Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Pureblood Pride - St. Mungos

von Dr. S

Perlweiße Wände sausten an ihm vorbei. Sirius rannte Treppen hoch und Gänge entlang, ließ zahllose Türen hinter sich. Er hielt erst an, als er die Dai-Llewellyn-Station erreichte. Ohne anzuklopfen brach er in das Zimmer. Atemlos blieb er stehen.

Drei Betten standen in dem länglichen Raum, zwei davon belegt. Auf dem in der Mitte saß ein blonder Junge und schaute Sirius aus großen grauen Augen an.

„Draco, Merlin sei Dank.“ Sirius lief schnurstracks an dem vorderen Bett vorbei und auf Draco zu. Er schloss ihn in die Arme.

„Black…“ Dracos Stimme war heiser, vielleicht noch vom Schlaf, aber vielleicht auch von Schreien. Es war früh am Morgen, so früh wie möglich. Sirius hatte kaum geschlafen und das Haus sofort verlassen, um eine halbe Stunde am Empfang darauf zu warten, dass die Hexe dort von ihrem Frühstück wiederkam.

Draco war schon wach, saß im Schneidersitz auf dem Bett. „Black.“ Er erwiderte Sirius‘ Umarmung und schmiegte sich für einen Moment gegen ihn.

„Fünf Minuten“, raunte Sirius. „Man lässt dich fünf Minuten aus den Augen und du lässt dich fast umbringen.“ Er fuhr durch Dracos Haar. Es fiel frisch gewaschen und locker über seine Finger. Er schaute Draco an, schaute ihm lange in die Augen. Dann legte er seine Stirn gegen Dracos. „Geht’s dir gut?“

„Willst du eine ehrliche Antwort oder das, was man üblicherweise auf so eine Frage antwortet?“

Sirius strich noch einmal über Dracos Haar, bevor er von ihm abließ. Er besah sich die Verletzungen genauer. Unter dem schneeweißen Pyjamahemd blitzte ein Verband hervor. An Dracos Hals hatten sich dunkelrote Flecken gebildet, Würgemale, die so schmerzhaft aussahen, dass Sirius seinen Griff um Dracos Gesicht eben bereute. Neben Dracos Nachttisch ohne persönliche Sachen stand ein Paar Krücken deren Enden wie ein Ypsilon geformt waren.

„Wozu sind die?“, fragte Sirius.

Draco rieb sich über die Knöchel. Über seiner rechten Socke schauten weitere Verbände hervor. „Greyback hat etwas zu fest an meinen Füßen gezerrt. In ein paar Tagen ist das wieder in Ordnung.“

„Und dein Hals?“

„Kam erst über Nacht. Der Scharlatan, der sich für den Ober-Heiler hier hält, kann sich bei der Morgenvisite darum kümmern.“

Sirius schob die Finger zwischen Dracos Hemdseiten. Ein weiterer Knopf löste sich. Jetzt hatte er freie Sicht auf die weißen Bandagen um Dracos Oberkörper. Der Stoff fühlte sich fusselig und irgendwie kratzig an. Dracos sensible Haut hatte auch unverletzt Besseres verdient.

„Und hier?“

Dracos Atem stockte. „Ich…“

„Hey, Sirius.“

Er zuckte von Draco weg. Die Stimme kam vom vorderen Bett, auf das er noch keinen längeren, nicht einmal einen kurzen Blick geworfen hatte. Dumbledore hatte ihn darauf vorbereitet, was ihn erwarten würde.

Bills Gesicht war komplett verbunden. Die Bandagen wickelten sich sogar um seinen Hals. Rötliche Flecken zeichneten sich auf dem Stoff ab. Trotzdem erkannte Sirius ein kleines, sehr erschöpftes Lächeln.

„Bill, scheiße, du siehst aus wie ein lebendiges Wattestäbchen“, grüßte Sirius.

Das Lächeln wurde breiter. „Charmant wie eh und je. Meinetwegen hättest du auch nicht kommen müssen. Fleur ist hier. Sie holt sich gerade einen Kaffee. Bezweifel allerdings, dass sie in einem britischen Krankenhaus etwas Akzeptables für ihren Gaumen finden wird.“

„Fleur ist also hier? Ich musste die Besuchszeit abwarten.“ Sirius tätschelte Dracos Wade. Er konnte nicht lange die Finger von ihm lassen. Nicht, nach einer schlaflosen Nacht.

„Hat Dumbledore dir erzählt, was passiert ist?“, fragte Bill.

