von käfer
Vorab @belana & milchbroetchen: Vielen Dank für Eure lieben Kommis! Milchbroetchen, ich hoffe, Du bist nicht zu sehr enttäuscht, wenn Severus erst mal keine Zeit hat für Lily....
Die köstlich ruhige vaterlose Zeit hielt genau drei Tage an. Dann kam die Großmutter mit dem Vater im Auto vorgefahren und schimpfte stundenlang auf die Mutter ein. Bestimmt tausend Mal hörte Severus das Wort „Schlampe“ und er ärgerte sich. Die Mutter sah nie so schmuddelig aus wie die Großmutter und stank auch nicht.
Schließlich knallten Türen, die Großmutter fuhr davon und alles war beim Alten.
Nicht alles, denn der Vater schimpfte und befahl nur noch. Wenn die Mutter ihn bat, irgendetwas zu tun, und sei es so etwas Einfaches wie Holz nachlegen, sagte er böse: „Wozu bin ich mit einem Hexenweib verheiratet, wenn ich dann doch alles selber tun muss? Nimm doch dein Dingsda!“
Das ließ sich die Mutter nicht zweimal sagen. Sie schwenkte ihren Zauberstab, ein Holzscheit fuhr vom Stapel hoch und traf den Vater am Hintern.
„Aua!“
„Ich bitte um Verzeihung, ich bin ein wenig aus der Übung.“
Severus unterdrückte ein Lachen. Der Vater zischte: „Das hast du doch mit Absicht gemacht, du hinterhältige Schlampe!“
Die Mutter zuckte mit den Schultern und wandte sich dem Herd zu. Der Vater knallte die Tür hinter sich zu und verschwand.
Später ging die Mutter los, gebügelte Wäsche verteilen. Sie war noch nicht lange zurück, da polterte der Vater herein. „Weib, ich will essen!“
„Wirst warten müssen, die Rüben sind noch hart.“
„Schon wieder Rüben! Ist wenigstens Fleisch dran?“
„Hast du Geld verdient?“
„Du bist doch das Hexenweib!“
„Fleisch und Geld sind nicht hexbar. Dafür muss man arbeiten, als Zauberer genauso wie als Muggel.“
„Dann tu was!“
Severus hatte die Diskussion mit wachsendem Ärger verfolgt. Die Mutter plagte sich den ganzen Tag ab, schaffte und „tat was“, während der Vater nur faul rumsaß, Forderungen stellte und kommandierte und nicht einsehen konnte oder wollte, dass sie sich manche Dinge einfach nicht leisten konnten, weil er nicht mal Stütze bekam. Und dann forderte er noch „Tu was“!
Bevor Severus ein Wort sagen konnte, fragte die Mutter: „Wovon bezahle ich jeden Monat Strom und Gas, Kohlen und Wasser? Wovon Brot, Margarine und Mehl? Seife und Waschpulver? Und deine neuen Schuhe, hast du das Geld dafür verdient?“
Die richtige Antwort wäre „nein“ gewesen; Severus wusste, dass der Vater schon lange keinen Penny mehr nach Hause gebracht hatte. Und immer, wenn es für den Vater unangenehm wurde, ergriff er entweder die Flucht oder er verlegte sich auf wüstes Schimpfen.
Heute schimpfte er: „Wieso ist das Essen nicht fertig? Wo hast du Schlampe dich wieder rumgetrieben?“
Das war zu viel für Severus. Er holte tief Luft und legte all seine Kraft in das, was er zu sagen hatte: „Mom ist keine Schlampe und sie treibt sich nicht rum! Sie hat Wäsche zu den Leuten gebracht.“
Die Mutter schob sich zwischen Severus und den Vater, den Zauberstab in der Hand. „Ich habe das Geld verdient, mit dem ich morgen die Stromrechnung bezahle.“
„Wenn du nicht dauernd bügeln würdest, wäre die Stromrechnung nicht so hoch!“
„Wenn du dich öfter in der Küche sehen lassen würdest, wüsstest du, dass ich ein stromloses Bügeleisen benutze.“
Das war wieder so ein Moment, in dem der Vater entweder brüllte oder abhaute. Er verlegte sich aufs Brüllen: „Ich bin hier der Hausherr! Und wenn ich Essen verlange, kriege ich es! Sofort!“
Die Mutter zuckte mit den Schultern. „Bitte! Aber beschwere dich dann nicht, wenn die Rüben noch hart sind.“ Sie holte füllte einen Teller mit der dünnen Suppe und stellte ihn vor dem Vater ab. Dann ging sie mit Evy und Severus ins Wohnzimmer.
„Es ist ja wirklich lieb von dir, dass du dich für mich einsetzt“, sagte die Mutter leise und strich Severus über den Kopf, „aber dafür wird er dich wieder prügeln.“
„Dann weiß ich wenigstens, warum er mich haut“, erwiderte Severus und hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
Die Prügel ließen nicht lang auf sich warten. Kaum war die Mutter mit Evy im Badezimmer verschwunden, kam der Vater heran, packte Severus mit der linken Hand am Arm und verpasste ihm mit der rechten eine Ohrfeige nach der anderen. „Dir werde ich die Frechheiten schon austreiben, du… du… Das könnte dir so passen, dich gegen mich zu stellen! Für die Schlampe zu reden!“
Bisher hatte Severus verzweifelt versucht, sich aus dem Griff des Vaters zu winden. Jetzt trat er voller Wut um sich. Der Schmerzenslaut des Vaters sagte ihm, dass er getroffen hatte. „Das wirst du bereuen!“, zischte der Vater und schlug noch einmal zu.
„Und wenn schon!“, keuchte Severus und trat noch einmal.
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