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Fanfiction

Weisse Rosen - Die Beerdigung der Hornbys

von kleio

Leanne

Drei Tage nachdem die Nachricht vom Tode des Ehepaares Hornby im Tagespropheten erschienen war, veröffentlichte die gleiche Zeitung den Nachruf und die Ankündigung der Beerdigung. Sie sollte am 9. Juli 1977 stattfinden. Alice hatte meinen Brief noch am Abend desselben Tages beantwortet, an dem ich ihr geschrieben hatte. Sie hatte mir mitgeteilt, dass sie bei der Familie Longbottom untergetaucht war solange bis die Ermittlungen der Auroren abgeschlossen wären. Meine Mutter hatte uns natürlich sofort für den darauffolgenden Tag als Besuch angemeldet und mit Mrs Longbottom alles besprochen. Während mein Vater gemeinsam mit Frank alle Formalitäten mit dem Ministerium abklärte, organisierte meine Mutter die Beerdigung und ich kümmerte mich um Alice. Mrs Longbottom brachte sich überall ein und konnte es nicht lassen, zu jeder Kleinigkeit ihr Kommentar abzugeben.
„Elisabeth, ich möchte noch einmal betonen, dass du dich nicht alleine um alles kümmern musst. Und ich finde diesen Trauerumhang scheusslich.“ Tönte sie gerade, als meine Mutter Alice einen der schwarzen Umhänge vorhielt, die heute von den Paketeulen vom Expresskurier gekommen waren. Meine Mutter hatte in ihrem Eifer für uns alle Trauerumhänge aus unserem Familienbetrieb liefern lassen – mein Vater unterhielt eine Firma zur Herstellung von Zaubererumhängen. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen, in wie vielen verschiedenen Aufmachungen man zu einer Beerdigung gehen konnte.
„Ja, du hast Recht. Er sagt überhaupt nichts aus.“ Nachdenklich zupfte meine Mutter daran herum, bevor sich ihre Miene aufhellte und sie einen kleinen Hut mit Netz hervorholte, den sie Alice umständlich auf die dunkelblonden Locken setzte. Das sah meiner Meinung nach grauenhaft aus. Dasselbe dachte wohl Alice, denn in diesem Moment löste sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Niemand ausser mir schien es zu bemerken.
„Viel besser. Alice, mein Schatz, du siehst umwerfend aus!“ Verkündete Augusta Longbottom und schwenkte grossspurig ihren Zigarettenhalter. Eine Modeerscheinung aus den Zwanzigern, die sie sich bei den Muggeln abgeguckt hatte. Plötzlich begannen Alices Schultern zu zittern und sie riss sich wütend den Hut vom Kopf.
„Das ist ein Zirkus! Ihr … ihr macht aus dem Tod meiner Eltern eine Show! Dabei … dabei geht es ums Abschied nehmen!“ Schrie sie uns, von Schluchzern unterbrochen, entgegen. Meine Mutter riss erschrocken die Augen auf und Mrs Longbottom liess ihren Zigarettenhalter sinken. Weinend rannte Alice in ihr Zimmer im ersten Stock des kleinen Landhauses, in dem Frank mit seiner Mutter lebte.

Ich lief meiner Freundin hinterher und fand sie auf ihrem Bett zusammengerollt liegend vor, eine Plüscheule im Arm, den Blick gegen die Wand gerichtet. Vorsichtig setzte ich mich neben sie und strich ihr behutsam über den Rücken, bis sich ihre Atmung wieder beruhigte und sie sich zu mir umdrehte.
