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Fanfiction

Pureblood Pride - Dunkle Zeiten

von Dr. S

Draco wollte Black so bald wie möglich von dem Medaillon erzählen. Die passende Gelegenheit ergab sich leider nicht. Noch am selben Tag ihres Höhlenausflugs kehrte Black zu Potter zurück. In der darauffolgenden Woche sahen sie sich genau dreizehn Minuten. Acht davon verbrachten sie unter Lupins missbilligenden Blick und drei bei einem knappen Gespräch über den Kamin, während dem Potter direkt hinter Black gesessen hatte, und zwei weitere Minuten gingen verloren, als Draco einen nächtlichen Besuch auf der Durchreise für einen Traum hielt.

Eigentlich hätte er Black erkennen müssen; er träumte nicht gut in letzter Zeit. Leichen griffen ihn an, zerrten ihn unter Wasser und ersäuften ihn wie einen wilden Hund. Seine Eltern verfolgten ihn, nur um vor seinen Augen hingerichtet zu werden. Der Dunkle Lord nahm sie sich vor, untermalt von dem gackernden Lachen seiner Tante Bellatrix und ihren beiden Anhängseln. Und dann nahm er sich Black vor, tat ihm auf jede erdenkliche Weise vor und machte Dinge mit ihm, auf die Draco nie im Leben gekommen wäre, bevor er ihn umbrachte. Snape war da, immer auf beiden Seiten, und jede lachte über Blacks Leiche, die Draco nie erreichen konnte.

Er hatte Angst die Augen zu schließen und zu öffnen. Jeder Tag brachte neue Zeitungsartikel über Morde und Vermisste, ganze Familien wurden dem Erdboden gleich gemacht, und Black meldete sich nicht oft genug, um Draco zu beruhigen.

Die Erschöpfung nahm mit jedem Tag zu. Dabei machte Draco nichts. Er las nicht einmal mehr, ausgenommen den Tagespropheten. Er schlief, wurde von Lupin gezwungen mehr zu essen, als er wollte, schlief, las die Zeitung, schlief, und wartete vor dem Kamin auf Black. Das Medaillon hatte er immer bei sich für den Fall, dass Black mehr Zeit mitbrachte und Draco mit ihm darüber reden konnte. Niemandem sonst wollte er das anvertrauen.

Aber Black hatte sich verändert. Er zeigte wenig Interesse an Draco, lachte kaum noch und wirkte selbst in der kurzen Zeit, die sie miteinander verbringen konnten, als würde er auf Kohlen sitzen und jeden Moment explodieren.

Es wurde nicht besser. Am Tag der Beisetzung seines Bruders konnte er Black nicht mit so etwas belästigen. Er konnte ihm bloß helfen seine Krawatte zu binden und auf dem Friedhof den Regenschirm über sie beide halten.

Draco war in seinem Leben schon einige Male auf Beerdigungen gewesen. Meistens weit entfernte Verwandte, die er kaum gekannt hatte, oder er war noch so jung gewesen, dass er sich kaum erinnern konnte. Richtig traurig war er nur über den Tod seines Großvaters väterlicherseits gewesen. Abraxas hatte bei ihnen im Manor gewohnt, bis er an Drachenpocken erkrankt ins St. Mungos gesteckt worden war. Dort war er nie wieder rausgekommen. Auf seiner Beerdigung hatte Draco sich versteckt, um ein paar Tränen zu verdrücken.

Um Regulus weinte nur Kreacher. Es waren eine Menge Menschen da. So viele Hexen und Zauberer an einem Ort hatte Draco seit er Hogwarts verlassen hatte nicht mehr gesehen. Es waren viele Gesichter da, die er kannte. Professoren aus Hogwarts, mehr oder weniger wichtige Gestalten aus dem Ministerium, jemand, der wie Horace Slughorn aussah, und sogar ein Spieler der Appleby Arrows. Ob Regulus all diese Menschen gekannt hatte oder ob sie sich nur in seinem neugewonnen Ruhm sonnen wollte, vermochte Draco nicht zu sagen. Dumbledore hatte seinen Vorschlag definitiv zu ernst genommen.

