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Fanfiction

Pureblood Pride - Shell Cottage

von Dr. S

Eine warme Sommerbrise wehte durch das hohe Gras der Dünen. Wellen rauschten auf den weißen Sandstrand, so sonderbar regelmäßig, wie es nur die Natur hinkriegen konnte. Das Meer war weit und tiefblau unter dem leicht bewölkten Himmel. Keine Menschenseele spazierte an dem einsamen Küstenstreifen in Cornwall entlang.

Draco saß am Rand eines felsigen Abhangs, der zum Strand herunter führte und weit von dem kleinen Haus entfernt war, das mit seinen von Muscheln bedeckten Wänden wohl nicht hübsch genug war, um in der Nähe des Dorfs Tinworth gebaut zu werden. Der perfekte Ort, um sich vom Rest der Welt abgeschnitten zu fühlen.

Es war sein zweiter Tag hier. Die erste Nacht hatte er sich unruhig auf einer brandneuen Matratze hin- und hergewälzt. In der Dunkelheit war Tom plastischer denn je, und er wusste nicht, ob das seine Träume waren oder die wachen Momente. Black fehlte ihm, und wenigstens da wusste er, dass Black ihm nicht weniger fehlte, wenn er schlief oder wach war.

Sie hatten noch ein paar Worte wechseln können, bevor Bill ihn an diesen entlegenen Ort gebracht hatte. Black hatte Draco versichert, dass er seine Entscheidung verstehen konnte, aber seine Augen hatten etwas ganz anderes gesagt. Er war verletzt gewesen, irgendwie verunsichert, und das war nur Dracos Schuld. Kurz vorher band er Black auf die Nase, dass es ihm solange gut ging, wie sie zusammen waren, und konnte dann nicht schnell genug von ihm wegkommen. Besonders vertrauenserweckend war das nicht.

Hier draußen hatte er viel zu viel Zeit darüber nachzudenken, was er falsch gemacht hatte. Er hätte seine Worte besser wählen müssen. Er hätte offener sein müssen. Er hätte offener sein können.

Draco streckte seufzend die Beine aus. Seine Füße baumelten über einem sechs Meter tiefen, sehr steilen Abgrund. Vorhin hatte er einen Stein heruntergestoßen. Das Geräusch hallte auch jetzt durch seinen Kopf.

Erst einen Moment später merkte er, dass das Geräusch von hinten kam.

Draco schaute sich um. Das hohe Gras und die Dünen versperrten seine Sicht. Entdecken konnte er niemanden. Er hatte seit er gestern angekommen war keinen Menschen ohne rote Haare gesehen. Trotzdem fühlte er sich beobachtet. Das Scharren von Schritten im Sand und wandernde Schatten, die gar nicht da sein sollten.

Er fragte sich, ob er die unsichtbare Grenze der Schutzzauber überschritten hatte. Intuitiv rückte er näher an das Haus. Er hörte eine Tür schlagen. Gleich darauf zerstörten schlurfende Schritte jede Chance seinem paranoiden Verlangen die Umgebung abzusuchen nachzukommen.

Draco kam sich albern vor.

„Hey, Kleiner.“ Er kam sich noch alberner vor, immer dann wenn Bill ihn klein nannte. „Du bist ganz schön weit draußen. Pass auf die Schutzzauber auf.“

Das hätte Bill nicht sagen dürfen. Draco rückte wieder von dem Haus weg. Er hatte sich den Umkreis der Zauber gut eingeprägt, als Bill mit ihm das Gelände abgelaufen war. Das Haus selbst war dank des Fideliuszaubers verborgen. Die Landschaft und Lage hellten die Atmosphäre im Vergleich zum Grimmauld Place aber merklich auf. Black hätte es hier unter der brütenden Sonne gefallen.

„Hier.“ Bill erreichte ihn und ließ sich neben Draco in den Sand fallen. Er hielt ihm eine Tube mit Sonnencreme hin. „Von weitem könnte man dich mit einem Krebs verwechseln. George hat mir das hier aus der Winkelgasse geschickt. Hilft auch gegen Sonnenbrand.“

Draco merkte erst jetzt, dass seine Arme rot glühten. Murrend schnappte er Bill die Sonnencreme weg und verschmierte sie auf der leicht verbrannten Haut. Die weiße Masse kühlte angenehm.

