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Fanfiction

Pureblood Pride - Der Imperius-Fluch

von Dr. S

Draco wachte auf und konnte sich kaum bewegen. Seine Glieder schmerzten und fühlten sich wie mit Blei gefüllt an. Er war froh, dass er in einem Bett und nicht draußen auf der Straße geschlafen hatte. Tom hatte ihn überzeugt und er hatte auch das Zimmer besorgt. Draco hatte sich kaum in den Tropfenden Kessel getraut.

Das Zimmer war klein und lieblos eingerichtet. Der Holzfußboden knarrte unter jedem Schritt und der Putz an den weißen Wänden blätterte bei der kleinsten Berührung ab. Draco wollte gar nicht wissen, wer vor ihm auf dieser Matratze gelegen hatte. Sie war durchgelegen und verschlimmerte seine Rückenschmerzen. Er hatte die Laken nass geschwitzt.

Links von ihm schlug der Regen gegen die kleinen Fenster. Draco drehte nur den Kopf und schaute hinaus. Er dachte an Black. Bestimmt hatte er sich in den frühen Morgenstunden zurück zu Potter geschlichen und nicht einmal gemerkt, dass Draco weg war. Er versuchte sich auszumalen, wie jemand Black eine Eule schickte und er sich Sorgen um ihn machte.

Draco rührte sich erst wieder, als die Tür geöffnet wurde. Tom kam herein. Er hatte die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen, vielleicht als Schutz vor dem Regen oder vor ungewollten Blicken. Dabei würde ihn niemand erkennen. Der Dunkle Lord hatte seine Züge, seinen Körper derartig entstellt, dass er kaum noch menschlich aussah. Tom dagegen wirkte wie frisch aus Hogwarts entlassen. Er war hübsch. Groß, dunkelhaarig, schmaler gebaut als Black, und irgendetwas an ihm erinnerte Draco an Potter.

„Ich habe einen Abstecher in die Apotheke gemacht.“ Tom holte ein paar Glasphiolen aus einer Papiertüte, stellte sie auf einen unbenutzten Schreibtisch. Er drehte Draco den Rücken zu und füllte die verschiedenen Mixturen zusammen. „Du brauchst einen Aufpäppeltrank, mindestens, vielleicht auch etwas gegen eine Lungenentzündung. Es bringt mir gar nichts, wenn du nutzlos herumliegst.“

Draco setzte sich mühselig auf. Tom ließ sich auf die Bettkante nieder und reichte ihm eine Phiole mit einer hellvioletten Flüssigkeit. Draco schnüffelte daran.

„Traust du mir nicht?“ Tom hatte die Gabe, dass sich jeder normale Mensch bei einer Kleinigkeit schuldig fühlte.

Draco antwortete mit einem sicherlich eindeutigen Blick. Er traute Tom nicht. Tom war nicht Black.

Ein schwermütiges Gefühl setzte sich in seinem Brustkorb ab. Vielleicht sollte er Tom gerade deswegen vertrauen. Seine Menschenkenntnis war anscheinend miserabler, als er je angenommen hatte. Er war davon ausgegangen, dass mehr zwischen Black und ihm war, als nur… na ja, die angeblich schönste Nebensache der Welt. Und davon hatte er nichts bekommen, in letzter Zeit. Er musste Black einfach langweilig geworden sein. Immerhin kannte er sich nicht besonders gut aus. Pansy war er genauso langweilig geworden, bevor sie auch nur in die Nähe von einem Bett gekommen waren – und ehrlich gesagt war er darüber froh gewesen.

Draco kippte den Zaubertrank herunter. Er schmeckte nach irgendwelchen Beeren, ganz anders als der Aufpäppeltrank den Madam Pomfrey in Hogwarts verteilte. Seine Ohren fingen nicht einmal an zu rauchen.

„Gut so“, sagte Tom und nahm Draco die Phiole weg, ehe er die Rückstände der Mixtur untersuchen konnte. „Leg dich hin und ruh dich aus. Wir haben noch eine Menge vor.“ Er wollte schon aufstehen, schien sich aber zu besinnen und hob die Hand an Dracos Schläfe, um ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn zu schieben. Seine Hand konnte das schwache Licht von draußen nicht brechen. Es schien einfach durch ihn durch.

