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Fanfiction

Wie fallende BlÀtter - Scherbenmeer

von Sternengreifer

Wie fallende Blätter





Septemberregen.


Es ist Herbst.

Raschelnde, bunte Blätter, sanfte Sonnenstrahlen und eine ganze Welt, die mit jeder Woche, die ins Land zieht, immer träger, schläfriger und grauer wird.

~

Mit jedem neuen Tag verloren sich die dunkelgrünen Wipfel der Bäume des verbotenen Waldes immer mehr in einem bunten, sorgsam zusammengesetzten Mosaikspiel.
Farbenfroh hoben sie sich vom stahlblauen Himmel ab, während die Sonne für einen Augenblick den Kampf gegen die schweren, dunklen Wolken, die am Himmel über Hogwarts hingen, gewann und die Länderein in ein warmes, goldenes Licht tauchte.

Und er
 ich
 Wir - wir saßen am Ufer des schwarzen Sees und redeten einfach.

So viel hatte sich zwischen uns verändert und ich genoss es. Ich mochte diese ganz speziellen Blicke, die für mich reserviert waren und das kleine, liebevolle Lächeln, das nur mir galt, ich mochte das Prickeln, dass seine warme Hand, die immer wieder wie beiläufig meinen Arm streifte, auf meiner Haut hinterließ - ich mochte ihn.

Irgendwann verloren sich die Sonnenstrahlen hinter der immer dichter werdenden Wolkendecke.

Und als die ersten Regentropfen fielen und er mit einem unglaublich entspannten Gesichtsausdruck den Kopf in den Nacken legte und in den grauen Himmel lächelte, passierte es.

Ich rutschte näher zu ihm heran, beugte mich über ihn und küsste James.

Warm, fest und sanft lagen meine Lippen auf seinen. Umschlungen, umspielt und verwoben.

Der Kuss schmeckte nach Regen und mit einem Mal hatte ich das Gefühl in den winzigen, kristallklaren Tröpfchen, die uns umgaben, zu ertrinken.

Er legte mir seine Hand in den Nacken und zog mich näher zu sich heran. Ich bildete mir ein, seinen Herzschlag zu fühlen und verlor mich für den Bruchteil einer Sekunde in diesem Moment.

Und jeder weitere Kuss, jede darauf folgende Berührung war der lauwarme Septemberregen, der in diesem Augenblick unserer Haut benetzte.


Das, was wirklich zählte.

Es regnet.

Wenn Lily etwas liebte, war es der Sternenhimmel. Reckte man ihm den Kopf entgegen, war es immer so, als würde man sich dort oben verlieren. Manchmal hätte Lily gerne genug Zeit gehabt, um sich dort oben tatsächlich und wortwörtlich zu verlieren. Vielleicht hätte sie sich dann endlich aufgelöst, wäre einfach davon geschwebt und ein Teil von dem funkelnden, schwerelosen Wunder geworden.

~

Trauer kann man nur schwer in Worte fassen. Sie ist einfach da und reißt uns mit.

Wäre der Regen in dieser Nacht nicht so heftig gewesen, hätte man auf dem Astronomieturm ganz bestimmt mehr gesehen, als nur diese diesigen, flackernden Abklatsche von Galaxien.

Wusste man von dem Zauber, der sie an den Himmel projizierte, verlor er seinen Glanz.

Ihre Eltern hätten trotzdem gestaunt. Für sie wäre das etwas Wundersames, Schönes gewesen.

Magie, hätte ihre Mutter mit leuchtenden Augen gesagt, während ihr Vater in stiller Faszination den Himmel betrachten würde.

Zwei Welten und Lily wusste manchmal nicht so recht, in welche von ihnen sie nun wirklich gehörte.

Er nahm ihr diese Entscheidung ab, fand sie.

Weil er immer irgendwie da war. Auch wenn er nichts tat.
Und das hatte etwas verdammt Tröstliches.

Zaghaft strich James ihr eine Strähne aus der Stirn und drückte ihr einen winzig kleinen, leichten Kuss auf den Mundwinkel.

