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Fanfiction

Weisse Rosen - Begegnung in der Winkelgasse

von kleio

Bevor ihr das nächste Kaptel lest, möchte ich mich bei allen Lesern und Kommentarschreibern bedanken. Vorallem Bella87, die mir zu jedem Kapitel immer ein nettes Kommentar hinterlässt und so wesentlich zu meiner Motivation beiträgt. Danke! *knuddel*
Und nun ab mit euch auf eine Reise, in Leanne's Gedankenwelt!

*******

Leanne


Ich sass in meinem kleinen Zimmer im ‚Tropfenden Kessel‘. Strahlen der späten Nachmittagssonne fielen golden durch das Fenster und Staubkörner tanzten im Licht. Erschöpft rieb ich mir die Augen, mein Blick ging ruhelos durch den Raum. Ich stand auf und näherte mich dem Fenster, das einen Blick auf die Winkelgasse eröffnete. Gleich gegenüber lag der Buchladen ‚Flourish&Blotts‘. Gedankenverloren starrte ich auf die Fassade und dachte an meine gestrige Begegnung mit Sirius und diesem Mädchen. Emmeline hiess sie, soweit ich mich erinnern konnte. Was hatte er mit ihr zu tun? Es hatte ausgesehen, als ob sie ein Paar seien. War ich eifersüchtig?
Doch langsam kehrte die Erinnerung an ein anderes Ereignis zurück und verdrängte meine Überlegungen ...
Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten als mir das Bild meiner selbstzufriedenen Cousine vor Augen erschien. Sofort eilten meine Gedanken weiter zu meinem Vater … wie es ihm wohl ging?
Das einzige, was mich von all diesen Fragen ablenken könnte, wäre zu lesen. Ich stand auf und trat zu der Ledertasche, die ich bei meinem überstürzten Aufbruch gepackt hatte. Nein, da war kein Buch. Fast in Zeitlupe holte ich meinen Geldbeutel hervor, verliess mein Zimmer und stieg die Treppe hinab. Ich grüsste Tom, der hinter dem Tresen stand, und erreichte die Winkelgasse durch den Hinterhof, überquerte sie eilig und betrat den Laden. Fast andächtig zog ich den Geruch von frischen Pergamentseiten ein. Ein ganz anderes Gefühl überkam mich, als wenn ich in der Bücherei von Hogwarts unterwegs gewesen war. Dort roch es nach uraltem Wissen, das von Generation zu Generation weiter gegeben wurde, man entdeckte Schokoladenflecken auf Buchseiten und fragte sich, was wohl die Person vor einem dachte, als sie das Buch las. Doch hier war alles neu, ich fühlte mich wie ein Entdecker, nicht wie ein Schüler.
Zielstrebig suchte ich meinen Weg durch die Büchergestelle bis ich die Abteilung über Heilkräuter erreichte. Nachdenklich liess ich meinen Blick über die Buchrücken streifen.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Erklang die eintönige Stimme des Verkäufers. Lächelnd drehte ich mich zu ihm um.
„Sie haben nicht zufällig das neueste Werk über Alraunen ‚Die Pubertät ist nur das kleinste Übel‘ von Mandraga Vernis?“
Von dem Buch hatte ich im Tagespropheten gelesen. Der Mann mir gegenüber schaute mich zuerst verdutzt und dann verärgert an.
„Natürlich nicht. Das Buch erscheint erst nächste Woche.“ Bemerkte er mit einem genervten Unterton, als er jedoch meine Enttäuschung zu bemerken schien, fügte er milde lächelnd hinzu:
„Aber ich habe Damocles Belbys ‚Banne den Wolf in dir‘. Ganz neu eingetroffen, ein beeindruckendes Werk über seine neuste Entdeckung …“ Er verschwand geschäftig plappernd hinter einem anderen Regal und ich folgte ihm nicht wenig interessiert. Überrascht blieb ich stehen, als wir die betreffende Abteilung erreichten.
„Remus! Was machst du denn hier?“ Fragte ich verwundert über diese Begegnung. Auch mein Gegenüber schien nicht minder erstaunt: Seine braunen, von dunklen Ringen untermalten Augen weiteten sich, als er mich erkannte.
„Leanne … was für ein Zufall. Ich … ich wollte mir etwas zu lesen besorgen.“ Remus drehte ein dickes Buch verunsichert in den Händen. Es war Belby’s Abhandlung über den ‚Wolfsbanntrank‘.
„Oh, das ist es, ja?“ Fragend griff ich in das Regal und zog ein Exemplar hervor, der Verkäufer verdrehte kurz die Augen und verschwand dann mit einer gemurmelten Erklärung, die weder Remus noch ich verstanden.
„Dieser Laden ist nicht gerade kundenorientiert. Aber er kann es sich leisten, es gibt immerhin nichts mit einem vergleichbaren Angebot.“ Bemerkte er mit dem Anflug eines Lächelns, das ich erwiderte. Gespannt widmete ich mich der Rückseite des Einbandes, dieses Buch schien genau das zu sein, was ich brauchte, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Meine Augen weiteten sich jedoch, als ich den Preis entdeckte. Remus schien es zu bemerken.
„Nicht ganz billig, ich weiss.“ Seufzend stellte er das Buch zurück und vergrub die Hände in den Taschen seines Umhangs.
„Wir können es uns ja teilen. Ich eine Woche, du eine Woche.“ Bemerkte ich lachend und zählte verstohlen die Galleonen in meinem Beutel. Remus‘ Lächeln erstarte, doch dann wurden seine Gesichtszüge wieder weich.
„Das ist eine gute Idee.“ Er nicke mir zu und gemeinsam gingen wir zur Kasse.

