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Fanfiction

Pureblood Pride - Die Fledermaus

von Dr. S

Mit ausgestreckten Beinen hatte Sirius es sich auf den zusammengeschobenen Sesseln in seinem Büro bequem gemacht. Hinter ihm stapelten sich die Aufsätze von drei Jahrgängen auf seinem Schreibtisch. Er hatte keine Lust sie zu lesen und zu korrigieren. Im Grunde hatte er zu gar nichts Lust. Nicht einmal mit Remus reden wollte er.

Der Kopf in seinem Kamin plapperte unaufhörlich und Sirius hörte nur mit einem Ohr zu, schaute lieber aus dem Fenster. Es war wärmer geworden. Der Schnee taute und überzog die Ländereien mit einer wässrigen weißgrauen Pampe. Seidenschnabel war so voller Enthusiasmus in ihr herumgesprungen, dass er Sirius bis auf die Knochen durchnässt hatte. Jetzt trocknete er in Unterwäsche vor dem warmen Kaminfeuer, was Remus nicht genug störte um ihn nicht zu nerven. Alles nervte ihn im Moment. Das war nicht Remus‘ Schuld.

„Sirius, hörst du mir überhaupt zu?“

Sirius schüttelte den Kopf. „Sorry, Moony. Ich weiß nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist. Der Lehrerjob laugt mich wohl aus.“

In den grünen Flammen wirkte Remus‘ Stirnrunzeln noch tiefer. „Willst du tauschen? Ich wäre tausendmal lieber Lehrer, anstatt Greybacks Fußabtreter zu spielen.“ Die Spionagearbeit in Greybacks Werwolfsrudel lief nicht gut, so viel hatte Sirius doch mitgekriegt. Remus‘ Ruf als Dumbledores Schoßhündchen schien ihm vorausgeeilt zu sein. Greyback hatte Remus zuerst gar nicht in seiner Nähe haben wollen, allerdings konnte niemand standhaft bei Remus bleiben. Er war wie ein nasses, hässliches Kätzchen, das man aus Mitleid nicht ignorieren konnte. Ein bisschen wie Krummbein.

„Du hast dir selbst ausgesucht den Job hinzuschmeißen“, murrte Sirius.

„Ich weiß. Aber ich wäre so gerne an deiner Stelle, Tatze.“

Sirius bezweifelte, dass Remus sich mit dem moralischen Desaster einer Affäre mit Draco Malfoy herumschlagen wollte. Außer unter seinem Wolfspelz verbarg sich doch kein sanftes Schäflein.

„Wenn du so scharf drauf bist, kannst du ja diese Aufsätze korrigieren“, sagte Sirius und deutete auf den schwankenden Stapel Pergamente hinter ihm. Remus‘ Blick wanderte dort hin und tatsächlich glühte so etwas wie Sehnsucht in seinem Blick – vielleicht waren es auch nur die Flammen.

„Meine Abende sind verplant“, seufzte Remus. „Greyback hat irgendeinen besonderen Auftrag von Voldemort bekommen. Leider prahlt er damit nicht, also muss ich mich noch mehr bemühen sein Vertrauen zu gewinnen. Und bevor du fragst, nein, ich glaube nicht, dass es etwas mit Draco zu tun hat.“

Sirius nahm die nackten Füße von dem Sessel und hielt sie vor das wärmende Feuer – und direkt vor Remus‘ Nase. „Ich hab ihn gar nicht erwähnt, okay?“

„Was merkwürdig genug ist. Du warst bei dem Thema schon fast so obsessiv wie Harry.“

„Ich hatte ja auch Recht. Der kleine Lucius-Klon ist ein Todesser und er hatte einen Auftrag von Voldemort. Accio Decke.“ Sirius fing die herbeifliegende Decke auf und wickelte sich darin ein. Er wusste genau, was der Grund für seine schlechte Laune war, und es gefiel ihm gar nicht, dass ein kurzer, unschuldiger Gedanke an Draco ihn besser als die Decke wärmte. Das war ihm zu viel. Und es half nicht, dass unweigerlich andere Bilder vor seinen Augen aufflackerten.

