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Pureblood Pride - Die Höhle

von Dr. S

Sirius fluchte. Eine hochschlagende Welle hatte ihn fast von der steilen Klippe gewaschen. Bis auf die Knochen durchnässt klammerte er sich an den glitschigen Felsen. Keine zwei Meter von ihm entfernt hörte er Draco prusten. Der Sprühregen der Welle hatte ihn ebenfalls erwischt, trotzdem war er noch gut genug drauf, dass er grinsen konnte. Hätte er seinen Zauberstab nicht zwischen den Zähnen, wäre ihm definitiv ein schneidender Kommentar über die Lippen gekommen.

Sirius schüttelte seinen Zauberstab, bis das Licht zurückkehrte, das er vor Schreck hatte erlöschen lassen. Die Dunkelheit machte ihre kleine Klettertour schwieriger als erwartet. Um ehrlich zu sein hatte Sirius gar nicht damit gerechnet, dass er klettern musste. Ohne Draco hätte er die schwer zu erreichende Höhle gar nicht gefunden.

Das nächste Dorf lag einige Kilometer entfernt. Die öde, triste Landschaft lud nicht gerade zum Wandern ein. Die Geschichte, wie Voldemort diese Höhle entdeckt hatte, erschien ihm zunehmend absurder. Sowieso war die Vorstellung von Voldemort als kleinem Jungen, der zum Spielen davonlief, auf eine gewisse Art verstörend. Als würde man den schlechten Versuch unternehmen, ein abgrundtief böses Wesen zu humanisieren.

Draco hatte ihm diese Geschichte erzählt, als würde er Voldemort für einen Menschen halten.

Sirius landete schnaufend auf einem kleinen Felsplateau mitten im Meer. Die finstere Nacht ließ nur schwer erahnen, was für eine Tiefe sich um sie herum auftat. Der Boden war glitschig. Draco bekam das zu spüren, als er sich fallen ließ.

„Pass auf.“ Sirius hielt ihn an dem Armen fest und bewahrte ihn davor ins Meer zu stürzen. Dracos Reiseumhang schlug im Wind. Sirius hatte für die Strapazen eine eng anliegende Jacke präferiert. Draco besaß so etwas gar nicht. Er zitterte auch unter dem schweren Stoff.

„Das ist sie.“ Draco leuchtete mit dem Zauberstab in eine Aushöhlung zwischen den Klippen, unerreichbar für Muggel, geschweige denn Muggel-Kinder. Voldemort musste schon früh außergewöhnliche Fähigkeiten entwickelt haben. Aber sie wussten grob, was auf sie zukommen würde.

Sirius hielt Draco immer noch fest. Er beugte sich über Dracos Schulter und küsste ihn. Der nasse Umhang wickelte sich um sie, als Draco sich zu ihm drehte. Als wolle er in ihm verschwinden. Eine neue Welle schlug gegen den Felsen und setzte ihre Füße unter Wasser.

„Bereust du, dass wir uns nicht eine Stunde mehr Zeit gelassen haben?“, fragte Draco und schlug Sirius‘ Kragen zu recht.

„Schon seit ich dir beim Anziehen zugesehen haben“, sagte Sirius.

Draco schob ihn grinsend weg. „Konzentrier dich.“ Seine Anspannung kehrte schnell zurück, und Sirius war sich sicher, dass kein noch so langer Kuss das ändern konnte. „Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass wir diesen Ausflug machen wollten.“

„Ich hätte dir lieber etwas anderes zum Geburtstag geschenkt.“

„Solange es kein kitschiges Picknick ist.“

Sirius versuchte zu grinsen, es wollte ihm aber nicht gelingen. „Ich hoffe, du kannst schwimmen.“ Damit sprang er in den flacheren Uferabschnitt und schwamm voraus. Das Wasser war eiskalt. Vor ein paar Stunden, als er im schwülen Little Whinging festgesessen hatte, hätte er sich das gewünscht. Jetzt wollte er sich gerne Dracos Reiseumhang ausleihen.

