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Pureblood Pride - Offene Rechnungen

von Dr. S

„Hundi! Hundi, hier!“

Sirius hatte die Pfote so auf seinen Kopf gelegt, dass seine Augen größtenteils verdeckt wurden. Der kleine Timmy, der im Haus neben dem Honigtopf wohnte, hatte ihn trotzdem erkannt. Sirius erinnerte sich noch gut an die Zeit, die er vor etwa zwei Jahren in der Höhle hinter Hogsmeade verbracht hatte. Manchmal glaubte er, der Geschmack von Ratten lag ihm immer noch auf der Zunge. Dass sich jemand an ihn erinnerte, war nicht Teil des Plans gewesen.

Timmy war kaum sechs Jahre alt, zeigte aber schon die furchtlosen Attitüden eines Gryffindors, als er sich wagemutig Sirius näherte, obwohl der sich Mühe gab finster zu knurren.

„Die magst du doch, Hundi.“ Timmy hielt ihm einen dieser Pfefferminzknochen unter die Nase, die auch Hundezähne zum Strahlen bringen sollten. Sirius musste zugeben, dass sie seine Mundhygiene während seiner Zeit auf der Flucht stark verbessert hatten, aber sie waren nichts gegen die richtigen Zauber, die sein perfektes Gebiss wiederhergestellt hatten. Danach hatte auch endlich Hermine aufgehört ihm ihre Zahnarzt-Eltern vorstellen zu wollen.

Sirius öffnete die Schnauze und schnappte den Knochen aus Timmys kleinen Händen. Er hoffte, der Junge würde bald verschwinden. Normalerweise war er immer für ein paar Spielchen zu haben, aber gerade hatte er keinen Kopf dafür. Die Spur der Werwölfe führte in den Eberkopf. Dort saßen sie alle zusammen und vernichteten Aberforths Vorräte. Einerseits waren sie so abgelenkt, andererseits bedeuteten betrunkene Werwölfe noch mehr Ärger.

„Braves Hundi.“ Timmy tätschelte Sirius‘ Kopf, kraulte ihn hinter den Ohren, sobald der Knochen heruntergewürgt worden war. „Willst du das Stöckchen holen?“ Er sammelte einen dickeren Ast vom Boden auf. Sirius hatte es sich direkt unter einem Baum in der Nähe des Eberkopfs bequem gemacht, im Schatten, damit er nicht in der Hitze verglühte. Jetzt Stöckchen holen spielen, also Sport machen, wäre pure Folter.

Aber großen blauen Kinderaugen konnte man schwer etwas abschlagen. Sirius sprang auf, wedelte mit dem Schwanz und hechelte, als wäre er ganz heiß darauf, Holz in den Mund zu nehmen.

Timmy warf den Stock. Sirius fuhr herum und wollte ihm hinterherrennen. Ein dumpfes „Aua“ ließ ihn abbremsen. Aus einem nahegelegenen Gebüsch erhob sich eine schwarzvermummte Gestalt, rieb sich den Kopf und streifte dabei die Kapuze ab. Der Mann drehte sich um. Sirius knurrte.

„Hey, Kleiner“, rief Rabastan Lestrange, „kannst du nicht aufpassen?“ Er stampfte zu ihnen herüber, ließ den Zauberstab aus dem Ärmel schießen.

Sirius‘ Fell stellte sich auf, als er Zähne fletschend vor den kleinen Jungen sprang. Rabastan blieb stehen. Er verengte die Augen, musterte Sirius genau, blieb an allen verdächtigen Stellen seines Fells hängen.

Sirius gab sich keine Mühe unauffällig zu sein. Er hatte noch eine Rechnung mit den Lestranges offen. Alles, woran er gerade denken konnte, war Dracos Anblick, als er aus Gringotts zurückgekommen war, das Blut, die Schwellungen, sein zitternder Körper. Es war lange überfällig diese Rechnung zu begleichen.

„Dein dämlicher Köter macht mir keine Angst.“

Sirius richtete sich auf. Der Hundekörper verwandelte sich in einer fließenden Bewegung in den eines Menschen.

„Vielleicht mach ich dir ja Angst“, raunte er, war das Knurren noch nicht wirklich los.

