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Fanfiction

Weisse Rosen - Brief vom St.Mungo

von kleio

Leanne

Der Kalender zeigte den 25. Juli, ein Dienstag, den ich mein Leben lang nicht vergessen sollte. Jener verheissungsvolle Morgen begann mit einem vorwitzigen Sonnenstrahl, der seinen Weg durch den Spalt zwischen den Vorhängen auf mein Gesicht gefunden hatte und mich weckte. Es war der erste Sonnenstrahl seit der Beerdigung der Hornbys und er weckte meine Lebensgeister. Ich hatte mich die letzten 2 Wochen in meinem Zimmer eingeschlossen und mir immer und immer wieder den Kopf zerbrochen, warum ich noch nichts vom St. Mungo gehört hatte. Ich war noch nie besonders geduldig gewesen, eine Angewohnheit, die mich gelegentlich an den Rand der Verzweiflung trieb. Doch an diesem Morgen war alles anders. Durch die Sonne inspiriert erschien ich an eben diesem elften Juni besonders gut gelaunt am Frühstückstisch und konnte mich dazu durchringen, die gebratenen Eier meiner Mutter zu essen. Durch den Stress der letzten Wochen hatte ich kaum Appetit verspürt.
„Ich bin froh, dass es dir heute besser geht, mein Schatz.“ Sagte meine Mutter, als sie bemerkte mit welchem Elan ich mein Frühstück verspeiste. „Du bist so ungesund dünn geworden.“ Fügte sie mit einem besorgten Blick hinzu. Mein Vater musterte mich ebenfalls, eher er sich wieder den Entwürfen widmete, die er seit einiger Zeit studierte.
„Ich würde vorschlagen, dass du den Nachmittag heute draussen verbringst, damit du etwas Farbe bekommst.“ Bemerkte er und ich nickte artig. Bei diesem Wetter hatte ich nichts dagegen.
Gerade schob ich mir das letzte Stückchen Toast in den Mund, als Hawk mit der Post eintraf. Er trug einen Brief für meine Mutter, zwei Briefe für meinen Vater, den neuen Tagespropheten und …
„Hier ist ein Brief für dich.“ Sagte mein Vater und reichte mir einen dicken Umschlag. Ich entdeckte die hellgrüne Prägung des St.Mungo in der linken Ecke und meine Finger begannen zu zittern. Vorsichtig öffnete ich den Umschlag, ein komisches Gefühl machte sich in mir breit und mein Magen zog sich zusammen.
Ich zog ein Pergament hervor, das mit dunkelgrüner Tinte beschrieben war und las den Brief laut vor.

Sehr geehrte Ms Jackson,
wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass wir sie für einen der drei Ausbildungsplätze am St. Mungo Hospital für magische Krankheiten ausgewählt haben.
Sie wurden, für ihr erstes Ausbildungsjahr, der Station für magische Unfälle und Katastrophen zugeteilt. Der Leiter der Station, Mr Clark Burwell, erwartet Sie am 21. August um 7:30 Uhr in seinem Büro. Sie werden dort in ihre Arbeit eingewiesen.
Desweiteren haben Sie die Möglichkeit in unserem Wohnheim Quartier zu beziehen. Weitere Informationen finden Sie in der beigelegten Broschüre. Eine Liste der benötigten Materialen ist ebenfalls beigefügt.
In Voraussicht auf eine gute Zusammenarbeit,
Mrs Margaret Moore
Leiterin der Personalabteilung des St. Mungo Hospital


Ich sprang mit einem Satz von meinem Stuhl auf und stiess einen erleichterten Schrei aus. Wie wahnsinnig rannte ich aus der Küche, durch das Wohnzimmer auf die Terrasse und schrie der Welt entgegen:
„ICH HAB’S GESCHAFFT!“
Ich lief zurück in die Küche und umarmte erst meinen Vater und dann meine Mutter, ehe ich mich völlig aufgelöst auf meinen Stuhl fallen liess. Tränen der Erleichterung lösten sich mit der ganzen Anspannung, die sich in mir aufgestaut hatte.
