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Fanfiction

Pureblood Pride - Ein eisiger Kuss

von Dr. S

Malfoy Manor war schon immer kein idyllischer Kindertraum in Pastellfarben gewesen, aber seit der Dunkle Lord sich dort eingenistet hatte, war es eine triste Ansammlung von Wänden und Möbeln. Snape fühlte sich bei jedem Besuch stärker an seine Kindheit erinnert.

Der Dunkle Lord thronte am Kopf des langen Esstischs, das Gesicht von der sich auflösenden Versammlung abgewandt und tief in Gedanken versunken. Nagini hatte sich um ihn gewickelt, als würde sie ihren Meister umarmen wollen, bekam dafür lieblose Streicheleinheiten über ihren Reptilienschädel.

„Severus?“ Narcissa kam auf ihn zu, hielt sich trotz der unangenehmen Umständen noch überraschend aufrecht. Der typische Malfoy-Stolz, den sie bei ihrer Ehe wohl assimiliert hatte. „Hast du eine Minute? Ich will nur… Wie geht es Draco?“

Der Dunkle Lord hatte zwar kein Supergehör, trotzdem verließ Snape lieber das Esszimmer. Narcissa folgte ihm hoffnungsvoll in den Salon.

„Es geht ihm den Umständen entsprechend. Nicht, dass er sich mir anvertrauen würde. Die Zeiten sind vorbei“, sagte er ohne einen emotionalen Schlenker in seiner Stimme zu erlauben. „Ich muss also zugeben, dass ich nicht auf dem neusten Stand bin, was seine momentane Situation angeht.“

Narcissa strich sich fahrig das blonde Haar hinters Ohr. Aus der Nähe betrachtet wirkte sie erschöpft und nervös. „Du wirst doch… Trotz allem, was passiert ist, was Draco getan hat… Wirst du weiter ein Auge auf ihn haben?“

Es war bewundernswert, dass Narcissa sich nach so einem Verrat immer noch hinter ihren Sohn stellte. Lucius hätte da anders reagiert. Er hätte sich gezwungen gefühlt anders zu reagieren.

„Ich habe es dir versprochen“, sagte Snape. „Und generell stehe ich zu meinem Wort.“

Narcissa lächelte ihn an, ein Zeichen des Dankes, das Dracos abweisendes Verhalten keineswegs gut machte. „Draco ist jung, Severus, er wird einsehen, dass er dir vertrauen kann. Zu neunzig Prozent wette ich, dass er nur glaubt dich enttäuscht zu haben. Du weißt, was du ihm bedeutest.“

„Nun, ich bezweifele, dass er noch irgendwelche positiven Emotionen mit mir verbindet, jetzt wo er fortwährend an Blacks Rockzipfel hängt.“ Snape konnte immer noch nur den Kopf über diese Kombination schütteln. Ein Teil von ihm war sich sicher, dass Black das nur getan hatte, um ihn zu ärgern. Über Konsequenzen dachte Sirius Black sowieso niemals nach. Sollte Draco jedoch irgendetwas passieren, dann würde Black dafür teuer bezahlen.

„Sirius ist ein guter Mann“, murmelte Narcissa, als müsste sie sich selbst davon überzeugen, und Snape überzeugte sie ganz sicher nicht. „Er wird auf Draco aufpassen, das ist alles, was mir wichtig ist.“

Snape erwähnte nicht noch einmal, dass Black der schlechteste Babysitter der Welt war, wenn er seinen Schützling mal eben in Gringotts einbrechen ließ. Diese Geschichte hatte den Dunklen Lord in diese bedrohlich ruhige Stimmung versetzt. Es wäre besser, wenn er einen Wutanfall gekriegt hätte, so wie damals, als er von Dracos Verrat erfahren und Wurmschwanz dafür durch den Raum geschleudert hatte.

„Hey, Narcissa.“ Rabastan schlurfte in den Salon, immer noch gezeichnet von ebendiesem Gringotts-Vorfall. „Anstatt hier dämlich rumzustehen könntest du mir ja mal was zu essen machen.“

Narcissa reckte das Kinn, genauso, wie Draco es gerne tat. „Mach’s dir selbst.“

Rabastan schnaubte. „Wie denn?“ Er schob seinen Arm in den Vordergrund, dick einbandagiert und in einer Schlinge stabilisiert. Der Dunkle Lord hatte ihm verboten das mit Magie zu behandeln, da er sich ja auch wie ein Muggel hatte verprügeln lassen.