Der Fels um ihn herum war glatt und sah aus, als wäre eine riesige Schnecke darüber gekrochen. Die Ebbe hatte einige glitschige Algen zurückgelassen.

Sirius half Draco aus dem Wasser heraus. Er sprach einen schnellen Zauber, um sie zu trocknen. Das Zittern blieb. Draco suchte seine Nähe.

„Die Schwarze Magie trieft hier ja aus allen Poren“, sagte Sirius.

Draco blickte nach oben. „Das ist nur Wasser.“

Sirius lachte. Dracos Gesichtsausdruck verschlug ihm das schnell wieder. Es mochte am Licht ihrer Zauberstäbe liegen, aber er hatte ihn selten so blass gesehen. Ihm selbst schlug die Atmosphäre auf den Magen.

Sirius tastete die Wand ab. „Ich bin ganz froh, dass Dumbledore vor uns hier war. Alleine hätte ich ewig gebraucht, um die richtige Methode herauszufinden.“ Er holte das Taschenmesser hervor, das Harry ihm letzte Weihnachten geschenkt und das Draco ihm kurz darauf zwischen die Rippen gejagt hatte. Jetzt schnitt er sich selbst die Hand auf.

Draco schaute weg. Nach den letzten Monaten sollte der Anblick von Blut ihm nicht mehr aufstoßen.

Sirius presste die Hand gegen den Fels. Ein weißes Licht brannte sich in einem Bogen in die Wand. Ein Durchgang öffnete sich und gab das weitere Innere der Höhle frei. Bevor Sirius vorgehen konnte, griff Draco seine Hand.

„Warte kurz…“ Er zog seinen Zauberstab über den tiefen Schnitt in Sirius‘ Handfläche, ohne dabei hinzusehen. Mit einem Kribbeln schloss sich die Wunde.

„Du hast ein Händchen dafür“, sagte Sirius.

„Bloß Übung.“ Draco nutzte die Gelegenheit und betrat als erster die Höhle. Sirius folgte ihm.

Vor ihnen tat sich ein weitläufiger Hohlraum auf. Ihr Zauberstablicht reichte nicht weit, wurde nach zwei Metern von dem pursten Schwarz verschluckt, das ihm je untergekommen war. Leises Plätschern hallte von den hohen Wänden, Tropfen, die von der Decke auf eine Wasseroberfläche fielen. Sehen konnte er davon nichts.

Draco hatte sich von ihm entfernt und hingehockt. Sirius mochte solche Alleingänge gar nicht. Er schlitterte an den Rand des schmalen Weges und wäre fast hinunter ins Wasser gefallen. Dracos Arm schoss wie eine Zugschranke hoch. Sirius zog ihn daran hoch.

„Komm da weg“, sagte er scharf. „Du willst sie doch nicht aufscheuchen.“

Die strahlende Neugierde in Dracos Augen hätte die Dunkelheit besser als jeder Lumos vertrieben. „Hast du schon mal einen gesehen?“

„Ja. Keine schöne Erinnerung.“ Auf Dracos fragenden Blick fügte Sirius hinzu: „Ich erzähl’s dir ein anderes Mal.“

„Das sagst du jedes Mal“, murmelte Draco.

Sirius hatte keine Gelegenheit näher darauf einzugehen. Draco fuhr wie ein junges Reh herum, als hätte ihn irgendein Geräusch erschreckt. Aber da war nichts. Finster blickte Draco zum Höhleneingang, dann steuerte er zielstrebig auf eine nicht herausstechende Stelle am Ufer zu. Dort griff er ins Leere. Ein Scheppern wie von Metall durchbrach das gleichtönige Tropfen.

Draco hatte jene Kette gefunden, an der das kleine Boot hängen sollte mit dem Harry und Dumbledore zur kleinen Insel in der Mitte des unterirdischen Sees gelangt waren. Zusammen zogen sie das Boot heraus.