„Ich bin wirklich stolz auf dich, Leanne.“ Sagte mein Vater und tätschelte beruhigend meine Hand. Meine Mutter stand auf und schloss mich in die Arme.
„Ich weiss, wie sehr du dir das gewünscht hast. Herzlichen Glückwunsch!“ Sie strich mir liebevoll über das Haar und ich erwiderte ihre Umarmung. Ich hatte nie mehr Glück und Erleichterung gespürt, als in diesem Moment. In den letzten Tagen hatte ich schon vorausgesehen, wie ich Haushaltszauber lernte, oder Umhänge in der Fabrik meines Vaters zählte. Dieser Ausbildungsplatz bedeutete mir mehr, als ich es in Worte fassen konnte.
„Aber, Schätzchen, du gedenkst doch nicht in dieses Wohnheim zu ziehen?“ Fragte meine Mutter ernst und ich hielt überrascht in meinem Jubel inne. Ich hatte diese Option bisher nie genauer in Betracht gezogen, doch jetzt schien sie mir gar nicht mehr so abwegig. Die gespannten Blicke meiner beiden Elternteile liessen mich aber erahnen, dass dies nicht in ihrem Interesse sein würde.
„Nein, ich denke nicht. Jedenfalls nicht im ersten Jahr.“ Antwortete ich nach kurzen Überlegungen und konnte förmlich hören, wie meine Mutter erleichtert aufatmete.
„Du musst wissen, Leanne, dass wir uns immer freuen, dich im Haus zu haben.“ Erklärte mein Vater und stand auf. Zu meiner grössten Überraschung schloss er mich in die Arme.
„Ich bin stolz und dankbar, dich zur Tochter zu haben.“ Flüsterte er und eine Träne landete auf meiner Wange. Verwundert blickte ich auf. Mein Vater war normalerweise kein Freund von grossen Gefühlen.
„Entschuldigt mich.“ Kam auch sofort die erwartete Reaktion und er stürmte aus der Küche. Vollkommen überrumpelt und perplex blickte ich ihm nach, ehe ich meine Mutter fragend anschaute. Ihr standen ebenfalls die Tränen in den Augen und sie schluchzte kurz auf, ehe sie ihrem Mann hinterher eilte.
Alleine blieb ich in der Küche zurück, mit meinem Brief in der Hand, und zermarterte mir den Kopf über dem zuvor Geschehenen. In Gedanken versunken spülte ich das Geschirr ab und liess die Lebensmittel mit einem Schlenker meines Zauberstabes an ihren angestammten Platz verschwinden. Ich spürte, wie sich meine Augenbrauen zusammen zogen, angestrengt überlegte ich, was meinen Vater so bewegt haben könnte und trat nachdenklich die Treppenstufen zum ersten Stock hinauf. Ich hörte die Stimmen meiner Eltern gedämpft aus ihrem Schlafzimmer:
„… du musst es ihr sagen. Ob du es einsehen willst, oder nicht, unsere Tochter ist erwachsen geworden. Sie ist nicht mehr das kleine Mädchen, das du vor allem und jedem beschützen kannst.“ Vernahm ich die aufgebrachte Stimme meiner Mutter.
„Sie ist immer noch ein Kind. Mein Kind. Und solange ich noch einen Atemzug tun kann...“ Die Stimme meines Vaters zitterte und verlor sich leise hinter der dicken Eichentür, wieder etwas, das ich von ihm nicht kannte. Er war immer mein Fels in der Brandung gewesen, jemand, der mir Halt und Zuflucht bot wenn ich in den Wogen der Pubertät unterzugehen drohte.
„Du bist krank, John! Wie lange möchtest du warten? Es kann jede Minute so weit sein!“ Ertönte wieder die schrille Stimme meiner Mutter.
