Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Pureblood Pride - Ablenkung

von Dr. S

Sirius hatte die Zahnbürste noch im Mund, als er einem Poltern aus dem Erdgeschoss auf die Spur ging. Es war ein langer Tag gewesen. Die Anstrengung steckte wie Zement in seinen Knochen. Nach der langen Ordenssitzung war sein Bett so verlockend nah, dass er sich zweimal überlegte, ob er einem Geräusch nachgehen sollte. Vermutlich war es sowieso nur Kreacher, der wieder einmal randalierte…

Es war nicht Kreacher. Es war Snape, der etwas durch den Flur schleifte, das wie ein nasser Sack Kartoffeln aussah.

„Hast du schon mal auf die Uhr geschaut?“, fragte Sirius barsch, als er die letzten Treppenstufen herunterstieg.

„Ist das nicht ungefähr die Zeit, um die dein besoffener Hintern vom Küchenstuhl plumpst?“

„Spar’s dir, Schniefelus.“ Sirius verlor jede Schlagfertigkeit, als er genauer betrachten konnte, was Snape da in sein Haus geschleppt hatte. „Ist das ein Mensch?“

Snape schaute ihn an, als würde er Sirius drei Promille unterstellen. Dann schaute er auf sein menschliches Bündel herunter, das mit dem Gesicht auf dem Boden lag. Er drehte den Körper ächzend um.

„Remus?“ Sirius hockte sich zu dem bewusstlosen Mann, checkte erst einmal, ob er wirklich nur bewusstlos war. „Was hast du mit ihm gemacht?“

„Ich hab sein erbärmliches Leben gerettet, das hab ich gemacht.“ Snape rieb sich die Arme. Er war kein kräftiger Mann und musste sich mit Remus‘ Gewicht ziemlich überanstrengt haben. „Machst du dich jetzt nützlich oder sind die Muskeln nur Dekoration?“

Es missfiel Snape sichtlich, dass Sirius kein Hemd trug. Er kam gerade aus der Dusche, hatte sich schlafen legen wollen und es war warm. Außerdem war das hier sein Haus. Er könnte nackt das Treppengeländer herunterrutschen, wenn er wollen würde.

„Erzähl mir, was passiert ist“, verlangte Sirius und zog Remus‘ Arm um seine Schultern, um ihn hochzuziehen. Er brachte ihn ins Wohnzimmer, wo er ihn auf die Couch legte.

Snape erzählte ihm sehr knapp die Geschichte. Voldemort hatte sich für Greybacks Versagen gerächt. Er hatte all die Werwölfe, die aus Askaban entkommen waren, und jene, die zu Greybacks engerem Kreis gehört hatten vor seinen Augen vergiftet. Auch Remus.

„Ich habe Lupin vor der Versammlung einen Trank gegeben, der ihn gegen das Gift schützt und in Verbindung mit dieser Mixtur den Herzschlag verlangsamt. Es musste immerhin überzeugend aussehen.“

„Du hast rund ein Dutzend anderer Werwölfe auf dem Gewissen“, sagte Sirius, „aber du bist nicht kaltblütig genug, um deine Rache an Remus zu bekommen?“

„Lupin ist nicht derjenige, den ich so sehr verachte, dass ich ihm den Tod wünsche“, gab Snape zurück. Sirius wusste, worauf er anspielte. Die Nacht jenes Vollmonds, die Snape fast sein Leben gekostet hatte. Die ihn in James‘ Schuld gestellt hatte. Die Nacht, in der Sirius beinahe alles verloren hatte.

Es war keine schöne Erinnerung. Eine der zahllosen Dummheiten, die ausgeufert waren. Er hatte niemals Snapes Tod gewollt. Hatte daran nicht einmal gedacht. Zumindest sagte er sich das seitdem immer wieder.

Remus hatte ihm diese Sache schneller als alle anderen verziehen. Schneller als James.

Sirius betrachtete Remus‘ müdes Gesicht, die Kerben der Sorge, die er heute Morgen hätte ausradieren können, wäre er nicht so wütend gewesen. Er hätte Remus verlieren können, das wurde ihm gerade bewusst, und wenn sie im Streit auseinandergegangen wären, hätte er sich das nie verziehen.