Wasser und Zeit hatten keinen Schaden an dem Holz hinterlassen. Es sah stabil aus, sank aber tief ein, als Sirius einen Schritt hinein wagte. Das Boot schwankte, sobald er komplett in ihm stand. Er bedeutete Draco zurückzubleiben.

„Du wartest besser hier.“

Draco lachte spöttisch und hüpfte in das Boot. Wasser schwappte über den Rand. Sie wurden kaum noch über Wasser gehalten. Draco setzte sich vorsichtig hin.

„Wir wiegen doch zusammen nicht mehr als Dumbledore und Potter“, sagte Draco und suchte eine Stelle am Rand, an der er sich festhalten konnte, ohne dass seine Fingerspitzen das Wasser berührten.

Sirius schüttelte ahnungslos den Kopf. Es war zu spät umzukehren. Das Boot setzte sich ganz alleine in Bewegung und steuerte geradewegs auf die Insel zu. Das Wasser teilte sich unter seinem scharfen Bug, ab und an wurde etwas Schweres aus dem Weg geschoben, prallte dann mit einem Rumpeln gegen das Holz. Sirius konnte förmlich sehen, wie Draco sein hüpfendes Herz herunterschlucken musste. Seine Hände lagen zitternd in seinem Schoß. Das Licht an seiner Zauberstabspitze flackerte.

„Wonach suchen wir eigentlich?“ Draco flüsterte, als hätte er Angst schlafende Menschen zu wecken. Entweder hatte er in Sirius‘ Unterricht wirklich nicht aufgepasst, oder es machte ihm Angst, was unter ihnen lauern könnte.

Die einzigen Geräusche kamen inzwischen vom Wasser, das Wellen gegen das Boot schlug. Als würde der Inhalt des Sees ihnen ausweichen. Sirius hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Genauso einfältig, wie flüstern zu wollen.

„Nach Details“, erklärte Sirius.

Draco seufzte. „Sag mir nicht, dass du versuchen willst deinen Bruder zu erschnuppern.“

„Draco, ich bin davon ausgegangen, dass dir bewusst gewesen ist, wie…“

„…dämlich diese Aktion ist?“

„Jupp.“ Sirius grinste. Das Boot setzte am Ufer der kleinen Insel an. Er stieg noch nicht aus, sondern setzte sich zu Draco. Sirius umfasste die zitternden Hände. Ihre Zauberstäbe erzeugten so dicht beieinander ein blendend helles Licht. „Hör zu, ich hätte dich nicht mitgenommen, wenn ich dir nicht zutrauen würde, dass du mit sowas umgehen kannst.“

Draco bekam wieder Farbe ins Gesicht, ein zartes Rosa. „Vielleicht hast du sie nicht mehr alle.“

„Darüber musst du dich mit Remus austauschen.“ Sirius küsste Dracos Fingerknöchel. „Wir hatten das im Unterricht.“ Merlins Bart, das war der unpassendste Zeitpunkt für ein Déjà-Vu. „Feuer, Draco. Das hast du ohne Schwierigkeiten hingekriegt.“

„Das war im Klassenzimmer. Und du hast mich nur Zacharias Smith in Brand stecken lassen…“

„Dann stell dir einfach sein Gesicht vor, wenn sie rauskommen.“ Sirius kletterte aus dem Boot und half Draco heraus. Die Insel war kaum mehr als ein kleines Plateau, künstlich und glatt. In der Mitte erhob sich das inzwischen leere Becken auf einer schmalen Säule. Sirius warf trotzdem einen Blick hinein.

„Leer“, stellte er fest.

Draco trat neben ihn und fasste in das Becken, als würde er den letzten Tropfen jener Flüssigkeit aufspüren wollen, die das Medaillon lange erfolgreich beschützt hatte. „Der Trank musste vollständig getrunken werden, um die Barriere zum Horkrux zu durchbrechen.“

Sirius runzelte die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob er Draco erzählt hatte, was Harry ihm anvertraut hatte. „Das heißt, mein Bruder muss den Trank auch getrunken haben.“

„Und du glaubst, er hat das Becken wieder aufgefüllt?“

„Es füllt sich jedenfalls nicht von alleine auf“, sagte Sirius.

