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Fanfiction

Pureblood Pride - Das Fenster

von Dr. S

Es war verblüffend, dass man sich auch als Lehrer nicht auf den Schulanfang freute. Die Ferien waren nach ihrem sehr miserablen Start viel zu schnell vorbeigegangen. Sirius stand im Nu wieder vor einer energiegeladenen Schülerschar, die lieber zum hundertsten Mal ihre Ferien besprach, anstatt seinen Ausführungen über Rotkappen, Dementoren oder Inferi zu lauschen.

Am Ende seiner letzten Stunde hatte Sirius‘ höllische Kopfschmerzen. Er wischte die Tafel, die auch bei den Sechstklässlern kaum jemand angesehen hatte – Hermine mal ausgenommen, die den Blick nur von ihr nahm, um während einer ihrer Antworten unheimlich sturen Augenkontakt aufzubauen. Als er sich wieder seinem Schreibtisch zudrehte, war die Hälfte der Klasse schon dabei sich zur selben Zeit aus der Tür zu quetschen. Harry stand direkt vor seinem Tisch.

„Was ist los?“, fragte Sirius und strich sich erschöpft das Haar aus den Augen.

„Wir haben uns die ganzen Ferien nicht gesehen“, sagte Harry, als wäre von vorneherein klar, warum er Hermine nicht dabei half Lavender Brown, die an Rons Arm festgehext schien, mit bloßen Blicken umzubringen. „Gibt bestimmt irgendetwas zu besprechen.“

Sirius wusste ganz genau, worauf Harry hinauswollte. Laura Madley. Er wollte ihre Geschichte wohl von fünfzig verschiedenen Menschen hören und immer noch glauben, dass mehr dahinter steckte.

„Jetzt?“ Sirius schaute auf seine Uhr. „Hast du nicht Quidditch-Training? Danach können wir gerne eine Tasse Tee trinken. Ich würd mich freuen.“

Harry strahlte ihn an, nickte und machte auf der Stelle kehrt. Er tänzelte durch die Tischreihen und heftete sich an die Slytherin’schen Nachzügler des Kurses. Warum die so verwirrte Blicke zurück in den Klassenraum warfen wurde Sirius erst klar, als er an dem blonden Haarschopf in der letzten Reihe hängenblieb. Draco hatte seine Tasche wie in Zeitlupe gepackt und sobald die Tür hinter Harry zugefallen war, beachtete er sie nicht mehr.

Sirius hob die Augenbrauen, als Draco sich geschmeidig wie eine Katze an ihn heranpirschte, sich im Gegensatz zu Harry aber hinter den Schreibtisch wagte. Er stützte sich rücklings gegen den Tisch ab und krallte die Finger in Sirius‘ Umhang.

„Was ist los?“, kriegte Sirius noch raus, bevor Draco ihm einen langen Kuss aufdrückte. Seine Lippen strichen wie die erste warme, leider noch weit entfernte Frühlingsbrise über seinen Mund, und verwandelten sich in einen wilden Sturm, dem Sirius nicht standhalten konnte. Seine Knie wurden weich, und er knickte tatsächlich fast ein. Draco küsste ihn mit genau dem Enthusiasmus, den Sirius immer verliebten Pärchen zugeschrieben hatte. Und als er sich löste, schaute er Sirius auch ein bisschen verliebt an.

„Wofür war der denn?“, fragte Sirius mit einem Grinsen, das nicht mehr verschwinden wollte.

„Deine Stunde war ganz passabel heute“, sagte Draco schulterzuckend und zog Sirius in noch einen kurzen Kuss herunter.

„Aha.“ Sirius gab ihm einen genauso quälend flüchtigen Kuss zurück. „Heißt das, du hast zugehört?“

„Na ja… jetzt wo ich mich wieder für die Schule interessiere… Aber du hast eine schreckliche Stimme. Wie Rasierklingen in den Ohren.“ Aus Dracos Mund war das ein Kompliment. Er meinte es nicht so, brachte nur das Gegenteil nicht über die Lippen, und Sirius war mit genug Selbstbewusstsein gesegnet, um es Draco nicht übelzunehmen. „Es ist gut, dass ich sie heute nicht mehr ertragen muss.“

Sirius hatte wohl nicht genug Selbstbewusstsein, um nicht enttäuscht von so einer Abfuhr zu sein. Bis zum Ende der Ferien hatten sie – zu Snapes Missfallen – kaum eine Minute nicht miteinander verbracht. Draco tat natürlich gerne so, als würde Sirius ihn mit seiner Anhänglichkeit in den Wahnsinn treiben, aber er war es, der sich abends in Sirius‘ Büro schlich, um nicht alleine schlafen zu müssen. Sirius hatte die vage Vermutung, dass er als eine Art Schutz vor Alpträumen benutzt wurde.