Draco fing die Hand ab. Er rechnete damit sie nicht greifen zu können, und war umso verblüffter, als er eiskaltes Fleisch berührte. „Bleib hier.“

Tom blieb. Er sah aus, als habe er einen Text in einem komplizierten Buch gefunden, den er nicht sofort verstand. Draco versuchte sich diesen kuriosen Anblick einzuprägen, aber kaum schloss er die Augen schob sich Blacks Gesicht davor.

Er träumte von Blacks Lächeln, wie es sogar bis zu seinen Augen reichte und sie zum Strahlen brachte, trotz all der Dinge, die er durchgemacht hatte.

Als er aufwachte, schämte Draco sich. Sein Fieber war gestiegen. Sein Hemd klebte an seiner verschwitzten Haut. Er stöhnte leise, seine trockenen Lippen sprangen auf. Eine kalte Hand legte sich auf seine Stirn. Tom saß immer noch an seiner Bettkante.

Tom Riddle. Der Mann, der Black jeden Grund zum Lachen genommen hatte. Draco hatte noch niemanden verloren, niemanden außer sich selbst, und doch fand er sein Lachen nicht wieder. Er schämte sich für seine Schwäche, für sein erbärmliches Bedürfnis nach Nähe, das ihn davon abhielt das Medaillon zu zerstören. Vor einem Jahr noch – vor Black – hätte das anders ausgesehen.

„Was ist los?“, fragte Tom.

„Wieso schleppst du mich noch mit?“

„Du lässt mich nicht los, Draco. Du hast das Diadem gefunden, den Kelch dazu gewonnen und trägst das Medaillon.“ Tom schob Dracos Hemdseiten auseinander. Darunter war das Medaillon sicher, lag schwer auf Dracos Herzen. „Ich konnte über dich aus jedem Horkrux mehr Kraft gewinnen. Aber es reicht noch nicht für mehr als die Illusion eines Körpers.“

Draco durchlief ein eisiges Kribbeln. Entweder war die Grippe die Ursache oder aber Toms Blick. Durchtrieben, wie bei einem Schachspieler, der den Sieg schon kommen sah. Tom spielte mit der Silberkette um Dracos Hals. Seine Fingerspitzen kitzelten Dracos Halsschlagader, folgten einer unsichtbaren Linie zu seinem Schlüsselbein.

„Kann ich dich auch wegschicken?“, fragte Draco.

Tom störte sich nicht an Dracos Fieber. Er küsste ihn, als wäre das die Antwort auf seine Frage gewesen. Seine Hand wanderte unter Dracos Hemd. Ein Schauer durchfuhr Draco. Er wand sich unter der Gänsehaut, die Tom über seine ganze Haut ziehen konnte.

Draco dachte an das letzte Mal, als Black ihn geküsst hatte. Auf einem Felsen mitten im Meer. Er schmeckte das Salz auf Blacks Lippen, spürte seine kräftigen Hände auf seinen Hüften. Wenn er damals gesagt hätte, sie sollten umkehren und die Höhle nie betreten, dann wäre Black jetzt derjenige, der auf ihm liegen würde.

Tom lenkte ihn einfach nicht gut genug ab.

Seine Berührungen, seine Küsse fühlten sich falsch an. Draco verlor das Interesse sich Mühe bei seiner Erwiderung zu geben.

Tom merkte das und ließ von ihm ab. Forschend schaute er auf Draco herunter, suchte sich vielleicht sogar einen Weg in seinen Geist. Draco hatte immer genügend Energie, um Menschen auszuschließen.

Er schaute zur Seite. „Ich fühl mich nicht gut.“

Tom fühlte die Hitze von Dracos Stirn. „Eigenartig. Der Zaubertrank sollte längst wirken.“ Er streichelte Dracos Gesicht. Seine Hand hatte den gräulich durchsichtigen Schimmer verloren.

