Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Pureblood Pride - Abschied

von Dr. S

Er hatte geglaubt, dass es kaum etwas Peinlicheres geben konnte, als Albus Dumbledore das Schwert zurückzugeben, mit dem er ihm den Bart gestutzt hatte. Da hatte er auch nicht im Geringsten daran gedacht, einmal mit zerzausten Haaren und zerwühlter Kleidung hinter Dumbledores Schreibtisch zu sitzen. Sirius spürte seine Wangen brennen. Draco, auf dem Stuhl neben ihm, war bis zum Haaransatz rot angelaufen.

Snapes Präsenz machte nichts besser. Er lauerte hinter ihnen, wie ein schlechter Türsteher. Sein Wutanfall vorhin in Sirius‘ Büro klingelte ihnen noch in den Ohren, genauso wie sich sein bösartiges Grinsen hinter die Augenlider gebrannt hatte, nachdem er gemerkt hatte, welche Chance ihm diese Situation bieten würde. Und leider ging es nicht um irgendwelche voyeuristischen Vorlieben, für die Schniefelus bekannt war und die Sirius vielleicht akzeptiert hätte, wenn es ihm den Hals gerettet hätte. Andererseits… nein, so tief war er dann doch nicht gesunken.

Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch, hatte schon seine Schlafmütze auf dem Kopf und wackelte in kuscheligen Pantoffeln mit den Zehen. Er sah nicht sauer aus, zwar auch nicht begeistert, aber genau dieser nicht zu deutende Blick ließ Sirius‘ Wangen wie Kohlen glühen.

Sirius wollte sich gar nicht vorstellen, wie es Draco ging. Im Gegensatz zu ihm war Sirius vor vielen Jahren schon ein- oder zwei… vielleicht auch dreimal bei derlei intimer Aktivitäten erwischt und in Dumbledores Büro zitiert worden, aber bei ihm hatte es sich wenigstens nie um einen doppelt so alten, männlichen Professor gehandelt.

Draco musste am liebsten im Boden versinken wollen.

„Also…“ Dumbledore klopfte auf seiner Armlehne herum, schaute von Sirius zu Draco und wieder Sirius an. „Was machen wir jetzt mit euch?“

Sirius wollte das in die Hand nehmen, Draco zuliebe. „Tu mit mir, was du tun musst, aber Draco kann nichts dafür.“

„Du weißt schon, wonach das klingt, Black“, schnarrte Snape.

Dumbledore hob die Hand und unterband so jedes bevorstehende Wortgefecht.

Draco rutschte auf seinem Stuhl herum. „Es ist gar nichts passiert“, murmelte er so leise, dass sogar Sirius ihn kaum hören konnte, aber Dumbledore hatte für sein Alter sehr scharfe Ohren.

„Kannst du mir versichern, dass das ein paar Minuten später nicht anders ausgesehen hätte?“ Dumbledore lächelte nicht. Sein ernster Blick, scharf und fokussiert, ließ Dracos Rotschimmer tiefer werden. In jeder anderen Situation würde Sirius ihn niedlich finden, aber gerade wollte er Draco am liebsten in den Arm nehmen. „Sirius?“

„Ich kann dir versichern, dass Snape keine Ahnung hat, was er da angeblich gesehen hat.“

„Oh, bitte“, schnaubte Snape. „Kein Lehrer sollte halbnackt auf seinem Schüler liegen. Und du bist definitiv nicht derartig unglücklich gestolpert, dass du euch beiden die Klamotten heruntergerissen hast.“

Dumbledore räusperte sich. „Sirius, ich nehme an, dass du dir bewusst bist, wie alt Draco ist…“

„In ein paar Minuten bin ich volljährig“, bemerkte Draco bitter.