„Du verschwendest deine Zeit ja lieber mit Potter“, murmelte Draco, zupfte dabei unruhig an Sirius‘ Umhangseiten herum. Seine Finger fühlten sich darunter sichtlich wohler, und Sirius spürte sie dort auch gerne.

„Bist du eifersüchtig?“

Draco schnaubte. „Auf Potter? Auf was soll man da denn eifersüchtig sein?“

Sirius beschloss da nicht näher drauf einzugehen. „Harry und ich trinken nur einen Tee zusammen. Du könntest nach dem Abendessen also vorbeikommen.“

Draco schien damit einigermaßen zufrieden zu sein. „Wenn du es so nötig hast, könnte ich das einrichten.“ Er ließ ein kleines Lächeln zu, das im Vergleich zu Sirius‘ Dauergrinsen wie ein zuckender Muskel wirkte. Trotzdem war das eine derartige Rarität, dass Sirius sie mit einem Kuss belohnte, den Draco erst gar nicht abbrechen wollte, nur um sich gleich danach von Sirius wegzudrehen. Er hob die Hand zum Abschied, sammelte seine Tasche auf und verließ das Klassenzimmer.

Sirius grinste einsam in der Stille. Draco mochte seine gute Laune nicht ganz so offen zeigen, aber sie steckte trotzdem an.

~*~

Als Sirius den Tee für Harry – und warum auch immer Ron – einschenkte, grinste er immer noch über das ganze Gesicht. Jeder Muskel in seinem Gesicht schien zu schmerzen und er musste einen grotesken Anblick abgeben, jedenfalls sahen die beiden Gryffindors ihn an, als wäre er der verrückte Massenmörder, der einen von ihnen gerade unter die Peitschende Weide gezogen hatte.

„Du musst ja tolle Ferien gehabt haben“, sagte Ron und warf sich ein drittes Stück Zucker in seinen Tee. Harry knabberte etwas missmutig an einem Keks. Entweder war das Training nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen – James war nach misslungenen Übungen immer stundenlang grantig gewesen – oder er hatte nicht gewollt, dass Ron sich aufdrängte.

„Was? Nein.“ Sirius stellte die Teekanne weg und rieb sich das Lächeln aus dem Gesicht, setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Den Stuhl hatte er in Richtung von Harry und Ron auf den Sesseln gedreht. „Ihr habt ja gehört, was hier während der Ferien los war.“

Harrys Stimmung schoss von einer Sekunde auf die Nächste aus dem Keller heraus. „Du meinst Laura Madley?“

Sirius trank einen Schluck Tee, und er hatte es verdient, dass er sich daran die Zunge verbrannte. Er wollte Harry nicht anlügen, aber er konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Wenn sich unter den Schülern das Gerücht verbreitete, dass ein Stück von Voldemorts Seele jahrelang unter ihnen gewesen war, dann würde Panik ausbrechen. Und auch wenn er Harry vertraute so etwas für sich zu behalten, die Tatsache, dass Draco in dieser Sache mit drin steckte machte Harry unzuverlässig. Außerdem wollte Sirius es keinesfalls riskieren Draco in irgendeiner Weise an diesen Vorfall zu erinnern. Er schien doch gerade damit umgehen zu können.

„Hast du gesehen, was mit ihr passiert ist? Waren das Voldemorts Leute? Was haben die hier gemacht?“ Harry haute eine Frage nach der anderen raus, und leider schien Ron genauso interessiert an der Geschichte. Zwei Augenpaare, die Sirius neugierig beäugten, machten das Ganze noch schwerer. „Hat Draco Malfoy was damit zu tun?“

Sirius verschluckte sich an seinem Tee, prustete ihn einen Meter weit in Rons Gesicht. „Merlins Bart, Harry. Das ist eine brutale Anschuldigung. Hast du irgendwelche Beweise dafür?“

