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Pureblood Pride - Das Medaillon

von Dr. S

Niemals wieder würde Draco diesen Anblick vergessen. Regulus Blacks nasse Leiche, die vor dem Kamin langsam trocknete, und Sirius der neben ihr kniete und sich keinen Millimeter rührte. Noch nie hatte er Black so lange stillsitzen sehen. Sonst rutschte er immer auf seinem Platz herum, trommelte entweder mit Füßen oder Fingern oder bewegte zumindest den Kopf.

Draco saß auf der Couch, ebenfalls nahe beim Kamin. Die Wärme des Feuers half nichts. Die kalte Nässe des Sees war bis unter seine Haut gedrungen und konnte nicht einmal mehr von Zaubern vertrieben werden.

Lupin legte ihm eine zweite Decke um die Schultern. „Er war erst so jung… Kaum älter als du, Draco.“

Draco fühlte sich dadurch keineswegs besser, falls Lupin das beabsichtigt hatte. Er war erschöpft, todmüde sogar. Sein letzter Rest Energie war für den Rückweg aufgebraucht worden. Er war überrascht, dass er nicht einen Arm beim Apparieren verloren hatte.

Kreachers schwaches Schluchzen bohrte sich in sein Gehör. Der Hauself war beim Anblick seines früheren Meisters sofort in Tränen ausgebrochen und hatte seitdem nicht aufgehört. Zuerst hatte er das hässliche Gesicht in Regulus‘ Brust vergraben, jetzt klammerte er sich an Sirius‘ Oberschenkel fest.

Erst ein gutes Stück später hallten Schritte aus dem Flur, unterstrichen von dem Rascheln langer Roben. Dumbledore betrat das Wohnzimmer. Lupin hatte ihn geholt, nachdem er die Bruchstücke von Sirius‘… von Blacks Geschichte zusammengesetzt hatte.

Draco atmete tief durch. Die Geschehnisse dieser Nacht gingen ihm zu nah. Er war in einen See voller Inferi gesprungen und bereute das nicht mal. Was stimmte nicht mit ihm? Verlor er jetzt endgültig den Verstand?

„Oh, nein!“ Das war nicht Dumbledores Stimme. Viel zu hoch und aufgekratzt. Dumbledore hatte seine Untergebenen mitgebracht. Tonks, diese schreckliche Frau, huschte als rosa Blitz durch den Raum und umklammerte Blacks Schultern. Sie hatte irgendetwas Grausiges mit ihren Haaren angestellt. Hinter ihr kam ein hochgewachsener Mann mit dunkler Haut herein, den Draco von den Wachposten um Hogwarts wiedererkannte. Seinen Namen wusste er nicht.

Dumbledore gab dem großen Mann einen Wink. Seine schwere Robe, zu schwer für den Sommer, verrutschte kaum bei der Handbewegung. Trotzdem bemerkte Draco einen unnatürlichen Schatten auf Dumbledores Hand. „Kingsley, würdest du Draco in die Küche bringen?“

„Nein.“ Draco wickelte sich in seine Decke ein, ehe der Auror ihn berühren konnte. Ihm gegenüber reagierte Black genauso wenig auf Tonks‘ Umarmung, wie auf Kreacher. „Ich sehe überhaupt nicht ein, wieso nur ich den Raum verlassen muss.“

„Nun, Draco, Kingsley wird mit dir kommen, demnach bist du also nicht der Einzige“, sagte Dumbledore lächelnd. „Bitte.“

Draco schaute aus seinem Deckenkokon zu Kingsley hoch, der ihn an der Schulter gefasst hatte. „Ich stehe unter Schock. Wenn Sie mich zwingen aufzustehen könnte es passieren, dass ich zusammenbreche und bleibende Schäden davontrage.“

Kingsley hatte seine Miene gut unter Kontrolle, aber in seinen dunklen Augen blitzte Belustigung auf. „Da ist was dran, Dumbledore.“

Dumbledore seufzte, bereit nachzugeben.