„Wer passt auf Draco auf?“, fragte Snape.

Sirius drehte sich zu ihm um. „Tonks und Hestia sind vorm St. Mungos positioniert.“

„Großartig. Ausgerechnet die inkompetentesten Hexen, die der Orden zu bieten hat. Greyback ist gefährlicher denn je. Er hat alles verloren und will Rache. Ich gehe zu Draco.“

„Warte. Ich komme mit.“ Sirius beschwor mit einem Zauberstabwink ein einfaches weißes T-Shirt zu sich und zog es über. Ihm war egal, dass Snape nicht erpicht auf seine Gesellschaft war, vielleicht Remus sogar deswegen hergebracht hatte, um an sein Gewissen zu appellieren, damit er allein den Helden spielen konnte. Aber nicht Sirius sollte hier jetzt Remus‘ Händchen halten. „Schick deinen Patronus zu Dumbledore, damit er weiß, was los ist.“

„Wieso, Black? Kriegst du so einen simplen Zauber nicht hin?“

Jedes Mal. Jedes Mal, wenn man Snape dazu bringen wollte seinen Patronus zu zeigen, wurde er bockig wie ein eingeschnappter Teenager. Sirius gegenüber benahm er sich allerdings immer wie ein bockiger Teenager.

Und dafür hatten sie gerade keine Zeit.

Sirius wollte den Zauber im Gehen aussprechen. Er öffnete die Haustür und stieg kaum drei Stufen zur Straße herunter, bevor sich jemand auf ihn stürzte.

~*~

Draco wachte auf. Mitten in der Nacht. Das Gefühl von Paranoia nach einem Alptraum schnürte seinen Brustkorb ein. Er hatte keinen Traum gehabt, so viel hatte der Trank hinbekommen, die versprochenen zehn Stunden Schlaf hatte er trotzdem nicht bekommen, wie er mit einem Blick auf die Uhr feststellte.

Draco drehte sich um, schob eine Hand unter sein Kopfkissen und ertastete dort geschmeidiges Holz. Sein Zauberstab. Mit ihm in Reichweite fühlte er sich gleich um Längen ruhiger. Er könnte küssen wer auch immer ihm den Stab dort hingelegt hatte.

Er schloss die Augen und versuchte zurück in den Schlaf zu finden. Es dauerte nicht lange, bis die Dunkelheit vor seinen Augen Bilder formte, die ihn wieder aufschreckten. Ein Trank gegen Träume bewirkte leider nicht, dass seine Vorstellungskraft auf Eis gelegt wurde.

Draco suchte das kleine Krankenzimmer nach auffälligen Schatten ab. Am Anfang fiel ihm das in der Schwärze schwer, dann gewöhnte er sich an die Finsternis. Er konnte Bills Umrisse im Bett nebenan ausmachen, schlafend wie ein Stein. Typisch Gryffindor. Vergaß nach einem Tag schon, dass er fast draufgegangen war.

Irgendetwas knarzte. Nicht im Zimmer, sondern draußen auf dem Flur. Ein Heiler auf Nachtschicht, wahrscheinlich. Er wünschte, Black wäre hier. Draco hielt seinen Zauberstab fest umklammert und machte die Augen wieder zu.

Ein kalter Luftzug weckte ihn. Draco schlug die Lider auf und blickte direkt auf einen gewaltigen Schatten. Reflexartig feuerte er einen Schockzauber hinein – und traf einen Menschen, der rumpelnd zu Boden fiel. Einen Moment befürchtete Draco er hätte einen Heiler verletzt. Er setzte sich auf, wollte nachschauen, aber kaum hatte er den Fuß unter der Decke hervorgezogen, packte der Mann seinen Knöchel. Krallenartige Finger gruben sich in die Bandagen.

„Oh, hab ich dich geweckt?“, knurrte Greyback.

