Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Pureblood Pride - Schlechte Presse

von Dr. S

Erst weit nach Mittag wachte Sirius auf. Das grelle Sonnenlicht brach durch eine Falte der schweren Vorhänge und tauchte das Zimmer in ein schummeriges Grau. Ein Windhauch schaffte es durch den offenen Spalt der Fenster und verfing sich im Samt der Vorhänge.

Draco lag noch tief schlafend neben ihm. Nach so einer Nacht wollte man es ihm nicht verübeln. Es war ein Wunder, dass er überhaupt schlafen konnte. Dieses Monster Greyback hatte ihn innerhalb von zwei Tagen mehrmals versucht umzubringen. Dumbledores Sicherheitsvorkehrungen ließen sehr zu wünschen übrig.

Sirius streichelte Dracos nackte Schulter, eingeschnürt von einem verrutschten Verband. Inzwischen getrocknetes Blut schimmerte über seinem Schulterblatt durch. Es war schon in der letzten Nacht dort gewesen. Um so eine Verletzung vernünftig zu versorgen müsste Draco wieder ins St. Mungos. Nach allem, was Greyback dort aber angerichtet hatte, kam ein Aufenthalt momentan nicht in Frage.

Ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, strich er Dracos Haar aus der Stirn. Schon wieder hätte er Draco fast verloren. Das brach eine Wunde auf, die nie ganz verheilen würde. Nie konnte er die Menschen beschützen, die ihm etwas bedeuteten. Immer starben sie ihm unter den Fingern weg. Und Draco war leider keine Kakerlake auf die man so oft treten konnte, wie man wollte, ohne dass es ihr schadete. Er ging kaputt. Die Verletzungen von Greyback waren nur der Anfang.

Jemand klopfte an die Tür. Sirius dachte zuerst daran, dass Draco seinen wohlverdienten Schlaf verlieren könnte. Dann erst fiel ihm auf, dass er nackt und in eindeutiger Position neben Draco lag.

„Sirius, bist du wach – oh!“ Remus hatte die Tür einen Spalt breit geöffnet, gerade genug um Sirius‘ blanken Rücken zu sehen, und einen Moment sah es so aus, als würde er ohne irgendwelche Fragen zu stellen wieder verschwinden. Dann hielt er inne und erlangte einen Blick auf Draco.

Sirius bereute, dass er sich aufgesetzt hatte.

„Oh, mein –“

„Pscht.“ Sirius legte sich einen Finger auf die Lippen. Er bedeutete Remus draußen auf ihn zu warten, zog sich seine Pyjamahose an und ließ Draco alleine mit dem Kopfkissen kuscheln. Die Bettdecke raschelte, als er sich hinter der angelehnten Tür Remus‘ vorwurfsvollem Blick stellte.

„Du hättest ihn fast geweckt“, sagte Sirius, auch wenn das niemals von dem Thema ablenkte, das sich unübersehbar wie ein Kelpie in Madam Puddifoots Teestube aufdrängte. „Was gibt’s denn?“

„Versuch gar nicht abzulenken, Sirius. Erklär mir lieber, wieso ich dich mit Draco Malfoy im Bett erwische“, zischte Remus, anscheinend doch darauf bedacht Draco nicht zu wecken.

Sirius gab sich unschuldig. „Ich hab’s dir gesagt, du hast mir nur nicht geglaubt.“

„Er… Er ist der Grund, dass du deinen Job verloren hast? Ich dachte, du hättest einen Scherz gemacht. Ausgerechnet Draco Malfoy? Sirius, er ist zwanzig Jahre jünger als du.“

„Ich bin nicht derjenige, der wegen ein paar Jahren Altersunterschied ausflippt.“

Remus presste die Lippen zusammen.

„Deswegen bist du nicht hochgekommen, oder?“ Sirius konnte nach diesem Aufstand nicht fragen, wie es Remus nach seiner auch nicht gerade leichten Nacht ging. Noch dazu war ihre Auseinandersetzung vom gestrigen Morgen für Remus definitiv auch noch nicht vom Tisch. Gut möglich, dass er sich allein deswegen zu Greybacks letztem Abendmahl mit seinen Wölfen gesellt hatte.