Nicht einmal das schlechte Wetter vertrieb die halbe Belegschaft des Tagespropheten und diverser anderer Klatschmagazine, sogar der durchgeknallte Lovegood vom Klitterer war hinter einem Busch damit beschäftigt seine Verschwörungstheorien zu spinnen.

Der Regen trieb nebeligen Dunst über den Friedhof. Dementoren, wild und arbeitslos, trieben sich um alle größeren Städte herum. Mit jedem Tag fielen mehr Muggel dem „schlechten Wetter“ zum Opfer. Das Ministerium sollte sich lieber um diese Probleme kümmern, anstatt tragische Familiengeschichten auszuschlachten um seinen Ruf wiederherzustellen.

Minister Scrimgeour war persönlich vorbeigekommen, um Black im Namen seines Bruders den Orden des Merlins zweiter Klasse zu überreichen. Draco fand zweite Klasse zu wenig für das, was Regulus getan hatte.

Er wollte gerne Sirius‘ Hand halten. Draco hasste, dass er nichts tun konnte außer hier zu stehen. Wie sollte das Black helfen? Black war nicht der Typ für Beerdigungen, eindeutig. Er stand da, die Hände tief in den Hosentaschen, und ließ geistesabwesend eine Rede nach der anderen über sich ergehen. Sein langes Haar versteckte sein Gesicht dabei ziemlich gut und Draco tat mit dem Regenschirm den Rest. Ständig blitzte irgendwo ein Fotoapparat, und er wollte nicht, dass ein falsches Bild in der morgigen Zeitung auftauchte.

Lupin war natürlich auch da und passte auf, dass Draco Black nicht zu nah kam. Er war so perfide, dass er Draco lang genug ablenkte, um ihn zu ersetzen. Draco drehte sich nur zwei Sekunden um und schon hatte Tonks sich zwischen ihn und Black gedrängelt. Die rosahaarige Amazone rammte ihn mit ihrer Wucht fast in das offene Grab.

Draco betrachtete verloren, wie sie einen größeren Schirm über Black hielt, dessen Rücken ein paar Regentropfen abbekommen hatte. Tonks schaffte es sogar Blacks Hand aus seiner Hosentasche zu ziehen und durfte sie halten. Draco wurde schlecht.

Als die Versammlung sich allmählich auflöste und auch der letzte seinen Senf über Regulus hinzugegeben hatte, versuchte Draco seinen Platz zurückzubekommen. Die Trauergäste gingen tröpfchenweise an ihm vorbei und disapparierten in einer geschützten Ecke. Immer noch belagerten einige Menschen Black. Dumbledore gab der Presse ein Interview und schob sie dabei absichtlich zum Ausgang. Draco hatte es fast zurück an Blacks Seite geschafft, als Tonks nach hinten trat. Diesmal warf sie ihn wirklich fast in Regulus‘ Grab, aber Lupin konnte ihn gerade noch festhalten.

„Wir gehen besser“, sagte Lupin und zog Draco zum Ausgang. Draco schaute über die Schulter.

Der Spieler der Appleby Arrows musste sich Blacks Aufmerksamkeit mit Horace Slughorn teilen. Die drei schienen sich zumindest ein bisschen besser zu kennen. Slughorn hatte schon Dracos Vater unterrichtet, wahrscheinlich also auch beide Black Brüder. Dumbledore nahm Slughorn schließlich zur Seite. Der Arrow-Spieler, Gregory Cotton, schüttelte Black die Hand und musste sich voller Sarkasmus viel Glück für das Spiel gegen die Cannons wünschen lassen. Black hatte seinen Humor also nicht komplett verloren – und Tonks lachte schallend über seinen Witz.

Draco war froh, dass Lupin ihn zum Seit-an-Seit-Apparieren zwang.

