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Fanfiction

Pureblood Pride - Der Kelch

von Dr. S

Die Osterferien waren überraschend schnell da. Selten war für Sirius die Schulzeit – als Lehrer oder Schüler – so schnell vergangen. Abgeschottet in Hogwarts vergaß man schnell, dass da draußen Krieg herrschte, und konzentrierte sich auf die vermeintlich unwichtigen Dinge des Lebens. Und die blieben auch über die Ferien hier, um ihn abzulenken. Harry und sein Anhang verabschiedeten sich gerade zu den Weasleys, und Sirius sah wundervollen unterrichtsfreien Wochen mit Draco entgegen.

Jedenfalls plante er jede Sekunde davon so schön wie möglich zu machen, weil er Dracos Gesicht nicht ertrug, wenn er ihn dabei ertappte traurig aus dem Fenster zu sehen. Er vermisste seine Mutter, vielleicht auch seinen Vater, und absurderweise vielleicht auch das düstere Gemäuer Malfoy Manor mit den aggressiven Wachpfauen. Narcissa schrieb ihm jeden Tag kryptische Zeilen, die nichts besser machten, und Lucius durfte Merlin sei Dank keine Feder in die Hand nehmen. Je nachdem, ob er wusste, gegen wen sein Sohn sich gestellt hatte, dienten die Gitterstäbe Askabans momentan zu Dracos Sicherheit.

„Bist du sicher, dass du nicht mitfahren willst?“ Tonks gehörte zu den Auroren, die mit in den Hogwarts-Express steigen würden. Sie stand neben Sirius auf dem Bahnsteig Hogsmeades und versuchte nervös jeden einsteigenden Schüler im Blick zu behalten. „Harry würde sich bestimmt freuen… oder Kreacher wäre froh nicht mehr allein im Grimmauld Place zu sein…“

„Tonks…“ Sirius klopfte seiner irgendwie immer kleiner werdenden Cousine aufmunternd auf die Schulter. „Du bist die Aurorin. Ein paar Teenager zu babysitten ist ein Kinderspiel für dich. Und notfalls fährt Proudfoot doch auch mit.“

Tonks seufzte und pustete sich dabei die mausbraunen Haare aus der Stirn. „Seit ich hier stationiert bin sind mir eineinhalb Kinder weggestorben. Ich bin eine miese Aurorin“, sagte sie und fügte auf Sirius‘ fragenden Blick hinzu: „Draco Malfoys böse Seite zählt halb.“

„Glaub mir, die ist nicht tot zu kriegen.“ Sirius versagte schon Tonks ein richtiges Lächeln zu entlocken, wie sollte er dann Draco aufmuntern?

„Dafür probieren es aber ziemlich viele Leute. Weißt du, dass nicht mal Snape weiß, wer dem Kleinen dieses Gift untergemischt hat? Das heißt, es kann kein Plan von du-weißt-schon-wem sein, aber das ändert nichts daran, dass du-weißt-schon-wer ihn trotzdem umbringen will – oder umbringen lassen will.“

Sirius runzelte die Stirn. „Du weißt schon, dass du nicht erst einen Tee mit Voldemort trinken musst, um ihn beim Namen zu nennen, oder?“

Tonks sagte nichts und suchte über die Köpfe der letzten Schüler den Bahnsteig ab. Sie sah deprimierter aus, als nach ihrem Treffen mit Remus, das sie fälschlicherweise für ein Date gehalten hatte. Aus Angst, dass sie wieder zu heulen anfing, zwang Sirius ihr eine tröstende Abschiedsumarmung auf, tätschelte kurz das strohige Haar.

„Du bist eine talentierte Hexe, okay? Dem Rest unserer Familie wärst du ein Dorn im Auge“, sagte er.

Sie seufzte erneut. „Malfoy Junior starrt mich schon an, als würde er mich umbringen wollen.“

Sirius drehte den Kopf herum und musste den leerer werdenden Bahnsteig nicht lange nach Dracos auffällig hellen Haaren absuchen. Er grinste, als ihre Blicke sich trafen.