„Ich… Ich wollte nach dir sehen“, sagte Remus. „Und dachte, es interessiert dich vielleicht, dass Tonks wohlauf ist. Hestia und… Meine Güte, Sirius, er ist doch noch ein Kind.“

Sirius wischte sich das strähnige Haar aus dem Gesicht. Er hatte noch keinen Gedanken an seine kleine Cousine verschwendet, oder an Hestia und Bill. Darauf zurückzukommen stellte sich allerdings als schwierig heraus. „Sowas muss ich mir nicht anhören, Remus. Ich bin nicht pädophil.“

„Aber irgendetwas stimmt doch nicht mit dir. Hast du deinen gesunden Menschenverstand in Askaban verloren? Der Sirius Black, den ich kannte, hätte sich nie an einem verstörten Kind vergriffen.“ Remus redete sich in Rage. „Du projizierst, eine andere Erklärung hab ich nicht. Vielleicht sollte ich froh sein, dass du dich nicht auf das offensichtlichere Objekt gestürzt hast.“

Sirius packte Remus an den Schultern und rammte ihn gegen die ewig verschlossene Zimmertür seines Bruders. Mit dem Arm schnitt er Remus die Luft ab. „Pass auf, was du sagst, sonst zeig ich dir, was ich sonst noch in Askaban verloren habe. Außer zwölf Jahren meines Lebens.“

Remus röchelte. Trotz des Luftmangels schaffte er es schuldbewusst wie ein Welpe, der die Tischkante angenagt hatte, auszusehen. Sirius ließ ihn los. Er hatte ihm nicht wehtun wollen, war aber sauer.

„Sonst noch was?“ Der Informationsaustausch hätte geringer nicht sein können.

Remus rieb sich die Kehle. „Ich werde ein paar Tage untertauchen müssen. Wenn die falschen Leute mich sehen, dann könnte Snape auffliegen.“

„Wir haben genug Zimmer frei“, sagte Sirius eisig und überließ Remus sich selbst. Sein Kopf rauchte. Der Zorn erschwerte es auch nur einen klaren Gedanken zu finden. Remus‘ Worte hatten ihn getroffen. Hart und an all den falschen Stellen.

Zurück in seinem Zimmer, die Tür sicher vor Remus‘ ungetrübter Moral verschlossen, konnte er nicht einmal Dampf ablassen.

Draco saß aufrecht im Bett, die Arme um seine angezogenen Beine unter der Decke geschlungen. Er hatte Sirius schon im Blick, ehe der Remus hinter sich gelassen hatte.

„Das hast du gehört, hm?“, fragte Sirius. Merkwürdigerweise kümmerte es ihn am meisten, dass Draco Remus‘ Behauptung, er würde projizieren, gehört haben könnte.

„Du hast es ihm gesagt“, murmelte Draco. Seine Wangen waren gerötet.

„Er ist reingeplatzt, Draco. Wie hätte ich mich da bitte rausreden sollen?“

„Wir haben geredet, sind eingeschlafen, es war zu warm für ein Hemd“, haute Draco wie aus dem Zauberstab geschossen heraus.

Sirius seufzte. Er kniete sich auf die Bettkante neben Draco. „Remus hätte das nie im Leben geglaubt.“

„Dann –“

Sirius hielt Draco den Mund zu. „Zu spät, Draco. Er weiß es jetzt. Was ist so schlimm daran?“ Die zuckenden Lippen unter seiner Handfläche konnte alles Mögliche bedeuten. „Wird es nicht Zeit, dass wir jemandem von uns erzählen?“

Dracos linke Augenbraue schoss nach oben. Er zog Sirius‘ Hand von seinem Mund. „Uns? Was würdest du über… uns erzählen wollen?“

„Wieso fragst du?“

„Warum antwortest du nicht?“

Sirius schluckte. Sie hatten ewig um dieses Thema herumgetanzt. Er war oft froh gewesen, dass sie ihre Beziehung, Gefühle, was auch immer da eben war nicht angesprochen hatten, manchmal wiederum hätte er nichts lieber als eine Definition und etwas Sicherheit gehabt, und gerade fiel ihm nichts anderes ein, als dass nicht einmal Remus ihn gut genug für Draco hielt. Niemand tat das. Dumbledore, Bill, und von Snape hatte er nie eine positive Reaktion erwartet.

All das änderte nichts daran, was er für Draco empfand.