Am Grimmauld Place angekommen stürmte Draco, ohne ein weiteres Wort an den Werwolf zu richten, in sein – in Blacks Zimmer. Er wusste gar nicht mehr, ob Black ihn hier überhaupt noch wollte. Am besten packte er gleich seine Sachen und zog in den zweiten Stock. Dann hatte Black genug Platz, damit sich sensiblere Menschen um ihn kümmern konnten.

Er schmetterte den Regenschirm noch geöffnet in die Ecke und zerrte den Mantel von seinen Schultern. Ihm war heiß. Er hatte das Gefühl in Flammen zu stehen. Am liebsten würde er diese Schlampe in Brand stecken wie einen Feuerwerkskörper.

„Sieh einer an, hätte Dumbledore dir erst deinen Köter ausspannen müssen, damit du Mordgelüste hegst?“

„Ich will dich hier nicht sehen.“ Draco riss das Medaillon von seinem Hals und schmetterte es raus in den Flur. Es flog einfach durch den Schatten der in der Tür stand durch. Tom zog eine Augenbraue hoch.

„So funktioniert das nicht.“

„Ist mir egal!“ Draco wischte sich die letzten Regentropfen von der Stirn. „Lass mich alleine.“ Er drehte sich um und rollte sich auf dem Bett zusammen. Wo die frischen Regentropfen auf seinem Gesicht herkamen wusste er nicht. Er wischte sie am Kissen ab. Ihm war so heiß, dass sogar seine Augäpfel brannten. Draco schloss die Augen und schlief bald darauf ein.

~*~

Die Regenwolken waren so dicht, dass es schon am Nachmittag finster wie am späten Abend war. Sirius wurde von einer heftigen Windböe noch einmal nass gemacht, bevor er die Tür hinter sich ins Schloss zog. Tonks war schon am Ende des Flurs und stieg zum ersten Mal über den Trollfuß drüber, ohne zu stolpern. An anderen Tagen hätte Sirius applaudiert.

„Draco?“ Er rief noch einmal Dracos Namen, als er an der Treppe in die oberen Stockwerke ankam. Statt einem Blondschopf lugte aber nur Remus aus dem Wohnzimmer.

„Er ist nach oben gegangen“, sagte Remus und flüsterte Tonks ein „Hi“ zu, als hätten sie sich nicht erst vor fünfzehn Minuten gesehen. Sie flüsterte zurück und strahlte bis zum Haaransatz. Remus wandte sich mit besorgter Miene Sirius zu. „Geht’s ihm nicht gut? In letzter Zeit ist er gar nicht mehr so unerträglich.“

Sirius wünschte, er könnte so einen Vergleich ziehen. Er hatte Draco nicht viel gesehen, und wenn dann war er distanziert und abwesend gewesen. „Vielleicht wegen seiner Mutter.“

Remus legte den Kopf schief.

„Hast du sie nicht gesehen? Narcissa war auf dem Friedhof. Sie stand ein bisschen weiter hinten.“ Sirius zog seine Jacke aus und warf sie Kreacher zu, der seinen dürren Körper in einen schwarzen Kissenbezug gewickelt hatte. Der Hauself schniefte immer noch.

„Wollte sie nach Draco sehen? Wieso hat sie ihn dann nicht angesprochen?“

„Ich glaub, sie wollte nur das Gesicht der Malfoys wahren – oder was davon noch da ist. Solche Beerdigungen sind Pflichtveranstaltungen“, erklärte Sirius. „Narcissa hat sich nie groß für Regulus interessiert.“

Remus schüttelte missbilligend den Kopf. „Aber Draco ist ihr Sohn. Sie hat ihn ein Jahr lang nicht gesehen. Wahrscheinlicher ist, dass sie nach ihm sehen sollte.“

Sirius schnaubte und lockerte seine Krawatte. Draco hatte sie gut gebunden, trotzdem fühlte er sich, als würde er ersticken. „Du bist so naiv, dass es schon wieder süß ist, Moony. Narcissa ist eine fanatische Reinblut-Schlampe. Es geht ihr um ihren Status, so wie all den anderen Kriechern, die sich in Regulus‘ Ruhm gesonnt haben.“ Er fand den Orden in seiner Hosentasche und ballte die Faust darum. Den würde er wegwerfen, wie den seines Großvaters.