Draco wurde klar, dass kein Trank ihm helfen würde. Das hier war das Ende. Er würde in diesem Zimmer eingehen, wie eine Pflanze, um die sich niemand gekümmert hatte. Und ihm fehlte die Kraft sich zu fürchten. Draco dachte an Black und schaute in Toms glühende Augen.

„Ich bin müde“, sagte er.

Toms Lächeln war das eines sadistischen Kindes, das einen Knuddelmuff gegen die Wand krachen ließ. „Schlaf gut, Draco.“

~*~

Draco träumte nicht, vielleicht schlief er nicht einmal. Er war nicht ausgeruht und musste die Augen nicht öffnen, als ein Klopfen ihn weckte. Nicht an der Tür, sondern gegen Glas. Hinter den Vorhängen schlug etwas gegen das Fenster. Das Fieber lähmte ihn. Er konnte sich kaum rühren.

Er war sich sicher, dass er nach jemandem rief, aber hören konnte er seine Stimme nicht. Draco hatte furchtbaren Durst. Seine Halswirbel knirschten, als er sich umsah. Niemand war da. Das Zimmer war spärlich beleuchtet und stickig.

Das Klopfen nervte ihn, hinderte ihn daran wieder einzuschlafen. Draco wollte aufstehen, stattdessen krachte er in einer ungelenken Rolle von der Matratze. Der Aufprall auf den kahlen Holzboden schickte aufrappelnden Schmerz durch seine schweren Glieder.

Draco schaffte es zum Fenster zu kriechen. Er zerrte die Vorhänge beiseite und ließ einen stolzen Uhu hereinflattern. Der Vogel kam ihm bekannt vor. Er hatte eine Nachricht für Draco und knabberte zutraulich an seinem Ohr.

Draco faltete das Pergament auf. Auch die Schrift kannte er irgendwoher. Er musste mehrmals blinzeln, bis er seinen Blick genug klären konnte, um sie zu lesen:

Wo steckst du?
Sirius


Sirius, auch der Name kam ihm bekannt vor. Ihm wurde warm, angenehm warm, wie in einer lauen Sommernacht oben auf dem Astronomieturm. Dort am Sternenhimmel leuchtete Sirius, heller als jeder andere Stern, im Spätsommer aber nur in der Morgendämmerung. Der Hundsstern. Draco dachte an einen schwarzen Hund. Schwarz. Black…

Draco blinzelte, schaute auf die Nachricht und bekam einen Schock, als hätte jemand kaltes Wasser über ihn geschüttet.

Black suchte nach ihm. Er musste zurückschreiben. Nein, Tom würde bald wiederkommen. Deswegen musste er aus diesem Loch verschwinden. Dracos Kopf fühlte sich an, als würde seine Schädeldecke mit jedem Gedanken bersten. Er wusste nicht, wieso er hier saß. Er war müde, komplett ausgelaugt, und wollte einfach nur schlafen. Der Uhu – sein Uhu piekte seine Schulter an.

„Brutus, hi…“ Draco streichelte über das hellbraune Gefieder mit den auffälligen dunklen Längsstreifen. „Willst du einen Keks?“

Der Uhu kniff in Dracos Finger. Sein massiger Schädel schoss vorwärts und schnappte das Pergament auf, das in Dracos Schoß gefallen war. Er legte es zurück in Dracos Hand.

Ach, ja. Er musste hier weg, ja. Fast vergessen.

Draco visierte die Tür an und setzte alle Kräfte ein, die er mobilisieren konnte, um sich vorwärts zu schleppen. Vom Bettpfosten sammelte er seine Hose und Weste ein und zog Letztere über das offene Hemd. Das Medaillon zog ihn schwer wie ein Felsen nach unten. Um es zu schützen, knöpfte er sich das Hemd zu.

An der Türklinke zog er sich hoch und stand vor dem nächsten Problem. Die Tür ging nicht auf. Brutus landete auf Dracos Schulter und brachte ihm wieder das Pergament. Der Uhu hatte nicht viel zu tun gehabt dieses Jahr, Draco erinnerte sich, und hatte sich nicht mehr blicken lassen, seit Draco Black einen Brief geschickt hatte, der nie angekommen war. Dumbledore hatte ihn abgefangen. Merlin allein wusste, was er mit Dracos Uhu angestellt hatte.