„Ich… bin nicht gut darin“, gab Sirius zu. James hatte ihn dafür zu gerne ausgelacht. Er könne sich wie ein wildes Raubtier in den Kampf stürzen, aber sobald es um Gefühle ging, bliebe kaum mehr als ein winselnder Welpe von ihm übrig. Sirius hatte sich mit den unzähligen Momenten, in denen James sich vor seiner Angebeteten zum Demiguise gemacht hatte, verteidigen können.

Dracos Gesicht hatte einen zarten Rotton angenommen. „Dann lass es.“

Sirius merkte erst jetzt, dass er ganz nervös mit Dracos Hand herumspielte. Er zwang sich ruhig zu bleiben, hielt das ein paar Sekunden durch und verfiel dann wieder in alte Muster. „Wir hätten solche Probleme nicht, wenn ich nicht so alt wäre…“

Draco sagte zwar nichts, schmunzelte aber. Es kam Sirius wie eine Ewigkeit vor, dass er ein Lächeln auf Dracos Zügen gesehen hatte. Und das hier war auch keins.

„Hey…“ Sirius küsste Dracos Fingerknöchel. „Sagen wir, ich würde irgendeinen coolen Zaubertrank entdecken, der mich wieder siebzehn macht, würdest du mich dann noch mögen?“

Das Schmunzeln wurde ein wenig heller. „Wer sagt, dass ich dich jetzt mag?“

Bill hatte es ihm gesagt. Bill, dem es gut gehen musste, sonst hätte Remus ihm die schlechte Nachricht überbracht, anstatt sich in Angelegenheiten zu mischen, die ihn nichts angingen. Trotzdem wollte Sirius nichts ansprechen, was Draco an das St. Mungos erinnerte.

„Gut geraten?“ Er zog Draco an sich und küsste ihn. Es ging ihm sofort besser, als Dracos Lippen seine auffingen und nicht mehr loslassen wollten. Als wäre jede Plausibilität aus Remus‘ Worten gesogen worden.

Draco schmiegte sich gegen ihn, schlang beide Arme um Sirius‘ Nacken und zog sich auf seinen Schoß. Die Bettdecke rutschte bis auf seine Hüften herunter. Darunter trug er nicht einmal Unterwäsche. Sirius schob die Hände unter die Decke und über Dracos Oberschenkel.

Dracos Seufzen schickte ein Kribbeln durch seinen ganzen Körper. Das Bisschen Stoff, das sie trennte, fühlte sich wie eine unüberwindbare Steinmauer an.

Keine Kleidung, keine Bücher, keine Fotos, nichts. Draco hatte hier nichts. Darum musste er sich kümmern. Er musste nach Shell Cottage. Und er sollte sich nach Bill erkundigen, Tonks einen Besuch abstatten, und nicht zu vergessen wollten die Auroren wegen Greyback mit Draco reden.

Und das war ihm alles egal. Er hielt sein Glück in den Armen. An ausgerechnet dem Ort, der ihn so selten glücklich hatte sein lassen. Nur ein Idiot würde das willentlich zerstören.

Es klopfte, gerade als er Draco ein kleines Stöhnen entlockte, und Remus‘ Stimme drang durch die Tür: „Sirius, ich, ähm, will nicht stören. Dumbledore hat nach dir gefragt. Es ist dringend. Ähm… Ja.“

Draco rutschte von Sirius‘ Schoß. „Ich wusste es. Schon wieder schickt man mich weg.“ Er nahm eine von Sirius‘ Haarsträhnen zwischen Daumen und Zeigefinger und strich über die verschmorten Enden. „Bevor du endlich deinen dringend notwendigen Haarschnitt kriegst…“

Sirius fuhr die Linie der Pulsader nach, die blau unter Dracos blasser Haut durchschimmerte. Das Dunkle Mal kam in seinen Weg, schwarze Narben, welche die sonst makellose Haut entstellten. Er platzierte einen Kuss direkt darüber und ließ Dracos Pulsschlag einen Moment auf seinen Lippen verweilen.

„Ich…“

„Ich weiß“, sagte Draco.

„Denkst du?“ Sirius war sich da nicht so sicher, als er blanker Verwirrung in Dracos Augen begegnete. „Ich hol auf dem Rückweg deine Sachen aus Shell Cottage. Bis dahin bedien dich an meinem Kleiderschrank.“

„Selbst ein Weasley würde sich darüber nicht freuen“, antwortete Draco und zwang Sirius sich mit einem Lachen zu verabschieden.