„Na ja, ich glaube, da braucht jemand eine Eskorte zurück zum Schloss.“ Sirius ließ Tonks los und gab ihr den nötigen Schubs in Richtung Zug. „Du machst das schon, Tonks. Genieß deine freien Tage und such ein paar Eier oder bemal sie oder hau sie jemandem den Kopf.“

Tonks‘ Lächeln sah schon etwas besser aus. Sirius winkte ihr durch das Fenster, und als der Zug langsam ins Rollen kam, winkte er weiter, da ihm jeder Schüler am Fenster zurückwinkte. Ron lehnte sich sogar aus einem und rief „Ich esse deine Eier, okay?“, wofür Hermine ihm ihr Buch gegen den Hintern schlug.

Sirius grinste steif und hob einen Daumen. Als der Zug den Bahnhof verlassen hatte, drehte er sich um und wollte sich Mitleid oder Verständnis von Draco abholen, aber leider traf er auf einen eisigen Wind, der nicht zu den warmen Temperaturen passen wollte. Der Sommer nahte und hatte Sirius‘ Mantel in den Schrank verbannt. Heute trug er nicht einmal einen Umhang, nur ein Hemd, das ihm um die Schultern herum zu eng war, seit Draco ihn dazu nötigte jeden Tag jede Menge Sport zu machen – und nicht nur Duell-Training.

„Was machst du denn hier, Draco?“ Sirius wollte Draco zur Begrüßung einen kurzen Kuss geben, aber seine Lippen landeten irgendwie nur auf Dracos Wange. „Alleine rumlaufen sollst du doch nicht.“

„Entschuldige, Black, aber deine Anwesenheit hält das Gift auch nicht von meinen Lippen fern“, sagte Draco scharf. „Und vielleicht hältst du es für unmöglich, aber ich habe Freunde, die in die Ferien fahren und ein lässiges Winken von mir erwarten.“

Sirius hatte öfter mal mit ganz plötzlicher Abneigung von Draco zu tun. Er dachte da schon gar nicht mehr genauer drüber nach, immerhin konnte jede Kleinigkeit Dracos Fähnlein in die entgegengesetzte Richtung wehen lassen. Sirius schmuggelte einen Arm um Dracos Schulter und schaffte es ihn zum Gehen zu bewegen, bevor Draco ihn abschüttelte. Gemeinsam verließen sie den Bahnhof und gingen zurück zum Schloss.

„Ich hätte zwar nicht gedacht, dass du ausgerechnet Crabbe und Goyle als deine Freunde bezeichnest, aber…“ Sirius brauchte eine kleine Pause, um sein fieses Grinsen verrauchen zu lassen. „Muss hart sein, sie die ganze Zeit anlügen zu müssen, hm?“

Draco zuckte die Achseln. „Glaubst du, wenn ich ihnen sagen würde, dass es der Dunkle Lord ist, der mich tot sehen will, dass sie mir eine Schleife umbinden und zu ihm schicken würden?“

Sirius musste nicht nicken, seine Augen taten das für ihn.

„Dann wären sie ja wohl kaum meine Freunde“, fuhr Draco ihn an.

Sirius wollte nicht, dass sein Blick verriet, was er darüber dachte, aber Draco konnte ihn besonders dann gut lesen, wenn er ihm so fest in die Augen schaute.

„Toll, deiner Meinung nach hab ich also keine Freunde, ja?“

„Du hast mich“, sagte Sirius.

Draco stoppte, blieb gleich neben dem rosa Plüschcafé von Madam Puddifoot stehen. Sirius überlegte kurz, ob Draco vielleicht einen Tee trinken oder ein Törtchen essen wollte. Er hoffte nicht. Dieses Café belegte Platz drei der schlimmsten Orte auf diesem Planeten für Sirius.

„Was ist?“

Draco scharrte mit dem Fuß über das Kopfsteinpflaster und schien metaphorisch Mut zusammenzukratzen. „Hab ich das? Ich meine… Bist du mein Freund?“

Sirius kroch bereits das spontane Lachen die Kehle herauf, weil diese Frage so absurd war, dann dachte er einen Moment zu lange über Dracos Betonung nach und verfiel in eine längere Pause.