„Sirius…“ Remus schaute ihn ständig an, als wäre von Sirius kaum mehr übrig, als von einem Schaf, das in ein Drachengehege gestolpert war. „Ich mach uns einen Tee, ja?“

„Keine Zeit. Ich hab Harry versprochen so schnell wie möglich zurückzukommen.“

Verwirrt kratzte Remus sich an der Schläfe. „Hattest du Draco und mir nicht versprochen heute eine Nacht hierzubleiben und dich auszuruhen?“

„Es geht euch gut. Es geht mir gut. Um Harry muss ich mir Sorgen machen.“

„Ich bin mir sicher, dass er versteht –“

„Ich versteh aber nicht, wieso du mich so bemuttern musst!“, blaffte Sirius. „Merlins Bart, Regulus war seit Jahren tot. Diese beschissene Propaganda-Veranstaltung ändert nichts daran. Lässt du mich jetzt zu Draco, um mich zu verabschieden, oder muss ich dafür erst einen Termin machen?“

Remus hob entschuldigend die Hände und ließ Sirius ohne Einspruch nach oben gehen. Aus dem ersten Stock konnte Sirius ihn mit Tonks flüstern hören. Er bezweifelte, dass es das Gezwitscher von Turteltäubchen war.

Die Gänge und Zimmer waren dunkel, die Schatten dichter als sonst. Das Wetter griff auf den Grimmauld Place über, der schon immer gerne jede düstere Atmosphäre absorbiert hatte. Im obersten Stockwerk schien es am schlimmsten zu sein. Hinter dem schmalen Fenster lag so dichter Nebel, dass er Licht hätte entzünden müssen, wenn er nicht in der Lage gewesen wäre den Weg blind zu finden.

Die Tür zu seinem Zimmer stand offen. Draco lag auf dem Bett, so klein zusammengerollt, dass er gerade mal die Hälfte des Bettes belegte. Er trug noch seine Schuhe, verteilte Friedhofsherde auf der Tagesdecke.

Sirius klopfte gegen den Türrahmen, aber Draco reagierte nicht. Gerade wollte Sirius das Zimmer betreten, als ein Knirschen ihn ablenkte. Unter seiner Schuhsohle war irgendetwas. Sirius hob den Fuß an und entdeckte eine glänzende Kette. Er folgte ihr zu einem klobigen Medaillon. Es sah dem von Regulus‘ verblüffend ähnlich.

Sirius hob es auf. Bis auf das ‚S‘ aus kleinen Smaragden könnte das wirklich seinem Bruder gehören. Vielleicht gehörte es Draco. Er versuchte es aufzuklappen, aber die Verschlüsse waren irgendwie ineinander verhakt. Sirius tippte mit dem Zauberstab dagegen und murmelte: „Alohomora.“

Ein kalter Luftzug erwischte ihn im Nacken. Darauf folgte ein Knarzen. Regulus‘ Zimmertür glitt wie von Geisterhand auf. Sirius ging auf sie zu, um die Tür wieder zu schließen. Der Raum dahinter war in seidige Schwärze gehüllt, tiefer noch als auf dem Flur. Ein weiterer Windhauch erfasste ihn, als er hineinsah. Er hatte das Gefühl eine Stimme zu hören:

„Es ist deine Schuld. Ganz allein deine.“

Da hob sich ein menschlicher Umriss aus der Dunkelheit ab. Eine schattenhafte Gestalt, die aus einer seiner Erinnerungen hätte gehüpft sein können. Sie saß genauso am Schreibtisch, wie Regulus während seiner Hausaufgaben, die Schultern zurückgezogen und die Wirbelsäule durchgedrückt, perfekt gerade.