Sirius spürte den Zorn in seinem Magen grummeln. Er schluckte ihn herunter, auch wenn ihm das so ein Geschwür wie seinem Vater verpassen sollte. „Erzählt mir eure Version nochmal.“

Und Bill kam dem gerne nach. Er erzählte, wie die Schutzzauber sich in Luft aufgelöst und Greyback plötzlich vor ihnen gestanden hatten. Nicht einmal seinen eigenen Fehler ließ er aus, gestand widerstandslos ein, dass er Draco nicht hatte beschützen können und dass Draco ihn am Ende gerettet hatte, so surreal das auch scheinen mochte. Anscheinend hatte Dumbledore ihm keine Lügengeschichte aufgetischt.

Aber warum sah Draco dann so verunsichert aus? War das vielleicht bloß Verlegenheit? Nein, dafür fehlte der rosa Schimmer auf Dracos Wangen.

„Wenn mein Vater nicht vorbeigeschaut hätte, wären wir aber wohl beide verblutet“, beendete Bill seine Erklärung. Er rieb sich den Kiefer. Das Reden musste ihm schwerfallen, wahrscheinlich sogar schmerzhaft sein.

Draco legte seine Hand auf Sirius‘, die immer noch über sein Bein strich und die Pyjamahose dabei rauf- und runterschob. Zuerst meinte Sirius, Draco würde wollen, dass er damit aufhörte, aber seine verharrenden Finger ließen auf eine andere Absicht schließen. Fragend runzelte er die Stirn.

Aber Draco schien vollkommen in Gedanken versunken.

Bill redete weiter, und erst gut fünf Minuten später, als die Tür geöffnet wurde, blickte Draco auf. Sirius konnte ihm nicht zeigen, dass er sich Sorgen machte. Er wurde von einer schlanken Gestalt überstrahlt.

„Draco, mon cher, ich ’abe ’ier ein paar Muffins für disch.“ Fleur noch-Delacour hatte einen ganzen Korb mit köstlichen Küchlein dabei. Sie stellte ihn auf Dracos Nachttisch, beugte sich zu ihm rüber und küsste ihn auf die Stirn. Ihr langes silberblondes Haar fiel vor Dracos Gesicht, streifte ihn und ließ ein zartes Rot auf seinen Wangen zurück. Mehr aber auch nicht.

Ein ‚Danke‘ konnte auch Fleurs nicht zu verleugnender Charme aus Draco hervorpressen.

„Krieg ich auch etwas Süßes?“, fragte Bill.

„Isch weiß nischt. Verdient man eine Belohnung dafür, dass man sich aufschlitzen lässt?“ Fleur legte sich nachdenklich einen Finger unters Kinn, dann lächelte sie – allerdings nicht Bill an. „’allo, Sirius.“

„Hi.“ Sirius erduldete gelassen die beiden Küsschen auf seine Wangen. Er war nicht in der Stimmung Fleur ihr glockenhelles Kichern zu entlocken oder irgendwie zu flirten. Vielleicht hatte er diese Nacht nicht um sein Leben bangen müssen, aber nicht zu wissen wie es Draco ging zehrte an seinen Nerven. Und Fleur ging es wohl kaum besser. Ihre tiefblauen Augen waren gerötet, ob von Tränen oder vom Schlafmangel war letztendlich egal, und als sie zurück zu Bills Bett ging war ihr Gang weniger schwebend, als ihre Veela-Gene es erlauben sollten.

Dracos vorwurfsvoller Gesichtsausdruck ließ sich aber weniger darauf zurückführen. Sirius baute darauf ihn mit einem Lächeln wegwischen zu können, hatte aber wenig Erfolg. Missmutig griff Draco den Korb, den Fleur ihm mitgebracht hatte, und wühlte in den Küchlein herum. Er nahm eines mit Schokosplittern und biss hinein. Mit drei weiteren großen Bissen hatte er es verputzt. Sirius war erstaunt.

„Gibt’s hier kein Frühstück?“

Dracos Antwort war ein böser Blick.

Zugegeben, Sirius hatte Dracos Stimmungsschwankungen vermisst. Ganz dreist schnappte er sich einen von Dracos Muffins und knabberte daran, während er es sich bequemer machte. Er hatte nicht vor allzu bald wieder zu gehen.

„Irgendetwas beschäftigt dich doch, oder?“, fragte Sirius.

„Ein Werwolf hat mich mit seinem Nachtisch verwechselt. Das darf mich ein bisschen beschäftigen.“

Genau deswegen wollte Sirius nicht nachbohren. Draco häufte ein Trauma nach dem anderen an. Kein normaler Teenager hielt so etwas lange aus. „Rede ruhig mit mir darüber. Oder über was auch immer in deinem hübschen Köpfchen vorgeht.“

Draco warf einen Seitenblick zu Bill und Fleur, die leise miteinander redeten. Man konnte sie allerdings verstehen, wenn man genau hinhörte. Sirius kniff sanft in Dracos Wade.

„Später vielleicht.“

Draco tat sich wie immer schwer zu lächeln, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als sonst. „Ich… Black, es ist schön, dass du hier –“

Ein Klopfen unterbrach ihn. Kurz darauf kam weiterer Besuch herein. Molly und Arthur Weasley, Bills Eltern, drängten beide gleichzeitig herein, was bei Mollys Ausmaßen schon leicht komisch aussah. Sirius hatte deswegen kein schlechtes Gewissen. Molly und er hatten kein herzliches Verhältnis. Seine Beziehung zu Harry war ihr ein Dorn im Auge, und auch wenn er es ihr zu Gute halten musste, wie sie sich um Harry gekümmert hatte, gefiel es ihm gar nicht, als schlechter Einfluss hingestellt zu werden.

Arthur hatte ein grüßendes Lächeln für Sirius übrig, aber dabei blieb es auch. Draco wurde von beiden ignoriert. Molly war zu beschäftigt ihren Sohn auszufragen, sich die Geschichte des Angriffs noch einmal darstellen zu lassen, und Arthurs Beziehung zu Malfoys war von jahrzehntealten Narben gekennzeichnet.

Dracos finstere Miene hatte allerdings andere Gründe. „Du bleibst wohl mein einziger Besuch, Black.“

„Deine Mutter wird bestimmt kommen, wenn ich ihr Bescheid gebe“, sagte Sirius, auch wenn ihm der Gedanke von Narcissa in Dracos Nähe überhaupt nicht gefiel. Sie war ein Risikofaktor, mehr nicht, und ihre Verbindung zu Voldemort würde Draco nur in Gefahr bringen. Aber sie war seine Mutter. Er konnte verstehen, dass Draco sie nach fast einem Jahr und besonders nach so einem Vorfall sehen wollte.

„Nein.“ Draco stellte den Korb zurück auf den Nachttisch. Der Appetit war ihm anscheinend vergangen. „Sie würde nicht kommen. Wieso sollte sie auch? Es ist ein Wunder, dass sie noch lebt nach all dem Mist, den ich gebaut habe.“

„Mist?“ Sirius schüttelte vehement den Kopf. „Draco, du hast ein Leben gerettet. Darauf sollten deine Eltern stolz sein. Wenigstens du solltest stolz auf dich sein.“

„Es war dämlich und leichtsinnig.“ So viel Selbstverachtung hatte Sirius selten gehört und von Draco hätte er so einen Ton gar nicht erst erwartet. „Ich hätte es besser wissen müssen, anstatt darauf zu vertrauen, dass euer Orden ein paar lächerliche Schutzzauber hinkriegt. Greyback besitzt nicht einmal einen vernünftigen Zauberstab und er… konnte einfach so reinspazieren. Das ist unentschuldbar.“

Sirius hätte jedem anderen eine Strafpredigt gehalten, vielleicht sogar mit mehr als Worten deutlich gemacht, dass man so nicht über die einzige Verbindung sprechen sollte, die alles versuchte um diesen Krieg in Grenzen zu halten. Aber er wusste, dass Draco es nicht so meinte. Draco war sauer, vor allem auf sich selbst.

„Du denkst, dass Greyback Hilfe gehabt hat“, sagte Sirius.

„Ich…“ Wieder schaute Draco zu Bills Bett. Die kleine Menschenansammlung zeigte keinerlei Interesse an ihnen. Eigentlich sollte das Draco genug Sicherheit geben, um offen zu reden. Nur fühlte Draco Malfoy sich nicht einmal in einem dunklen Raum ganz alleine mit Sirius wohl genug um sich zu öffnen.

Sirius begann daran zu zweifeln, was Dumbledore ihm erzählt hatte, und auch Bills Geschichte, die so verblüffend ähnlich gewesen war. Irgendetwas lag Draco auf der Seele. Etwas, das er entweder für sich behielt oder für absolut unwahrscheinlich hielt. Sirius griff Dracos Gesicht und beugte sich vor.

„Schau mich mal an.“

Draco zog die Augenbrauen zusammen. Kein Misstrauen, nur Verwirrung. Er fing Sirius‘ Blick auf ohne Fragen zu stellen. Seine grauen Augen waren wunderschön. Sirius musste sich schwer konzentrieren, um sich in den nebelhaften Tiefen nicht zu verlieren.

„Erzähl mir noch einmal, was passiert ist“, verlangte Sirius.

Draco seufzte. „Alles?“

„Meinetwegen auch nur das, was dir komisch vorkommt.“

„Ich…“ Draco versuchte seinem Blick auszuweichen, aber Sirius ruckte seinen Kopf wieder zu Recht. „Ich hab ihn gehört, okay? Ich erinnere mich ganz genau daran, dass er nähergekommen ist, dass er direkt hinter mir war. Mir ist, als könnte ich immer noch seine Krallen auf meinen Armen spüren. Aber… das ist bestimmt bloß Paranoia.“

„Da wär ich mir nicht so sicher.“ Sirius nahm die Hände von Dracos verwirrtem Gesicht, als es erneut klopfte. Diesmal nicht noch mehr von Bills Verwandtschaft, sondern der Heiler auf seiner Morgenvisite. Der junge Mann in seinem limonengrünen Umhang grüßte zuallererst Arthur, kannte ihn vermutlich von seinem Aufenthalt hier an Weihnachten vorletztes Jahr. Dann bat er alle Anwesenden kurz nach draußen zu gehen.

Sirius wuschelte beim Aufstehen durch Dracos Haar. „Bis gleich.“ Dann nahm er sich den jungen Heiler, Augustus Pye, zur Seite. „Tun Sie mir einen Gefallen. Checken Sie Draco Malfoy auf ein manipuliertes Gedächtnis, ja?“

Zu seiner Überraschung strahlte Pye. „Ah, Fluchschäden. Eine meiner Lieblingsabteilungen für einen Abstecher. Wird erledigt, Sir.“ Es fehlte nur noch, dass er salutierte, damit Sirius ihm einen Kinnhaken verpasste.

Auf dem Weg raus auf den Flur murrte Sirius: „Der Kerl hat mich Sir genannt, ist das zu fassen?“

Arthur hatte einen tröstenden Klaps für ihn übrig. „Solltest du das als Professor nicht schon gewöhnt sein?“

Sirius grummelte unverständlich.

„Sirius, so nebenbei…“ Arthur zog ihn etwas beiseite und ließ Molly und Fleur Freiraum um sich zur Abwechslung weniger feindselig auszutauschen. Bills Verfassung lockerte ihre angespannte Beziehung scheinbar ein wenig auf. „Ich find’s sehr nett von dir, dass du den Malfoy-Jungen besuchst. Der Kleine hat es im Moment nicht leicht.“

„Hätte nicht gedacht, dass du das so siehst.“

„Er ist ein Kind“, sagte Arthur. „Er kann doch nichts dafür, dass sein Vater ein mörderischer Psychopath ist. Lucius hat ihn in diesen Schlamassel gezogen und Draco muss es ausbaden. Allerdings… Ich weiß nicht, ob meine Kinder das genauso sehen. Fred und George kommen sobald sie einen Ersatz für den Laden gefunden haben vorbei, und wie du weißt kommen Ginny und Ron heute aus Hogwarts zurück. Bei Charlie mach ich mir am wenigsten Sorgen… Ehrlich gesagt kichert er Merlin weiß wieso immer, wenn ich Draco erwähne.“

„Weil Draco lateinisch für Drache ist, wahrscheinlich.“

„Ist das so? Oh.“ Arthur kratzte sich an der Schläfe und schweifte mit den Gedanken ab.

„Du hältst es für keine gute Idee, dass Draco sich ein Zimmer mit Bill teilt“, kam Sirius auf das Gespräch zurück. „So groß ist die Station aber nicht. Ich bin sicher, Draco hätte sich ein Einzelzimmer erbettelt, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte. Du wirst deine Rasselbande eben im Auge behalten müssen. Verklicker ihnen, dass Draco Bill nicht hat sterben lassen.“

Arthur nickte. Er wollte noch irgendetwas sagen, aber Sirius schob ihn aus seinem Blickfeld. Am Ende des Ganges hinter eine Ecke glaubte er einen bekannten Umhang aufblitzen zu sehen. Er entschuldigte sich bei Arthur und folgte dem mit Flicken besetzten Kaninchen.

Neben einem Wagen, auf dem die leeren Frühstückstabletts transportiert wurden, saß Remus auf einer Bank. Die Kerben der Müdigkeit in seinem Gesicht waren tiefer denn je. Er wollte etwas zu Sirius sagen, aber die Hexe, die aus dem nächstgelegenen Zimmer kam und den Frühstückswagen weiterschob, unterbrach ihn.