„Ich mach ja schon“, murmelte Draco und rüttelte an der Tür. Er hatte Angst jeden Moment zusammenzubrechen. Verzweifelt hämmerte er gegen die Tür, erzeugte aber kaum Lärm.

Sein Uhu flog davon. Das fehlende Gewicht machte es leichter zu stehen. Draco sammelte kurz Kraft, dann wollte er sich am liebsten selbst ohrfeigen. Er griff in die Innentasche seiner Weste und zog seinen Zauberstab heraus.

„Alohomora“, murmelte er und klopfte das Holz gegen die Türklinke. Das Schloss klickte und er konnte die Tür öffnen. Hinter ihm schuhute sein Uhu zufrieden und verschwand in der Nacht.

Draco schwankte in den Gang. Die Decke war niedrig und lief spitz zu. Er musste direkt unterm Dach sein. Wo war er nochmal? Draco rieb sich die Stirn. Er verbot sich zu denken und zog sich vorwärts. Es fühlte sich an, als würde er mehr Gewicht mit seinen Händen und nicht mit den Füßen tragen. Nach zwei Metern wollte er eine Pause machen, sich hinlegen und schlafen. Wie er die Treppe erreichte, wusste er nicht.

Draco warf sich von der Wand ans Geländer, klammerte sich wankend an altem Holz fest. Er blieb stehen, sammelte sich und wagte den Schritt nach unten. Draco fiel. Bestimmt drei Stufen lang spürte er nichts unter sich, dann rutschte er auf dem eingeknickten Unterschenkel und seinem Hintern die Treppe herunter.

Ein Fuß allein hatte sein Gewicht nicht tragen können. Draco blieb konfus am Treppenende sitzen. Er konnte Stimmen hören. Eine Etage tiefer war ein Gastraum. Der Tropfende Kessel, genau, er erinnerte sich. Der Grimmauld Place war gar nicht weit entfernt.

Draco schaffte es ins Erdgeschoss, ohne auszurutschen. Es war mühselig und dauerte lange. Als er im berstend vollen Gastraum angelangte, war er vollkommen am Ende seiner Kräfte. Hinter einem bauchigen Butterbierfass wollte er sich einen Moment ausruhen.

Der Tropfende Kessel hatte einen Vorder- und Hinterausgang, einen in die Muggel-Welt und einen in die Winkelgasse. Erstere wurde gerade mit voller Wucht aufgeworfen. Sirius Black stürmte in den Gastraum. Er stieß mehrere Hexen und Zauberer barsch beiseite und arbeitete sich in Windeseile an die Bar vor.

Draco lächelte. Genau, wen er gebraucht hatte. Er glitt auf die Beine, als würde ein Schwebezauber ihn hochheben. Dann fiel ihm ein auffällig magentafarbener Haarschopf an der Tür auf. Tonks hatte hinter Black den Tropfenden Kessel betreten. Sie folgte ihm an die Bar.

Black hatte sich Tom den Gastwirt vorgenommen. „Ich suche Draco Malfoy, sagt dir das was? Siebzehn Jahre, weißblondes Haar, schlank, ein Stückchen kleiner als ich?

Tom polierte dabei einen Krug, in den bestimmt zwei Liter passten. „Sehr blond, ja? Mhm, ich erinnere mich. Ging ihm nicht besonders gut. Er hat hier ein Zimmer mit einem Freund. Der hieß auch Tom, fand ich ganz lustig.“

Black packte Tom am Kragen und zerrte ihn fast über den Tresen. „Welches Zimmer?“

„Zweiter Stock, am Ende des Ganges links“, fiepte Tom.

„Tonks, pass auf die Türen auf“, knurrte Black und rannte auf die Treppe zu. Draco drückte sich hinter das Fass. Er setzte sich in eine dunkle, verstaubte Ecke und wartete.