Sie lächelte und blickte zögerlich in seine haselnussbraunen Augen.

“Ich liebe dich”, sagte sie leise.

“Schön zu wissen!”, meinte er rau, mit einem ganz weichen Blick.

Dann beugte er sich vor und küsste sie.

Und sie stellte sich vor, dass der Kuss auf der Stelle alles fort waschen würde. Jede Erinnerung, jedes Gefühl.

Doch das würde er nicht und sie wusste, dass es gut so war.


Das, was danach passierte.

Es ist Herbst.

Eine Sommerhochzeit.

Sie hatte sich immer eine Sommerhochzeit gewünscht. Während draußen die Luft vor Hitze flirrte und der Staub schwerelos in den Straßen hing, würde sie den kurzen Weg zu ihrem zukünftigen Mann entlang tĂ€nzeln, der, natürlich, unter einem weitläufigen, prächtigen Blütenbaldachin auf sie wartete.

Der leichte Stoff ihres weiten, weißen Kleides würde wie ein zarter Windhauch ihre Knöchel umspielen und in ihr dichtes, rotes Haar hätte irgendjemand kunstvoll weiße Blumen geflochten.

Der Duft von Rosen, Sonne und frisch gemähten Gras hätte in der Luft gelegen und unser Vater würde stolz lächeln, wenn er Lilys Hand in die ihres Bräutigams legte. Niemand hätte den Blick von ihr nehmen können, sie hätte alle mit ihrer natürlichen Schönheit und ihrer ungezwungen, freundlichen Art in den Bann gezogen.

Lily. Meine kleine, perfekte Schwester Lily.

Welch eine Ironie, dass es nicht so kam, wo ihr doch sonst jeder ihrer Wünsche erfüllt wurde.

Petunia blickte mit einer seltsamen Mischung aus Wehmut und Genugtuung aus dem kleinen, blitzblank polierten Küchenfenster in den strömenden, grauen Septemberregen und zerknüllte die schlichte, weiße Einladung, als sie ihre Hände zu Fäusten ballte.

~

Lily und James heirateten schnell und schmucklos an einem kühlen Oktobertag. Es regnete und dennoch lag der Geruch von lauwarmen Sommertagen in der Luft. Das kleine Gemeindehaus war nur notdürftig dekoriert worden. Große Blumenkübel, die das Brautpaar umgeben sollten und einzelne Sonnenblumen, die mit grobem Bindfaden an jeden Stuhl befestigt worden waren.

Und obwohl niemand von ihrer Familie gekommen war, weil die eine Hälfte tot und die andere sich in halbherzige Ausreden verstrickt hatte, ihre Kleidung einfach und schmucklos war und es draußen wie aus Kübeln goss, schienen sie zu schweben vor Glück. Von ihren engsten Freunden und Vertrauten umgeben, als könnten sie jedem Übel auf dieser Welt mit Leichtigkeit trotzen, lächelten sie in die Kamera.

Und für einen winzigen Augenblick blieb die Zeit stehen, schwerelose Sonnenstrahlen tanzten auf ihren Gesichtern und drängten die Schatten zurück in die Dunkelheit.


Zwischenraum

Es regnet.
~

Flüsternder, sanfter Nieselrege, der zart gegen das Fenster schlug und alles einschloss und verzerrte.

Ich konnte sein stetiges Prasseln auf den Dachziegeln hören; und gleichzeitig drang kein Geräusch, außer unserer gedämpften, leisen Atemzüge an meine Ohren.

James’ Hand lag plötzlich auf meinem Gesicht. Ich hielt sie dort und kam näher. Seine Arme umschlangen meinen Körper und ich schloss die Augen.
Ich konnte ihn fühlen, er war hier und so viel mehr. Es war, als hätte ich ihn eingeatmet, ich konnte ihn spüren, hinter meinen geschlossenen Lidern, als wäre er in meine Blutbahn hineingeraten, als würde er in mir schweben.

Ich ließ mich fallen. Verlor mich.
Vielleicht.