Keine Zeit, um sich zu fragen, ob das ein Traum oder die grausame Realität war. Draco murmelte den Zauberspruch, den Black ihm anvertraut hatte. Er befürchtete, die komplizierten Worte nicht richtig ausgesprochen zu haben, brachte kaum mehr als ein Murmeln hervor. Der Lichtschein, der Greyback niederrang, seine Hand von Dracos Fuß löste, stellte sich allerdings als effektiv heraus. Black wusste eben, welche Lähmungszauber bei Werwölfen funktionierten.

Draco sprang aus dem Bett. Ein gleißender Schmerz zuckte durch seine Waden. Wäre er umgefallen, hätte Greybacks bewegungsloser Körper ihn aufgefangen. Keine Situation, auf die er erpicht war. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, wie lange Greyback sich von der Magie, gegen die er sich so resistent zeigte, in die Schranken weisen lassen würde.

Draco stolperte auf die Tür zu. Er hielt sich nur schwer auf den Beinen, aber das Adrenalin stützte ihn besser als die Krücken. Nur raus hier und einen oder hoffentlich mehr Heiler finden. Bill ließ er zurück. Er hatte dazu gelernt. Die Reaktion der Wiesel hatte gezeigt, dass er sich nicht mit Ballast aufhalten musste. Wie bei dem verletzten Kaninchen, das er hinterm Haus gefunden und seinem Vater gebracht hatte. Zum Abendessen hatte es Kaninchenbraten gegeben.

Er zog sich in den Flur und fiel gegen die gegenüberliegende Wand. Im spärlichen Licht des Krankenhauses konnte er gerade mal den Boden unter den Lampen erkennen. Die Ecken des Ganges blieben im Dunkeln. Er hätte mit seinem Zauberstab den Weg erleuchten können, aber so würde er sich zu einer noch leichteren Zielscheibe machen.

Draco lief um die Ecke zu dem Tresen, hinter dem die Heiler und Heilerinnen sich versteckten, wenn sie ihren Schreibkram erledigen mussten. Etwas Glitschiges bedeckte den Boden. Die Substanz war warm an den nackten Stellen seiner Füße. Draco schlitterte ein Stück vorwärts und konnte sich am Tresen festhalten.

Er erkannte jetzt, was die Substanz war. Blut strömte über den Tresen und den Boden. Handabdrücke glitzerten im fahlen Licht der Lampen. Draco schaute über den Tresen. Augustus Pye, sein Heiler, und eine junge Hexe, die er noch nie gesehen hatte, lagen auf dem dahinter versteckten Schreibtisch. Durcheinandergebrachte Pergamente schwammen im Blut ihrer aufgerissenen Kehlen. Draco blieb die Luft weg.

Der Anblick lähmte ihn besser, als ein Petrificus Totalus. Erst, als er das entfernte Rumpeln hörte, kam wieder Bewegung in seine Gliedmaßen. Er lief um den Tresen herum und glitt unter den Schreibtisch, quetschte sich in den schmalen Raum zwischen den schlafen Körpern auf ihren Stühlen.

Einen Moment später eilten Schritte heran. Greyback. Es hörte sich an, als würde der Werwolf auf allen Vieren heranrasen. Direkt hinter dem Tresen blieb er stehen und schnüffelte. Draco hatte sich eine Hand gegen den Mund gepresst, um allzu lautes Atmen zu ersticken.

Greyback knurrte, dann lief er weiter nach rechts. Draco lauschte, bis die Schritte kaum noch zu hören waren, und kroch unter dem Schreibtisch hervor. Blut war auf ihn getropft. Solange es nicht sein Eigenes war, konnte er damit leben. Greyback hätte ihm nicht auf die Nase binden sollen, dass er ihn gut riechen konnte. Jetzt würde er damit Probleme haben.

Draco tippte den Zauberstab gegen seinen Fuß und murmelte: „Silencio.“ Er wiederholte das bei dem anderen Fuß und verursachte nun keinen Laut mehr, als er sich bewegte. Kurz überlegte er, ob er Pye von seinem Umhang befreien sollte. Er tat es nicht, weil zu viel Blut Greyback wohl nur aufmerksamer auf ihn machen würde, anstatt ihn abzulenken. Die Würde des Heilers war ihm genauso egal, wie Bill, der wahrscheinlich auch so zugerichtet war. Er hatte dazu gelernt.