„Oder ich lebe noch Jahre. Du weisst, was der Heiler gesagt hat, ich muss Aufregung vermeiden.“
„Und was nennst du das hier? Entspannten Erholungsurlaub?“ Die Stimme meiner Mutter verfiel in einen hysterischen Tonfall und ich hielt den Atem an und keuchte auf. Mein Vater war krank. Todkrank.
Langsam stieg ich die Stufen rückwärts hinunter, bis ich den festen Steinboden des Erdgeschosses unter meinen Füssen spürte. Wie automatisch fanden meine Füsse ihren Weg in unseren Garten. Ich atmete aus und zog die frische Morgenluft tief ein, liess die Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmen und stiess die Luft mit aller Kraft wieder aus, bis meine Lunge weh tat. All das durfte nicht wahr sein. Wenn diese Geschehnisse bedeuteten, dass ich erwachsen wurde, dann würde ich doch lieber ein unbefangenes Kind bleiben. Ich spürte wie mein Magen sich zusammen zog, mir wurde schlecht und ich hielt mir krampfartig den Bauch. Erschöpft liess ich mich auf die Holzbank sinken und lehnte die Stirn gegen meine geballten Fäuste. Mein Körper zitterte und ich krallte verzweifelt die Hände in mein Haar. Ich öffnete den Mund um zu schreien, doch kein Ton entwich mir. Ich konnte nicht einmal weinen.
Erschrocken fuhr ich hoch, als ich Schritte hinter mir hörte. Meine Mutter betrat die Terrasse und las den Schock aus meinen Augen.
„Schätzchen, hast du etwa alles gehört?“ Rief sie entsetzt aus und eilte schnellen Schrittes zu mir. Mit dem Enthusiasmus einer sorgenden Mutter schlang sie ihre Arme um meine Schultern. Ich presste mein Gesicht gegen ihr Brustbein und endlich kamen die erlösenden Tränen.
„Es wird alles gut, mein Schatz. Das verspreche ich dir. Heute Nachmittag kommt deine Cousine zum Tee und wir überlegen uns eine Lösung. Davor möchte dein Vater mit dir aber noch den Betrieb besuchen, diese Bitte kannst du ihm nicht abschlagen.“ Beruhigend tätschelte sie mein Haar und ich hob erstaunt und verärgert den Kopf.
„Könntest du mich bitte allein lassen?“ Fragte ich ernst und sie stand seufzend auf. Bevor sie ging, strich sie mir noch einmal über‘s Haar.
Lange starrte ich in den Himmel, ehe mir klar wurde, was ich zu tun hatte. Ich holte den Brief vom St. Mungo hervor und zerriss ihn trotzig in kleine Stückchen. Tränen liefen mir die Wangen hinab und meine Hände zitterten. Dann stand ich auf, trocknete meine Augen und schlug den Weg zurück ins Haus ein, um mit meinem Vater unseren Betrieb zu besichtigen.

Ich hatte noch nie viel für Umhänge übrig gehabt, auch wenn ich ihnen meinen guten Lebensstandart verdankte. In seinen jungen Jahren zog mein Vater ein Unternehmen auf die Beine, das standardisierte Zaubererumhänge für alle Gelegenheiten herstellte und die Modelle an Geschäfte wie zum Beispiel Madame Malkin‘s Laden in der Winkelgasse oder die Boutique Magique in Oxford belieferte.
Gelangweilt schritt ich neben meinem Vater durch die Reihen von Umhängen, die sich selbst zusammennähten und dann von Hexen in violetten Arbeitsumhängen kontrolliert wurden. Ich seufzte und betrachtete eine der Hexen, die Umhang für Umhang vom Stapel nahm, die Nähte kontrollierte und dann in Kartons verpackte.
