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Pureblood Pride - Am Grimmauld Place

von Dr. S

Draco öffnete die Augen. Etwas kitzelte und kratzte ihn im Nacken.

Er lag in einem Bett, das er nicht kannte. Nur wenig größer, als das in seinem Schlafsaal und irgendwie ungewohnt. Die Decke war sehr fluffig, erinnerte ihn eher an die in seinem Zimmer im Manor, welche er wohl nie wiedersehen würde. Die Bettwäsche hatte silbrige Streifen aus Seide. Draco folgte einem weiter nach unten und landete bei einem Arm. Er fand eine Hand auf seiner Hüfte.

Draco drehte sich, bis er auf Widerstand traf, schaute dann nur über die Schulter. Black lag hinter ihm. Die Stirn hatte er fest gegen Dracos Nacken gepresst. Seine Haarsträhnen waren es, die so kitzelten. Sie waren ein gutes Stück länger geworden.

Draco rutschte vorwärts, damit er sich auf die andere Seite rollen konnte. Er fragte sich, ob er träumte, aber nur einen kurzen Moment. Black sah zu fertig aus, um nicht der Realität zu entsprechen. Sein Gesicht war dreckig, schwarze Rußflecken bedeckten seine Haut und verklebten die schwarzen Haare. Ein tiefer Schnitt zog sich über Blacks Wange, direkt unter dem scharfen Wangenknochen. Rasiert hatte er sich wohl gut drei Tage nicht mehr. Die Stoppeln waren dann für das Kratzen verantwortlich.

Draco hob seine Hand zu Blacks Wange, entdeckte auf halbem Wege aber mehr dieser tiefen Schnitte. Black lag über der Decke. Seine rußige Kleidung war an einigen Stellen zerrissen, so scharf, dass nicht einmal lose Fäden aus den Rissen hingen. Der Stoff des dunkelblauen Hemdes hatte sich um die Risse rötlich verfärbt, das Gleiche bei Blacks Hose. Blut. Nicht viel, aber doch zu viel.

Und an seiner Kehle war ein besonders tiefer Schnitt. Das Blut war über Blacks ganzen Hals verschmiert. Diese Verletzung sah sogar gefährlich aus.

Draco tat es in der Brust weh, wenn er Black so sehen musste. Als er hier, im Grimmauld Place Nummer zwölf, angekommen war, hatte nur Lupin auf ihn gewartet. Lupin hatte ihm gesagt, dass Black in Hogsmeade sei und dass er sich keine Sorgen machen müsse. Dann war eine Nachricht von Professor Snape gekommen und plötzlich hatte Lupin vor Sorge nicht mehr stillsitzen können. Und jetzt lag Black hier halbtot neben ihm…

Draco schüttelte den Kopf. Er durfte seine Gedanken nicht abschweifen lassen. Es war nur ein Abend krank vor Sorge gewesen. Black wusste, was er tat. Er war keine Prinzessin, die nicht auf sich selbst aufpassen konnte. Er war stark, furchtlos und… viel zu risikofreudig.

Draco wischte sich unter dem linken Auge entlang, musste sich selbst einreden, dass er sich nur den Schlaf aus den Augen reiben wollte. Alles andere wäre unverzeihlich.

Zugegeben, es hatte ihm besser gefallen, als Black sein Professor gewesen war und den ganzen Tag hinter Hogwarts unüberwindbaren, sicheren Mauern verbracht hatte.

Er hatte nicht einmal einen Ärmel, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Black – hoffentlich nicht Lupin – musste ihm andere Sachen angezogen haben. Bei näherer Betrachtung erkannte er, dass er eins von Blacks T-Shirts trug. Eigentlich machte es keinen Sinn, dass Black sich die Mühe gab, ihn umzuziehen, aber nicht mehr die Energie hatte, sich um sich selbst zu kümmern.

Draco musterte Black, suchte nach irgendeinem Kratzer den er übersehen hatte. Wenn Dumbledore ihm seine Sachen endlich schicken würde, dann könnte er sich darum kümmern. Blacks flatternde Augenlider lenkten ihn ab. Sein linkes Auge öffnete sich, das andere wagte nur einen kurzen Blick in das Sonnenlicht, das durch das Fenster hinter Draco hereinstrahlte.