Narcissa verdrehte die Augen, drehte sich auf den Absätzen herum und verließ den Salon. Es war zu bezweifeln, dass sie irgendwann mit etwas Essbarem für Rabastan wiederkommen würde. Dementsprechend mürrisch ließ Rabastan sich in einen Sessel beim Kamin fallen.

Snape leistete ihm dort Gesellschaft.

Rabastan musterte ihn misstrauisch aus dem Augenwinkel. „Willst du dich lustig machen, ja? Dann versuch mal was zu sagen, was ich noch nicht gehört habe.“

„Es geht mir viel mehr darum, was Draco –“

„Der Junge ist tot, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Sowas von tot. Ist mir egal, was der Dunkle Lord für ihn geplant hat. Einen Lestrange demütigt man nicht und kommt als simples Wolfsfutter davon.“

Snape machte Narcissas Augenrollen nach. „Ich könnte dir da womöglich helfen. Vorausgesetzt… du kommst mir etwas entgegen.“

Rabastan lehnte sich in seinem Sessel zurück und machte sich breiter als ein patziges Kind, das keinen Nachttisch bekommen hatte. „Du denkst ernsthaft, mehr würde es nicht brauchen, damit ich dir verrate, was Draco hat mitgehen lassen?“

„Denkst du ernsthaft, wenn ich das unbedingt wissen wollte, würde mir nichts Besseres einfallen, als dich geradeheraus zu fragen?“

Rabastan fummelte an seiner Armschlinge herum. Es dauerte nicht mehr lange, bis er sich von Snapes vorgetäuschtem Desinteresse einlullen ließ und ihm das anvertraute, worauf Albus Dumbledore schon gierig wartete.

~*~

Der Kelch von Hufflepuff machte sich ganz gut auf Blacks Schreibtisch, musste Draco zugeben, nachdem er schon zehn Minuten darauf starrte. Er war so fasziniert von diesem Ding, dass er nicht einmal hörte, als Black sich die Treppen hochschlich. Er wurde von hinten überrumpelt.

„Wer bin ich?“ Black hielt ihm die Augen zu, als ob das irgendeinen Unterschied machen würde.

Draco grinste und zog die Finger herunter, die wie eine Maske seine Augen bedeckten. Er drehte sich mitsamt Stuhl herum. Beim ersten Augenkontakt mit Black setzte er einen enttäuschten Ausdruck auf. „Oh, ich hatte jemand anderen erwartet.“

Black lachte gekünstelt. Er ließ sich auf die Knie nieder, damit Draco leichter sein Gesicht umfassen konnte. Die Ponysträhnen, die sein Gesicht einrahmten, waren noch leicht feucht. Er roch nach Dracos Seife.

„Ich hatte dich nicht erwartet“, sagte Black. „Magst du mich plötzlich wieder lieber als die Bibliothek?“

„Ich kann dich nicht ausstehen“, stellte Draco klar. „Die Bibliothek kann ich nur noch weniger leiden.“

„Dann solltest du mal ernsthaft darüber nachdenken, warum du so viel Zeit mit Dingen verbringst, die du verabscheust.“ Black sah immer etwas älter aus, wenn er ernst wurde, und irgendwie auch besser. „Du fehlst mir.“ Er lehnte sich vor, um Draco den Kuss zu geben, der schon lange überfällig war.

„Ich bin ja jetzt da“, murmelte Draco, und das war der einzige Hauch Verlegenheit den er zuließ.

„Zu schade, weil ich gleich weg muss“, zerstörte Black diesen heranwachsenden schönen Moment, trampelte lachend auf ihm herum, wie auf einem am Boden liegenden Hufflepuff.

Draco wollte nicht nachfragen. Dieser Bratvogel-Verein von Dumbledore interessierte ihn nicht und Black dürfte ihm sowieso nichts verraten. Trotzdem rutschte ihm „Wieso?“ heraus.