„Wir arbeiten gerade an neuen Schulumhängen. Noch belastungsfähiger und sogar brandsicher. Das liegt an der neuen Faser aus Asien.“ Bemerkte mein Vater und deutete auf die schlichten, schwarzen Umhänge, die ich selbst sieben Jahre lang getragen hatte. Ich deutete ein Nicken an und ging dann weiter. All dies interessierte mich nicht, doch ich wusste, dass meinem Vater nichts wichtiger war. Mir war auch bewusst, dass er von mir erwartete den Betrieb weiter zu führen, das war schon immer der Plan gewesen – man hätte mir zwar eine Heilerausbildung erlaubt, doch sobald mein Vater seine Augen für immer schloss, müsste ich die Verantwortung für die Firma übernehmen. Und da dies ja anscheinend jede Minute eintreffen könnte, gestand ich mir selbst ein, dass ich keine Wahl hatte: Ich musste mich mit der Firma anfreunden, ob es mir passte, oder nicht.
„Wir treffen Catherine im Lager. Sie sucht sich gerade die Umhänge für ihre Brautjungfern aus.“ Sagte mein Vater lächelnd und führte mich durch ein hohes Bronzeportal in eine gewaltige Halle, in der tausende von Umhängen an langen Stangen hingen. Sobald ich mich an diesen erschlagenden Eindruck gewöhnt hatte, stand mir die nächste Geduldsprobe bevor. Meine geliebte Cousine kam hinter einem der Ständer hervor und kreischte sofort los, als sie uns entdeckte.
„Lea! Meine Lieblingscousine!“ Rief sie mit schriller Stimme und stöckelte uns entgegen. Theatralisch haucht sie mir links und rechts einen Kuss auf die Wangen und umarmt meinen Vater grossspurig.
„Onkel! Ich bin so froh, dich zu sehen. Die neuen Stoffmuster sind traumhaft! Ganz entzückend.“ Ein glockenhelles Lachen entwich ihrer Kehle und sie trommelte ungeduldig mit ihren langen Fingernägeln auf eine dicke Ledermappe.
„Ich habe schon eine Auswahl getroffen. Würde es euch stören, wenn ich sie mitnehme und Tante Elisabeth zeige? Ihre Meinung ist mir sehr wichtig. Obwohl ich persönlich das fliederfarbene Seidenorganzagemisch favorisiere. Ich habe schon die Anweisung gegeben, das Modell bis nach der Hochzeit zurück zu halten. Ich will, dass alles exklusiv ist!“ Catherine schnippte gegen einen blassen, fliessenden Umhang der leicht durchschimmerte. „Ich finde diese Farbe würde Leas Augen zur Geltung bringen. Lila hebt die Blautöne hervor.“
Verwundert zog ich die Augenbrauen hoch und strich über den Stoff. Catherine hatte wirklich keine Ahnung von Farbenlehre und in Wahrheit hätte diese Farbe nichts anderes hervorgehoben, als meine Blässe.
„Warum kümmert es dich, ob er mir stehen würde? Erwartest du, dass ich mich an deiner Hochzeit nach deinen Wünschen kleide?“ Fragte ich mit einem sarkastischen Unterton, woraufhin Catherine mich abfällig musterte.
„Nun, bei einer Hochzeit bestimmt immer noch die Braut - nicht die Brautjungfer.“ Antwortete sie hochnäsig. Meine Cousine verkörperte für mich alle Klischees einer eingebildeten, verwöhnten Ziege.
„Brautjungfer? Was hat das zu bedeuten?“ Mein empörter Blick galt nicht Catherine, sondern meinem Vater. Er wich mir aus und musterte auffällig interessiert die Umhänge um uns herum.
„Deine Mutter hat zugesagt, dass du eine meiner Brautjungfern sein wirst.“ Erklärte meine Cousine mit drohendem Unterton. Doch ich dachte gar nicht daran, mich einschüchtern zu lassen. Meine Träume für meine Familie aufzugeben, zu diesem Opfer war ich schweren Herzens bereit, doch ich würde mich nie durchringen können, die Brautjungfer meiner lasterhaften Cousine zu werden!