Draco fehlte ihm. Er fehlte ihm in seinem Bett. Zitternd, keuchend unter ihm und – was hundertmal schlimmer war – ruhig schlafend neben ihm. Es fehlte ihm, Draco beim Schlafen zu betrachten, das Haar aus seiner Stirn zu streichen und die noch warmen Flecken auf seinen Wangen zu finden.

Remus hatte irgendetwas gesagt, das Sirius nicht verstanden hatte.

„Was?“

Remus‘ Blick war leichter zu verstehen. Wenn James der unsensibelste Mensch war, den er jemals gekannt hatte, dann war Remus das ausgleichende Gegenteil. Er merkte leider viel zu schnell, wenn irgendetwas nicht stimmte. Sirius musste aufpassen, sonst würde die Distanz Remus nicht mehr lange von einem stundenlangen Vortrag über Sirius‘ moralische Verfehlungen abhalten.

„Ich hab gesagt, dass Draco sich helfen lassen wollte“, wiederholte Remus.

„Wegen mir. Wenn ich nicht gewesen wäre –“

„Dann hätte er auch nicht getan, was Voldemort von ihm wollte. Er hat nicht deinetwegen Hilfe gesucht.“

„Ach, und mit dir als Lehrer wäre das anders gewesen?“ Sirius konnte sich das nicht verkneifen. Remus‘ Blicke, sein ganzes Gesicht, seine Kommentare; all das sagte zu oft: Ich bin der bessere Lehrer. Und auch wenn das stimmte, würde Sirius das nicht auf sich sitzen lassen.

Remus‘ Kopf legte sich schräg und fast aus den Flammen heraus. „Darüber zu diskutieren bringt nichts. Ich bin kein Lehrer mehr. Ich bin Werwolf der untersten Stufe.“

„Damit bist du ganz oben in meinem Werwolf-Ranking“, sagte Sirius etwas freundlicher. „Du findest schon raus, was Greyback für Voldemort tun soll. Und wenn es was mit Draco zu tun haben sollte, dann musst du es mir nicht mehr sagen. Interessiert mich nicht mehr.“

Remus nickte langsam, ungläubig und das mit einem Lächeln zeigend.

Sirius stand auf. „Ich geh schlafen.“ Er löschte das Feuer, bevor es Remus‘ Grinsen zeigen konnte. Wenn er wollte, dann konnte er aufhören an Draco zu denken. Mit der Zeit würde er sowieso das Interesse an ihm verlieren, daran könnte auch ein hungriger Wolf auf Draco-Jagd nichts ändern. Und Voldemort würde niemals Verräter als Wolfsfutter vergeuden. Oder doch?

Sirius schleifte seine Decke die Treppe herunter in sein dunkles Schlafzimmer. Es kam ihm kalt und leer vor. Der perfekte Ort für trübe Gedanken.

Er legte sich hin und drehte sich zum Fenster. Hätte er Vorhänge, würden die ihn jetzt wunderbar ablenken. Aber er hatte keine Vorhänge. Er hatte nichts, das ihn davon abhielt sich auszumalen, was passieren würde, wenn Greyback wirklich auf Draco angesetzt worden war.

Aber dann hätte Snape davon erfahren.

Sirius schloss die Augen und zwang sich nicht an Draco zu denken. Draco dachte bestimmt auch nicht an ihn.

~*~

Draco klammerte sich an sein Kopfkissen. Selbst im vollständigen Dunkeln der geschlossenen Bettvorhänge fühlte er sich verfolgt. Nicht von roten Augen oder flüsternden Stimmen. Black verfolgte ihn. Draco vermisste ihn, und selbst in seinem Schlafsaal geschützt vor den Blicken der anderen fühlte er sich unwohl das zuzugeben, schämte sich sogar dafür.

Black hatte ihn wie Dreck behandelt. Niemand ging so mit Draco Malfoy um. Er war es, der Menschen behandelte, als wären sie den Dreck unter seinen Fingernägeln nicht wert. Andersherum war es einfach falsch. Und Blacks Verhalten war nicht der Grund, warum Draco nicht aufhören konnte an ihn zu denken. Es hatte nichts mit den bösen Worten zu tun, mit den plötzlichen Abweisungen, der fehlenden Beachtung; es wäre purer Masochismus davon angezogen zu werden.

