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Fanfiction

Pureblood Pride - Familie

von Dr. S

„Ausgerechnet dein Bruder ist der Held in dieser Geschichte?“ Draco drehte seine Teetasse in den Händen.

Sie saßen in der Cafeteria im obersten Stock des St. Mungos. Es war verblüffend voll, als hätte jemand auf der Straße ein Schild für gratis Waffeln aufgestellt. Familien mit Kindern, die ihre Großeltern besuchten, eine Gruppe von Hexen, die anscheinend in denselben Topf falsch gebrauter Kosmetikzaubertränke gefallen war, und die halbe Quidditch-Mannschaft der Montrose Magpies, die wiederum von Fans umzingelt war. Dadurch beachtete niemand Sirius Black, der die Speckstreifen von Dracos Teller klaute. Er hatte Mordshunger.

„Keine Ahnung“, sagte Sirius. „Soviel ich weiß, könnte er es gar nicht geschafft haben dieses…“ Die Menschenmenge machte es allerdings auch schwerer freier zu reden. „…dieses Ding zu zerstören. Oder er hat es geschafft und sich danach ein schönes Leben auf Hawaii gemacht.“

Draco schaute ihn über den Rand seiner Teetasse forschend an.

Sirius hob die Schultern. „Woher soll ich es denn wissen? Mein Bruder und ich haben kaum ein Wort miteinander gewechselt, nachdem ich von zu Hause abgehauen bin. Ich hab ihn abgeblockt, dann er mich, und als Teenager steigert man sich da auch noch bis zur Schmerzgrenze rein. Es war schwer genug nach Hogwarts auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn er noch lebt, dann wäre ich der Letzte, dem er Bescheid geben würde.“

„Wenn“, betonte Draco. „Es ist gut möglich, dass der Dunkle Lord ihn gerade für so einen Verrat nicht hat davonkommen lassen.“

„Weshalb Hawaii äußerst verlockend scheint, nicht?“

„Und gut möglich ist auch, dass er es gar nicht geschafft hat, das Ding zu zerstören. Du erinnerst dich an meine Schwierigkeiten?“

„Du hattest keine Schwierigkeiten. Du warst stur und hast dir lieber von der Dunkelheit süße Sachen ins Ohr flüstern lassen.“

Draco zog beleidigt eine Schnute.

Sirius trennte ein Stück seines Käsekuchens ab und hielt Draco versöhnlich die vollgeladene Gabel unter die Nase. Draco hatte keinen Nachtisch gewollt, aber Sirius wusste, was das bedeutete – sein Kuchen war von vorneherein um die Hälfte reduziert worden.

Draco öffnete den Mund und ließ sich füttern. Den Kuchen sichtbar in die Wange gestopft fragte er: „Was bedeutet das für uns?“

„Hm?“

Draco schluckte den Bissen herunter. „Was, wenn dein Bruder es vor seinem Tod nicht geschafft hat, das Ding zu zerstören?“

„Was, wenn er gar nicht tot ist?“

Ein Schatten legte sich auf Dracos Gesicht. Den nächsten Bissen wollte er nicht, egal wie lange Sirius die Gabel vor seinem Mund tanzen ließ, stattdessen blickte er auf den Inhalt seiner Tasse herab. Hinter ihnen gackerten die Hexen für einen Moment so, als hätten sie ihre entstellten Gesichter vergessen.

„Black, du solltest nicht anfangen dir Hoffnungen zu machen“, sagte Draco schließlich.

Sirius hatte inzwischen fast den ganzen Kuchen aufgegessen. Jetzt lagen Steine in seinem Magen. Ein einziges Mal belästigte er Draco mit seinen Problemen und prallte mit voller Wucht gegen den Eiswall Malfoy’scher Gefühllosigkeit.

„Wieso nicht?“ Der Rest seines Kuchens blieb einsam auf dem Teller liegen, eine Gabel brutal in der Mitte steckend. „Es war auch falsch die Hoffnung aufzugeben, in ihm würde ein guter Kerl stecken.“

Unter dem Tisch krabbelte Dracos Hand auf sein Bein. „Ich wette, das hast du nicht getan. Brüder wissen doch, was ihnen aneinander liegt. Jedenfalls stell ich mir das als Einzelkind so vor.“

Sirius musste lächeln und schob seine Hand auf Dracos unruhige Finger zu. Er drückte sie, aber nicht um ihnen Halt zu geben. „James hat immer genau das Gleiche gesagt.“

Dracos Hand lag regungslos unter seiner. „Black, ich weiß, dass du eine Menge Menschen verloren hast. Einen von ihnen ein zweites Mal zu verlieren wäre sicher hart. Ist es das Risiko wert?“

„Draco Malfoy, höre ich da so etwas wie Sorge aus deiner lieblichen Stimme heraus?“

Draco krallte die Finger in Sirius‘ Bein, presste ein Keuchen aus ihm heraus. Die düstere Stimmung wurde von seinem Grinsen weggewaschen, wie Straßenschmutz nach einem warmen Sommerregen. Sirius sehnte sich danach diese Lippen zu küssen.