„Ich muss mich für meine Mutter entschuldigen, sie war noch nie besonders sensibel.“ Erklärt ich so sanft wie möglich und nahm Alices Hand in meine. Sie blinzelte und schüttelte dann den Kopf. Mit belegter Stimme antwortete sie:
„Nein, ich muss mich bei euch bedanken. Du und deine Eltern tut so viel für mich, aber mir ist das alles zu viel. Die ganzen Vorbereitungen, die vielen Leute die mir ihr Beileid aussprechen … und ich sitze hier herum, lass das alles an mir vorbei ziehen und beobachte, wie meine Erinnerung an meine Eltern mit jedem Tag immer mehr verblasst.“ Ihre Tränen waren versiegt und ihr Blick ausdruckslos und leer. Die ganze Prozedur schien ihr mehr zuzusetzen, als wir alle geahnt hatten. Ich konnte es verstehen, jeden Tag besuchten mindestens zwei Familien das Haus um einen Trauerbesuch abzuhalten und persönlich zu beteuern, dass sie der Beisetzung bewohnen würden. Die Familie Hornby war in Zaubererkreisen ungemein beliebt und Alices Eltern galten als besonders gutherzige Menschen. Ihr Vater arbeitete im Ministerium und kümmerte sich um den politischen Austausch zwischen unserer und der Muggelwelt. Laut meinem Vater hatte er an einem Sicherheitssystem gearbeitet, das den Schutz der nichtmagischen Bevölkerung vor Todesserübergriffen verbessern sollte, aber leider konnte es sein eigenes Leben nicht schützen.
„Alice, bitte, sag mir was ich tun soll. Ich kann die Leute wegschicke, ich kann meiner Mutter sagen dass sie sofort das Haus verlassen soll und wir beenden dieses Schauspiel. Aber du musst mir helfen und mir sagen, was du willst!“ Ich ertrug Alices leeren Blick nicht. Ihre sonst so lebendigen Augen hatten ihr Funkeln verloren, dieses schelmische Blitzen, das immer dann aufleuchtete wenn sie wieder eine ihrer berüchtigten Ideen hatte. Doch nun sass sie einfach da, vollkommen willenlos, und liess sich herum dirigieren wie eine Marionette.
„Ich weiss nicht mehr, was ich will.“ Entgegnete sie in diesem Moment und kletterte aus dem Bett. Mit steifen Schritten trat sie ans Fenster und beobachtete die Bäume, die sich im starken Wind hin und her warfen. Ein Gewitter zog auf, typisch für diese schwülen Sommerabende in Cotswold. Ich seufzte und schaute mich hilfesuchend im Raum um, meine Augen blieben an ein paar Pergamenten hängen, die auf dem Tisch lagen. Mit wenigen Schritten war ich dort und warf einen Blick darauf. Ich zog scharf die Luft ein.
„Alice! Das ist das Bewerbungsformular für den Auroren-Eignungstest. Warum hast du ihn nicht abgeschickt? Der Anmeldeschluss ist heute Abend!“ Entsetzt hielt ich ihr das Formular unter die Nase. Alice schwieg und ich seufzte erneut.
„Möchtest du heute wenigstens etwas essen? Ich rieche schon die Pastete.“ Startete ich einen erneuten Anlauf. Doch Alice dachte nicht im Geringsten daran, zu essen:
„Ich sagte doch: Ich weiss nicht, was ich will.“ Rief sie wütend aus und kehrte mir den Rücken zu.
Verzweifelt schüttelte ich den Kopf und verlies das Zimmer, die Pergamente nahm ich mit.

Als ich die Treppe zum Erdgeschoss hinabstieg hörte ich schon die aufgeregte Stimmte von Mrs Longbottom. Frank war allem Anschein nach vor wenigen Minuten nach Hause gekommen und bekam nun die ganzen Geschehnisse des Tages brühwarm berichtet. Es roch verlockend nach Rindfleischpastete und mein Magen machte sich bemerkbar, doch zu meiner Überraschung fand ich meine Eltern vor dem Kamin vor, fertig zum gehen.
„Ah, da bist du ja, Leanne. Wir wollten gerade aufbrechen.“ Empfing mich meine Mutter. Ich nickte Frank grüssend zu, er nickte zurück.