~*~

Der Duft von Lammeintopf lockte Draco ins Kellergeschoss. Dabei wollte er nirgendwo weniger gern sein, als in der Küche, wo jede Fliese Schwarze Magie auszustrahlen schien. Er hatte geduscht, sich provisorisch um seine Verletzungen gekümmert, und sich ein T-Shirt in gebrochenem Rot und eine schwarze Hose aus Blacks Kleiderschrank gestohlen. Die einzigen Stücke, in denen er nicht wie ein dürrer Winzling wirkte. Sie mussten Black gepasst haben, als Askaban noch an seinem Körper gezehrt hatte.

In der Küche war Kreacher eifrig dabei das Mittagessen herzurichten. Die Anwesenheit eines heruntergekommenen Werwolfs ignorierte er. Draco vermutete, dass ihm dieses Schweigen nicht gewehrt werden würde.

„Draco, wie geht’s dir?“, fragte Lupin, führte eine gut gehäufte Gabel zu seinem Mund.

„Master Draco!“ Kreacher wirbelte zu ihm herum, verbeugte sich tief und drehte sich auf dem Boden liegend zu einem Stuhl, den er an den Beinen hervorzog. „Setzen, bitte. Kreacher hat sich viel Mühe mit dem Essen gegeben.“

„In der Tat“, bemerkte Lupin. „Selten so gut hier gegessen.“

Draco war der feste Blick des ehemaligen Professors unangenehm. Er musste unweigerlich daran denken, was genau Lupin gesehen haben könnte, als er vorhin hereingeplatzt war – und noch schlimmer, was er gehört hatte, als er um die Tür herumgeschlichen war. Aber sein leerer Magen ließ ihm keine andere Wahl, als sich zu setzen.

Er aß stillschweigend und mit dem Blick auf Gemüse und Fleisch gerichtet. Es war keine schlechte Mahlzeit, erreichte aber nicht ganz Hogwarts-Niveau und war weit von dem entfernt, das er zu Hause serviert bekommen hatte. Der Hunger ließ es allerdings hundertmal besser schmecken.

Lupins Blick machte das wieder zunichte.

„Interessiert dich vielleicht, dass es deinen Bodyguards gut geht“, versuchte Lupin ein Gespräch zu beginnen.

„Nein“, sagte Draco. „Das ist mir egal.“

Lupin wusste offensichtlich nicht, ob er das glauben sollte oder nicht. „Nun… Severus wird später vorbeikommen, um sich um deine Wunden zu kümmern. Tut dir irgendetwas weh?“

Draco sagte nichts, sondern verdrehte sehr auffällig die Augen.

Lupin trank seinen Tee aus. Er stockte plötzlich, verschluckte sich fast. „Entschuldige, meine Zeitung liegt in deinem Weg.“ Ehe Draco einen Blick auf das Titelblatt werfen kann, schnappte Lupin den Tagespropheten aus seiner Reichweit.

Draco ignorierte auch das. Er konzentrierte sich auf das Essen, das seinen Magen aufwärmte.

„Du nimmst mir übel, dass ich vorhin reingeplatzt bin“, sagte Lupin. „Es tut mir leid, wirklich. Ich hätte das auch lieber vermieden.“

Draco schob eine Karotte an den Tellerrand, dann eine zweite dazu und suchte auch die restlichen Karotten zusammen, um sie zusammenzupferchen.

„Also, du… und Sirius? Was soll man davon halten?“ Lupin konnte darauf keine Antwort erwarten. Die Fragerei fing an Draco auf die Nerven zu gehen.

„Eifersüchtig, Lupin?“, gab er zurück.

„Bitte was?“

Draco grinste hämisch. Bei der mickrigen Gestalt in dem geflickten Umhang fiel ihm das leicht. „Sie haben sich ganz schön aufgeregt. Und ständig hängen Sie hier rum…“

„Sirius und ich sind nur Freunde“, sagte Lupin, als hätte er diese Frage schon so oft beantworten müssen, dass sie ihn nicht mehr kratzte. „Gute Freunde. Und als Freund ist mir ein gewisses Maß an Sorge gestattet. Draco, du bist erst siebzehn Jahre alt –“

„Ich brauche nicht noch mehr Leute, die mir sagen, was gut für mich ist. Schon gar keinen Werwolf.“

Das eine Wort reichte bereits aus, um Lupin zu treffen. Er ließ sich aber nicht beirren und lächelte sogar, wenn auch traurig. „Es tut mir leid, dass ich nicht verhindern konnte, was dir passiert ist.“

Draco zog seine verletzte Hand vom Tisch, ehe Lupins Blick auf die blutverkrustete Handkante fallen konnte. Er hatte keinen Hunger mehr.

„Sirius hat auch eine schwere Zeit hinter sich. Er hat alles verloren, Draco. Wirklich alles. Nicht nur den wichtigsten Menschen in seinem Leben, sondern seine Freunde, Familie und ein Drittel seines Lebens. Das steckt man nicht von einem Tag auf den anderen weg.“ Lupin seufzte. Er wirkte müder denn je, als würde er jede schmerzhafte Erinnerung Blacks selbst ertragen müssen. „Dafür bist du nicht bereit. Dafür solltest du nicht bereit sein.“

Draco hatte selten solche Schwierigkeiten sich zu beherrschen. „Ich tue Ihnen einen Gefallen, Lupin, und lache nicht über den sentimentalen Nonsens, mit dem Sie mir meine Zeit stehlen.“

Lupin schien sich bestätigt zu fühlen. Schon wieder seufzte er.

„Wissen Sie.“ Draco legte die Gabel weg und schob den Teller von sich. „Mir vergeht der Appetit, wenn ich mir so scheinheilige Worte anhören muss.“

Am Waschbecken gab Kreacher ein niedergeschlagenes Wimmern von sich. Dann murmelte er leise Beleidigungen über Lupin. Draco fing an den Hauselfen sympathisch zu finden. Wohingegen Lupin und er sich wohl nie mögen würden.

Mühsam richtete er sich auf. Wie ein Pinguin watschelte er aus der Küche. Seine verletzten Füße machten einen eindrucksvollen Abgang unmöglich. Lupin gab ihm ein weiteres Seufzen mit auf den Weg.

Draco hatte keinen Schimmer, wie Black mit so einem nervtötenden Menschen befreundet sein konnte. Wenn er Glück hatte, dann hielt diese Freundschaft nicht mehr lange, aber er verbat sich nachzuhelfen.

Draco schleppte sich ins Wohnzimmer und legte sich so auf die Couch, dass er den Kamin im Blickfeld hatte. Um ihn herum standen hohe Bücherregale, irgendwo gab es auch eine Bibliothek, aber er hatte keine Lust zu lesen. Er würde wieder und wieder denselben Satz lesen, ohne ihn zu verstehen, wie vor seiner ZAG-Prüfung in Wahrsagen. Seine Gedanken waren bei Black, wo auch immer der jetzt war.

Vermutlich saß er in Dumbledores Büro und musste sich erneut anhören, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Dracos Magen rebellierte bei dem Gedanken gegen das Essen. Er fragte sich, ob er vielleicht nur kaputte Tassen in seinem Schrank hatte, weil er nicht verstand, wieso niemand ihn für gut genug für Black hielt. War er wirklich so schlimm?

Kurz überlegte er, was Bill ihm wohl geraten hätte, wenn Greyback damals nicht dazwischen gefunkt hätte. Ein dummer Gedanke. Von Bill war nur ein zerfetzter Fleischhaufen übrig und Draco brauchte nicht die Ratschläge von drittklassigen Zauberern.

Ja, er hätte netter zu Lupin sein können, Blacks ältestem Freund und wahrscheinlich engstem Vertrauten. Aber wieso sollte er? Lupin wollte ihn am liebsten loswerden und Black ganz für sich alleine haben.

Draco hatte ein Sofakissen auf die Armlehne gelehnt, um seinen Kopf besser zu stützen. Er war müde. Dieses Beziehungs-Zeug strengte ihn fast so sehr an, wie nächtliche Mordversuche irgendwelcher unterbelichteten Werwölfe – und genau so einer wanderte hier gerade herum. Wenn Draco weiterhin so viel Glück hatte, dann knabberte Lupin ihn im Schlaf an.