„Kreacher.“ Blacks Stimme hörte sich wie aufgescheuert an. „Bring Draco in die Küche.“

Draco brachte keinen Ton heraus. Kreacher kroch schniefend auf ihn zu, seine lange Nase tropfte. Draco ließ sich von ihm nicht anfassen. Er sprang auf, stieß Kingsley zur Seite und stürmte mit neuer Kraft in den Flur. So laut wie möglich trampelte er die Treppe herunter.

Kreacher hatte es vor ihm die Küche geschafft. Aus seinen riesigen Augen kullerten immer noch dicke Tränen.

Draco setzte sich mitsamt Decken an den Küchentisch. Ihm war kalt. Kreacher arbeitete daran das zu ändern. Er zündete den Ofen und Herd an. Mit einem Fingerschnippen ließ er einen alten Messingtopf aus dem Schrank fliegen. Er füllte Milch hinein und ließ sie langsam warm werden, während er auf einem Brett Schokolade klein hakte.

„Undankbares Pack.“ Zuerst dachte Draco, Kreacher hätte etwas anderes als Schluchzer hervorgewürgt, dann wurde ihm klar, dass es ausgerechnet die Stimme war, die ihn schon bis in die Höhle verfolgt hatte. Tom Riddles schattenhafter Umriss saß auf dem Platz neben ihm. „Ohne dich wäre er dort niemals lebend herausgekommen. Du hast beeindruckende Arbeit mit dem Zauber geleistet, den ich dir verraten habe. Für einen ersten Versuch…“

Draco antwortete nicht. Kreacher, der wenigstens darauf achtete nicht in den Kochtopf zu tropfen, sollte nicht zu Black rennen und ihm Selbstgespräche auf die Nase binden.

„Oh, warum so niedergeschlagen?“, fragte Tom. Seine Stimme triefte jetzt schon vor Sarkasmus, wie Crabbes verschwitztes Hemd im Sommer. „Es verlief doch alles nach Plan. Dafür, dass Black keinen Plan hatte, wohlgemerkt. Nichtsdestotrotz seid ihr lebend entkommen. Eine Erfahrung, die zusammenschweißt. Rätselhaft, wieso er sich lieber an ein nutzloses Weibsbild klammert.“

Draco zischte ihm zu die Klappe zu halten.

Kreacher kam mit triefender Nase auf ihn zu. Er trug einen Becher heiße Schokolade und hob ihn auf den Tisch. Die milchig braune Flüssigkeit dampfte noch.

Draco trank einen vorsichtigen Schluck, um sich nicht zu verbrennen. Süß, dickflüssig und cremig. Sie wärmte ihn bis in die Zehen.

„Master Regulus hat so gerne heiße Schokolade getrunken, wenn ihm nicht wohl war“, sagte Kreacher mit zitternder Stimme. „Master Draco ist ihm so ähnlich.“

Na, toll. Ein projizierender Hauself. Als wäre es nicht schlimm genug, dass Lupin eine Verbindung knöpfte.

„Kreacher hat immer gewusst, dass Master Draco alles wieder gut machen wird.“

Draco stellte seine Tasse ab. „Du weißt schon, dass wir deinen Herrn nicht lebendig gefunden haben, oder?“

Kreacher heulte sirenenhaft auf. „Master Regulus war ein Held. Seine Taten müssen gewürdigt werden.“

„Warte mal…“ Draco erinnerte sich nicht daran, dass Black mit irgendeinem Wort das Medaillon erwähnt hatte. „Woher weißt du, warum Regulus in der Höhle war?“

„Kreacher hat Master Regulus dort hingeführt. Der Dunkle Lord hatte die Dienste eines Hauselfen erbeten um die Zauber jener Höhle zu testen, die Master Draco heute Nacht aufgesucht hat. Kreacher wäre dabei fast gestorben, hätte mein Herr nicht zuvor befohlen nach dem Auftrag hierher zurückzukehren.“

Hauselfen-Magie zeigte immer wieder erstaunliche Ausmaße. Draco hatte vergeblich versucht aus der Höhle zu disapparieren.