„Draco Malfoy?“ Eine Frau mit hoher Lockenfrisur, nicht weit entfernt von ihnen bei der verletzten Quidditchmannschaft stehend, wirbelte herum. Ihre juwelenbesetzte Brille rutschte ihr von der dünnen Nase, als sie sich vorbeugte und zu ihnen herüberstarrte. Rita Kimmkorn lächelte. Drei Goldzähne leuchteten im Blitzlicht ihres Fotografen auf. „Und Sirius Black. Was für eine Konstellation.“

Sie stolzierte herüber und setzte sich ungefragt zu ihnen an den Tisch. Den Spielern der Magpies war ihre Erleichterung über Ritas Abgang anzusehen. Sirius war wenig erpicht auf Gesellschaft von Klatschreporterinnen. Diese Frau hatte Harrys Leben noch schwerer gemacht und auch ihm nach seinem Freispruch ständig aufgelauert. In Hogwarts hatte er dem Rummel um seine Person entkommen können, umso kräftiger traf ihn die Wucht seiner angeblich tragischen Geschichte, als er wieder in die wirkliche Welt zurückgekehrt war. Aber gerade zeigte Rita mehr Interesse an Draco.

Sie zückte einen Notizblock und eine Feder – eine normale Feder, dafür hatte Hermine bekanntlich gesorgt. „Erinnerst du dich an mich, Schätzchen? Es ist eine Weile her, aber ich weiß noch, wie gerne du dich mit mir unterhalten hast. Sag doch mal, was treibt dich in diesem schicken Aufzug ins St. Mungos?“

Draco hatte seine Hand von Sirius‘ Bein gezogen, schloss damit den obersten Knopf des Krankenhauspyjamas. Den Verband um seinen Oberkörper versteckte er erfolgreich, aber die Krücken boten Rita genügend Material.

„Ein kleiner Unfall, wie mir scheint.“ Rita schrieb eifrig auf ihr Pergament. „Wie ist es dazu gekommen?“

„Entschuldigen Sie mal…“ Sirius rückte sich in Ritas Blickfeld, verdeckte dadurch Draco so gut er konnte. „Wir führen hier ein privates Gespräch.“

„Über ganz aktuelle Themen, vermute ich.“ Ritas Blick blitzte vor Heißhunger auf eine Story.

Draco war nur verwirrt, und der Fotograf hielt das fest. Sirius schoss von seinem Stuhl und schlug gegen die Kamera. Sie flog dem Fotografen in einem hohen Bogen aus den Händen.

„Mach das noch einmal und ich ramm dir das Ding dahin, wo die Sonne nie hinkommt.“

„Oho!“ Ritas fast vollgeschriebener Block drohte auch gleich nähere Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. „Da hast du dir einen leidenschaftlichen Beschützer zugelegt, Draco. Bezahlst du für dieses Temperament?“

„Bitte was?“ Draco wusste, wann er den Mund halten musste, besonders da er Rita Kimmkorn zu kennen schien, aber diese Bemerkung erschütterte das fragile Gerüst ihrer Beziehung – und das witterte die Klatschtante sofort.

„Was meinst du denn, worauf ich hinauswill, Draco?“ Sie lehnte sich vor, stützte ihr Kinn ab und drückte ihre karmesinroten Fingernägel tief in ihre Wange.

Draco presste die Lippen aufeinander. Damit erreichte er nur, dass Rita sich weiter zu ihm vorlehnte.

„Man erzählt sich, dass Mr. Black jetzt fürs Ministerium arbeitet. Benötigst du offiziellen Schutz? Deinem Vater wird das wohl kaum gefallen… Oder ist er am Ende für diese Verletzungen verantwortlich?“ Rita kritzelte unentwegt auf ihrem Block, so als würde Draco ihr sein Herz ausschütten. Leider war sie kurz davor ihn zu etwas Ähnlichem zu bringen.

„Ich… Was?“ Der Kommentar über seinen Vater hatte Dracos Neugierde geweckt. „Mein Vater sitzt in Askaban.“

„Saß, mein Lieber.“ Jetzt hatte Rita auch Sirius‘ Aufmerksamkeit. „Der Ausbruch ist ein paar Stunden her. In den frühen Morgenstunden rechnet die Regierung natürlich nicht mit Fluchtversuchen aus dem Gefängnis, das seit Jahren seinen Ruf als sicherste Festung der Welt eingebüßt hat.“ Ihr Blick flatterte zu Sirius und ihr Grinsen kehrte zurück. „Über die möglichen Wege könnt ihr euch sicher austauschen – oder habt ihr das schon?“

„So, das reicht.“ Sirius hob Draco auf die Beine. Das war das zweite Mal, dass man ihm Mithilfe bei einem Ausbruch aus Askaban unterstellte. Beim ersten Mal hatte er die Zeitung zerfetzt, diesmal würde er die Redakteurin seinen Zorn spüren lassen. „Wir haben keinen Nerv für eine dämliche Ziege, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen weiß, als sich haarsträubende Geschichten aus den Fingern zu saugen.“

Rita notierte auch das auf ihrem Notizblock.