„Hm…“

„Hey, das ist die perfekte Täuschung. Sogar Dumbledore ist darauf reingefallen. Glaubst du, Voldemort hätte irgendeinen gefährlichen Zaubertrank ausgeschlürft, wenn er auf einen Besuch vorbeikommt?“

Draco zuckte die Achseln. „Dein Bruder muss darauf gebaut haben, sonst hätte er keine Nachricht im falschen Medaillon hinterlassen.“

„Absicherung. Slytherins planen immer für alle möglichen Fälle.“

Draco wollte antworten, schreckte aber schon wieder herum. Sirius hielt seinen Zauberstab bereit, aber da war nichts. Keine noch so kleine Bewegung im Wasser. Er hätte damit rechnen müssen, dass Dracos Nerven das hier nicht durchhielten.

Er drückte Dracos Schulter. „Das mit dem Schnuppern halt ich für eine gute Idee. Lass mich das mal ausprobieren.“

Draco schaute genau hin, als Sirius sich nach vorne fallenließ und auf Pfoten statt Händen landete. Er streichelte das schwarze Zottelfell, das Sirius‘ Haut überzogen hatte. „Du hättest lieber Verwandlungen unterrichten sollen.“

Sirius stupste mit der feuchten Hundeschnauze gegen Dracos Handfläche. Dann zog er sich von dem einnebelnden Geruch eines frischen Sommerregens vermischt mit Dracos nach Zitronen duftenden Shampoos zurück. Seine Sinne waren in seiner Animagus-Gestalt geschärft. Er konnte klar und deutlich Harry und Dumbledore riechen, Angst, Schmerz und verbrannte Stofffasern durchzogen die bekannten Gerüche.

Er schnüffelte an der Säule. Dort war der Geruch von Angstschweiß beißend scharf. Ein Hauch von Kissenbezug webte sich hinein, erinnerte ihn irgendwie an den Grimmauld Place, an den gehäuften Wäschekorb, den Kreacher Sonntagmorgens summend durch die Stockwerke getragen hatte.

Sirius nahm eine Spur neben der Säule auf. Sie führte an die andere Seite des Ufers, weg vom Boot. Er folgte ihr, die Nase nur wenige Millimeter vom ebenen Gestein der Insel entfernt. Je näher er dem Wasser kam, desto stärker stieg ihm der Tod in die Nase. Aber da war eine feine Note von Leder. Drachenleder.

Remus hatte ihm vor vielen Jahren einen Muggel-Roman geschenkt, in dem die Hauptfigur behauptet hatte, man könne sich erst Detektiv nennen, wenn man mindestens fünfundsiebzig verschiedene Düfte erkennen konnte. Sirius konnte das als Hund verdreifachen.

Das hier war Leder von einem Peruanischen Viperzahn. Glatte, kupferfarbene Schuppen, manchmal von einer kontrastreichen schwarzen Musterung durchzogen. Extrem teuer, nachdem der Drachen im neunzehnten Jahrhundert brutal dezimiert worden war. Charlie Weasley hatte ihn fast umgebracht, als er Schuhe aus diesem Leder in Sirius‘ Schrank entdeckt hatte, während er einem Wichtel-Nest nachgegangen war.

Sirius‘ Vater hatte je ein Paar für Regulus und ihn von einer Geschäftsreise aus Südamerika mitgebracht. Regulus‘ hatten nur eine dezente Musterung aus Kupfer aufgewiesen. Er hatte sie wegen dieser Einfachheit geliebt. Sirius hatte seine zurückgelassen, als er kurz darauf von zu Hause weggelaufen war.