Rabastan zuckte nicht einmal mit der Wimper, geschweige denn beachtete er Sirius. Er behielt Timmy im Auge, hob den Zauberstab –

„Verschwinde.“ Sirius stieß mit einer Hand hinter sich gegen das fiepende Kind und riss mit der anderen seinen Zauberstab aus seiner Hosentasche. Er schaffte es gerade noch rechtzeitig einen Schutzzauber zu sprechen, bevor Rabastans Fluch ihn traf – oder noch schlimmer, den Jungen hinter sich.

„Sieh einer an, Black“, sagte Rabastan ganz ruhig, machte auch keine Anstalten noch einmal zu feuern. „Ist euer Orden derartig langweilig, dass du dir mit kleinen Kindern die Zeit vertreiben musst?“

„Ist dein Todesserverein so inkompetent, dass ihr euch jetzt Kinder als Gegner aussucht?“, gab Sirius zurück.

„Wir sind nicht wegen diesem Kind hier, Sirilein“, trällerte es hinter ihm.

Sirius drehte sich um, stand das erste Mal seit einem Jahr seiner Cousine gegenüber. Mit ihrem wuschigen Haar und den irren Augen verband er automatisch das kalte Gefühl, als er den Schleier gestreift hatte, als er all die vertrauten Stimmen nach ihm rufen gehört hatte.

„Bellatrix. Seid ihr nur zu zweit? Hat dein Macker dich endlich abgeschossen?“

„Wieso überzeugt du dich nicht selbst?“ Mit einer theatralischen Verbeugung wies sie Sirius an nach links zu schauen. Etwa zehn Meter entfernt wartete das dritte Mitglied der Lestranges. Rodolphus hatte ein halbes Dutzend Leute um einen Baum gesetzt und fesselte sie. Er gab seiner Frau ein Zeichen.

„Das sind all deine Auroren-Freunde“, sagte Bellatrix und wedelte mit ihrem Zauberstab, als hätte sie Sirius bei einer Party mit bösen Jungs erwischt. „Das heißt, diesmal wird dir keiner zu Hilfe kommen.“

„Was wollt ihr hier?“, fragte Sirius. Er erkannte Tonks in dem Bündel Auroren. Das war nicht richtig. Snape hätte ihnen Bescheid gesagt, wenn Voldemort irgendeinen Plan gehabt hätte.

„Oh, ich dachte mir, der Dunkle Lord hat so viel gearbeitet in letzter Zeit. Er hat sich ein Geschenk verdient. Und rate mal, was mir heute zufällig zu Ohren gekommen ist.“ Bellatrix machte eine Pause, hundert Prozent Dramatik. „Dumby macht einen Ausflug. Er lässt sein geliebtes Schloss also völlig unbeobachtet.“

Sirius verstand, was hier vor sich ging. Bellatrix hatte gelauscht und in ihrem Wahn Voldemort glücklich zu machen war sie sofort losgerannt, ohne irgendjemanden – ihren Meister oder Snape – zu informieren. Verrückte waren eben unberechenbar.

„In Hogwarts befinden sich unter anderem die fähigsten Zauberer in ganz Großbritannien“, sagte Sirius. „Die werden es euch nicht leicht machen.“

Bellatrix zog eine beleidigte Schnute. „Nicht alle Menschen sind so fies wie du, Sirius. Die können mir nicht verbieten meinen Neffen zu besuchen.“

Sirius musste sich stark zusammenreißen, fühlte sich genauso unberechenbar, wie seine durchgeknallte Cousine. „Ich kann und werde genau das versuchen.“

Bellatrix lachte, laut und schrill. Hinter ihr schüttelte Rodolphus den Kopf.

„Wir haben gerade sechs Auroren ausgeschaltet“, sagte er beunruhigend gelassen. „Zwing uns nicht dein Blut zu vergießen, Sirius.“

„Glaubst du wirklich, das würde reichen um mich zu vertreiben?“

Rodolphus seufzte erschöpft und zückte erneut seinen Zauberstab, Bellatrix richtete ihren schwungvoll auf Sirius. Von hinten bohrte sich ein weiterer Zauberstab zwischen seine Schulterblätter.

„Drei gegen einen? Das ist doch wirklich unfair.“ Sirius verzweifelte noch nicht. Er kannte die Gegend hier wie seine Westentasche, also wäre es kein Problem blitzschnell zu Disapparieren, aber das würde ihm keinen derartig großen Vorteil verschaffen, dass er die drei Todesser ausschalten konnte. Die Nähe zum Dorf bereitete ihm Sorge, genauso wie Rodolphus‘ Nähe zu den Auroren – und das Geheule aus dem Eberkopf war auch kaum zu überhören.

Moment mal… Wenn die drei ohne Voldemorts Wissen hier waren, würden die Werwölfe keinesfalls kampflos ihre Beute aufgeben. Vielleicht konnte er das irgendwie zu seinem Vorteil nutzen.

„Gut, meinetwegen“, gab Bellatrix gedehnt und betont genervt zurück. „Dann geben wir dir einen Vorsprung. Lauf oder schieß oder setz dich hin und fang an zu heulen.“

„Bella, nein“, schritt Rodolphus ein.

„Was?!“, zischte Bellatrix über die Schulter, nicht einen Funken Belustigung mehr in ihrer Stimme oder ihren Zügen.

Rodolphus ließ sich davon nicht einschüchtern, dass hatte er noch nie und wäre es kein Zeichen seiner eigenen lockeren Schrauben, dann würde ihm dafür ein bisschen Respekt gebühren. „Kein Kampf“, warnte er. „Wir wollten das hier ruhig durchziehen, am Tor auf die anderen warten und ihn hier wegschaffen, ohne dein übliches Drama.“

„Hey, Black.“ Der Zauberstab in seinem Rücken verschwand. Sirius ließ seine Cousine nur ungerne aus den Augen, aber gerade bahnte sich ein Scheidungswürdiger Ehekrach an, deswegen erlaubte er sich zu Rabastan zu sehen.

„Du stehst doch auf Muggel. Willst du einen Trick sehen?“ Rabastan holte Spielkarten aus seiner Umhangtasche, mischte sie grinsend und als er keine Antwort von Sirius bekam, ließ er sie in die Luft fliegen, mit der Vorderseite zu Sirius. „Zieh eine Karte.“

Sirius‘ Augenbraue wanderte ganz automatisch nach oben, und von der ganzen Situation mal abgesehen war er verdammt froh, dass Draco nicht da war, um diesen Ausrutscher mitzubekommen. „Du hast echt ein super Timing.“ Sirius tippte eine Karte ziemlich in der Mitte der fliegenden Reihe an. Sie schob sich vor die anderen, sodass er das Bild genau sehen konnte. Herz Ass. „Und was soll das jetzt?“

„Das ist die Karte, mit der ich dir die Kehle aufschlitzen werde.“ Rabastan ließ mit einem Schwenker seines Zauberstabs die Karten durcheinander fliegen und alle bis auf eine pfeilartig vorwärtsschießen.

Sirius riss rechtzeitig den Arm hoch, um sein Gesicht zu schützen. Die Karten erwischten ihn an den Armen, Torso und sogar seinen Beinen. Die scharfen Kanten rissen sein Hemd und die Hose auf, schnitten tief in sein Fleisch und hinterließen einen brennenden Schmerz. Eine Karte hatte seine Wange nur gestreift und trotzdem floss ein kleiner Wasserfall Blut über seine Wange. Sirius wischte es weg, bevor er einknickte.

Rabastan gab ihm den entscheidenden Tritt, und Sirius landete rücklings auf dem Boden. Die letzte Spielkarte schwebte direkt über seinem Gesicht. Herz Ass.

„Ist das deine Karte?“, fragte Rabastan grinsend.

„Nett“, brachte Sirius gepresst hervor. Die Karte schwang hin und her wie ein Richtschwert, näherte sich Zentimeter um Zentimeter seiner Kehle. Er spürte den ersten Schnitt scharf seine Haut durchtrennen. „Du stehst wohl nicht auf ehrliche Duelle. Hat dich jemand traumatisiert oder tut dein Arm immer noch weh?“

„Ich weiß, dass du Draco diesen Scheiß beigebracht hast“, raunte Rabastan. „Er benutzt deine widerlich unfairen Kampfmethoden. Ich hab eine Rechnung mit ihm offen, und ich hoffe sehr, dass ihm etwas an dir liegt. So oder so werde ich deine Leiche vor seinen Augen tanzen lassen.“

Der nächste Schnitt summierte den Schmerz so plötzlich, dass Sirius sich einen qualvolles Keuchen nicht verkneifen konnte.