Draco umarmte sein Kissen so fest, dass er jede Faser der Wolle über seine glühende Wange reiben fühlte. Es war viel zu lange her, dass er Blacks Schulter, Brust oder Arm als Kissen hatte benutzen dürfen. Er vermisste das. Auch wenn ihm klar war, dass, selbst wenn Black nicht plötzlich herausgefunden hätte, dass er ihn nicht leiden konnte, sie nicht während der Schulzeit Nächte miteinander verbringen würden. Vier andere Jungen schliefen mit ihm in einem Schlafsaal und hätten seine Abwesenheit bemerkt. Und sie merkten sicherlich auch, dass Draco sich nicht mehr unter Kontrolle hatte.

Er vermisste Black unglaublich. Seine Berührungen, seine Lippen, wie sein Haar manchmal von einem Tag auf den anderen lang genug war um an ganz neuen Stellen zu kitzeln. Ihm fehlte die Nähe so sehr, dass er beim kleinsten Gedanken daran zu brennen anfing. Sein Atem ging schwer und in seinem Blut floss pure Lava, erreichte zur falschen Zeit die falschen Stellen, um ihn angenehm zu wärmen.

In ein paar Wochen war er bereits zum tausendsten Mal kurz davor zu Black zu rennen, in seinem Kopf nur die Worte „Bitte“ und „Sirius“. Es war erbärmlich. In den letzten Monaten war er tiefer gesunken als ein Malfoy sinken durfte. Er hatte Dumbledore um Hilfe gebeten, seine Familie im Stich gelassen, seine Ideale verraten und… sich von Sirius Black herumschubsen lassen, als müsse er für all diese Dinge bestraft werden.

Draco presste sich eine Hand auf den Mund und schob die andere unter die Decke, dorthin, wo das Brennen am schlimmsten war. Es war nicht Blacks Hand und brachte nicht ansatzweise die gleiche Intensität mit sich, aber dass sich seine eigenen Finger so falsch anfühlen konnten war absurd. Es war trocken, tat weh und reichte trotzdem nicht, um das das Feuer zu löschen, das ihn zu verschlingen drohte. Alles wurde nur schlimmer. In seinem Kopf war kein Platz mehr für Erbärmlichkeit, Demütigungen oder Scham. Da war bloß ein Chaos aus Erinnerungen und Gefühle, allesamt verbunden mit Black.

Draco biss sich in die Hand, als er kam, so fest, dass noch am nächsten Morgen Zahnabdrücke zu sehen sein würden. Die andere Hand zog er schnell zurück und wischte sie an seinem Laken ab. Er fühlte sich nicht besser, sogar das Gegenteil. Sein Gesicht brannte vor Scham. Trotz der erfolgreich unterdrückten Laute, trotz Crabbes lautem Schnarchen war er sich sicher, dass jeder wusste, was er getan hatte und an wen er gedacht hatte.

Black dachte sicherlich nicht an ihn.

Draco schloss die Augen, ehe das Brennen dorthin gelangte. Er drückte sich eng gegen sein Kissen, so dicht wie möglich, und schob den Arm darunter, versuchte sich vorzustellen, dass er sich gegen Black drückte. Mit dem anderen Arm umklammerte er sich selbst, ein lächerlicher Versuch eine Umarmung vorzutäuschen, die ihn immer problemlos in den Schlaf geleitet hatte.