Tonks saß unruhig auf einem Barhocker und blickte von einer Tür zur anderen. Sie drehte ihren Zauberstab in den Fingern. Ein paar blaue Funken sprühten heraus, als sie sich erschreckte. Black polterte die Treppe herunter.

„Er ist weg“, sagte er zu Tonks. „Das Zimmer ist leer. Das Fenster offen, also muss er die Eule gekriegt haben.“

„Wir waren gleich hinter dem Vogel. Er kann nicht weit sein.“

„Er kann überall sein, Tonks. Er ist volljährig – und wer weiß, wohin ihn dieses Ding schleppt.“ Black zog sich erschöpft auf einen Barhocker, winkte Tom heran. „Ich brauch was mit viel Alkohol. Feuerwhiskey, oder so.“

Draco hatte Schwierigkeiten zu atmen. Wenn er hier sitzen blieb, bestand die Gefahr dass er ganz damit aufhörte. Er sollte seinen verletzten Stolz überwinden und zu Black gehen. Black würde ihm helfen. Dämliche Freundin hin oder her, er war ein Gryffindor und die halfen gerne Menschen.

Draco wollte nicht sterben. Er zog sich an dem Metallring, der das Fass umwickelte, auf die Beine.

An der Bar schob Tom Black ein volles Glas hin und wandte sich an Tonks. „Für Sie auch einen?“

„Äh, nein, danke.“

Black schnaubte. „Ich hoffe, du hast einen verdammt guten Grund, warum ich mich alleine betrinken muss.“

Ein neuer Schauer blauer Funken schoss aus Tonks Zauberstab. „Ich bin schwanger.“

Black ließ sein Glas fallen. Draco schlüpfte zurück hinter das Fass.

„Glaub ich“, fügte Tonks hinzu. „Aber sicher ist sicher.“

Und Black lachte, wie Draco ihn schon lange nicht mehr lachen gehört hatte. Er umarmte Tonks und sagte ihr irgendetwas, das Draco nicht verstehen konnte. Er wollte es auch nicht verstehen.

Aus allen Richtungen schallte Lachen zu ihm. Jeder schien fröhlich, Krieg hin oder her, all diese Menschen fanden noch etwas, das sie glücklich machte.

Draco fühlte sich, wie von einem Cruciatus-Fluch getroffen. Und das war ihm nur ein einziges Mal passiert, als seiner Tante Bellatrix der Zauberstab ausgerutscht war, weil er den Todesfluch nicht an einem Pfau hatte üben wollen. Trotzdem wollte Draco jetzt lieber diesen Moment noch einmal erleben, als hier zu sein.

Aber dann passierte etwas, das er nicht erwartet hatte. Tonks nickte, küsste Black auf die Wange und ging. Sie rempelte einen schwarz vermummten Mann an der Tür an, entschuldigte sich und verschwand in Richtung der Winkelgasse. Draco konnte das nicht einordnen. Sollte eine junge Familie nicht zusammenbleiben? Sollten sie den Nachwuchs nicht feiern? Vielleicht wollte Black nur dafür sorgen, dass Tonks sich nicht erkältete oder überanstrengte und schickte sie deswegen nach Hause.

Black selbst holte sich wieder Toms Aufmerksamkeit. „Also, hast du gesehen, wo der Junge hin ist? Oder seine Begleitung?“

Der Mann in dem weiten, schwarzen Umhang stellte sich neben Black. „Ich nehme an, du suchst nach mir.“ Er zog seine Kapuze herunter. Tom. Für Black war der Anblick überraschender, als für Draco. „Wie wär’s, wenn wir uns ungestört unterhalten?“

„Du kannst mich mal“, raunte Black.

Dann erschütterte ein ohrenbetäubendes Krachen den Raum. Schreie folgten, Zauberer und Hexen liefen desorientiert durch den Pub. Draco hielt sich die Ohren zu, schlüpfte schutzsuchend in eine besonders dunkle Ecke zwischen Treppe und Fass.

Grünes Licht leuchtete auf. Es erhellte den ganzen Raum, durchflutete das alte Holz. Wie Blitzgewitter wiederholte es sich.

Draco nahm die Hände von den Ohren.