Blacks Hände wanderten zu seinen Hüften, zogen auch durch die Kleidungsschicht eine Gänsehaut hinter sich her. „Ich weiß, neunzig Prozent von ihnen sind tot, aber ich hab Freunde, Draco, und die hab ich seit Monaten nicht mehr getroffen. Remus vermisst meine festen Umarmungen schon.“

„Du lässt mich für Lupin sitzen?“

„Und Bill kommt auch vorbei. Wir trinken was in den Drei Besen.“ Black sagte das, als wäre er im Begriff die Helden seiner Kindheit zu treffen. „Du kannst mitkommen, wenn du willst.“

Draco verzog das Gesicht. „Als ob ich freiwillig meine kostbare Zeit mit einem Werwolf und einem Weasley verbringen würde. Außerdem kannst du das große Wiesel dann nicht nach der Gringotts-Geschichte fragen.“

„Wir werden vielleicht – nur vielleicht – darauf zu sprechen kommen.“

„Weil du nicht glaubst, ich hätte die Wahrheit gesagt“, sprach Draco das aus, was Black nicht über die Lippen brachte. Jetzt tat er auch noch so, als würde Draco Nonsens reden.

„Wenn du dir so unsicher bist, dann komm mit und überwach unsere Gespräche“, schlug Black vor.

Draco schüttelte den Kopf und lieferte Black noch einen Grund: „Was macht es für einen Eindruck, wenn ich dir überall hin folge?“

„Dass du mich nicht ganz so sehr verabscheust?“ Black stoppte mit einem flüchtigen Kuss jeden Widerspruch von Draco. „Ich weiß, ich weiß. Einen Versuch war’s wert.“

Draco schloss die Arme um Blacks Nacken, holte sich noch einen Kuss ab, da er scheinbar einen Vorrat anlegen musste. „Ich nehme an, es würde sich nicht lohnen hier auf dich zu warten.“

„Es könnte spät werden.“ Black klang darüber selbst wenig erfreut. Seine Finger schummelten sich unter Dracos Hemd und drückten warm in seine Haut. „Du hättest den Morgen bis Nachmittag eben nicht in der Bibliothek verbringen sollen.“

Draco wollte nicht lügen, warum seine Recherchearbeiten noch wichtiger für ihn geworden waren, aber die Wahrheit konnte er Black beim besten Willen nicht anvertrauen. Für wie verrückt würde Black ihn halten, wenn er ihm sagte, dass er Gespräche mit einem Stück Seele führte?

„Oh, jetzt sieh mich nicht so an.“ Black stemmte sich auf den Knien hoch und kam fast auf eine Höhe mit Draco, gab ihm einen kurzen Kuss. „Sonst krieg ich ein schlechtes Gewissen.“ Und dann einen längeren. Lang genug, dass Draco sich erlaubte die Augen zu schließen. Blacks Lippen waren gleichzeitig hart und weich. Seine Zähne schürften über Dracos Lippen, als er den Mund öffnete und seine Zunge das erste Mal vorstoßen ließ. Draco stöhnte leise, viel zu gierig nach mehr.

Black versuchte sich aufzurichten, ohne den Kuss zu unterbrechen. Draco ließ ihn nicht los, klammerte sich so fest, dass er kurzerhand mit hochgezogen wurde. Blacks Grinsen machte den Kuss noch besser. Draco wollte das nicht beenden, ließ sich nach hinten gegen die Tischkante fallen und zog Black mit sich. Er rutschte auf den Schreibtisch und spreizte die Beine. Black war sofort da, um die Lücke auszufüllen.

„Du. Machst. Das. Mit Absicht“, brachte Black hervor, jedes Wort von einem Kuss abgehakt.

Draco nickte. „Tische lassen mich nostalgisch werden“, sagte er atemlos. „Ich mochte das Gefühl in meinem Rücken, unnachgiebig, hart…“

Black knurrte leise und irgendwie qualvoll, als hätte Draco ihm eine böse Stichwunde verpasst. Er küsste ihn zwar, aber auch das fühlte sich irgendwie wütend an. Draco störte sich wenig daran, solange Black ihn auf den Tisch presste, und noch weniger störte er sich um die Dinge, die dabei herunterfielen, unter anderem der Kelch.