„Warum brauchst du überhaupt Brautjungfern? Denkst du, sie lenken von deinem eigenen Fehltritt ab?“ Provozierend wandte ich meinen Blick auf ihren Bauch. Augenblicklich landete die flache Hand Catherines mit Schwung in meinem Gesicht. Der Schlag hallte durch den Lagerraum und mir schossen die Tränen in die Augen. Ich hielt mir schockiert die pochende Wange.
„Catherine!“ Rief mein Vater entsetzt und packte meine schweratmende Cousine am Arm. Ihr hasserfüllter Blick ruhte auf mir, während sie sich trotzig aus dem Griff meines Vaters befreite.
„Du solltest lieber dankbar sein, dass ich dich überhaupt dabei haben will. Als ob ich auf meinem Fest so eine prüde, eifersüchtige Nonne gebrauchen könnte!“ Zischte sie abfällig. Tränen liefen mir das Gesicht hinunter. Wütend machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Halle.

Noch im gehen apparierte ich in unseren Garten. Ich stürzte ins Haus und rannte in mein Zimmer. Mit zitternden Händen riss ich Kleider aus meinem Schrank und stopfte sie in eine grosse Ledertasche, dann öffnete ich meine Schreibtischschublade und suchte nach meinem Geldbeutel. Als ich den Samtbeutel gefunden hatte, in welchem ich meine Ersparnisse aufbewahrte, verliess ich mein Zimmer wieder. In meinem Kopf schwirrte es und ich fühlte mich, als könnte ich jeden Moment die Kontrolle über mich verlieren. Hass, Enttäuschung, Wut und Angst vermengten sich in mir zu einem riesigen Gefühlschaos. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, ausser einen: weg hier!
Polternd rannte ich die Treppe hinunter und zum Kamin. Wohin konnte ich gehen? Alice. Schoss es mir als erstes durch den Kopf. Doch konnte ich einfach so bei ihr reinplatzen? Meine Freundin hatte genug eigene Probleme, mit denen sie fertig werden musste. Mir fiel niemand ein, an den ich mich hätte wenden können, niemand der mich verstanden hätte.
„Leanne?! Wo willst du nun wieder hin? Wo ist dein Vater?“ Hörte ich die strenge Stimme meiner Mutter hinter mir. Ich drehte mich ruckartig um und starrte sie an. Für einen kurzen Moment, verschlug es mir die Sprache, dann fing ich mich wieder.
„Ich muss hier raus. Weg. Einfach nur weg.“ Meine Stimme zitterte und ich fuhr erschrocken zusammen, als ich hinter mir zuerst ein Knistern, dann einen leisen Aufschlag hörte. Catherine stieg aus dem Kamin und klopfte sich die Asche vom Umhang. Ihr gehetzter Blick erfasste mich und sie deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mich.
„Du! Du bist Schuld. John hatte einen Herzanfall! Er wird gerade in’s St. Mungo eingeliefert. Bist du nun zufrieden? Willst du mir immer alles kaputt machen?“ Ihre Worte trafen mich wie erneute Schläge. Meine Knie wurden weich und ich klammerte mich haltsuchend am Kamin fest.
„Wa-was hast du gesagt, Catherine? John ist ..? Oh, bei Merlin! Das darf nicht wahr sein! Leanne, was hast du getan?“ Meine Mutter packte meinen Oberarm und schüttelte mich fanatisch. Wieder schossen mir die Tränen in den Augen und brannten heiss auf meinen Wangen. Mein verschwommener Blick traf Catherines, auf deren Gesicht für einen Augenblick ein zufriedener Ausdruck erschien, ehe sie wieder auf mich los ging:
„Sie hat mich auf’s Äusserste beschimpft. Und dann stürmte sie von allen guten Geistern verlassen aus der Fabrik! John hat sich so sehr über ihr Verhalten aufgeregt, dass er plötzlich zusammen brach. Merlin sei Dank war ich vor Ort, wer weiss, was alles hätte geschehen können.“ Catherine endete mit einem theatralischen Schluchzer und bewirkte so, dass meine Mutter von mir abliess und meine Cousine in die Arme schloss. Ich spürte, wie Wut in mir hochstieg.