„Was war los heute Nacht?“ Bill rückte schnell mit der Sprache raus, aber ob das ein positiver Charakterzug war, wusste Draco noch nicht. „Du hast dich hin- und hergewälzt, wie ein Würstchen auf dem Grill. Gemurmelt hast du auch. Klang so, als hättest du jemanden zum Reden.“

Draco ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihm die Vorstellung zu schaffen machte. „Die Matratze war zu hart.“

„Hat jemand eine Erbse darunter versteckt?“, fragte Bill grinsend.

Draco ignorierte ihn und verteilte Sonnencreme in seinem Gesicht. Er musste an Blacks Rücken denken. Den hätte er gerne eingecremt.

„Gib mal her.“ Er musste seinen Gedanken einen Moment zu lange erlaubt haben abzuwandern. Bill nahm ihm die Sonnencreme ungehindert ab und verteilte sie auf den Stellen, die Draco vergessen hatte. Seine Berührungen waren Draco gerade wegen der frischen Gedanken an Black besonders unangenehm.

„Wenn du Alpträume hast, solltest du darüber reden.“

Draco verdrehte die Augen. „Wieso denken alle immer, es würde mich zum Reden bringen, wenn man darum bittet? Ich will nicht mit dir reden.“

„Würdest du mit Sirius reden?“

Draco errötete trotz der Sonnencreme.

Bill lächelte. „Du magst ihn, schon klar. Sirius ist ein cooler Typ. Es ist schwer ihn nicht zu mögen. Bei deiner harten Schale hat er wahrscheinlich ewig gebraucht, um sich deine Sympathien zu verdienen. Aber er ist nicht hier. Du wirst mit mir Vorlieb nehmen müssen.“ Er schraubte die Tube zu und steckte sie ein, schaute Draco an, als würde er erwarten sein Innerstes auf einem Silbertablett serviert zu kriegen.

Draco schaute aufs Meer hinaus. Die Wellen schwappten gemächlich ans Ufer.

Entmutigen ließ sich Bill davon nicht. „Ich erinner mich noch gut daran, wie es meiner Schwester ging, als sie etwas Ähnliches wie du durchgemacht hat. Im Sommer darauf ist meine Familie mich in Ägypten besuchen kommen, wo ich damals gearbeitet habe. Tagsüber hat sie sich nichts anmerken lassen, aber sobald sie alleine war oder es Nacht wurde sind all die Erinnerungen wiedergekommen. Es ging ihr gar nicht gut. Ich musste auch aus ihr herausquetschen, was passiert ist. Sie hat mir alles erzählt. Von den versteinerten Schülern, toten Hähnen, dem Tagebuch… Ging ihr sichtlich besser danach.“

Draco sagte nichts. Er beobachtete, wie die Gischt von den Wellen auf den Sand getragen und wieder weggespült wurde.

„Ich weiß, was in den letzten Weihnachtsferien passiert ist. Mit Laura Maddison…“

„Madley.“

Bill beugte sich vor und senkte die Stimme, als wäre diese Geschichte ein Geheimnis nur zwischen ihnen. „Denkst du oft daran?“

„Öfter, als ich sollte…“

Bills Arm berührte seinen. Sein langes rotes Haar hing in einem Pferdeschwanz über seiner Schulter und schwang sanft im Wind. Bis auf das Rauschen der Wellen war es still, einsam, sicher.

Draco überlegte, was er sagen würde, wenn Black hier bei ihm wäre.

„Was, wenn es wieder passiert, und jemanden trifft, der mir wirklich etwas bedeutet?“ Er wartete darauf, dass er sich besser fühlte, so wie Bill gesagt hatte, aber er hatte nur zugelassen, dass eine weitere Angst aus ihm herauskroch und sich nicht wieder in das Loch stopfen ließ, wo er sonst unerwünschte Gefühle versteckte. „Ich konnte nichts tun. Ich war weggetreten – und als ich wieder aufgewacht bin, war das Mädchen tot. Was, wenn es beim nächsten Mal –“ Draco brach ab. Wenn es Sirius traf, das konnte er nicht aussprechen. Was, wenn er neben ihm einschlief und neben einem Toten wieder aufwachte. Konnte Tom so etwas tun? Er würde, so viel war Draco klar. Er hatte nie so eine gewissenslose, eiskalte Existenz gekannt. Und Black stand ihm im Weg, daraus machte er kein Geheimnis.