Der Regen verstärkte sich, der Wind wurde kräftiger und die Dunkelheit nahm zu. Die Flammen im Kamin waren zu einer flimmernden Glut verkommen.
Es wurde kälter und gleichzeitig war da überall diese alles einnehmende Wärme. Der Sturm draußen tobte und Äste schlugen gegen die Fenster.

Doch da war dieser Zwischenraum, in den wir hineingeraten waren.

In dem es nur uns gab. Unendliche Stille, Wärme.
Ein schwerer, gedämpfter Atemzug und seine Hände, die über meine Haut strichen.

Wörter wären in diesem Augenblick wie Messer gewesen.
Sie können dich aufschneiden und Wunden in dir öffnen, von deren Existenz du nicht einmal ahntest.

Dann Stille.


Schmetterling

Der Himmel ist stahlblau.

Seit Wochen hatte es nicht mehr geregnet. Die Luft draußen schmeckt staubig und abgestanden, über dem Asphalt flirrt es vor Hitze.

~

Ich lag schon seit Stunden in dem liebevoll eingerichteten Krankenzimmer, das durch die leicht geöffneten Fenster bald ausgefüllt von dem herrlichen Geruch eines heranziehenden Sommergewitters war.

Ich lauschte still meinen Atemzügen, fühlte mich ausgelaugt und erschöpft und gleichzeitig so unendlich glücklich. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich diese unglaubliche Wärme immer noch fühlen und langsam aber sicher das Gefühl begreifen, was die Worte ‘mein Kind’ in mir auslösten.

Meine Mutter hatte einmal erzählt, dass Väter sich in ihre Kinder verlieben, wenn sie sie zum ersten Mal sehen.

Mummys haben es da einfacher.

Eine Mutter ist der einzige Mensch auf der Welt, der dich schon liebt, bevor er dich kennt.

Wir spüren unsere Kinder, lange bevor sie für den Rest der Welt sichtbar werden. Jeden winzigen Schmetterlingsflügelschlag, sei er auch noch so zart.

Es ist ein magischer Moment - reine, unverfälschte Magie, die uns allen zu teil wird - und als die Heilerin Harry James in die Arme legte, wusste ich, dass Mum recht gehabt hatte. Auch ihm wurde dieser Moment zu teil, natürlich.

James schien nicht mehr fähig, seinen Blick zu heben.

Wie erstarrt sah er auf seinen kleinen Sohn hinab, bekam kaum mit, wie die Heilerin seinen Griff verbesserte und ihm erklärte, was er zu beachten hatte.

Es war
 so intensiv. Beinahe schon intim, sie zu beobachten. Als schwebten sie in ihrer eigenen, kleinen Seifenblasenwelt, in der es nur Vater und Kind gibt.

“Hallo Kleiner”, murmelte er leise. Seine Stimme brach. “Hallo Harry.”

Harry rekelte sich ein wenig und ballte seine Händchen zu winzigen Fäusten. Wie betäubt strich James ihm über die Wange.

“Er ist absolut perfekt!”


Die Würfel sind gefallen.

Es ist Herbst.

Feiner Novemberregen prasselt gegen die Fensterscheiben, der Himmel ist in sich zusammengefallen, aus ihm läuft bleigraue Farbe in allen erdenklichen Schattierungen aus.

Flackerndes Kerzenlicht tastet zögerlich die liebevoll angestrichenen Wände in dem kleinen Wohnzimmer ab und füllt den Raum mit orangegelben Schatten aus.

Kalte, unermessliche Sekunden lagen zerbrochen zu ihren Füßen.

Aus der großen, hölzernen Wanduhr tropfte unermüdlich die Zeit. Breitete sich auf dem hellen, mit Teppichen ausgelegten Holzdielen aus wie eine schwarze Blutlache.

Tinte durchzog ihre Finger in einem abstrakten Muster - verwischt und verblasst.

Lily stand vor dem Fenster, die Augen geschlossen, die Wangen eingefallen. James stand wenige Schritte neben ihr und betrachtete in hilfsloser Wut Dumbledore, der ernst, betroffen und fest seinen Blick erwiderte.