Sirius ging sicher so einschüchternd wie möglich auszusehen, bevor er Draco aus der Cafeteria begleitete. Seine Krücken schienen Draco diesmal allerdings lieber zu sein, als Sirius‘ Arm. In Gedanken war er ganz woanders, sicherlich bei dem Kommentar über seinen Vater. Drei Stockwerke lang ließ Sirius ihn die Informationen verarbeiten, dann hielt er das Schweigen nicht mehr aus.

„Ich weiß nichts über irgendwelche Ausbrüche, Draco.“

Draco stoppte mitten im Treppenhaus, kurz davor die Gänge des ersten Stocks zu betreten. „Woher auch. Du klebst ja schon seit Stunden an mir, anstatt dich um andere Dinge zu kümmern.“

„Wenn du willst, dass ich gehe, dann sag es einfach.“

„Wieso sollte ich das wollen? Du bist der Einzige, der meinetwegen hierher kommt.“ Draco hatte die Cafeteria mit roten Augen betreten. Den ganzen Nachmittag hatte Sirius gebraucht, um den Anblick von Dracos Tränen zu verdrängen, nur damit die Erinnerung jetzt umso brutaler zurückgeschoben wurde. Er wollte das nicht nochmal sehen. Tränen verursachten ein unbeschreibliches Gefühl der Hilflosigkeit in ihm. Tausendmal stärker bei Draco.

Draco sollte sich nicht an seine Krücken klammern. Er hatte Sirius dafür.

„Ich brauch eine Zeitung“, murmelte Draco.

Sirius unternahm einen Versuch die Krücken zu ersetzen, legte beide Hände auf Dracos Schultern. „Die Chance besteht, dass die Kimmkorn sich das wie ihr meistes Gefasel aus den Fingern gesogen hat. Du solltest dir keine Hoffnungen machen.“

„Hoffnungen?“ Draco lachte irgendwie hysterisch. „Es gibt zwei Möglichkeiten, wieso das passiert sein könnte. Mein Vater ist ausgebrochen, weil er erfahren hat, was ich getan habe – lange überfällig, übrigens. Oder er wurde gezwungen. Weil jetzt der Moment gekommen ist, indem der Dunkle Lord seine Drohung in die Realität umsetzt und meine Eltern umbringt. Weil er endgültig genug davon hat, dass ich wie eine widerliche Kakerlake nicht totgetrampelt werden kann. Dieser… Merlins Bart, und ich dachte der gestrige Tag war schlimm.“

So gerne Sirius auch der ersten Möglichkeit widersprechen wollte, Draco zuliebe konnte er es nicht. Aber er kannte Lucius, seit er ein kleiner Junge war, wusste um seine zauberischen Fähigkeiten, und hatte rund einen Monat in Zellennachbarschaft mit ihm verbracht und seine versnobte, weinerliche Attitüde ertragen, welche die Dementoren nur verstärkt hatten. Niemals im Leben würde Lucius alleine aus Askaban kommen.

„Die Nacht ist am dunkelsten, bevor der Morgen anbricht“, sagte Sirius.

Draco lachte. Nicht mehr hysterisch, aber auch nicht sehr kraftvoll. Seine Krücken verursachten hallende Klack-Geräusch in dem hohen Treppenhaus, als er auf Sirius zukam. Eine der gegabelten Stöcke lehnte er gegen die Wand und legte den freien Arm um Sirius‘ Nacken. Er drückte einen Kuss auf Sirius‘ Wange, nah bei seinem Mundwinkel. In seinen Augen glitzerte nicht mehr der wässrige Glanz von Tränen. Draco küsste ihn noch einmal auf die Lippen.

Sirius nahm sich kurz zurück, dann schlang er die Arme um Dracos Hüfte und vertiefte den Kuss. Draco ließ seine andere Krücke fallen. Nicht vor Schreck. Jetzt endlich hielt er sich lieber an Sirius fest. Sein Stöhnen vibrierte um Sirius‘ Zunge herum, spornte ihn an noch hungriger zu küssen. Das hatte ihm gefehlt, und Sirius wusste nicht, wie er jemals aufhören sollte –

Die Tür zum ersten Stock öffnete sich. Keine Ahnung, wie oft sie schon in so eine Situation geraten war. Erwischt zu werden war eben der Risikofaktor, wenn man sich einen Bissen der verbotenen Frucht gönnen wollte.

Sirius ließ Draco los, zu abrupt. Schwankend drohte Draco das Gleichgewicht zu verlieren. Sirius musste ihn wieder stützen – aber das durfte ruhig jeder sehen.

Auch Ginny und Ron. Zusammen mit ihren Eltern kamen sie herein und blieben kurz stehen, um die ungewöhnliche Konstellation in der prekären Lage zu observieren. Ginny schnaubte, schniefte simultan, und stapfte hocherhobenen Hauptes an ihnen vorbei. Ron folgte ihr, brachte im Vorbeigehen aber wenigstens ein paar Worte heraus.