„Wie geht es Alice?“ Fragte er besorgt und warf instinktiv einen Blick Richtung Treppe. Ich zuckte mit den Schultern.
„Sie braucht einfach Zeit.“ War der einzige Kommentar, den ich geben konnte.
„Ja, das denke ich auch. Als ich ihr gestern erzählte, dass Professor Dumbledore angeboten hat, die Trauerrede zu halten, ist sie sofort in Tränen ausgebrochen.“ Antwortete Frank.
„Dann sollten wir uns auch nicht länger aufdrängen. Bis morgen,…. Komm!“ Sagte meine Mutter. Sie reichte mir meinen Umhang, ehe sie sich eilig dem Kamin zuwandte.

Als wir bei uns zuhause ankamen, rannte meine Mutter gleich in die Küche. Mein Vater erwiderte meinen fragenden Blick mit einem unwissenden Schulterzucken, doch wir sollten nicht lange auf die Folter gespannt werden, denn meine Mutter kehrte augenblicklich mit einem Brief in der Hand zurück.
„Einen netten jungen Mann hat sich Alice geangelt. Nicht wahr, Liebling?“ Flötete sie scheinheilig, während sie ihren Umhang aufhängte. Mein Vater zog überrascht die Augenbrauen hoch, nahm den Faden aber auf.
„Ja, Frank ist ein anständiger Bursche.“ Antwortete er und tat es ihr gleich, indem er seinen Umhang ebenfalls an den dafür vorgesehenen Hacken hängte. Ich starrte nur verdattert von einem zum anderen.
„Und wie sehr er sich um sie sorgt. Ich freue mich schon auf die Hochzeit.“ Fügte meine Mutter hinzu und lächelte undurchsichtig.
„Sind die beiden denn schon verlobt?“ Fragte mein Vater überrascht.
„Nein. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit. Immerhin wohnt sie schon bei ihm.“ Erklärte meine Mutter mit nachsichtigem Tonfall und hackte sich bei meinem Vater unter. Ich hatte mich noch keinen Zentimeter gerührt und zog nun empört die Luft ein.
„Wir haben nicht einmal ihre Eltern beerdigt, da denkst du schon an das nächste Fest? Wie kannst du nur so taktlos sein!“ Rief ich voller Verachtung und warf meiner Mutter böse Blicke zu. Sie schaute mich nur verständnislos an.
„Aus diesem Grund habe ich doch darauf bestanden, dass wir uns verabschieden. Ich habe euch nämlich eine freudige Ankündigung zu machen!“ Triumphierend streckte sie uns den Brief entgegen, den mein Vater auch zugleich an sich nahm.
„Catherine hat sich verlobt! Nächsten Monat ist die Hochzeit. Ist das nicht eine wundervolle Nachricht?“ Verkündete sie mit einer Freude, wie ich sie nur selten bei ihr erlebte. Ich war wie versteinert. Meine liebe, drei Jahre ältere Cousine Catherine war der ganze Stolz meiner Tante und meines Onkels mütterlicherseits, welche ihrer Tochter nicht nur alles durchgehen liessen, sondern auch die grosse Gabe besassen, all ihre Fehltritte als grossen Segen zu verkaufen. Ich konnte es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die lebensfrohe und unbesonnene Catherine eine Ehe in Betracht ziehen sollte.
„Das ist wirklich eine Überraschung. Und so plötzlich.“ Bemerkte mein Vater ehrlich erstaunt und las den Brief gleich zweimal durch, während er ungläubig den Kopf schüttelte.
„Es eilt, damit sie noch in ihr Hochzeitskleid passt. Immerhin ist sie in freudiger Erwartung!“ Erklärte meine Mutter und ihre Augen strahlten. Ich tauschte mit meinem Vater wissende Blicke aus. Dass meine Cousine frühzeitig schwanger wurde, schien meine Mutter in keiner Weise zu stören – solange es eine Hochzeit gab, war sie glücklich. Leider bemerkte sie den zynischen Ausdruck, der in den Augen meines Vaters lag.
