von käfer
Severus passiert das Schlimmste, was einem Kind passieren kann: nirgendwo dazugehören...
Seit ihm die Mutter erklärt hatte, dass die Leute am Stadtrand nicht wirklich reich waren, sondern nur ein bisschen besser verdienten als die meisten, dachte Severus immer wieder an das rothaarige Mädchen. Wie konnte sie so springen, dass es aussah, als flöge sie?
Ganze Nachmittage verbrachte Severus am Stadtrand, streunte herum und hielt Ausschau. Seine Geduld wurde belohnt; eines Tages entdeckte er den Rotschopf auf dem Spielplatz.
Rasch verbarg er sich im Gebüsch und beobachtete die Kinder. Das Mädchen hatte ihr Haar zu zwei dicken Zöpfen geflochten, spielte mit ein paar anderen Gummihopse und nichts an ihr war anders als bei den übrigen Mädchen.
Gummihopse war langweiliger Mädchenkram, Severus richtete seine Aufmerksamkeit auf eine Gruppe größerer Kinder und versuchte, die Regeln des Ballspiels zu ergründen, mit dem sie beschäftigt waren. Sie hatten zwei Mannschaften gebildet, jede hatte ein eigenes Spielfeld und musste dort bleiben. Hinter der gegnerischen Mannschaft stand noch ein Spieler, der Strohmann genannt wurde. Seine Aufgabe war es, den Ball zu holen, wenn er im Aus war. Ansonsten ging es wohl darum, so viele Gegner wie möglich abzuwerfen, ohne selbst getroffen zu werden.
Als der Ball ins Gebüsch flog, trat Severus damit hervor und fragte: „Darf ich mitspielen?“
Lautes, hässliches Gelächter war die Antwort. Einer der größten Jungen baute sich breitbeinig vor Severus auf: „He, du Zwerg, wo kommst du denn her?“
„Aus Spinners End“, gab Severus schüchtern zurück.
Wieder ertönte das gemeine Lachen. „Ho, einer von der Müllkippe! Kennt ihr überhaupt so was wie Bälle in eurem Armenhaus?“
„Natürlich!“, gab Severus giftig zurück.
„Mitspielen darfst du Zwerg trotzdem nicht!“
Da trat die Rothaarige heran. „Warum lasst ihr ihn nicht mitmachen? Dann kann Mike auch mitspielen und die Anzahl stimmt wieder.“ Sie wies auf einen schmächtigen, blassen Jungen, der auf dem Klettergerüst hockte und zusah.
Der winkte ab. „Keine Lust.“
Der Sprecher drehte sich zu dem Mädchen um: „Misch dich nicht in unsere Angelegenheiten, Lily Evans!“ Zu Severus gewandt zischte er: „Zieh Leine, du Zwerg, und lass dich hier nie wieder blicken!“
Die übrigen Jungen bildeten einen Halbkreis um Severus und rückten langsam auf ihn zu. Es war wohl besser, zu verschwinden.
Vom Hügel aus schaute Severus zurück und sah leuchtend rote Zöpfe wippen.
Auf dem Dorfplatz in Spinners End spielten ein paar Jungs Fußball. „Achtung! Kohlfresser Snape kommt! Setzt Gasmasken auf!“, brüllte einer von ihnen. Die anderen johlten und hielten sich die Nasen zu.
„Ihr riecht nur euren eigenen Mief“, rief Severus trotzig und wollte einen Bogen um den Platz machen. Plötzlich fühlte er sich von hinten gepackt und hochgehoben. „Snape, du störst. Und wer stört, wird bestraft!“ Selbst wenn Severus den Metzgerssohn nicht an der froschigen Stimme erkannt hätte – der Gestank von Zwiebeln hätte ihm verraten, wer ihn da einklemmte.
„Ja, bestrafen wir ihn! Snape hat keinen Eintritt bezahlt. Wer nicht bezahlt, muss büßen!“
Fünf Jungen rückten vor und versuchten, Severus festzuhalten und ihm die Schuhe auszuziehen. „Hat der aber feine Schuhchen an! Die brennen bestimmt gut.“
„Ich weiß was besseres! Wir tun die Latschen in den Fluss, dann kann Snape hinterherflitzen!“
Wenn Severus seine Schuhe einbüßte, setzte es Prügel vom Vater, und die Mutter hatte kein Geld für neue Sachen… Severus trat wütend um sich, zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen und biss schließlich den Metzgerssohn in den Arm. Der ließ ihn mit einem Aufschrei los. Severus kam auf die Füße und rannte davon, dass den Jungen Dreckbatzen um die Ohren flogen.
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