„Dann wäre es immer noch dein Lehrer mit dem du –“

„Es ist gar nichts passiert“, platzte es erneut aus Draco heraus. „Es ist nie irgendetwas passiert.“

Sirius verschlug es bei dem vehementen Zwang Dracos sich herauszureden die Sprache. Er wusste nicht, ob er gerührt sein sollte, weil Draco versuchte ihn zu verteidigen, oder besorgt, weil Draco sich so sehr für ihn schämte, dass er jedes Zusammensein abstritt.

„Nie?!“ Snape bekam hinter ihnen schon wieder einen Wutanfall. Sicherlich pochte die dicke Vene in seiner Schläfe. „Direktor, Sie glauben doch nicht, dass Black freiwillig so viel Zeit mit Draco verbringt, ohne irgendwelche Hintergedanken. Ich habe Ihnen gesagt, dass da etwas nicht stimmt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Black einen neuen Tiefpunkt erreicht.“

„Albus.“ Sirius lehnte sich vor, weiter von Snape weg, weil es ihm so schon schwer genug fiel, ihn nicht aus dem Fenster zu stoßen, ohne ihm vorher ein rettendes Paar Flügel anzuhexen. „Können wir das bitte alleine besprechen? Snape geht das wirklich überhaupt nichts an.“

„Was soll es da noch zu besprechen geben?“, fragte Snape. „Du hast eine Grenze zu viel überschritten, Black. Dafür geht es schnurstracks zurück nach Askaban.“

„Severus, halt dich bitte zurück“, warnte Dumbledore, ging aber nicht auf Sirius‘ Bitte ein den Störfaktor zu entfernen. „Natürlich wird dieses Verhalten Folgen haben.“

Sirius schluckte hart. Askaban schwirrte in seinem Kopf herum. Dementoren, irres Lachen, das die Gänge flutete, der kalte, viel zu bekannte Stein. Er wollte nicht… er konnte dort nicht wieder hin.

„Welches Verhalten?“ Dracos Stimme war höher, als sonst. Panik schwang darin mit. Seine Röte war einer unnatürlichen Blässe gewichen. „Es ist nichts passiert. Black hat nichts getan.“

Dumbledores blaue Augen fixierten Draco, wurden sanft, wie der wolkenlose Sommerhimmel. „Willst du abstreiten, dass deine Gefühle für Sirius über das hinausgehen, was du für deinen Lehrer empfinden solltest?“

Das Blut schoss zurück in Dracos Wangen. Er sagte nichts und schaute weg, nicht nur von Dumbledore, sondern auch von Sirius. Es war vergeblich seinen Blick zu suchen und auch nicht der passende Augenblick, um herauszufinden, wie es um Dracos Gefühle stand.

„Und du, Sirius?“ Dumbledore sprach ihn nicht überraschend an, trotzdem schreckte Sirius herum, als hätte man ihn angeschrien. „Was empfindest du für Draco?“

Oh, so hatte er das ganz bestimmt nicht sagen wollen. Sirius schluckte erneut, nicht ganz so hart, wie bei dem Gedanken an Askaban, aber allmählich wurde sein Mund trocken. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass Draco ihn immer noch nicht ansah und in seinem Stuhl kauerte, wie eine Schildkröte in ihrem Panzer.

„Ich… ähm…“ Das war nicht fair. „Mehr, als ich für meinen Schüler sollte.“

Dumbledore nickte. „Und alleine deshalb schon kann ich dich nicht weiter unterrichten lassen. Ich werde die Schulräte informieren müssen. Bis sie zu einer Entscheidung gekommen sind, bist du mit sofortiger Wirkung suspendiert. Da es nicht gut aussieht, solltest du das Schuldgelände bis morgen früh verlassen haben. Was dich angeht, Draco –“

„Nein.“ Sirius stand auf. Er stellte sich beschützend neben Draco und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Draco zitterte. Zu recht. Dumbledore verteilte gerne saftige Strafen und informierte Eltern über solche Dinge. Dracos momentan angespanntes Verhalten zu seinen Eltern würde so einen Schlag nicht aushalten, und Sirius wusste, dass Draco etwas an seinen Eltern lag und respektierte das. „Lass ihn da bitte raus, Albus. Er hat dieses Jahr doch schon genug durchgemacht.“

„Sirius, ich kann leider –“

„Wenn es nicht anders geht, dann hab ich ihn gezwungen“, fügte Sirius schnell hinzu.