Er riss die schweren Augenlider wieder auf. Der Kamin blieb aus, nur ein Stapel verrußter Holzscheite lag darin. Er lag unbequem auf seiner verletzten Hand, wollte sich aber nicht bewegen. Vielleicht sollte er doch kurz seine Augen ausruhen und darauf hoffen, dass Black wieder da war, wenn er sie öffnete.

Draco ließ sich sofort von der Müdigkeit überwältigen.

Erst das Knistern eines Kaminfeuers weckte ihn.

„Hallo, Draco.“ Aber das war nicht Black, der ihn da begrüßte. „Ich habe dich letzte Nacht vermisst.“

Draco blieb liegen. Im Sessel gegenüber saß Tom, die Beine übereinander geschlagen und die Finger zu einer Pyramide geformt.

„Ich hab keine Angst mehr vor dir“, sagte Draco.

Tom lächelte. Die vertraute Kälte seiner Züge schmolz nicht einmal im Schein des Kaminfeuers. „Wieso solltest du auch?“

„Weil du ständig versuchst mich umzubringen?“, schlug Draco voller Sarkasmus vor.

„Es verletzt mich, dass du mir so etwas Absurdes vorwirfst. Ich –“

„Interessiert mich nicht“, unterbrach Draco ihn, und allein der Ausdruck in Toms Gesicht war diesen Widerspruch wert gewesen. „Du bist nicht mal echt. Nur eine Ausgeburt meines Unterbewusstseins. Ein Traum.“

Jetzt sah Tom wieder amüsiert aus. „Wieso träumst du dann immer von mir und nicht von deinem Wachhund?“

Draco ballte die Hände zu Fäusten. Der fehlende Schmerz an der einen fiel ihm auf. Er schaute sie an, drehte sie vor und wieder zurück, fand aber nicht mehr die Verletzung.

„Ich kann dir damit helfen.“ Innerhalb eines Wimpernschlages hockte Tom direkt vor ihm, viel zu nah, und griff nach Dracos Hand. Es amüsierte ihn nur, als Draco schreckhaft wegzuckte, und er legte seine eisigen Finger stattdessen auf Dracos Schulter. „Damit auch. Verletzungen durch Werwölfe geben so hässliche Narben. Stell dir nur vor, wie dein Spielzeug darauf reagieren würde…“

Draco setzte sich auf. „Ich hab schlimmere Narben und die stören ihn nicht.“ Er hielt Tom das Dunkle Mal vor die Nase.

Toms dunkle Augen blitzten kurz rot auf. Er sah gefährlich aus, aber konnte er das auch sein? Draco wusste nicht einmal, ob das hier gerade echt war. Nein, er wusste, dass es nicht echt war. Alles, die ganze Umgebung, war dunkler, kein Geräusch von knarzenden Dielen oder zwitschernden Vögeln, und seine Hand sollte verletzt sein. Die Kante würde nie wieder weich und narbenfrei sein.

„Oh, mir gefällt diese aufmüpfige Seite. Wo hast du die her, Draco? Färbt der Blutsverräter auf dich ab und formt dich ganz nach seinen Wünschen?“ Tom glitt auf den freien Platz neben Draco, rutschte dich an ihn heran. Seine Lippen kitzelten Dracos Ohr. „Was glaubst du, wen er lieber bei sich hätte? Du erinnerst dich an das, was der Werwolf gesagt hat, nicht wahr? Black projiziert nur, ist nicht mehr ganz richtig im Kopf. Was denkst du? Gab es eine andere hochmütige Blondine in seiner Vergangenheit? Nicht gerade schwer eine zu finden…“

„Wieso suchst du dir dann nicht eine andere?“, presste Draco hervor.

„Hast du schon einmal daran gedacht, dass es nicht meine Entscheidung sein könnte?“

Draco schaute ihn an. Das konnte nicht stimmen. Er würde Tom sofort wegschicken, wenn er könnte. Deswegen musste er die letzten Horkruxe finden. Am besten sofort… Nein, erst musste er aufwachen. Er schlief noch. Das hier war ein Traum.

Tom strich über seinen Hals und Draco musste ein Zittern unterdrücken. „Wenn du so gerne bei mir bist, weißt du, wo du mich finden kannst. Ich bin ganz in der Nähe.“

Draco wachte auf. Es war dunkel, ein Feuer brannte im Kamin und ein kühler Abendwind wehte durch das offene Fenster herein. Jemand hatte ihn zugedeckt.