„Master Regulus war nicht begeistert. Er hat Kreacher befohlen ihn in die grausige Höhle zu bringen. Ganz alleine hat er den widerlichen Trank getrunken – Alpträume mit offenen Augen haben ihn zu Boden gerungen, aber er hat nicht aufgegeben. Das Wasser, oh, das schaurige Wasser war sein Verderben. Sie haben ihn in den See gezerrt. Lebende Tote, wie jene Hand, die Master Draco an seinem Knöchel mitgebracht hat.“ Kreacher schluchzte den letzten Teil und brach erneut in Tränen aus.

„Wieso hast du nichts getan?“, fragte Draco leise. „Du hättest ihm helfen können.“

Kreacher heulte auf, lauter als Mrs. Black wenn Lupin ihren Rahmen streifte. „Master Regulus hat Kreacher befohlen sich in Sicherheit zu bringen. Kreacher musste das Medaillon mit einer Fälschung austauschen, die Master Regulus mitgebracht hatte – jene, die der alte Schlammblut-Freund Dumbledore Master Sirius gebracht hat. Kreacher sollte das echte Medaillon zerstören.“ Der Hauself verdrückte zwei große stumme Tränen. „Kreacher war nicht gestattet zu helfen…“

Am Ende der Geschichte war Draco wieder kalt. Jeder Vergleich mit Regulus kam ihm albern vor. Er war nicht so aufopferungsvoll, so mutig… Er war kein Held.

„Du wusstest das die ganze Zeit?“, fragte er.

Kreacher putzte sich an seinem Lendenschurz die Nase. „Master Regulus hat mir untersagt, der Familie irgendetwas zu erzählen.“

„Ich bin Familie.“ Er wollte schärfer klingen, sich irgendeine Strafe für Kreachers Ungehorsam ausdenken, aber der Anblick des verheulten Hauselfen verstörte ihn. Draco hatte nicht gewusst, dass Hauselfen nahezu menschliche Gefühle entwickeln konnten. Angst, ja. Dobby hatte panische Angst vor seinem Vater gehabt hat. Und Freude wohl auch. Dobby war stets fröhlich durch Malfoy Manor gehüpft.

Vielleicht hatte er nicht wahrhaben wollen, dass Hauselfen mehr als seelenlose Diener waren.

„Nicht direkt und… Master Draco hat Master Regulus zurückgebracht“, wimmerte Kreacher. Er sprang von seinem Stuhl herunter. Sicherheitshalber zog Draco seine Füße weg, aber Kreacher kroch von ihm weg. Er verschwand in dem Schrank, der sein Nest und den Boiler versteckte. Als er wieder herauskam, baumelte eine lange Kette zwischen seinen Fingern. Daran hing ein Medaillon.

Dicht an seinem Ohr hörte er Toms eisiges Lachen.

„Bestimmt kann Master Draco helfen Master Regulus‘ letzten Wunsch zu erfüllen.“ Kreacher kletterte wieder auf den Stuhl und hielt Draco mit beiden Händen das Medaillon hin. Es war wunderschön. Poliertes Gold über das sich ein S aus vielen kleinen Smaragden schlängelte.

„Kreacher konnte es nicht zerstören, egal was Kreacher versucht hat. Nicht einmal einen Kratzer hat dieses abscheuliche Stück davon getragen.“

Draco griff die lange Silberkette und hob das Medaillon daran hoch. Es war überraschend schwer.

„Das nennt man wohl Schicksal“, wisperte Toms Stimme in sein Ohr.

Ein Rumpeln aus dem oberen Stockwerk ließ Draco aufschrecken. Er steckte das Medaillon in seine Hosentasche und lief aus der Küche.

Das Geräusch war aus dem Wohnzimmer gekommen, begleitet von aufgeregten Stimmen. Er horchte auf Sirius‘ Stimme, auf irgendeinen Hinweis, dass ihm nichts passiert war.

Als er ins Wohnzimmer stürzte, sah er nur wie Sirius am Boden kauerte und Dumbledore den Zauberstab auf ihn gerichtet hatte.