Harry fummelte ein Taschentuch für Ron aus seinem Umhang. „Malfoy ist ein Todesser. Oder will einer werden. Es ist doch kein Zufall, dass Todesser plötzlich so nah an die Schule kommen.“

Ron wischte sich das Gesicht sauber. „Er wollte sie bestimmt irgendwie reinschmuggeln.“

Harry nickte. „Um zu tun, was immer Voldemort ihm aufgetragen hat.“

Sirius fragte sich, ob Harry Ron mitgebracht hatte, weil er glaubte Unterstützung zu brauchen um seine Argumente zu untermauern. „Okay, hört zu.“ Augenblicklich hatte er die volle Aufmerksamkeit. „Lasst Draco in Ruhe. Er hat es gerade nicht leicht, und er ist wirklich keine Gefahr mehr.“

„Hab auch gesagt, dass Malfoy zu blöd ist, um irgendetwas hinzukriegen“, meinte Ron.

Harry beachtete ihn gar nicht. „Was soll das heißen? Hast du rausgefunden, was er vorhat? Wieso sagst du mir das nicht?“

Sirius stellte seine Teetasse weg, ehe das Zittern seiner Hände offensichtlich wurde. „Harry, wenn du Dumbledore –“

„Ich will aber, dass du es mir sagst. Oder vertraust du mir immer noch nicht?“

Mit so einer Anschuldigung hatte Sirius nicht gerechnet. „Das ist jetzt wirklich lächerlich. Du solltest dich mal reden hören. Wir haben uns wochenlang nicht gesehen, und das Einzige, über das du reden willst, ist Draco Malfoy. Unter uns gesagt, Harry, ich glaube, du brauchst eine Freundin.“

Harry wurde innerhalb eines Blinzelns knallrot um die Nase.

Ron gluckste. „Du solltest froh sein, dass du keine hast, Alter.“

„Ron, wenn sie dich so sehr nervt, dann mach Schluss.“ Harry klang kaum merklich genervt, und bei ihm musste das heißen, dass Ron ihm die ganzen Ferien über mit diesem Thema auf den Geist gegangen war. Und wenn Ron seine Freundin wirklich nicht mehr ertragen konnte, dann war es auch verständlich, dass er nach dem Quidditch-Training lieber Sirius‘ bitteren Tee trank, als ihr zu begegnen.

„Du sagst das so einfach, aber…“ Ron wandte sich an Sirius. „Er will mir nicht verraten, wie er das mit Cho Chang hingekriegt hat.“

Harry rückte sich seine perfekt sitzende Brille zurecht. „Weil es da nichts zu verraten gibt.“

Ron verzog säuerlich das Gesicht. „Siehst du… Ähm, Sirius. Könntest du mir nicht einen Tipp geben? Du siehst aus, als hättest du schon mit Dutzenden Frauen Schluss gemacht.“

Auch wenn Sirius sich tausendmal lieber mit Teenager-Problemen herumschlug, als sich um das ewige Draco-Thema herumzuwinden, wusste er nicht, was er von Rons Aussage halten sollte. Es klang wie ein Kompliment, also grinste Sirius.

„Sorry, Ron, aber solange du nicht wissen willst, wie du dich morgens durch fremde Fenster schleichst, kann ich dir nicht helfen. Ich hatte in meinem Leben – Merlin sei Dank – kein zweites Date mit derselben Person.“

Er wurde mit zwei sehr verschiedenen, aber gleichermaßen unerwarteten Gesichtsausdrücken konfrontiert. Ron wirkte verwirrt, und Harry schwankte zwischen Mitleid und… Aufregung.

„Vielleicht ist es Zeit das zu ändern“, warf er betont beiläufig ein und rührte dabei in seinem Tee herum. „Obwohl wir mitten im Krieg eigentlich keine Zeit für solche Dinge haben. Die arme Tonks, zum Beispiel, ist total fertig wegen der Sache mit Laura Madley…“

„Du hattest nie ein zweites Date?“, mischte Ron sich ein. Harry rieb sich unter der Brille über die Augen und seufzte. „Nie in deinem ganzen Leben? Ernsthaft?“

„Na ja, du darfst nicht vergessen, dass ich ein Drittel meines Lebens im Gefängnis gesessen habe, und die Hälfte des anderen Drittels war ich zu jung für Dates“, erklärte Sirius. „Und ehrlich gesagt, ein Date reicht doch vollkommen aus. Oder, Harry?“ Er wackelte mit den Augenbrauen und gönnte sich seinen letzten Schluck Tee.