Draco war das sichtlich unangenehm und er verspürte den Drang sich zu rechtfertigen: „Ich meine, da gibt es manchmal sehr widersprüchliche Signale. Ich will ja nicht… Also… Ich weiß gar nicht, wieso ich das gefragt habe.“ Er stürmte los und marschierte schnellen Schrittes vorwärts. Als Sirius wieder aufschloss, waren da niedliche rote Flecken auf Dracos Wangen.

Er grinste. Sirius grinste so breit, dass Draco ihn nicht lange ignorieren konnte.

„Das kam falsch rüber“, behauptete er. „Ich wollte nicht… darüber reden. Wir müssen darüber nicht reden, weil es nichts zu bereden gibt. Es würde nur etwas zu bereden geben, wenn wir anderen Menschen davon erzählen dürften… Black?“

„Mhm?“

Draco schaute ihn an, unsicher aber auch neugierig. „Wenn du in meinem Alter wärst, würdest du deinen Freunden von mir erzählen?“

Sirius lehnte sich lächelnd auf Dracos Höhe herunter und sagte: „Du wärst derjenige gewesen, mit dem ich meine Eltern in den Wahnsinn getrieben hätte.“ Und falls Draco das nicht sofort verstanden hatte, drückte Sirius ihm auf offener, wenn auch verlassener Straße einen Kuss direkt auf die Lippen auf. Unter seinen Lippen formte sich Dracos Mund zu einem Lächeln. Ein richtiges, wenn auch kleines Lächeln. Kein fieses Grinsen oder herablassendes Schmunzeln.

Sirius zog sich zurück, um einen Blick darauf zu werfen, verpasste das aber leider, weil er nicht anders konnte, als Draco noch einen Schmatzer auf die gespitzten Lippen zu drücken. Mit den Händen auf Dracos Schultern schaute er sich kurz um. Ein Stück entfernt sah er einen kleinen Zauberer in einem violetten Umhang aus den Drei Besen kommen, aber ansonsten war es an diesem Morgen noch sehr ruhig in Hogsmeade. Und Schniefelus tauchte auch nicht aus den finsteren Ecken auf, wie sonst so gerne.

„Draco“, begann Sirius ernst, „es tut mir leid, dass ich diese Sache gerade jetzt nicht leichter machen kann, aber wir –“

„Ich will da nicht drüber reden“, sagte Draco hastig. Seine gepresste Stimme und unruhigen Augen machten deutlich, dass ihm das Thema wirklich unangenehm war. Fast so unangenehm, wie wenn Sirius ein paar leicht schmutzige Dinge über die Zunge kamen, oder auch nur das Wort Sex, was Draco rot wie eine reife Tomate werden ließ, und Sirius hatte das zu niedlich gefunden, um nicht stundenlang darauf herumzureiten.

„Hm…“ Sirius strich die Falten aus Dracos Umhang, ließ seine Finger an dem Verschluss herumspielen. „Dann gehen wir einfach weiter und tun so, als hätten wir niemals darüber gesprochen, dass du mich zu alt findest.“

„Ich –“ Draco beendete sein Satz niemals. Sirius zog ihm den Umhang aus und warf ihn sich um die Schultern.

„Aber erst, wenn du mich fängst!“ Er drehte sich auf den Sohlen in einer halben Pirouette herum und lief los, ließ den Umhang wie ein Cape hinter sich herflattern.

„Black! Das ist… total kindisch!“, rief Draco ihm empört nach.

Sirius lachte. „Laufen gehört mit zum Training, Kleiner!“

Er stellte sich vor, wie Draco geschlagen seufzte und hörte kurz darauf seine schnellen Schritte.

~*~

Irgendetwas musste schiefgelaufen sein. Draco verabschiedete sich schon vor dem Mittagessen mit der Ausrede, dass Snape ihnen einen meterhohen Berg Hausaufgaben aufgegeben hatte. Gut, Snape hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm Sirius‘ Nachhilfestunden für Draco nicht passten und er sie während den Ferien so gut er konnte verhindern würde, aber als Sirius in der Bibliothek vorbeischaute, war Draco nirgends zu finden.

Das reichte noch nicht, um Sirius zu enttäuschen. Draco könnte einen Spaziergang machen oder sich einen Snack holen. Leider konnte er das nicht überprüfen, weil Harry die Karte mit in die Ferien genommen hatte – was auch immer er damit im Fuchsbau anstellen wollte.