Und dort, viel zu nah am Wasser, stieg ihm der Geruch von Blut und Silber in die Schnauze. Er entdeckte einen Kratzer in dem sonst glatten Felsuntergrund. Schleifspuren in denen feine Silbersplitter hingen, wie von Schmuck, der eine brachiale Begegnung mit dem Boden hinter sich hatte.

Regulus hatte an der rechten Hand immer einen Ring mit ihrem Familienwappen getragen, den gleichen, den ihr Vater benutzt hatte, um Briefe zu versiegeln und die extravagante Black-Note im Wachs zu hinterlassen. Sirius hatte seinen einmal verschluckt.

Er folgte der Spur zum Wasser, steckte die Schnauze fast hinein. Irgendetwas hatte sich unter der Oberfläche an einem spitzen Stein verfangen. Es bewegte sich geschmeidig, als hätte jemand Tinte ins Wasser gegossen.

Sirius beugte sich weiter vorwärts. In der Dunkelheit konnte er kaum etwas ausmachen. Dracos Zauberstablicht war zu weit entfernt. Aber noch ein kleines Stückchen und er –

Eine Hand schoss aus dem Wasser. Sirius wich fiepend zurück.

„Incendio!“ Ein Feuerball schoss auf die Hand zu, versengte sie und zwang alle noch vorhandenen vier Finger zurück ins Wasser.

Draco war sofort neben ihm, umklammerte Sirius‘ Hundekörper und zerrte ihn zurück in die Mitte. „Bist du wahnsinnig? Nicht das Wasser berühren!“

Sirius verwandelte sich zurück. „Da ist irgendwas.“

„Nein, wirklich?“

„Von meinem Bruder.“ Sirius sprang mit gezücktem Zauberstab zurück ans Ufer.

Draco folgte ihm, schüttelte den Zauberstab und erzeugte eher eine Feuerschlange, die sich um sie wand, als einen schützenden Ring. „Woher willst du das wissen?“

„Details“, sagte Sirius und versuchte die Stelle von eben im Wasser wiederzufinden.

„Immer sagst du das. Was soll das überhaupt heißen?“

„Du würdest mich für verrückt halten.“ Sirius krempelte den Ärmel hoch und steckte die Hand ins Wasser.

Draco lachte auf. „Das halte ich definitiv nicht für verrückt.“

Sirius ignorierte den Sarkasmus und griff bis zum Ellenbogen ins Wasser. Er spürte Stoff, vom langen Aufenthalt im Wasser zu einem Fetzen zersetzt. Finger glitten interessiert über seinen Arm. Sie packten zu, kräftiger als jeder Grindeloh, und zerrten an ihm. Sirius riss den Stofffetzen aus dem Wasser und zog gleichzeitig die Leiche an Land.

Der Inferius gab ein schauerliches Geräusch von sich, als er sich auf Sirius stürzte. Sirius hielt seinen Zauberstab in das leere Gesicht und setzte es in Brand. Der Inferius glitt kreischend zurück ins Wasser.

Hinter ihm schnappte Draco panisch nach Luft. „War das dein Bruder?“

„Nein. Aber das hier ist ein Stück von seinem Umhang.“ Sirius hielt den Stofffetzen hoch, zeigte Draco die Innenseite. Nahe bei der Naht waren Buchstaben eingestickt. Der untere Teil eines Rs und die Hälfte eines As.

Draco öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Hinter dem schützenden Feuerwall, der Draco mehr Schweiß auf die Stirn trieb als Sirius, näherten sich plätschernde Schritte. Die Inferi zogen sich an Land und lauerten auf eine Schwachstelle im Feuer.

„Wie lange hältst du das noch durch?“, fragte Sirius.

Draco blickte ihn entsetzt an. „Was meinst du?“

„Ich bin gleich zurück“, versicherte Sirius und sprang kopfüber ins Wasser. Dracos Schrei hallte ihm noch ein paar Meter nach, dann war nur noch der Wasserdruck in seinen Ohren.