Harry legte den Kopf schief. Rons Stirn kräuselte sich in faltige Fragezeichen.

Sirius gluckste. „Kommt schon. Was seid ihr? Zwei frigide Jungfrauen?“

Rons Ohren wurden schlagartig flammendrot. Harry suchte sich einen Punkt hinter Sirius‘ Schulter, den er bohrend anstarrte. Beide sagten kein Wort.

Sirius führte seine leere Teetasse noch einmal zum Mund. Er hatte die beiden nicht in Verlegenheit bringen wollen. Ron hatte mit dem Thema angefangen und den Eindruck erweckt, seine Freundin würde ihm ständig die Klamotten vom Leib reißen wollen.

„Ja, also. Es ist schon spät.“ Sirius gab den beiden Jungen den Startschuss aufzuspringen und der ihnen offensichtlich unangenehmen Situation zu entfliehen. Sie schienen es nicht so eilig zu haben wegzukommen, wie Sirius sie loswerden wollte. Er öffnete die Tür für sie. Ron blieb auf dem Weg nach draußen neben ihm stehen und schaute ihn einen Moment lang unsicher an, als würde ihm irgendetwas auf der Seele liegen und heraus wollen.

„Bis dann“, brachte er schließlich hervor und hechtete fast aus der Tür.

„Harry.“ Sirius hielt seinen Patensohn noch kurz zurück, vielleicht mit dem einzigen Thema, das interessant genug für Harry war. „Nochmal wegen Draco. Ich würde es gut finden, wenn du ihn in Ruhe lässt. Die Sache hat sich erledigt.“

„Und wie hat sich was genau erledigt?“

Sirius schüttelte den Kopf.

„Wenn du mir einfach sagen würdest, was los ist, wie du’s sonst getan hast, dann müsste ich nicht nachfragen“, sagte Harry und damit hatte er auch Recht. Sirius hasste es, Harry im Dunkeln über wichtige Dinge zu lassen und Dumbledore würde ihm vermutlich bald die Wahrheit sagen, also gab es keinen Grund, warum Sirius es nicht jetzt tun sollte.

„Ich kann nicht. Ich will nicht riskieren, dass Draco mir misstraut. Verstehst du das?“

„Nein“, gab Harry ehrlich zu. „Aber ich vertrau dir. Und ich werd versuchen Dumbledore auszuquetschen.“

Sirius lachte und schloss die Tür hinter Harry. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet – genauso wenig, wie mit seiner eigenen. Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Am ersten Schultag hatte er leider noch keine Aufsätze zu korrigieren, zur Abwechslung hätte ihm das einmal gefallen.

Er hätte das nicht sagen sollen. Er machte viel zu offensichtlich, dass Draco ihm etwas bedeutete. Und es gab so viel mehr Gründe, warum er Draco nicht an sich ranlassen sollte, als alte Prinzipien.

„Guck mich nicht so an“, murmelte er dem Foto auf seinem Schreibtisch zu. Er klappte James‘ grinsendes Gesicht um. Zusammengeschrumpft unter seinem schlechten Gewissen blickte Sirius eine halbe Ewigkeit auf die Rückseite des Holzrahmes. Er schreckte erst auf, als seine Tür aufgedonnert wurde.

„Das ist lächerlich! Eine Demütigung, mehr nicht!“ Draco kickte die Tür wieder zu und stürmte vorwärts, knallte eine zerbrechliche Phiole auf Sirius‘ Tisch. „Ich will die Erinnerung nicht mehr haben. Gib sie Dumbledore wieder.“

Sirius vermisste Dracos gute Laune von heute Nachmittag, aber er hätte sich denken können, dass sich das innerhalb weniger Stunden ändern würde. „Hat dir nicht gefallen, was du gesehen hast?“

Draco kochte einen Moment vor sich hin. Er sah niedlich aus, wenn er wütend war, und Sirius konnte sich darüber amüsieren, weil Draco nicht sauer auf ihn war – zur Abwechslung einmal.