„Darf ich mich nicht einmal freuen? Tagelang beschäftige ich mich mit nur mit der Beerdigung der Hornbys und wenn schon jeden Tag haufenweise Hexen und Zauberer gefoltert und Muggel umgebracht werden, dann darf ich mich doch wenigstens auf die Hochzeit meiner Nichte freuen!“ Rechtfertigte sie sich.
„Ich möchte nicht, dass sich meine Familie streitet. Ich bin froh über Leannes mitfühlendes Verhalten und ich gönne dir die Ablenkung, Elisabeth. Eine Hochzeit ist immer ein Anlass zur Freude.“ Schritt mein Vater ein. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und legte einen Arm um die Schulter meiner Mutter. Ich war dankbar für seine Unterstützung.
Nach dem Essen wünschte ich, müde und erschöpft wie ich war, meinen Eltern eine gute Nacht und verzog mich in mein Zimmer. Ich trug Hawk auf dem Arm und setzte ihn auf seiner Stange ab, die in meinem Zimmer auf einem Chromständer stand. Ich würde nicht zulassen, dass Alice ihren Traum wegen der Trauer um ihre Eltern wegwarf, deswegen beschloss ich, das Anmeldeformular für sie auszufüllen, ehe ich mich schlafen legte.

Der neunte Juli erreichte uns viel schneller, als man es sich hätte wünschen können. Es war ein trostloser Tag, das englische Wetter machte seinem Ruf alle Ehre: Eine dunkelgraue Wolkendecke hing über dem Land und versprach Regen.
Auf dem Friedhof von Ipswich trafen nach und nach die Trauergäste ein. Doch nicht nur Trauernde nahmen an der Beerdigung teil, das Ministerium hatte Sicherheitszauberer geschickt, um einen ungestörten Ablauf der Zeremonie zu garantieren. Fast jeder war gekommen, um die Hornbys zu verabschieden und Alice hatte jede Menge damit zu tun, die Gäste zu begrüssen, dabei wurde sie von Frank und seiner Mutter unterstützt.
Ich hielt mich bewusst im Hintergrund und beobachtete die Szenerie, behielt aber Alice immer im Auge um ihr beistehen zu könne, falls ihr das alles zu viel werden sollte. Sie hatte sich in den letzten zwei Tagen etwas gefangen und wirkte schon viel selbstbewusster, vor allem auch weil Frank haltgebend ihre Hand hielt.
Gerade trafen Molly und Arthur Weasley ein und ich lächelte bei ihrem Anblick. Die Weasleys waren eine dieser verarmten, alten Zaubererfamilien, die aber nichts an ihrer Herzlichkeit verloren hatten. Molly hielt den kleinen Charlie in den Armen und führte Bill, den ersten Sohn, an der Hand. Ihr Bauch wölbte sich schon wieder verräterisch und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
„Hallo Arthur, Molly. Na, ist es bald wieder so weit?“ Fragte ich und schüttelte Arthur die Hand.
„Siebter Monat.“ Verkündete er stolz und hatte alle Mühe, den dreijährigen Charlie zu tragen, der angesichts der vielen Leute etwas eingeschüchtert wirkte. Ich beugte mich zu Bill hinunter, der zwei Jahre älter war als Charlie und mir zu grinste.
„Hallo Billy.“ Grüsste ich und wuschelte ihm durch den roten Haarschopf, den er verneinend schüttelte.
„Er ist unheimlich gewachsen. Beide.“ Bemerkte ich immer noch lächelnd und Molly nickte etwas erschöpft ehe sie zu erzählen begann:
„Oh ja, und sie sind nicht nur gewachsen. Billy klaut die Schokolade und andere Süssigkeiten aus verschlossenen Schränken. Er hat ein Talent darin, Schlösser von Türen und Schränken zu öffnen.“ Molly war früher meine Babysitterin gewesen und ich erinnerte mich, dass sie den besten Kesselkuchen der Welt backte.