Er leuchtete mit seinem Zauberstab in die Dunkelheit. Sie war undurchdringbar fest. Vor ihm baute sich ein Berg aus Leichen auf. Er ging bis knapp unter die Wasseroberfläche. Frauen, Kinder, Männer waren ineinander verhakt, ihre Glieder manchmal so kompliziert verknotet, dass sie sich nicht lösen konnten. Einige Körper trieben einzeln im Wasser, erwachten zum Leben und kamen auf Sirius zu.

Mit einer Feuerwand hielt er sie auf Abstand und schaute sich um. Er hielt sich nah an der Steinsäule, auf dem die Insel lag und schwamm hinab zum Boden des Sees. Tiefer, als er erwartet hatte. Seine Ohren schmerzten.

Immer nur kurz konnte er das Licht an seiner Zauberstabspitze aufrechterhalten, dann musste er die Feuerwand erneuern, die vor den Angriffen des größten Inferi-Schwarms schützte. Einzelne oder kleinere Gruppen der wandelnden Leichen stellten auch unter Wasser kein großes Problem für ihn da.

Die Luft wurde knapp, als er endlich den Boden erreichte. Er suchte einen Hinweis. Bloß einen kleinen Hinweis, der ihm seinen kleinen Bruder wiedergab.

Er fand Regulus.

Mit dem Rücken lehnte er an der Felswand, als würde er ein Nickerchen unter der Weide am See halten. Sein zerrissener Umhang schwebte wie Rauchschwaden um seinen Körper. Der schwere Stoff, vollgesogen mit Wasser, hielt ihn wie Zement am Boden. Die Magie, schneidend dicht an diesem dunklen Ort, hatte seine Züge unberührt gelassen. Er wirkte bloß ein wenig aufgedunsen.

Sirius vergaß die Feuerwand mit Energie zu versorgen. Sie erlosch. Hunderte Inferi kamen blitzschnell auf ihn zu, packten ihn, zerrten ihn in ihre Mitte. Er hätte sich nicht gewehrt. Das Feuer, das sie vertrieb, stammte nicht aus seinem Zauberstab.

Draco tauchte in seinem Blickfeld auf. Seine weißblonden Strähnen und die blasse Haut verliehen ihm ein geisterhaftes Aussehen im Wasser. Er zog an Sirius, schnitt letzte aufdringliche Leichenteile ungeduldig ab und versuchte ihn nach oben zu bringen. Sirius stieß ihn weg.

Er tauchte bis auf den Grund und zog Regulus in seine Arme. Um Schwung zu holen stieß er sich so kräftig er konnte vom Boden ab, schaffte es aber nicht weit. Seine Kleidung und das Gewicht seines Bruders zogen ihn herunter.

Draco packte seinen Arm und half ihm. Zusammen stießen sie durch die Wasseroberfläche zurück an die Luft. Sirius rang nach Atem. Die neue Feuerwand, die Draco heraufbeschwor, verbrannte den Sauerstoff sofort. Es fühlte sich an, als würden seine Lungen nie wieder funktionieren.

Sirius schwamm mühselig ans Ufer. Draco schob ihn auf die rettende Insel und half ihm mit Regulus. Dann wurde er mit einem Ruck unter Wasser gezogen. Ehe Sirius reagieren konnte, tauchte Draco wieder auf, zog sich selbst aus dem Wasser. Eine abgetrennte Hand hielt seinen Knöchel fest.

„Du verfluchter Bastard“, schrie Draco ihn an. Er schlug Sirius gegen die Brust, mehrfach, und ohrfeigte ihn dann so heftig, dass Sirius‘ Kopf zur Seite ruckte. „Tu das noch einmal, und ich bring dich um!“

Sirius hustete, anstatt etwas zu sagen. Draco brach an seiner Seite zusammen und vergrub das Gesicht in Sirius‘ Schulter. Er murmelte ununterbrochen. Sirius versuchte gar nicht genauer hinzuhören. Er schaute über Dracos Kopf hinweg auf den regungslosen Körper seines Bruders.