Draco lief nach links. Den Schmerz in seinen Füßen bemerkte er nicht mehr. Das Adrenalin hatte ihn weggepumpt. Es drohte ihm zu Kopf zu steigen, dass er Greyback ausgetrickst hatte. Jetzt unachtsam zu werden konnte seine kleine Chance im Nu zunichtemachen.

Die Station für Verletzungen durch Tierwesen befand sich im ersten Stock des St. Mungos. Im Erdgeschoss hoffte er auf Hilfe von irgendwelchen Angestellten oder wenigstens den Ordensmitgliedern. Black hatte ihm versichert, dass Dumbledore jemand zu seiner und Bills Sicherheit abkommandiert hatte. Sehr kompetent waren diese Menschen wohl nicht, wenn sie Greyback einfach so in das Gebäude spazieren ließen.

Draco schlüpfte lautlos ins Treppenhaus.

Die Tür ließ sich nicht wieder schließen. Sie wurde aufgerissen, brach aus den Angeln.

„Ich hab extra die Besuchszeit abgewartet, Kleiner, und du lässt mich sitzen?“

„Das Uhrenlesen musst du nochmal üben“, sagte Draco und rannte die Treppe herunter. Greyback hetzte ihm nach. Seine Schritte polterten durch das Treppenhaus, während Draco keinen Laut verursachte. Das war ihm jetzt unheimlich.

Greybacks breite Statur machte es ihm schwer, sich in dem engen Treppenhaus zu navigieren. Einzig und allein das war der Grund, warum Draco es unbeschadet ins Erdgeschoss schaffte.

Und dort wartete keine Hilfe, nur ein Massaker. Blut, überall, so viel, dass er dachte, man habe einen neuen Fußboden ausgelegt. Die Empfangshexe lag auf einem fleischigen Kissen aus Innereien auf ihrem Tresen. Notfall-Patienten auf den Sitzbänken waren von ihrem Leiden erlöst worden und hatten ihre besorgten Angehörigen gleich mitgenommen.

Draco erstarrte. Greyback stürzte aus dem Treppenhaus und riss Draco mit seinem Schwung zu Boden. Fast hätte der Aufprall ihm seinen Zauberstab aus der Hand geschlagen. Der Schmerz betäubte ihn, aber mit dem Zauberstab fühlte er sich sicher.

Greybacks messerscharfe Fingernägel ratschten über seinen Körper. Sie erreichten Dracos Kehle. Er riss ihn daran herum, als wäre er kaum mehr wert als eine Gans, der man den Hals brach.

„Ich bringe dich um. Hier und jetzt. Und es ist mir egal, was Lord scheiß-mich-tot dazu sagt.“

Draco blickte in ein Gesicht verzerrt von Wut und Verzweiflung. Greyback hatte keine Grenzen, das wusste jeder. Jetzt hatte er auch noch jeden Respekt vor dem Dunklen Lord verloren. Er hatte nichts mehr zu verlieren, und Draco bekam das zu spüren.

Sein Zauberstab war warm und bereit in seiner Hand. Zwei Worte und es wäre vorbei. Er wäre in Sicherheit. Immer wieder diese zwei Worte, die darüber bestimmten, ob sein Leben auf frisch geölten oder rostigen Bahnen verlaufen sollte. Er sollte sie einfach aussprechen.

Aber das Gesicht desjenigen, der seine Seele so achtlos zerstückelt hatte, kam ihm in den Sinn. So wollte er nie werden.

„Incendio.“ Draco steckte Greybacks Umhang in Brand. Binnen weniger Sekunden brannte der zerschlissene Stoff lichterloh. Greyback musste aufspringen und versuchen sich daraus zu befreien. Das ließ Draco mehr als genug Zeit, um aus dem St. Mungos auf die Straßen Londons zu fliehen.