Aber als er beim Mittagessen nicht auftauchte, fühlte Sirius sich leicht gekränkt, sogar ein bisschen sauer. Er hatte Draco keinen Grund gegeben sich abweisend zu verhalten, immerhin hatte er ihm eine kitschige Liebeserklärung auf den Knien gegeben – oder so etwas in der Art. Sie hatten ihre Freundschaft offiziell gemacht, und Freundschaft hatte Sirius schon immer mehr bedeutet, als der andere Scheiß. Jetzt wurde ihm auch wieder klar wieso.

Er lief den ganzen Nachmittag über durch das Schloss und über die Ländereien auf der Suche nach Draco, aber der schien sich ganz plötzlich keinen Knut mehr für ihn zu interessieren. Sirius war schlecht gelaunt, als Hagrid ihn zu einer Tasse Tee einlud. Zwar konnte der Wildhüter ihn mit seinem wässrigen Gebräu, steinharten Keksen und Geschichten über seinen im Wald hausenden Halbbruder etwas aufmuntern, und der Ausflug mit Seidenschnabel über den See war wirklich nett und aufschlussreich, weil er Draco wirklich nirgendwo entdecken konnte, schlussendlich war es aber dennoch ein verschwendeter, langweiliger Tag. Weil Draco nicht da war.

Auch nicht beim Abendessen. Und allmählich machte Sirius sich Sorgen.

Er saß beim Abendessen in der Großen Halle zusammen mit den anderen Lehrern und ohne irgendeinen Schüler – nach den letzten Ereignissen waren die Eltern dermaßen besorgt, dass manche Schüler schon vor den Ferien nach Hause gefahren und nicht mehr wiedergekommen waren.

„Hey, hat irgendwer Draco gesehen?“, fragte er. Snape neben ihm las den Abendpropheten und schnaubte in dieser „Ich hab’s geahnt“-Art und Weise. Sirius‘ „Ich warne dich“-Blick beantwortete er mit einem gelassenen Schluck Tee.

„Heute Morgen habe ich ihn dabei beobachtet, wie er versucht hat seinen Umhang von einem Pseudo-Professor wiederzubekommen“, bemerkte Snape.

„Bitte nicht beim Essen“, unterband McGonagall jede Antwort von Sirius. Er klappte den Mund zu.

„Ich kann verstehen, dass er lieber alleine essen will“, quiekte Flitwick. „So ganz alleine mit einem Haufen alter Menschen –“

„Ich bin sechsunddreißig. Ich bin nicht alt“, beschwerte Sirius sich.

„Nur weil du dich wie ein Teenager aufführst, macht dich das nicht sechzehn, Black“, schnarrte Snape.

„Sirius“, warnte McGonagall.

„Was?! Ich hab doch gar nicht… Er hat angefangen.“ Sirius verdrehte die Augen und beließ seine Rache dabei, Snape seine Zeitung wegzunehmen. Er klappte die Seite über die Zaubertrank-Konferenz in Pasadena zu und schlug die Titelseite auf. „Einbruch in Gringotts? Heiliger Hippogreif, Snape, da bricht jemand in Gringotts ein und du interessierst dich nur für die Entwicklung irgendwelcher forensischer Zaubertränke?“

„Entschuldige, Black, aber mein Interesse –“

„Halt’s Maul, ich will das lesen.“ Sirius blieb an dem Bild hängen, das immer wieder zeigte, wie jemand in einem schwarzen Umhang aus Gringotts stürmte und direkt vor die Kamera lief. Die Kapuze des Umhangs hatte die Person so tief ins Gesicht gezogen, dass man kaum mehr als ein Kinn erkennen konnte. Die Person holte ein paar Fläschchen unter seinem Umhang hervor und warf sie auf den Boden, erzeugte so eine überraschend dichte Rauchwolke.

„Deswegen lese ich Artikel über neue Entwicklungen von Zaubertränke“, kommentierte Snape, der über Sirius‘ Schulter linste.

Sirius rammte ihn mit dem Ellenbogen weg. „Lass meine Privatsphäre in Ruhe, Schniefelus.“

Als die Rauchwolke sich auflöste, irrte nur ein Haufen ratloser Auroren durch die Winkelgasse. Sirius entdeckte Tonks. Sie sah aus, als wäre sie kurz davor ihren Job hinzuschmeißen.

„Ja, der Minister hat mich über diesen Vorfall informiert“, sagte Dumbledore. „Und von Bill habe ich sogar eine plausiblere Version zu hören bekommen.“

„Und wann hattest du vor das zu erwähnen?“, fragte Sirius.

Dumbledore lächelte. „Sobald jemand den Artikel im Abendpropheten gelesen hat.“

Sirius rollte die Zeitung zusammen und schlug sie Snape ins Gesicht, entschuldigte sich halbherzig dafür. „Und? Waren das Todesser? Geht ihnen das Gold aus?“

„Voldemort hat vollständigen Zugriff auf das Vermögen der Malfoys. Solange Dracos Mutter sich bei ihm aufhält, werden ihm die Mittel für seine Machenschaften nicht so schnell ausgehen“, erklärte Dumbledore. „Bill sagt, dass nur ein Verlies anvisiert wurde. Ein Hochsicherheitsverlies.“

„Wurde etwas gestohlen?“, wollte Flitwick sehr interessiert wissen.

Dumbledore gab sich geheimniskrämerisch. „Die Kobolde halten sich bedeckt, wie zu erwarten ist. Drei von ihnen wurde noch dazu das Gedächtnis gelöscht. Der Prophet erwähnt auch nicht die diversen Wachen, die betäubt wurden.“

„Keine Toten oder Verletzte? Klingt nicht nach Todessern“, überlegte Sirius. „Könnte sein, dass es nichts mit Voldemort zu tun hat, oder?“

„Es war das Verlies der Lestranges“, sagte Dumbledore.

Sirius fuhr sich nachdenklich durch die Haare. Er erinnerte sich an Dracos halbe Worte, die er im Krankenflügel von sich gegeben hatte, als das Gift ihn fast dahingerafft hatte. Draco hatte etwas von dem Verlies seiner Tante gesagt. Vielleicht war dort etwas Wichtiges versteckt…

„Na ja, legal kann Bellatrix gerade nicht an ihr Verlies“, begann er. „Aber sich da reinschleichen, ohne dass jemand sie bemerkt, ist nicht ihr Stil.“

„Es ist nicht nur ihr Verlies, Sirius“, meinte Dumbledore mild.

„Und es ist mehr Rabastans Stil sich in den Schatten herumzudrücken, bis seine Gegner vor Panik ihre Zauberstäbe fallenlassen“, ergänzte Snape.

„Die Gebrüder Lestrange sieht man nicht alleine. Die kleben aneinander, wie die Weasley-Zwillinge“, sagte Sirius.

McGonagall räusperte sich. „Müssen wir so etwas beim Essen besprechen? Das kann wohl bis zum Meeting des Ordens warten.“

Flitwick ließ mit einem hohen Pfeifton den Kopf hängen, und Snape versteckte sich wieder hinter seiner Zeitung, anstatt irgendetwas zu essen. Sirius stand auf.

„Wo willst du hin, Sirius? Dein Filet wird ganz kalt.“ Dumbledore schielte schon seit zwanzig Minuten auf Sirius‘ Teller. „Darf ich?“

„Nur zu“, blieb Sirius‘ einzige Antwort. Er begab sich auf seine nächste Runde, um nach Draco zu suchen. Diesmal begann er in den Kerkern und wagte sich ins Zentrum des Schlangennestes vor: den Slytherin-Gemeinschaftsraum. Als Professor kannte er das Passwort, aber es war nicht das erste Mal, dass er den Kerkerraum betrat. Unter James‘ Tarnumhang war er in jedem Teil des Schlosses gewesen, besonders wenn sich dort die Gelegenheit geboten hatte, Snape zu ärgern.

Das grünliche Licht konnte die dunklen Schatten nicht aus dem Raum mit der niedrigen Decke vertreiben, noch dazu boten die bodenlangen Fenster den Blick unter die Seeoberfläche, was weniger Licht und noch mehr Grün bedeutete. Die kalte Atmosphäre hätte Sirius umgebracht, wenn er seine Schulzeit hier hätte verbringen müssen.