Merkwürdigerweise reichte das aus. Ihn beschäftigte nicht das Paar roter Augen oder was die flüsternde Stimme ihm einreden wollte. Black lenkte ihn auch jetzt erfolgreich ab. Nur gut fühlte es sich nicht an. In letzter Zeit fühlte sich nichts gut an…

~*~

„Sirius, ich hab mich gefragt…“ Harry stotterte um den heißen Brei herum, während Sirius zu Draco schaute. Sie saßen auf der Treppe, die vom Schloss auf die Ländereien führte, und Draco saß keine zehn Meter entfernt auf einer Steinbank, um sich herum einen Stapel Bücher wie eine schützende Mauer aufgebaut. Die matschigen Rückstände des Schnees waren innerhalb einer warmen Nacht geschmolzen, nur in einigen Erdlöchern fand Seidenschnabel noch genug um darin zu wühlen und sich selbst zum Niesen zu bringen. Hermine war in der Bibliothek und Ron bei der Freundin, die er nicht haben wollte, also hatte Harry sich zu Sirius gesellt.

„Hast du schon mal jemanden getötet?“ Und jetzt bekam er auch endlich Sirius‘ Aufmerksamkeit.

„Was?“

„Na ja… Es war Krieg“, erklärte Harry. „Und die Todesser machen da keine Kompromisse. Macht unsere Seite Kompromisse?“

„Also, ich mache Kompromisse“, sagte Sirius. „Ich hab Todesser bewusstlos gehext, geschlagen und ab und an ein paar Knochen gebrochen, aber getötet hab ich nie, sondern lieber in Askaban verrotten sehen.“

Harry sah ihn voller Bewunderung an. „Wie Batman?“

„Wer?“

„Batman.“ Harry streckte die Arme aus und wedelte mit seinem Umhang wie mit einem Cape. „Die Fledermaus, die für Gerechtigkeit kämpft.“

Sirius prustete los. Sein bellendes Lachen hallte über die Ländereien und schreckte nicht nur Seidenschnabel auf, sondern auch Draco. Sirius wich den grauen Augen aus, bevor er erkennen konnte mit was für Emotionen sie ihn ansahen.

„Sorry, Harry, aber die einzige Fledermaus, die ich kenne, staucht da hinten Hufflepuffs zusammen.“ Sirius deutete auf Snape, der seit einer halben Stunde hinter Draco herumschlich und jeden im Matsch spielenden Erstklässler anfuhr, anstatt seinem Lieblingsschüler zu sagen, was ihn beschäftigte. Und das war hoffentlich nicht Greyback, der sich um Draco kümmern sollte. Remus hatte da einen schrecklichen Verdacht in Sirius‘ Kopf gepflanzt, der ihn die ganze Nacht wachgehalten hatte.

„Aber Snape hättest du fast… du weißt schon“, sagte Harry.

„Ja, und da bin ich nicht stolz drauf. Ich war erst sechzehn. Es war nicht vorsätzlich. Wenn ich jemals jemanden umbringen wollte, dann Voldemort und Wurmschwanz – in alphabetischer Reihenfolge, nicht nach Sympathie.“ Sirius wollte gar nicht weiter über Peter nachdenken. Ihn nicht zu töten hatte ihn zwei weitere Jahre seines Lebens gekostet. „Wieso fragst du?“

Harry schaute rüber zu Draco, der seine Nase in ein neues Buch gesteckt hatte. „Malfoy hat auch gemerkt, dass es falsch ist, was er tun sollte. Ich glaub, er tut mir leid.“ Dumbledore hatte Harry alles erzählt. Wirklich alles. Von Dracos Aufgabe ihn zu töten bis zu dem Diadem, und mittlerweile, nachdem alles gesackt war, nahm Harry das alles ziemlich verständnisvoll hin. In solchen Momenten ähnelte er vielmehr seiner Mutter als James, und diesen Gedanken mochte Sirius überhaupt nicht.

„Sieh ihn dir an, Sirius“, fuhr Harry fort. „Er ist ständig alleine in letzter Zeit. Ich erinner mich noch, als Voldemort in meinem Kopf rumgespukt hat. Letzte Weihnachten.“

Sirius erinnerte sich auch noch daran, dass Harry nicht aus seinem oder Seidenschnabels Zimmer gekommen war und nicht einmal hatte essen wollen. „Willst du mit ihm reden?“

„Nein. Ich hasse ihn. Er hasst mich“, rezitierte Harry, als wäre es eine auswendig gelernte Formel.

„Vielleicht sollte Ginny mit ihm reden“, schlug Sirius vor.