Künstliches Neonlicht blendete ihn, ein Mädchen kreischte, als er sie anrempelte, und fuhr ihn dann barsch an, schlug ihn mit ihrer Paillettenbesetzten Handtasche. Es war furchteinflößend hier draußen, schlimmer als die kurze Strecke durch den Bahnhof King’s Cross, um zum Hogwarts-Express zu gelangen. Alles war so fremd und künstlich, und die Menschen…

Die Muggel waren ihm egal, sollte Greyback sie doch für ihre merkwürdigen Blicke auffressen. Ein blutbefleckter Junge im Pyjama kam auf die Straße gerannt und keiner scherte sich einen Dreck um ihn? Sowas hatte keine Gnade verdient.

Draco machte sich bereit zu Disapparieren. An einen sicheren Ort. Der einzige, der ihm einfallen wollte. Er sah den Grimmauld Place vor sich, zumindest den Blick aus dem Fenster der Nummer zwölf. Das musste ausreichen.

Er drehte sich, bis die leuchtenden Farben der Straße verschwanden und durch die Vorstellung des kleinen Parks gegenüber des Grimmauld Place Nummer zwölf ausgetauscht wurde. Der vertraute Wirbel an Magie zog ihn in Sicherheit. Und einen Moment zu früh erlaubte Draco sich Erleichterung.

Dann packte jemand seinen Knöchel.

Mit dem Gewicht konnte er nicht vernünftig landen und fiel frontal auf den Boden. Greyback hatte ihn zu fassen gekriegt. Schon wieder. Er war einfach nicht schnell genug.

Draco hörte Marcus‘ Stimme in seinem Kopf: „Zu Fuß bist du tausendmal schneller, als auf dem teuersten Rennbesen.“ Und da hatte sein ehemaliger Kapitän Recht, egal in was für einen demütigenden Tonfall er dieses Kompliment damals gewickelt hatte. Es war ein Kompliment gewesen. Und die Tür zur Nummer zwölf war keine dreißig Meter entfernt.

Draco rollte sich herum. Mit dem Ellenbogen wehrte er Greybacks Gebiss ab, das auf ihn zuschnappte. Der Geruch von verbrannten Stoff und Fleisch stieg ihm in die Nase. Greybacks graues Haar war zu einer schwarzen Masse verschmort, den Umhang hatte er abgeworfen.

Draco schlug ihm die Handkante gegen die Nase, dann gegen den Kiefer. Er riss sich die Haut an den rasiermesserscharfen Zähnen auf, verschaffte sich aber genügend Zeit, um seinen Zauberstab in Position zu bringen.

„Stupor!“ Der kräftig rote Strahl traf Greyback genau in den Brustkorb, verletzte ihn zwar nicht, warf ihn aber zur Seite. Draco sprang auf die Füße. Ausgerechnet jetzt machte der Schmerz sich bemerkbar. Greyback musste ihm während des Transports hierher die Wunden wieder aufgerissen haben. Für Schmerz hatte er aber keine Zeit.

Draco rannte los, das Ziel fest vor den Augen. Fünf Meter schaffte er, bevor Greyback die Verfolgung aufnahm, fünf weitere Meter später hatte der Werwolf ihn eingeholt. Er spürte, wie Greyback die Hände nach ihm ausstreckte, und ließ sich auf den Boden fallen. Greyback stolperte über ihn und fiel hin.

Das Überraschungsmoment verschaffte Draco wertvolle Sekunden, die er nutzte um wieder hochzuschießen und weiter zu rennen. Er missbrauchte den krummen Rücken des Werwolfs als Sprungbrett, stützte sich neben den Brandwunden zwischen seinen Schulterblättern auf. Greyback, der sich wieder aufrichten wollte, wurde heruntergedrückt. Noch ein paar Sekunden mehr. Und der Schwung des Sprungs brachte ihm einen Vorsprung von zehn Metern.

Die Haustür war so nah, ein paar steinerne Stufen vom Bordstein erhobenen. Aber was, wenn sie magisch gesichert war? Daran hatte er gar nicht gedacht. Er würde nicht einfach die Tür aufreißen und sich hineinwerfen können.