Die Schatten, die über ihre Gesichter huschten waren größer denn je. Wuchsen und verformten sich zu konfusen, unheimlichen Dämmergestalten, nicht mehr, als dumpfe Silhouetten, die mit klammen, knochigen Fingern nach ihren Gedanken griffen und sie nicht mehr losließen.

Lily wandte sich ab.
Die Lippen nicht mehr als ein schmaler Strich, wie von einer zittrigen Kinderhand gezeichnet. Die Haare stumpf und ungekämmt.

In eine blaue, weiche Decke eingemummelt, schlief ein Baby in ihren Armen. Eine beachtliche Anzahl rabenschwarzer Haare bedeckte sein Köpfchen. Ihr Sohn Harry war gerade einmal vier Monate auf der Welt und schon jetzt schien sein Schicksal besiegelt.

“Das ist absurd, Dumbledore!”, es war nicht mehr als ein leiser Luftzug, beinahe übertönt von dem Wind der um das kleine, windschiefe Häuschen heulte. Dann lauter mit einem unüberhörbar wütenden Unterton: “Das ist völlig absurd, Albus!”

“Was ist mit dem anderen Junge? Mit Alices Sohn?”, Lily hasste sich für diesen selbstsüchtigen, egoistischen Funken Hoffnung, den diese andere, grausame Option, die in Anbetracht ihrer eigenen Angst sehr viel weniger schlimm erschien, mit sich brachte.

Sie drückte Harry noch fester an sich, denn sie ahnte, was als nächstes kommen würde.

Dumbledore blickte abwechselnd Lily und James in die Augen. Dann streifte sein Blick Harry, der friedlich in seiner Decke schlummerte und er sah plötzlich älter und gebrechlicher aus, als sie ihn je gesehen hatten.

“Nein. Er hat sich entschieden.”


Grau.

Es regnet.

Diesiger, kalter Februarregen, der einem selbst im Trockenen das klamme Gefühl in die Knochen treibt, als wäre man ihm zu lange ausgesetzt gewesen und würde den ganzen Tag an der gleichen, nassen Stelle stehen und auf irgendetwas warten.

~

Gibt es einen Maßstab für Liebe?
Kann man Liebe aufwiegen und vervielfachen, bis sie irgendwann genug ist?

Wenn ich dich so und so sehr liebe, kann ich dich nicht mehr verlieren.
Alles, was darunter liegt, ist nicht genug.

Ich weiß, dass wir Menschen verlieren können.
Sie entgleiten unserem Griff, lassen sich von unseren ausgestreckten Händen nicht auffangen und zerschellen auf dem Boden in abertausende, winzig kleine Kristallsplitter.
Zerbrochene Menschen.
Sie sind fort.
Und wir müssen uns um das Scherbenmeer kümmern, dass sie in unserem Leben zurückgelassen haben.

Geschäftig setzen unsere Hände die Scherben wieder zusammen. Wir bauen uns unsere Glashäuser damit.
Wunderschön, grazil und zerbrechlich - das ist der Punkt. Sie zerfallen. Jedes Mal aufs Neue.
Lernen wir etwas dazu?
Diese Frage erübrigt sich.
Wir schaffen es einfach nicht, loszulassen. Bis die Scherben pulverisierter Glitzerstaub sind. Sternstaub, vielleicht. Das was wir waren, das was wir sind, das was wir werden. Und wir greifen immer noch danach.

Liebe
Ist nicht immer stark genug.

Ich habe Angst, dass sie nicht reicht.

Ich will uns nicht verlieren.


Wie fallende Blätter.

Es ist Herbst.

Blättermosaik. Rot, Gelb, Braun und ich möchte tanzen.

Harry in seine dicke Jacke einpacken, ihn in seinen Kinderwagen setzen, James bei der Hand nehmen, nach draußen eilen und
 tanzen.

Sehnsüchtig starre ich nach draußen und stelle mir vor, auf einem der unzähligen Blätter durch die Lüfte zu schweben und langsam zu Boden zu sinken


Ich muss wohl etwas zu sehr in meinen Träumen versunken sein, denn plötzlich schmecke ich warmen Septemberregen auf meinen Lippen und starre in zwei vertraute, haselnussbraune Augen.