„Er wäre noch hier, wenn du nicht so feige gewesen wärst. Du bist ein Feigling, Sirius Black. Du bist weggelaufen und hast deinen kleinen Bruder zurückgelassen. In diesem Haus, bei deiner verrückten Mutter und deinem Vater, der nie da war. Du hast gewusst, dass er das nicht durchhalten würde. Es war dir egal. Es ist deine Schuld, dass er kaum achtzehn Jahre alt geworden ist.“

Etwas Rotes flackerte in den Schatten auf. Sirius trat vor, um einen besseren Blick zu erhaschen. Er betrat das Zimmer. Die Tür schlug hinter ihm zu.

Sirius fuhr herum. Nach dem ersten Schreck ruckelte er an der Klinke. Die Tür ging nicht auf.

„Weißt du, wer seinen achtzehnten Geburtstag nie erleben wird?“ Die Stimme war lauter, deutlicher und schlängelte sich gehässig bis in Sirius‘ hinterste Gehirnwindungen. „Draco.“

Sirius stieß ein zorniges Knurren aus. Er schüttelte ein Licht an seinem Zauberstab an und leuchtete in die Dunkelheit. Es erlosch, ehe er einen genaueren Blick erhaschen konnte. Er versuchte es noch einmal, und wieder wurde sein Licht gelöscht.

„Ich werde ihn umbringen“, zischelte die Stimme jetzt direkt in sein Ohr. „Ich werde den letzten Tropfen Leben aus ihm heraussaugen, direkt vor deinen Augen, und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. Weil du ein feiger Hund bist.“

Sirius rammte seine Faust ziellos in die Schwärze. Mit voller Wucht krachten seine Finger gegen die Wand. Sie knackten und knirschten, als hätte er sich alle Knochen gebrochen.

„So erbärmlich“, hauchte der Wind in sein Ohr, dann schlug es Sirius mit der Stirn voraus gegen die Wand und die Dunkelheit fing ihn auf.

~*~

Draco träumte. Er träumte, dass Black ihn aus seinem Haus warf, weil er den Platz für die fünf kleinen Welpen brauchte, die Tonks ihm geschenkt hatte. Die Welpen fielen ihn an und zerrten seinen Umhang herunter. Darunter trug er ein Kleid, um Blumen auf Blacks Hochzeit zu streuen, weil er dafür noch jung und niedlich genug war. Black lachte ihn aus, sein bellendes Lachen vermischte sich mit dem Kläffen der Welpen. Die kleinen Hunde verwandelten sich in Babys, allesamt mit rosa Haaren.

Draco wachte auf und erinnerte sich an jedes demütigende Detail. Er krümmte sich unter Schmerzen, die seine verkrampften Glieder durchzuckten. Ihm war kalt, aber er schwitzte, als würde der Sommer nicht von Dementoren verschlungen werden. Regen trommelte gegen die Fenster. Es war stockfinster.

Black war nicht da. Vielleicht war es noch nicht spät genug für ihn, um ins Bett zu gehen. Draco hätte ihn jetzt gerne bei sich.

Schwer atmend streckte Draco die Beine aus. Der Schmerz wurde erst schlimmer, verflog dann aber. Er hatte trotzdem Angst dasselbe mit den Armen zu tun. Langsam setzte er sich auf. Er hatte in nassen Sachen geschlafen, trug sogar noch seine Schuhe. Wahrscheinlich hatte er sich eine Grippe eingefangen. Unten in der Küche gab es Tränke dagegen.

Draco stand auf und verließ das Zimmer. Die Tür stand immer noch offen. Das Medaillon lag vor Regulus‘ fest verschlossener Zimmertür. Draco hob es mit der leuchtenden Zauberstabspitze auf und ließ es in seine Tasche gleiten. Er hätte es nicht werfen sollen. Wenn er die Seele vom Dunklen Lord verlor und damit jede Chance vernichtete, dass dieser Krieg je ein gutes Ende fand, würde Black ihn noch weniger ausstehen können.