Draco riss seinen eigenen Zauberstab hervor. „Expelliarmus!“ Er hatte den Zauber ausgesprochen, ehe die Decken von seinen Schultern gerutscht und auf den Boden gefallen waren. Dumbledores Zauberstab flog fast über seinen Kopf und er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn aufzufangen.

Alle Anwesenden waren totenstill.

Draco stolzierte an Dumbledore vorbei und baute sich neben Black auf, der direkt vor seinem Bruder saß. Regulus‘ Kleidung, die Black so sorgsam in Ordnung gebracht hatte, war durcheinander gebracht und zerwühlt. Er lag irgendwie schief.

„Machen Sie das noch einmal und ich bring meine Aufgabe verspätet zu Ende“, sagte Draco. Er war selbst ein wenig überrascht, wie ruhig er dabei klang. Wahrscheinlich war das hier gerade das Dümmste, was er heute getan hatte, und die Liste seiner Dummheiten war sehr lang.

Dumbledore hob die Augenbrauen. Er sah wie immer aus. Nett und freundlich, ein bisschen durchgeknallt.

Black rappelte sich auf. Er sah Draco nicht an, warf ihm nicht einmal einen kurzen Blick zu. „Fass meinem Bruder nicht noch einmal an, Albus. Er hat nicht das, wonach du suchst.“

„Nun… Dann tut es mir aufrichtig leid“, erwiderte Dumbledore.

Black schnaubte. „Ja, klar.“ Ohne Draco in irgendeiner Weise zu beachten, schob er sich an ihm und Dumbledore vorbei zur Tür. „Ich bin oben.“

Draco wollte ihm nachgehen, hatte schon einen Fuß angehoben, als der rosa Blitz erneut auftauchte.

„Ich werd mal nach ihm sehen.“ Tonks schaute über die Schulter, während sie das sagte, und krachte gegen den Türrahmen. Aus dem Gleichgewicht gefallen taumelte sie in den Flur und verhedderte sich in den Decken, die Draco fallengelassen hatte. Sie stolperte aus seinem Blickfeld. Dumpfes Scheppern folgte ihrem Weg die Treppen nach oben.

Draco spürte das Gewicht des Medaillons in seiner Tasche.

Dumbledore räusperte sich. „Dürfte ich meinen Zauberstab wiederbekommen?“

Draco drehte den Zauberstab in den Fingern und reichte ihn mit dem Griff voraus an Dumbledore zurück. Er wusste nicht, was er mit sich anfangen sollte. Dass Black ihn einfach stehengelassen hatte, tat weh. Dass ausgerechnet diese Schlampe ihn trösten durfte, war ein Tritt in den Magen.

Draco merkte erst jetzt, dass alle ihn anstarrten. Dumbledore schmunzelte, Kingsley hatte sein Gesicht aufgrund der Umstände immer noch fest unter Kontrolle, und Lupin sah aus, als wäre der Hogwarts-Express über ihn rübergerollt.

Draco wich ihren Blicken aus und schaute auf Regulus herunter. Niemand hatte seine Roben wieder in Ordnung gebracht. Black war einfach abgehauen. Das passte nicht zu ihm.

Mühselig hockte Draco sich auf den Teppich. Die Fasern waren durchgeweicht, aber die Nässe konnte den Schaden der Zeit nicht übertreffen. Regulus‘ Kleidung fühlte sich an, als würde sie unter seinen Fingern zerfallen. Draco bemühte sich ganz vorsichtig zu sein, strich behutsam jede Falte weg und rückte die einst teuren Stoffe zurecht. Er faltete sogar Regulus‘ eiskalte Hände unter seinem Brustkorb. Dann schaute er ihm ins Gesicht. Das erste Mal direkt.

Er sah Sirius so verdammt ähnlich. Seine Züge waren nicht ganz so hübsch, aber scharfkantig und faltenfrei. So jung. Es war unheimlich.

Draco legte die Hand auf Regulus‘ linken Arm. Unter dem weiten Ärmel seiner Robe lag das Dunkle Mal. Wie lange Regulus es wohl getragen hatte? Ob Draco ihn übertreffen würde? Oder war das hier ein morbider Spiegel in seine Zukunft?