Draco schaute zu ihm hoch, jeder Fleck blasser Haut rot und so warm, dass Sirius die Hitze von Dracos Wange an seinem Unterarm spüren konnte.

„Ich hab ihm Alkohol gegeben“, sagte Sirius. „Prüf es ruhig nach. Der Kleine kann keinen geraden Gedanken mehr fassen. Wusste überhaupt nicht, was er da tut.“ Grinsend und lässig stützte Sirius sich gegen die Stuhllehne ab, als wäre er auf all die Male stolz bei denen er Dracos angetrunkenen Zustand ausgenutzt hatte.

Dumbledore ließ zwar etwas Ähnliches wie Stolz durchscheinen, sah aber nicht aus, als würde er seine Meinung ändern.

Unterstützung kam aus einer vollkommen unerwarteten Richtung. „Ich finde, Black hat Recht“, sagte Snape. „Dracos Zustand nach den Ereignissen der letzten Monate ist bedenklich. Er kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass Black keinen Moralkodex besitzt.“

Dumbledore musterte sie genauestens über den Rand seiner halbmondförmigen Brillengläser. Er ließ sie lange in der Luft hängen. Welche Gedanken auch immer ihre Runden in seinem Kopfkarussell drehten, Sirius hoffte, dass die richtigen aussteigen würden. Schließlich warf Dumbledore einen Blick auf seine Uhr.

„Nun… Ich denke, es wäre ein fürchterliches Geburtstagsgeschenk Sie vor der ganzen Zaubererwelt bloßzustellen, Draco“, sagte Dumbledore und zwinkerte. „Einem alten Mann wird man es sicherlich verzeihen, wenn ihm der Name eines gesichtslosen Schülers entfällt.“

Dracos Erleichterung ließ auf sich warten. Er schaute Dumbledore gar nicht an, sondern hing an Sirius. Wenn er so tun wollte, als wäre er wirklich betrunken, dann machte er einen guten Job. Sein glasiger, verstörter Blick ließ sogar Sirius sich wundern, ob Draco überhaupt mitgekriegt hatte, was gerade passiert war.

„Severus, sei so gut und bring Draco in sein Bett. Es ist schon spät.“

Snape nickte Dumbledore zu und zog Draco von dem Stuhl hoch. Sirius‘ Hand rutschte von Dracos Schulter. Er drehte sich ihnen nach. Snape zerrte Draco zur Tür, ließ ihn sich nicht einmal verabschieden. Draco blieb stumm, hielt Sirius‘ Blick aber solange fest, bis die Bürotür ins Schloss fiel.

Sirius hatte gewinkt, aber seine Abschiedsworte hatten es nicht über seine Lippen geschafft und steckten als dicker Kloß in seinem Hals. Er musste sich setzen, auch wenn das die Gefahr einer Strafpredigt von Dumbledore maßgeblich erhöhte.

„Sirius…“ Da kam sie auch schon.

Sirius schüttelte den Kopf. „Wenn du glaubst, ich wüsste nicht Hundertmillionen Gründe, warum es falsch ist, was ich getan habe, dann hast du diese ganzen Auszeichnungen für deinen Intellekt nicht verdient.“

„Da du diese ganzen Auszeichnungen erwähnst, sollte ich mich wahrscheinlich schämen. Mein brillanter Verstand war nicht in der Lage zu sehen, dass Draco deine Gefühle erwidern könnte.“ Dumbledore lächelte ein wenig reumütig. „Mit einem Schwert auf mich loszugehen war nicht gerade subtil, Sirius.“

„Ich würd’s wieder tun“, sagte Sirius bitterernst.