Draco schleppte sich die Treppen herunter. Es war eine Weile her, dass ihn eine Erkältung so hart erwischt hatte. Das letzte Mal nach einem heftigen Quidditch-Spiel gegen Ravenclaw im Regen. Sein Nimbus hatte immer noch einen Knacks am Stiel von dem Aufprall auf den schlammigen Boden, den er nicht hatte kommen sehen, so fixiert war er auf den Schnatz gewesen.

Draco war im zweiten Stock, als eine Tür aufschlug und ihn genauso im Gesicht traf, wie Roger Davies‘ Besen, als er Draco keinen Schummelversuch hatte nachweisen können.

„Oh, entschuldige, Draco!“ Tonks war aus dem Badezimmer gestolpert. Erst jetzt zündete sie Licht an ihrem Zauberstab an. Draco wünschte, sie hätte es nicht getan. Sie trug nichts außer einem weiten Hemd, das ihr von der Schulter rutschte. Ein Hemd, das ihm bekannt vorkam. Dunkelblau und an einigen Stellen zerrissen. Das war Blacks Hemd. „Hast du dir wehgetan?“

Draco schlug ihre Hand weg. „Was hast du hier zu suchen?“

„Ähm…“ Nicht nur ihr Haar war jetzt pink. „Ich schlafe hier. Hast du was dagegen?“

„Ich hoffe, du verreckst in deinem Schlaf“, zischte Draco und stieß Tonks aus dem Weg. Er polterte die Treppe herunter, damit Black ja auch keine Minute mehr schlafen konnte. Lupin, der immer im dritten Stock schlief, sollte ihn ruhig auch hören. Das Portrait von Mrs. Black wachte sowieso bei jeder Kleinigkeit auf. Draco streifte sie und löste einen Schreianfall aus, der ihm noch in der Küche in den Ohren klingelte.

Er durchwühlte die Schränke, zog Schubladen heraus und leerte sie komplett aus. Irgendwie konnte er die Tränke nicht finden. Kreacher kroch aus seinem Schrank, duckte sich unter den Messern, die Draco gerade auskippte, und zog sich verstört unter den Boiler zurück.

Dracos Augen brannten, tränten, und er konnte nichts dagegen tun. Ein Schluchzer entkam seiner eng verschnürten Kehle. Dann noch einer. Das Gebrüll von Mrs. Black erstarb und sein Schluchzer schien dadurch umso lauter. Draco hatte die Zaubertränke gefunden. Jetzt nur noch den Aufpäppeltrank… Er beleuchtete die Kristallphiolen. Tränen tropften auf sie. Draco wischte sie angewidert von seinen Wangen.

„Was zur Hölle ist hier los? Draco?“ Lupin lief im Morgenmantel in die Küche. Er näherte sich Draco, nur um abrupt stehenzubleiben. Er blickte sich in dem Chaos um. „Was ist passiert?“

„Lassen Sie mich in Ruhe!“, brüllte Draco. „Verschwinden Sie.“

Lupin kam auf ihn zu. „Alles okay?“

Draco schleuderte einen Trank der lebenden Toten auf Lupin, traf aber nicht. „Hauen Sie ab!“

Lupin hatte beide Hände wie zu einem Schild gehoben. „Beruhige dich, Draco. Alles ist –“

Draco legte mit einen Verwirrungszauber nach. Lupin duckte sich darunter. Der Zauber traf einen Teekessel, der zu hüpfen begann. Als Draco weiter einen Zauber nach den anderen auf ihn losließ, zückte Lupin seinen Zauberstab.

„Finite“, rief Lupin, und jeder tanzende oder brabbelnde Gegenstand in der Küche erstarrte in seiner ursprünglichen Form. „Was ist in dich gefahren, verdammt nochmal?“

„Gehen Sie weg oder ich spreng Ihren Schädel weg“, zischte Draco. Lupin hob den Zauberstab, bereit für einen Schutzzauber. Draco schwenkte seinen Stab zur Seite und zielte auf den Tisch. „Expulso.“ Der Tisch explodierte. Die Wucht riss Lupin von den Beinen und schlug ihn gegen die Wand. Er war nicht bewusstlos, aber benommen.