Nein, er würde nicht so enden. Niemand würde in zwanzig Jahren herausfinden, dass er heroisch sein Leben gegeben hatte um den Dunklen Lord zu besiegen. Er würde immer der Feigling bleiben, der davon gelaufen war und dafür bezahlt hatte.

„Was machen Sie jetzt mit ihm?“, fragte Draco. Er hatte einen Kloß im Hals, den sicher jeder hören konnte.

„Wir sorgen dafür, dass er eine angemessene Bestattung bekommt. Das Grab mit seinem Namen ist bisher leer“, sagte Dumbledore. „Ich hätte vorgeschlagen, dass Kingsley und Nymphadora sich angemessen um die Leiche kümmern, jedoch scheint mir das in Sirius‘ momentanem Zustand keine gute Idee zu sein. In den nächsten Stunden wird er sich wohl kaum beruhigen.“

„Und seine Geschichte?“ Draco erhob sich wieder. „Er hat sich vom Dunklen Lord abgewendet. Wenn Sie diese Geschichte an die Öffentlichkeit bringen, mit ihren Konsequenzen, dann wird das Augen öffnen. Black ist schon immer ein einflussreicher Name gewesen. Niemand kann das ignorieren.“

Dumbledore schaute ihn überrascht an. „In der Tat. Eine ausgezeichnete Idee, Draco.“

„Suchen Sie sich aber jemand Besseren, als die Kimmkorn.“ Er wollte sich auf die Couch setzen, aber Dumbledore schien ihm das nicht zu gönnen. Anscheinend nahm er ihm das mit dem Entwaffnen übel.

„Können wir uns draußen kurz unterhalten?“ Lächelnd bedeutete er Draco ihm in den Flur zu folgen. Im Wohnzimmer lagen wohl schon genug Leichen.

Draco schluckte hart. Er konnte wohl nicht darauf zählen, dass Kingsley ihn rettete. Der Mann war der perfekte Bodyguard. Schweigsam, kontrolliert und in ihm schlummerte das richtige Maß Humor. Und Lupin verabscheute ihn dermaßen, dass er sich nicht einmal unter diesen Umständen seine perfiden Kommentare über psychisch aufreibende Projektionen sparte.

Ganz alleine im Flur mit Dumbledore kam Draco sich ziemlich klein vor. Er reckte das Kinn, auch wenn das wenig half.

„Denken Sie nicht, dass ich mich entschuldige.“

„Du hast mich überrascht, Draco, dafür musst du dich nicht entschuldigen. Es war sowieso mein Fehler.“ Dumbledore schaute ihn forschend durch seine halbmondförmigen Brillengläser an. „Das war ein erstaunlicher Zauber, den du benutzt hast um den Inferius-Fluch zu brechen. Wie bist du darauf gekommen?“

Draco hörte das Echo von Toms Stimme, die ihm die komplizierten Worte zugeflüstert hatte. „Ich hab ihn gelesen.“

„Ist das so? Nun, ich entsinne mich nicht, dass derartige Zauber irgendwo in Madam Pince‘ Bibliothek zu finden sind.“

„Der Umfang von Hogwarts‘ Bibliothek ist schmaler, als ein Wurm, wenn man sie mit der von Malfoy Manor vergleicht“, sagte Draco.

Dumbledore schaute über seine Brillengläser direkt in Dracos Augen, sein Blick bohrte sich tief in Dracos Geist. Draco war dankbar für Kreachers heiße Schokolade. Er hatte Lupins Vorliebe ständig wie ein Perverser Schokolade zu verteilen, wenn es einem schlecht ging, für absurd gehalten, aber es half wirklich. Er hatte wieder genug Energie um jede Schotte in seinem Geist zu schließen und Dumbledore die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

Dumbledore behielt sein Lächeln bei.