Eine Lösung für dieses Problem musste er sich gar nicht überlegen. Die Tür wurde geöffnet und Black kam heraus. Draco warf ihn fast um. Black hatte sofort einen sicheren Griff um ihn. Draco stammelte los, irgendwas über Blacks perfektes Timing und Greyback direkt hinter ihm. Ein Wunder, dass Black dieses Puzzle richtig zusammensetzen konnte.

Er schob Draco hinter sich ins Haus, kam aber nicht nach. Greyback sprang auf ihn zu. Draco wollte nach Black greifen, bekam sein T-Shirt zu fassen, als ihn jemand nach hinten riss und festhielt. Draco würde jeden umbringen, der ihn davon abhielt Sirius zu helfen. Gesunde Seele hin oder her.

Aber Black brauchte gar keine Hilfe. Er schwang wortlos den Zauberstab und kreierte einen strahlendblauen Schutzschild. Draco war sich sicher, dass davon jeder Zauber abgeprallt wäre, und Greyback klatschte wie ein Vogel gegen eine Fensterscheibe. Eine weitere Handbewegung und der Schild selbst verwandelte sich in einen Rammbock, der Greyback mit einem Ruck auf den Bordstein warf. So imposant das auch wirken mochte – und Draco war sich sicher, dass er nie etwas gesehen hatte, das beeindruckender war, als der blassblaue Schein der Magie auf Blacks Gesicht – aber Greyback war sofort wieder auf den Beinen, sprang die Treppen herauf.

Black trat ihm ins Gesicht. Es knackte laut und Greyback jaulte, fiel rückwärts in den schmalen Lichtkreis einer Straßenlaterne. Black stieg zu ihm herunter, anstatt endlich ins Haus zu kommen. Draco schrie ihn an, dass er wahnsinnig war, dass er seinen Hintern gefälligst hier her zu bewegen hatte, dass er ihn nicht allein lassen durfte. Und welcher Bastard ihn auch immer versuchte ins Haus zu zerren, bekam mehr als einmal seinen Ellenbogen in den Magen.

Er hatte gesehen, was Greyback mit Bill getan hatte. Er hatte all diese Geschichten aus seiner Kindheit frisch im Kopf, irgendwie verschmolzen mit den Bildern aus dem St. Mungos. Tote Menschen, leblose Fleischsäcke, wie Tiere ausgenommen. Black durfte nicht so enden. Scheiß risikofreudige Gryffindors.

Black schaffte es sogar zu reden, ließ irgendeinen lockeren Spruch los, der nicht in Dracos pochenden Schädel vordrang. Greyback wurde noch wütender, heulte sich seinen Zorn aus der Seele. Als er einen neuen Angriff startete, blühte Black richtig auf. Eine geschickte Reihe von komplizierten Flüchen, die Draco nur aus Büchern kannte, raste in Windeseile auf Greyback zu. Black kämpfte, wie er küsste; wild, tödlich und mit dem ganzen Herzen.

„Er schafft das, Draco, komm jetzt. Nur ein Werwolf.“ Die Stimme, die warm in sein Ohr drang, war scharf und bestimmend. Keine Übung, wie man jemanden beruhigte. Snape. Vertrautheit entspannte seine Muskeln ein wenig, und der dichte Nebel aus Angst, Panik und Wut lichtete sich.

Er sah nur noch klarer, wie Black es mit dem Werwolf aufnahm, der Bill für immer entstellt hatte, der ein halbes Krankenhaus voller Zauberer niedergemetzelt hatte – und Snape behauptete, er würde das schaffen?

„Jetzt komm, verdammt nochmal. Du stehst nur im Weg.“ Snape schleifte ihn ins Haus. Dracos Füße rollten den mottenzerfressenen Teppich auf.

Im Wohnzimmer wartete der nächste Schock: Lupin lag bewegungslos auf der Couch. Draco hätte sich fast auf ihn gesetzt.

„Ist er… ist er…“

„Er ist bewusstlos“, sagte Snape. „Bist du verletzt?“

Draco schüttelte den Kopf. „Das ist nicht mein Blut.“

„Ich kümmere mich gleich um dich.“ Snape holte über den Kamin Verstärkung für Black und informierte sogar die Auroren. Draco setzte sich in den Sessel, in dem er schon einmal vor Sorge um Black die Nacht verbracht hatte. Und das vor nicht einmal einer Woche. Es kam ihm viel länger vor.