Draco atmete die salzige Meeresluft ein. „Vergleich das noch einmal mit irgendwelchen Hühnchen, und ich schneid dir deinen Pferdeschwanz ab.“

Bill wuschelte durch Dracos Haar, vom Nacken bis zum Hinterkopf. „Wie wär’s, wenn du mir dabei hilfst das Wohnzimmer zu streichen.“

„Moralisch oder vom Sofa aus dirigieren?“ Tatsächlich klang körperliche Betätigung nach einer guten Ablenkung. Bill schien das zu ahnen.

„Richtig streichen, sonst gibt’s kein Mittagessen.“

„Sklaverei.“

~*~

Das Atrium war früh am Morgen überfüllt. In der Menschenmenge an Zauberern und Hexen, die in einem wurmartigen Strom zu den Fahrstühlen getragen wurden, fiel Sirius niemandem auf. Er saß am Rande des Brunnens der magischen Geschwister und las den Tagespropheten. Nach dem Kampf im Ministerium waren die Statuen wieder aufgebaut worden, so als wäre nie etwas gewesen.

Als hätte er ein Stockwerk tiefer nie die kalte Klaue des Todes in seinem Rücken gespürt.

Sirius senkte die Zeitung. Über den Rand fasste er sein Ziel ins Auge. Der Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung, Pius Thicknesse, kam drei Minuten nach dem Strom an. Er eilte zügig neben einem kleinen, pummeligen Zauberer her, seinen Kaffeebecher in der rechten und nicht wie sonst in der linken Hand.

Er war froh über die Ablenkung. Ein Duell mit ein paar hochmütigen Todessern hätte allerdings bessere Resultate erzielt.

Ununterbrochen dachte er an Draco. Seine Welt war ein Meer aus Grautönen und unterschiedlichsten Abstufungen von Sorge. Er fürchtete, nicht da zu sein, wenn Draco es wieder einmal schaffte die absonderlichsten Gefahren anzuziehen oder wenn es ihm einfach nur schlecht ging. Er sorgte sich, dass Draco ihn nicht mehr brauchte. Dass Draco merkte, dass er es nie gewesen war, der ihn vor der dunklen Gestalt in seinem Inneren beschützt hatte.

Dazu kam die Sorge um Harry, der selbst ein Magnet für Schwierigkeiten war und sich mit Dumbledore auch noch kopfüber hineinstürzen wollte.

Weitaus banaler war, dass er sich wegen Bill sorgte. Sich zu sagen, dass es dämlich war, half nicht. Er hatte dieses Bild von feinem Sandstrand, Palmen und türkisfarbenem Wasser im Kopf – was in ihrer Klimazone unmöglich war – und Draco, der halbnackt am Strand liegend jemanden brauchte, der seinen Rücken eincremte, und Bill, der ganz zufällig etwas Sonnencreme dabei hatte.

Er wusste, dass es dämlich war. Er wusste, dass Bill eine Verlobte hatte. Aber er wusste auch, dass viele Männer so kurz vor der Hochzeit in Panik gerieten, und wer wusste schon, ob das Leben für Bill nicht auch eine Schaukel war?

So oft musste er sich anhören, wie cool Bill doch sei, und er musste zugeben, dass Bills Job ihm hunderte fesselnde Geschichten lieferte. Er war jung, sah für einen Rotschopf ganz okay aus, und hatte nicht ein Drittel seines Lebens und die Hälfte seines Verstandes in Askaban verloren.

Was, wenn das Draco auch auffiel?

Was, wenn es ihm schon aufgefallen war?

Dieses Stück Geschichte zwischen Draco und Bill, so winzig es auch sein mochte, störte ihn. Es störte ihn so sehr, dass er letzte Nacht nicht hatte schlafen können.