„Oh, Sirius…“ Dumbledore schüttelte den Kopf. „Dein Verhalten war unverantwortlich und keinesfalls lobenswert. Draco ist… er würde wohl darauf bestehen, dass ich siebzehn sage, aber auch das ist sehr jung. Er ist ein halbes Kind, du bist ein erwachsener Mann. Es wäre deine Aufgabe gewesen, Draco zu beschützen und seine Situation nicht schamlos auszunutzen. Ich dachte, du würdest ihn unterstützen und für ihn da sein können, aber scheinbar bist du noch nicht soweit. Ich halte es für keine gute Idee, wenn ihr euch weiter seht. Um Dracos Willen.“

Sirius ließ den Kopf hängen, als ihm langsam bewusst wurde, was er gerade verloren hatte, wie viel von seinem Herzen mitgegangen war, als Draco ihm weggenommen worden war. „Draco ist ein Teenager, Albus, wie du selbst gesagt hast. Ich bin nur ein verwirrender Zusatz für seine ohnehin schon durcheinander gebrachte Welt. Wir haben niemals über das zwischen uns gesprochen. In ein paar Wochen wird er mich vergessen haben, keine Sorge.“

„Junge Liebe kann so flüchtig sein“, bemerkte Dumbledore.

Aber Sirius war nicht mehr jung genug, um sich davon aufmuntern zu lassen…

~*~

Snape zerrte ihn durch die Gänge, brachte Draco in einem Wimpernschlag zurück in die Kerker. Jedenfalls fühlte es sich so an.

Draco konnte nicht verarbeiten, was da gerade passiert war. Erst überrannte ihn die summierte Peinlichkeit aller Unterrichtsauftritte von Neville Longbottom und dann zwang Dumbledore ihn vor viel zu vielen Menschen seine Gefühle zu äußern. Er hatte zu viel gezeigt. Oder? Black war sicherlich froh, wenn er jetzt so schnell wie möglich von ihm wegkam. Oder? Black hatte die ganze Schuld auf sich genommen, um ihn zu schützen. Würde man ihn dafür jetzt wirklich nach Askaban stecken?

Dracos Kopf drehte sich.

Snape murmelte das Passwort, das erste Wort zwischen ihnen seit sie das Büro verlassen hatten – und miteinander gesprochen hatten sie nicht, seit Draco ihm mit Tom Riddle im Kopf begegnet war.

„Bevor du gehst…“ Und Snape schien das ändern zu wollen, hielt Draco zurück, als er in den Gemeinschaftsraum stürmen wollte. Jetzt musste er sich dem strengen Blick stellen. „Was hast du dir dabei gedacht?“

Draco zuckte die Achseln. Mit seinem roten Kopf fühlte er sich wie eine riesige Tomate. Sein Vater saß im Gefängnis, wo er sich vielleicht bald mit Black unterhalten konnte, und er brauchte Snape nicht als Ersatz.

„Wahrscheinlich gar nichts. Anders kann ich mir nicht erklären, wie du dich auf das Niveau eines arroganten, narzisstischen Schweins herablassen kannst.“

Draco zuckte die Achseln.

„Es ist sein Aussehen, nicht wahr? Groß, dunkelhaarig, gutaussehend; das hat dir den Kopf verdreht.“ Das klang wie trainierte Missgunst, als hätte Snape schon unzählige Male genau diesen Fakt geäußert. „Nun, wenn du dir Black schnell aus dem Kopf schlägst, dann werde ich deiner Mutter gegenüber kein Wort über diese weitere Schande berichten.“

Draco schaute auf den Boden.