Blacks Finger wanderten von Dracos Hüfte zu seinem Hosenbund, streiften aber nur hauchzart über den Verschluss. Draco entwich ein Wimmern, für das er sich erst schämte, als Black zu grinsen begann. Kaum brachte die Verlegenheit Dracos Wangen zum Glühen, richtete Black sich auf, als wäre es das Leichteste auf der Welt.

„Ich muss gehen“, sagte Black eiskalt, zog Draco aber noch in eine aufrechte Position, bevor er seine Hände endgültig wegnahm.

„Jetzt?“ Draco klang erbärmlich und verzweifelt, aber im Moment war ihm das egal. „Ist das dein Ernst? Du lässt mich hier einfach sitzen? So?“

„Da bist du irgendwie selber dran schuld, wenn du Spielchen mit mir treibst“, meinte Black. Er sah aus, als würde er selber neben sich stehen, und Draco konnte leider nachvollziehen, warum Black so gemein zu ihm sein musste. Aber das hieß nicht, dass er plötzlich nett sein würde.

„Du bist ganz zerzaust.“ Draco zog Black wieder näher und richtete das Durcheinander der schwarzen Haare, das er angerichtet hatte. „So willst du bei deinem Date doch nicht aussehen.“

Black lächelte ihn an. „Wir sehen uns später.“

„Bis dahin bleib ich hier ganz alleine… mit deinem Bett… und meiner Hand…“ Draco grinste verschmitzt. „…und Gedanken an Bill Weasleys Lederjacke, sein langes Haar und den Geruch von Abenteuer.“

Black klatschte ihm eine Hand auf den Mund und Draco prustete ihm in die Handfläche. „Rothaarige Menschen sind nur was für Helden, Draco. Wie bei dem Kerl in Batman, Nightwish.“

„Nightwing.“

Black grinste breit, strahlte heller als die Sonne. „Merlin, ich liebe… e-es, wenn du dich verplapperst.“

„Ich konnte neulich nicht schlafen und du hast nichts Vernünftiges zu lesen“, verteidigte Draco sich, schubste Black weg von sich, bemerkte kaum, dass das leichter als sonst ging. „Jetzt verschwinde.“ Er spitzte die Lippen für einen Abschiedskuss, aber auf einmal hatte Black es furchtbar eilig wegzukommen.

„Bis dann“, war das Letzte, was er von Black hörte, bevor die Tür lautstark ins Schloss fiel.

Draco benutzte die gespitzten Lippen zum Pfeifen, damit sein Ego nicht zusammenschrumpfte. Ziemlich enttäuscht hüpfte er vom Tisch herunter und machte sich daran die heruntergefallenen Gegenstände wieder aufzuheben und ordentlicher wieder aufzustellen. Black war kein sehr organisierter Mensch, sogar Bücher von derselben Reihe standen durcheinander im Regal.

Draco sammelte den Kelch vom Boden auf. Er trat damit ans Fenster und suchte die Ländereien nach Blacks Schatten ab. Bei Hagrids Hütte entdeckte er, dass Black es wirklich eilig hatte und nicht einmal bei seinem geliebten Hippogreif stehenblieb, sondern nur winkend vorbeirannte. Einem Hippogreif winken war sowas von dämlich.

Draco lächelte.

„Ich verstehe wirklich nicht, wieso du deine Zeit mit diesem Mann verschwendest.“

Dracos Mundwinkel sackten nach unten. „Hab ich dir nicht gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst?“

„Es erweist sich nur leider als unmöglich zusammenzuarbeiten, wenn ich dich in Ruhe lasse.“

Draco drehte sich um, hatte das Stück Seele dichter hinter sich stehen, als er erwartet hatte. Er versuchte sich sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. „Ich arbeite nicht mit dir zusammen, bevor ich die leiseste Ahnung habe, was du überhaupt bist.“

Tom lächelte ihn an, eine Prise verwirrender Stolz in den schlangenartigen Zügen. „Es gefällt mir, wie du denkst. Aber es könnte so einfach sein, wenn du mir ein bisschen vertrauen würdest. Ich verrate dir, wo die anderen Stücke meiner Seele sind, du sammelst sie ein und mit ihnen bin ich stärker, als dieses Ding, das in meinem verhunzten Körper rumläuft. Andererseits…“ Tom schaute über Dracos Schulter aus dem Fenster, ließ etwas mehr Arroganz in sein Lächeln. „…kann ich natürlich nachvollziehen, warum dir das mit dem Vertrauen schwer fällt.“

Draco wollte sich auf solche Diskussionen gar nicht einlassen. Nicht über Black. Nicht die einzige Sache, bei der so unsicher wurde. Er musste einen klaren Kopf behalten, damit sein Plan funktionierte.

„Einfach so sitzengelassen zu werden…“ Tom schaute ihn wieder an, sein Blick war bohrend, fühlte sich an, als würde er glatt unter die Haut gehen und jeden geheimen Gedanken ausgraben – noch ein Grund, warum Draco Black nichts verraten wollte. „Ich bin nicht so dumm und würde es mir mit dir verscherzen. Da schlummert so viel Talent in dir.“

Draco schluckte, als er die Kälte von Toms Fingern näherkommen spürte. Sie legten sich auf seine Schulter, verharrten dort aber nicht lange, sondern wanderten zu Dracos Kragen, suchten sich ein Stück freiliegender Haut, das sofort von Gänsehaut überzogen wurde.

„Talent, das an meine Seite gehört“, wisperte Tom und sein Flüsterton schlängelte sich so vertraut leicht in Dracos Ohr, dass es ihn schauderte. „Kannst du dir das vorstellen, Draco? Du und ich, ich und du, zusammen…“

Draco legte den Kopf schief, drehte ihn weg von den Fingern, die über seine Wange strichen. Die Stimme war verlockend, die Aussicht war verlockend. Zu verlockend.

„Was muss ich tun, damit du mir nicht länger misstraust?“

Draco schaute hoch in die dunklen Augen. Hinter der Iris lauerte das gefährliche Rot, blitzte bedrohlich auf und verschwand nach einem Blinzeln, ganz so, als hätte Dracos Kopf ihm einen Streich gespielt.

„Ich…“ Draco vergaß in einem Sekundenbruchteil was er hatte sagen wollen. Tom trat näher, so nah, dass Draco nicht mehr zurückweichen konnte. Er war eingeklemmt zwischen der Fensterbank und etwas, das sich zu sehr nach Mensch anfühlte, um nicht echt zu sein. „Ich möchte, dass du Abstand wahrst.“

„Wieso? Es will doch sonst niemand in deiner Nähe sein“, sagte Tom. Es klang nicht gehässig oder vorwurfsvoll, sondern wie eine simple Feststellung, und gerade deswegen war es viel verletzender.

Draco wollte den Kopf senken, aber die eisigen Finger schoben sein Kinn wieder hoch. Selbst Toms Atem war kalt, und Draco wollte das gar nicht spüren können.

„Ich weiß, wie du dich fühlst“, raunte Tom. „Wir waren uns so nah, Draco. Ich kenne all deine Ängste, deine Wünsche… Meine Seele hat deine berührt, und sie hat sich dort sehr wohl gefühlt.“

Das war mit tödlicher Sicherheit der kitschigste Satz, den Draco je gehört hatte, aber aus diesem Mund klang er nur beängstigend. Noch dazu legte Toms andere Hand sich auf Dracos Brust, verbreitete dort Wellen aus Kälte, die sich in seinem ganzen Brustkorb ausbreiteten.

„Lass mich wieder rein, Draco, und ich zeige dir, wie gut du dich fühlen kannst.“

Draco hielt den Atem an, als Tom sich weiter vorlehnte. Er fragte sich, ob diese Lippen, schmal und blass, genauso kalt wie der Rest von Tom sein würden. Er fragte sich das einen Moment zu lange und hatte keine Zeit mehr zu entscheiden, ob er die Antwort wissen wollte, bevor sie unausweichlich wurde.

Draco schloss die Augen.

Es klopfte an der Tür.

Der Kelch fiel klappernd zu Boden.

Draco riss die Augen auf, nur noch umhüllt von einem eisigen Hauch, und blickte über den Schreibtisch hinweg direkt in Snapes schwarze Augen.