Draco schritt an ihm vorbei. „Ich hab Sie gewarnt“, raunte er und lief die Treppe hoch. Tonks kam ihm entgegen. Er brauchte nicht einmal einen Stolperfluch, sie fiel über den widerlichen Trollfuß und knallte frontal auf den Boden. Draco stieg über sie drüber.

„Was soll das?“, rief sie ihm nach.

Draco war einen zuckenden Muskel davon den Cruciatus-Fluch auf sie loszulassen. Er riss sich zusammen, marschierte schnurstracks durch den Flur und öffnete die Haustür. Die kalte Nachtluft trieb ihm den Regen ins Gesicht. Er fühlte sich merkwürdig erfrischt.

Ganz ruhig blickte er nach rechts und links, konnte sich aber nicht entscheiden und ging deswegen einfach geradeaus weiter.

~*~

„Sirius? Sirius! Renervate. Renervate! Tatze, wach auf…“

Sirius riss die Augen auf, als er eine schallende Ohrfeige bekam. „Heiliger Hippogreif, hast du sie noch alle?“

Remus hatte sich über ihn gebeugt. Er war aschfahl und die Sorgenfalte auf seiner Stirn schien zentimetertief. „Merlin sei Dank, geht’s dir gut?“

Sirius runzelte die Stirn. Er bereute das. Ein heftiger Schmerz pulsierte in seinem Kopf, zog sich wie reißendes Pergament zu seinem Hinterkopf. Er stöhnte auf, wollte seinen Kopf berühren.

„Lass das lieber“, sagte Remus. „Du hast da eine ganz schöne Platzwunde. Ich hab die Blutung gestillt, konnte mich aber noch nicht richtig darum kümmern.“

Die Erinnerung an die Dunkelheit kam zurück, die zischelnde Stimme hallte zwischen dem Pochen des Schmerzes durch. Sirius schoss hoch. „Draco.“

„War er das?“

Sirius lachte Remus aus. „Bitte was?“

„Er hat die ganze Küche auseinander genommen.“ Remus sah nicht aus, als würde er scherzen. „Irgendwas hat ihn komplett durchdrehen lassen. Er ist einfach abgehauen, ohne irgendetwas mitzunehmen.“

„Scheiße…“ Sirius wollte aufstehen. Er lag immer noch in Regulus‘ Zimmer auf dem Boden. An der Bettkante fand er Halt und zog sich auf die Beine. Blut besprenkelte die seidene Tagesdecke. Sirius schwankte. „Ich muss zu ihm.“

„Sirius, du solltest dich ausruhen. Du hast eine Menge Blut –“

„Ich muss Draco finden“, schnauzte Sirius, durchwühlte seine Taschen. „Wo ist mein…“ Remus reichte ihm seinen Zauberstab. Sirius erlaubte sich ein Lächeln, klein aber entschuldigend. „Danke.“

„Tonks ist schon nach ihm suchen gegangen. Sie denkt, sie habe irgendetwas falsch gemacht.“

Sirius schüttelte den Kopf. „Das ist alles Voldemorts Schuld.“ Und seine eigene, fügte er stumm hinzu. Schon wieder…

~*~

Der Regen war kalt, furchtbar kalt. Draco hatte kaum Kraft um zu zittern. Er saß auf einer Bank im St. James’s Park, irgendwo in der Nähe des Buckingham Palace oder einem Ort, der zumindest so ähnlich aussah. Muggel-London verwirrte ihn. In die Winkelgasse konnte er aber nicht, da dort an jeder Ecke ein Todesser lauern konnte.

Er konnte nirgendwo mehr hin.

Draco scherte sich nicht mehr um die Tränen, die ununterbrochen über sein Gesicht strömten. Sein nasses Haar hing ihm strähnig ins Gesicht. Er trug nur ein schwarzes Hemd und Weste, dazu eine dünne Hose und Lederschuhe, die nicht für viele Kilometer geschaffen worden waren. Gold hatte er keines dabei, und er wusste nicht mal, was man in der Muggel-Welt zum Bezahlen benutzte. Vielleicht tauschte man Schafe. Wie viele Schafe er wohl für eine Unterkunft brauchte?