Er lächelt mich an, zückt seinen Zauberstab und reicht mir einen Augenblick später galant meinen schwarzen Umhang.

“Es ist schon lange nichts mehr passiert, der Fideliuszauber funktioniert tadellos und ich weiß, dass dir auch langsam die Decke auf den Kopf fällt. Harry kennt von der Außenwelt bisher nur unseren Garten und ich hasse es, dich so zu sehen.”, erklärt er energisch.

“Aber -”, meine ich halbherzig, doch da legt er mir schon den Umhang um, hebt Harry, der mit seinen Bauklötzen gespielt hatte, vom Boden auf und packt ihn in seinen dunkelgrünen Anorak.

Keine zehn Minuten später wandere ich andächtig durch die kleinen Gässchen von Godric’s Hollow, einen Kinderwagen vor mir herschiebend, in dem ein munterer Harry von seinem Daddy unterhalten, fröhlich jauchzt.

“Ich liebe den Herbst.”, murmele ich leise, als wir über den kleinen Marktplatz schlendern, der von bunten Laubbäumen umringt war und in dessen Mitte ein kleiner, kunstvoll verzierter Brunnen stand.
Eine alte Muggelfrau sitzt mit einem kleinen Lächeln auf einer Bank unter einem der Bäume, und füttert Tauben. Die graubunten Vögel streiten sich gurrend um die winzigen Körner und ziehen Harrys ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer geschickten, flüssigen Bewegung hat er sich aus dem Kinderwagen befreit und steht nun breitbeinig und etwas unschlüssig vor der Taubenmeute.

James und ich lachen uns halb tot, als wir seinen absolut verblüfften Gesichtsausdruck sehen.
Wir treten ein paar Schritte zurück; James legt seinen Arm um mich und wir beobachten den kleinen Rumtreiber, der seinerseits die Muggelfrau genau in Augenschein nimmt.

Schließlich kratzt er von den Pflastersteinen ein bisschen Moos ab, watschelt o-beinig auf die Tauben zu und hält es ihnen grob hin.

“Da!”, macht er begeistert und hopst einen ungeschickten Satz nach vorne. Mit lauten Flügelschlägen fliehen die ersten Vögel vor seinen kleinen Patschehändchen.

Das scheint Harry wohl gefallen zuhaben, denn er kreischt begeistert auf und rast auf die restlichen Tauben zu. “Da, da, Daaa!”, ruft er dabei immer wieder enthusiastisch, die alte Frau mustert ihn mit einem kleinen, wohlwollenden Lächeln.

Ich drücke James einen Kuss auf die Stirn.
“Ich geb’s zwar nur ungern zu, aber das war einfach eine wundervolle Idee!”, flüstere ich ihm leise zu und merke, wie sich mein Mund zu einem leichten Grinsen verzieht.
Er jedoch greift unberührt nach meinen Handgelenken, zieht mich zu sich und presst seine Lippen fast schon stürmisch auf meine.
“Ich liebe dich!”, meint er leise, als wir uns voneinander lösten.

Ich werfe einen kleinen, wachsamen Blick auf Harry, der mittlerweile neben der alten Frau steht und sich von ihr zeigen ließ, wie man Tauben zu füttern hat.

~

Vielleicht ist es naiv, dumm und leichtsinnig, zu glauben, dass wir in diesem Augenblick in Sicherheit waren, dass hinter der nächsten Ecke nicht irgendein Lord Voldemort lauern konnte. Davon auszugehen, dass diese einfache Muggelfrau tatsächlich eine nette, alte Dame war und kein mit Vielsaft getarnter Todesser oder Verräter, der es auf uns abgesehen hatte.

Aber ich wollte in diesem Augenblick nicht damit konfrontiert werden. Ich wollte mich leicht und schwerelos fühlen, unbeschwert. Das fühlen, was wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hatten - Grenzenloses Vertrauen und Sicherheit.