„Hey.“ Black lächelte. Zu verschlafen für ein Grinsen. Vielleicht auch zu erschöpft für eines. Aber auch dieses Lächeln hatte eine abgeschwächte Form des verschmitzten Charmes. „Bisschen unheimlich mich beim Schlafen zu beobachten, nicht?“

„Ach, das soll schlafen sein? Ich dachte, du versuchst mich in deinem Sabber zu ertränken.“

Blacks Lächeln wurde sanfter. Er stupste mit Zeige- und Mittelfinger gegen Dracos Kinn, strich hoch zu seinen Lippen. Draco ließ ihn sein Ziel nicht erreichen. Er packte die langen Strähnen in Blacks Nacken und zog ihn in einen Kuss.

Es interessierte ihn gerade nicht einmal, ob Black etwas dagegen hatte. Das hieß aber nicht, dass er vergessen hatte, welches Versprechen Black gebrochen hatte.

Draco rollte sich auf Black, drückte ihn mit seinem Gewicht flach auf die Matratze. Ihre Beine verhedderten sich. Blacks Oberschenkel schob sich zwischen seine, kräftig und hart und genauso perfekt, wie Draco ihn in Erinnerung hatte. Das einzig Ungute an der Position war der plötzliche Schmerz in seiner Magengegend.

Draco stöhnte in Blacks Mund und setzte dem Kuss so ein Ende.

„Oh, das hab ich ganz vergessen“, murmelte Black und drückte Draco an den Schultern zurück auf den Rücken. „Lass mich mal sehen.“ Er schob Dracos T-Shirt hoch. Seit gestern hatten sich die geschwollenen Stellen tiefdunkel verfärbt. Black gab ein langgezogenes Murren von sich, beugte sich herunter und drückte seine Lippen auf eine der unverletzten Stellen. „Kaum lässt man dich aus den Augen, passiert sowas… Ich hol was –“

„Nein.“

Black klappte verdutzt den Mund zu. Einen Moment starrte er Draco an, wartete auf eine genauere Erklärung, und als er die nicht bekam, lächelte er wieder. „Aha, verstehe…“ Black kroch vorwärts, arbeitete sich langsam auf Augenhöhe mit Draco und senkte seinen Kopf. Er küsste Draco. Danach ließ er ihm Gelegenheit etwas zu sagen. Draco wollte, konnte aber nicht. Black küsste ihn erneut, tiefer diesmal, und jetzt wollte Draco auch nicht mehr.

Er öffnete den Mund, kam Blacks Zunge entgegen und schob sie entschlossen zurück. Unter keinen Umständen ließ er sie wieder in seinen Mund. Black mochte es die Oberhand zu haben und normalerweise genoss Draco es mit ihm zu spielen, ihn zu necken, aber gerade war er dafür zu wütend. Er hatte sich Sorgen gemacht, obwohl er verletzt und verärgert gewesen war, und deswegen war er sauer auf Black.

Draco grub die Finger in Blacks Arme, schob die Fingernägel genau in die blutverkrusteten Schnitte. Black keuchte direkt in Dracos Mund, küsste ihn aber nur heftiger. Er presste sich dichter gegen Draco, so dicht, dass der Druck auf die blauen Flecken schmerzhaft wurde. Draco biss Black in die Unterlippe, fester als jemals zuvor und spürte, wie sich das Blut unter dem Fleisch sammelte. Er löste sich, umfasste Blacks Gesicht und küsste die Schnittwunde auf seiner Wange, ließ seine Zunge darüber fahren. Black knurrte und stöhnte zur selben Zeit. Er schoss vorwärts und verschloss hungrig Dracos Mund. Und dieser Kuss war den Geschmack von Ruß und Blut wert.

Blacks Hand schob sich zwischen ihre Körper auf der Suche nach Dracos Hosenbund. Er erreichte das elastische Gummiband gerade mit den Fingerspitzen, als Draco den Kopf schüttelte – und die Hüfte wackelte er simultan aus Blacks Griff.