Und er schämte sich, dass er so leicht aufgegeben hatte. Wenn Black irgendetwas passierte, dann war das alleine seine Schuld.

Snape hockte sich vor ihn, um die Verbände um seine Füße abzuwickeln. Sie waren zerrissen und blutdurchtränkt. Er schnaubte, sagte aber nichts. Aus seinen Umhangfalten zog er ein kleines Fläschchen hervor und träufelte eine purpurne Flüssigkeit auf die Kratzer. Es brannte und Dampf stieg von der Verletzung auf, aber die Blutung wurde fast sofort gestillt. Einen Zauberspruch später schlangen sich blendendweiße Bandagen um Dracos Füße. Snape griff Dracos Hand und ließ ein paar Tropfen auf die aufgerissene Kante fallen. Das war eine Narbe mehr, die Greyback ihm hinterlassen hatte.

Draco riss seine Hand frei. „Mir geht’s gut. Gehen Sie Black helfen.“

„Black hat genug Hilfe.“ Und selbst wenn nicht würde Snape ihm nicht helfen wollen. Es war kein Geheimnis, dass die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen konnten. „Erzähl mir, was passiert ist.“

Draco hätte lieber nach Black gesehen, aber Snape sah nicht aus, als würde er ihm erlauben sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Er erzählte seine Geschichte. Besonders lang war sie nicht. Er war aufgewacht und weggelaufen. Greybacks Opfer wurden nicht wieder lebendig, wenn er ihnen besonders viel Zeit einräumte.

„Okay, die Story lass ich dich nicht nochmal erzählen.“

Draco sprang auf. Einen Moment starrte er Black ungläubig an. Bis auf ein zerrissenes T-Shirt und Dreck auf der Wange war er unversehrt. Draco rannte los und fiel ihm in die Arme.

„Woah, es geht mir gut, Draco. Die Auroren haben alles unter Kontrolle. Sie haben Greyback festgenommen und nach Askaban gebracht. Zwei von ihnen wollen mit dir reden. Ich sag ihnen, dass du heute zu erschöpft bist.“

Draco klammerte sich an Black fest und stellte die Füße fest auf den Boden.

Black tätschelte seinen Rücken. „Wie wär’s, wenn du in dein Zimmer gehst, dich wäschst und schlafen legst. Ich komm nochmal vorbei.“

„Natürlich kannst du dir das nicht verkneifen“, bemerkte Snape beißend. Er huschte in einem Wirbelwind aus schwarzen Roben an ihnen vorbei, um den Auroren seine Version von Dracos Geschichte zu erzählen. Eigentlich brauchte Black sich gar nicht mehr zu beteiligen.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht. Bis gleich.“ Mehr Worte hatte Black nicht für ihn übrig. Er schob Draco weg und folgte Snape.

Alleine mit Lupin wollte Draco nur ungerne sein. Er schleppte sich nach oben, ging aber nicht in das Zimmer, das Black schon nach einer Nacht als seines bezeichnete. Blacks Zimmer war ihm lieber. Die Vorhänge waren geschlossen, die Bettdecke war schon aufgeschlagen und seine Kleidung lag einfach auf dem Boden verstreut. Jeder Winkel roch nach Black.

Draco erlaubte sich das erste Mal an diesem Abend durchzuatmen. Das Badezimmer lag auf dem Gang. Er musste Blacks Zimmer also leider wieder verlassen, um sich das fremde Blut und sein eigenes abzuwaschen. Den Pyjama aus dem St. Mungos wollte er eigentlich nicht wieder anziehen, aber er hatte nichts anderes. In dem verschwitzten, dreckigen, blutbefleckten Pyjama kehrte er in Blacks Zimmer zurück und setzte sich auf das Bett. Die Laken und Decken waren weich und die Matratze federte gut. Er würde hier gerne schlafen.

Aber er war hellwach.