Harry lachte. „Ja, sicher. Sie würde ihm nach drei Sekunden ihren Flederwichtfluch auf den Hals hetzen.“ Schon wieder schwang Bewunderung in seiner Stimme mit. Entweder hatte Harry wirklich viel für Fledermausviecher übrig, oder er hatte eine kleine Schwäche für Rotschöpfe. „Ich dachte, dass du vielleicht –“

„Oh, Harry.“ Sirius verwuschelte Harrys Haar, das merkwürdigerweise immer aussah, als würde er versuchen es zu kämmen, so ganz anders als James. „Du würdest sogar deine Feinde retten, hm? Wie Badman.“

„Batman“, korrigierte Harry.

„Ein Fledermausmann? Wie absurd ist das denn?“ Ron hüpfte neben ihnen die Treppe herunter. Er grinste über das ganze sommersprossige Gesicht. „Ratet mal, wer wieder ein freier Mann ist.“

„Ich weiß nicht, Ronald. Vielleicht ich nach fünfzehn Jahren Askaban und Flucht?“ Sirius grinste, als Rons Ohren explosionsartig scharlachrot wurden. „Du bist also deine Freundin los, hm?“

Ron nickte, anscheinend selbst verblüfft darüber. „Alles, was ich tun musste, war ein bisschen… äh, aufdringlicher zu sein.“

Harry rutschte verlegen hin und her, aber Sirius fand das eher amüsant. „Hat es denn was gebracht?“

„Na ja…“ Ron kratzte sich am Hinterkopf. „Ich bin sie los, das ist doch was. Harry, komm, erzählen wir Hermine die Neuigkeiten.“ Er zog Harry auf die Füße und schaute Sirius erwartungsvoll an.

„Äh, ich bin Lehrer. Ich kann nicht den ganzen Tag mit euch rumhängen“, lehnte Sirius ab, und obwohl enttäuscht, zogen Harry und Ron mit guter Laune von dannen. Sirius beneidete sie irgendwie. Unkomplizierte Teenager-Romanzen würde er liebend gern gegen sein Draco-Dilemma eintauschen. Und nein, nur weil Draco ein Teenager war und Sirius sich wie einer benommen hatte, war es keine Teenager-Romanze.

Sirius stand auf und ging auf Draco zu, durchkreuzte so Snapes Plan dasselbe zu tun. „Hi.“

Draco schaute nicht von seinem Buch auf, ein weiterer dicker Wälzer, den Sirius vor gut zwanzig Jahren in der Hand gehabt hatte.

„Hast ’ne Menge Bücher hier.“ Sirius rückte den Stapel so zurecht, dass er sich neben Draco setzen konnte. Der tat immer noch so, als wäre Sirius nicht mehr als eine Brise, die sein perfektes Haar durcheinander brachte. Sirius schaute Draco zu lange von der Seite an. Er hatte ihn eine gefühlte Ewigkeit nicht aus der Nähe gesehen und ihm war, als wäre Draco in dieser Zeit noch viel hübscher geworden. Zumindest gesünder sah er aus. Sein Gesicht wirkte voller und Sirius fragte sich unweigerlich, ob das auch für den Rest seines Körpers galt.

„Bist du noch sauer auf mich?“ Sirius hatte sich vorgelehnt, um leise sprechen zu können, und das bereute er bitter. Draco roch phantastisch. Sirius‘ Kopf wurde von dem vertrauten Duft vollkommen vernebelt. Er musste Abstand aufbauen, um sich zu beherrschen.

Draco nickte, sagte aber nichts.

Sirius zog das Buch aus Dracos Händen. Er hatte es sowieso nicht gelesen, sondern nur durch die Seiten hindurch geschaut. Sirius warf einen Blick auf die verschnörkelte Schrift. Er erinnerte sich an den Nachmittag im Sommer, als er James‘ Brille damit zertrümmert hatte, aber nicht an den Inhalt.

„Gib es mir wieder, Black.“

„Oh, es kann reden.“ Sirius grinste und legte das Buch neben sich auf den Stapel. Wenn Draco es haben wollte, dann müsste er um ihn herumfassen, und das würde er definitiv vermeiden wollen.