Eifersucht war ein widerliches, parasitäres Gefühl, und er fragte sich, wieso das Universum ihm dafür immer Rotschöpfe schickte…

„Sirius? Was machst du denn hier?“ Remus setzte sich neben ihn. Sirius hatte ihn schon vor gut fünf Minuten durch den Besuchereingang kommen und etwas unbeholfen herumstolpern sehen.

„Ich observiere“, erklärte Sirius. „Er steht unter dem Imperius-Fluch.“

Remus folgte seinem Blick zu Pius Thicknesse, der in den Fahrstühlen verschwand. Er legte fragend den Kopf schief. „Ich hab nie verstanden, woran du das aus zwanzig Meter Entfernung erkennen kannst.“

„Details“, sagte Sirius schulterzuckend. „Ich beobachte ihn seit gut drei Wochen. Seit ein paar Tagen ist seine Routine komplett durcheinandergekommen. Die Kellnerin in dem Café an der Straße über uns hat mir erzählt, dass er seinen Zitronentee gegen schwarzen Kaffee eingetauscht hat.“

„Die Kellnerin, hm?“ Remus lächelte. „Du konntest schon immer jede Frau dazu bringen ihre Lebensgeschichte auszubreiten…“

Sirius runzelte die Stirn. „Was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht bei deinen pelzigen Freunden sein?“

„Äh… woher…?“

„Details, Remus. Jetzt raus mit der Sprache. Wofür vernachlässigst du deinen Job?“

„Ich vernachlässige gar nichts, Sirius. Falls du es nicht mitgekriegt hast, sind nicht mehr… viele von uns abkömmlich“, erinnerte Remus ihn daran, dass die Hälfte seines ‚Rudels‘ seit vorgestern in Askaban seine Brandwunden lecken konnte. „Alle Pläne liegen damit erstmal auf Eis und meinem großen Alpha-Freund fällt so schnell nichts Neues ein, also nehm ich mir frei…“ Sein Lächeln wurde ein Spur breiter und verträumter. „Tonks hatte Frühschicht. Ich dachte, ich führ sie zum Mittagessen aus.“

Sirius faltete seine Zeitung zusammen und klatschte sie in Remus‘ Schoß. „Ich freu mich wirklich für dich, aber bist du dir sicher, dass einsame Wölfe weniger gefährlich sind? Du solltest deine Prioritäten überdenken.“

Remus seufzte schwer. Er massierte sich mit Zeigefinger und Daumen die Schläfen. „Hör endlich auf, dir Sorgen um ihn zu machen. Er ist jetzt Bills Problem.“ Sein aufmunterndes Lächeln war völlig fehl am Platz. „Dort wird es ihm sowieso besser gehen. Bill hat genug Geschwister, um sich mit der Jugend von heute auszukennen. Er ist diese Art lässiger Typ, den Kinder einfach mögen müssen. Ein bisschen wie du Ende der Siebziger.“

In nicht einmal einer Handvoll Sätze hatte Remus es geschafft, Sirius‘ Stimmung noch tiefer sinken zu lassen. Ja, er war zu alt für Draco, Bill war hundertmal cooler als er, und wahrscheinlich knutschten die beiden schon irgendwo am Strand rum.

Sirius stand auf.

„Wo willst du hin?“, fragte Remus.

„Ich habe ein Pseudo-Vorstellungsgespräch bei unserm verwirrten Mr. Thicknesse in der Abteilung für magische Strafverfolgung. Wenigstens einer von uns sollte den Kopf bei der Arbeit behalten, nicht wahr?“ Sirius winkte im Gehen. Das hielt Remus nicht davon ab ihm nachzurufen:

„Es ist nicht mehr dein Job, dir den Kopf über einen Teenager zu zerbrechen, sondern Bills.“

Die Worte zogen sich wie eine Schlinge um seinen Hals und versuchten ihn zu erdrosseln. Sirius konzentrierte sich auf den Fahrstuhl, auf das, was vor ihm lag, die Ordensarbeit, mit der Dumbledore ihn beschäftigen wollte. Draco ging es gut. Auch ohne ihn.

Bill hatte ihn wahrscheinlich schon abgelöst.

~*~

„Hmpf, bist du dir sicher?“

Draco grinste. „Aber natürlich. Frauen lieben ein zartes Rosa an den Wänden.“ Das, was Bill da zusammenmischte, stellte sich allerdings als grelles Pink heraus. Besser konnte es kaum werden.