„Avada Kedavra.“ Zwei Worte, die einen eisigen Schauer durch seinen Körper schickten. Ein Rumps folgte, wie von einem Sack Kartoffeln, der auf den Boden fiel.

„Du elender Mistkerl!“ Das war Blacks Stimme. Draco rührte sich wieder.

„Wir wollen doch nicht ausfallend werden.“ Toms Stimme klang halbwegs amüsiert. „Ich hatte dich um ein wenig Privatsphäre gebeten. Vielleicht hättest du zustimmen sollen.“

„Du hast alle Menschen hier getötet, nur für ein bisschen Privatsphäre?!“

„Alle Menschen? Hm, ich weiß nicht. Draco?“

Draco war starr vor Angst.

„Ich weiß, dass du da bist“, rief Tom. Das Fass, hinter dem Draco saß, schwebte zur Seite und gab die Sicht auf Draco frei. Auch Draco hatte jetzt wieder volle Sicht auf den Gastraum. Drei Menschen waren nicht schnell genug geflohen. Tom der Gastwirt, eine alte Hexe mit schneeweißem Haar und ein junger Mann, der seinen Zauberstab noch in der Hand hielt.

„Draco?“ Black stand immer noch an der Bar. Er machte einen Schritt auf ihn zu, senkte dabei seinen Zauberstab.

„Nicht so schnell.“ Tom schwang einen Zauberstab, den er irgendwem abgenommen haben musste. Black knickte ein und wurde in die Knie gezwungen. „Du vergisst, dass Draco dich nicht sehen will. Nicht wahr, Draco?“

„Halt’s Maul“, knurrte Black.

„Was hast du mir nochmal gesagt, Draco? Er ist ein egoistischer Köter. Ich hätte ihm nie vertrauen sollen.“

„Halt’s Maul!“ Blacks Muskeln zuckten bei dem Versuch sich aus der Klammer der Magie zu befreien. Er scheiterte.

Tom hielt ihn unter Kontrolle, ohne das Anstrengung sein Gesicht verzerrte. „Das ist deine Chance auf Rache, Draco. Komm her. Na, komm schon.“ Als Draco sich nicht rührte, schlug Tom den Zauberstab gegen Blacks Rücken. „Crucio.“

Black biss die Zähne zusammen. Er rührte sich kaum mehr, als bei seinem Versuch sich zu befreien. Sein Keuchen aber zitterte vor Schmerz.

Draco sprang auf die Füße. Das Gewicht des Medaillons zog ihn nach vorne und ließ ihn fast das Gleichgewicht verlieren. Trotz seiner Position, seinen Schmerzen sah Black aus, als wolle er vorwärts stürmen um Draco zu stützen. So aber musste ein Tisch herhalten.

„Du könntest ein wenig mehr Begeisterung zeigen“, sagte Tom. „Ich verschaffe dir eine einmalige Gelegenheit. Oder bist du schon über Black hinweg?“ Er beugte sich ein Stück zu Black herunter und senkte die Stimme: „Darauf hätte ich kommen können.“

Black knurrte. Er machte hektische Bewegungen, als wolle er Tom die Kehle mit bloßen Händen herausreißen. „Was hast du ihm erzählt, du Schlange?!“

„Das ist nicht unbedingt eine Beleidigung für mich, aber… Crucio.“ Tom schickte eine weitere Welle Schmerz durch Blacks Körper.

„Hör auf damit.“ Dracos Stimme war nicht mehr als ein Krächzen.

Tom tat das genaue Gegenteil. Diesmal zwang er Black mit seinem Folterfluch auf den Boden, wo er qualvoll aufheulte. „Wieso willst du das? Dieser Mann hat dir nur wehgetan, das hast du selbst gesagt. Nicht einmal jetzt denkt er daran, wie du dich fühlst. Wieso sonst sollte er diese Frau direkt zur dir bringen? Macht dich das nicht wütend? Sieh mir in die Augen, Draco, und sag mir, dass du nicht wütend bist.“

„Wovon in Merlins Namen redest du?!“, blaffte Black. Er richtete sich wieder auf, nur damit Tom ihn zurück auf den Boden schlug. „Draco, ich hab nicht –“

„Silencio.“ Tom raubte Black die Stimme. „Das hätte ich gleich tun sollen. Er ist so nervig.“

„Warum tust du das?“, fragte Draco. Er hatte sich kaum einen Meter zu Black geschleppt und fühlte sich schon wie nach einem Quidditch-Training von Marcus Flint.

„Ich präsentiere dir hier den Mann, der dein Leben zerstört hat. Du hast die Chance mir zu beweisen, dass du würdig bist mir zu folgen. Es ist kein besonders harter Test“, meinte Tom mit einem Schulterzucken. „Töte ihn.“

Draco wollte lachen in der Hoffnung, dass Tom plötzlich seine humorvolle Seite entdeckt hatte. Er konnte nicht. Er konnte nicht einmal mehr atmen.

„Oh, bitte. Ich hab ihn extra deswegen zu dir geholt“, sagte Tom. „Zugeben, ich musste mir auch nicht viel Mühe geben ihn hierher zu bringen. Ich wusste, dass er nach dir suchen würde. Was mich erstaunt hat, allerdings, dass du in der Lage warst aufzustehen.“

„Eine Grippe bringt mich nicht um“, gab Draco zurück.

Tom lachte. „Eine Grippe nicht, nein, aber mächtige schwarze Magie hätte das vollbringen sollen. Ich wollte, dass er dich so miserabel aussehend wie möglich findet. Ich wollte dich vor seinen Augen töten. Black sollte leiden. Er leidet so schnell, nicht wahr…“ Tom zwirbelte eine lange schwarze Haarsträhne von Black um seinen Zauberstab. „Und das hat er verdient, für das, was er mir angetan hat.“ Er setzte die Haarsträhne in Brand.

„Aguamenti!“ Draco schoss einen Wasserstrahl auf Black, ehe die Flammen sich ausbreiten konnten. Klitschnass kniete Black in einer Pfütze und bewegte tonlos die Lippen.

Tom schüttelte angewidert seinen nassen Hosensaum aus. „Kannst du den Zauberstab nicht einsetzen um ihn umzubringen? Nein? Nun, vielleicht sollte ich dir dieses Spielchen erklären. Du hast keine Wahl. Töte Black, oder ich zwinge dich dazu. Tust du es freiwillig, dann verschone ich dich und du darfst an meiner Seite bleiben. Wenn nicht, dann… Ich denke nicht, dass ich das erklären muss.“

Dracos Zauberstabhand zitterte. Der kleine Wasserstrahl hatte ihn maßgeblich erschöpft. „Wieso tötest du uns nicht beide sofort?“

„Wie gesagt, du hast tatsächlich Potential“, sagte Tom. „Nicht jeder Zauberer hätte sich aus meinem Bann befreien können. Tatsächlich bin ich halbwegs interessiert, wie du das angestellt hast.“

Draco brachte ein Lächeln zustande. „Deine Tricks sind ziemlich veraltet.“

Tom fand das gar nicht lustig. „Crucio.“ Blacks Schrei war stumm, aber die Wucht des Fluchs schlug ihn auf den Boden. Er blieb dort regungslos liegen. Seine Augen waren wach. Stolz funkelte in ihnen. „Wie lange, glaubst du, hält er das durch? Ein alter, gebrochener Mann… Nur noch ein Schatten des Jungen, der sich Lord Voldemort so oft in den Weg gestellt hat. Wenn ich den Schweigezauber von ihm nehme, würde er mich anbetteln aufzuhören. Sieh es meinetwegen als Weg ihm die kommenden Schmerzen zu ersparen. Töte ihn. Jetzt.“

Draco rührte sich nicht. Er versuchte die Gedanken zu fassen, die ihm entglitten wie schmelzendes Eis. Was konnte er tun, um Tom aufzuhalten? Wie sollte er Black helfen? Wie sollte er selbst hier lebend rauskommen? Ihm fiel nur eine Sache ein…

Draco senkte den Zauberstab. „Nein.“

„Okay.“ Tom seufzte. Er richtete den Zauberstab auf Draco. Black folgte der Bewegung mit den Augen. „Imperio.“

Die Sorge wurde aus Dracos Kopf gewaschen. Er fühlte sich leicht, nicht länger ausgezehrt und tief traurig. Die vage Erinnerung an Glück durchflutete ihn. Von weit weg hörte er Toms Stimme:

„Ich frage mich, ob es härter für dich ist, wenn ich Draco nicht erst sich selbst umbringen lasse. Was meinst du, Black? Ein weiterer Mensch weniger in deinem Leben. Und du musst damit leben.“ Toms Stimme flüsterte direkt in seinem Kopf: „Töte dich.“

Draco hob den Zauberstab, presste die Spitze gegen seine Schläfe.

Black zuckte und krümmte sich auf dem Boden. Er versuchte alles, um aufzustehen. Tom ließ ihn mit einem Fingerschnippen gegen eine unsichtbare Barriere auf Kniehöhe treffen.

„Sieh dir das an, wie ein dressiertes Hündchen. Ah, ich liebe das“, sagte Tom grinsend und fügte nur für Draco hinzu: „Warte. Richte den Zauberstab auf Black. Mein es ernst. Jag ihm Angst ein. Richte den Zauberstab auf ihn.“

Draco tat, was Toms Stimme ihm befahl. Er hielt den Zauberstab von sich gestreckt. Black ignorierte das und schaute Draco direkt in die Augen. Seine Lippen formten Worte, aber Draco konnte sie nicht lesen. Vielleicht ‚es tut mir leid‘ oder ‚ich verzeihe dir‘ oder ‚es ist okay‘. Irgendein heroischer Gryffindor-Scheiß.

Toms Stimme hätte er fast überhört: „Avada Kedavra. Sag die Worte. Töte ihn.“

Seine eigene Stimme hallte Toms entgegen: „Nie im Leben, du Vollidiot.“ Er schwang den Zauberstab herum und, immer noch leichtfüßig, fegte Tom von den Füßen. Der Fluch schleuderte ihn hinter den Bartresen.

Black reagierte schnell. Er sprang auf die Füße, den Zauberstab schon in der Hand und holte sich Toms noch dazu. Der Imperiusfluch zersprang wie eine Glasscheibe in Dracos Kopf. Er knickte unter den Schmerzen ein. Keine letzte Reserve Energie hatte er mehr.

Er hörte es krachen. Black hatte seine Stimme wieder; er fluchte und schrie Zaubersprüche. Der Lärm lockte Hexen und Zauberer aus der Winkelgasse an. Zwei identische Rotschöpfe flitzten an Draco vorbei. Jemand trat auf ihn drauf, und nur weil er leise stöhnte erkannte derjenige, dass er nicht eine der Leichen war.

„Er ist weg“, hörte er Black zornig brüllen. „Verfluchter Bastard, einfach weg! Hat sich in Luft aufgelöst.“

Aber Draco wusste, dass Tom nicht weg war. Er war ganz nah. Dracos Hand spürte den Herzschlag des Medaillons gegen seine Hand pulsieren. Ein verräterisches Pochen dort, wo es am meisten schmerzte.

Er glaubte Toms Stimme zu hören: „Wie hast du das gemacht? Wie?!“

„Ich bin gut in Okklumentik“, murmelte Draco. „Du kannst mich nicht manipulieren. Das krieg ich schon alleine hin.“

„Sirius?!“ Ein sommersprossiges Gesicht tauchte über ihm auf. „Ich glaub, er braucht Hilfe.“

„Ich bin okay“, flüsterte Draco. „Ich bin okay. Ich bin okay…“

Der Weasley wurde zur Seite gestoßen. Black war neben ihm. Er zerrte Dracos Hemd auf und, mit einer brutalen Bewegung, riss ihm das Medaillon vom Hals.

„Du bist ein Idiot“, fuhr Black ihn an. Er zerrte Draco in seine Arme und hielt ihn fest. „Du bist so ein Idiot…“

„Ich bin kein Idiot“, hauchte Draco. „Du bist ein Idiot.“


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