„Denk nicht mal dran“, murmelte er. „Ich bin sauer auf dich.“

„Oh…“ Black drückte ihm grinsend einen Kuss auf. „Es tut mir leid. Wie kann ich das wiedergutmachen?“

Trotz jedem brutal herausbrechenden Funken Ärger, hätte Draco es weiterkommen lassen. Das Universum hatte andere Pläne.

Etwas klopfte gegen das Fenster. Eine Eule haute ihren Schnabel immer wieder gegen den Rahmen.

Black knurrte erneut, diesmal hörbar enttäuscht. Er stemmte sich hoch, hatte aber Probleme sich von Draco zu lösen. Draco bildete sich nicht ein, dass das an ihm lag. Die Decke hatte sich durch das viele Herumrollen nur zwischen ihnen verheddert und machte ein Entkommen schwer.

Schließlich fiel Black irgendwie aus dem Bett und kroch aus dem Deckenkokon, während Draco daran zog. Black richtete sich auf und hastete zum Fenster, riss es auf um die Eule herein zu lassen. Draco hatte kaum Gelegenheit sich das Federvieh anzusehen, so schnell war es wieder davongeflogen. Black öffnete den Brief und las ihn natürlich still. Warum sollte er Draco auch irgendwelche wichtigen Dinge anvertrauen?

„Scheiße!“ Black knüllte den Brief zusammen und warf ihn in Ecke. Sichtlich frustriert fuhr er sich durch die Haare, als er sich wieder zu Draco drehte. „Ich muss gehen.“

„Jetzt?“ Draco deutete etwas unbeholfen auf Black, versuchte ihm zu zeigen, dass er wie aus einem brennenden Haus entkommen aussah.

„Es ist wichtig“, sagte Black und trottete betrübt auf Draco zu, kniete sich vor die Bettkante. „Dumbledore will noch einmal wegen gestern mit mir sprechen. Er ist ein vielbeschäftigter Mann, also muss ich springen, wenn er schnippt.“

„Du hast mir noch nicht einmal gesagt, was gestern passiert ist.“

„Du hast mir auch noch nicht verraten, wie das passiert ist.“ Black streckte die Hand aus, zielte auf Dracos Bauch. Beleidigt rutschte Draco nach hinten gegen das Kopfende. Black ließ die Hand auf die Matratze fallen. „Wenn ich wiederkomme, müssen wir miteinander reden. Über so Einiges.“

Draco schluckte leicht. Das verhieß nichts Gutes. Black wollte ihm sicherlich schonend beibringen, warum er sich nicht gemeldet hatte. Weil er genug von Draco hatte.

„Ich muss schnell unter die Dusche. Da kann ich dich nicht mal in meinem Kopf gebrauchen. Also… bleib schön hier.“ Black richtete sich auf und lehnte sich dabei vor, um Draco auf den Mund zu küssen.

Draco drehte den Kopf weg.

Blacks Gesicht verdunkelte sich. „Okay… In meinem Zimmer stehen ein paar deiner Sachen. Oberstes Stockwerk. Fühl dich wie zu Hause.“ Damit verschwand Black aus dem Zimmer und ließ Draco mit seinem ungelösten Gefühlschaos allein. Ein ‚Du hast mir gefehlt‘ war anscheinend zu viel verlangt. Und Black hatte auch mehr als deutlich gemacht, dass Draco ihm nicht gefehlt hatte.

Draco warf sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht in dem Kopfkissen. Er bereute das. Sein ganzer Oberkörper schmerzte mittlerweile. Und er ließ schon wieder zu, dass auch sein Herz wehtat.

Draco zog sich das Kissen über den Kopf und hoffte auf noch ein bisschen Schlaf. Sein Kopf wollte aber nicht zur Ruhe kommen. Dafür war es zu aufwühlend gewesen, Black auf diese Art wiederzusehen.

Eine Viertelstunde später gab Draco es auf. Er schlug die Decke beiseite und setzte die Füße auf sehr alten Teppich. Ganz langsam stand er auf, atmete den Schmerz hinter seinen Rippen weg.

Black hatte das Fenster offen gelassen und die warme Sommerluft strömte herein. Draco lehnte sich über die Fensterbank und warf einen Blick nach draußen. Der kleine Garten hinter dem Haus hatte seine besten Tage hinter sich. Pflanzen wucherten den eisernen Zaun hoch, Vögel hatten ein Nest in einem außer Kontrolle geratenen Busch gebaut und zwitscherten jetzt nervtötend laut. Draco rieb sich die Schläfen.