„Was willst du?“, fragte Draco, klang genau wie der hochmütige Junge, der lieber einen Kuss der Dementoren riskiert hatte, als bei Sirius zu bleiben.

„Harry hat mich sozusagen gezwungen mit dir zu reden.“

Draco schnaubte. „Du hast ihm natürlich die ganze Geschichte sofort erzählen müssen.“

„Nein, Dumbledore hat das getan.“

Draco musterte ihn ungläubig, trotzdem war etwas Liebevolles in seinem Blick, zu kurz allerdings, als dass Sirius es für mehr als Einbildung halten würde.

„Hör zu, Draco, ich –“

„Wage es nicht dich zu entschuldigen.“

Sirius verdrehte die Augen. Er mochte diese Stille zwischen ihnen gar nicht. Die ganze Situation gefiel ihm nicht. Sie war angespannt und unangenehm, und ihm fiel nicht ein, wie er sie auflockern konnte.

„Snape wuselt die ganze Zeit hier herum“, murmelte Sirius, der die schwarze Fledermaus hinter Draco herumflattern sah.

„Ich bin nicht blind“, antwortete Draco. „Aber ich will auch nicht mit ihm reden.“

„Über was genau?“ Sirius versuchte nicht mehr an diese Greyback-Sache zu denken, aber es schwirrte in seinem Kopf herum und ließ ihn nicht mehr los. Snape hatte definitiv irgendetwas mit Draco zu besprechen, und Snape sprach sicherlich nicht mit Draco über banale Dinge. Snape sprach mit niemandem über banale Dinge.

„Darüber, dass ich ein elender Verräter und Versager bin, und dass er mir nur zu gerne zeigt, wie man das richtig macht?“

Sirius gluckste. „Aber er ist eine Fledermaus, Draco. Weißt du nicht, dass Fledermäuse für die Gerechtigkeit kämpfen?“

Draco zog eine Augenbraue hoch. Dieser kleine zuckende Muskel hatte Sirius gefehlt, genauso wie das Gesamtpaket. „Ich versteh den Vergleich mit einer Fledermaus, aber der Rest erschließt sich mir nicht.“

„Mir auch nicht“, gab Sirius zu. „Da musst du Harry fragen.“

„Ich bin nicht plötzlich Potters Freund“, stellte Draco klar. „Ich hasse ihn. Er hasst mich. Und es gibt keinen Grund das zu ändern.“

Sirius atmete schwer aus. „Draco, du siehst einsam aus. Und ich versteh, dass deine Situation es dir schwer macht mit Crabbe, Goyle oder Nott zu reden, aber ich –“

„Ich brauche dein Mitleid nicht“, fuhr Draco ihn an. „Es gibt dutzend andere Slytherins, die nichts mit Todessern zu tun haben.“

„Dann unternimm etwas mit ihnen. Was ist mit diesem Parkinson-Mädchen, die dir ständig hinterher sabbert? Lad sie nächstes Hogsmeade-Wochenende auf ein Butterbier ein.“

Draco drehte sich weg und murmelte: „Du bist so ein Arschloch.“

Sirius tat so, als würde ihn das nicht interessieren. „Alles besser, als diese Wälzer zu verschlingen.“ Er wedelte mit dem Buch herum, das er Draco weggenommen hatte.

Draco riss es ihm aus der Hand. „Entschuldige bitte, dass mir mein Leben wichtig ist“, sagte er vorwurfsvoll. „Und solange der Dunkle Lord in unserem Weinkeller herumspukt, ist es in Gefahr.“

Sirius fragte nicht nach, ob Voldemort sich wirklich im Keller der Malfoys eingenistet hatte. „Du glaubst, die Lösung dafür findest du in staubigen Wälzern?“

Draco schaute ihn nur von oben herab an, und obwohl er fast einen Kopf kleiner als Sirius war, reichte sein stolz gehobenes Kinn aus, um das überzeugend rüberzubringen. Sein Blick erzählte den Rest. Dass er sonst niemanden hatte, der ihm dabei helfen würde. Dass Sirius ihm dabei nicht hatte helfen wollen.