„Ein Muggel-Waisenhaus“, presste Draco hervor. „Der größte Magier aller Zeiten ist in einem Muggel-Waisenhaus groß geworden –“

„Der größte Magier aller Zeiten? Ernsthaft?“

„Und noch dazu nicht mehr als ein Halbblut, vielleicht sogar ein Schlammblut!“ Draco ließ sich über dieses Wort nicht belehren und ließ sich in den Sessel fallen, den eben noch Harry besetzt hatte. Statt nach einem Tee griff er nach Sirius‘ Feuerwhiskey. Er schraubte die Flasche auf und wollte gerade einen Schluck trinken, als Sirius sie ihm wegnahm.

„Ist das ein Grund sich zu betrinken?“

Draco schaute ihn säuerlich an. „Seit wann hast du was dagegen?“

„Ich halt’s für unnötig.“ Sirius stellte die Flasche in eine Vitrine hinter seinem Schreibtisch, wo er andere Flaschen, Gläser und diverse Zaubertränke aufbewahrte. „Du regst dich wegen nichts auf, Draco.“

„Nichts? Ich hab mein ganzes Leben wegen einem Betrüger ruiniert!“

„Voldemort wird nicht weniger gefährlich, nur weil seine Familie nicht über Generationen Inzucht betrieben hat.“ Sirius versuchte seinen heiteren, belustigten Tonfall beizubehalten, trotzdem verdüsterte Dracos Miene sich noch weiter.

Er fuhr hoch. „Du solltest vielleicht erst nachdenken, bevor du sowas sagst“, spuckte Draco aus und wäre auf seinem Emotionstornado aus der Tür geflogen, wenn Sirius nicht vorher sein Handgelenk zu fassen bekommen hätte.

„Sorry.“ Entweder klang er überzeugend oder Draco wollte gar nicht gehen, denn er blieb sofort stehen, schmollte allerdings weiter. „Aber du flippst wegen ein bisschen Blut aus. Oder ist da noch irgendetwas Wichtiges, hm?“

Draco schob die Lippen noch etwas weiter vor. Er drehte sein Handgelenk und versuchte sich aus Sirius‘ Griff zu befreien schaffte das aber nicht.

„Er steht anscheinend auf Trophäen“, sagte Draco. „Trophäen von Menschen, die ihn geärgert haben und an denen er sich gerächt hat. Falls du dich erinnerst, ich hab ein bisschen mehr getan, als ihn zu ärgern. Er wird mir den Kopf abreißen und über unserem Kamin aufhängen.“

„Würde ich auch, wenn ich könnte…“

„Das ist nicht lustig!“ Draco schlug mit der freien Hand gegen Sirius‘ Brust, dann noch einmal mit beiden. „Das ist nicht lustig, okay? Ich bin nicht dein geliebter Hippogreif, der bloß riesige Chicken Wings zu bieten hat. Aber das ist dir sowieso egal. Das Federvieh kommt bei dir gleich nach Potter, und solange irgendetwas den Dunklen Lord davon ablenkt unseren Auserwählten umzubringen –“

„Hey.“ Sirius umfasste Dracos geballte Fäuste, bevor ihm noch eine Rippe gebrochen wurde. „Pass auf, was du sagst.“

Draco stieß ihn schnaubend weg. „Und für dich gilt das nicht?“

Sirius wich Dracos verletztem Blick aus. War er besonders unsensibel gewesen? Machte er James‘ Konkurrenz darin komplett offensichtliche Dinge zu übersehen? Eigentlich war das nicht seine Art.

„Ich weiß, dass der Dunkle Lord sich nicht persönlich um mich kümmern wird“, sagte Draco leise, fast schon unsicher. „Aber er hat Leute. Viele gelangweilte Leute, die sich nur so darum reißen werden, mich zu…“ Draco biss sich auf die Lippe. „Greyback, zum Beispiel… Er hat mich sowieso schon wie Hundefutter angestarrt.“

„Keine Sorge, an dir ist gerade nicht genug Fleisch dran, um irgendwem das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen“, scherzte Sirius. Es war, als würde sein Unterbewusstsein ihn aus dem nächstgelegenen Fenster zerren und zwingen wegzulaufen.

Dabei wollte er Draco nicht vertreiben. Er hatte ihn gern. Sehr gern sogar. Dass ausgerechnet Draco Malfoy solch starke Gefühle in ihm auslöste bereitete ihm ein schlechtes Gewissen.

Sirius‘ Blick wanderte zu seinem Schreibtisch, zu dem umgeklappten Foto, und dann zum Fenster. Als er Draco wieder ansah, war dessen Miene kalt und abweisend.