Black musste inzwischen weg sein. Er brauchte kaum mehr als zehn Minuten unter der Dusche, wenn er sich Zeit ließ. Draco hatte keine Ahnung, wie er das anstellte und dabei trotzdem so unglaublich gut aussah.

Das Haus war still, als Draco hinaus auf den Flur trat. Hohe Wände und schmale Gänge, typisches Londoner Stadthaus eben. Der Grimmauld Place war kein komplettes Neuland für ihn. Er war als Kind ein paar Mal hier gewesen, glücklicherweise war er zu jung gewesen, um sich genau an Walburga Black zu erinnern. Er verband nur beklemmende Angstgefühle mit dem riesigen Schatten einer ziemlich durchgedrehten Hexe.

Draco ging in den schmalen Raum, der das Treppenhaus mit den Zimmern auf diesem Stockwerk verband. Er lehnte sich über das Geländer und schaute erst nach unten und dann nach oben. Als er sich von dem Geländer löste, klebte Staub an seinen Fingern.

„Ugh…“ Draco klopfte sich die Hände an Blacks Hose sauber. „Ist ja widerlich…“ Das ganze Haus sah sehr verstaubt aus. Dafür, dass Black schon fast einen Monat wieder hier war, hatte er seinem Hauselfen noch nicht wortwörtlich Feuer unterm Hintern gemacht.

„Draco…“

Draco drehte sich um, schaute zurück in den Flur aus dem er gekommen war. Es hatte sich angehört, als hätte jemand sehr leise seinen Namen gesagt.

„Black? Bist du noch hier?“ Draco lugte in den Flur, fand aber außer ein paar unheimlichen Schatten und fragilen Spinnweben nichts. Eine Antwort bekam er nicht.

Draco schüttelte den Kopf und tat das als Streich seiner Ohren ab. Unter seinen Füßen knarzten die Dielen, als er sich an den Aufstieg ins oberste Stockwerk machte. Hier gab es außer dem obligatorischen Bad nur zwei Zimmer, passenderweise mit Namensschildern versehen. Eines für Sirius und eines für Regulus.

Draco öffnete Blacks Zimmertür. Ihm fiel als erstes auf, dass es in dem recht großen Zimmer wesentlich sauberer als im Rest des Hauses war. Im Gegensatz zu Blacks Schlafzimmer in Hogwarts war es sogar eingerichtet und fast gemütlich. Das viele Rot verbreitete allerdings eine unangenehme Atmosphäre. Die Tagesdecke – Black machte also doch schon mal sein Bett, wenn ihm langweilig war – blendete Draco mit ihrem rotgoldenen Muster. An den Wänden hingen Gryffindor-Fahnen, die sich heftig mit dem kühlen Silbergrau der Tapete bissen. Black stellte dazu noch eine ganze Kollektion von Gryffindor-Schals aus.

Draco fragte sich, ob die Dekoration noch aus seiner Kindheit stammte und Black damit seine Eltern erfolgreich in den Wahnsinn getrieben hatte.

Auf dem Schreibtisch mit Blick aus dem Fenster entdeckte Draco die Kiste. Er schritt zielstrebig darauf zu und versuchte sich nicht ablenken zu lassen. Hätte Black gewollt, dass Draco sich in seinem Zimmer umsah, dann hätte er ihn hier schlafen lassen und nicht in einem Gästezimmer ohne Seele einquartiert.

In der Kiste lagen seine Sachen, aber Black hatte sich beim Verpacken scheinbar nicht viel Mühe gegeben. Da war eines seiner Hemden, und es lag halb in der Kiste und halb auf dem Schreibtisch, noch dazu ziemlich zerknittert. Anziehen konnte er das so nicht. Wenigstens hatte er einen kleinen Teil seines sogenannten ‚Pflegescheiß‘ hier und konnte sich schon mal wie ein normaler Mensch herrichten.

Ein Blatt Pergament auf Blacks Schreibtisch fing seinen Blick ein. Ein Brief. Und sein Name stand ganz oben.