„Du hast richtig gehandelt. Ich bin sicher, John wird dir dankbar sein.“ Redete meine Mutter beruhigend auf die simulierende Catherine ein. Mir drehte sich der Magen um und ich ging langsam rückwärts aus dem Wohnzimmer. Als ich den Flur erreichte, drehte ich mich um und rannte aus dem Haus.
Wie besessen rannte ich die kleine Strasse runter. Mein Umhang wehte hinter mir her und meine Haare flogen mir immer wieder vor’s Gesicht, ein Wind war aufgekommen und erfasste mich, trieb mich an immer schneller zu laufen. Ich konnte es nicht glauben, ich wollte nicht wahr haben wie sich die Dinge entwickelten. Erschöpfung erfasste meine Beine, doch ich rannte weiter, zwang mich selbst, eine so grosse Distanz wie möglich zwischen mich und mein Elternhaus zu bringen.
Plötzlich knickten meine Beine ein und ich fiel auf den harten Asphalt. Ich spürte einen brennenden Schmerz in meinem Knie und meine Lunge brannte. Keuchend rang ich nach Luft und öffnete die Schnalle meines Umhangs, streifte ihn im Liegen ab.
Ich blieb auf dem Boden liegen und weinte minutenlang. Erst als all meine Tränen versiegten, richtete ich mich auf und hielt mein Gesicht trotzig in die Sonne und liess es trocknen. Schwankend stand ich da und versuchte das betäubende Pochen in meinem Kopf zu verdrängen. Wohin sollte ich gehen?

Nach reichlicher Überlegung fiel mir nur ein Ort ein, an dem ich Zuflucht finden konnte. Ich drehte mich mit einer raschen Bewegung um mich selbst und meine Füsse verliessen den Boden. Die Luft um mich herum drückte auf mich ein und erschwerte mir das Atmen, umso befreiender war es, endlich wieder festen Boden unter den Füssen zu spüren. Ich öffnete die Augen und vergewisserte mich, dass ich den richtigen Ort erreicht hatte. Und so war es: Ich befand mich in einer kleinen Seitenstrasse, zwischen zwei hohe Hausfassaden gedrängt im Schatten liegend. Schnellen Schrittes trat ich aus der Dunkelheit auf die sonnenbeleuchtete Strasse vor mir und überquerte sie eilig. Auf der anderen Strassenseite lag der ‚Tropfende Kessel‘.
Ich betrat den etwas schmuddeligen Pub und ging auf den Tresen zu. Ungeduldig betat ich die Klingel. Der Wirt, Tom, lies nicht auf sich warten und kam eilig aus der Küche hervor. Als er mich entdeckte, legte er geschäftig das Handtuch bei Seite, mit dem er zuvor Gläser poliert hatte, und lächelte mir freundlich entgegen.
„Was kann ich für Sie tun, Miss?“ Fragte er zuvorkommend.
„Ich hätte gerne ein Zimmer. Ich weiss noch nicht, wie lange ich bleibe. Hier ist der Betrag für eine Nacht, den Rest bezahle ich bei meiner Abreise.“ Müde schob ich ein paar Galleonen über den Tresen, welche der Wirt eilig an sich nahm.
„Natürlich, zufällig haben wir ein kleines, hübsches Zimmer frei mit Blick auf die Gasse.“ Eilig packte er meine Tasche und führte mich die Treppe hinauf.
Das Zimmer war annehmbar, doch für meine Zwecke reichte es. Ich bedankte mich bei Tom und liess mich, sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, auf das Bett fallen. Es war erst Mittag, doch ich fühlte mich so schlapp wie noch nie in meinem Leben. Erschöpft schloss ich die Augen um kurz zu schlafen. Ich war mir sicher, dass die Welt sofort anders aussähe, wenn ich wieder erwachen würde.


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