Und es war gut. Es war richtig, in diesem Augenblick.

Und wir tanzten, unbeschwert, von fallenden, bunten Blättern umgeben über den Markplatz. Harry hielt erstaunt inne und beobachtete seine verrückten Eltern, die um den Brunnen herum schwebten, mit großen Augen.

James hatte an alles gedacht, zog einen großen Fotoapparat aus Harrys Kinderwagen hervor und bat die alte Dame, ein Foto von uns zu schießen.

Es jetzt auf unserem Nachtisch. James und ich halten uns strahlend bei den Händen, tanzen unbeschwert auf der Stelle, während uns ein bunter Blätterregen umhüllt und lachen in die Kamera.

Der eindeutige, lebendige Beweis, dass wir trotz allem glücklich waren. Dass wir weitergemacht haben.

Und dass es diese wunderbaren, vergänglichen Augenblicke im Leben gibt, die durch und durch perfekt sind.


Windstille.

Absolute, vollkommene Windstille.

Der grüne Lichtstrahl surrte auf mich zu. Meine letzten Gedanken galten Lily und Harry. Und ich wusste, dass es nicht umsonst sein würde. Vollkommene Entschlossenheit griff nach meinem Geist, sie würden es schaffen, Harry und Lily -

Dann war es vorbei.

Es gibt eine Zeit der Stille. Der absoluten, unnahbaren Stille.

*

Grünes Licht blendete mich und ich wusste, dass es Harrys einzige Chance war. Nicht Harry! Wir hatten gewonnen.
Ich wusste, dass nichts umsonst und Harry gerettet war.
Sein Gesicht prägte sich tief in meinen Geist ein, die großen grünen Augen, sein unbändiges schwarzes Haar und das Gefühl, das selbst dann noch blieb, als der Tod jegliche Erinnerung aus meinem Herzen gewaschen hatte.

Denn Liebe steht jenseits von Sterben und Vergänglichkeit


Und alles würde gut werden






~*~




Verloren.

Es regnet.

Stetig schlagen dicke Tropfen schwer auf Stein.
So lange schon.

Es will nicht aufhören.

Der Regen frisst ihn auf.
Trommelt gegen seinen Schädel.
Und er ertrinkt.
Jeden Tag ein bisschen mehr.

Er ist schuld. James’ Gesicht verfolgt ihn als stumme, bleiche Totenmaske in seinen Träumen.
Lilys Stimme ist voller Abscheu und Hass.

Und ihr Baby, der kleine Harry, sein Patenkind - er weint. Er erstickt an seinen Tränen, die großen, verblüffend grünen Augen vor Angst weit aufgerissen, doch niemand eilt ihm zur Hilfe.

Und Sirius stirbt. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Weil Regen, Schuld und Hass ihn zerfressen und unstillbare Rache ihn verdursten lässt.

Und er weiß, dass er es verdient hat.


Fort.

Es regnet.

Der Vollmond bringt auch den winzigsten Tropfen zum Funkeln. Wäscht alle Farben aus und malt die Welt um ihn herum Schwarz-Weiß.

Er ist auf der Suche.

Winselnd trabt er hektisch umher. Ruhelos, schattengleich.

Sein Blick ist abgestumpft.
Es gibt nichts mehr, was ihn hält. Tausend selbst errichtete Mauern, hinter denen er betäubt verharrt. Wie erstarrt, träge und so unendlich müde.

Der Mensch in ihm weiß, dass seine Suche vergebens ist.
Doch der Wolf in ihm wütete, mehr denn je.

Vollmond für Vollmond schlägt er Möbel kurz und klein, rammt seine Krallen tief in das eigene Fleisch, prallt gegen die Schutzmauern, die er sich selbst errichtet hat, wirft den Kopf in den Nacken und heult, quälend lange, schmerzerfüllt und wütend. So unsäglich wütend.

Und sein Leben scheint nur noch aus Vollmondnächten zu bestehen. Vollmondnächte und farblose, nebelartige Tage, die nach abgestandenen Rauch und kalter Einsamkeit schmecken..


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