Draco beugte sich herunter.

„Draco…“

Vor Schreck ließ Draco seine Sachen fallen und fuhr herum. Niemand. Nur das Namensschild der gegenüberliegenden Zimmertür starrte ihn bedrohlich an. Draco schluckte, und auch für das angebliche Slytherin-Klischee kam er sich gerade verdammt feige vor.

Aber irgendetwas hatte seinen Namen gesagt. Nur was? Oder besser gesagt wer…

Draco schlich sich vorsichtig in den Flur, schaute nach rechts und links. Niemand.

„Hallo?“ Draco wartete, bekam aber schon wieder keine Antwort. Er musste sich eingestehen, dass er auch keine erwartet hatte.

Mit einem flauen Gefühl im Magen ging er zurück zum Treppenhaus. Er sollte sauer sein, dass jemand Spielchen mit ihm trieb. Vielleicht war er das auch. Aber Ärger fühlte sich anders an. Ärger war dieser verschlingende Hass, den er an viel zu vielen Tagen auf sein Spiegelbild hegte. Ärger war dieses heiße Brennen, das ihn momentan bei Blacks Anblick durchflutete. Da war genug Ärger in ihm, dass er ihn sofort erkennen würde.

Er stieg die Treppen herunter. Bis in den zweiten Stock. Hier hatte er vorhin das erste Mal geglaubt Stimmen zu hören.

„Hallo?“, probierte Draco es noch einmal. „Ich weiß, dass du hier bist, nur wo?“

„Du musst mich finden. Draco…“

Draco erstarrte. Seine Augen schwollen vor Schreck an, aber seine Stimmbänder ließen keinen Ton zu.

Er erkannte den säuselnden Flüsterton. Er erkannte den kalten Hauch in seinem Rücken. Seine Nackenhaare stellten sich auf, als sich die Eiseskälte über seine Halswirbel schlängelte. Er wollte sich gar nicht umdrehen.

„Ich hab auf dich gewartet, Draco. Du hast mir gefehlt…“

Dracos Mund wurde trocken. „Du…“

„Ja, ich. Ich bin hier. Du musst mich nur finden. Dann können wir wieder zusammen sein.“

Draco räusperte sich. „Wo?“

Keine Antwort.

Er drehte sich um und schaute etwas an, das unter der dicken Staubschicht eine Vase sein konnte. Sonst war da niemand. Kein schemenhafter Junge, der schon seit langer Zeit nicht mehr existierte. Kein Paar roter Augen, das ihn in einsamen Nächten verfolgte.

Vielleicht war das wirklich alles nur in seinem Kopf.

Vielleicht wurde er verrückt…

Draco hörte ein Geräusch. Es kam von unten. Entweder war das ein Zeichen, dass er nicht verrückt wurde, oder jemand war gekommen. In jedem Fall wollte er nachsehen.

Draco eilte ins Erdgeschoss. Er streifte das Portrait von Walburga Black und sie fing an loszukeifen, beschimpfte ihn als „Blutsverräter“, „Schlammblut“ und „Schande für die Zaubererwelt“, bis er sich zu ihr umdrehte. Sie fror ein, sah aus wie ein Muggel-Bild und strahlte ihn dann an, als hätte er ihr gesamtes Haus auf Hochglanz poliert. Wäre Draco nicht schnell weitergelaufen, hätte sie sicherlich nicht aufgegeben ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

Das Wohnzimmer kannte Draco noch ausgiebig von gestern. Während er Lupins Versuche ihn zu unterhalten konsequent ignoriert hatte, war er in der Lage gewesen jedes Detail zu begutachten. Allerdings war er nicht in der Stimmung gewesen das Ambiente wirklich auf sich wirken zu lassen.

Und jetzt hielt ihn ein weiteres Geräusch davon ab.

Noch ein Stockwerk tiefer, im Keller, fand er die Küche. Ein langer Esstisch und eine versiffte Halterung für Pfannen und Töpfe nahm fast die komplette Sicht ein. Die Arbeitsplatte präsentierte noch die Überreste von Lupins schlechtem Tee. In den Schränken rumpelte es.

Draco hockte sich neben der Spüle hin und legte die Hand auf den Griff. Er wartete drei Herzschläge, wartete auf eine Stimme, die ihm bestätigte, dass er nicht verrückt wurde, und öffnete die Schranktür.

Zwei riesige, wässrige Augen starrten ihn an.

Draco schrie auf, zuckte zurück und fuhr in eine aufrechte Position.

Aus dem Küchenschrank kroch eine der hässlichsten Kreaturen, die er je gesehen hatte. Riesige Fledermausohren aus denen verfilztes Haar wuchs, faltige Haut, die gestrafft sicher zweimal über den gekrümmten Körper gepasst hätte und eine Schnauze, die aussah, als hätte das Vieh sie zu lange gegen die Behälter für Hauselfenköpfe im Treppenhaus gedrückt.

„Kreacher traut seinen Augen kaum…“ Eine knochige Hand griff die Kante des Schrankes und Kreacher zog sich daraus hervor, die Augen fest auf Draco gerichtet. „Master Draco?“

„Äh…“ Draco prallte mit der Hüfte gegen die Tischkante. Er erinnerte sich nicht an dieses Vieh, aber er wusste über den verräterischen Hauselfen von Sirius Black Bescheid. Kreacher, der jede Lücke genutzt hatte, um seinen Herrn loszuwerden. Die Geschichte war alt, anderthalb Jahre, und trotzdem brachte sie ganz neue Gefühle mit sich, als sie jetzt aufbrodelte. Draco erinnerte sich an den Blick seiner Mutter, eiskalt und berechnend und doch belustigt, als sie einen Hauselfen gerne dazu benutzt hatte, um ihren eigenen Cousin ins Unheil zu stürzen. Wenn das funktioniert hätte…

Er zwang sich nicht darüber nachzudenken, immerhin hatte er sich gestern bereits zu viele Szenarien ausgemalt, in denen Black nicht zu ihm zurückgekommen wäre.

„Master Draco! Master Draco ist gekommen um das geliebte Heim meiner Herrin aus dieser blutsverräterischen Tyrannei zu befreien!“ Ehe Draco auf diesen Ausbruch reagieren konnte, warf Kreacher sich ihm zu Füßen und küsste seine Socken.

„Ugh!“ Draco trat aus, aber Kreacher ließ sich nicht abschütteln. Und die Messer waren zu weit weg.

„Kreacher, aus. Weg von ihm.“ Black tauchte in der Küche auf, immer noch unrasiert, mit versengten Haaren und Schnitten im rußfreien Gesicht. Kreacher fauchte ihn wie eine schlechtgelaunte Katze an, ließ Draco aber los und kroch auf den Knien von ihm weg.

„Draco wird ein paar Tage hierbleiben. Ich erwarte, dass du dich ihm gegenüber respektvoll verhältst.“

„Natürlich. Kreacher ist hocherfreut über Master Sirius‘ neue Bekanntschaft.“

Black verdrehte die Augen. „Keinen interessiert deine Meinung, Kreacher. Wenn du nützlich sein willst, dann bereite etwas zu Essen für Draco und mich zu.“

Kreacher verbeugte sich tief, drückte seine Nase auf dem Boden platt. Er verlor sich in einer Lobrede über Draco und bemerkte nicht einmal, dass Black Draco währenddessen aus der Küche zog.

Draco musste es sich eingebildet haben, aber es schien plötzlich wieder wärmer zu werden. Das Pochen in seinem Kopf verlagerte sich in seine Brust.

„Das ist Kreacher. Mein widerlicher Hauself, den ich leider weder rauswerfen noch umbringen darf. Scheint, dass er sich in dich verguckt hat.“

„Wenn er sein Ohrhaar wäscht, dann hätte er eine Chance.“

Black lachte darüber, sein ansteckendes bellendes Lachen. Draco ließ seine Hand locker zwischen Blacks Fingern hängen. Er traute sich nicht zuzugreifen oder gar ihre Finger zu verschränken. Das Klischee über feige Slytherins stimmte wohl. Er hatte Angst vor dem Gespräch, das Black ihm vorhin angedroht hatte. Er vergaß darüber sogar fast, was ihn bis eben beschäftigt hatte.

„In der Eingangshalle solltest du leise sein“, flüsterte Black auf dem Weg zum Wohnzimmer. „Das Portrait meiner Mutter fängt bei der winzigsten Kleinigkeit an zu brüllen.“

„Ich glaub, die hat sich auch schon in mich verguckt.“

Black schaute ihn an, als würde er ihn das erste Mal sehen. „Dein Name, beziehungsweise Blut kommt mir hier ein bisschen zu gut an. Ich wollte meiner Mutter nicht ausgerechnet nach ihrem Tod sympathisch werden.“

Black grinste, aber Draco fühlte sich, als müsse er sich gleich übergeben. Da hatte Black schon einen Grund genannt, warum sie keine Zeit mehr miteinander verbringen sollten. Es gab noch hundert andere.

„Setz dich.“ Black schob ihn auf die Couch und setzte sich daneben, winkelte das rechte Bein an und zog es unter das linke. „Ich hab was für dich mitgehen lassen.“ Black hob die Hände, zeigte Draco absolut leere Handflächen. Er ballte sie zusammen, schlug die Kanten gegeneinander und öffnete die rechte Hand wieder. Eine lange Phiole mit tiefvioletter Flüssigkeit kam zum Vorschein.

Draco verdrehte die Augen. „Soll ich klatschen oder willst du mir erst noch ein Kaninchen hinterm Ohr hervorzaubern?“

„Das war ganz ohne Magie.“

„Merlins Bart…“ Draco pustete sich die Ponysträhnen aus den Augen. Er hatte sich noch nicht einmal gekämmt. Er musste scheußlich aussehen. So würde es Black leichter fallen ihn abzuschießen. „Du erinnerst mich an meinen Onkel.“

„Ich hatte eine recht inspirierende Begegnung mit ihm. Leg dich hin.“

Draco bewegte sich nicht, sondern untersuchte noch einmal genau den Schnitt auf Blacks Wange, dann den über seine Kehle. Bei dem dunkelroten T-Shirt konnte man immer noch die Schnitte auf seinen Unterarmen sehen.

„War das etwa mein Onkel?“, fragte er.

Black schnaubte und stieß Draco auf den Rücken. „Ich wollte dich aufheitern, damit du mich unter dein T-Shirt lässt. Diese Prellungen muss sich dringend jemand ansehen.“

„Und deine Verletzungen muss sich keiner ansehen?“

„Oh, wenn du ein sexy Krankenschwestern-Outfit anziehen willst, lass ich dich noch ganz andere Dinge ansehen.“

Draco schlug Black gegen den Oberarm, und er hatte sich gemerkt, wo die Schnitte waren, konnte jetzt also seine Fingernägel hineingraben. „Ich bin nicht dein Betthäschen.“ Das rutschte ihm so raus, aber es dauerte kaum zwei Sekunden bis er merkte, wie ernst er das meinte. Und dann bereute er es auch schon wieder.

Black biss noch den Schmerz weg, grinste dabei aber und nur er kriegte hin, dass das niedlich und nicht sonderbar aussah. „Okay, okay, dann zeig mir mal deinen Oberkörper, Häschen. Willst du mir jetzt erzählen, wie das passiert ist?“

Draco murrte nur und ließ sich das Shirt hochschieben. Black schüttete den dickflüssigen Trank in seine Hand und verteilte die violette Substanz auf Dracos Bauch, den Rippen und hoch bis zum Ansatz seines Schlüsselbeins. Er rieb sie sehr vorsichtig auf den tiefblauen Stellen ein und murmelte immer dann eine Entschuldigung, wenn Draco nur das leiseste Anzeichen von Schmerz zeigte.

„Dumbledore hat mir erzählt, was mit deinen Freunden gewesen ist. Er meinte, dass Harry sich um dich gekümmert hätte. Wo kommt das hier also her?“

„Ich lass St. Potter nicht unter mein Hemd.“

Black lächelte ihn an. „Dabei hast du gar keinen Grund schüchtern zu sein. Willst du darüber reden?“

Draco setzte sich auf, wurde die süße Folter von Blacks Händen auf seiner Haut so aber nicht los. Erst, als er sich das T-Shirt herunterzog und die Beine weg von Black schützend gegen seine Brust zog. Über seine Knie hinweg versuchte er Blacks Absichten unter der besorgten Maske herauszulesen.

„Willst du nicht eher mit mir reden?“, versuchte Draco das Ganze ins Rollen zu bringen.

„Du meinst über die paar Kratzer? Pff…“ Black winkte ab. „Was immer Remus dir erzählt hat, war total übertrieben. Ich habe sicher nicht das halbe Dorf abgefackelt. Jetzt lass mich das hier fertigmachen.“

„Das meinte ich nicht.“

Black runzelte die Stirn.

„Schuldest du mir nicht die ein oder andere Erklärung?“

„Äh… Ich glaub, ich kann dir nicht…“ Ein Knistern unterbrach Black. Er schaute über Dracos Kopf zum Kamin und stöhnte. Mit einem Taschentuch wischte er sich die Hände sauber. „Merk dir, auf was du hinauswolltest.“

Draco umklammerte seine Knie, als Black aufstand, um sich vor das aufflammende grüne Feuer zu setzen. Er sollte erleichtert sein, dass keines der unendlich vielen Ordensmitglieder vorbeikam und ihn mit seinem vom Schlaf zerzausten Haar sah, aber ihm war zu schlecht, um irgendetwas zu fühlen. Das T-Shirt klebte an seinem Oberkörper. Die Substanz war kalt, aber schmerzlindernd.

„Was?! Jetzt? Ich bin gerade erst aus Hogwarts gekommen. Ich hätte die Sachen mitnehmen können.“

Draco hatte Blacks Gespräch über das Flohnetzwerk keine Beachtung geschenkt, aber der plötzliche Ausbruch ließ ihn neugierig werden. Er drehte sich dem Kamin zu, gerade als die ölige Stimme zu ihm durchdrang.

„Wenn du etwas Verstand besitzen würdest, Black, hättest du daran gedacht nach ihnen zu fragen, als du hier warst. Jetzt habe ich sie und werde sie vorbeibringen. Also gib die Verbindung frei.“ Snape. Das zweischneidige Schwert, das sich nicht entscheiden konnte, welche Seite er lieber bluten ließ und deswegen auf beiden Hochzeiten tanzte.

Draco war genauso erpicht darauf ihn zu sehen, wie Black.

„Meinetwegen.“ Black riss den Zauberstab aus seiner Hosentasche – jetzt wusste Draco von wem Potter sich das abgeschaut hatte – und fuchtelte damit so heftig vor dem Kamin herum, dass Funken sprühten.

Draco stand auf, trat vorsichtshalber einen sehr lebhaften Funken auf dem Teppich aus. „Black?“ Das Feuer im Kamin hatte die grüne Farbe verloren, also hatten sie noch einen Moment für sich. Das würde wohl reichen. Draco griff Blacks Handgelenk, grub die Finger tief in seine Handkante. „Sirius, wieso hast du mir nicht geschrieben?“

Black schaute ihn an, runzelte den Ärger über Snapes Störung weg und schüttelte fragend den Kopf. „Ich… was?“

Das Feuer loderte auf, wurde wieder grün und kurz darauf von einem schwarzen Schatten erstickt. Snape trat aus dem Kamin und genau vor Black.

„Ach, wie goldig“, schnarrte Snape süffisant grinsend. „Reicht Händchenhalten jetzt aus um deine pädophilen Neigungen zu stillen, Black, oder soll ich in zehn Minuten wiederkommen? Vielleicht auch in fünf… oder zwei?“

„Du elender Mistkerl!“, brüllte Black los, schnellte vor und packte Snape am Kragen. Er knallte ihn gegen die Wand neben dem Kamin, so hart, dass ein Portrait über ihnen kippte und anfing zu keifen. „Was hast du mit meinen Briefen gemacht?!“

Snapes Mundwerk traf noch einen wunden Punkt und Blacks Faust deformierte dafür sein Gesicht. Ehe Draco sich versah, hatten die beiden Männer einander zu Boden gerungen und schlugen wie Teenager auf einander ein, ließen dabei ziellose Flüche umherfliegen.

Draco duckte sich unter einem roten Lichtblitz, der hinter ihm eine Vase sprengte. Er fühlte sich heillos überfordert.


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