Snape schnaubte. „Ich bin sehr enttäuscht von dir, Draco“, sagte er und gab Draco endlich das Zeichen in den Gemeinschaftsraum verschwinden zu können. „Denk aber nicht, dass du so leicht davon kommst. Du bist in meinen Haus und ich kann und werde dich so hart bestrafen, wie es mir möglich ist.“

Draco hätte lieber aufmunternde Worte mit in die Dunkelheit des Gemeinschaftsraums genommen. Niemand war mehr wach, nicht einmal Prüfungsnervöse Siebtklässler. Er war alleine. Auf dem Tisch in der Ecke entdeckte er aber Butterbier und einen Kuchen mit Kerzen. Die übliche Gelegenheit Gratisgetränke abzugreifen, wenn sich die anderen dazu herabließen in seinen Geburtstag hineinzufeiern. Draco hatte das bewusst vermieden, um bei Black zu sein. Seine Freunde kamen ihm in letzter Zeit dumm, nervtötend und oberflächlich vor. Sie schienen die Bezeichnung ‚Freunde‘ gar nicht mehr wert zu sein. Sie waren das niemals wert gewesen. Und das hatte er immer gewusst.

Black war das Einzige, was ihm in Hogwarts noch wirklich wichtig war. Und ab morgen sollte das weg sein. Für immer.

Draco bereute schlagartig jeden Moment, den er dieses Jahr nicht mit Black verbracht hatte. Angefangen heute, als er so unnötig sauer wegen einem Stück Seele geworden war, über die vielen anderen sinnlosen Streitereien, bis hin zu dem anfänglichen Hin und Her, als er sich mit allem was er hatte gegen diese erschreckende Anziehung gewehrt hatte.

Wenn Black jetzt ging, dann würde er ihn ganz schnell vergessen. Draco wusste, wie so etwas funktionierte. Er hatte noch gut in Erinnerung, wie schnell Pansy ihn vergessen hatte, sobald er nicht jeden Tag in ihrer Nähe gewesen war. Und im Gegensatz zu ihr sah Black verboten gut aus und nicht nur Snape wusste das. Diese Frau, Tonks, schmiss sich sowieso schon bei jeder Gelegenheit an Black. Jetzt hatte sie freie Bahn. Black, der sich in seiner Stadtvilla langweilte, würde zu einem Abenteuer nicht Nein sagen.

Er wollte das nicht. Er wollte kein Hogwarts ohne Sirius Black.

Draco verließ den Gemeinschaftsraum wieder. Wahrscheinlich hatte er Glück, dass Snape nicht draußen Wache stand, aber Filch zog seine Runde sicher nicht zufällig direkt im Kerker. Einen albernen Squib zu überlisten war schon lange keine Herausforderung mehr für Draco. Trotzdem brauchte er rund zwanzig Minuten, um Blacks Büro zu erreichen.

Draco kämmte sich mit den Fingern die Haare, brachte sie hoffentlich besser in Form, als sein zerknittertes Hemd und den Pullunder, den er in der Eile vorhin falsch herum übergestreift hatte. Er klopfte.

Wegen dem Traum von Snapes Einbruch wartete er, anstatt einfach wie sonst das Büro zu betreten. Er lauschte auf die Schritte. Leise und abgehakt. Black kam die Treppe rauf und blieb kurz vor der Tür stehen, bevor er aufmachte.

„Draco.“ Black ließ seine Überraschung offen heraus, nur um Draco dann nicht mehr zu beachten. Er schaute über ihn hinweg und zog ihn wie hässliches Möbelstück an sich vorbei in das Büro. Die Tür schloss er schnell und verriegelte sie sicherheitshalber magisch. „Was machst du denn hier? Wenn dich jemand bei mir sieht, geht das nicht mehr so glimpflich für dich aus.“

Er war sauer. Wie Draco es befürchtet hatte. Nicht sauer zu sein, nachdem Black wegen ihm seinen Job verloren hatte, wäre auch zu viel verlangt gewesen.