Wasser rann langsam aus Regulus‘ Kehle. Sirius kroch auf ihn zu, ließ Draco zitternd zurück. Er presste Zeige- und Mittelfinger gegen Regulus‘ Hals, fand aber keinen Puls, so sehr er es auch versuchte. Sicher stellte er sich nur zu blöd an.

„Reggie…“ Zärtlich streichelte er über Regulus‘ nasse Wangen. Tränen rauten seine Kehle auf. „Reggie, bitte… Mach die Augen auf.“

Als Regulus‘ Lider aufsprangen, schrak Sirius zusammen. Trübe Augen, wie die eines Blinden, blickten ihn an. Von dem Grau wie Aschestaub war nichts mehr zu sehen. Das war nicht mehr sein Bruder, der die Arme hob, um seine Kehle zu zerquetschen.

Sirius schob die schwachen Hände weg, wieder und wieder, während er mit der anderen Hand das nasse schwarze Haar aus Regulus‘ ausdruckslosem Gesicht strich.

„Es tut mir so leid.“ Die Worte schafften es kaum aus seiner Kehle. Er hoffte nur, dass Regulus sie hören konnte. „Es tut mir so leid, Brüderchen…“

Regulus‘ Arme hatten sich irgendwie um ihn gewickelt. Fast eine ungeschickte Umarmung.

Draco kam an seine Seite. Er legte eine Hand auf Sirius‘ Schulter und richtete den Zauberstab auf Regulus. Sirius schüttelte den Kopf, bis Schmerz in seinen Schläfen pochte. Er würde nicht zulassen, dass sein Bruder irgendwie verbrannt oder verstümmelt wurde. Dass ihm wehgetan wurde…

Aber Draco beachtete ihn nicht. Er murmelte Worte in einer Sprache, die sich für ihn genauso eigentümlich anhörte, wie sie neu und ungeschickt aus Dracos Mund kam.

Die Blindheit verschwand aus Regulus‘ Augen. Einen Moment schien es, als würde er Sirius ansehen. Dann wurde das Licht gelöscht. Regulus erschlaffte.

„Was hast du gemacht?“, fragte Sirius mit heiserer Stimme.

„Er ist fort“, sagte Draco. „Der Zauber ist fort.“

Sirius schluckte schwer.

Das Feuer um sie herum wurde schwächer. Erschöpft glitt Draco auf den Boden. Die Inferi tummelten sich am Rand der Insel und warteten darauf, dass die Flammen erloschen. Sirius stellte fest, dass es ihn nicht kümmerte.

Er glättete das Haar seines Bruders, scheitelte es so, wie Regulus es gerne getragen hatte. Sorgsam richtete er das verdreckte Hemd unter dem zerschlissenen Umhang. Regulus‘ Hände waren blutverschmiert. Seine Fingernägel eingerissen und abgebrochen. Über das Wappen auf seinem Ring verliefen tiefe Kratzer. Er musste verzweifelt versucht haben sich festzuhalten, ehe er in die Tiefe gezogen worden war.

„Sirius…“ Dracos Stimme drang nur schwach zu ihm vor. „Ich kann nicht mehr…“

Sirius löste den Blick von Regulus und schaute sich nach Draco um. Die Hand eines Inferius hatte sich unter den kümmerlichen Flammen hindurchgeschoben und Dracos Umhang zu fassen gekriegt. Sie riss ein Stück Stoff heraus.

Sirius verengte die Augen zu Schlitzen. Sein Innerstes kochte vor Trauer und Zorn. Die Hitze war gewaltig und verschlang ihn. Er schlug den Zauberstab auf den Boden und schrie sich die Seele aus dem Leib.

Der See ging in Flammen auf. Alles, bis auf die Insel in der Mitte, wurde vom Feuer verschlungen. Innerhalb weniger Sekunden war das Wasser verdampft und der Geruch von verbranntem, modrigem Fleisch stieg ihnen in die Nase.

Die einzige Nässe tropfte aus Sirius‘ Augen auf Regulus.


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