„Oh ja, das kann ich gut. Die gehen ganz von alleine auf!“ Rief Bill und streckte stolz die Brust raus.
„Ein zukünftiger Meisterdieb!“ Bemerkte ich lachend.
Arthur war schon zu Alice vorgegangen um ihr im Namen seiner Familie sein Beileid auszusprechen und hatte Charlie bei Molly abgegeben. Er war ein grosser Bewunderer ihres Vaters gewesen, da sich Arthur für alles interessierte, was mit Muggeln zu tun hatte.
„Könntest du ihn mal halten? Mir ist er in meinem Zustand zu schwer. Er will nicht auf den Boden zurück, wenn so viele Leute da sind.“ Erklärte Molly und ich nahm ihr Charly ab. Der kleine Mann schlang seine Beine um meine Taille und schaute mich aus grossen, bernsteinfarbenen Augen an. Er entdeckte meine goldene Drachenbrosche, die ich zu meinem siebzehnten Geburtstag bekommen hatte. Er jauchzte auf und griff danach, betatschte sie mit seinen kleinen Fingern und lachte unentwegt.
„Dracke! Schau Mama, ein Dracke!“ Rief er voll freudiger Erregung und ich winkte lachend ab, als Molly ihn mir schon entschuldigend abnehmen wollte.
„Ist schon gut. Ich mag Kinder!“ Beschwichtigte ich und fuhrt Charly über seinen kleinen Kopf. Sein Sprachfehler, der durch eine Zahnlücke entstand, war ungemein süss.
„Nenn mir ein Geschöpf, das du nicht magst.“ Hörte ich da eine bekannte Stimme links von mir und schaute überrascht auf. Ich begegnete Sirius‘ grauen Augen. Er und die Potters waren nun auch erschienen.
„Schlangen.“ Antwortete ich perplex und Sirius lachte.
„Jetzt weiss ich, was du meinst, Molly. Der Kleine wiegt sicher eine Tonne.“ Fügte ich noch hinzu und spürte, wie meine Arme langsam taub wurden.
„Gib mal her. Du hast doch nichts dagegen, Molly?“ Fragte Sirius, streckte aber schon die Arme nach Charlie aus, der sich nur ungern von seinem neuen Spielzeug trennte. Doch als Sirius ihn auf den Arm nahm und Charlie seine langen Haare entdeckte, machte er sich einen Spass daraus, die schwarzen Strähnen um seine kleinen Finger zu wickeln und daran herum zu zupfen. Sirius lachte auf und nahm Charlies kleine Hand in seine. Der Kleine plapperte plötzlich munter drauf los und erzählte Sirius von meiner Drachenbrosche, Sirius grinste mich dabei unentwegt an. Mein Herz schlug plötzlich schneller und ich konnte mir nicht erklären, warum mir trotz des kühlen Windes so warm wurde.
„Natürlich nicht, ich bin froh darüber. Er möchte seine Füsse partout nicht auf den Boden setzten.“ Erklärte Molly und riss mich aus meinen Gedanken, leichte Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit.
„Mag er Besen?“ Fragte James in diesem Moment. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Potters allesamt einen Besen in der Hand hielten.
„Er liebt sie. Zuhause muss ich immer aufpassen, dass Arthurs Besen im Schuppen eingeschlossen ist. Neulich hat er sich doch fast einen Arm gebrochen. Wir hätten ihm ja einen von diesen Kinderbesen gekauft, wenn…“ Die letzten Worte blieben unausgesprochen. Doch uns allen war klar, was sie sagen wollte. Besen waren teuer.
„Na, dann komm mal her.“ James nahm Sirius Charlie ab, der vollkommen perplex in die Runde schaute und überhaupt nicht verstand, warum er so rumgereicht wurde. James setzte ihn auf seinen Besen und Charlie quietschte vor Freude auf.