„Ich wollte…“ Draco schaute sich in Blacks Büro um. Es stapelten sich Kisten auf dem Schreibtisch und Boden. Die Regale waren bereits leer. Black machte keine halben Sachen. „Du packst schnell…“

„Dabei hab ich irgendwie mehr Zeug, als bei meinem Einzug.“ Black trat hinter ihn. Er schob einen Arm um Draco herum und zog ihn gegen seine Brust. Seine Hand wärmte Dracos Bauch. „Ich war gerade dabei deine Sachen auszusortieren. Willst du sie mitnehmen?“

Draco drehte sich zu Black herum. Er schaute Black an, schaute in die tiefgrauen, wunderschönen Augen, und schüttelte den Kopf. „Ich will dich. Ich will, dass du hier bleibst. Ich will nicht, dass du nach Askaban kommst, nur weil ich noch nicht alt genug bin.“

Black lachte ihn selbst bei dieser selbst-demütigenden Vorlage nicht aus. „Mach dir keine Sorgen. Askaban kann mich nicht festhalten, und Dumbledore würde das ohnehin nicht zulassen. Ich floh jetzt nach London zurück.“

„Dann will ich mit dir kommen.“

„Draco…“ Black strich ihm durchs Haar. „Zwing mich nicht den vernünftigen Erwachsenen heraushängen zu lassen, der dir erklären muss, dass das so kurz vor deinen Prüfungen dämlich wäre.“

„Ich weiß, dass es dämlich ist.“ Draco seufzte und drückte sich gegen Black. Seine Arme wickelten sich ganz alleine um den breiten Rücken. Umarmungen lagen ihm nicht und ganz besonders dann nicht, wenn sie nicht erwidert wurden. „Aber ich bin ein Teenager. Ich darf dämliche Dinge sagen.“

Black ließ ihn nicht lange hängen und schloss die Arme um Draco. Seine rechte Hand wanderte schnell zurück in Dracos Haar, fuhr durch die dichten Strähnen über seinen Hinterkopf, warm und beruhigend. Draco hatte gar nicht gewusst, wie aufgebracht er wirklich gewesen war, bis das Brodeln in seinem Inneren sich allmählich legte. Er schmiegte sich gegen Blacks Brust, rieb seine Wange über den Stoff des leichten Hemdes. Baumwolle, grau mit mehr schwarzen Anteilen. Manchmal lag Draco die Frage auf der Zunge, ob Black wusste, dass der Großteil seiner Garderobe dunkel war und ob das einen besonderen Grund hatte. Natürlich hatte er im Gegensatz zu Draco weitaus mehr Farben, aber Dunkelrot war nicht fröhlich und Dunkelblau heiterte niemanden auf.

Es gab noch so viele Dinge über die er mit Black sprechen wollte. So viele Dinge, die er fragen wollte. Er hatte das Gefühl, dass er das niemals in die Tat umsetzen können würde, und das war albern. Außer, dass es das nicht war, weil da draußen ein mächtiger Zauberer seinen Tod wollte, weil ein Großteil seiner Familie ihn tot sehen wollte, weil dieses Paar roter, manchmal nur noch dunkler Augen nicht aus seinem Kopf wollte…

„Draco… Wir sehen uns doch wieder.“

„Lügner.“

„Es ist nicht einmal mehr ein Monat bis zu den Sommerferien.“

„Dumbledore lässt mich in den Ferien nicht herumlaufen. Ein gewisser dunkler Zauberer will meinen Kopf, schon vergessen?“

„Und ich bin Mitglied des Ordens, schon vergessen? Ich werde erfahren, wo sie dich unterbringen, und dann komm ich dich besuchen. Und ich werde dir schreiben, wenn du willst, jeden Tag ein Brief, wenn du willst.“

Draco sah wieder auf. „Versprochen?“

Black umfasste sein Gesicht. „Versprochen.“

Draco ließ das Lächeln zu. Blacks Daumen zeichnete es nach, fuhr vor und zurück über seine Lippen. Seine Hände prägten sich Dracos Gesicht ein, schoben die widerspenstigen Strähnen zurück, die er nicht zurück in den Scheitel bekommen hatte.