„Da bist du ja.“ Black hatte ihn anscheinend unten gesucht. Er befahl Draco aber nicht aus seinem Zimmer zu verschwinden, und seine Einladung zu bleiben hätte nicht offensichtlicher sein können, als er die Tür hinter sich ins Schloss zog. „Brauchst du Sachen zum Wechseln? Was zu trinken? Sonst irgendwas?“

Draco blickte stumm auf einen Blutfleck auf seinem Ärmel.

Black setzte sich zu ihm und nahm ihn in den Arm. Draco schmiegte sich gegen die starke Schulter, gleich neben die gerissene Naht des Ärmels. Dort fühlte er sich noch tausendmal sicherer.

Black streichelte sein Haar. Eine Geste, die sich so fremd anfühlte, als hätte er Jahre und nicht nur Stunden darauf verzichten müssen. Das Brennen von Greybacks scharfen Nägeln prickelte noch zu frisch auf seiner Haut.

„Ab jetzt bleibst du hier. Egal, was Dumbledore sagt.“

„Braucht ja ganz schön viel, um dich zu überzeugen.“

„Nicht mich, Draco. Dumbledore. Ich schwöre bei meinem Leben, dass ich ihn umgebracht hätte, wenn du nicht lebend aus dem St. Mungos gekommen wärst.“ Die Wut und Härte in Blacks Stimme könnte einem Angst machen.

Draco lächelte. „Albus Dumbledore würde dich wie eine Fliege zerquetschen.“

„Danke für dein Vertrauen. Mein Auftritt war wohl nicht sehr beeindruckend.“

Er sah die Szene genau vor sich, und er war verdammt froh, dass Black ihn nicht damit ärgerte, wie er sich die Seele aus dem Leib geschrien hatte. Es war das erste Mal gewesen, dass er Black kämpfen gesehen hatte. Wirklich kämpfen. Nicht nur einen Zauber im Unterricht gezeigt oder einen Demonstrationskampf mit Lieblingsschüler Potter geführt hatte. Bei ihren kleinen Nachhilfestunden hatte er sich immer mehr auf sich konzentriert, damit Black ihn nicht ablenkte.

„Du hast Stil.“ Dracos Hände hatten die Risse im Stoff von Blacks T-Shirt gefunden. Greyback musste ihn an der Front zu fassen bekommen haben. Er malte sich aus, wie Black sich daraus befreit hatte. „Unter anderen Umständen hätte ich dir gerne zugesehen.“

„Ach?“ Das Adrenalin pumpte noch immer durch Blacks Körper. Draco spürte es heiß durch die leichte Wolle. Er schob die Hände unter das T-Shirt und küsste Blacks Kiefer. Der Schatten eines Barts kratzte ihn.

„Du sahst wunderschön aus.“

Black grinste. „Sollte ich jetzt nicht rot werden?“

„Halt die Klappe“, murmelte Draco. Black küsste ihn versöhnlich und Draco ließ ihn nicht mehr weg. Das Kribbeln in seinem Magen breitete sich aus und lockerte die angespannten Muskeln, vertrieb die Schmerzen aus seinen Knochen. Draco zog an Blacks Shirt.

„Warte.“ Black hielt seine Arme fest. „Das ist nicht der richtige –“

„Sprich diesen Satz aus und ich gehe“, raunte Draco. Er hatte das Glühen in Blacks Augen entdeckt. Das Feuer des Kampfes gegen Greyback hatte Spuren hinterlassen. Black strotzte vor Energie und Selbstbewusstsein. Gab es einen passenderen Zeitpunkt?

Black schien dasselbe zu denken, als er über Dracos heiße Wange strich. Er zerrte sich sein T-Shirt über den Kopf und küsste Draco im nächsten Augenblick. Die Matratze federte so gut, dass sie ihn fast zurückwarf, als Black ihn schwungvoll niederrang. Und endlich, endlich wurde er den verdreckten Krankenhaus-Pyjama los.

Er wusste wirklich keine bessere Ablenkung nach so einem niederschmetternden Tag.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
DVD: Der Hobbit 3
[DVD] [Blu-ray]
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Ich glaube nicht an Hexerei.
Joanne K. Rowling