„Draco?“ Snape runzelte die Stirn. „Wo ist Black?“

„Er ist nicht da“, sagte Draco automatisch. Er kniete nieder um den Kelch aufzuheben. Snapes Blick flackerte über das goldene Gefäß, nicht lange, aber misstrauisch genug, damit Draco ihn hektisch in seine Umhangtasche stopfte.

„Und was machst du hier?“, wollte Snape wissen. „Alleine in Blacks Büro?“

„Ich… wollte etwas mit ihm besprechen. Aber er ist nicht da.“ Draco hörte sich reden und konnte über seinen verstörten Tonfall nur den Kopf schütteln. Snape war der Letzte, den er noch misstrauischer machen wollte. „Ich gehe dann mal.“

Snape ließ ihn nicht aus der Tür. „Ich habe jemanden reden gehört.“

Draco versuchte sich zusammenzureißen. „Wenn Sie Stimmen in Ihrem Kopf hören, dann würde ich Madam Pomfrey aufsuchen, Sir.“ Er wollte sich vorbeischieben, schaffte das auch trotz unangenehm viel Nähe, aber Snape ließ ihn keinen Schritt weit kommen, bevor er seinen Arm fest packte – seinen immer noch verletzten Arm. Draco biss die Zähne aufeinander, um seinen Schmerz nicht zu zeigen.

„Leer deine Taschen aus“, verlangte Snape.

„Was? Denken Sie, ich habe was mitgehen lassen?“

„In der Tat.“

Draco verging sein überhebliches Grinsen, als er verstand worauf Snape hinauswollte. „Lassen Sie mich los.“

Snapes Finger zuckten, bevor sie sich noch fester um Dracos Oberarm schlossen. Er beugte sich herunter, senkte die Stimme, als würde man sie belauschen, und Draco wusste nicht, ob das nicht sogar der Fall war. Seine Lippen brannten immer noch vor Kälte.

„Ich hatte gerade ein sehr interessantes Gespräch mit deinem Onkel, Draco. Du solltest nicht vergessen, dass ich der engste Vertraute des Dunklen Lords bin, zudem auch noch in Dumbledores Gunst ganz weit oben stehen. Ich kann mir Dinge zusammenreimen. Ich kann… Ich kann auch dir ein guter Ratgeber sein.“

Draco schaute Snape kaum länger als eine Sekunde in die Augen. Er wusste nicht, was für ein Spiel Snape mit ihm trieb. Irgendwann hatte er den Überblick und das Vertrauen verloren.

„Ich lass mich nicht in dein Chaos mit hineinziehen“, sagte Draco. „Wenn dir jemals irgendetwas an mir gelegen hat, dann lässt du mich in Ruhe.“

Snapes Blick blieb an ihm haften, einen langen Moment, dann ließ er endlich los. „Deine Mutter lässt dir ausrichten, dass es ihr gut geht. Du sollst dir keine Sorgen machen. Und sie ist… hat Verständnis für das, was du getan hast.“

Draco musste sich abwenden, bevor sein Gesicht sich zu einer schmerzhaften Grimasse verzog. Weil er befürchtete, dass Snape auch durch seinen Kopf hindurchsehen konnte, ging er so schnell er konnte, ohne überstürzt zu wirken, davon.

Er blieb erst kurz vor der Großen Treppe stehen, stützte sich an der Wand ab und rieb den Handrücken über die Augen. „Es tut mir leid, Mutter.“

„Das sollte es auch.“ Von hinten schlich sich das Stück Seele wieder an, oder wie auch immer es plötzlich überall auftauchte. Vielleicht war es nur in seinem Kopf, vielleicht wurde ihm deswegen innerlich kalt. „Du kannst dir wahrscheinlich denken, was ich mit ihr machen werde. Sobald du den sicheren Hafen von Hogwarts verlässt und dich schnappen lässt, hat ihr letztes Stündlein geschlagen. Ich werde sie solange mit Flüchen quälen, bis nur noch ein sabberndes Häufchen Elend von ihr übrig ist. Und höchstwahrscheinlich hole ich deinen Vater vorher auch noch aus Askaban, um dasselbe mit ihm zu machen.“

Draco warf Tom einen warnenden Blick zu, aber der stand gelassen neben ihm, als würde er tagtäglich solche Vorträge halten.