„Hi, Sirius.“ Und für Draco hatte er einen Blick voller Zwiespalt übrig.

Molly entschuldigte sich für ihre Kinder. Sie schenkte Draco ihr mütterliches Lächeln, das jedes einsame Kind sofort auf ihre Seite zog. Draco mochte in vielerlei Hinsicht das Klischee des einsamen reichen Einzelkindes erfüllen, aber sein Stolz verbot es ihm das irgendwem auf einem Silbertablett zu servieren – schon gar nicht der „fetten Wiesel-Wurfmaschine“.

„Sirius, hast du einen Moment.“ Arthur ließ seine Frau und Kinder vorgehen und nahm Sirius kurz zur Seite. „Ich komme gerade aus dem Ministerium. Komplettes Chaos bei den Auroren. Kingsley hat mir ein paar Infos gegeben. Anscheinend gab es einen Ausbruch –“

„Aus Askaban, schon gehört“, sagte Sirius. „Irgendjemand hat wohl mit Rita Kimmkorn geplaudert. Die ist uns oben begegnet. Hatte gehofft, dass sie sich das ausgedacht hat.“

„Oje, oje, das wird ja immer schlimmer…“ Arthur tupfte sich Schweiß von der Stirn. „Wir… Das Ministerium könnte ernsthafte Probleme kriegen, jetzt wo du-weißt-schon-wer so viele Todesser zur Verfügung hat. Snape versucht wohl Näheres herauszufinden. Remus ist bei den freigekommen Wölfen.“

Das schlechte Gewissen überfiel ihn ganz plötzlich. Er hätte etwas tun können, wäre er im Grimmauld Place auf Abruf gewesen. Dann bemerkte er, wie Draco bei der Erwähnung der Werwölfe zusammengezuckt war und wusste, dass es genau richtig gewesen war bei ihm zu bleiben.

„Irgendwas, das ich tun kann, Arthur?“, fragte Sirius trotzdem.

„Überlassen wir das lieber Dumbledore beim Meeting heute. Ich dachte nur, es wäre besser, wenn ihr das nicht aus der Zeitung erfahrt.“ Er schaute Draco an, der sich gar keine Mühe gab so zu tun, als hätte er nicht zugehört. Dann schüttelte Arthur Sirius‘ Hand. „Mach’s gut, Sirius.“ Und streckte sie auch Draco entgegen. Einen unangenehm langen Moment passierte nichts, ehe Arthur aufgab und die Hand wieder herunternahm. „Wiedersehen.“ Mit hängenden Schultern stieg er die Treppen herunter.

Draco hatte was immer er fühlte hinter seinem herablassenden Grinsen versteckt, und als wäre das nicht schlimm genug richtete er es jetzt auf Sirius. Es wurde ein Stück weit lasziver, als er Sirius am Arm packte und zu sich zog.

„Wo waren wir?“ Er hob den Kopf und stahl sich einen Kuss. Sein Körper schmiegte sich an genau den richtigen Stellen eng gegen Sirius. „Vielleicht suchen wir uns lieber ein Zimmer oder sonst einen Ort, an dem wir ungestört sind…“ Er streichelte Sirius‘ Wange, fuhr durch sein immer noch nicht gestutztes Haar. Die andere Hand wanderte über Sirius‘ Rücken nach unten. Seine Finger glitten geschickt in Sirius‘ hintere Hosentasche. „Wir könnten beide eine Ablenkung gebrauchen.“

Das falsche Stichwort. Sirius schob Draco weg. „Besser, wir verschieben das auf einen Tag, an dem ich mehr Zeit habe. Komm.“ Er hob Dracos Krücke auf und bot ihm seinen Arm als Ersatz an.

Draco zögerte, hatte aber keine andere Wahl als sich einzuhaken. Sein Gesicht war wie ein Thermometer rot angelaufen. Sirius labte sich nicht wie sonst daran und begleitete Draco stumm zurück in sein Zimmer.

Bill war alleine. Bis auf Augustus Pye, der junge Heiler, der seine abendliche Visite durchführte.

„Ah, Draco, äh, Mr. Malfoy, kommen Sie her. Eigentlich sollten Sie nicht so viel herumlaufen. Aber Kinder einsperren…“ Er lachte. „Sie wissen bestimmt, wie schwierig das ist, Mr. Black.“

Sirius schoss Pye seinen finstersten Blick zu. Der Heiler stotterte und bemühte sich ganz schnell Draco in sein Bett zu bekommen. Seine Untersuchung bestand darin Dracos Verbände zu wechseln und eine orangene Paste auf den Wunden zu verstreichen. Ein genauerer Blick auf die Verletzung an Dracos Schulter blieb Sirius verwehrt. Pye tanzte genau in seinem Blickfeld herum. Dann stellte er einen dampfenden Zaubertrank auf den Nachttisch.

„Trinken Sie das für einen traumlosen Schlaf. Sie brauchen die Ruhe. Ja, jetzt. Gute Nacht.“ Pye schob einen Stapel Stoff auf Dracos Nachttisch. „Hier sind übrigens Ihre Sachen. Frisch gewaschene Kleidung und die Wertsachen separat eingetütet.“ Er winkte mit seinem Klemmbrett, bevor er ging. „Mr. Black, bleiben Sie bitte nicht mehr zu lang.“

Sirius‘ finsterer Blick hatte den Satz am Ende in ein geschlurrtes Wortchaos verwandelt. Pye schloss die Tür und ließ sie endlich alleine. Bis auf Bill, natürlich, der leider noch nicht an Schlaf zu denken schien. Er beobachtete sie sogar ziemlich schamlos.

Sirius setzte sich an Dracos Bettkante. Er wollte Dracos Hand nehmen, durfte aber nicht und konzentrierte sich deswegen auf den Klamottenstapel. „Das sieht aber nicht nach deinen Sachen aus.“

„William hat mir seine zum Streichen geliehen.“

„Zum Streichen?“ Sirius glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Er musste Bill dafür Respekt zollen. „Bill, was hast du mit meinem Draco gemacht?“

„Keine Sorge“, sagte Bill grinsend. „Er hat mich dazu gebracht das Wohnzimmer pink zu streichen.“

Sirius lachte und lockerte Dracos bis eben betrübte Miene etwas auf. Er zog die Decke zu Recht, unter die Draco gekrochen war, und zwang ihm den Zaubertrank auf.

„Ich komm dich morgen wieder besuchen und bring dir ein paar vernünftige Anziehsachen mit“, sagte Sirius, als Draco nicht trinken wollte.

„Wenn du nichts Besseres zu tun hast. Anscheinend hast du ja einen neuen Job, von dem du mir nichts erzählt hast.“ Er ahnte, wieso Draco den Trank immer noch verweigerte. Eine niederschmetternde Botschaft nach der anderen erreichte ihn heute. Der verlorene Horkrux, sein entflohener Vater und natürlich die Zauberer-Armee, die ihn auf ihrer schwarzen Liste hatte. Er hätte Ablenkung wirklich gut gebrauchen können.

Wieso er allerdings glaubte, Sirius ginge es ebenso, würde ein Rätsel bleiben…

„Glaubst du wirklich, ich würde für das Ministerium arbeiten, Draco?“

„Würde passen. Da arbeiten nur Idioten.“

„Hm, was war das? Ich kann dich nicht verstehen, wenn du dabei trinkst.“ Sirius drückte den Becher gegen Dracos Lippen und kippte ihn. Draco trank vor Überraschung und schluckte, weil ihm nichts anderes übrig blieb. Der warme Trank schmeckte nicht, das wusste Sirius aus eigener Erfahrung. Deswegen hatte er aufgehört es damit zu versuchen.

„Black, wegen eben…“

„Pscht.“ Sirius zwang Draco die letzten Tropfen zu trinken. Ein kleines Rinnsal lief an seinem Kinn herunter. Sirius wischte die Flüssigkeit weg. „Leg dich hin.“

Der Schlaftrank zeigte schnell Wirkung. Dracos Augenlider wurden schwerer. Sirius stellte den Becher weg und Draco griff im Halbschlaf nach seinem Arm, zog ihn wieder zu sich.

„Geh nich‘…“

Sirius beugte sich über Draco, deckte ihn bis zu den Achseln zu. „Nur ein Idiot würde dich alleine lassen.“

„Dann musste jetzt verschwinden.“

„Sorry, aber dein Gelalle kann ich beim besten Willen nicht verstehen.“

Draco lächelte. Sein Griff um Sirius‘ Arm wurde schwächer. Einen Moment später waren seine Augen geschlossen. Er schlief, fest in die Zuckerwatte magischer Drogen gewickelt.

Sirius strich ihm das Haar aus der Stirn. Es war beängstigend, dass er stundenlang bei so etwas Banalem wie Atmen hätte zusehen können.

Ein Räuspern hielt ihn davon ab in die Tiefen seiner moralischen Abgründe zu fallen.

„Ich wollte noch mit dir reden, Sirius.“ Bill rührte seinen Trank genauso widerwillig wie Draco an. Er hatte wohl nur auf die Gelegenheit gewartet ungestört mit Sirius zu sein.

„Sprich dich aus, William. Draco schläft den Schlaf der Gryffindors…“ Sirius stand auf, schaute sich die Sachen auf Dracos Nachttisch an. Neben der ungewohnten Kleidung, ein weites Hemd und eine zerfledderte Hose, in der er sich Draco nicht vorstellen konnte, lag eine Plastiktüte mit den Sachen, die er in den Taschen gehabt hatte.

„Ich… weiß nicht wirklich, wo ich anfangen soll… Sirius, bist du sicher, dass du morgen schon wieder vorbeikommen solltest?“

Sirius hatte die Plastiktüte zur eingehenderen Observation hochgenommen. Jetzt schaute er Bill an, beide Augenbrauen angehoben. „Schon wieder?“

„Du warst den ganzen Tag hier. Den – ganzen – Tag.“ Bill sprach mit ihm, als wäre er wirklich ein Idiot. Er rutschte in eine aufrechtere Position und hantierte mit dem Kissen herum, das seinen Rücken stützte. „Hör zu, ich will nicht, dass du mich falsch verstehst. Ich mag dich, Sirius. Ich versteh auch, dass du dir Sorgen um Draco machst, aber ich halte es für keine gute Idee, wenn du die ganze Zeit an ihm… klebst.“

Sirius legte die Stirn in tiefe Falten. Das hörte sich verdammt nach Dumbledore an.

„Wieso?“, fragte er.

„Draco ist in dich verliebt.“

Auf einmal hatte der Plastikbeutel wieder seinen Blick verdient. „Hat er dir das gesagt?“ Sirius merkte, dass sein Gesicht heiß wurde. Er war zu alt, um rot zu werden. Und dann noch wegen etwas, dessen er sich bewusst sein sollte. Aber da steckte das böse L-Wort drin, das Bill so leichtfertig in den Raum warf…

„Seine Augen haben es mir gesagt“, sagte Bill. Die Verlockung war groß ihm zu sagen, wie kitschig das klang. „Sein Lächeln, wenn er von dir spricht. Und er spricht unentwegt von dir. Ist ziemlich offensichtlich.“

Sirius öffnete die Plastiktüte. Dracos Zauberstab, recht kurz, ungefähr zehn Zoll, vibrierte ungeduldig in seiner Hand. Er legte ihn neben Dracos Kopfkissen in Griffweite, nur zur Sicherheit.

„Hast du dazu nichts zu sagen?“, wollte Bill wissen.

„Was soll ich sagen, Bill? Dass es dämlich ist mich wegen einer Schwärmerei von ihm fernzuhalten? Er braucht mich im Moment. Merlins Bart, er braucht irgendjemanden um nicht den Verstand zu verlieren. Muss ich dir ernsthaft ausmalen, was es mit ihm anstellen würde, wenn ich ihn jetzt zurückweise?“

„Ich will nur nicht, dass er sich Hoffnungen macht und du ihn dann noch mehr verletzen musst. Was würde das mit ihm anstellen?“

Sirius hatte etwas in der Plastiktüte gefunden, das ihn kurz ablenkte. Er konnte es Dracos Sachen nicht zuordnen.

„Habt ihr zusammen Karten gespielt?“, fragte er Bill.

Der Themenwechsel war sichtbar irritierend. „Nein, wieso?“

„Was macht die dann bei Dracos Sachen?“ Sirius holte eine blutbefleckte Spielkarte aus der Tüte. Herz Ass.

~*~

Malfoy Manor wirkte trotz des angeblichen Zuwachses nicht weniger verlassen. Die imposanten Räume waren in der Nacht noch düsterer als am Tag. Eine Staubschicht hatte sich auf jeden selten besetzten oder unbenutzten Zentimeter gelegt. Narcissa fehlte die Kraft ihren Hauselfen vernünftige Befehle zu geben, abgeben wollte sie die einzige Aufgabe, die der Dunkle Lord ihr gelassen hatte, auch nicht.

Von der Hausherrin hatte er keinen Schatten gesehen, seit er hier war. Vom Hausherren auch nicht.

Snape wusste, dass das nichts heißen musste. Der Dunkle Lord hatte ihn nicht hierher bestellt, um die Gerüchte eines Ausbruchs zu widerlegen. Sein Anliegen war reiner Sadismus.

Der Gang zum Esszimmer lag komplett im Dunkeln. In seinem dunklen Mantel hätte man ihn für einen der Schatten halten können, von einem Schwenker des Mondes bewegt. Ungefähr das Gleiche galt für die Person, die am Fenster des Gangendes stand, gleich neben den doppelten Flügeltüren des Esszimmers.

Rodolphus schaute in die Nacht hinaus, badete im Licht der Sterne und des noch lange nicht vollen Mondes. Snape stellte sich zu ihm.

„Sieh einer an… Nur einer des dynamischen Lestrange-Trios“, bemerkte er tonlos.

„Ich hatte auf eine Einladung zur heutigen Show gehofft“, gab Rodolphus zurück ohne sich einen Millimeter zu rühren.

Snape verbannte die Abscheu zu den anderen Gefühlen, die er nicht gebrauchen konnte. „Wo ist dein kleiner Bruder? Ich hab ihn gestern vermisst.“

Rodolphus grinste ihn an, aber nicht er war es, dessen Stimme von den hohen Wänden widerhallte.

„Ich bin doch hier.“ Ehe er nach oben schauen konnte, fiel ein verschwommener Schatten durch sein Blickfeld, richtete sich gleich darauf vor ihm auf. Rabastan übernahm jetzt das Grinsen seines Bruders. „Ich wollte mal ausprobieren, wie sich das Leben einer Fledermaus so anfühlt. Liegt dir das kopfüber von der Decke hängen mehr, weil dein Kürbiskopf literweise Blut ansammeln kann?“

Snape bemühte sich keine Reaktion auf dieses sensible Thema zu zeigen. Diese Demütigung würde er Black nie verzeihen.