Sirius ließ die pummelige Dame passieren und baute sich vor Remus auf. Er wusste, dass er so nicht unbedingt den perfekten Nährboden für ein Gespräch schuf. Remus‘ schlechtes Gewissen hatte seinen Rücken jetzt schon schlimmer gekrümmt, als Quasimodos.

„Hattest du eine schöne Zeit mit Tonks?“, fragte Sirius kühl. „Irgendetwas Gutes sollte dabei herausgekommen sein. Immerhin wären fast zwei Menschen draufgegangen, weil du –“

„Ich weiß. Ich…“ Remus stützte seinen hängenden Kopf mit beiden Händen. „Ich hab Mist gebaut.“

Ein Teil von Sirius wollte das Gegenteil behaupten und Remus trösten, aber der Teil war zu klein, um sich Gehör zu verschaffen. Ganz leicht wurde er von dem brodelnden Zorn verschluckt. Zorn, der nicht nur Remus galt, aber sich gerade das leichteste Ziel aussuchte.

„Und ob du das hast. Deine einzige Aufgabe seit zwei Jahren ist es, dich mit den Werwölfen, mit Greyback gutzustellen, und du hast versagt. Du hast es nicht einmal richtig versucht. Voldemort will Draco tot sehen, wann kapierst du das endlich?“

Remus schaute zu ihm hoch. Seine Nerven lagen blank, das sah man ihm an, und Sirius wünschte, er könnte einen Tropfen Mitleid aus sich herauspressen. „Wie geht es den beiden?“

„Warum fragst du sie nicht selbst? Bist du eine Maus oder ein Gryffindor?“

Remus blieb sitzen, die schweißnassen Hände ineinander verschränkt. Eine weitere Enttäuschung von seinem ältesten Freund. Sie hatten sich über die Jahre gegenseitig so oft enttäuscht, dass Sirius manchmal nicht mehr wusste, wieso sie noch aneinander hingen. Vielleicht war es nur Gewohnheit. Ein Stück Vertrautheit in ihren verkorksten Leben. Die Erinnerung an bessere Zeiten.

„Hab ich mir gedacht“, sagte Sirius bitter. Er drehte Remus den Rücken zu und ging langsamer als notwendig um die Ecke, hoffte auf eine letzte Reaktion, sobald er aber merkte, dass die anderen nicht mehr den Gang blockierte, beeilte er sich zurück ins Zimmer zu kommen.

Remus hatte seine Gesellschaft im Moment nicht nötig.

Draco ließ die Beine von der Bettkante baumeln, während Pye mit seinem Zauberstablicht seinen Augen untersuchte.

Sirius machte einen kurzen Schlenker zu Bill, dessen Kopfverband durch größere Pflaster auf den Wangen ersetzt worden war. Seine Verletzungen waren noch sichtbar, zogen sich schmal und länglich von seinem Hals zu seinen Wangen, erreichten fast sein Auge. Molly tupfte sich mit einem Taschentuch Tränen aus den Augenwinkeln. Fleur hielt Bills Hand und machte einen Witz über rohes Fleisch.

„Die Narben werden bleiben“, murmelte Arthur Sirius zu. „Merlin sei Dank war Greyback nicht verwandelt. Das hätte alles schlimmer enden können.“

Sirius wischte all die angehäufte Eifersucht beiseite, als Bill ihn anlächelte. Er war immer noch ein gutaussehender Mann, auch wenn sein hübsches Gesicht der Vergangenheit angehörte. Und Fleur, egal wie oberflächlich sie auf den ersten Blick erscheinen mochte, würde sich von ein paar hässlichen Narben nicht abschrecken lassen.

Sirius trat an Bills Seite und lehnte sich zu ihm herunter. „Ich weiß nicht, was die haben. Vorher konnte man das doch nicht Gesicht nennen.“

Bill grinste. Ein schiefes Aufragen seiner Mundwinkel, das die Wunden krümmte. „Nicht wahr? Die Narben geben mir so einen verwegenen Touch. Die Frauen werden es lieben.“

Fleur schlug ihm auf den Handrücken. „Bill.“

Er lachte und drückte versöhnlich die Hand seiner Verlobten. Dann wandte er sich noch einmal Sirius zu. „Hey, da ist noch was, das ich mit dir besprechen will. Es ist wegen –“

„Später.“ Sirius hatte bemerkt, dass Pye sich verabschiedete. Er schnitt dem jungen Heiler schnell den Weg ab. „Und?“

Pye hatte sich im Gehen Notizen auf einem Klemmbrett gemacht. „Soweit ich das sagen kann, hatten Sie Recht, Mr., äh…“

„Black.“

„Ja. Oh, Sirius Black? Ach, du lieber Dachs, jetzt erkenn ich Sie erst. Sind Sie verwandt mit Draco?“

„Ich bin sein Cousin“, gab Sirius widerwillig zu. Diese, wenn auch recht entfernte, Verwandtschaft zuzugeben fiel ihm schwer. Seine Eltern waren Cousins gewesen, ersten Grades auch noch. Seine Mutter hatte nicht einmal ihren Nachnamen ändern müssen, als sie seinen Vater geheiratet hatte. Sirius hatte das oft ausgenutzt, um ihnen verbale Schläge ins Gesicht zu verpassen. Er hatte ihnen so oft wie möglich gesagt, dass er nie so tief sinken würde.

Für Draco hatte er verdammt viele seiner Grundsätze gebrochen.

„Ah, okay, na dann…“ Pye trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Entweder war er von Sirius eingeschüchtert oder Dracos Situation machte ihm zu schaffen. „Es sieht wirklich so aus, als hätte jemand an Dracos Gedächtnis herumgespielt, beziehungsweise einfach ein paar Erinnerungen gelöscht. Das lässt sich leider nicht rückgängig machen. Allerdings haben wir im vierten Stock gerade eine Studie dazu begonnen. Ich könnte ihn dort hineinbringen. Bei der letzten landeten siebzig Prozent der Teilnehmer leider total verkorkst auf der Langzeitstation…“

„Ich denke nicht, dass das notwendig ist.“ Sirius entlockte Pye ein Quietschen, wie von billigen Turnschuhen auf Fließen, als er ihm auf die Schulter klopfte. „Trotzdem danke.“

„Oh, ähm, gern geschehen. Hat mich äh, gefreut.“ Pye watschelte wie ein Pinguin davon. Hätte er Sirius nicht ‚Sir‘ genannt, wäre er geehrt gewesen.

Draco saß immer noch auf der Bettkante und beäugte Sirius abwartend, bis er sich neben ihn gesetzt hatte. Die blauen Flecke auf seinem Hals waren verschwunden, perfekt geheilt, wenigstens das konnte Pye also. „Jemand hat also mit meinem Verstand gespielt. Woran hast du das gemerkt?“

„Details.“ Sirius strich durch das dichte Blondhaar, ließ seine Hand in Dracos Nacken liegen. „Wirft leider mehr Fragen auf, als beantwortet werden.“

„Vielleicht will ich gar nicht, dass sie beantwortet werden“, murmelte Draco. Wie Remus hatte er den Kopf hängen lassen und traute sich nur langsam Sirius anzusehen. „Wer weiß, was die mit mir gemacht haben…“

„Die? War dort noch jemand außer Greyback?“

„Black, schalt dein Gehirn ein. Greyback kann alleine nicht einmal das Ende von der Zauberstabspitze unterscheiden. Er muss Hilfe gehabt haben.“

Sirius drehte Dracos Kopf zu sich herum. „Wärst du dann noch hier?“

Draco zuckte die Achseln. „Sie könnten wer weiß was mit mir angestellt haben, Black. Vielleicht diesmal ein langsameres Gift, oder ich steh unter dem Imperius-Fluch und merke es nicht mal. Schlimmer noch, was, wenn sie in meinem Kopf rumgewühlt haben? Was, wenn sie meinetwegen jetzt über das Geheimnis des Dunklen Lords Bescheid wissen und Er sich darauf einstellen kann?“

Sirius war eine Bewegung davon entfernt Draco in den Arm zu nehmen. Ein weiterer Besucher, der diesmal ohne Anklopfen hereinkam, hielt ihn auf. Noch ein Rotschopf, Bills jüngerer Bruder Charlie trat etwas zögerlich ein.

„Ich bin so schnell ich konnte gekommen“, sagte Charlie. Tatsächlich war es schon eher Vormittag, als Morgen. Die pummelige Hexe von eben hatte die Frühstückstabletts abgeholt und nicht gebracht. Sirius‘ Zeitgefühl war ihm irgendwann in der Nacht abhandengekommen.