Als wir die Buchhandlung verliessen, hatte sich der Betrieb auf der Winkelgasse schon etwas verringert. Schweigend schlenderten wir neben einander her und musterten die Auslagen der Geschäfte. Es war ein schöner, warmer Abend mit wolkenlosem Himmel und einer Stimmung in der Luft, die Sorglosigkeit versprach.
„Und, geniesst du den Sommer?“ Fragte Remus plötzlich. Ich blickte verwundert von meinen Schuhspitzen auf. Diese Frage machte mich stutzig.
„Ich … ich weiss nicht. Nein, ich denke nicht. Es ist viel passiert.“ Antwortete ich stotternd und Remus nickte, ehe er sprach.
„Ich weiss, was du meinst.“ Er sprach ohne mich anzusehen. Stur starrte er gerade aus, als ob er etwas beobachten würde. Verwirrt folgte ich seinem Blick, konnte aber nichts entdecken.
„Und, wie geht es dir?“ Hackte Remus nach, immer noch darauf bedacht, mir nicht in die Augen zu schauen.
„Nun, ich … ach weisst du, das ist kompliziert. Meine Cousine heiratet.“ Ich wusste nicht, wieso ich es so formulierte, und das verstohlene Lächeln auf Remus‘ Gesicht trug nur noch mehr dazu bei, dass sich Verwirrung in mir breit machte.
„Ist das etwas Schlechtes?“ Fragte er, unentwegt lächelnd und ich runzelte irritiert die Stirn.
„Nein, prinzipiell nicht. Es ist nur, dass sie es meiner Meinung nach aus falschen Beweggründen tut. Sie erwartet ein Kind und hat nun das Gefühl, den Vater heiraten zu müssen, auch wenn sie ihn nicht liebt. Ich stelle mir die Ehe irgendwie anders vor… Und sie erwartet nun von mir, dass ich ihre Brautjungfer werde.“ Erklärte ich und musterte wieder die Spitzen meiner Schuhe.
„Und das willst du nicht.“ Bemerkte Remus wissend und ich nickte.
„Ich will überhaupt nicht zu dieser Veranstaltung gehen.“
„Woher weisst du, dass sie ihn nicht liebt? Hat sie das gesagt?“ Erwiderte er nüchtern.
„Nein, hat sie nicht, ich meine… Ich denke, dass sie es nicht tut. Sie ist nicht der Typ dazu.“
Remus lachte leise auf.
„Sie ist nicht der Typ, der sich verliebt?“ Fragte er zynisch. Ich lief puterrot an. „Meinst du nicht, dass du lieber zu der Hochzeit gehen solltest? Alleine um herauszufinden, ob deine These stimmt?“ Verschmitzt schaute er mich an und ich verfiel in ein nachdenkliches Schweigen.
„Doch, ich glaube, du hast Recht.“ Antwortete ich schliesslich. Ein Gedanke kam mir, den ich mich kaum auszusprechen traute.
„Würdest du vielleicht mitkommen?“ Fragte ich so beiläufig wie möglich.
„Um deine Theorie zu bestätigen?“ Remus lachte noch einmal und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Wir waren beide stehen geblieben.
„Ja, auch. Sie findet am siebten August statt.“ Antwortete ich hoffnungsvoll.
„Tut mir leid, ich habe schon anderweitige Pläne.“
Doch ehe ich etwas sagen konnte, wurden wir unterbrochen:
„Moony! Da bist du ja, man. Wir haben dich überall gesucht!“ Peter Pettigrews im ewigen Stimmbruch verweilende Stimme drang an mein Ohr. Remus drehte sich überrascht um.
„Peter, Sirius! Ich hatte euch vollkommen vergessen.“ Betroffenheit erschien auf seinem Gesicht, als er seine Freunde mit einem entschuldigenden Blick empfing. Peter und Sirius traten zu uns und bemerkten mich mit Erstaunen.
„Oh, Remus hat ein Mädchen aufgerissen!“ Peter feixte in meine Richtung und fuhr sich durch die dünnen Haare. Eine Geste, die er bei James abgeguckt hatte. Sirius musterte mich mit gerunzelter Stirn und schwieg.
„Es ist nicht so, wie ihr denkt. Leanne und ich haben uns zufällig getroffen und ein Buch gekauft.“ Remus deutete erklärend auf den Wälzer, den ich mit verschränkten Armen haltsuchend an meine Brust presste. Ich war nervös und wusste nicht, warum.
„Wolltest du dir nicht dieses Wolfsbaum-Buch kaufen?“ Fragte Sirius an Remus gewandt, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Remus verdrehte unmerklich die Augen und seufzte ergeben, ehe er zu einer Erklärung ansetzte:
„Wolfsbann, Tatze, Wolfsbann. Leanne und ich haben es zusammen gekauft, weil-“
„Uuuuuh! Als Verlobungsgeschenk?“ Witzelte Peter. Angesichts dieses vorpubertären Humors sank meine Achtung vor ihm und ich nahm mir die Zeit, Peter etwas gründlicher zu mustern. Das nervöse Zucken in seinen Augen fiel mir auf, und auch die fahrigen Bewegungen. Permanent wuschelte er sich durch die Haare, strich sie dann wieder mit den Händen glatt und kratze sich am Hals.
„Das war nicht lustig, Peter.“ Entgegnete Remus trocken.
„Ach komm, Alter. Jetzt hab dich nicht so, war doch nur ein Witz!“ Verteidigte Sirius den Kleinsten seiner Freunde.
"Leanne hat mir gerade von der Hochzeit ihrer Cousine erzählt." Fuhr Remus fort.
"Aber Remus hat mir einen Korb gegeben." Fügte ich hinzu und versuchte, locker zu wirken.
"Ich wäre wirklich gerne mitgegangen ..." Murmelte Remus neben mir, mit einem solchen Ernst in der Stimme, dass mir die Hitze den Kragen hochkroch.
"Ich kann ja den Ersatz spielen." Sagte Sirius und unterbrach so Remus' und meinen Blickkontakt, da ich mich völlig überrascht und überrumpelt zu ihm wendete.
"Wie jetzt ... ernsthaft?" Fragte ich verdattert.
„Klar, ich bin dann so gegen 10 bei euch." Meinte er schulterzuckend. "Aber wir sollten uns beeilen, das Kino wartet nicht.“ Fügte er an Remus gewandt, grinsend hinzu. Was ist Kino? Verwirrt blickte ich von einem zum anderen.
„Wo ist James?“ Remus stellte die Gegenfrage ganz beiläufig, doch sie schien Sirius zu treffen. Sein Gesicht verfinsterte sich und er knackte bedrohlich mit den Knöcheln.
„Bei Evans. Wir treffen und dort.“ Kam der knappe Kommentar. Überrascht beobachtete ich seine Reaktion und fühlte mich fehl am Platz. Verlegen hob ich die Hand, um mich zu verabschieden.
„Also, ich geh dann mal. Ist es ok, wenn ich dir das Buch nächste Woche übergebe?“ Ich wandte mich Remus zu, der nur abwesend nickte. Er schien mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein.
„Ihr habt eine Verabredung?“ Quiekte Peter und ich stöhnte genervt auf, als ich mich zum gehen abwandte. Bevor ich jedoch um die nächste Ecke bog, drehte ich mich noch einmal um. Die Jungs waren allerdings schon verschwunden.

Entgegen meiner Hoffnung, erfüllte das Buch meine Erwartungen nicht. Es lag nicht daran, dass das Thema nicht interessant oder schlecht beschrieben war, im Gegenteil, die Lektüre war ungemein interessant, doch meine Gedanken drifteten mit jeder Seite immer mehr ab. Ich dachte an das St. Mungo und daran, wie mein Vater jetzt auf einer der Stationen lag und wahrscheinlich daran dachte, was seine einzige Tochter ihm angetan hatte. Ich hatte die Beherrschung verloren, ich hatte meine Cousine beleidigt und war nicht reif genug gewesen, die Konsequenzen entgegen zu nehmen. Provokation war normalerweise nicht mein Ding und ich fragte mich, was in Merlins Namen mich dazu gebracht hatte, es soweit kommen zu lassen.
Von Schuldgefühlen geplagt verliess ich mein Zimmer und machte mich erneut auf den Weg in den Schankraum.
„Hallo Miss, möchten Sie zu Abend essen?“ Wurde ich auch sofort von Tom begrüsst.
„Nein danke, ich möchte nur das Flohnetzwerk benutzen.“ Lehnte ich dankend ab und trat zum Kamin. Mein Ziel war das St. Mungo.
Als ich in besagtem Hospital aus dem Kamin trat, empfing mich die sterile Kälte des Empfangsraumes. Eine Hexe hinter dem Informationsschalter schaute auf, als ich auf sie zu ging.
„Unfall, Biss, Fluch oder Vergiftung, wie kann ich Ihnen helfen?“ Leierte Sie ihr Sprüchlein runter ohne mich direkt anzusehen.
„Ich möchte einen Patienten besuchen. Meinen Vater, John Jackson.“ Gespannt beobachtete ich das Gesicht der Hexe, die etwas in eine kupferne Maschine tippte, welche daraufhin ein kleines Zettelchen ausspuckte.
„Ihr Vater ist im vierten Obergeschoss auf der Beobachtungsstation untergebracht. Wenden Sie sich bitte an Mr. Burwell.“ Sie reichte mir den Zettel und deutete auf die Tür zu unserer linken. Ich musste schwer Schlucken, als ich den Namen des Stationsheilers las und machte mich auf den Weg. Ob Mr. Burwell mit meinem Vater über mich geredet hatte? Ob mein Vater ihm schon gesagt hat, dass ich die Ausbildung nicht antreten würde?
Ich stieg in den Lift und erreichte die Station mit einem komischen Gefühl im Bauch. Eine junge Hexe im limonengrünem Umhang sass hinter einem weissen Holztisch und blätterte durch Pergamente, wahrscheinlich Patientenakten. Ich räusperte mich und erkundigte mich nach dem Stationsheiler, welchen sie auch sofort holte.
Mr. Burwell war ein gut aussehender Mann in den frühen Dreissigern. Sein Haar schien voll und dunkel wie eh und je und um seine Augen spielten kleine Lachfältchen. Das verschmitzte Lächeln, das er auf dem Gesicht trug, verlieh ihm jugendlichen Charme. Ich war überrumpelt von seiner Erscheinung.
„Guten Tag, Miss Jackson. Ihr Vater schläft im Moment. Wir haben ihm einen Beruhigungstrank gegeben und behalten ihn noch zur Beobachtung bei uns. Ihnen ist sicherlich bekannt, dass er an einer ganz teuflischen Krankheit leidet, bei der das Herz langsam auf die fast doppelte Grösse anschwillt und das Blut so heftig durch die Arterien gepumpt wird, dass sie platzen können. Nebenerscheinungen sind cholerische Anfälle und natürlich grosse Schmerzen im Brustkorb, die selbst einem starken Mann wie Ihrem Vater das Bewusstsein rauben können. Es handelt sich hierbei um das Drachenherzsyndrom.“ Die angenehme Stimme des Heilers schlug mich ganz in ihren Bann, es fiel mir schwer, seinen Worten zu folgen, so eingenommen war ich von ihm. Ich besann mich jedoch schnell wieder und wandte mich den wirklich wichtigen Dingen zu.
„Aber dagegen kann man doch sicher etwas tun?“ Fragte ich nervös und vermied es, Mr. Burwell direkt in die Augen zu schauen.
„Wir können den Vorgang durch bestimmte Tränke verzögern, Voraussetzung ist jedoch, dass ihr Vater diese regelmässig einnimmt und Aufregung vermeidet.“ Bei seinen letzten Worten warf er mir einen Blick zu, den ich nicht richtig deuten konnte, der mich aber nervös machte.
„Darf ich ihn sehen?“ Fragte ich schüchtern und Mr Burwell schenkte mir ein gütiges Lächeln.
„Natürlich, Miss Jackson. Hier entlang.“ Er machte eine einladende Handbewegung und ich folgte ihm durch den hell erleuchteten Gang.
„Ich freue mich schon darauf, wenn Sie hier anfangen. Ich habe nur Gutes von Ihnen gehört.“ Wandte er sich erneut an mich, bevor wir das Zimmer betraten. Ich schaute erstaunt auf und er schien meinen Blick zu bemerken, denn er schmunzelte.
„Ihr Vater sprich in den höchsten Tönen von Ihnen.“
Seine Worte hinterliessen grosse Verwirrung in meinem Kopf.
Doch ich kam gar nicht dazu, mir weiter Gedanken zu machen, denn in diesem Moment öffnete Mr Burwell die Tür und wir traten ein. Mein Vater lag in dem grossen Bett und atmete ruhig und gleichmässig. Er schien blasser als früher, doch ansonsten machte er einen sehr friedlichen Eindruck. Mr Burwell schloss die Tür hinter mir und liess mich mit meinem Vater allein. Zögernd trat ich an das Bett und nahm seine Hand in meine. Er würde noch lange und tief schlafen und völlig erholt aufwachen, dieser Beruhigungstrank war ein wahrer Segen.
Nachdenklich betrachtete ich die grosse, warme Hand meines Vaters, in seinen Handflächen konnte ich seinen unnatürlich starken Puls spüren, ein regelmässiges, jedoch erschreckend drängendes Pochen. So sorgsam und vorsichtig ich konnte, legte ich seine Hand zurück und setzte mich an sein Bett. Es tat gut, ihm nahe zu sein, auch wenn ich nicht mit ihm sprechen konnte. Allein die Anwesenheit meines Vaters gab mir das Gefühl von Geborgenheit und ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er mich vielleicht bald verlassen würde.

Die Tage verstrichen. Ich bewohnte weiterhin mein Zimmer im ‚Tropfenden Kessel‘ und vertrieb mir die Zeit mit lesen und Streifzügen durch die Winkelgasse und das London der Muggel. Es war faszinierend, was ich bei meinen Ausflügen alles entdeckte und meine Begeisterung für die nichtmagische Welt stieg mit jedem Tag. Daher freute ich mich umso mehr, als ich einen Brief von meiner Freundin Emma Paxton erhielt, einem muggelstämmigen Mädchen aus meinem Jahrgang. Das Besondere an ihr war, dass sie es schaffte, ihr magisches Leben und das in der Muggelwelt zu verbinden.
Im Sommer hatte sie jedes Jahr Ferienkurse besucht und war nun fest entschlossen, ihren Muggel-Schulabschluss an einer nichtmagischen Schule nachzuholen. Wie es sich für Muggelstämmige gehörte, beschloss sie auch, ihren 18. Geburtstag ganz gross zu feiern. Dafür würden wir in einen Muggel-Club in London gehen, und richtig auf die Pauke hauen. So lautete jedenfalls der Plan.

Ich schwelgte in Erinnerungen an Emmas 17. Geburtstagsfest - einem besonders eindrücklichen und ausschweifenden Ereignis - als ich an diesem Morgen mein Zimmerverliess um mir von Tom ein herzhaftes Frühstück servieren zu lassen. Der Wirt hatte mich mit seinen Kochkünsten davon überzeugt, dass es nichts Besseres gab als ein herzhaftes Frühstück.
Ich betrat gerade den Schankraum, als ich verdutzt stehen blieb und zuerst an eine optische Täuschung glaubte. Doch es war keine, tatsächlich sass mein Vater an einem der schmuddeligen Tische und trank Tee. Langsam näherte ich mich und er stand auf. Ich bemerkte mit Entsetzen, dass er an einem Stock ging.
„Dad, was machst du hier?“ Fragte ich immer noch erstaunt. Er trat zu mir hin und umarmte mich flüchtig, ehe er zu einer Erklärung ansetzte.
„Deine Mutter und ich denken, es ist an der Zeit, dass du wieder nach Hause kommst. Es tut uns wirklich leid, was zwischen dir und Catherine vorgefallen ist. Wir sind alle bereit, es zu vergessen, und wir hoffen, du hattest in den letzten fünf Tagen genug Zeit, über alles nachzudenken und bist nun auch zu diesem Schritt bereit. Ich habe dein Zimmer voraussichtlich schon einmal bezahlt.“ Ungläubig starrte ich ihn an, nickte dann aber.
„Ja, ich bin einverstanden. Wie geht es dir?“ Fragte ich und mein Vater winkte lächelnd ab.
„Alles halb so wild. Ich danke dir übrigens für deinen Besuch.“ Er schmunzelte und ich errötete leicht.
„Mr Burwell hat dir also erzählt, dass ich da war. Stimmt es, dass du mit ihm über mich gesprochen hast?“ Verlegenheit machte sich in mir breit und ich betrachtete mal wieder meine Schuhspitzen.
„Ja. Ich habe ihm erzählt, was für eine wunderbare Hexe du bist. Und das bist du, Leanne, daran habe ich keinen Zweifel. Übrigens, deine Mutter hat das hier im Garten gefunden. Was hat es zu bedeuten?“ Er zog eine Handvoll Papierschnipsel aus seiner Umhangtasche und streckte sie mir entgegen. Verwundert betrachtete ich die dunkelgrünen Buchstaben darauf.
„Ich … ich dachte, das erwartet ihr von mir. Dass ich die Firma übernehme…“ Verständnislos blickte ich meinen Vater an, der mich nachdenklich musterte. Er zog seinen Zauberstab hervor, tippte auf die Schnipsel, welche sich wieder zusammenfügten, und reichte mir den Brief.
„Du bist noch jung. Wir wollen, dass du glücklich bist. Ich habe mit deiner Mutter gesprochen und ich denke, wir haben eine gute Lösung gefunden. Du musst dir keine Sorgen machen, Leanne. Ich möchte, dass du dein Leben selber gestaltest und das tust, was du für richtig hälst.“ Er legte mir eine Hand auf die Schulter und schaute mir tief in die Augen. Ich schluckte.
„Danke, Dad. Ich gehe hoch und hole meine Sachen.“ Flüsterte ich mit belegter Stimme, verstohlen eine Träne aus dem Auge wischend. Mein Vater nickte umsichtig und sah mir nach, als ich die Treppe hinaufstieg. Meine Dankbarkeit übertrumpfte den Drang in mir, nicht nach Hause zurück zu gehen. Mir war in den letzten Tagen wirklich etwas klar geworden, und ich stimmte meinem Vater zu: Ich musste meinen eigenen Weg finden. Ob dieser nun einfach oder schwer sein würde, wusste ich nicht. Doch die Vermutung, dass ich mir den wohl steinigsten und steilsten Weg aussuchen würde, den es gibt, lauerte tief in meinem Unterbewusstsein.


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