Draco verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. „Wenn Sie mich über das Medaillon ausfragen wollen, vergessen Sie’s.“

„Im Sinne, dass du nichts darüber weißt, oder dass du es mir nicht verraten willst?“

„Sie reden mit mir nicht über die Horkruxe, wieso sollte ich es dann tun?“

„Weil ich dir helfen kann.“

„So, wie Sie sich selbst geholfen haben?“ Draco zerrte Dumbledores linken Arm hoch. Der weite Ärmel seiner purpurfarbenen Robe glitt nach unten, offenbarte schwarz verfärbte Stellen auf der blassen Haut. Dumbledores Ringfinger war komplett verdorrt, und wie rußgeschwärzte Verbrennungen breitete sich ein Muster über seine Hand aus.

Dumbledore wirkte beinahe stolz. „Gut beobachtet, Draco.“

„Ich war Sucher. Ich hab gute Augen.“ Er ließ Dumbledores Arm los und wischte sich die Hand an seiner Hose ab. „Sie sind so gut wie tot. Ich hoffe, es hat sich gelohnt.“

„Es war ein Fehler, den ich immer wieder machen würde“, sagte Dumbledore.

„So, wie mich in diesem Haus einzusperren, nachdem Sie mich herumgereicht haben, wie ein Buch aus der Bibliothek?“

„Du findest, das war ein Fehler?“

„Fragen Sie das mal Bill Weasleys Gesicht oder die Menschen, die Greybacks Massaker im St. Mungos überlebt haben. Und jetzt verbringe ich meine Zeit unter der Schnauze eines Werwolfs, weil Sie mich von dem einzigen Menschen fernhalten, den ich… ähm…“ Draco räusperte sich. „Weil Sie Ihre kindischen Spielchen treiben müssen.“

Dumbledore wagte es zu schmunzeln.

„Ich weiß, was Sie getan haben“, fuhr Draco ihn an, lauter als beabsichtigt. „Sie haben seine Briefe abgefangen… Sie haben meinen Brief abgefangen.“

„Ich habe sie nicht gelesen“, sagte Dumbledore sanft.

Draco wünschte, er hätte noch Dumbledores Zauberstab um ihn hier und jetzt zu zerbrechen.

„Ich verstehe, dass du verärgert bist“, fuhr Dumbledore fort. „Derartige… Kindereien sind bitter wie Zitronendrops. Ich hielt es aber für richtig.“

„Auch Sie machen Fehler“, antwortete Draco. Er schaute über Dumbledores Schulter. Der alte Mann folgte seinem Blick, drehte sich herum. Draco hatte nun freien Blick auf die Treppe. Tonks schlurfte missmutig an dem schnarchenden Portrait von Mrs. Black vorbei. Sie sah zerwühlt aus. Ihr kurzes rosa Haar stand in alle Richtungen ab, braune Strähnen mischten sich in das Durcheinander. Rote Flecken färbten ihre Wangen.

Draco schaute sie so voller Hass an, dass sie verstummte. Dumbledore sagte irgendetwas, nichts und niemand konnte ihn zum Schweigen bringen, aber Draco hörte nicht zu. Er schob sich zwischen den beiden vorbei durch den engen Flur und hastete die Treppe nach oben.

Das Medaillon in seiner Tasche schien immer schwerer zu werden.

Im ersten Stock wartete Tom auf ihn, seine geisterhafte Gestalt schreckte Walburga Black nicht auf.

„Was glaubst du hat sie so lange bei ihm gemacht?“, fragte Tom.

Draco ging einfach an ihm vorbei. Noch mehr Stufen warteten auf ihn. Im zweiten Stock war das Zimmer, das Black für ihn vorgesehen hatte. Musste er jetzt all seine Sachen dorthin tragen?

„Sie sah recht erschöpft aus.“ Tom lehnte am Treppengeländer im zweiten Stock. „Wahrscheinlich ist sie nicht so zimperlich wie du ihren Mund einzusetzen.“

Draco beschleunigte seine Schritte, nahm zwei Stufen auf einmal. Nicht die Anstrengung trieb ihm die Röte ins Gesicht.

Auch im dritten Stock wartete Tom schon auf ihn. „Ich verstehe nicht, wieso du dir solch ein Verhalten bieten lässt. Albus Dumbledore stellst du dich entgegen, aber ein abtrünniger Black hält dich in einem festeren Bann, als der Imperius-Fluch es vermag.“

„Halt die Schnauze“, keuchte Draco und rannte bis ins oberste Stockwerk. Ihm war, als müsse er eine Steinkugel hinter sich herziehen. Wenigstens Tom war ihm nicht weiter gefolgt.