„Wird ziemlich voll hier“, bemerkte Draco, und Sirius ahnte, dass er sich arg zurücknahm, um keinen geschmacklosen Kommentar über die große Familie der Weasleys abzulassen. Dadurch überspielte er nur schlecht die Bitterkeit in seiner Stimme. „Du musst hier nicht die ganze Zeit bei mir hocken. Das wirkt total bemitleidenswert.“

„Ich will aber hier sein.“ Sirius strich durch Dracos Haar und scherte sich wenig darum, dass es liebevoller aussah, als er sich vor diesem Publikum erlauben durfte. Dracos Lächeln war das allemal wert. „Wie wär’s, wenn wir irgendwas spielen? Karten, oder so.“

„Ich spiel nicht Texas Hold’em mit dir.“

Sirius grinste. „Hab gewusst, dass du eher auf den langweiligen Kinderkram stehst. Zauberschnippschnapp also.“

Es war nicht so, dass er nicht gerne Zauberschnippschnapp spielte oder schlecht darin war, aber nach drei explodierten Kartenhäusern und einem bangen Moment, in dem Draco ihn hatte glauben lassen, dass er seine Augenbraue verloren hatte, wechselten sie zu Schach. Sie hatten das früher schon gespielt, als Sirius noch Professor gewesen war und die Nachmittage friedlich mit Draco hatte verbringen können. Ohne um sein Leben fürchten zu müssen.

Draco war ein guter Schachspieler, verdammt gut sogar, und das sagte eine Menge über seine Art zu denken aus. Natürlich war das nicht bei jedem so. Ron hatte Sirius einmal haushoch geschlagen und war auch, wenn man ihn nicht unterschätzte, ein exzellenter Spieler, ließ diese Fähigkeit logisch denken zu können im Alltag aber selten durchblicken.

„Wow…“ Charlie hatte sich bei der letzten Runde zu ihnen gesellt. Arthur hatte die Pflicht im Ministerium gerufen und Molly und Fleur stritten sich darüber, wer Bill bemuttern durfte. „Du bist richtig gut darin, Draco. Mich hat Sirius an die Wand gespielt. Allerdings sind die einzigen in unserer Familie, die gerne Schach spielen, Percy und Ron.“

Molly verstummte bei der Erwähnung ihres abtrünnigen Sohns ganz plötzlich und entschuldigte sich, um sich etwas zu Essen zu besorgen. Fleur widmete sich voller Triumph ihrem Verlobten.

Draco reagierte merkwürdigerweise alles andere als genervt auf Charlie. Es musste an dem Feuer an Komplimenten liegen, das Charlie losgelassen hatte.

„Vielleicht spielt Ron ja nachher gegen dich.“ Zumindest bis jetzt.

Draco schnaubte verächtlich und dementsprechend barsch zerschlug seine Dame Sirius‘ Turm. „Ich spiele nicht gegen ein unterbelichtetes Wiesel. So tief gesunken bin ich noch lange nicht.“

„Aha, du musstest dich also herablassen unserem Bruder zu helfen?“ In der Tür, die Molly offengelassen hatte, standen zwei weitere Rotschöpfe, die sich bis auf das letzte Haar glichen. Fred und George. Einer von ihnen hielt einen Strauß hängender Blumen, der andere eine riesige Tafel Schokolade.

„Nachdem er nur deinetwegen in diesen Scheiß geraten ist?“, ergänzte der mit der Schokolade.

„Jungs…“ Bill saß senkrecht in seinem Bett. Fleur versuchte ihn wieder herunterzudrücken. Ihr wütender Gesichtsausdruck erinnerte stark an die rasende Version der Veelas und traf die Zwillinge eiskalt.

„Bill ’at sich freiwillig entschlossen zu ’elfen“, sagte sie. „Draco trägt keine Schuld. Er ’at sich ehren’aft ver’alten und verdient euern Respekt.“

Draco beachtete das Schachspiel nicht mehr, schob es schnaubend von sich weg. „Tss, als ob mich interessieren würde, was irgendein Rotschopf von mir hält. Notfalls hätte ich William Greyback zum Fraß vorwerfen können, deswegen hab ich ihn mitgeschleppt.“

Die Atmosphäre schwang schneller um, als das Wetter an einem schwülen Sommertag. Spannung prickelte in der Luft, jahrelang aufgebaute Ladungen, die die Zwillinge jetzt schon rot vor Zorn leuchten ließ.

„Du bist so ein mieser… Fred.“ George wollte den Blumenstrauß an seinen Bruder weitergeben, aber der war schon vorwärts gestürmt und hob seine Schokoladentafel, als würde er einen Klatscher damit treffen wollen.

„Glaub ja nicht, dass ich Rücksicht auf dich nehme, du widerliches Frettchen“, schnauzte Fred. „Du kommst dir so toll vor mit dem Totenschädel auf deinem Arm. Aber dann zu feige sein, um das durchziehen, was? Nur weil Sirius und Harry dich bemitleiden, gilt das nicht für alle von uns. Du hast dich nicht geändert. Du bist nur ein erbärmlicher Angsthase, der nicht selbst auf sich aufpassen kann.“

Draco grinste eiskalt, ein emotionsloser Schild verschleierte seinen Blick. „Gratuliere, Weasley. Du hast gerade einen Abschluss in Psychologie gewonnen. Damit hat wenigstens einer von euch einen Schulabschluss. Soll ich es auch mal probieren? Ist deine Schokolade so groß, weil du andere Dinge kompensieren musst?“

Fred holte mit besagter Schokolade aus.