Gegenüber im Sessel saß Lupin und las den Abendpropheten. Von der Titelseite blickte ein bekanntes Gesicht auf Draco herab. Sein Vater. Das Haar verfilzt, unrasiert, die Augen blutunterlaufen und in die schäbigen Umhänge Askabans gesteckt. Draco hatte seit gestern nicht mehr an den Ausbruch gedacht. Er wollte nicht darüber grübeln, was das für ihn bedeutete.

Ein kleineres Foto darunter zeigte ihn. Draco schlüpfte unter der Decke hervor und schnappte die Zeitung aus Lupins Händen. Jeglichen Kommentar des Werwolfs blendete er aus, als er das Foto genauer betrachtete.

Rita Kimmkorns Fotograf hatte es in der Cafeteria des St. Mungos geschossen. Keine schöne Aufnahme. Auf dem Bild sah er verwirrt und kränklich aus. Black war auch drauf. Er sprang auf und schlug dem Fotografen die Kamera aus der Hand.

Draco blätterte die Seite mit dem Artikel auf.

„Ich glaube nicht, dass du das lesen solltest“, sagte Lupin, aber zu spät.

„‚Wenn Verstoßene zueinander finden‘? Was soll das heißen?“ Draco drehte sich um, als Lupin ihm die Zeitung wegnehmen wollte. „‚Die Verbindungen der Familie Malfoy zu dem, dessen Name nicht genannt werden darf sind schon lange kein Geheimnis mehr. Lucius Malfoy… blah, blah, blah… aus Askaban ausgebrochen… blah… Die Auswirkungen für den einzigen Sprössling der einst angesehenen Familie Malfoy, Draco, 16…‘ Sechzehn? Ich bin siebzehn, verdammt. ‚…nicht abzusehen… blah… Narcissa Malfoy nicht zu einer Stellungnahme bereit… blah, blah, blah… mit Sirius Black, kürzlich rehabilitierter Ex-Anhänger des Dunklen Lords…‘ Bitte was? ‚…und letzte Besetzung des unbeliebten Postens für Verteidigung gegen die dunklen Künste in Hogwarts… mysteriöse Entlassung… Zusammenhang mit –‘“

Lupin riss ihm die Zeitung aus der Hand. „Das ist doch sinnlos, Draco. Rita Kimmkorn schreibt nur Unfug, der in die Hexenwoche gehört.“

„Was schreibt sie?“ Draco griff nach der Zeitung. Lupin warf sie in den Kamin. Sie schrumpelte unter Schreien der lebendigen Bilder zu einem unlesbaren Haufen zusammen. „Denken Sie, ich kann mir keine neue Ausgabe besorgen?!“

„Das war eine Kurzschlussreaktion“, verteidigte Lupin sich. „Ich… Es ist besser, wenn du dich in deinem Zustand nicht aufregst.“

„In meinem Zustand? Was für ein Zustand? Es geht mir gut.“ Draco presste die letzten Worte zwischen den Zähnen hervor. „Wo ist Sirius?“

„Er ist noch nicht wieder da, Draco, und wenn würde er nichts auf irgendwelche Artikel, die sowieso niemand liest, geben.“

„Jeder liest Rita Kimmkorn.“

„Und jeder weiß, dass sie es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt.“

„Pressefreiheit.“

„Merlins Bart, Draco, musst du –“ Die Flammen im Kamin schlugen höher und färbten sich grün.

Draco hoffte so sehr darauf, dass Black auch jetzt perfektes Timing bewies, dass er losstürmte, ehe der Schatten sich vollständig manifestiert hatte. Fast wäre er Fleur Delacour um den Hals gefallen. Draco bremste scharf ab und krachte dennoch in die Blondine.

„Oh, sacré bleu!“

„Ruhig, Draco.“ Lupin packte seinen Arm und zog Draco vom Kamin weg. Er musste gedacht haben, Draco würde abhauen wollen. Gerade wollte er alles andere als sich in der Öffentlichkeit zeigen.

Fleur klopfte sich Ruß von ihrer feingearbeiteten Robe. „Alles in Ordnung?“

„Ja, ja. Wir haben nur ein kleines Presseproblem“, erklärte Lupin.