Sirius rutschte näher, trotz Snapes Blick, der immer wieder in ihre Richtung schweifte, und trotz der Verlockung von Dracos Nähe. Es brachte ihn fast um nur wenige Zentimeter zwischen Draco und sich zu lassen. Er konnte ihn riechen, fast sogar spüren, und in Dracos Augen glitzerte eine Herausforderung, der Sirius kaum widerstehen konnte.

„Ich hab dir versprochen“, begann Sirius mit kaum vorhandener Stimme, „dass ich auf dich aufpasse. Du brauchst das hier nicht.“

Draco verringerte den Abstand, als würde er wissen, was das mit Sirius anstellte. „Ich würde mich sicherer mit einem Plan B fühlen.“

„Auch auf die Gefahr hin, dass du zu heulen anfängst, aber deine Plan Bs sind nicht gerade das Gelbe vom Ei“, haute Sirius unüberlegt raus.

Draco wich nicht zurück. „Du bist ein Gryffindor, Black. Du kannst planen nicht einmal buchstabieren.“

„Autsch.“ Grinsend presste Sirius sich eine Hand auf sein Herz. Dracos Mundwinkel zuckten endlich, wenn auch nur kurz. Auch für den Anflug eines Lächelns hätte Sirius ihn am liebsten geküsst. „Aber hey, zwei Tendenzen für miserable Pläne ergeben einen guten.“

Draco lächelte. Ein richtiges Lächeln. Sirius fasste Dracos Kinn, musste es gar nicht mehr anheben. Es wäre so leicht ihn zu küssen und Draco schien ihn nicht aufhalten zu wollen, einzig und allein der schwarze Schatten der Fledermaus im Hintergrund stoppte ihn. Draco entwich ein leises Wimmern und sein Lächeln verschwand, als Sirius sich wieder zurückzog. Dracos gequälter Ausdruck voller Sehnsucht war die perfekte Spiegelung von Sirius‘ Innerem.

„Ich…“ Draco drehte sich von Sirius weg, schaute ruhelos über die trüben, matschigen Ländereien. „Ich denke, dass der Dunkle Lord seine Seele in mehr als drei Stücke geteilt hat. Es sind entweder drei oder sieben, bedeutende Zahlen in Arithmantik. Dieses Tagebuch hat eine persönliche Verbindung zum Dunklen Lord. Das Diadem dagegen… Es gehörte Ravenclaw, und der Dunkle Lord hat einen Hang zum Trophäensammeln. Wenn schon ein Gründer von Hogwarts, dann alle Gründer von Hogwarts. Das wären vier, plus drei weitere Stücke, an denen er irgendwie hängt, wie das Tagebuch. Klingt das logisch?“

„Tut es“, sagte Sirius und war nicht einmal überrascht, dass Draco nicht auf den Kopf gefallen war. Es wäre so viel einfacher ihn abzuschreiben, wenn er dem Blondinen-Klischee alle Ehre machen würde.

Draco räusperte sich. Rote Flecken besprenkelten seine blassen Wangen. „Ich vermute, ich weiß wo noch ein Stück ist.“

Sirius wünschte, dass ihn das mehr interessieren würde, als Dracos Bedürfnis ihm so etwas Wichtiges anzuvertrauen. „Verrätst du es mir?“

„Willst du es denn wissen?“

Sirius wollte etwas anderes wissen: „Bist du noch sauer auf mich?“

„Ja“, hauchte Draco.

„Hm…“ Sirius überlegte einen Moment. „Wusstest du, dass Ron noch Jungfrau ist?“

Draco gluckste. Die sichtbare Anspannung wich mit einem Schlag aus seinen Schultern und den letzten Rest hätte Sirius am liebsten wegmassiert. „Glaubst du ernsthaft, das klopft mich weich?“

Sirius legte die Hand zwischen Dracos Schulterblätter. Er spürte Dracos Wärme durch den dicken Mantel hindurch gegen seine Handfläche pochen. Zu gerne hätte Sirius ihm in die Augen gesehen, aber Draco bemühte sich sehr ihn nicht anzusehen.