„Draco, ich…“ Black befeuchtete sich die Lippen. „Ich muss dir was sagen…“

Draco wartete, beobachtete genau, wie sich Blacks Augen mit Unsicherheit füllten, wie seine Augenbrauen sich leicht zusammenzogen und eine Falte bildeten, die sich trotz zwölf Jahren Askaban noch nicht eingegraben hatte. Er vergaß fast, dass Black ihm etwas hatte sagen wollen, als er darüber nachdachte, wie starr und leer Blacks Gesicht während dieser gestohlenen Jahre hatte sein müssen. Keine Freude, keine Wut, die ihre Spuren hinterlassen hatte. Draco hatte gehofft, dass Black ihm irgendwann davon erzählen würde. Jetzt lag ihm sicherlich etwas anderes auf der Zunge. Und es schien ihm wichtig zu sein…

„Ich… Ich…“ Black schüttelte den Kopf. „Ich muss mich entschuldigen. Aus dem Horkrux-Geburtstagsausflug wird wohl nichts.“

„Das ist mir egal.“ Draco zerrte Black zu sich herunter, musste ihm den Kuss aber nicht aufzwingen. Black kam ihm entgegen, küsste ihn mit einer verschlingenden Leidenschaft. Sonst war seine Zunge verspielt, verwickelte ihn in Tänze, die ihm leichter als atmen fielen, jetzt schob sie sich verzweifelt gegen Dracos, suchte jeden Kontakt den sie kriegen konnte.

Seine kräftige Hand lag in Dracos Nacken, suchte sich immer wieder den Weg in sein Haar und ließ die längeren Strähnen über seine Finger gleiten. Geschmeidige, geschickte Finger. Draco spürte sie gerne und überall. Einmal hatte er sich sogar gehen lassen und sie in den Mund genommen. Black hatte ihn ganz merkwürdig angesehen, und Draco hatte sich vor Verlegenheit so schnell wie möglich verdrückt. Jetzt bereute er das.

„Ich muss weiterpacken“, hauchte Black während einer kurzen Atempause, „und dann muss ich gehen.“

Draco fühlte sich wie wegstoßen, trat aber ganz alleine aus Blacks Umarmung heraus. Das war’s. Versprechungen, Lügen… das würde sie nicht zusammenhalten. Es war vorbei. Das war das Ende, und er musste es akzeptieren.

Aber das war unglaublich, verflucht, scheiße schwer.

„Ich geh und hol deine Sachen“, sagte Black und deutete auf die Treppe, die herunter in sein Schlafzimmer führte.

Draco griff sein Handgelenk, schloss seine Finger so weit darum, wie er konnte. „Behalt sie. Ich hol sie mir später ab.“ Hoffnung, nur ein Funke, dass Black ihn nicht ganz vergessen würde.

Black nickte und lächelte ihn an, dann drehte er sich in einer eleganten Bewegung um Draco herum und schob ihn auf die Tür zu. Weil er ihn loswerden wollte. Endlich.

Black nahm die Zauber von der Tür und ließ Draco sie öffnen, gab ihm aber den entscheidenden Schubs nach draußen. Draco drehte sich nicht um. Er kam sich vor, als hätte er einen Teil von sich in Blacks Büro zurückgelassen.

„Es tut mir leid“, flüsterte Draco.

„Nichts davon war deine Schuld, Draco. Ich will nicht hören, dass du dir Vorwürfe machst. Und was diesen Job angeht… er hat mir nichts bedeutet.“

Das so direkt zu hören tat weh. Draco ging schnell, solange er noch aussah, als würden Blacks Worte ihn nicht interessieren.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Soundtrack: Der Hobbit 3
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Nur manche Wortspiele lassen sich nicht eins zu eins übertragen, aber das ist bei anderen Übersetzungen genauso.
Klaus Fritz