Dafür hörte er leises, abgehaktes Atmen. Zuerst glaubte er, dass Tonks es geschafft hatte ihn zu überholen, dann überlegte er, ob Black vielleicht noch erschöpft war. Er zögerte, wollte schon wieder umkehren, als ihm auffiel, dass die Geräusche nicht aus Blacks Zimmer kamen.

Regulus‘ Zimmertür stand offen. Nie zuvor hatte Draco einen Blick hinein geworfen. Auch jetzt wagte er nur einen verhaltenen Blick. Der Raum war kleiner als Blacks Zimmer. Das Bett stand gleich neben dem Türrahmen. Hinter dem Fußende entdeckte er Black. Er saß auf dem Boden, um ihn herum lagen Sachen verstreut und die Jahrzehnte alte Staubschicht war durchbrochen.

Draco setzte einen Fuß in das Zimmer, eine Diele knarzte unter seinem Schritt.

Blacks Kopf ruckte herum. „Verschwinde.“ Die Heiserkeit war nicht aus seiner Stimme gewichen. Sie lockte Draco an. „Lass mich allein. Hast du nicht gehört?“

Draco ließ sich neben Black auf den verstaubten Teppich nieder. Bücher, Zeitungsausschnitte und Fotos lagen in einem Halbkreis um sie herum. Regulus hatte einen Geschmack, der seinem erschreckend ähnlich war. Draco hatte viele der sichtbar oft gelesenen Bücher selbst zwei- oder dreimal gelesen. Die sauber ausgeschnittenen Zeitungsartikel zeigten seine Obsession mit dem Dunklen Lord. Er hatte auch eine Vorliebe für Quidditch gehabt. Ein Foto bewies, dass er Sucher gewesen war. Draco lief ein Schauer über den Rücken.

„Geh, Draco.“ Black hielt ein zerknittertes Foto fest in den Händen. Er musste es zwischen den Bücherseiten gefunden haben. Regulus schien Fotografien gerne als Lesezeichen benutzt zu haben. Das Bild war das einzige von beiden Brüdern zusammen. Sirius hatte grinsend den Arm um Regulus geschlungen, zog ihn immer wieder dichter gegen sich. Regulus‘ Versuche sich zu befreien waren halbherzig und von einem Schmunzeln begleitet.

„Bitte.“ Blacks Stimme brach weg. Tränen standen in seinen Augen. Aus Anstrengung sie zurückzuhalten war sein Gesicht verzerrt und rot. „Ich will nicht, dass du mich so siehst.“

Draco verdrehte die Augen. „Du hast mich auch schon total verrotzt gesehen. Gleiches Recht für alle.“

„Nein. Du bist hübsch, wenn du weinst.“

„Du bist sicher nicht weniger hässlich, wenn du heulst.“

Endlich zuckte ein winziges Lächeln über Blacks Lippen. Er küsste Draco auf die Stirn. „Ich bin froh, dass ich dich hab.“ Fest drückte er sich gegen Draco, verharrte aber nicht, sondern krümmte sich unter Schmerzen, die Draco sich gar nicht ausmalen wollte. „Ich dachte, ich krieg ihn wieder. Wenigstens einer, der nicht… Du hattest Recht. Ich hätte auf dich hören sollen.“

Draco zog Blacks Kopf in seinen Schoß und streichelte sein Haar. Er hoffte, dass er inzwischen genug Übung darin hatte, um keine Strähnen auszureißen. Blacks Haare waren inzwischen über sein Kinn hinausgewachsen. Heute Nacht noch hatte er sie kürzer in Erinnerung gehabt.

Black schaute das Foto an, strich mit dem Daumen eine abgeknickte Ecke glatt.

Draco überlegte, ob das hier der richtige Moment war, um die Geschichte zu erzählen, die ihm Kreacher anvertraut hatte. Das Medaillon brannte sich in seinen Oberschenkel.