„Draco?“ Sirius hatte den Umhang entdeckt, den er Draco am Morgen weggenommen hatte. Er hing über einem schwarzen Ledersofa beim Kamin, aber von Draco keine Spur.

Sirius nahm die Treppen zu den Schlafsälen und musste hinter drei Türen nachsehen, bis er Draco endlich gefunden hatte. Mit nacktem Oberkörper stand er vor dem Ofen in der Mitte des Raumes und untersuchte seine Seite. Unterhalb der letzten Rippe zog sich ein tiefer, schwerblutender Riss entlang.

„Was bei Merlins Bart hast du da gemacht?“

Draco fuhr herum, riss sich das Handtuch von seiner Schulter und presste es auf die Verletzung. „Black, was machst du hier?“

„Ich hab mir Sorgen gemacht. Anscheinend berechtigt.“ Je näher Sirius kam, desto erschreckender wurde Dracos Anblick. Sein Gesicht war mit Blutergüssen entstellt, ein blauer Fleck unter seinem Auge war so angeschwollen, dass das Grau der Iris nicht mehr zu erkennen war. Das andere hatte sein Weiß verloren und war blutunterlaufen. Seine Unterlippe hatte einen tiefen Riss. Genau solche, wie sich über seine Arme und den Oberkörper zogen.

Sirius packte ihn am Unterarm und besah sich einen Schnitt genauer. Der Riss hatte eine leicht verschmorte Kruste am Rand, als wäre er verbrannt. Ein schlecht ausgeführter Schockzauber.

„Nochmal: Was bei Merlins verfluchtem Bart hast du da gemacht?“

„Ich… bin hingefallen.“

„Sicher.“ Sirius zog das Handtuch von Dracos Seite. Es war blutdurchtränkt und tropfte auf den Boden. „Wir müssen in den Krankenflügel.“

„Nein! Ich… Nein. In meiner Schublade ist… In der zweiten von unten ist ein violetter Trank. Gib ihn mir.“

Widerwillig tat Sirius, was Draco ihm sagte. Dracos Bett stand gleich hinter ihm, Pergamente und Tintenfässer lagen darauf verstreut. Sein Nachttisch trug einen Stapel Bücher, ein Familienfoto, eines der Quidditchmannschaft mit einem sehr jungen Draco in der Mitte, und etwas, das Sirius an James erinnerte: ein Schnatz. Er ignorierte das und bückte sich nach der untersten Schublade. Draco machte ein panisches Geräusch und beruhigte sich erst, als Sirius nach der darüber griff. Er zog sie auf, offenbarte Unmengen an Phiolen mit verschiedensten Zaubertränken. Die mit der violetten Flüssigkeit rollte ihm entgegen.

Sirius entkorkte sie auf dem Weg zurück zu Draco und träufelte etwas auf eine saubere Ecke des Handtuchs, presste das dann zurück gegen die stark blutende Wunde. Die Blutung verebbte. Draco sah dennoch wieder einmal ungewöhnlich blass aus. Sirius schob ihn lieber auf das Bett zu.

Dracos Danke war stumm wie immer. Sirius setzte sich neben ihn und versorgte die anderen Wunden mit dem blutstillenden Trank. Dann kümmerte er sich darum, sie zu reinigen, und dafür fand er auch den passenden Trank in Dracos Schublade.

„Wozu die ganzen Tränke?“, fragte Sirius, nicht nur um das Schweigen zu brechen, sondern um Draco von den Schmerzen abzulenken.

„Übungen“, presste Draco hervor.

Sirius beobachtete ihn genau, jeden zuckenden Muskel in dem blutverschmierten, geschwollenen Gesicht, aber Dracos Blick verriet seine Lüge nicht. „Wie der Aufsatz, den du heute schreiben musstest?“

„Du meinst der, auf den du dich gesetzt hast?“

Sirius zog eine dicke Pergamentrolle unter seinem Oberschenkel hervor. Er entrollte wirklich etwas, das wie ein Meter an kleinstem Gekrakel aussah. „Daran hast du den ganzen Tag gesessen?“

Draco nickte. „Wieso?“

„Weil du aussiehst, als hätte sich eine Horde wütender Auroren auf dich gestürzt.“ Sirius legte die Pergamentrolle weg, ohne Draco aus den Augen zu lassen. „Verkauf mich nicht für blöd, Draco. Das sind Verletzungen von Flüchen. Wer war das?“

„Niemand.“

„Draco –“

„Niemand. Ich bin unglücklich gefallen, als ich mir ein paar Zaubertrankzutaten am Waldrand besorgen –“

„Die bessere Lüge wäre gewesen, deine Pseudo-Freunde dafür verantwortlich zu machen. Denen würde ich zutrauen dich so zuzurichten.“

„Die sind aber nicht mehr hier.“

„Trotzdem glaubwürdiger als: Ich bin im Wald ausgerutscht.“

Draco begutachtete einen Schnitt auf seinem linken Unterarm, quer über das Auge des dunklen Mals. Sirius drückte die Spitze seines Zauberstabes gegen die Wunde und murmelte die Formel, die einen Verband um Dracos Arm schlang.

„Das sind Verletzungen von Flüchen, unsauberen Flüchen“, sagte Sirius, während er den anderen Arm verband. „Einfach wieder verschließen kann man das nicht, aber dank der Tränke werden sie von alleine heilen. Bei der hier…“ Der Verband um Dracos mit Kratzern übersäten Oberkörper war hauptsächlich wegen dem tiefen Riss in seiner Seite notwendig. „…könnte eine Narbe bleiben. Außer, wenn wir zu Madam Pomfrey –“

„Nicht schon wieder“, murmelte Draco. „Sie schaut mich an, als wäre ich schon tot.“

Sirius prüfte die Verbände, die Dracos Oberkörper, seine rechte Schulter und besonders den linken Arm bedeckten, als hätte er sich mit dem vor irgendetwas schützen wollen. Sein Gesicht sah zwar schlimm aus, aber Blutergüsse waren mit geringem Aufwand zu heilen. Sirius konnte die Blutansammlung unter Dracos Auge mit wenigen Bewegungen und Worten heilen lassen. Draco blinzelte probeweise und schaute Sirius an.

„Wie seh ich aus?“, fragte Sirius.

„Verschwommen steht dir besser“, sagte Draco.

Lächelnd steckte Sirius den Zauberstab weg. Draco hatte nicht vor ihm zu sagen, wie das passiert war. Das tat weh, sehr sogar, aber Sirius würde sich nicht abwimmeln lassen. Er stand auf und räumte die Schulsachen von Dracos Bett.

„Leg dich hin.“ Sirius half Draco unter die Decke, setzte sich dann daneben auf die Bettkante. Er konnte nicht aufhören die Verbände anzustarren, anscheinend zu offensichtlich.

„Seh ich schlimm aus?“

Sirius war kurz davor ehrlich zuzugeben, dass er genug davon hatte Draco verletzt zu sehen. „Unsinn. Deine nackte Haut macht mich nur ganz wuschig.“ Er zwinkerte und ließ Draco errötend zurück, lehnte sich über das Bettende um in Dracos Koffer nach einem Hemd oder Pullover für Draco zu suchen. „Hast du irgendetwas zum Anziehen, das bequem ist?“

Dracos Hand schlich sich auf seine Hüfte und unter sein Hemd. Er drückte sich von hinten gegen Sirius‘ Rücken, legte sich ungewohnt anschmiegsam fast auf ihn. „Du könntest mir dein Hemd geben, da pass ich zweimal rein.“

Sirius grinste ihn über die Schulter an. „Und ich soll halbnackt durchs Schloss laufen?“

„Du könntest bei mir bleiben“, schlug Draco vor. Seine Arme schlangen sich wie Verbände um Sirius‘ Hüften. „Es ist niemand hier, falls du es noch nicht gemerkt hast. Und ich –“

„Du bist verletzt, Draco. Du solltest dich ausruhen.“ Sirius richtete sich mit Draco in den Armen auf und schob ihn zurück auf die Matratze. Draco ließ ihn nicht los, merkwürdig widersprüchlich, wenn man bedachte, dass er Sirius nicht verraten wollte, in wessen Schusslinie er gelaufen war. Sirius hatte einen Verdacht, aber das war absurd und würde nicht zu Draco passen.