Er war verloren, aufgeschmissen, allein…

„Hey.“ Bis auf Tom. Er war nicht wie sonst aus dem Nichts erschienen, sondern näherte sich wie ein nächtlicher Spaziergänger Dracos Bank. „Darf ich mich setzen?“

Draco hätte über so viel falsche Freundlichkeit gerne gelacht, zumindest gegrinst. Er schniefte nur.

Tom setzte sich hin. Der Regen durchnässte auch ihn. Er verzog die schmalen Lippen zu seinem berechnenden Lächeln, streckte die Hand aus und fühlte die Regentropfen auf seine Haut fallen.

Draco war müde.

„Wieso so traurig?“, fragte Tom. Das triumphierende Funkeln in seinen Augen sagte, dass er die Antwort schon kannte.

„Du hattest Recht“, krächzte Draco. Er war heiser. Seine Grippe wurde nicht besser davon, dass er im Regen saß. Und dann hatte er Lupin auch noch wie ein Verrückter angeschrien. „Du hattest die ganze Zeit Recht. Ich dachte, du sagst das alles nur, um dir meine Sympathien zu erschleichen, aber du hattest Recht. Er ist egoistischer Köter. Ich hätte ihm nie vertrauen sollen.“ Er vergrub das Gesicht in den Händen, wollte wenigstens die neuen Tränen vor Tom verbergen. „Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich Dumbledore getötet und wäre jetzt bei meinen Eltern. Alles wäre gut…“

„Was ist jetzt nicht gut?“

Draco schluchzte in seine Handflächen. „Ich bin allein. Ich bin ganz allein und niemand schert sich um mich.“ Er dachte dabei nicht nur an Black. Er dachte an seine Mutter, die ihm nicht einmal mehr geschrieben hatte, an seinen Vater, den er im Stich gelassen hatte, an Snape, der ihm nicht mehr in die Augen sehen wollte, und an Bill Weasley, den er zum Sterben zurückgelassen hatte.

Er zog die Füße auf die Bank, presste die tränenverschmierte Grimasse seines Gesichts gegen seine Knie und zerrte an seinen nassen Haarsträhnen. „Ich hatte alles. Gold, Freunde, eine akzeptable Freundin, gute Noten, Quidditch, lebendige Eltern, und jetzt? Was hab ich jetzt noch?“

„Du hast mich.“

Draco hob den Kopf. Er suchte vergeblich nach dem glühenden Rot in Toms Augen. Er wirkte menschlicher als jemals zuvor. Seine Züge waren voller und der Regen schlug sein kurzes schwarzes Haar an den Enden in leichte Wellen. Er wirkte greifbarer als jemals zuvor.

„Ich bin das einzig Gute an dieser Geschichte“, sagte Tom. Er legte eine Hand auf Dracos Wange, strich Tränen und Regen weg, und er war warm. Trotz der Kälte, trotz der Nässe, trotz der Tatsache, dass er nicht wirklich hier sein sollte. „Ich war immer bei dir, egal wie albern du dich aufgeführt hast. Ich habe dir in den wichtigsten Momenten geholfen. Du kannst mir vertrauen, oder hab ich je das Gegenteil bewiesen?“

Draco fiel der Raum der Wünsche ein. Tom hatte ihm versprochen, dass alles gut werden würde und kurz darauf war Laura Madley tot gewesen.

Er konnte das nicht aussprechen. Tom verschloss seine Lippen mit einem festen Kuss. Seine Lippen waren nass und warm. Sie pressten sich mit perfekter, aber liebloser Technik gegen seine. Tom küsste so ganz anders als Sirius.

Aber Black hatte ein anderes Paar Lippen zum Küssen gefunden. Draco konnte das auch. Er erwiderte den Kuss und schloss die Augen, als wenn er nach einem langen, anstrengenden Tag endlich einschlafen durfte.


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