„Bitte, James. Wenn ihm etwas passiert!“ Rief Molly erschrocken, doch James schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
„Keine Sorge, Ihrem Sohn passiert nichts. Ich habe den Besen mit einem Kindersicherungs-Zauber belegt.“ James deutete erklärend auf Charlie, der vor Freude strahlend auf dem Besen sass, welcher sich jedoch nicht von der Stelle rührte. Molly atmete erleichtert auf.
Gerade in diesem Moment stiess Alice zu uns.
„Professor Dumbledore ist eingetroffen. Wir können anfangen.“ Sagte sie traurig.
„Alice, hallo. Unser herzlichstes Beileid.“ James schüttelte ihr förmlich die Hand, seine Eltern taten es ihm gleich. Die Hornbys und Potters waren gut befreundet gewesen.

Gemeinsam gingen wir zu der Stelle, an der die Gräber ausgehoben waren. Ich stellte mich zwischen Alice und Sirius auf und musterte die Runde. Alle hatten eine betretene Miene aufgesetzt, sogar Professor Dumbledore schien bedrückt und in nachdenklicher Trauer versunken, eher er mit seiner Rede begann.
Ein Schleier aus Schweigen lag über dem Friedhof, der nur durch Professor Dumbledores eindringliche Stimme durchschnitten wurde. Doch ich konnte seinen Worten nicht folgen, meine Gedanken wichen immer wieder ab.
Da waren zu viele Dinge, die in meinem Kopf rumorten. Der Anblick von Sirius mit dem kleinen Charlie auf dem Arm hatte mich etwas aus der Bahn geworfen, was ich auf den Streit mit meiner Mutter und die baldige Hochzeit meiner netten Cousine schob. Die Tatsache, dass ich am Grab von Alices Eltern stand und ihre leisen, verhaltenen Schluchzer neben mir taten das Übrige, um mich vollkommen aus der Fassung zu bringen.
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen und meine Unterlippe zu zittern begann – dabei hatte ich mir vorgenommen, an diesem Tag stark zu bleiben. Schon alleine wegen Alice. Doch es wollte mir nicht gelingen. Trotzig blickte ich starr geradeaus, darauf bedacht, die Tränen wenigstens etwas zurück zuhalten.
Plötzlich spürte ich, wie jemand meine Hand umfasste. Die andere Hand war gross und warm und eine ebenso warme Stimme drang an mein Ohr:
„Weinen ist auf Friedhöfen erlaubt – atmen übrigens auch.“ Erschrocken drehte ich den Kopf nach links und erkannte Sirius, der mir aufmunternd zu grinste. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich vor Konzentration die Luft angehalten hatte und atmete einmal tief durch, ehe ich mich in Sirius‘ Blick verlor.
Ich dachte plötzlich, dass es Alice genauso gehen musste, wenn sie in Franks Augen schaute. Sicher wurde es ihr auch so warm ums Herz und sie hatte das Gefühl, dass ihr nichts geschehen konnte, solange sie nur bei ihm war.
Professor Dumbledores Schlussworte drangen an mein Ohr und rissen mich von Sirius‘ Augen los:
„… das Leben ist unergründlich. So wie es mit einem Wunder beginnt, endet es mit einem solchen. Tod und Leben gehen Hand in Hand, wie Geschwister, die sich in vielem ähneln, doch auch in vielem unterscheiden. Egal ob im Leben oder im Tode, was uns erwartet wissen wir nicht, doch wenn wir ihnen mit reinem Gewissen und offenem Geist entgegentreten, werden wir immer eine Brücke über dem tosenden Strom der Ungewissheit finden. Im Fall meiner lieben Freunde, die nun von uns gegangen sind, bin ich mir sicher dass diese Brücke aus den Steinen der Liebe besteht, welche sie in unseren Herzen hinterlassen haben. Als ehrliche, gute Mitmenschen, deren Licht noch lange in diesem Leben verweilen wird. Denn was bedeutet Leben nach dem Tode anderes, als weiterexistieren in den Erinnerungen der Zurückgelassenen.“
Er beschwor einen Kranz aus Weideästen und liess ihn auf das frische Grab sinken.