„Es wird dir so sehr wehtun dabei zuzusehen, wie sie leiden“, sagte Tom. „Du wirst schreien, betteln, flehen, und wenn ich deinen Eltern endlich den erlösenden Todesfluch schenke, bist du selbst so erschöpft, als hätte ich dich den ganzen Tag gefoltert. Was ich natürlich auch noch tun werde, aber erst, wenn der Schmerz darüber, was du deinen Eltern angetan hast, abklingt. Ah, ja… Familie, so ein großer Schwachpunkt.“

Draco kniff die Augen zusammen, aber das machte die Bilder, die diese Stimme so geschickt in seinen Kopf malte, nur plastischer.

„Du solltest froh sein, dass du mich hast und dass ich dir diese Dinge verrate.“ Tom rieb Draco über die Schulter, ziemlich barsch, als hätte er nur darüber gelesen und niemals zuvor eine tröstende Geste vorgespielt. „Weil ich nur ungerne dabei zusehen will, wie er dir das antut.“

Draco schnaubte. „Okay, ich hab’s verstanden. Du verrätst mir, wo die anderen Stücke von seiner – deiner Seele sind und meinen Eltern passiert nichts. Einverstanden. Aber hör auf mich anzutatschen. Dafür hab ich schon jemanden.“

Tom nahm seine Hand von Dracos Schulter, lächelte aber.

„Bibliothek“, orderte Draco und bildete sich hoffentlich nicht zu viel darauf ein, dass das Stück Seele ihm wie ein braver Hund folgte.

~*~

„Sir?“ Snape suchte Dumbledore in seinem Büro auf. Der Direktor saß hinter seinem Schreibtisch, drehte Gedanken versunken einen Ring zwischen den Fingern. Auf seiner Schulter saß der Phönix und legte seinen Kopf schief, als versuche er mehr schlecht als recht eine Eule nachzuahmen. Sein Flügel streifte in einer tröstenden Geste Dumbledores silbernen Haarschopf.

„Severus, guten Abend.“ Dumbledore lächelte ihn an, aber seine Augen hingen weiter an dem Ring. „Hast du mit Sirius gesprochen?“

„Er war nicht da.“ Snape legte eine Pause ein, überlegte, ob er Dumbledore anvertrauen sollte, wo ihm der nächste Hinweis über den Weg gelaufen war. Andererseits würde es Dumbledore wohl kaum interessieren, dass Draco und Black auffällig viel Zeit miteinander verbrachten. „Dafür habe ich Draco getroffen.“

Dumbledore legte den Ring weg, zeigte endlich Interesse an Snapes Anwesenheit.

„Er hatte es bei sich“, fuhr Snape fort. „Ich bin mir zu neunzig Prozent sicher, dass es das ist, was Sie vermutet haben. Wahrscheinlich wollte er sich Black anvertrauen. Was gedenken Sie zu tun?“

„Wir warten ab.“ Dumbledore sagte das, als wäre es von vorneherein klar gewesen und eine äußerst dämliche Frage.

Snape erinnerte sich an den Anblick, den Draco geboten hatte, als er Blacks Bürotür geöffnet hatte. „Er war blass, sehr blass.“

„Das scheint in den Genen zu liegen.“

„Sie verstehen nicht“, entfuhr es Snape schärfer, als er geplant hatte. „Dieses Ding ist nicht gut für ihn. Erwarten Sie etwa, dass Black sowas auffällt?“

Dumbledore lächelte ihn heiter an. „Höre ich da einen Funken Sorge heraus, Severus?“

Snapes verhärtete Gesichtszüge machten deutlich, dass er nicht in der Stimmung für Scherze war.

Dumbledore seufzte. „Die anderen Stücke müssen gefunden werden. Denk einfach daran, dass es für ein übergeordnetes Wohl ist.“

„Ich –“

„Severus.“ Dumbledore stand auf, brachte Fawkes zu seiner Stange und ließ ihn dort hinaufhüpfen. „Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen.“

Snape presste die Lippen zusammen. In seinem Augenwinkel blitzte das Schwert auf, das in Dumbledores Trophäenschrank verstaubte. Es wäre so einfach…


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