„Vielleicht ist die Farbe eher für eins der Zimmer oben geeignet?“

Shell Cottage besaß ein recht überschaubares Erdgeschoss und drei Zimmer im ersten Stock. Allzu viele Wiesel sollte Bills Verlobte also nicht werfen.

„Extravaganter als die Muscheln an den Außenwänden ist es nicht. So etwas lockt übrigens Möwen an“, sagte Draco. Er trug ein viel zu großes Hemd, das Bill ihm geliehen hatte. Die Ärmel hatte er hochgekrempelt, aber sie rutschten trotzdem über seine Ellenbogen. In der einen Hand hatte er einen großen Pinsel, in der anderen den Zauberstab.

„Das war in der Tat mal ein Problem“, gestand Bill. Er war nicht aus der Fassung zu bringen. Nicht einmal, als Draco ihn vorhin dazu gebracht hatte in einen der Farbeimer zu stolpern.

Draco fühlte sich allmählich in seinem Stolz gekränkt. Sonst fiel es ihm so leicht, Weasleys auf die Palme zu bringen. Mehr als die Hälfte hatte er schon dazu gebracht handgreiflich zu werden.

„Soll das heißen, du hast das Haus nur erworben und nicht gebaut? Deine Verlobte hat es also noch gar nicht gesehen?“

Bill kniete vor den beiden Eimern, einer noch zur Hälfte mit weißer Farbe gefüllt. Er schaute zu Draco hoch. „Natürlich nicht. Es ist eine Überraschung.“

Wenn Draco irgendetwas an Bills Glück gelegen hätte, würde er seinen Rotschopf jetzt in den weißen Farbeimer stecken. „Total romantisch“, presste er hervor. „Das Haus, in dem man hoffentlich den Rest seines Lebens verbringt, auftragen zu müssen, wie die Kleidung älterer Geschwister.“

Bill richtete sich auf. Er war ein Stückchen größer als Black, schlacksiger, aber durchtrainiert. Trotzdem schüchterte er Draco nicht ein. Black hatte ihm beigebracht jemanden kaltzustellen, der doppelt so groß wie er war, und nach dem Desaster mit Crabbe und Goyle scheute er nicht davor zurück das einmal live auszuprobieren.

„Ich verstehe Sarkasmus, Draco“, sagte Bill und lächelte. Seine Geduldsfäden schienen von sechs Geschwistern hart wie Stahl geworden zu sein. „Halt’s trotzdem für eine gute Idee. Dieses Haus ist perfekt.“

„Dann machen wir es noch perfekter.“ Mit einem Schwebezauber ließ Draco den Pinsel in die pinke Farbe tauchen und an die Wand fliegen. Er zog einen gleichmäßigen Strich vertikal über die kahle Wand. Die Farbe war ein grotesker Schrei in der stillen Einsamkeit des Hauses.

„Draco…“ Bill klang enttäuscht. „Magie, wirklich? Ich will sehen, dass du deine Hände benutzt.“

„Das hier sind die Hände eines Zauberers, unwürdig der Arbeit von Muggeln.“

Bill tauchte seinen Pinsel ein und zeigte Draco, wie er sich diese Arbeit vorstellte. Mit seinen langen Armen kam er fast bis an die Decke. Draco schüttelte den Kopf darüber und ahmte mit dem Zauberstab die Bewegungen seines Pinsels nach, ließ so schnellere Striche die Wand füllen. Er grinste.

Ohne Vorwarnung traf ihn etwas Nasses auf der Wange.

Bill hatte im Angesicht von so viel Effizienz endlich die Geduld verloren und den Pinsel in Dracos Richtung geschlagen, dadurch einen Sprühregen Farbe auf ihm verteilt.

Draco wischte sich über die Wange und starrte die pinke Farbe auf seinen Fingerkuppen an. Bill grinste ihn an. Er hob seinen Pinsel erneut. Jeder warnende Blick prallte an ihm ab und er schleuderte einen gezielteren Schwall Farbe in Dracos Gesicht.

Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Draco schwang den Zauberstab herum und verpasste Bill mit seinem Pinsel eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte. Die Wandfarbe verwandelte seinen Fangzahn-Ohrring in ein sehr extravagantes, pinkes Accessoire. Dazu kam noch sein verdutzter Gesichtsausdruck. Draco prustete los. Rachelustig holte Bill erneut aus. Draco konnte sich gerade noch rechtzeitig unter dem Farbanschlag ducken.

„William“, rief er empört aus. „Wie alt willst du nochmal sein?“

„Nicht zu alt, um dir den Hintern zu versohlen.“ Bill schaffte es für einen Moment wirklich gefährlich auszusehen, die blauen Augen blitzend wie bei einem Raubtier, das zum Sprung ansetzte. Dann grinste er allerdings und ruinierte alles. „Und wie hast du mich gerade genannt?“

Draco ließ den Pinsel zurück in den Eimer fliegen, tunkte ihn ein paar Mal ein. „Ich… ähm, es gibt eben sehr viele von euch. Wenn’s dir gefällt, lass ich es sofort wieder.“

„Nein, nein. Es nervt mich total, wenn man meinen vollen Namen benutzt.“ Bill strich unberührt seinen Teil der Wand weiter. „Allerdings glaube ich, dass ich Fortschritte mache.“

„Weil ich dich beim Vornamen nenne und Black nicht?“

„Weil du gelacht hast, Draco.“

Der Pinsel plumpste in die Farbe. Draco drehte der Wand, die mit jeder Sekunde hässlicher wurde, den Rücken zu. Er schaute zum Fenster hinaus. Am Horizont zog eine graue Wolkendecke über das dunkle Meer. Seine Stimmung wurde davon merklich beeinträchtigt.

Er hatte nicht lachen wollen. Er hatte hier keinen Spaß haben wollen. Deswegen war er nicht hergekommen. Dafür wäre er bei Black geblieben.

Es war dunkel genug geworden, dass Draco seine Spiegelung im Fenster erkennen konnte. Er versuchte die pinke Farbe von seiner Wange zu wischen.

„Ein Sturm zieht auf.“ Die Wand war fertig gestrichen, als Bill hinter Draco auftauchte. „Dabei war von Sonnenschein die Rede… Gut, dass wir drinnen zu arbeiten haben, oder?“

Draco runzelte die Stirn. Er glaubte, einen Schatten in den Dünen wandern zu sehen. Etwas blitzte zwischen den Gräsern auf. Er erwartete das rote Glühen. Stattdessen starrte ihn Gelb an, flackerte kurz auf, wie ein Blitz zwischen den Wolken.

Er legte eine Hand auf die Fensterscheibe, versuchte einen besseren Blick auf die menschenleere Landschaft zu erhaschen.

„Alles okay?“

Draco schaute die Spiegelung von Bill im Fenster an.

„Wie wär’s, wenn wir jetzt was essen.“ Bill legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn ganz sanft herum.

Der Anblick der knallpinken Wand ließ Draco in Lachen ausbrechen. Er krümmte sich, hielt sich den Bauch und verdrückte atemlos eine Träne.

Bill klopfte ihm auf den Rücken. „Ich wusste, dass die Farbe ein Fehler war.“

„Außer, für eines der Schlafzimmer oben?“ Draco richtete sich auf. „Weiß deine Verlobte schon, dass du sogar das Geschlecht eures Kindes geplant hast?“

„Schon wieder sagst du das, als wäre es etwas Schlimmes. Fleur ist die Frau, mit der ich mein Leben verbringen will. Da ist es nur verständlich, dass ich mir dieses Leben so bunt wie möglich ausmale.“

„Ohne, dass du weißt, wie sie darüber denkt? Das ist unverschämt.“

Bill lachte. Es klang, als würde er Draco auslachen, als könne er keine Ahnung von solchen Dingen haben. „Ich zwinge sie zu nichts, keine Sorge. Wir reden miteinander. In letzter Zeit zwar sehr viel über Vanille- oder Schokoglasur auf dem Kuchen, aber auch über unsere Zukunft. Deswegen führen wir eine langfristig angelegte, monogame Beziehung.“

Das fühlte sich wie ein verbaler Seitenhieb an. Black redete mit ihm nie über die Zukunft. Jedenfalls nicht so eine Zukunft. Es ging immer nur um den Krieg…