„Nein! Er gehört mir!“ Über ihn raste ein Fluch. Rabastan wehrte den genauso notdürftig ab, wie Sirius sich vor den Karten geschützt hatte. Der Fluch prallte von seinem Schild ab und wurde ins Dorf geschleudert. Er traf direkt in den Eberkopf, brach durch ein Fenster und explodierte. Das Dach wurde weggerissen, die Wände bebten und von den Fenstern blieb nur ein Scherbenregen übrig.

Spätestens jetzt, als ein Dutzend Werwölfe heulend aus dem Flammenmeer brach, wurde Sirius daran erinnert, dass seine Cousine verrückt und gefährlich war. Und das Aberforth sicher nicht ohne seine Ziege aus seiner Kneipe kommen würde.

Sirius knurrte leise, sprang auf und zog Rabastan mit einem Fluch die Beine weg. Er hatte Zeit ein Stück zu laufen, drehte sich dabei um und beschwor ein Schild herauf, das ihn vor den verfolgenden Flüchen schützte. An ihm rannten menschliche Fackeln vorbei und in seinem Rücken wurde es immer heißer. Sein Blick fiel ein letztes Mal auf das Auroren-Bündel mit seiner kleinen Cousine irgendwo dazwischen.

Sirius hoffte wirklich, irgendjemand würde die vielen Ärsche hier retten – und dass Draco seinen süßen Arsch im Schloss lassen würde.

~*~

Es bestand eine neunundneunzigprozentige Wahrscheinlichkeit, dass Dumbledore nicht wegen ihm einen Funken Sorge in sein ewig ausgeglichenes Gesicht ließ. Draco war sich nur deshalb unsicher, weil diese Emotion erst aufgetaucht war, als Potter fertig gepetzt hatte.

Von dem Fenster hinter Dumbledores Schreibtisch aus konnte er ganz weit entfernt die Rauchschwaden erkennen. Draco hätte sein Treuhandverlies darauf verwettet, dass das die Quelle für Dumbledores Sorgenfalte war. Die dunkle Wolke bescherte auch ihm ein Stirnrunzeln und eine bittere Karussellfahrt für seinen Magen, die abrupt gestoppt wurde.

„Wir müssen Sie hier rausschaffen, Draco.“

Draco glaubte, sich verhört zu haben. „Wie bitte? Nur, weil ich… Ähm, es sind noch drei Tage bis zum Ende des Schuljahres. Sie werden doch wohl eine bessere Lösung für ein paar durchgedrehte Gorillas haben, als mich wegzuschicken.“

Dumbledore stand von seinem Schreibtischstuhl auf. „Eben wegen dem nahen Ende des Schuljahres halte ich es für das Beste Sie jetzt wegzuschicken. Es macht keinen Unterschied für Ihre Prüfungen, und Ihre Abwesenheit steigert die Sicherheit aller Schüler.“

„Was?“ Draco hatte, nachdem er gerade zusammengeschlagen und von Harry Potter verteidigt worden war, nicht mit einem derartig vorwurfsvollen Tonfall gerechnet. „Sie… Sie…“ Er stotterte, und als wäre das vor Dumbledore nicht schlimm genug, musste Potter hier auch immer noch herumstehen, Füße scharrend und peinlich berührt. „Sie geben mir die Schuld dafür?“

„Draco, sehen Sie das?“ Dumbledore machte einen Schritt zur Seite, gab den Blick auf den dunklen Himmel über Hogsmeade frei. „Im Dorf befindet sich ein Dutzend Werwölfe. Wegen Ihnen. Das ist eine Gefahr für die Dorfbewohner und alle Schüler im Schloss. Sie wegzuschicken ist die einfachste Lösung.“

Draco schnaubte. Er traute seinen Ohren kaum und wollte sich andererseits dafür schämen, dass er gedacht hatte, Dumbledore würde irgendetwas für ihn tun. Seit der Sache mit Black hasste ihn der Direktor scheinbar noch mehr. Ohne ihn lange anzusehen oder eine Antwort abzuwarten, ging Dumbledore auf den Kamin zu.

„Ich habe bereits heute Vormittag von diesen Umständen erfahren und meine Pläne mit einigen Mitgliedern des Ordens besprochen. Die neuesten Ereignisse zwingen uns ein wenig zur Eile, aber das sollte das Endergebnis nicht weniger lohnend machen.“ Dumbledore richtete den Zauberstab auf die Holzscheite im Kamin und brachte sie zum Brennen. Aus einem seiner vielen Regale nahm er eine Schale mit Flohpulver und hielt sie Draco auffordernd hin.

„Kann ich vorher vielleicht noch packen?“, fragte Draco schnarrend, und eigentlich hatte er das als rhetorische Frage angelegt.

„Wir schicken Ihnen Ihre Sachen nach“, sagte Dumbledore und wagte es zu lächeln. „Kommen Sie jetzt bitte.“

Schockiert verharrte Draco auf seinem Stuhl. Er hätte sich auch nicht bewegt, wäre Potter nicht vor ihm aufgetaucht.

„Na ja, dann… Ich denk mal, wir sehen uns in den Ferien“, sagte er und machte eine Bewegung, die Draco kurz für einen Händeschlag hielt. Dann wurde ihm klar, dass Potter niemals seine Hand hatte schütteln wollen, das nie tun wollen würde und es auch jetzt nicht vorhatte.

Draco stand auf. Seine angeschlagenen Rippen und der Magen, in den Fußabdrücke getreten worden waren, rächten sich für die schnelle Bewegung. Draco krümmte sich unter dem plötzlichen Schmerz, presste sich einen Arm gegen den Bauch und ging auf Dumbledore zu. Er zögerte das Flohpulver zu nehmen.

„Das Hauptquartier des Orden des Phönix befindet sich am Grimmauld Place, Nummer zwölf. Gehen Sie jetzt?“ Dumbledore schob ihm das Flohpulver entgegen.

Draco starrte das silbrige Pulver an. Das war eine Falle. Dumbledore versuchte ihn viel zu offensichtlich mit etwas zu locken, das er haben wollte. Und es war beschämend, dass er darauf hereinfiel.

„Versuchen Sie gar nicht erst abzuhauen“, sagte Dumbledore. „Der Kamin hat vorrübergehend nur die Verbindung zum Hauptquartier und dort wartet man bereits auf Sie.“

„Das hört sich an, als wäre ich ein Gefangener“, murrte Draco, und als wäre diese Vorstellung nicht schon schlimm genug, antwortete Dumbledore darauf gar nicht, sondern schob Draco in die noch heißen Flammen. Er sah sich gezwungen das Flohpulver ins Feuer zu werfen und die Adresse des Grimmauld Place zu rufen, ehe er sich weitere Gedanken machen konnte. Oder sich von irgendwem verabschiedet hatte. Nicht, dass irgendjemand, der seine Verabschiedung wert gewesen wäre, hier war.

Trotzdem bekam er verschwommen Potters Winken mit, bevor Dumbledores Schubs ihn mit übermäßig viel Schwung durch das Flohnetzwerk katapultierte. Draco wurde von dem Kamin am anderen Ende förmlich ausgespuckt. Mit einer Ladung Asche landete er auf teurem, aber mottenzerfressenem Teppich.

Über ihm tauchte ein Schatten auf.

Anders als erwartet war es aber nicht Black, der ihn willkommen hieß.

~*~

„Bääh!“ Die Ziege blökte in Sirius‘ Armen. Er saß mit ihr in seinem Schoß auf dem Boden vor den Überresten des Eberkopfes. Nicht weit entfernt stauchte Aberforth seinen älteren Bruder zusammen, wieso ihn alle für den größten Zauberer ihrer Zeit hielten, wenn er es nicht einmal schaffte rechtzeitig die Existenz seines Bruders zu retten.

Dafür hatte Dumbledore ihnen allen den Arsch gerettet. Die Auroren waren gesund und munter, genau wie die Dorfbewohner, mussten den Vorfall aber im Ministerium melden. Und dass sie sich von drei Todesser hatten ausschalten lassen und die gesuchten Verbrecher auch noch entkommen waren, ließ sie sicher nicht gut dastehen. Dafür gab es ein halbes Pack Werwölfe, die wegen diverser kleinerer Delikte erst einmal abgeführt werden konnten. Tonks ging es bis auf ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein gut.

Es war dunkel geworden. Rauch hing noch in der Luft und verdeckte die Sterne am Himmel.

Sirius hustete. Asche verklebte die blutigen Schnitte auf seinem Körper.

Ein paar der anderen Lehrer hatten sich Dumbledore angeschlossen, glücklicherweise nicht Snape. Sie beäugten ihn misstrauisch aus der Ferne. In ihren Blicken konnte Sirius die Fragen lesen, wie Bilderbücher. Wo trieb er sich herum, während solche Gefahr um Hogwarts herumschlich? Wieso tauchte er genau dann auf, wenn es richtig heiß wurde?

Sirius wusste, dass er oft impulsive, dämliche Entscheidungen traf. Er befürchtete, dass nach Hogsmeade zu kommen dazu gehört hatte.

„Sirius, Aberforth hätte gerne seine Ziege wieder.“ Dumbledore kam auf ihn zu und gab der Ziege einen Klaps auf den Hintern. Sie brach empört blökend aus Sirius‘ Griff frei und stürmte auf Aberforth zu. „Alles in Ordnung?“

Sirius hustete erneut. „Jaah. Ich, ähm…“ Auch in seinen Haaren hing noch Ruß, von den angesengten Strähnen ganz abgesehen. Sowieso war sein Haar wieder zu lang geworden. „Bringst du mich um, wenn ich dich nach Draco frage?“

Dumbledore seufzte. „Er ist in Ordnung“, sagte er. „Ich weiß, dass sie wegen ihm hier waren. Und du warst auch wegen ihm hier.“

„Ich weiß, dass es dumm war hierherzukommen.“

„Nein. Wärst du nicht hergekommen, hätte diese… Überraschungsaktion funktionieren können. Ich wäre zusammen mit Harry auf unsere Mission gegangen, und das Schloss, alle Schüler wären in Gefahr gewesen. Du hast zum Glück sehr auffällig auf dich aufmerksam gemacht.“

Sirius rappelte sich selbstständig auf, als Dumbledore ihm eine Hand entgegenstreckte. „Es war nicht ganz meine Schuld, aber ich kann für den Schaden aufkommen. Kein Problem.“

„Das wird nicht notwendig sein.“ Dumbledore schaute zurück zu seinem Bruder, der ein leidenschaftliches Wiedersehen mit der Ziege führte. Er lächelte. „Du hast Aberforth das Leben gerettet.“

Als Sirius in den Eberkopf gestürmt war, hatte Aberforth sich wie zu erwarten nicht um seinen brennenden Umhang oder die Trümmer auf seinem Körper geschert und hatte versucht in Richtung Keller zu robben. Sirius zuckte die Achseln.

„Ging mir eigentlich nur um die Ziege“, sagte er. „Kann ich jetzt gehen?“

Dumbledore zögerte lange. Selten hatte Sirius ihn so unschlüssig gesehen, aber schließlich nickte er. „Geh nach Hause und ruh dich aus.“

Sirius schaute hoch zum Schloss. Hogwarts thronte beständig denn je hinter den Wipfeln des Verbotenen Waldes. Eine Festung, die Todesser ohne Hilfe von innen nicht bezwingen konnten. Diese Hilfe hatten sie scheinbar. Und sein Draco saß dort fast ganz alleine fest.

„Kann ich nicht kurz nach ihm sehen?“

„Ich halte dich auf dem Laufenden.“ Dumbledore drückte zum Abschied Sirius‘ Schulter, machte alleine so klar und deutlich, dass er keine Anspielung mehr in Dracos Richtung hören wollte.

Sirius fiel es trotzdem verdammt schwer nach Hause zu Disapparieren. Er nahm die Vordertür in den Grimmauld Place. Es war dunkel hier drinnen. Auch die Lichter im Flur anzuzünden änderte nichts an der düsteren Atmosphäre. Sirius ging den langen Weg zum Wohnzimmer, fühlte mit jedem Schritt die Erschöpfung in seine Glieder sacken.

Er war so ein Idiot.

„Tatze?“ Und er konnte darauf verzichten, dass Remus es ihm unter die Nase rieb.

Sirius machte einen Schritt ins Wohnzimmer und prallte fast gegen Remus, der ihm entgegengestürmt kam.

„Merlins Bart, wie siehst du denn aus? Snape hat mir eine Nachricht geschickt. Er sagt, du hättest das gesamte Dorf abgefackelt. Oje, du blutest ja unter dem ganzen Dreck. Geht es dir gut?“ Remus sprach so schnell und in einer leisen Fistelstimme, dass Sirius glaubte einige wichtige Details verpasst zu haben.

„Kannst du lauter sprechen? Ich –“

Remus presste seine Hand auf Sirius‘ Mund, hielt sich selbst einen Zeigefinger vor die Lippen. Er machte einen Schritt zur Seite und nickte hinter sich. Auf dem Lieblingssessel von Sirius‘ Vater kauerte jemand, die Beine angewinkelt und Arme vor dem Bauch verschränkt, der weißblonde Haarschopf schräg auf der Kante der Rückenlehne liegend.

„Draco?“ Sirius stürzte schneller vorwärts, als Aberforths Ziege beim Anblick ihres Besitzers. Remus bekam ihn aber zu fassen und hielt ihn zurück.

„Er wollte einfach nicht ins Bett gehen, hat mich fast in den Wahnsinn getrieben“, flüsterte Remus. „Irgendwann ist er dann eingeschlafen. Muss auch für ihn ein anstrengender Tag gewesen sein. Dumbledore sagt, er soll die paar Tage bis zu den Ferien erst einmal hierbleiben, danach finden wir hoffentlich eine passendere Lösung.“

Sirius wollte sich über die Augen reiben, um sicherzugehen, dass er nicht träumte. „Ich… Ich kann das nicht glauben.“

„Ich weiß, dass er nicht die einfachste Person ist, aber dir scheint er inzwischen zu vertrauen. Ständig hat er nach dir gefragt. Du kriegst das schon hin“, sprach Remus ihm Mut zu, den Sirius gar nicht brauchte.

„Er schläft ja. Ich werde ihm eins der Zimmer aufzwingen.“ Sirius streifte sich die Schuhe ab, damit er so leise wie möglich zu Draco gehen konnte. Behutsam hob er ihn hoch und wunderte sich gerade deswegen über das qualvolle Stöhnen. Schnell sackte Draco gegen seine Brust, behielt die Arme aber auf seinem Magen verkreuzt. Er sah aus, als hätte er Schmerzen.

„Ich weiß, das klingt jetzt unsensibel, aber ich würde gerne…“ Remus tapste nervös von einem Fuß auf den anderen. Dracos Anblick hatte ihm schon erkennbare Sorgenfalten in die Stirn gegraben und jetzt kam auch noch Sirius‘ dazu. Er würde niemals mit reinem Gewissen verschwinden können. „Wenn du mich entbehren kannst, würde ich… hier herumzusitzen war schrecklich… ich… würde…“

„Ich versteh schon. Geh nur.“ Sirius stieß Remus freundschaftlich mit der Schulter an, als er an ihm vorbeiging. „Keine Sorge, es geht ihr gut“, wisperte er und ging weiter.

Im Flur hörte er das Knistern des Kaminfeuers und Remus‘ leises Gemurmel, bevor er durch das Flohnetzwerk verschwand. Er war alleine mit Draco, dachte aber keine Sekunde daran ihn zu wecken. Sirius trug ihn in den zweiten Stock, wo es ein besonders schönes Zimmer gab, also von weniger Getier bewohnt, als der Rest des Hauses.

Nur einen kurzen Moment dachte er darüber nach, Draco mit in sein Zimmer zu nehmen.

Dieses hier war viel passender für Dracos Standards. Zwar ein kleineres Bett und keine persönlichen Sachen, dunkle, klobige Holzmöbel und graue Seidentapete, aber ein schöner Ausblick auf den Hintergarten.

Er legte Draco auf das Bett. Wieder entwich ihm ein Stöhnen und er krümmte sich zusammen, die Arme schützend vor seinen Bauch haltend. Sirius stockte. Vorsichtig löste er Dracos Arme, griff dazu seine Hände und blieb an ihnen hängen. Sie waren weich, etwas kleiner als seine und mit feingliedrigen Fingern, die er nicht mehr loslassen wollte.

Sirius konzentrierte sich auf Dracos Hemd, knöpfte es auf. Er legte ein Muster aus blauen, roten und tief violetten Flecken frei.

„Oh, Draco…“ Sirius wünschte, er hätte Draco mitgenommen, als er darum gebeten hatte. Aber wann traf er schon mal die richtige Entscheidung?

Er würde sich morgen um diese Prellungen kümmern müssen, wenn Draco wach war und ihm sagen konnte, wo genau es schmerzte.

Sirius lieh Draco eins seiner T-Shirts und eine bequeme Stoffhose zum Schlafen. Er war selbst sehr müde und wollte unbedingt bei Draco bleiben. Also legte er sich zu ihm, nahm Draco in den Arm und hoffte, dass wenigstens das keine falsche Entscheidung war.


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