„Entschuldigung, aber das ist eine Geschichte zum Brüllen“, verteidigte Rabastan sich.

Rodolphus kehrte ihnen den Rücken. „Scheint so, als müsste ich mir ein anderes Unterhaltungsprogramm für den Abend suchen.“

Zur Abwechslung dackelte Rabastan seinem Bruder nicht hinterher, als der sich auf die Suche nach etwas begab, das seine Langeweile vertrieb. Mit verschränkten Armen setzte Rabastan sich auf die Fensterbretter des großen Fensters. Die Lichtquellen reichten aus, um sein Gesicht zu erleuchten.

„Wo warst du gestern?“, fragte Snape direkt.

Es mochte an der Beleuchtung von hinten liegen, aber Rabastans Grinsen schien noch diabolischer zu werden. „Wieso? Hatten wir einen Termin, den ich zur Abwechslung unabsichtlich vergessen habe?“

„Du lenkst ab und verrätst dich damit. Ich weiß, mit welchem Wolf du getanzt hast.“

„Du kannst nichts beweisen“, sagte Rabastan locker.

„Das versuche ich auch gar nicht erst“, gab Snape zurück. Das kalte Grinsen seines Gegenübers machte es schwerer denn je nicht die Kontrolle im Angesicht der absolut falschen Leute zu verlieren. „Obgleich mich der Grund eines solchen Verrats interessieren würde.“

„Verrat?“, spuckte Rabastan aus. Zorn flackerte in seinen Zügen auf. „Du nimmst den Mund verdammt voll, Spion. Ich habe nicht genommen, was dem Dunklen Lord gehört.“

„Warum dann den Jungen verletzen?“

Rabastan richtete sich auf. Er war kleiner als Snape, scherte sich aber nicht um die paar Zentimeter. Askaban hatte jeden Knut Respekt anderen gegenüber aus ihm herausgesaugt. Übriggeblieben war ein wirrer Verstand, der sich nicht auf die messerscharfen Fähigkeiten auswirkte.

„Ich hab ihm nichts getan“, sagte Rabastan. „Wenn du mich kränkst, beleidigst oder demütigst, bestrafe ich dafür diejenigen, die dir am Herzen liegen. Ich vernichte sie.“ Er schob sich an Snape vor, rempelte ihn nicht an, nutzte aber auch nicht den Platz aus um Berührung zu vermeiden. „Ich hatte einen guten Lehrmeister. Den du übrigens nicht warten lassen solltest, Professor.“

Snape runzelte die Stirn. Wirr. Ein komplett wirrer Verstand. Nicht versuchen, zu viel in die kryptischen Sätze hinein zu interpretieren. Er hatte eine Fassade zu wahren. Trotzdem…

„Du konntest es einfach nicht, oder?“

Rabastan blieb stehen. „Was?“

„Er ist dein Neffe. Du hast ihn gehalten, als er ein Baby war. Ihr habt hier nach deinem Ausbruch zusammen gewohnt. Draco ist Familie.“ Und dieser Lestrange würde nicht seit Jahrzehnten am Rockzipfel seines Bruders hängen, hätte er keine Schwäche für Familie.

„Denk doch, was du willst, Snape“, schnaubte Rabastan und ging weiter.

Snape verbat sich auch jede Art von Lächeln und klopfte an die Esszimmertür. Sie schwang wie von Geisterhand auf und offenbarte die Gesellschaft. Elf Werwölfe saßen an der langen Tafel aus edlem Holz, besudelten sie mit Essen, das zu fein für ihre abgestumpften Gaumen war, und spuckten teuren Wein aus eigenem Anbau aus, wenn ihr grölendes Lachen sich in das Heulen menschlicher Wölfe verwandelte. Lupin saß am hintersten Eck des Tischs und zeigte im Angesicht des Gastgebers wenigstens Manieren.

Am Kopf der Tafel saß Voldemort persönlich, nur ein Glas Wein in der Hand, das er wie Cognac schwenkte. Seine rot glühenden Augen waren seit seinem ersten Schritt ins Esszimmer auf Snape gerichtet.

„Severus.“ Er sprach ihn allerdings erst an, als Snape seine Seite erreicht hatte. „Mein Ehrengast, endlich.“

Mit einem Schnippen brachte der Dunkle Lord selbst das wildeste Wolfsrudel zum Schweigen. Er erhob sich und breitete die Arme in einer Willkommensgeste aus.

„Schenkt ihm eine warme Begrüßung, Freunde!“

Snape duldete das Gejohle, Geklappere von Besteck und die Rufe. Er vermied jeden Augenkontakt zu Lupin.

„Da wir nun alle versammelt sind“, begann Voldemort, „kommen wir zum Grund dieser freudigen Zusammenkunft. Das Ministerium hätte eure Freilassung nicht großzügiger unterstützen können. Schon bald werden wir es komplett unterworfen haben… Aber ich will eure schlichten Gemüter nicht mit Politik langweilen. Wieso, also, seid ihr hier?“

Verdreckte, ungepflegte Gesichter blickten ehrfurchtsvoll zu Voldemort empor. Nicht alle Werwölfe hatten in Askaban eingesessen. Inmitten der zerrupften Masse wirkten sie wie Bürger der Oberschicht.

