von käfer
Vorab @ juna: Vielen Dank für den lieben und vor allem ausführlichen Kommi!
Ein paar Einblicke, warum Eileen ausgerechnet Tobias Snape geheiratet hat, gibt´s später. Außerdem empfehle ich Dir, mal in "Tom R. und die Frauen" reinzulesen, im Kapitel "22" taucht Eileen auf und mit ihr eine gewisse Begründung. Da es mir in dieser Geschichte hauptsächlich um Severus ging, bin ich darauf nicht noch mal eingegangen.
Warum bleibt Eileen bei Tobias? Wenn man immer wüsste, was einen Menschen dazu bewegt, dies oder jenes zu tun! J.K.Rowling hat mit keiner Silbe eine Trennung angedeutet und ich vermute, dass für eine Scheidung das Geld fehlte und außerdem spielten wohl auch irgendwelche ungeschriebenen "Gesetze für Reinblüter" eine Rolle. Solange Eileen mit wem auch immer verheiratet ist, kann ihr keiner am Zeuge flicken...
Der erste Schultag, den die Mutter für Severus am Kalender grün eingekringelt hatte, rückte immer näher. Selbst Mary Louise Winterbottom besaß inzwischen alles, was sie für die Schule brauchte und bis auf den Gymnastikanzug, der von einer älteren Cousine stammte, hatte sie alles neu bekommen. Severus seufzte neidisch, wenn er daran dachte, dass er nur die Hefte neu bekam, und auch die nur aus dem billigsten Papier. Patricks großer Bruder hatte mal so eins gehabt, er hatte gemeint, darin würde die Tinte auslaufen und Kleckse machen.
Eines Tages sagte die Mutter: „So, jetzt haben wir alles für die Schule zusammen.“
Sie reichte ihm einen Ranzen und einen Turnbeutel, beides alt und sichtbar geflickt. Die Turnsachen – schwarzes Trikot und rote Hose – waren ausgeblichen und schlabberten wie Severus´ Sommerpullover, vom rechten Turnschuh löste sich die Sohle. Die Fibel war fleckig, hatte Eselsohren und eingerissene Seiten, das Rechenbuch sah noch schlimmer aus. „Einen neuen Malkasten und Buntstifte kriegst du nicht“, knurrte der Vater, „das was du hast, muss reichen.“
Severus schluckte. Etliche Farben in dem Kasten waren fast alle, die Buntstifte nur noch Stummel. Solange er sich erinnern konnte, besaß er beides und hatte nie etwas Neues bekommen.
Er betrachtete den restlichen Inhalt des Ranzens. Das Papier der Hefte war grau und rau. Wie sollte er darauf mit Mutters Füller schreiben? Der hatte eine so spitze Feder!
Unlustig öffnete Severus das Federmäppchen, dem man die Jahre ansah, die es schon in Schulranzen verbracht hatte. Darin fanden sich der kleine Bleistift und der graue Radiergummi, die sonst im Wohnzimmer in der Schublade lagen, dazu ein Füllhalter und der war eindeutig neu! Severus holte tief Luft.
Plötzlich polterte der Vater los: „Was´n das da? Der ist doch niegelnagelneu und war bestimmt sauteuer! Und ich krieg tagelang nichts zu fressen als trocken Brot mit Marmelade! Den schaffst du auf der Stelle zurück in den Laden!“
„Tu ich nicht!“, rief die Mutter. „Den Füller habe ich von dem Geld gekauft, das ICH verdient habe! Und zwar mit Hemdenbügeln für fremde Leute! Und über dieses Geld bestimme ich ganz allein und ich bestimme, dass Severus den Füller behält. Basta!!!“
Der Vater schwieg eine Weile und sagte dann gefährlich leise: „Wenn du Geld verdienen kannst, damit der Bengel Luxus hat, kannst du auch arbeiten, dass dein Mann was ordentliches zu Essen bekommt.“
„Denk ja nicht, dass du nicht mehr zu arbeiten brauchst! Mit Bügeln verdient man nämlich nicht viel.“
„Dann benutze doch dein Dingsda!“
„Ach, auf einmal! Das könnte dir so passen, du faulenzt und ich zaubere möglichst in Gegenwart von Muggeln. Dann komme ich nach Askaban und du hast deine Ruhe und kannst dich bei Mami verkriechen? Vergiss es!“
Severus rannte nach oben, kroch in den Schrank, in dem die Wintersachen waren, und hielt sich die Ohren zu.
Dann kam der Tag, an dem Severus zum ersten Mal in die Schule musste. Die Mutter nahm ihn an die Hand und führte ihn hin, genau wie es die anderen Müttern mit ihren Kindern taten. Severus´ Hand wurde feucht vom Angstschweiß. Die Kinder aus Spinners End kannte er, aber in die Schule gingen auch die Bauernkinder aus den Dörfern rings um die Fabriksiedlung. Verstohlen musterte Severus seine neuen Mitschüler. Niemand sah so schäbig aus wie seine Mutter und er. Er schämte sich.
Viel zu schnell kamen sie vor dem riesigen, furchteinflößenden Backsteingebäude an. Die anderen Mütter und Kinder schauten Severus an, tuschelten und wandten sich ab. Nur Mrs. Winterbottom blieb bei der Mutter stehen, aber sie redeten nicht miteinander.
Dann kam die Lehrerin heraus. Sie sah aus wie die dicke Mrs. Summer und sprach wie die dicke Mrs. Summer. Es war die Schwester der dicken Mrs. Summer, Severus kannte Miss Turner gut. Ihm wurde schlecht.
Nun mussten die Mütter gehen und die Kinder wurden in einen Klassenraum geführt. Miss Turner brüllte: „Ruhe! Ich rufe eure Namen auf, ihr antwortet mit ´hier´ und tretet nach vorn. Dann weise ich jedem seinen Platz zu, dorthin setzt ihr euch.“
Ein Kind nach dem anderen wurde aufgerufen, rief „hier“, trat nach vorn und bekam einen Stuhl gezeigt. Neugierig schauten die anderen, wer wo saß.
„Snape, Severus!“
Severus trat nach vorn. Die halbe Klasse lachte. „Guckt euch mal die Nase an!“ – „Der Ranzen ist wohl aus dem Museum?“- „Und die Hose erst! Hochwasser ist für heute nicht gemeldet!“
Severus schluckte und senkte den Kopf. Er hasste die Schule.
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