„Ruh dich mit mir aus“, verlangte Draco. Er rechnete nicht mit einem Nein, weil er ein verwöhnter Junge war, der immer bekam, was er wollte. Sirius‘ Rückzieher ließ ihn perplex blinzelnd zu seinem Baldachin hochschauen.

„Weißt du…“ Sirius saß auf der Bettkante, schaute sich in dem Schlafsaal um und blieb wieder an dem Schnatz auf Dracos Nachttisch hängen. Er hatte ein Déjà-Vu, eines, das ihm die Kehle zusammenschnürte, und auch wenn er nicht derjenige war, der verwirrt und verlassen im Bett lag, hörte er sich so an: „Jemand hat versucht das Verlies von deiner Tante und deinen Onkeln auszurauben. Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr, aber du wolltest mir mal sagen, was sich da Wichtiges drin befindet.“

Die Bettdecke raschelte, als Draco sich aufsetzte. Sirius schaute ihn an, suchte aber vergebens nach einem Funken echter Verwirrung.

„Du warst den ganzen Tag hier, sagst du?“, hakte Sirius nach.

Draco ließ sich einen Moment Zeit, überlegte schmerzhaft lange, ob er Sirius endlich etwas Vertrauen schenken wollte. „Black, ich darf nicht einmal apparieren. Wie sollte ich…“

Sirius hob die Hand, war trotzdem verdutzt, dass Draco sich davon unterbrechen ließ. „Wir sind Freunde, Draco, dachte ich zumindest. Ich krieg nämlich ziemlich widersprüchliche Signale von dir.“

„Ich… will da nicht –“

„Du willst nicht drüber reden, ja, ja. Du willst nie über irgendetwas reden. Was soll der Scheiß, ernsthaft?“ Sirius schüttelte den Kopf, als Dracos Hand nur hauchzart seinen Ellenbogen streifte. „Wenn ich sechzehn wäre, dann würdest du niemandem von mir erzählen. Niemand erzählt je irgendjemandem von mir. Ist schon gut. Aber wir sind hier alleine, ganz alleine, und zumindest dann solltest du dich mir anvertrauen können.“

„Black, ich…“ Dracos mitleidiger Blick war eine Qual. Sirius hasste es, wenn man ihn so ansah, als würde er sich erbärmlich wimmernd an ihn klammern, damit er nicht vor einen merlinverdammten Altar trat, und er war froh, dass Draco seinen Satz nicht beendete. Stattdessen war Draco es, der plötzlich erschreckend verletzlich aussah, und die weißen Bandagen betonten das noch einmal. „Du musst versprechen, dass du mich nicht alleine lässt.“

Sirius umfasste Dracos Gesicht, drückte ihm einen zarten Kuss auf die Stirn, dann noch einen auf die Lippen, weil er auch jetzt nicht widerstehen konnte. „Du könntest versuchen deinen Vater aus Askaban zu holen und würdest mich trotzdem nicht loswerden.“

„Unterste Schublade“, flüsterte Draco und schaute Sirius dann nicht mehr an. Händeringend blieb er sitzen, während Sirius die unterste Schublade aufzog. Es rollte ihm keine Ladung Zaubertränke entgegen, sondern ein etwa zehn Zentimeter hoher goldener Kelch. Sirius nahm ihn aus der Schublade, drehte ihn und entdeckte einen Dachs auf der Vorderseite. Hufflepuffs Wappen.

Sirius starrte bestimmt eine Minute auf den Kelch. „Was… Willst du mir sagen, dass du… dass das hier…“

„Ich denke, es ist ein Horkrux. Es fühlt sich an wie einer.“

Sirius wollte gar nicht wissen, wie sich ein Horkrux anfühlte, weil er nur einen normalen Kelch in der Hand hatte. „Wie hast du… Wie bist du da rangekommen?“

„Ich… Es ist nicht so, wie es aussieht. Es…“ Draco atmete tief durch. „Lass mich dir die ganze Geschichte erzählen, okay?“


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