„Ihr habt dieses köstliche Mahl allein einem Mann zu verdanken.“ Lange, knochige Finger suchten Greyback aus der Wolfsmasse heraus und bedeuteten ihm aufzustehen. Greyback kam dem schwankend nach. Den Schorf an seiner Schläfe musste er erneut aufgekratzt haben. Die Wunde sah entzündet aus. „Euer tapferer Alpha hat sich ganz allein der Aufgabe angenommen, die ihr zu elft nicht erledigen konntet. Leider wurde seine Tollkühnheit mit weiterem Versagen belohnt.“

Greyback hielt sich trotz der Demütigung aufrecht, zeigte keinerlei Schwäche vor den Mitgliedern seiner Wolfsbande. Selbst Angst suchte man vergeblich. Die Gesichter seiner Freunde füllten sich jedoch allmählich mit Panik.

Der Dunkle Lord trank eines Schluck Wein, während er sich die Runde genauestens einprägte. „Severus, hier, ist derjenige, der eurem Mahl den letzten Feinschliff gegeben hat. Mein Freund, verrätst du unseren Anwesenden, welcher Beschäftigung du nachgehst?“

„Ich bin Lehrer für Zaubertränke an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei.“

Voldemort nickte bestätigend. „Severus ist ein bescheidener Mann. Er bindet euch nicht auf die Schnauzen, dass er ein Meister der Zaubertrankkunst ist. Dieser Mann hier füllt euch Glück in kleine Fläschchen, serviert euch flüssigen Reichtum, kann euch durch ein paar gemixte Kräuter die Qualen des Vollmonds nehmen…“

Die Hoffnung in den Gesichtern wurde stärker. Blasse, müde Gesichter. Viele jünger, als sie aussahen. Snape schaute sie nicht an, verdrängte das Mitleid.

„Wie drückst du es stets so geschickt aus, Severus? Den Tod verkorken? Oh, ja. Darin bist du wahrlich ein Meister.“

Die Hoffnung schwand in Windeseile, ließ blanken Horror zurück.

„Sag mir, Severus, kennst du die Redewendung, dass sollten um Mitternacht dreizehn Gäste um eine Tafel versammelt sein, einer stirbt? Nun, du bist unser dreizehnter Gast. Und was für ein Zufall, es schlägt gleich Mitternacht.“ Er warf der Standuhr in der spärlich beleuchteten Zimmerecke einen Blick zu. Das Ticken der Zeiger schien auf einmal den ganzen Raum zu füllen. Keiner der Wölfe wagte es mehr sich zu bewegen.

„Das ist natürlich Unfug“, sagte Voldemort, kurz bevor die Zeiger gleichzeitig die Zwölf erreichten. Die Wölfe atmeten auf, pure Erleichterung verließ ihre Lungen.

Es schlug Mitternacht. Einer hustete, ein anderer wischte sich Schaum vom Mund. Die Panik kehrte zurück wie das Meer bei der Flut. Dann kippte einer nach dem anderen, manche auch gleichzeitig, vom Stuhl oder sackte nach vorne und landete mit dem Gesicht im Essen. Blut färbte den Perserteppich und blieb auf der hölzernen Tafel zurück.

Greyback stand noch, kreidebleich im Gesicht. Noch immer stand er kerzengerade.

„Hier stirbt nicht nur einer“, fuhr Voldemort fort, die Gesten ausladend, als hätten alle Anwesenden noch die Ohren gespitzt. Er trank seinen Wein aus und setzte sich hin. „Komm her, Fenrir. Ich sagte: Komm her. Setz dich.“

Greyback musste einen toten Werwolf vom Stuhl schieben, um sich neben Voldemort zu setzen.

„Mein Großmut ist nicht unerschöpflich, Fenrir. Ich habe dir viele Chancen gegeben. Eine nach der anderen hast du ungenutzt verstreichen lassen. Du konntest einem Teenager, der nicht Harry Potters Macht besitzt, kein Haar krümmen. Dafür musste die einzige Familie zahlen, die du jemals gekannt hast. Nutze den Zorn, die Trauer und finde, was nötig ist, um zu Ende zu bringen, was du begonnen hast. Jetzt geh mir aus den Augen.“

Langsam, wie in Zeitlupe, erhob Greyback sich und schwebte wie in Trance an seinen verblichenen Gefährten vorbei. Er verließ das Esszimmer und ließ eine groteske Stille zurück, nur durchbrochen, als Voldemort gelangweilt mit den Fingern auf den Tisch klopfte. Er stand auf.

„Du kümmerst dich um diese Unordnung, Severus“, sagte er und ging, als würde er nicht gemachte Laken und dreckige Umhänge zurücklassen.

Snape erhaschte einen Blick auf hellbraunes Haar und einen geflickten Umhang. Er seufzte.


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