„Wegen dem Artikel über Sirius und disch?“, fragte Fleur.

Draco senkte den hochroten Kopf. Gerade war er froh, dass Lupin ihn festhielt. Seine Beine waren widerlich weich, und das lag nicht an seinen wackeligen Füßen.

„Keine Sorge“, sagte Fleur lächelnd. „Isch finde, ihr seid ein niedlisches Paar.“ Sie kicherte, entweder weil sie Dracos Wimmern süß fand oder den Artikel doch nicht ernst nahm.

Lupin zwang Draco sich hinzusetzen. „Ich geh dir einen Tee holen. Möchtest du auch einen, Fleur?“

„Gerne.“ Fleur bekam für ihr strahlendschönes Lächeln sicherlich einen Löffel Zucker mehr. Sie heiterte Draco damit leider nicht auf, dabei hatten Crabbe und Goyle immer behauptet, Fleurs Lächeln würde alle Sorgen auf dieser Welt vertreiben. Stoff für Legenden. Fleur hätte Crabbe und Goyle nie ein Lächeln geschenkt.

Fleur setzte sich neben ihn. Sie legte tröstend eine Hand auf Dracos Schulter. „Bill ’at sich schon für drei Männer zusammen aufgeregt. Also lass den Kopf nischt ’ängen.“

Draco brauchte einen Moment, um die Worte zu verstehen. „Bill?“ Er suchte in Fleurs perfektem Antlitz nach Zeichen von Verdrängung, Unwissen oder einfach sehr schlechtem Humor. „Ich dachte, er…“

Fleurs Augen weiteten sich. „Niemand ’at dir gesagt… Oh, Draco, es geht Bill gut. Kein einziger Kratzer.“ Sie umfasste Dracos Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf jede Wange, umarmte ihn dann auch noch. Fleur duftete nach Rosen. „Aber wenn du diesen schrecklischen Greyback nicht weggelockt ’ättest, dann… Wieder ’ast du meinem Verlobten ge’olfen. Isch bin dir so unendlisch dankbar.“

Draco befreite sich aus dem Klammergriff. Das war die Gelegenheit ihr reinzuwürgen, dass er Bill zum Sterben zurückgelassen hatte. Er ließ sie verstreichen.

„Isch ’abe dir deine Sachen mitgebracht“, sagte Fleur und holte geschrumpfte Koffer und Kisten aus ihren Umhangtaschen. Sie zauberte sie geschickt wieder in ihre normale Größe. „Das war mein erster Besuch in dem neuen Haus. Kannst du dir vorstellen, dass Bill das Wohnzimmer in einem grässlichen Pink gestrischen ’at? Männer…“

Draco konnte sich nicht einmal zum Lächeln zwingen. „Black wollte das machen…“

„Oh…“ Fleurs blaue Augen waren ein Meer aus Mitleid. „Dumbledore ’at eine Mission für ihn. Es geht um ‘arrys Sicher’eit. Isch kann dir nischts genaueres sagen, nur dass Sirius bis zu seinem Geburtstag in seiner Nähe bleiben wird. Also bis zum… 31. Juli.“

Draco spürte eine erneute Rebellion seines Magens, obwohl er inzwischen wieder leer war. Ein Monat in diesem düsteren Haus ohne Black. Ein Monat ohne Black.

„In welsches Zimmer soll isch die Sachen bringen?“, fragte Fleur.

Draco presste sich eine Hand gegen den Mund. Es half nichts. Er sprang auf und stürmte an Lupin vorbei, riss fast das Teetablett aus seinen Händen, als er ins Badezimmer flüchtete und sich übergab.

Vielleicht hatte Lupin doch recht damit, dass er sich nicht aufregen sollte…


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Dan ist wirklich gut. Mit ihm zu arbeiten war wunderbar. Armer Junge, er musste so geduldig sein. Ich musste schwafeln und darüber sprechen, dass ich der Meister des Universums bin, dass ich böse bin und dass ich ihn umbringen werde und er musste verschnürt dastehen, sich krümmen und vor Schmerzen stöhnen, während ich einen Monolog führte. Der Monolog des bösen Genies - kein Film ist komplett, wenn er fehlt. Ich liebe es, böse Figuren zu spielen!
Ralph Fiennes über Daniel Radcliffe