„Ich erteil dir die Erlaubnis ihn damit aufzuziehen“, lockte Sirius.

Draco schüttelte nur den Kopf. „So gerne ich würde, das könnte ich nicht. Ich kann darüber herziehen, dass er arm ist, weil ich reich bin. Ich kann mich über sein nicht vorhandenes Quidditch-Talent amüsieren, weil ich welches habe. Ich kann seine hässliche Visage verspotten, weil ich besser aussehe…“

„Na ja, du bist keine Jungfrau“, sagte Sirius.

Für den Bruchteil einer Sekunde schaute Draco ihn aus dem Augenwinkel an. „Damit kann ich wohl kaum angeben.“

„Dann gib mit dem Mädchen an, das vorher…“

Draco senkte den Blick auf den Boden.

„Oh…“ Sirius nahm die Hand von Dracos Rücken und beobachtete, wie seine Wangen sich langsam rot färbten. „Oh, du… Nein.“ Er schloss einen Moment die Augen. Bilder flackerten hinter seinen Lidern auf. All die Momente, in denen er Dracos Unsicherheit und Unschuld bemerkt und einfach abgetan hatte. „Ich wusste nicht, dass du… Wieso hast du nichts gesagt?“

Draco sprang auf die Füße und sammelte den Rest seiner Bücher auf. „Ich glaube, du wusstest es ganz genau. Es hat dich nur nicht interessiert.“ Er lief so schnell zurück zum Schloss, dass er fast auf dem nassen Boden ausrutschte. Sirius ließ ihn. Er hatte so viel falsch gemacht, dass er das nicht richten konnte, indem er Draco hinterherlief.

Sirius vergrub das Gesicht in den Händen und stöhnte auf. „Verflucht, Black, was hast du gemacht?“ Der Teil in ihm, der unbedingt ein Arschloch hatte sein wollen, wurde gerade von dem Rest niedergetrampelt und landete als kleine, schwere Kugel in seinem Magen. Ihm wurde schlecht. Er brauchte Luft.

Sirius nahm die Hände herunter und hob tief einatmend den Kopf. Er schlug die Augen auf. Vor ihm stand Snape.

„Woah.“ Sirius sprang auf. „Geht’s noch, Schniefelus?“

„Ich warne dich, Black“, sagte Snape leise, aber sein Versuch bedrohlich zu klingen amüsierte Sirius nur. „Ich hab gemerkt, wie du ihn ansiehst. Ein Schritt zu weit, und ich werde das ausnutzen, um dich zurück in das dreckige Loch zu befördern, aus dem du gekrochen bist.“

Sirius legte seufzend den Kopf schief. „Ich fühl mich nicht wirklich eingeschüchtert. Möchtest du das nochmal probieren, Schniefelus?“

Snape funkelte ihn wütend an, ließ die Hand aber zu langsam und auffällig in seinen Umhang gleiten. Sirius zückte seinen Zauberstab schneller und, weil niemand in der Nähe war, ließ gleich einen Fluch auf Snape los.

Es knallte. Eine schwarze Wolke vernebelte kurz seine Sicht, dann flatterte eine Fledermaus aus ihr heraus. Sirius lachte das verwirrte Tier aus.

„Oh, was willst du jetzt machen, Sev-Sev?“

Die Fledermaus stürzte auf ihn zu und biss, kratzte und zerrte an seinem Haar. Sirius schlug sie weg und auf den Boden. Er wischte Blut von seinen Wangen. Sirius knurrte, ein Geräusch das überzeugender klang, als er sich in seine Animagusform verwandelte. Getrieben von Rache und Frustration stürzte er sich auf die Fledermaus.

Als Professor McGonagall die beiden kämpfenden Tiere entdeckte, zurückverwandelte und ihnen dann eine ihrer Strafpredigten über „Vorbildfunktion“ und „Schande für Hogwarts“ aufzwang, fühlte Sirius sich wirklich wieder wie ein Teenager – und das Positive war, dass er kein Nachsitzen bekommen konnte.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz