und sich die Seele vor Schmerzen aus dem Leib heulte. Er hatte sich einfach zu ihm in den kalten Schnee fallen lassen, hatte ihn in seine Arme gezogen, ihn gewärmt und beruhigt, und sich einfach gefallen lassen, dass Colin an ihn geklammert im Schnee lag und Tränen der Dankbarkeit über und in sein linkes Ohr weinte. Er hatte sich nicht einmal vor ihm geekelt, obwohl er über und über mit getrocknetem Blut eines gerissenen Rehs bedeckt gewesen war. Und weil Colin zu schwach und geschunden gewesen war, um zum Schloss zu gehen, hatte er ihn so gut wie möglich hergerichtet und auf einen Tee zu Hagrid gebracht, damit er sich aufwärmen konnte. Hagrid hatten sie erzählt Colin würde schlafwandeln und der hatte sich nichts daraus gemacht. Noch Tage danach hatte sich Eli mit Hingabe um ihn gekümmert und ihnen war aufgefallen, dass seine Bisswunde dank Eli mittlerweile schneller verheilte als zuvor.
Eigentlich hatte er damit bereits das beste Weihnachtsgeschenk, das er sich hätte wünschen können, und obwohl er nicht viele Geschenke erwartete, weil seine Familie ihm sicher nicht viel und nichts Großes von ihrem wenigen Geld schenken konnte, freute er sich auf den Weihnachtsmorgen.

Es war schon recht spät am Weihnachtsmorgen, als der Seidenvorhang um sein Bett zur Seite gezogen wurde und schwache Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten. Colin quietschte zufrieden und schlüpfte noch tiefer unter seine himmelblaue Daunendecke, dass nur noch die geschlossenen Augen und die roten Locken herausschauten. Im Schlafsaal war es wunderbar warm. Der schmale Ofen bollerte laut in der Mitte des Raumes und verbreitete den Duft von Tannenholz bis unter die höchsten Balken im Dach des Türmchens.
Er spürte seine Matratze einsinken, hielt die Augen aber trotzdem fest geschlossen. Er hatte so gut geschlafen und das obwohl es allmählich auf Vollmond zuging! Seit Eli ihm jeden Abend einen kleinen Löffel leichten Schlaftranks gab, wachte er nicht mehr schweißgebadet und schreiend auf. In den letzten Wochen war selbst den anderen Jungen im Schlafsaal aufgefallen, das etwas nicht mit ihm stimmte, so geplagt wie er während des Schlafens war und so geschafft wie er war, wenn er aufstand. Doch glücklicherweise war noch keiner darauf gekommen, was wirklich mit ihm los war. Sie gingen davon aus, er hatte einfach nur schlimme Alpträume, so wie am Anfang der ersten Klasse, wo ihm der Tod seines Vaters noch schwer zu schaffen gemacht hatte, und meinten, bei Eli wäre er damit sowieso in besten Händen.
Eine Hand legte sich auf seinen Oberarm und kurz darauf pustete ihm jemand ins Ohr. Grummelnd drehte er sich auf den Rücken und blinzelte müde.
"Das ist total mies, Eli!", murrte er und zog eine beleidigte Schnute. "Ich dachte, du weckst mich sanfter, nach allem..."
Er brach ab und lauschte in den Schlafsaal hinein. Er hatte ganz vergessen, dass sie dieses Weihnachten nicht allein in ihrem Schlafsaal waren. Auch Eanna war dieses Jahr über die Ferien in der Schule geblieben. Doch nachdem er kein Blättern in alten Büchern hören konnte und auch Eli keine Anstalten machte, ihm ins Wort zu fallen, ging er davon aus, dass er wohl schon in den Gemeinschaftsraum gegangen war.
"Wenn du willst wecke ich dich das nächste Mal mit Engelsgesang und sanften Küssen, mein süßer, kleiner Wölflingsschatz!", säuselte Eli und musste sich ein Kichern verkneifen. Colin fuchtelte blind nach ihm und gluckste: "Idiot! Wie wär's, wenn du mich nächstes Mal einfach schlafen lässt?"
Eli lachte auf und piekte ihm in die Seite.
"Wie wär's, wenn du Faulpelz endlich aufstehst, damit wir die Weihnachtsgeschenke auspacken können?", entgegnete er.
"Und wie wär's, wenn du endlich mal mit den Wolfswitzen aufhörst?", grinste Colin und streckte sich ausgiebig. Er gähnte laut und streckte die Hand nach seinem besten Freund aus. Eli machte eine belustige Miene und zog ihn hoch.
"Du solltest dringend mal deinen inneren Schweinehund überwinden und von selbst aufstehen!", sagte er verschmitzt. Colin schnaubte belustigt, nahm ihn blitzschnell in den Schwitzkasten und zerstrubbelte seinen haselnussbraunen Schopf.
"Ist gut jetzt, okay? Es ist Weihnachten! Ich will heute nicht dran denken!", sagte er und ließ Eli fallen, sodass er auf seiner Matratze landete. Eli blieb liegen, pustete sich den langen Pony aus der Stirn und verdrehte die Augen so nach oben, dass er Colin ansehen konnte.
"Tut mir leid... Ich wollte dich eigentlich nicht daran erinnern, wie schlimm es ist. Ich dachte nur, du würdest...", murmelte er beschämt. Colin lächelte nur und schlug die Decke zurück, dass sie über Elis Gesicht fiel und der Rest seines Satzes ein unhörbares Nuscheln war.
"Schon gut, ich weiß doch...", lächelte er und zog die Vorhänge um sein Bett auf, während sein bester Freund mit vollkommen zerstörter Föhnfrisur aus der Seidenbettwäsche auftauchte und ihn angrinste. Vor seinem Bettende angekommen, blickte er auf einen kleinen Stapel Geschenke und fing an zu strahlen. Die Tür ging auf und Eanna trat, fröhlich Weihnachtslieder singend, in den Schlafsaal. Colin starrte den großen, rothaarigen Iren, der der Ähnlichkeit nach sein Bruder hätte sein können, mit großen Augen an. Eigentlich war er immer sehr ruhig und saß meistens zurückgezogen mit einem Buch im Bett. Und die Jungen hatten ihn wirklich noch nie singen gehört, dabei klang er, als würde er den ganzen Tag nichts anderes machen. Mit der Singstimme hätte er selbst ohne Übung zum Liberia Knabenchor der St. Philips Church gehen können.
Auch Eli stand der Mund weit offen und er rappelte sich auf die Ellenbogen um sich zu vergewissern, dass Amazing Grace, das er gerade ansang, auch wirklich aus Eannas Mund kam. Als er die beiden und ihre Mienen bemerkte, verstummte er und die Röte schoss ihm in die Wangen.
"Du kannst ja singen!", bemerkte Colin völlig unnötig und total begeistert. Eanna sah verlegen zu Boden und hob die Schultern. "Ich hab dich noch nie singen gehört!"
Eli krabbelte zum Bettende und stützte die Unterarme auf das Fußbrett.
"Wieso hörst du auf? Mach doch weiter! Das war toll!", meinte Eli erstaunt. Eanna verzog das Gesicht und wandte sich ab.
"Ja, zieht mich nur damit auf!", erwiderte er und setzte sich auf sein Bett, wo noch eingepackte Geschenke lagen.
"Keiner von uns zieht dich hier auf, Eanna!", sagte Eli beleidigt und holte sich mit einem kurzen Blick ein bestätigendes Nicken von Colin. "Sing das Lied zu Ende! Bitte!"
"Ist das euer Ernst?", fragte Eanna unsicher.
"Glaubst du wirklich, wir würden dich an Weihnachten auf den Arm nehmen?", entgegnete Colin mit gehobener Augenbraue.
Eanna musterte sie eine Weile, dann nickte er sich selbst zu, als wollte er sich Mut zusprechen, und sang das Lied von vorn. Colin und Eli lauschten ihm in aller Stille, während sie ihre Geschenke öffneten. Auf Colins Gesicht trat ein warmes Lächeln, als er das Geschenk seiner Mutter auspackte. Es waren magische Ballons, die laut der Packungsangabe kleine Vögel freiließen, sobald sie platzten. Eigentlich waren sie für sein Alter nicht gerade passend, dachte sich Colin, und außerdem waren sie eher was für Mädchen, aber seine Mutter wusste auch so gut wie nichts über die magische Welt und hatte ihm wohl so verzweifelt etwas Magisches schenken wollen, dass sie nicht wirklich darauf geachtet hatte, was sie beim Eulenexpress bestellte. Trotzdem freute er sich darüber, sie hatte es schließlich gut gemeint und vielleicht würde er sie ja irgendwann einmal gebrauchen können. Selbst seine Geschwister hatten ihm ein kleines Päckchen geschickt. Wie es schien, hatten sie ihre Karten aus allen Schokofröschen, die er ihnen jemals mitgebracht hatte, zusammengelegt. Schmunzelnd legte er sie zur Seite und nahm das nächste Päckchen vom Boden.
"Was ist? Glaubst du, es ist 'ne Bombe drin?", lachte Eli aus seinem Süßigkeitenhaufen von seiner Matratze herüber. Colin sah auf und legte die Stirn in Falten.
"Das hier ist von Trixie!", sagte er verwundert. "Wieso schenkt sie mir denn was zu Weihnachten?"
Eli prustete und machte ein gespielt nachdenkliches Gesicht, wobei er sich mit Daumen und Zeigefinger das Kinn rieb.
"Warte, nein, warte, lass mich überlegen... Vielleicht, weil sie dich mag?", gluckste er.
"Was soll das heißen, weil sie mich mag?", fragte Colin.
"Na, ihr seid zusammen im Quidditch-Team, ihr habt euch schon das ganze Jahr über gut verstanden, wo liegt dein Problem?", erwiderte Eli verdutzt.
"Ich hab ihr aber nichts geschenkt!", meinte Colin verlegen. Eli zuckte mit den Schultern.
"Ich auch nicht! Trotzdem hat sie mir die hier geschickt!", sagte er und hielt ein paar Fahrkarten für den Fahrenden Ritter in die Höhe. Colin hielt sich an seiner Bettkante fest und lehnte sich zu ihm hinüber. Auf den Karten war ein Datum kurz vor Ende der nächsten Sommerferien vermerkt.
"Schätze, sie will, dass wir sie bei ihrem Opa Tom im Tropfenden Kessel besuchen."
"Cool!", hauchte Colin und riss das Papier von Trixies Geschenk. Es waren schwebende Papierlaternen. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte seinen besten Freund fragend an. "Und was will sie mir damit sagen?"
Eli prustete erneut los und schüttelte den Kopf. "Ich hab keinen blassen Schimmer!"
Dann zog er ein silbernes Amulett an einer dünnen Kette aus der kleinen blauen Schachtel, die von Colin kam und sah ihn ebenso fragend an.
'Von dir?', formte er mit den Lippen, dass Eanna, der immernoch hingebungsvoll sang, während er seine Geschenke auspackte, nichts mitbekam.
'Später!', bedeutete ihm Colin mit den Händen und er nickte zum Einverständnis. Er wandte sich dem großen runden Paket von Eli zu und riss freudig das Papier herunter. Die Kinnlade klappte ihm auf, als der rote Ball in seinen Schoß rollte.
"Ein Quaffel?", fragte er begeistert und hab den Ball in die Höhe. Eli lächelte und meinte: "Ich dachte, wir könnten ja in den Ferien zusammen spielen..."
Colin warf den Quaffel grinsend von einer Hand zur andern und entgegnete: "Du meinst, ich soll es dir beibringen?"
Eanna fing mitten in seinem Lied an zu lachen. "Du fällst ja schon nach drei Minuten vom Besen, Eli!"
"Sing weiter, Eanna!", fauchte Eli ihn beleidigt an und verschränkte die Arme. Colin warf ihm ein Geschenkpapierknäul an den Kopf und zwinkerte ihm verschmitzt zu.
"Du weißt schon, was wir jetzt den ganzen Sommer lang tun werden, oder?", lachte er.
"Was hab ich mir da nur angetan!", grinste Eli und nahm sein letztes Geschenk auf die Schenkel. Es war ziemlich groß und lang und Colin stand bereits der Mund offen, noch bevor Eli es ausgepackt hatte und "Wooow!" hauchte.
"Das ist ein Nimbus zweitausend!", keuchte überraschenderweise Eanna von seinem Bett herüber. "Der beste Besen, der im Moment auf dem Markt ist!"
Colin wandte abermals verwundert den Kopf. "Erst kann er singen und jetzt versteht er auch noch was von Besen? Wer bist du und was hast du mit Eanna angestellt?"
Eanna grinste wieder verlegen und machte sich weiter an seinen Geschenken zu schaffen. Eli sah seinen besten Freund verdattert an. "Aber meine Eltern wissen doch eigentlich, dass ich nicht fliege!"
"Wissen sie das wirklich?", feixte Colin. "Oder wollen sie, dass du fliegst?"
"Weiß nicht", murmelte Eli, lächelte aber. "Wollen wir ihn nachher ausprobieren?"
"Du willst mich wirklich damit fliegen lassen?", fragte Colin erstaunt.
"Wen denn sonst?", antwortete Eli und rief dann zum Bett gegenüber: "Kommst du auch mit, Eanna?"
"Na, klar! Wann darf man schon mal auf einem Nimbus Zweitausend fliegen?", sagte er mit in die Höhe gestrecktem Daumen.

Eine Stunde nach dem Weihnachtstee landete Colin strahlend, mit roten Wangen und zerzaustem Haar auf dem schneebedeckten Quidditchfeld vor Eanna und Eli.
"Dieser Besen ist der absolute Wahnsinn!", rief er euphorisch, als er absprang und ihn Eanna in die Hand drückte. Eanna sprang sofort auf, schoss in die Höhe und drehte ein paar Schlaufen und sogar Loopings.
"Mann, kann der Junge fliegen!", sagte Colin beeindruckt, während er Eanna beim Fliegen beobachtete. So wie er da oben rumschoss und durch die Torringe tauchte, sollte er sich glatt beim Quidditchteam bewerben. "Wusstest du das, Eli?"
Eli schüttelte wortlos den Kopf. Er war merkwürdig still, seit sie das Schloss verlassen hatten. Er griff mit einer Hand in seine Umhangtasche und holte das silberne Amulett hervor.
"Jetzt sind wir allein, also?", fragte er. Colin betrachtete das Amulett und seufzte.
"Das ist ein Schutzamulett gegen Werwölfe. Es ist aus Silber und im Innern ist Eisenhut eingeschlossen. Es ist nur... falls du mich mal zu früh findest, will ich dich nicht angreifen...", erklärte Colin leise, auch wenn Eanna sie dort oben sicher nicht hören konnte. Eli sah ihn kritisch an und drehte das Amulett in den Händen. "Du weißt, dass das nicht wirken wird? Das ist nur Schund der den Leuten verkauft wird, die auf diesen Unfug reinfallen."
Colin zog eine beleidigte Schnute. "Es wirkt, glaub mir! Das tut es jetzt schon!"
"Was meinst du damit?", wollte Eli wissen.
"Der Eisenhut... Ich kann ihn riechen! Er brennt ganz fürchterlich in der Nase!", antwortete Colin und verschränkte die Arme. "Und letzten Vollmond im Wald... Ich kann mich nicht richtig daran erinnern, aber da war eine Lichtung mit Eisenhut... dieses Reh, das jetzt tot ist... es ist dorthin geflüchtet und der Wolf konnte nicht rein..."
"Und das kannst du riechen?", fragte Eli verdattert und schnüffelte an dem Silberamulett. "Ich rieche gar nichts..."
Colin zuckte unbeholfen mit den Schultern. "Versprich mir nur, dass du es bei dir hast, wenn Vollmond ist, in Ordnung?"
"Gut", versprach Eli und klopfte ihm sanft auf die Schulter. "Und wenn wir schon davon reden..."
Sie duckten sich vor Eanna weg, der im Tiefflug über ihre Köpfe hinwegraste. "Hältst du es nicht für gefährlich, wenn du an Vollmond im Wald und auf den Ländereien frei herumrennst? Ich hab Hagrid vor ein paar Nächten aus dem Wald kommen sehen und auch die Weasley-Zwillinge aus der Dritten sind ständig bei Nacht unterwegs. Ich meine, wenn dir einer von ihnen über den Weg läuft... Gibt es nicht einen sicheren Ort, wo du dich verwandeln kannst und wo niemand hinkommt?"
Colin bekam eine tiefe Denkfalte auf der Stirn, je länger Eli sprach.
"Ich weiß ja, dass du niemanden verletzen willst, Mann. Aber wenn du es nicht kontrollieren kannst... Es wäre ja nicht nur sicherer für alle auf Hogwarts, sondern auch für dich. Ich hab gesehen, wie du nach jeder Nacht im Wald aussiehst. Und wenn du einem Lehrer begegnest, dann wird der sicher nicht daran denken, dass da ein harmloser Schüler im Wolfspelz steckt. Der wird sich verteidigen und dann kann dir wer weiß was passieren! Ich mache mir nur Sorgen um dich! Und wenn keiner einen Werwolf entdecken kann, dann kann es auch niemand rausfinden."
"Kann niemand was rausfinden?", ertönte Eannas Stimme und er setzte neben ihnen auf.
"Dass du singen kannst, wie eine Nachtigall, Chorknabe!", erwiderte Colin sofort und setzte ein falsches Grinsen auf. Eanna seufzte tief.
"Issy hat es schon rausgefunden, aber er hat mich nur damit aufgezogen und da hab ich ihm verboten irgendjemandem davon zu erzählen... Naja, ihr wisst ja, wie gerne Kingsley bescheuerte Spitznamen verteilt...", erzählte er und gab Eli den Besen zurück. Sie klopften dem großen, schlacksigen Jungen auf die Schultern und wandten sich zum Gehen.
"Keine Sorge, dem Rastafariman waschen wir auch noch den Kopf!", versicherte ihm Colin und zog ihn mit sich.

Als Colin am Abend nach einer ausgiebigen warmen Dusche wieder zurück in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws kam, bot sich ihm das altbekannte Bild aus den letzten Ferientagen. Eanna saß mit einem dicken alten Buch auf einem der Lehnstühle und summte ein Lied vor sich hin. Rosabel Close, die größte Zicke aus ihrem Jahrgang und einziges Mädchen, das über die Ferien in Hogwarts geblieben war, saß mit einem Schminkspiegel unter der Statue von Rowena Ravenclaw und warf ihm schmachtende Blicke zu, sobald er den Raum betrat. Einige Schüler aus anderen Jahrgängen hatten sich auf Tischen und Stühlen verteilt und unterhielten sich in gedämpfter Lautstärke. Und an einem Schreibtisch, voll überladen mit Zaubertrank-, Kräuterkunde- und Verteidigungsbüchern, direkt vor dem Fenster, saß Eli und brütete über etlichen Pergamenten, ob er nicht doch etwas finden konnte, mit dem er seinen besten Freund heilen konnte.
Colin lehnte sich an das Fensterbrett neben Eli und beobachtete ihn eine Weile bei seiner Arbeit. Dann sah er endlich auf. Sein Haar stand ganz zauselig von seinem Kopf ab und unter seinen haselnussbraunen Augen zeichneten sich schon leichte Schatten ab.
"Mach mal Pause, Eli!", mahnte ihn Colin. "Du siehst schon fast aus wie dieser durchgeknallte Wirrkopf von Verteidigungslehrer, vor dem wir uns alle in unserem ersten Jahr gefürchtet haben!"
"Ich kann jetzt keine Pause machen, ich muss das hier noch lesen, vielleicht steht da was drin!", sagte Eli und deutete auf einen dicken, vergilbten Wälzer. Colin schüttelte den Kopf und zog seinen Stuhl ruckartig nach hinten. Mit einem erschrockenen Schrei, auf den einige der Schüler hin empört "Pssssscht!" machten, versuchte er sich noch an der Tischkante festzuhalten. Er rutschte nach hinten und legte den Kopf in den Nacken, damit er Colin von unten vorwurfsvoll in die Augen sehen konnte.
"Pause!", sagte Colin überdeutlich und ließ ihn wieder auf seine Stuhlbeine zurückkippen. Er deutete auf das Fenster und sagte, als würde er mit einem Troll sprechen. "Sonnenuntergang, schön! Draußen spazieren! Verstehst du?"
"Blödmann!", schnaubte Eli und erhob sich von seinem Stuhl.
"Bücherwurm!", grinste Colin.
"Quatschkopf!", erwiderte Eli belustigt und knuffte ihn in die Rippen.
"Troll!", gluckste Colin und gab ihm einen Klaps.

Einige Minuten später traten sie aus dem Schlossportal in die Abenddämmerung und machten sich auf den Weg über die verschneiten Ländereien. Eli war wieder ziemlich still geworden und musterte ihn, während er neben ihm herging. Wahrscheinlich fragte er sich, warum Colin mit ihm noch zu dieser Zeit draußen unterwegs sein wollte.
"Ich hab darüber nachgedacht, was du heute Nachmittag gesagt hast", erklärte sich Colin schließlich von selbst und sah unsicher zu ihm. Eli verzog keine Miene. "Und ich denke, du hast Recht. Ich sollte mir wirklich einen sicheren Ort für die Vollmondnächte suchen."
Er merkte, wie sein bester Freund neben ihm erleichtert aufatmete. Beinahe automatisch schlug er den Weg in Richtung des Verbotenen Waldes ein, zu dem Ausläufer, wo Eli ihn das erste Mal nach seiner Verwandlung im Gebüsch gefunden hatte.
"Und das hättest du mir nicht auch im Schlafsaal sagen können?", fragte Eli argwöhnisch.
"Damit uns jemand belauscht, wie Rosabel, die mir sowieso die ganze Zeit schon hinterher rennt?", konterte Colin. "Außerdem: Wer nicht sucht, der kann auch nichts finden! Oder was meinst du?"
Eli schmunzelte und stieß ihn leicht an. "Und ich soll dir dabei helfen?"
Sie kamen zu der Lichtung und traten bis an die erste Baumreihe heran. Eli hielt plötzlich an und verschränkte die Arme.
"Du willst im Dunkeln in den Wald gehen?", bemerkte er schlicht. "Bist du verrückt?!"
"Nein, ich bin ein Werwolf!", antwortete Colin frech und schubste ihn zwischen den Bäumen hindurch.
"Warum fällt dir nur immer so ein Blödsinn ein?", seufzte Eli.
"Das macht der Werwolf in mir!", feixte Colin.
"Nicht im Ernst, oder?", wollte Eli ungläubig wissen. Sie gingen weiter über die Lichtung, die sich noch viel länger zog, als sie vermutet hatten.
"Natürlich nicht!", lachte Colin und boxte ihn auf den Arm.
"Wollten wir nicht mit den Wolfswitzen aufhören?", sagte Eli und kratzte sich am Kopf. Colin zuckte mit den Schultern und steckte die Hände in die Taschen seines zerschlissenen Umhangs, der ihm mittlerweile bestimmt schon wieder eine Handbreit zu kurz war. Er blickte in den Wald hinein und blieb irritiert stehen.
"Was ist? Siehst du was?", fragte Eli neugierig. Colin drehte sich im Kreis und betrachtete die Umgebung genauer.
"Findest du nicht, dass die Bäume hier irgendwie seltsam stehen?", wollte er wissen. Eli drehte sich ebenfalls im Kreis und suchte den Wald ab. Sie standen auf der Wiese einer moosigen Lichtung, rechts und links von ihnen standen alle Bäume in gleicher Entfernung zueinander und reihten sich in einer Linie zu beiden Seiten auf. Genau durch die Mitte zog sich ein Streifen aus Eisenhutpflanzen.
"Ja, merkwürdig!", bemerkte nun auch Eli und lief auf die andere Seite der Lichtung zu. Doch zwischen dem Eisenhut stolperte er und legte sich der Länge nach auf das weiche Moos.
"Autsch!", erklang es dumpf vom Boden und er rappelte sich langsam auf.
"Was ist? Kannst du nicht laufen?", lachte Colin und lief zu ihm. Zwischen den Kräutern stieß er sich schmerzhaft den Zeh und blieb interessiert stehen. Er bog die Pflanzen vorsichtig zur Seite und konnte die Überreste einer alten Mauer erkennen.
"Das ist eine alte Ruine!", fiel ihm auf und er kniete sich nieder, damit er die Steine besser betrachten konnte. "Sieht aus, als hätte das hier mal zu Hogwarts gehört!"
"Stolpersteine!", stöhnte Eli und drehte sich auf den Hintern. "Passt ja gut zu Hogwarts!"
Colin kam lächelnd auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus, um ihm aufzuhelfen, da wurde er plötzlich schreckensbleich und rief: "Halt! Geh keinen Schritt weiter!"
Colin erstarrte und wusste sofort, was er meinte. Der Boden unter ihnen hatte um ein paar Fingerbreit nachgegeben. Ganz langsam ging er einen Schritt zurück. Eli kroch vorsichtig auf den Ellbogen rückwärts, weg von ihm. Doch sie konnten beide sehen, wie das Moos sich immer mehr nach unten wölbte und unaufhaltsam tiefer sank. Colin stand auf der Mauer, hoffend dass sie ihn tragen würde, und konnte nichts weiter tun, als zu beten, dass die Moosdecke nicht unter Eli wegstürzte und er, falls doch, nicht allzu tief fiel.
Und dann war es auch schon passiert. Der Moosboden stürzte ein und landete dumpf ein paar Fuß weiter unten auf Stein. Eli schrie entsetzt auf, ließ aber schon nach wenigen Sekunden ein erleichtertes Seufzen hören. Er saß auf einer Treppe, zwei Stufen weiter unten, als das Moos sie getragen hatte, grinste Colin breit an und ließ den Blick in die Tiefe wandern.
"Woah!", hauchte er plötzlich und rutschte gleich drei Stufen tiefer. "Komm her, Colin! Das musst du dir ansehen!"
Neugierig ging Colin um das Loch herum und stellte sich direkt hinter seinen Freund. Dort unten war es dunkel und feucht. Ein modriger Geruch von alten Blättern und nasser Erde drang aus dem Loch. Zu beiden Seiten der Treppe war ein veralgtes, dunkles Gemäuer zu sehen. Unter dem überhängenden Moos war eine weitere Wand erkennbar. Vorsichtig, um nicht auszurutschen, gingen sie die Stufen weiter hinab und kamen direkt vor ein schmiedeeisernes schweres Gittertor, hinter dem nur Dunkelheit zu erkennen war. Zu beiden Seiten des Tores hingen verrostete Fackelhalter. In einem steckte noch der morsche Rest einer scheinbar Jahrhunderte alten Holzfackel.
"Ich wette, hier war schon seit Ewigkeiten keiner mehr unten!", staunte Colin. "Was das wohl gewesen ist?"
"Den Pflanzen nach zu urteilen, seit mindestens hundertfünfzig Jahren!", sagte Eli leise. "Warum sie das hier wohl nicht mehr aufgebaut haben, so weit weg von der Schule?"
"Finden wir es raus!", sagte Colin und zückte seinen Zauberstab. "Lumos!"
Die Spitze seines Stabes leuchtete auf und warf einen breiten Lichtkegel hinter das spitzenbewährte Eisentor. Er schluckte. In dem dunklen langgezogenen Raum hingen schon winzige Tropfsteine von der gewölbten Decke. Und eben dort hingen rostige Ketten, Daumenschrauben, eiserne Fesseln, Peitschen und anderes Wektzeug und Utensil.
"Weil das der Folterkeller war", sprach Eli es aus und sah ihn entsetzt an. Colin schubste die Tür auf und trat mit hoch über dem Kopf erhobenen Zauberstab ein. Gruselig war es hier drin. Kalt und feucht, dass einem sofort Schauer über den Rücken liefen. Das Blut, das in den Boden gesickert war, konnte man beinahe noch riechen. Eli stieß mit dem Schuh gegen eine im Boden verankerte Fußfessel aus Silber und sie schraken beide zusammen, als es laut wiederhallend klirrte. Schließlich hatten sie das Ende des Raumes erreicht. Er war gerade acht Meter lang und vielleicht fünf Meter breit. Colin strich über die rauen, nasskalten Wände und drehte sich langsam zu seinem besten Freund um.
"Das wäre doch perfekt!", murmelte er nachdenklich.
"Perfekt?", wiederholte Eli. "Wofür?" Er sah Colin eine Augenbraue heben. "Nein, das kann unmöglich dein Ernst sein!"
"Warum nicht? Ich wette mit dir, dieses Tor kann einen Werwolf ohne Probleme aushalten! Ich wäre weit weg vom Schloss! Keiner kann mich hören und ich kann mich sicher einschließen! Und wir könnten mich sogar noch anketten! Hier ist alles da!", widersprach Colin. Eli fiel der Mund auf vor Entsetzen.
"Du willst das doch gar nicht wirklich! Ich seh doch, wie es dir vor Grauen die Haare aufstellt! Hier drin eingesperrt zu sein, bei diesen ganzen fürchterlichen Sachen, das macht es doch nur noch schlimmer für dich!", rief er. Seine Stimme hallte laut von den Wänden wieder.
"Das ist mir egal! Ich will niemanden verletzen, verstehst du? Ich will keinem weh tun! Ich will dich nicht angreifen, falls du mir zu nahe kommst!", sagte Colin mit gebrochener Stimme und raufte sich verzweifelt das Haar. "Versteh doch! Wenn ich dafür hier sein muss, dann soll es mir recht sein! Aber das ist genau das, was du meintest! Und du hattest Recht!"
Eli verschlug es die Sprache. Es schien, als wollte er irgendetwas einwenden, brachte aber keinen Ton heraus. Schließlich ging er auf Colin zu und legte ihm den Arm um die Schultern.
"Okay. Aber zuerst müssen wir hier ausmisten!", sagte er und zwinkerte ihm aufmunternd zu.


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