Wir alle verfielen in eine zustimmende Schweigeminute, ehe diejenigen, welche Blumen oder Trauergestecke mitgebracht hatten, ihren Weg zum Grab antraten.
Meine Mutter schleppte ein Ungetüm aus weissen Lilien mit Unterstützung meines Vaters an das Grab und ich wandte, peinlich berührt von dieser Exzentrik, den Blick ab.
In diesem Moment liess Sirius meine Hand los und ich bemerkte erst jetzt, wie lange er sie gehalten hatte. Überrascht sah ich ihn an, er grinste immer noch.
„Ich habe keine Blumen mitgebracht.“ Bemerkte er und zog mich damit wieder auf den Boden der Realität zurück.
„Ich auch nicht.“ Murmelte ich.
Stumm beschwor ich drei weisse Rosen hervor und reichte eine an Sirius und eine an Alice, deren tränenverschmierten Blick ich gerade bemerkte.
Zu dritt traten wir an das Grab, dabei hielt ich Alices Hand. Als wir die Rosen ablegten, liess sich Alice auf die Knie fallen und brach wieder in heftige Schluchzer aus. Sofort war Frank zur Stelle und führte sie vom Grab weg.
„Alice scheint ihre Eltern sehr geliebt zu haben.“ Bemerkte Sirius und sah ihr nachdenklich hinterher. Ich nickte traurig.
„Ja, mehr als sonst etwas auf der Welt. So ein enges Verhältnis habe ich bisher in keiner anderen Familie gesehen.“ Antwortete ich und sah betreten zu Boden.
„Ich auch nicht.“ Sagte Sirius und legte seinen Arm um mich.
Ich liess es geschehen, ohne mir darüber Gedanken zu machen. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter und schloss die Augen. All das Lernen und die Plackerei der vergangenen Monate waren nichts im Vergleich zu der Anstrengung, welche mir die letzten Tage abverlangt hatten. Die Vorbereitungen der Beerdigung und die Sorgen um Alice, die Auseinandersetzungen mit meiner Mutter, die Angst, weil ich noch immer nichts vom St. Mungo gehört hatte… all das zehrte an meinen Kräften, die von der harten Arbeit für meine UTZ-Prüfungen noch immer geschwächt waren.

Ich fragte mich, warum dieser kurze Moment auf dem Friedhof, in dem ich für eine Sekunde die Welt und ihre Sorgen um mich vergessen konnte, ehe Sirius mich losliess um zu James und dessen Familie zu gehen, nicht für immer anhalten konnte.
Als ich ihn beobachtete wie er davonging, merkte ich zuerst nicht, wie ich meinen Blick in seinen Rücken bohrte. Erst als meine Eltern zu mir traten und mich aus meiner Starre weckten, wurde mir klar, dass sich in den letzten Minuten etwas in mir entwickelt hatte. Ich kannte dieses Gefühl nicht und hatte keine Ahnung, was es sein konnte.
Ich warf einen letzten Blick über die Schultern zum Grab von Thomas und Cecilia Hornby, ehe ich mit meinen Eltern zu Alice und den Longbottoms aufschloss. Alice lächelte mir zu und ich nahm ihre Hand.
Gemeinsam apparierten wir nach Cotswold, wo der Tag noch einen ruhigen Ausklang nahm. Alice beruhigte sich immer mehr und als wir uns abends verabschiedeten, wirkte sie gefasst und beherrscht. Ich war mir sicher, dass sie sich bald von dem Schock erholen würde.
Das einzige, was mir jetzt noch Sorgen bereitete, war, dass ich nichts vom St. Mungo Hospital gehört hatte.


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