Er sagte nichts, und auch Black lag einfach nur stumm da und rührte sich lange keinen Millimeter.

~*~

Unsicher landete Snape auf dem glitschigen Höhlenboden. Die Morgensonne schaffte es kaum den schmalen Spalt im Fels zu erleuchten. Kein Muggel würde es jemals hierher schaffen, und auch Zauberer würden Probleme haben. Außer sie besaßen die speziellen Fähigkeiten des Dunklen Lords.

„Erstaunlich, oder Severus?“ Der Dunkle Lord hatte bereits einen Durchgang in der Wand geöffnet und wartete, den Zauberstab in den langen Fingern drehend, auf Snape. „Wieso demütigen die Zauberer sich seit Jahrhunderten selbst mit der Benutzung von Besen? Dabei ist es leichter zu fliegen, als eine Feder schweben zu lassen.“

„In der Tat, mein Herr.“ Snape musste den Brechreiz herunterschlucken. Er hasste es zu fliegen. Für Quidditch konnte er sich nur begeistern, wenn er auf den Rängen Slytherin unterstützen konnte. Die einzigen Flugstunden in seinem Leben hatten desaströs geendet – James Potter sei Dank. Jeden weiteren Ritt hatte er vermieden. Potter und seine Freunde hatten ihn oft genug durch die Luft fliegen lassen.

Und er würde Black niemals verzeihen, dass er ihn in ein fliegendes Fledervieh verwandelt hatte.

„Du fragst dich sicherlich, wieso ich dich an diesen abgelegenen Ort gebracht habe“, sagte der Dunkle Lord.

Snape hatte ausgeschlossen, dass der Dunkle Lord ihn durchschaut hatte und beseitigen wollte. Das hätte er vor Publikum getan.

„Diese Höhle, abgelegen und unerreichbar, schützt meinen teuersten Schatz. Komm.“ Der Dunkle Lord bedeutete ihm vorzugehen. Kein gutes Zeichen.

Snape betrat die Höhle, entzündete mit einem Wink ein Licht an seinem Zauberstab. Eine Hitzewelle schlug ihm entgegen. Der riesige Hohlraum stank nach verbranntem Fleisch.

„Oh, nein.“ Voldemort spielte seine Überraschung absichtlich enttäuschend schlecht. „Nichts, Severus. Die Höhle ist leer. Kein Wasser, keine Inferi – kein Schatz!“ Den letzten Teil brüllte er so voller Zorn, dass die Wände erbebten.

Snape schloss die Augen, sammelte sich kurz ehe er sich umdrehte. „Ich verstehe nicht.“

Aus der Dunkelheit brachen erst die glühenden roten Augen hervor, dann folgte Voldemorts ganze, vor Wut zitternde Gestalt. Er blieb kaum eine Armlänge von Snape entfernt stehen.

„War Dumbledore hier?“

„Ich weiß es nicht, mein Herr.“

„Und der Junge?“

„Potter, mein Herr? Er ist bei seinen Verwandten.“

Voldemort riss seine Zauberstabhand hoch und Snape flog mit der Wucht eines explodierenden Kessels gegen die Höhlenwand. Zwei Meter über dem Boden blieb er in der Luft hängen – fliegen – und spürte die Hitze von Voldemorts Magie seine Kehle zusammendrücken.

„Wozu bist du mein Spion, wenn du nicht in der Lage bist Dumbledores infantile Schritte zu überwachen, Severus? Finde heraus, wann er hier war, was er gestohlen hat und wo er es hingebracht hat. Merlin schütze dich, sollte er geschafft haben es zu zerstören.“ Voldemort trat zurück in die Schatten. Das Rot seiner Augen flackerte, als er tief durchatmete. Ruhiger fuhr er fort: „Wage nicht mir unter die Augen zu treten, ehe du diese Informationen beschafft hast.“

Der Dunkle Lord verschwand in einer Wolke aus schwarzem Rauch. Erst zwei Minuten später plumpste Snape auf den Höhlenboden. Er rieb sich die Kehle.

Wie sehr er fliegen doch hasste…


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