„Hey.“ Sirius stand auf und hob rechtzeitig den Arm, um den Schwung des halben Meters Schokolade abzufangen. „Reißt euch gefälligst zusammen.“

Charlie kam zur Unterstützung herbeigeeilt und schob seinen Bruder zurück zu Bill. Er sammelte unterwegs George ein und führte sie um das Bett herum, sodass es zwischen Draco und den Zwillingen lag. Bill raunte Fred und George strafende Worte zu. Inzwischen hatte Draco sich aufgesetzt. Er griff nach seinen Krücken.

„Wo willst du hin?“, fragte Sirius.

„In die Cafeteria. Im Gegensatz zu Two-Face hier kann ich noch essen, ohne dass die Hälfte aus meiner Wange fällt.“ Draco klemmte die gegabelten Enden der Krücken unter seine Arme und richtete sich wackelig auf. Sirius wollte ihm helfen und bekam dafür eine Krücke in den Magen geschlagen. „Ich kann das selbst.“

„Das wär ja mal was Neues“, fauchte George. Dracos Kommentar hatte die beiden Zwillinge wieder losstürzen lassen, aber Charlie hatte die Arme ausgebreitet und eine Gruppenumarmung daraus gemacht.

Draco konnte ungehindert hinaus auf den Flur humpeln. Sirius ging ihm trotzdem nach. Draco konnte beide Füße auf den Boden setzen, schien vor allem den Halt zu brauchen. Seine Schritte waren langsam und unbeholfen. Auf seine sonstige Eleganz ließ nichts schließen. Ihn einzuholen war die leichteste Aufgabe des Tages.

„Musste das sein?“, fragte Sirius. Dann erst sah er den Tropfen auf Dracos Wange im grellen Krankenhauslicht schimmern. Draco schaute weg, kaum dass er Sirius‘ Blick bemerkte. Er rollte die Schulter über seine Wange, um die Träne loszuwerden. Seinem Gesicht fehlte jedoch der gefühllose Schild von eben.

Doch mit einer Träne war es nicht getan. Eine weitere rollte über Dracos Wange, dicht gefolgt von einer zweiten. Sirius hörte auf zu zählen und zog Draco gegen sich, umarmte ihn fest. Draco war steif in seinen Armen. Dass er die Krücken zum Stehen brauchte, half nicht unbedingt dabei sich zu entspannen.

„Fred und George sind aufgewühlt. Nimm dir nicht zu Herzen, was die beiden gesagt haben.“

Endlich lehnte Draco sich gegen ihn. „Sie haben Recht. Wiesel, die Recht haben, und ich muss es zugeben. Das ist Drachenmist.“

Er hatte so viele Antworten darauf, so viele Argumente, um Draco das Gegenteil zu beweisen, aber damit würde er auf taube Ohren treffen. Es waren nicht nur Freds Worte gewesen, die ihn so weit getrieben hatten. In den letzten Monaten hatte Draco eine Menge ‚Drachenmist‘ erlebt. Kein Teenager ging unbeschadet aus so etwas hervor und ein paar Worte würden diesen Berg an Schmerz nicht abbauen können.

„Ich werd’s niemandem verraten“, murmelte Sirius.

Für eine Weile verharrte Draco eng an ihn geschmiegt. Dann trat er zurück. Er gab Sirius seine linke Krücke und hakte sich bei ihm ein.

„Essen wir etwas“, sagte Draco.

Sirius nahm die Krücke in die andere Hand und stützte Draco. „Ein kleiner Ausflug schadet nie. Apropos.“ Sirius hoffte, Draco ein wenig ablenken zu können. „Dumbledore hat seinen kleinen Ausflug mit Harry hinter sich gebracht.“

Es schien zu funktionieren. Draco spannte sich aus Neugierde an und tauschte den betrübten Gesichtsausdruck gegen einen aufgeweckteren ein.

„Es gab keinen Horkrux in der Höhle. Jemand war vor ihnen da und hat ihn gegen eine Fälschung ausgetauscht. Mein Bruder.“


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Buch: The World of Ice & Fire: The Untold History of Westeros and the Game of Thrones
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
Joanne K. Rowling