Bill seufzte. „Auch wenn meine Mutter und Schwester da so Einiges gegen haben.“

„Was?“ Draco lehnte sich rücklings gegen die Couch, brauchte ein wenig Halt. „Fleur Delacour war Champion beim Trimagischen Turnier. Sie ist intelligent, gewitzt und atemberaubend schön. Ihre Familie sollte etwas gegen dich haben.“

„Danke.“ Bill verschwand in der angrenzenden Küche. Durch den offenen Torbogen, in den er vielleicht noch eine Tür einsetzen wollte, konnte Draco ihn sehen, wie er das Essen seiner Mutter aufwärmte. „Ich bin mir sicher, deine Familie hätte auch etwas gegen Sirius. Trotzdem hängst du an ihm.“

Draco verschränkte die Arme vor der Brust. „Er ist… ein cooler Typ.“

„Das ist bestimmt nicht das Einzige, was dir an ihm gefällt.“

Draco lächelte. Er dachte an all die Dinge, die ihm an Black gefielen. „Er hat einen schönen Rücken…“

Ein Teller rutschte Bill aus den Händen. Er zerbrach nicht, drehte sich aber scheppernd auf dem Boden. Bill drehte sich um.

„Ich… äh, entschuldige. Ich wusste nur nicht, dass du ihn attraktiv findest.“

Draco errötete. Sein Gesicht stand in Flammen, und Bills Blick kühlte nicht im Geringsten. Das war ihm so rausgerutscht. Er hatte an Black gedacht und war abgelenkt gewesen.

Mit einer Mischung aus Fiepen und Wimmern fuhr Draco herum und marschierte auf die Tür zu. Er ließ sie hinter sich offen und stapfte durch den Sand hinter das Haus, so schnell, dass er schon fast rannte. Erst, als er ein unangenehmes Prickeln spürte, blieb er stehen. Er war keine Armlänge von der Grenze der Schutzzauber entfernt.

Es hatte begonnen zu nieseln. Die Hitze versiegte nicht. Der Geruch von Sommerregen biss schrecklich in seiner Nase. In seinen Ohren rauschte der Wind fast so laut wie der stete Wellengang.

Bestimmt eine Viertelstunde stand er so da. Schließlich näherten sich Schritte.

„Draco?“ Bill stellte sich neben ihn. „Essen ist fertig.“

Draco schaute stur zu den wellenartigen Dünenbergen, die sich vor ihm auftaten.

„Das muss dir nicht peinlich sein“, sagte Bill. „Ich verurteil dich nicht für irgendwelche Gefühle, die einen sechzehnjährigen Jungen schon genug verwirren.“

„Siebzehn. Ich bin siebzehn.“ Dracos Stimme war leise, aber fest und hielt dem Meeresrauschen stand.

„Macht das irgendetwas ganz plötzlich besser?“

Ein Krachen verschluckte Dracos Antwort. Zuerst hielt er es für Donner, aber der helle Schein eines Blitzes kam nach dem Ton und zog sich direkt vor ihm wie ein Sprung in einem Glas über die unsichtbare Kuppel aus Schutzzaubern. Die Risse breiteten sich aus, verästelten sich in Windeseile. Draco streckte langsam die Hand aus und berührte ein handbreites Quadrat. Seine Fingerkuppen prickelten bis in die kleinste Nervenzelle. Das Quadrat löste sich in abertausende kleine Splitter auf.

Bills Arm schob sich vor seinen Bauch, zwang ihn einen Schritt nach hinten zu machen. „Geh zurück zum Haus, Draco.“

Er hatte keine Gelegenheit dazu. Die Schutzzauber lösten sich in glitzernde Partikel auf, wurden vom Wind in die Dünen getragen. Nichts in der Landschaft veränderte sich.

„Geh schon.“ Bill stieß ihn nach hinten. Draco stolperte, drehte sich dabei herum und lief zwei Schritte weit.

Ein Mann versperrte ihm den Weg, groß und breit gebaut. Spitze Zähne blitzten auf, als er grinste. Er hatte mehr Ähnlichkeit mit einem wilden Tier, als einem Menschen.

„Ich konnte dich bis zum Dorf riechen, Kleiner.“

Greyback.


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