Er war schon zweimal kurz davor gewesen abzuhauen, und Sirius hatte gerade das dritte Mal provoziert. Dieses Mal schien Draco nicht mehr bleiben zu wollen. Er nickte, als hätte er den Wunsch von Sirius‘ Unterbewusstsein ihn loszuwerden verstanden, und wandte sich zum Gehen. Sirius überholte ihn und versperrte die Tür. Er entschuldigte sich nicht, sondern tat einfach so, als hätte er das nie gesagt.

„Dir passiert hier nichts. Hogwarts ist der sicherste Platz, den ich kenne –“

„Weshalb du dich vor drei Jahren auch so einfach hineinschleichen konntest. Es gibt unzählige Wege ins Schloss zu kommen, glaub mir.“ Draco sagte das, als hätte er die letzten Monate damit verbracht einen Weg zu finden, wie er am besten blutrünstige Todesser nach Hogwarts bringen konnte. „Ich fühle mich nicht sicher.“

„Solltest du aber. Du hast hier Albus Dumbledore, den mächtigsten Zauberer unserer Zeit. Und… du hast mich. Ich werde auf dich aufpassen.“

Draco bekam etwas Farbe in sein blasses Gesicht. Die Augenringe waren zwar verschwunden, obwohl Sirius ihm in den Ferien kaum Zeit zum Schlafen gelassen hatte, aber er wirkte immer noch krank. Die Verlegenheit stand ihm gut.

„Erstmal sollte das reichen. Oder?“ Sirius erteilte Draco einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Draco quittierte das mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Komm schon, es gibt einen Grund, dass Dumbledore dir diese Erinnerung überlassen hat.“

„Überlassen, natürlich“, murrte Draco spöttisch, obwohl man Albus Dumbledore nicht beklaute, ohne dass der dabei Hintergedanken hatte.

„Er wollte dir zeigen, dass Voldemort auch mal ein normaler Mensch gewesen ist“, fuhr Sirius fort. „Ein sterbliches… ähm, Ding.“

„Sterblich, mhm. Du unterrichtest doch Verteidigung gegen die dunklen Künste, Black. Vielleicht solltest du das mit der abgetrennten Seele nochmal nachschlagen oder Dumbledore fragen.“

„Ich bin nicht blöd, Draco. Mir sind als Kind auch diverse schwarzmagische Bücher auf den Kopf gefallen.“ Sirius grinste. „Allerdings bezweifel ich, dass du wirklich Ahnung hast, wovon du da sprichst, sonst würdest du deine Hand in meinem Unterricht ja mal nach oben kriegen.“

Draco presste die Kiefer so fest aufeinander, dass Sirius glaubte sie knirschen zu hören. „Entschuldige vielmals, Black, aber auf dumme Fragen würdest du nur dumme Antworten bekommen. Und die hat Granger mehr als genug auf Lager.“

„Ernsthaft?“, seufzte Sirius. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind, Draco.“

„Und du dich wie ein Arschloch.“ Draco riss die Tür auf. Der Ruck ließ Sirius vorwärts stolpern und den Weg freigeben. „Gut zu wissen, dass es dich keinen Knut interessiert, dass ich auf der schwarzen Liste eines unsterblichen Monsters stehe.“ Draco schlug die Tür hinter sich zu.

Sirius blieb eine geschlagene Minute an Ort und Stelle stehen. Ein Teil von ihm hoffte, dass Draco zurückkommen würde, damit er sich entschuldigen konnte. Der andere Teil verspürte… Erleichterung.

Sirius sammelte nachdenklich die Phiole mit der Erinnerung auf und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er betrachtete den silbrig glänzenden Inhalt. Die Phiole hatte einen leichten Knacks am oberen Rand, so grob war Draco mit ihr umgegangen.

„Und wie soll ich die Dumbledore wiedergeben?“, murmelte Sirius. Er war sich zwar ziemlich sicher, dass Dumbledore sich nicht ohne Hintergedanken ‚beklauen‘ ließ, aber selbst wenn dem so war, wie sollte er erklären, dass die Erinnerung jetzt in seinem Besitz war? Sirius seufzte. Er stellte das Foto von ihm und seinem besten Freund wieder aufrecht hin.

„Du wüsstest bestimmt, wie ich das wieder hinkriege, James.“


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